Drohen? Womit um alles in der Welt hatte Ursus dem Germanen denn gedroht? Das Erstaunen auf seiner Miene war nicht gespielt und er schüttelte entschieden den Kopf. "Nein, ich drohe Dir nicht. Ganz im Gegenteil will ich Dir klarmachen, daß es einige Sicherheit in Deinem, in eurem Leben gibt. Warum nur glaubst Du, daß ich Dir mit so etwas drohen würde? Ich bin kein Unmensch, Baldemar. Und Septima ist es ebenfalls nicht." Wollte dieser Germane denn nicht verstehen? "Ich will Dir erklären, daß Dein Leben immerhin gut genug ist, um nicht immer mit einer Leichenbittermiene herumzulaufen. Ja, es könnte noch besser sein. Es wäre für Dich sicher besser, wenn ihr beide frei wäret. Aber es ist nicht gut, immer nur an das zu denken, was man nicht hat. Damit verbaut man sich das Glück. Glück ist nicht, alles zu haben, was man gerne haben möchte. Sondern Glück ist, das Gute in dem zu sehen, das man schon erreicht hat. Streben nach mehr ist gut, aber das bereits Gewonnene nicht zu schätzen, ist schlecht und vergiftet das Leben. - Das, und nichts anderes, wollte ich Dir sagen. Und nicht damit drohen, Dir etwas davon zu nehmen."
Ein Schmunzeln schlich sich wieder auf Ursus' Züge. Er sollte reden, Baldemar würde schweigen. Ja, im Grunde machten sie es schon die ganze Zeit so. Vielleicht sollte Ursus weniger reden. Vielleicht. Mal sehen. Frija. Ursus kannte sie nicht gut, aber es war nicht zu übersehen, daß Baldemar sie wirklich liebte. Es mußte für eine Frau schön sein, sich der Liebe eines solchen Mannes gewiß zu sein. Ja, auch Frija hatte Glück. "Sollte sie schwanger werden, dann möchte ich darüber informiert werden", sagte Ursus geradezu sanft. Es sollte kein Befehl sein, mehr eine Bitte.