Ursus lächelte. "Eigentlich wäre er dumm, wenn er es nicht zulassen würde. Aber wer weiß schon, was hinter seiner Stirn vorgeht? Manchmal sind seine Entscheidungen mehr als überraschend." Und leider oft von Gründen geleitet, die Ursus nicht besonders sachlich fand.
"Drei oder vier Jahre? Das ist lang!" Ursus staunte. Damit hatte er nicht gerechnet. Wenn sie so lange mitgearbeitet hatte, dann mußte sie auch gut sein. Wieviel Beweis ihres Könnens und ihrer Zuverlässigkeit brauchte man noch? Zumal Avarus dann ja wissen mußte, ob ihre Kurse gut gewesen waren. "Adria habe ich leider nie persönlich kennen gelernt. Aber sie muß eine sehr gelehrte und tatkräftige Frau sein, nach allem, was ich von ihr gehört habe." Ungewöhnlich, wie er fand. Auch Valeria fand er sehr ungewöhnlich. Frauen waren selten so - nun, selbständig und tatendurstig. Ja, vielleicht sogar ehrgeizig.
Beiträge von Titus Aurelius Ursus
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Ursus schaute seinen Patron fragend an. Wenn er so wenig über einen der mächtigsten Männer des Reiches wußte, warum half er dem nicht ab? "War der Vater von Prudentius Balbus nicht Consul? Kanntest Du ihn denn näher?" Wäre das nicht ein guter Grund, Balbus mal zu einer zwanglosen Cena einzuladen? "Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube gehört zu haben, daß Prudentius Balbus einer der Klienten von Aelius Quarto ist. Und hat er nicht sogar eine Aelia geheiratet?"
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Ursus nickte. "Auf jeden Fall sollte die Ankündigung in Latein erfolgen. Sonst wirst Du nicht die Hälfte der interessierten Menschen erreichen, denn viele lesen die Ankündigungen nicht selbst, sondern schicken ihre Sklaven, um die Informationen einzuholen. Und meinetwegen können wir die Ankündigung so bald wie möglich machen.* Mir ist es sehr recht, sie frühzeitig auszuhängen. Was meinst Du, wie lange Dein Kurs dauern wird?"
Nur mit halben Auge verfolgte er das Geschehen zwischen dem kleinen Mädchen und dem Nubier. Cimon ging wirklich rührend mit der Kleinen um. Ein gutes Zeichen. Dann konnte er seinem Sklaven auch mal seine Kinder anvertrauen, wenn er eines Tages welche hatte. Zumindest ab und an. Und das kleine Mädchen war einfach nur süß. Wie sie so tanzte und lachte, wen das nicht rührte, der mußte ein Herz aus Stein haben.
Sim-Off: *Die Ankündigung geht sofort raus, sobald ein Lateiner mir mit dem Titel geholfen hat
Anfrage läuft schon.
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Ursus lachte auf die Versicherung hin, daß die beiden ihren Bruder nicht um den Finger wickeln wollten. "Ja, das glaube ich euch auf's Wort! Also, daß ihr das nicht direkt wollt." Er zwinkerte den Mädchen zu, deren frische nd natürliche Art ihm gut gefiel. Wobei die beiden ganz sicher sehr wohl wußten, ihren Charme für ihre Zwecke einzusetzen. Er war dagegen natürlich immun! Vollkommen. Deshalb nickte er auch unwillkürlich, als Narcissa seine Worte gleich als Angebot interpretierte. "Aber gern, warum nicht? Reiten gehört zwar nicht unbedingt zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, aber der arme Arbo, das ist mein Pferd, kommt viel zu selten heraus. Wir können also gerne mal einen Ritt machen. Nur empfehle ich euch, damit bis zum Frühjahr zu warten. Das Wetter ist im Moment nicht stabil genug. Und ein Picknick macht auch bei kaltem, feuchtem Wetter keinen wirklichen Spaß." Denn das gehörte für ihn dazu, wenn er mit hübschen jungen Damen ausritt. Ob seine zukünftige Frau wohl auch gerne ritt? Eigentlich hoffte er das nicht. Andererseits würde sie sich dann bestimmt gut mit den Zwillingen verstehen.
