Gemeinsam mit Decima Valeria hatte Ursus die Casa Germanica erreicht. Sie hatte schon angeklopft und geantwortet, bevor er auch nur etwas hatte sagen können. Amüsiert sah er ihr zu. Sie war wirklich eine außergewöhliche Frau. Jetzt antwortete aber er auf die Nachfrage des Sklaven. "Nein, wir haben vorher kein Gespräch verabredet. Frage bitte nach, ob er trotzdem ein wenig seiner kostbaren Zeit für uns erübrigen kann."
Beiträge von Titus Aurelius Ursus
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Nanu? Hatte sie seine Fürsorge falsch verstanden, daß sie so belehrend antworten mußte? Ursus nahm sich vor, ein wenig vorsichtiger zu sein. Schließlich wollte er sie nicht schon verärgern, bevor sie auch nur verlobt waren. "Ja, genau so ist es", sagte er einfach leichthin und lächelte, auch wenn ihm danach in dem Moment nicht gerade zumute war.
"Talassio! Talassio!", stimmte er schnell in die Rufe ein, um vor ihr zu verbergen, daß er sich geradezu unsicher fühlte in ihrer Gegenwart. Dann erstaunte sie ihn ein weiteres mal, indem sie diesen Spruch losließ. Gut, es waren bereits weitaus deutlichere gerufen worden, aber aus solch einem hübschen Mund hatte er nicht mit so etwas gerechnet. Und dann fragte sie auch noch, warum er nichts rief. "Mit trauen hat das eher weniger zu tun", erwiderte er lachend. "Ich dachte, ich sollte Deine zarten Ohren lieber schonen. Doch wie ich sehe, ist das nicht nötig." Er zwinkerte ihr zu und gab nun doch auch etwas zum Besten:
"Als Consul ist Durus stark und redegewandt,
doch ist er auch fähig in der Pflicht als Ehemann?
Seine junge Frau wird es wohl bald wissen,
Zur Not hilft sie nach, ein kleines bißchen!"Gut, dichten war nicht ganz seine Stärke. Aber sie waren hier ja auch nicht bei einem Dichtwettbewerb.
Als sie auf ihren Vater zu sprechen kam, mußte Ursus doch ein wenig schmunzeln. Er wußte natürlich, warum ihr Vater auf dem Land gelebt hatte. Doch mußte er es ihr nicht unbedingt auf die Nase binden. Außerdem war es ein ausgesprochener Pluspunkt für die junge Tiberia, daß sie ihren Vater in Schutz nahm. Das zeigte ihre Loyalität der Familie gegenüber. Eine Loyalität, die sie hoffentlich auch ihrer neuen Familie entgegenbringen würde. "In Rom tobt wahrhaftig das Leben, ich bin sicher, es wird Dir hier gefallen." Eigentlich wollte er noch etwas weiterplaudern. Doch sie erreichten gerade die Villa Tiberia. Nun war es an der Braut, den nächsten Schritt zu tun.
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Ursus beobachtete seinen Sklaven aufmerksam. Würde er verstehen, was das für ein Angebot war? Ein Lächeln war zu sehen. Ein sehr kleines Lächeln, aber wahrnehmbar. Ja, Cimon hatte verstanden. Der Tag würde kommen, an dem Cimon dieses Versprechen einlösen würde. Und Ursus war sicher, daß er dieses Versprechen nicht leichtfertig einlösen würde. Aber genau so hatte er es ja auch gemeint.
Cimon war sofort diensteifrig, als er seine Anweisung aussprach. Der Sklave wandte sich schon gehorsam zum Gehen, als er sich umwandte und seine Bedenken äußerte. Ursus' Augenbraue schnellte nach oben. Eigentlich war dies anmaßend. Andererseits tat Cimon genau das, wozu Ursus ihn immer aufgefordert hatte: Er sprach offen. Außerdem hatte er ja auch eigentlich gar keinen Hunger, sondern hatte Cimon nur eine Aufgabe geben wollen. Also nickte er. "Ja, Du hast Recht. Bring mir einfach eine Kleinigkeit, Du weißt ja, was ich bevorzuge. Stell ein bißchen was zusammen."
