Vielen lieben Dank euch allen für die Glückwünsche
Und ganz besonders für das Gedicht und die Torte! Ihr seid einfach toll
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"Centurio", half Ursus freundlich aus. "Er befehligt achtzig Männer. Kannst Du so weit zählen? Bis achtzig?" Den Optio unterschlug er vorerst, er wollte sie nicht verwirren. Wenn sie die Struktur einer Legion nach und nach lernte, genügte das. "Unter dem Helm haben sie natürlich genug Haare. Das wirst Du sehen, wenn Du sie beobachtest." Als sie weiterfragte, mußte Ursus unwillkürlich grinsen. "Ja, diese Männer hören auf mich. Alle hier müssen auf mich hören. Und das sind ungefähr sechstausend Menschen. Wenn ich mal heiser bin, dann sage ich einem der Tribune, er soll das für mich machen. Davon habe ich sechs. Sie sind die höchsten Offiziere." Die Kleine würde vermutlich schneller den Aufbau einer Legion verstehen als die meisten Probati. So neugierig sie war und so eifrig, wie sie die Informationen in sich aufsaugte.
"Nun, an die Wände malen, ist aber nicht so gut. Ich denke, wir finden eine Lösung, wie Du malen kannst, ohne die Wände zu nehmen. Bis dahin habe ich etwas, das Du nehmen kannst. Es ist zwar nichts zum Malen, aber man kann trotzdem Bilder damit machen." Er zog die Kiste unter dem Tisch hervor und reichte sie ihr. "Vorsicht, sie ist schwer!" Es waren unzählige Mosaiksteinchen darin. Bunt und glatt poliert.
Hoffentlich hatte Cimon Recht. Ärger mit Celerina war wirklich das Letzte, das er sich ans Bein binden wollte. "Gut. Es ist auch besser, wenn ihr beide das für euch behalten würdet. Zumindest, bis Áedán von seiner Herrin die Erlaubnis erhält, Zärtlichkeiten mit anderen Sklaven austauschen zu dürfen. Gut ist auch, daß es nicht sein erstes Mal war. Trotzdem ist es sozusagen... nunja. Er ist ihr Eigentum." Ursus zögerte, es so auszudrücken. Rechtlich waren Sklaven nichts anderes als Dinge. Daß er selbst eine andere Ansicht hatte, änderte nichts an der Tatsache an sich. Aber er wollte auch Cimon nicht verletzen durch unbedachte Äußerungen.
"Und ihr fandet es beide schön? Wo liegt dann das Problem? Ich meine ... zwischen euch beiden?" Wenn sich beide einig gewesen waren und es einfach nur zum Spaß gewesen war, dann sollte es doch eigentlich kein Problem geben.
So etwas machte mehr Freude, als selbst beschenkt oder ausgezeichnet zu werden. Diese Freude mitzuerleben, diesen erwachenden Stolz. Cimon hatte noch nicht viele Gelegenheiten bekommen, sein Können unter Beweis zu stellen. So gut abgeschnitten zu haben in einer Konkurrenz mit freien Bürgern, die teilweise seit ihrer Kindheit Bildung hatten genießen dürfen, war auch ein Grund stolz zu sein.
"Mir brauchst Du nicht zu danken, denn Du warst es ganz allein, der diese Leistung vollbracht hat." Daß er die Kursgebühr bezahlt hatte, daran dachte Ursus gar nicht mehr. So teuer war es ja auch nicht gewesen.
"Natürlich gehört es Dir. Ganz allein Dir, Cimon. Du hast es Dir selbst erworben." Ja, rein rechtlich gehörte alles, was Cimon gehörte, eigentlich Ursus. Doch auch das sah Ursus etwas anders. Persönlichen Besitz seiner Sklaven würde er niemals an sich nehmen. Zumindest keinen ehrlich erworbenen. "Willst Du sie irgendwo aufhängen?"
Befehl
Optio Gaius Tallius Priscus hat sich umgehend im Officium des Legaten einzufinden.
[Blockierte Grafik: http://img81.imageshack.us/img81/8400/siegeltauwj6.gif]Legatus Legionis
LEGIO I TRAIANA PIA FIDELIS
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Ein Lächeln. Unglaublich. Der Gedanke an einen Übungskampf mußte für Baldemar ein enorm angenehmer Gedanke sein. "Ein Gegner ist ein einem Lager mit über fünftausend Soldaten sicher kein Problem. Wobei ich selbst dafür nicht zur Verfügung stehe, da ich es mir ansehen möchte und bestimmt auch keine wirkliche Herausforderung für Dich wäre. Aber ob wir hier an ein Sax kommen? Äxte gibt es hier, aber ich weiß auch nicht, ob die denen entsprechen, mit denen Du zu kämpfen gewöhnt bist. Ich werde aber sehen, was sich machen läßt." Vielleicht gab es ja das eine oder andere Beutestück. Das wollte er so allerdings nicht erwähnen.