"Das ist gut, ich nehme euch beim Wort. Wenn ich ihn gerade nicht brauche, könnt ihr meinen Leibwächter Cimon mitnehmen. Er ist zuverlässig und vertrauenswürdig. Aber bestimmt wird Manius euch auch einen seiner Sklaven zur Verfügung stellen, damit er euch in die Stadt begleiten kann." Ursus brach sich ein bißchen von dem noch leicht warmen und herrlich knusprigen Brot ab. "Habt ihr überhaupt schon alle Familienmitglieder kennengelernt?"
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Ursus nickte zu den Ausführungen des Iuniers bezüglich Caligula. Das sah er ganz ähnlich. Ihn als Beispiel heranzuziehen, fand er doch sehr gewagt, aber er konnte nicht umhin, Serapio Respekt zu zollen für die geschickte Platzierung seiner Argumente. Auch Brutus war ein gewandter Redner und wusste seine Meinung gründlich zu untermauern. Seinen Argumenten war von seiner Seite kaum etwas hinzuzufügen, er war so ziemlich seiner Meinung.
Serapio hingegen ging in die Offensive und machte es den beiden anderen alles andere als leicht, eine gut untermauerte Erwiderung vorzubringen. Ursus furchte die Stirn, versuchte, seine Worte gründlich zu durchdenken. So gut es eben in der kurzen Zeit ging. "Ja, da stimme ich euch beiden zu: Die Tapferkeit ist eine wichtige Tugend und ein Kaiser muß seinem Volk, vor allem seinen Soldaten zeigen, dass er diese Tugend besitzt. Doch die rechte Zeit dafür ist vor der Erhebung zum Kaiser. Das ist die Zeit, in der er persönlich die Armeen anführen und selbst in den Krieg ziehen sollte. Das ist die Zeit, in der er sein Leben auch mal riskieren und seine Tapferkeit beweisen darf. Der plötzliche Tod eines Kaisers ist eine weit größere Katastrophe, noch dazu für das ganze Reich, als eine verlorene Schlacht, so wichtig sie auch sein mag. Der plötzliche Tod des Thronfolgers ist zwar schlimm genug, stürzt aber nicht gleich das ganze Reich in Instabilität. Niemand kann annehmen, dass ein bisher tapferer Mann plötzlich feige geworden ist, nur weil er als Kaiser nicht mehr selbst an der Spitze des Heeres reitet und sich den Pfeilen der Feinde darbietet. Dieser Platz gebührt dem Thronfolger, der den Kaiser direkt vertreten sollte, sofern er das richtige Alter schon erreicht hat. Ihm sollen die Soldaten folgen, in ihm den zukünftigen Kaiser erkennen und durch seine Gegenwart über sich hinauswachsen."
Nach einer kleinen Pause fuhr er dann fort und griff das Beispiel des Tiberius gleich auf. "Du hast vollkommen Recht, wenn Du auf die immensen Fehler des Tiberius hinweist. Doch diese sind keineswegs auf seine Ausbildung zurückzuführen. Nicht seine Militärkarriere machte ihn zu einem verbitterten, einsamen und zutiefst misstrauischen Mann. Dies haben all die Menschen aus ihm gemacht, die ihn benutzten und immer wieder enttäuschten. Du wirst Dich erinnern, dass seine besonders großen Fehler in die spätere Zeit seiner Herrschaft fielen. In Seianus glaubte er, endlich einen wahren Freund gefunden zu haben. Wie schändlich hat dieser sein Vertrauen missbraucht! Wenden wir uns lieber den Punkten zu, die für Tiberius sprechen und sehr wohl auf seine Ausbildung zurückzuführen sind. Er hat erfolgreich die Grenzen des Reiches gesichert und Stabilität für das gesamte Reich geschaffen. Du sagst, seine Militärerfolge sind eher minimal? Ich sage, sie sind sogar großartig. Er wusste genau, dass nach all den Neueroberungen des Augustus das Erreichte erst gesichert werden musste, wenn er die neuen Gebiete dauerhaft dem Reich angliedern wollte. Und genau das tat er! Mit deutlich erkennbarem Erfolg! Aber nicht nur militärisch war er erfolgreich, sondern auch im Bereich der allgemeinen Verwaltung des Reiches. Zum Beispiel gab es nie eine stabilere Finanzverwaltung als unter ihm."