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Die Weißen und die Roten schienen das Rennen unter sich entscheiden zu wollen. Ursus hatte natürlich nicht damit gerechnet, daß seine Fahrer die Spitze erreichen würde, dazu war die Konkurrenz zu erfahren. Doch der zweitletzte Platz! Und der Bursche schien es nicht zu schaffen, sich auch nur einen Deut vorzuarbeiten! Verflixt und zugenäht aber auch! Nach Jubelrufen war ihm wirklich nicht zumute. Und er bemerkte, daß auch Quarto weit stiller geworden war. Blieb zu hoffen, daß die letzten Runden ein wenig Besserung für die Aurata brachten.
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Tatsächlich war Ursus nicht weniger unsicher, was er nun sagen sollte, wie es weitergehen sollte. Seine Gedanken rasten. Es gab eben Dinge, die nicht rückgängig gemacht werden konnten. Es gab Schmerz, der nicht gelindert werden konnte. "Mir wird klar, daß es nichts gibt, Cimon. Nichts, womit ich das wieder gut machen könnte. Vielleicht kannst Du mir eines Tages vergeben." Ganz sicher nicht hier und heute, das war Ursus längst klar geworden. "Auf jeden Fall schulde ich Dir etwas." Er hoffte, daß Cimon ihn richtig verstand. Cimon konnte um etwas bitten, um etwas wirklich Großes. Nicht jetzt, vielleicht in einer Woche, in einem Jahr, in zehn Jahren oder zwanzig. Wann auch immer. Um seine Freiheit, um die eines anderen, um Geld, um was auch immer. Ein freier Wunsch.
Der suchende Blick des Sklaven erinnerte Ursus daran, wie sehr Cimon von ihm abhing. Er mußte ihm etwas geben, an das er sich festhalten konnte. Normalität, die ihm half, über diese merkwürdige und für ihn sicher unangenehme Situation hinwegzukommen. "Ich könnte jetzt einen kleinen Imbiß vertragen. Nichts großes, nur etwas Brot, Käse und Oliven."
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Natürlich hatte Cimon damals Bedenken geäußert. Doch Ursus hatte nicht bemerkt, wie tief diese gegangen waren. Betroffen musterte er seinen Sklaven. "Bitte steh auf, Cimon. Es tut mir leid. Es ist an mir, um Verzeihung zu bitten, nicht an Dir." Er stand auf und trat auf seinen Sklaven zu, um ihm eine Hand auf die Schulter zu legen. "Ich wußte nicht, wie tief es Dich verletzt hat. Es... es ist schon so lange üblich in diesem Haus, daß ich mir nie Gedanken darüber gemacht habe. Ich betrachte Dich nicht als Ding oder Tier, auch wenn Du mein Eigentum bist. Aber ich sehe nun ein, daß ich Dich in diesem Fall wie eines behandelt habe. Unbewußt zwar, aber deshalb trifft es nicht weniger zu." Aber was konnte er nun tun, um es wieder gut zu machen? Eine Tätowierung konnte zwar auch entfernt werden, soweit Ursus wußte. Doch es war sicher sehr schmerzhaft. Und Reste waren wohl auch immer zu sehen. Das würde dann am Ende doch wo wirken, als sei er als Entlaufener gezeichnet worden. Nein, das wäre noch schlimmer.
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Auch Ursus fand den Schlagabtausch sehr interessant. Aber tatsächlich blieb nur noch wenig, was man hinzufügen konnte, eigentlich nichts, was wirklich neu wäre. Im Grunde hatten sie erarbeitet, wo die Probleme lagen und worauf bei einer idealen Ausbildung geachtet werden mußte, damit sich Fehler aus der Vergangenheit nicht wiederholten. Natürlich war dies hier nur ein theoretisch erörtertes Thema. Rein zu Prüfungszwecken.
Also schüttelte auch er den Kopf. "Auch meiner Meinung nach sind die wichtigsten Argumente zur Sprache gekommen."
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Tatsächlich geschah vorerst - nichts. Ursus war einfach sprachlos, was wirklich selten bei ihm vorkam. So schlimm war es für Cimon? Warum? Ursus verstand es nicht. Der Sklave hatte ihm doch wortreich erklärt, daß es für ihn der entsetzlichste Gedanke wäre, frei sein zu müssen. Daß er ein Sklave bleiben wollte und sich in dieser Rolle sicher fühlte. Ursus hatte sich genau darauf verlassen und eben versucht, seinen Teil zu tun, indem er ihn gut versorgte und ihn auch weiterbildete. Diese Eröffnung jetzt kam völlig unerwartet.