Ursus lachte. "Ja, irgendwie schon. Aber klappt doch für den Anfang ganz gut mit der Zusammenarbeit?" Germanisch-hispanisch-römisches Trio. Daß so etwas von Baldemar kommen würde, hätte Ursus nie gedacht, aber der Germane hatte ihn heute ja schon einige Male überrascht. Vor allem auch mit der Fähigkeit, ausführlich zu reden. Naja, halbwegs ausführlich. Und der Gesang war auch sehr überraschend gewesen. Bei einem solch wortkargen Mann umso überraschender.
Für eine Weile trat Schweigen ein. Offenbar hatte es Ursus mal wieder geschafft, einen empfindlichen Punkt zu treffen. War nur die Frage, ob in positiver oder negativer Weise. Eine Melodie war der Anfang. Leise durch die Zähne gepfiffen. Nicht lang, aber so geheimnisvoll wie der Wind in den Baumwipfeln in den dunklen Winternächten Germaniens. "Ursprünglich. Bist Du das, Baldemar? Ursprünglich?" War es das, was den Germanen so anders machte trotz aller Parallelen? Ursus selbst war alles andere als ursprünglich.
Ja. Welch ein Zugeständnis! Unglaublich, das aus dem Munde dieses verbohrten Germanen zu hören. Die Frage nach der Axt allerdings schien Baldemar endgültig aus der Reserve zu locken. Er wurde richtiggehend redselig. Und bot sogar eine Kostprobe an! "Zwei Klingen... Hm. Das verleiht einem sicherlich Wendigkeit. Aber gleichzeitig ist es doch weit schwerer, die Deckung im Auge zu behalten. Ja, ich würde gerne sehen, wie solch ein Kampf abläuft. Was benötigst Du dafür?" Das Dunkle in den Augen des Germanen ignorierte Ursus. Hier in der Castra konnte nichts schiefgehen. Davon ging er zumindest sicher aus.
Einfach versuchen. So einfach war das. Ursus schmunzelte. "Dann versuche es bitte. Ich würde das Ergebnis gerne sehen und hören." Dieser Gesang von Trommeln begleitet, das mußte ein beeindruckendes Erlebnis sein. Oder war er heute nur in einer merkwürdigen Stimmung, daß er den Gesang als so ergreifend empfunden hatte? Er konnte es wirklich nicht sagen. Aber ihnen beiden hatte es gut getan.
Baldemar nahm den Scherz auf und hatte augenscheinlich nicht wenig Spaß daran. Den gönnte Ursus ihm durchaus, solange es ein Scherz blieb. Also setzte er noch einen drauf: "Es ist kein römisches Pferd. Es ist ein hispanisches Pferd", erklärte er ruhig und durchaus amüsiert. "Allerdings aus römischer Zucht."
Die Frage nach göttlicher Fügung beantwortete Ursus mit einem Achselzucken. Das Baldemar ja nicht sehen konnte, solange sie beide im Gras lagen. "Wer weiß?" Es mochte ein wenig vermessen sein, an eine göttliche Fügung zu glauben. Aber ganz zufällig wäre doch zu seltsam. "Pferde, Gras, Gesang... Du bist mit all dem eng verbunden, nicht wahr?" Für ihn selbst traf das nicht zu, Stadtrömer, der er war. Wobei Pferde ihm schon wichtig waren - wenn sie vor dem Wagen liefen.
Die Freude des Sklaven schien überwältigend zu sein. Zumindest ließ der Nubier sich zu einer spontanen Umarmung hinreißen. So etwas hatte Ursus nicht erwartet und so war er mehr als überrumpelt. Gerade Cimon war doch immer so überkorrekt und hielt sonst meist gar mehr Abstand ein, als nötig. Und nun so etwas. Ursus tat das einzig Mögliche: Er lachte und klopfte dem Nubier freundschaftlich auf die Schulter. Cimon löste die Umarmung auch bald und sank auf die Knie. Immer noch ungläubig, wirklich gelesen zu haben, was er gelesen hatte. "Gut? Laut dem Dozenten nicht nur die beste Lösung des Kurses, sondern überhaupt die beste, die er je auf dem Tisch hatte. Du kannst sehr stolz auf Deine Leistung sein. Ich jedenfalls bin es." Er legte Cimon eine Hand auf die Schulter und drückte sie anerkennend.
"Telecles", rief er den jungen Sklaven etwas näher. "Dort im Regal liegt etwas, das reich mir doch bitte." Ursus wartete einen Moment, bis der Junge ihm das Gewünschte gereicht hatte.