Wieder machte Ursus eine kleine Pause, bevor er fortfuhr. "Wir sprechen hier ja nicht darüber, wer der beste Kaiser war. Dies zu beurteilen, dürfte uns allen auch schwer fallen, da wir uns auf Berichte stützen müssen, die natürlich von der persönlichen Meinung des Verfassers geprägt sind. Wir sprechen hier darüber, was die bestmögliche Ausbildung für einen Kaiser wäre, um ihm damit die Mittel an die Hand zu geben, ein in jeder Hinsicht fähiger Kaiser zu sein, der das Reich zu weiterem Ruhm führt. Die Ausbildung allein formt aber keinen Menschen, sein persönliches Umfeld ist von mindestens ebenso großer Bedeutung. Ich bin weiterhin der Meinung, dass Tiberius eine hervorragende Ausbildung genossen hat. Er hat auch seine Offiziere, seine Feldherren klug gewählt, was ganz sicher seiner militärischen Erfahrung zu verdanken ist. Sein großer Fehlgriff war Seianus, den er wohl vor allem als guten Freund gewählt hatte und weniger aus militärischen Gesichtspunkten. Er hatte geglaubt, ihm blind vertrauen zu können. Ein fataler Irrtum, der aber nichts mit der militärischen Karriere vor seiner Erhebung zum Kaiser zu tun hatte. Umso mehr sollte ein Kaiser lernen, niemandem blind zu vertrauen, sondern immer eine Absicherung zu haben und die Kontrolle niemals vollkommen aus der Hand zu geben." Oh, hoffentlich hatte er da nicht zuviel gesagt. Er hatte Valerianus nicht so direkt kritisieren wollen. Aber er hielt überhaupt nichts davon, dass dieser Salinator so vollständig vertraute. Natürlich gab es da noch Quarto, der ja auch das Vertrauen seines Bruders zu haben schien. Zum Glück gab es ihn!
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Von ihren Gedanken, daß sie seine lockere Scherzerei seltsam fand, ahnte Ursus natürlich nichts. Es hätte ihn auch verwundert, denn er sah sie nach ihren Worten bereits quasi als Kollegin an. Und in solch einem Fall fand er sein Verhalten nicht unangemessen. Doch die Scherzerei erledigte sich ohnehin, da sie nichts mehr darauf erwiderte.
Er hingegen ließ das Thema der Suche nach einem Ehemann für Valeria nun fallen. Denn hier bewegten sie sich seiner Meinung nach langsam auf einem Gebiet, das für eine Unterhaltung zwischen fast Unbekannten ein wenig unpassend war. Ihre eher kurze Antwort nahm er als Zeichen, daß sie es ähnlich sah wie er.
"Es war so", sagte Ursus, denn er hatte ja von dem Zeitpunkt gesprochen, an dem er zur Schola gekommen war. "Inzwischen haben wir wieder ein paar mehr Mitarbeiter. Aber optimal besetzt sind wir meiner Meinung nach noch nicht. Und gerade das Fachgebiet der Medizin lastet allein auf den Schultern von Germanicus Avarus." Natürlich, gerade Avarus war sehr eigen, was die Einstellung von Personal anging. Aber ihre Chancen standen nicht schlecht. "Als ich zur Schola kam, hatte bereits Germanicus Avarus das Ruder übernommen. Wie lange hast Du für die Schola gearbeitet?"
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"Dann kennst Du ihn auch nicht näher?" Ursus legte nachdenklich die Hand an sein Kinn. Wäre es nicht sinnvoll, wenn ein Mann wie Lucianus einen Mann an solcher Position näher kennenlernen würde? Aber er wollte auf keinen Fall den Eindruck erwecken, seinen Patron belehren zu wollen. Er wußte sehr wohl, daß er der unerfahrenere von ihnen beiden war und sich daher lieber zurückhalten sollte. "War Caecilius Crassus denn eigentlich regelmäßig im Senat?"