Die Stille, die sich ausbreitete war greifbar. Ursus hielt seinen Blick auf seinen Sklaven gerichtet und suchte nach den richtigen Worten. Für ihn war es so normal gewesen, so alltäglich und nicht der Rede wert. Doch Cimon schien dadurch zutiefst verletzt zu sein.
"So schlimm ist es für Dich?", fragte Ursus schließlich und Unglaube lag in seiner Stimme. "Warum? Es gleicht in keiner Weise der Kennzeichnung, die ein entlaufener Sklave erhalten würde, niemand würde dieses Zeichen je damit verwechseln." Es war ohnehin auf Cimons dunkler Haut keineswegs auffällig. Wer nicht wußte, daß es da war, dem fiel es gar nicht auf. Aber natürlich fehlten ihm die Haare, von denen es bei den anderen aurelischen Sklaven bedeckt wurde. Machte es das so schwer für ihn?
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Das Handtuch fand sich in seiner Hand, bevor er auch nur danach tasten mußte. Ursus trocknete sich sorgfältig ab und wollte das Handtuch schon wie gewohnt in Cimons Richtung werfen, als er sich der Gegenwart des Vetters entsann und es doch lieber ordentlich herüberreichte. Vermutlich war Cimon darüber verblüfft und Ursus grinste seinen Sklaven kurz an. Er ließ sich eine Tunika reichen und zog sie an, bevor er sich nun ganz Avianus zuwandte und sich zu ihm setzte. Cimon konnte derweil eine frische Toga für ihn vorbereiten.
"Ja, in der Tat ist sie so gut wie zuende. Ich hoffe doch, daß Deine Berufung in den Senat nicht so lange dauern wird wie bei mir. Das mit den Grundstücken ist also schon geklärt, das war ja damals bei mir das Problem. Sehr freundlich von Celerina. Aber warum hat nicht Marcus eines auf Dich überschrieben? Meine Fürsprache ist Dir auf jeden Fall sicher, Tiberius. Das weißt Du doch."
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Vermutlich wäre Ursus ziemlich entsetzt gewesen, wenn er auch nur geahnt hätte, welche Gedanken Penelope hegte. Daß sie die Römer für so viel ungebildeter hielt als die Griechen war schon empörend. Es war wirklich klug von ihr, sich davon nichts anmerken zu lassen. Er selbst war eben der festen Überzeugung, daß Bildung jedem angeboten werden sollte, der sie wünschte. Und nicht nur jenen vorbehalten bleiben sollte, die von Haus aus ohnehin hoch gebildet waren.
Natürlich ahnte er nichts davon, deshalb nickte er lächelnd. "Lernwillen kannst Du gewiß voraussetzen, denn niemand meldet sich an, der nicht auch lernen will. Du brauchst noch keine genauen Daten anzugeben, stell Dich ruhig erst einmal auf Deine Schüler ein. Nach der ersten Stunde wirst Du es gewiß besser abschätzen kann."
Das Flötenspiel verstummte, was Ursus als ausgesprochen erholsam empfand. Cimon befaßte sich immer noch mit dem Kind und schien sich mit der Kleinen wirklich gut zu verstehen.
"Also, dann möchte ich euch beide nicht länger von eurer sicher nötigen Erholung von der Reise abhalten. Cimon wird sich darum kümmern, daß ihr alles bekommt, was ihr wünscht." Er erhob sich. Viel zu lange schon hatte er sich hier aufgehalten. Sie konnten doch alles Weitere morgen noch besprechen.
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Selbstverständlich war auch Ursus anwesend, um bei der Ablegung des Amtseides dabei zu sein. Immerhin waren zwei seiner Verwandten gewählt worden. Wie schade, daß es Imbrex nicht auch geschafft hatte. Doch bei der nächsten Wahl würde er gewiß genug Stimmen erhalten, daran zweifelte Ursus nicht im Geringsten. Seine Klienten hatte er natürlich auch mitgebracht, man konnte nicht genug demonstrieren, wieviel Unterstützung die Aurelier hatten. Marcus war der erste der Aurelier, die heute ihren Amtseid leisteten. Für ihn war das vermutlich inzwischen schon fast Routine. Das zweite mal schon würde er Rom als Aedil dienen.