"Natürlich darfst Du die Abschrift behalten. Aber das Beste ist eigentlich dies hier." Er wickelte die Tafel andächtig aus und überreichte sie feierlich an Cimon. Glänzend und schimmernd bot sich die Bronzetafel dar, auf der die Leistung des Sklaven verewigt worden war.
Ursus wußte bald schon gar nicht mehr, wie er reagieren sollte. Erstaunt? Belustigt? Ärgerlich? Es war irgendwie ein Wechselbad aus all dem und er mußte erst überlegen, bevor er auf Cimons Geständnis reagieren konnte. Anscheinend war sein Leibsklave sehr attraktiv. Nun gab es also schon drei Personen, um die sich Cimons Gefühlswelt drehte. Wobei das mit Áedán wohl doch eher rein körperlicher Natur zu sein schien. "Du hast... also ihr habt euren Gefühlen nachgegeben und euch vereinigt? Nun, grundsätzlich ist an der Sache selbst nichts falsches, aber Áedán gehört nicht mir. Und niemand darf so intim mit ihm werden ohne die Erlaubnis seiner Herrin. Ich hoffe doch wenigstens, daß dies nicht sein erstes Mal war, oder? Und wird er darüber reden, damit angeben?"
"Woher weißt Du, wie Du es anfangen mußt?" Wenn Baldemar es noch nie gemacht hatte, wie konnte er sich dann so sicher sein, es hinzubekommen?
Auch der Germane machte es sich im Gras bequem. Und gab eine Erklärung ab, die Ursus mehr als erstaunte. "Du hast es dem Pferd überlassen?" Ja, es war seiner Stimme anzuhören, daß Ursus es kaum glauben konnte. Aber dann grinste er breit, was Baldemar zwar nicht sehen konnte, aber sicherlich an der Stimme hörte. "Kluges Pferd, daß Du da hast. Es scheint gewußt zu haben, daß wir uns hier treffen werden." Ein leises Lachen folgte. Immerhin war es sein Pferd.
"Ich weiß nicht, je länger wir reden, um so mehr denke ich, daß unsere Völker gar nicht so verschieden sind", sprach Ursus seinen Gedanken aus, der sich ihm immer mehr aufdrängte. "Sax, Axt und Faust. Ein Sax ist nicht so viel anders als ein Gladius. Aber mit einer Axt zu kämpfen, ist für mich ungewöhnlich. Ist sie nicht unhandlich? Zwingt das Schwingen der Axt einen nicht allzusehr, die Deckung zu öffnen?" So richtig konnte Ursus sich nicht vorstellen, mit solch einem Werkzeug zu kämpfen.
Die Frage von Cimon war irgendwie seltsam. Und Ursus bremste sich gerade noch rechtzeitig, bevor er allzu voreilig antwortete. Er hatte irgendwie das Gefühl in eine Falle zu tappen. "Kommt darauf an, wem Du es sagen willst. Und wer derjenige oder diejenige ist, die Du liebst." Schließlich hatte er Cimon schon mehr als einmal erklärt, wen er sich aus dem Kopf schlagen mußte. Wenn er doch einfach mit seinem Phaeneas seine Liebe finden würde! Dann wäre das andere Problem gleich mit gelöst. Vermutlich zumindest.
"Áedán... Erzähl mir doch bitte genauer, was da vorgefallen ist, hm?"
"Mach Dir bitte keine Gedanken. Ich war im Lager unterwegs, Du weißt doch, wie das ist. Ich bin schlicht nicht dazu gekommen." Ursus griff nach etwas Obst und ließ es sich schmecken. Dem jungen Sklaven nickte er anerkennend zu, anscheinend wußte er gut Bescheid, auch war er geschickt und hantierte unauffällig. Auch Cimon bekam ein anerkennendes Nicken, denn er hatte den Jungen ohne Zweifel angelernt.
"Nun, das hier ist nur eine Abschrift. Aber ich bin sicher, es wird Dir gefallen, was darauf steht." Ohne zu erklären, um was es ging, reichte Ursus nun seinem Sklaven die Schriftrolle. Die dazugehörige Bronzetafel hatte er ins Regal gelegt, in ein Tuch eingewickelt, damit Cimon es nicht gleich sah.
DIE SCHOLA ATHENIENSIS PHOEBI APOLLONIS DIVINIS
ZEICHNET
CIMON
MIT EINER
DIPLOMA
FÜR DEN
Cursus Res Vulgares XXXXI
MIT WIRKUNG VOM
ANTE DIEM V KAL IUL DCCCLX A.U.C. (27.6.2010/107 n.Chr.)
AUS.