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Tatsächlich kam Septima seiner Aufforderung nach und ließ sich mit anmutigen Bewegungen neben ihm nieder. Sie war wahrhaft schön und Ursus konnte es kaum schaffen. Hatten diese Tratschweiber denn Melonen auf den Augen, daß sie behaupteten, diese schöne Frau sei als Kind häßlich gewesen? Das konnte auf gar keinen Fall sein. Vermutlich hatten sie ihn nur verschaukeln wollen.
"Eine sehr schöne Feier", bestätigte Ursus, der dieses Kompliment auch als Lob für die ganze Familie auffaßte. Doch was immer er noch dazu sagen wollte, blieb ihm bei ihren nächsten Worten im Halse stecken. Er mußte husten und schaute sie erstaunt an. "Du hast Cimon schon kennen gelernt? Darf ich fragen, wie das zugegangen ist?" Natürlich würde er seinen Sklaven heute Abend noch gründlich ausquetschen, denn er wollte das ganz genau wissen.
Leider war ihnen viel zu wenig Zeit für eine gemütliche Unterhaltung vergönnt. Schon machte sich die Hochzeitsgesellschaft auf, das frischvermählte Paar in ihr zukünftiges Heim zu begleiten. Leider wollte seine holde Zukünftige sich schon wieder davonmachen. Vermutlich, um ihren Freundinnen von ihm zu erzählen. Aber gar so schnell wollte Ursus seine entzückende zukünftige Frau nicht wieder entfleuchen lassen. So erhob er sich kaum weniger schnell. "Wie wäre es, wenn wir gemeinsam mitgehen und so die Gelegenheit nutzen, noch ein paar Worte zu wechseln?" Er wußte ja nicht, wie es ihr ging, aber er war schrecklich neugierig und wollte unbedingt noch mehr von ihr erfahren.
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Ursus lachte und nickte. "Genau so ist es. Wie Du siehst: Ich bin ein Mann voller Geheimnisse." Denn bevor die Verlobung nicht offiziell gemacht wurde, war es besser, nicht zu viel herumzutratschen. Was, wenn doch noch etwas dazwischen kam? Das wäre ihm doch etwas zu peinlich.
Daß sie so plötzlich sehr ernst wurde, ließ Ursus kurz innehalten. Hatte er in ein Fettnäpfchen getreten? Etwas falsches gesagt? Aber dann sprach sie über ihre Kinderwünsche und lächelte sogar. "Auch ich wünsche mir viele Kinder und hoffe, daß meine zukünftige Frau das genauso sieht." Ah, anscheinend war sie durchaus heiratswillig und auf der Suche nach einem passenden Mann. "Rom ist so riesig und voll von Menschen. Wo, wenn nicht hier, hast Du die größte Auswahl an möglichen Heiratskandidaten?" Außerdem kam sie aus einer guten Familie. Eine gute Voraussetzung, einen guten Ehemann zu bekommen.
"Nunja, es wurde händeringend nach Personal gesucht und ich hatte gerade kein Amt inne. Außerdem bin ich immer schon ein wißbegieriger Mensch gewesen. Hier gibt es eine umfangreiche Bibliothek, die meiner Wißbegierde entgegen kommt. Wie hat es denn Dich zur Medizin und zur Lehre verschlagen?"
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Zitat
Original von Marcus Vinicius Lucianus
"Sollte man annehmen.... stimmt.... doch ich höre nicht allzuviel von ihm....hast du ihn schon einmal bei einer Sitzung im Senat gesehen? Ich nicht..... und doch wäre es sein recht, sogar seine Pflicht.....Ursus schüttelte den Kopf. "Nein, er ist mir dort bisher nicht aufgefallen. Allerdings sitze ich noch relativ weit hinten, von wo man keinen allzu guten Überblick hat, und habe auch nicht wirklich darauf geachtet. Aber er wird doch gewiß Informanten haben?" Wenn nicht, dann war der Mann wahrhaftig nicht der Richtige für diesen Posten.
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Ganz selbstverständlich übernahm Ursus die Führung. Das war nicht einmal eine bewußte Handlung, sondern die reine Gewohnheit. Wer auch immer ihn begleitete, ob Sklaven oder Familienmitglieder, irgendwie war er immer derjenige, der den Weg wählte. Gut, wenn er mit Corvinus unterwegs wäre, dann würde es vielleicht anders sein. Aber er konnte sich schon gar nicht mehr daran erinnern, wann sie einmal zu Fuß zusammen in der Stadt unterwegs gewesen waren.