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Eine Änderung der Provinzverwaltung? Ursus horchte auf. Doch wenn sein Patron diesen Antrag unterstützte, würde er sich dem gewiß nicht entgegenstellen. "Selbstverständlich werde ich den Antrag unterstützen, wenn dies Dein Wunsch ist."
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Die kleine Marei wirkte nicht so, als wäre sie dem Tablett wirklich schon gewachsen. Ursus fürchtete schon um die lecker aussehenden Küchlein, als das Kind es dann doch schaffte, das Tablett auf dem Tisch abzustellen. Schon wollte er sie dafür loben, als sie ihre Frage aussprach. "Marei, Du solltest erst grüßen und dann warten, bis das Wort an Dich gerichtet wird. Cimon kümmert sich um meine Sachen, wie es um diese Zeit immer seine Aufgabe ist."
Er wandte sich an seine beiden Verwandten. "Kennt ihr Marei schon? Sie gehört Flavia Celerina, der Ehefrau von Marcus. Marei, dies sind Aurelia Flora", er deutete auf Narcissa, "und Aurelia Narcissa." Nun deutete er auf Flora. Die beiden hatten ihn ja noch nicht über seinen Irrtum aufgeklärt und so glaubte er sich sicher.
"Das Haus ist keineswegs leer, nur stehen die Familienmitglieder sehr unterschiedlich auf. Meistens bin ich der erste, da ich jeden Morgen mit Cimon trainiere. Aber auch die anderen Männer der Familie sind oft schon früh auf, wenn sie vor der Salutatio noch etwas erledigen wollen. Gleich wird es noch sehr voll werden, wenn unsere Klienten hier aufkreuzen. Jeder von uns hat inzwischen eine große Anzahl davon. Die Frauen stehen meist etwas später auf. Vielleicht mögt ihr euch mit Prisca und Celerina absprechen und mit ihnen gemeinsam frühstücken?"
Dann kam die Frage nach den Neuigkeiten und er nickte. "Außer den Wahlen steht uns bald eine Hochzeit ins Haus. Orestes wird bald heiraten. Nun und irgendwann ich dann wohl auch, aber das wird noch dauern."
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Ursus konnte sich kaum vorstellen, daß man sich so vollständig aus dem Weg gehen konnte, wenn man in ein und derselben Castra diente. Immerhin waren viele Einrichtungen nur einfach vorhanden und wurden von beiden Truppen gleichermaßen genutzt. "Gibt es noch irgend etwas, was ich für Dich tun kann?"
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Ursus bedeutete seinem Sklaven, daß er bleiben sollte. Er sollte ihm gleich das Handtuch anreichen und ihm dann beim Ankleiden helfen. Es war noch zu früh am Tag, um auf die Toga verzichten zu können. Außerdem war es ihm durchaus recht, daß Cimon zuhörte. Er sollte wissen, was in der Familie so vor sich ging. Und wußte, daß er sich darauf verlassen konnte, daß Cimon nichts weitertratschte.
Als er hörte, worum es Avianus ging, runzelte er die Stirn. Er spülte die Seife ab und streckte dann die Hand nach dem Handtuch aus. Wieder ein Zeichen für Cimon, das dieser sicher nicht übersehen würde. "Meine Ambitionen? Bei mir sieht alles gut aus, Tiberius. He, Du mußt keine Konversation machen. Und mich gleichzeitig auf die Folter spannen. Was für eine große Bitte?" Er war wirklich neugierig, denn er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was das für eine Bitte sein sollte.
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Gemeinsam mit Septima folgte Ursus dem Zug. Ihre Anwesenheit allerdings hinderte ihn daran, die anzüglichen Sprüche zu rufen, die er sich vorher überlegt hatte. Auf keinen Fall konnte er solche Dinge aussprechen, wenn seine zukünftige Frau neben ihm ging! Nein, das ging auf keinen Fall.
"Vorsicht, die Nüsse sind rutschig", warnte Ursus fürsorglich, während sie den nicht allzu weiten Weg gingen. "Du hast lange in Hispania gelebt, hat man mir erzählt. Ich bin leider nie dort gewesen. Hat es Dir dort gefallen? Und wie gefällt Dir Rom? Gewiß hast Du es schon gründlich erforscht?" Es war gar nicht so leicht, eine unverfängliche Unterhaltung zu beginnen. Natürlich lagen ihm tausend Fragen auf der Zunge. Doch die meisten davon wären jetzt im Moment ganz und gar nicht angebracht gewesen.