Viel sagte Cimon ja nicht. Aber vielleicht war es besser, daß er wenig sagte. "Wohl hast Du Dich gefühlt. Sicher. Geborgen. Du konntest Dich ganz darauf verlassen, daß er niemals zulassen würde, daß Dir etwas Schlechtes geschieht." Das war natürlich nur geraten, aber wenn Cimon sich sicher fühlte, dann mußte es so sein. "Ihr versteht euch, ohne zu sprechen, ihr denkt gleich. Von wievielen Menschen, die man erst selten gesehen hat, kann man so etwas sagen? Was auch immer es ist, das euch verbindet. Sei es Liebe oder Freundschaft, wobei das eine das andere nicht ausschließen muß: Es ist etwas ganz Besonderes. Wenn ihr euch das nächste mal begegnet, dann denke genau daran. Hab Vertrauen zu ihm."
Baldemars Lachen zeigte deutlich, was er vor seinem geistigen Auge sah und Ursus stimmte in das Lachen mit ein. Anscheinend waren Germanen und Römer als Kinder nicht so verschieden, wie sie sich das als Erwachsene einbildeten. "Ja, das sollten wir besser lassen. Aber ich frage mich, ob Cimon nicht vielleicht ein guter Trommler wäre? Hast Du schon mal eine Trommel selbst gebaut?" Der Germane machte zumindest den Eindruck, als könnte er alles mögliche selbst machen, wenn man ihm nur das Material gab.
Ursus ließ sich zurückfallen und lag nun mit dem Rücken im Gras. Der dunkelblaue Himmel über ihm war makellos. Der fragende Blick war ihm nicht entgangen, aber er wußte nicht, was er erwidern sollte. "Warum diese Wiese?" , fragte er unvermittelt. Er fand ja, daß sie sehr nah an der Castra war. Und hätte gedacht, daß Baldemar sich einen Ort sucht, der etwas weiter weg wäre.
"Also nur bei Entscheidungen, bei denen es ums Leben geht. Hm. Auch nicht gerade wenig Macht, die solch ein Rich hat." Natürlich nicht vergleichbar mit der Macht eines römischen Kaisers, aber über eine Gaue zu herrschen, war sicher auch nicht das Schlechteste. Zumal Ursus der Meinung war, daß man schon einen kranken Verstand haben mußte, um Kaiser sein zu wollen. Es gab kaum eine Position im römischen Reich, die er weniger anstreben würde. Nein, Kaiser sein mußte eine unglaubliche Belastung sein.
Gut. Dieser Mann war so wortkarg, daß man sich unwillkürlich fragte, ob er überhaupt in der Lage war, ganze Sätze zu sprechen. Ursus merkte nichts davon, daß Baldemar eine bissige Bemerkung herunterschluckte. Er achtete auch nicht darauf, dachte er doch, er hätte dem Germanen eine reine Freude bereitet.
"Welche ist Deine beste Waffe? Was kannst Du am besten? Oder ist Deine Stärke der waffenlose Kampf?"
Ursus war es völlig entfallen, daß die Mutter seines Sklaven eine Lupa war, sonst hätte er vielleicht auch etwas anders gesprochen. "Manche haben vielleicht niemals Spaß. Aber das trifft auch auf andere Menschen zu, selbst auf Freie. Denn nicht jeder hat die Mittel, um das Leben zu führen, das seinen Wünschen entspricht." Er zuckte mit den Schultern. Das Leben war, wie es war.
"Als Du das letzte mal bei Phaeneas warst. Was hast Du da gefühlt? Was war das vorherrschende Gefühl? Versuch, Dich genau daran zu erinnern." Es war nur ein Versuch, ohne das geringste Wissen, ob es etwas Gutes erbrachte. Aber irgendwie meinte Ursus, daß Cimon nur genau in sich hineinhorchen mußte, um herauszufinden, was er wirklich wollte.
Ursus hatte es sich auf einer der Liegen bequem gemacht und wartete, selbst aufgeregt wie ein Kind zu den Saturnalien. Er sah die Freude auf die angenehme Aufgabe, die ihm angekündigt worden war, auf Cimons Miene. Wenn der wüßte, wie angenehm es noch werden würde! Ursus konnte es nicht verhindern, daß auch seine Miene verräterisch war. "Ja, das habe ich. Oh, gut. Du hast einen Imbiß mitgebracht. Ich habe seit Stunden nichts mehr gegessen. Mach es Dir bequem, Cimon." Er deutete auf die verschiedenen Sitzgelegenheiten und wollte dem Nubier die Wahl überlassen. Die Schriftrolle lag neben Ursus und er hatte eine Hand leicht darauf liegen. Noch wollte er Cimon ein wenig zappeln lassen.