Er mußte schmunzeln, als sie abermals nach dem Kurs fragte. Ein guter Versuch, ohne Frage. "Wie schon erwähnt, ist es noch nicht öffentlich bekannt, deshalb darf ich Dir noch nichts Näheres dazu sagen. Sollte aber Avarus Dich sogleich als Mitarbeiterin annehmen, können wir gerne nach unserem Besuch bei ihm darüber sprechen." Schließlich konnten sie bei den Vorbereitungen durchaus noch Hilfe gebrauchen.
Ihre Antwort bezüglich seiner Frage nach ihrer Ausbildungstätigkeit war zugleich eine Antwort auf viele Fragen. Wenn sie hauptsächlich praktisch gearbeitet hat und nebenbei ausbildete, war verständlich, warum die Praxis bei ihr so einen hohen Stellenwert hatte. Für Ursus war der goldene Weg der Mittelweg zwischen ihrer Arbeit und der von Avarus. Wenn die beiden sich zusammentaten, würde die medizinische Ausbildung gewaltig an Qualität gewinnen.
"Kinder? Nein, leider noch nicht. Aber ich hoffe, daß es nicht mehr allzu lange dauert. Ich beabsichtige, mich bald zu verloben, die Verhandlungen sind bereits im Gange. Und wie ist es mit Dir? Hast Du Kinder?" Dabei war das natürlich auch eine versteckte Frage nach ihrem Mann. Er mußte sehr tolerant sein, wenn er seiner Frau erlaubte, so viel zu arbeiten.
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Auch wenn ich etwas spät dran bin: Alles Gute!
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Sorgfältig wurden seine frisch gewaschenen Füße abgetrocknet. Das war wahrer Luxus. Unendlich wohltuend. Wie auch die Massagen, die Cimon ihm nach anstrengenden Tagen angedeihen ließ. Ja, das Leben konnte schon sehr angenehm sein, das mußte Ursus zugeben. Wobei er sich durchaus bewußt war, daß solch ein Leben nur wenigen vergönnt war. Ein weiterer Grund, es in vollen Zügen zu genießen.
Die Worte seines Sklaven, die seiner Frage folgten, versetzten ihn allerdings in großes Erstaunen. "Was willst Du damit sagen, Cimon? Du hast ihn also härter angefaßt, als es nötig gewesen wäre? Und Du hast es getan, weil Du gerade wütend warst? Worüber warst Du wütend? Ich hatte eher den Eindruck gehabt, daß Du sehr guter Laune warst. Das Spektakel hat Dir doch gut gefallen? Was ist vorgefallen, das Deinen Zorn erregt hat?" Ihm war nichts aufgefallen. Aber er war ja auch einige Schritte voraus gegangen und hatte daher nicht sehen können, was weiter hinten vorgefallen war. Ursus nahm an, daß jemand sich irgendwie respektlos oder gar demütigend Cimon gegenüber verhalten hatte. Was sonst könnte den sonst so beherrschten Nubier so erzürnen?
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Ursus ließ sich einen Teller mit allerlei Leckereien füllen und sah daher nicht die verdutzten Mienen, als er die beiden verwechselte. So nahm er weiterhin an, daß er richtig lag und plauderter unvermindert gut gelaunt weiter. Er lachte, daß Narcissa - also eigentlich Flora - ihm sagte, sie hätten ihre Mutter so lange genervt, bis sie die Erlaubnis gehabt hatten. "So welche seid ihr also. Vielleicht sollte ich euren Bruder warnen, was ihm bevorsteht, hm? Achnein, vielleicht lieber nicht, es macht so viel mehr Spaß, zuzusehen." Er selbst würde natürlich niemals Opfer solcher Taktik werden können. Auf gar keinen Fall. Niemals...