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Ursus hatte sich schnell wieder im Griff. Behilflich war Cimon ihr also gewesen. Na, das durfte der ihm später aber mal genauer erzählen. Septima wollte er lieber nicht weiter danach fragen, es hätte doch etwas merkwürdig ausgesehen, solch eine Nebensächlichkeit derart zu hinterfragen. Außerdem war es im Moment viel wichtiger, daß sie ihn so eingehend musterte. Hoffentlich wurde er jetzt nicht rot. Immerhin war er es nicht gewöhnt, so betrachtet zu werden. Unzufrieden schien sie mit dem Ergebnis jedenfalls nicht zu sein. Ganz im Gegenteil, wenn er ihr Lächeln richtig deutete, dann gefiel er ihr durchaus. Ein guter Anfang, wie er fand. Ein sehr guter Anfang.
"Wir holen ihn gewiß gleich wieder ein", versuchte er Septima zu beruhigen, die anscheinend so ganz ohne familiäre Unterstützung etwas unsicher war. "Deinen Mantel wird Dir jemand bringen, keine Sorge." Er winkte einen Sklaven heran, dem er auftrug, sich darum zu kümmern. Dann schlossen sie sich den anderen Hochzeitsgästen an, um das frischvermählte Paar zu ihrem Heim zu geleiten.
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Wie gut, daß Gedankenlesen nicht zu den Fähigkeiten gehörte, die von Menschen zuverlässig erlernt werden konnte. Sonst würde manches Gespräch unerfreulich enden. Auch dieses, denn vermutlich wäre Valeria nicht sehr begeistert von seinem eher traditionellen Frauenbild.
"Nunja, nicht durchgehend. Aber ich bin in Rom geboren und aufgewachsen. Ich verbrachte einige Jahre in Griechenland. Ein Jahr verbrachte ich in Germanien, wo ich mein erstes Tribunat ableistete. Und eines in Mantua, wo ich mein zweites Tribunat ableistete. Aber ansonsten war ich immer hier in Rom. Du bist schon etwas weiter herumgekommen als ich, wie es scheint. Hispania, auf jeden Fall. Germanien hast Du auch erwähnt. Hast Du noch weitere Reisen unternommen?"
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Ursus nickte zustimmend. Sein Patron würde von Quarto bestimmt einiges über Prudentius Balbus erfahren. "Ich frage mich ja, wie das gut gehen kann, der Praefectus Urbi und der Praefectus Praetorio in einer Castra."
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Ursus legte den Kopf schief. Etwas, was in der Vergangenheit lag hatte den Sklaven erzürnt? Einfach so? "Es ist schon gut, Cimon. Dem Mann ist ja nicht viel passiert und er wird es sich in Zukunft besser überlegen, so an hochstehenden Personen vorbeizurempeln." Ein großes Problem hatte Ursus damit nicht. Wenn Cimon sich in der Stadt Respekt verschaffte, dann konnte das nur gut gehen.
Schon wollte Ursus zur Tagesordnung übergehen und Cimon auffordern, sich endlich zu erheben, da fiel ihm die angespannte Haltung auf. Und waren die Fäuste etwa geballt? "Ich nehme an, dieser Zorn kocht in diesem Moment gerade wieder hoch?" Das Zeichen bemerkte Ursus nicht einmal.
"Hat es etwas mit mir zu tun? Bist Du zornig auf mich?" Er hoffte nicht, daß es so war, denn eigentlich hielt er sich für einen guten Herrn. Er war sich auch keiner Gelegenheit bewußt, zu der er solchen Zorn in seinem Sklaven hätte hervorrufen können. "Bitte, Cimon, steh auf. Du bist ein Mann und sollst auch wie ein Mann dastehen. Sag mir frei heraus, was Deinen Zorn verursacht. Oder wenn es eine Sache ist, über die Du nicht sprechen möchtest, dann sag mir, wie ich Dir helfen kann, diesen Zorn zu besiegen. Oder noch besser, seine Ursache zu beseitigen."