Ursus sah mit Zufriedenheit, wie Cimon sich schnell und effektiv um die Beseitung der Spuren, die diese unschöne Szene verursacht hatte, kümmerte. Unauffällig und ganz selbstverständlich, die Gäste wurden gar nicht behelligt. Genau so sollte es sein. Auch ließen sich die Anwesenden durch seine Aufforderung, sich zum Mahl zu setzen, durchaus ablenken. Zwar hatte sich bisher kaum jemand gesetzt, doch die Gesellschaft wanderte zumindest schon mal ins Triclinium herüber.
Zu Sedulus gewandt mußte er doch noch etwas loswerden: "Ja, lassen wir es dabei, daß wir beide gewonnen oder beide verloren haben. Wir sollten einfach bei Gelegenheit einen Becher Wein darauf leeren, was meinst Du?" Er lachte, denn das war immer die beste Lösung, wie er fand.
Flavius Gracchus nahm die Einladung mit offensichtlicher Freude an und Ursus lächelte nicht minder erfreut. "Wir freuen uns, euch bald schon hier begrüßen zu dürfen", bekräftigte er die Einladung noch einmal, bevor der Flavier ein paar Schritte weiterging, um Platz zu machen für weitere Gratulanten. Der Mann hatte schon immer Ursus' Bewunderung genossen. Zwar hatte seine schwere Krankheit unübersehbare Spuren hinterlassen, doch dem scharfen Geist des Flaviers hatte sie keinen Abbruch getan.
Gerade wollte Ursus, mit seiner Frau am Arm, ins Triclinium wechseln, als Duccius Vala, mit der immer noch sehr verlegen dreinblickenden Iunia Axilla an der Hand, das frisch vermählte Paar ansprach. Ruhig hörte sich Ursus an, was Vala zu sagen hatte. Gut gewählte Worte und mutig gesprochen inmitten gerade dieser Gesellschaft. Ursus mußte zugeben, daß ihm dies mächtig imponierte, auch wenn er dies sorgfältig hinter einem Lächeln verbarg. "Es ehrt Dich, Duccius, dies vollständig auf Dich zu nehmen." Zumal die Blicke der Iunia mehr als nur Erstaunen zeigten. Ursus war sich sehr sicher, daß den Duccier an diesem Vorfall nur wenig Schuld traf. Er fragte sich, ob es der Aelier wohl wert war, daß Vala diesen durchaus bemerkenswerten Versuch unternahm, seine Ehre zu retten. "Und Dir, Iunia Axilla, ist wohl kaum etwas vorzuwerfen. Ich für meinen Teil bin, gerade an diesem für mich so glücklichen Tag, sehr wohl gewillt, euch beiden zu verzeihen, zumal es in eurem Fall wohl auch kaum etwas zu verzeihen gibt." Er wechselte einen fragenden Blick mit seiner Frau. Sah sie das auch so? Nahm sie die Entschuldigung der beiden auch an? "Kommt bitte mit ins Triclinium. Trinkt einen Honigwein zur Beruhigung und laßt euch das Essen schmecken. Ich möchte fröhliche Gesichter sehen an diesem Tag. Vergeßt den Ärger vorerst und feiert mit uns." Er machte eine Geste, die nicht nur diese beiden, sondern alle, die noch im Atrium standen, dazu veranlassen sollten, mit dem Hochzeitspaar das Triclinium zu betreten. Ein bißchen beengt war es hier schon mit den vielen Leuten. Aber es war alles so eingerichtet worden, daß jeder genügend Platz fand, sich bequem niederzulassen.
Imbrex schaffte es nun, sich zu ihnen durchzukämpfen. Ursus freute sich, den Vetter zu sehen. "Hab Dank für Deine Glückwünsche, Publius, Kennst Du eigentlich schon Senator Flavius Gracchus? Und Senator Germanicus Sedulus?" Und nicht nur diese beiden stellte Ursus seinem Vetter vor, sondern auch die anderen, die bei der Gruppe standen, was nicht gerade wenige waren.
Ein Sklave reichte ihnen eine Schüssel zum Händewaschen und Ursus tat dies ausgiebig, bevor er sich mit seiner Frau neben seinem Patron niederließ. Nachdem alle ihre Hände gewaschen hatten, wurde Honigwein gereicht, als kleiner Appetitanreger. Mit der Vorspeise wurde noch gewartet, bis alle Gäste einen Platz gefunden und es sich bequem gemacht hatten.