"Ihr wollt also die Ställe ansehen? Ich warne euch vor, sehr viel gibt es da nicht zu sehen. Aber ja, ein wenig Zeit kann ich noch erübrigen, sobald die Salutatio zuende ist. Habt ihr so viel Geduld?" Zwei Paar bittender schöner Augen, die noch dazu auf eine Weise dreinblickten, daß jeder Hund nur neidisch werden konnte, das konnte einen Mann schon ins Schwitzen bringen. Hätten sie diese Geheimwaffe nicht angewandt, hätte er vielleicht nicht gar so schnell zugesagt. Und das schlimmste war: Er merkte nicht einmal, wie sehr die beiden ihn schon um den kleinen Finger wickelten. "Ihr kennt sicher die Einschränkungen, die hier in der Stadt tagsüber gelten? Aber sobald ihr die Stadttore hinter euch laßt, könnt ihr lospreschen. Nur: Reitet bitte niemals allein aus. Hier ist es nie ungefährlich, schon gar nicht für hübsche junge Patrizierinnen. Also bitte immer mindestens zwei Leibwächter mitnehmen, ja?"
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Da war Cimon ja schon. Ursus nickte dem treuen Sklaven zu, dessen fragenden Blick er auf sich ruhen fühlte. "Danke, Cimon. Bitte schenk uns beiden etwas Wein ein." Cimon wußte ja, wie er die Mischung wünschte und Avianus würde ihm sicher seine Wünsche sagen.
"Karriere? Natürlich können wir über Karriere sprechen. Über Deine? Über meine? Oder beide?" Er grinste breit und tauchte dann seine Hände tief in das warme Wasser. Das fühlte sich einfach gut an. Dann begann er damit, sich einzuseifen. Was tat das gut, nach dem Regen und dem kalten Wind da draußen! Wirklich unangenehm, das Wetter zur Zeit.
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Ursus schüttelte abwehrend den Kopf. Er hielt sich zwar nicht für einen Feigling, aber er war auch nicht lebensmüde. "Ich? Ganz sicher nicht. Er kennt mich nicht und wenn er die Abneigung seines Vertreters gegenüber Patriziern teilt, dann würde er mich vermutlich sogleich ins Exil schicken. Doch er muß doch noch andere Freunde haben als Salinator. Vertraute, denen er zuhört, auch wenn sie etwas nicht so Angenehmes sagen. Ich weiß nicht, ob dieser Vescularius wirklich so schlimm ist, wie wir alle befürchten. Aber ich... nunja, ich habe mich sehr intensiv mit dem Leben des Tiberius befaßt. Und auch er vertraute einem einzigen Mann zu sehr. Ein solcher Fehler darf sich einfach nicht wiederholen. Die Praetorianer? Ich kann mir nicht vorstellen, daß die geschlossen hinter dem Vescularier stehen. Die Praefecten kenne ich leider nicht persönlich. Kennst Du sie? Zumindest bei Prudentius Balbus sollte man doch annehmen, daß er dem Praefectus Urbi ein gesundes Maß an Mißtrauen entgegen bringt."
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Anscheinend hatte Gracchus Bedenken, jemanden aufzunehmen, der nicht anwesend war. Und irgendwie konnte Ursus das auch verstehen. Würde es sich nicht um einen seiner Verwandten handeln, den er naturgemäß gut kannte, dann würde er vermutlich auch nicht so ohne weiteres zustimmen Was Imbrex anging, hatte er natürlich ebenfalls keine Bedenken. Langsam kamen die zustimmenden Äußerungen und auch Ursus gab nun seine Stimme ab. "Ich stimme ebenfalls für die Aufnahme."
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Die Abmarschbefehle und -signale erklangen, der Zug setzte sich in Bewegung. Ursus lächelte in sich hinein. Er war ziemlich sicher, daß es den Männern Spaß machen würde, das Lager zu Klump zu schießen. Wann gab es schließlich mal die Gelegenheit, ein wirkliches Ziel anzugreifen, ohne dabei den Horror eines echten Krieges erleben zu müssen? Und vorher der kleine Kampf mit den Verteidigern... ja, das würde schon gut werden.
Die Männer sangen, kaum daß sie losgezogen waren. Das ließ Ursus abermals lächeln. Die Soldaten waren wirklich zu bewundern. Trotz des schweren Gepäcks, trotz der Anstrengungen des Marsches noch zu singen und sichtlich guter Laune zu sein. Nunja, zumindest die meisten sahen so aus, als wären sie guter Laune.
So ging es gut voran. Doch schon nach nicht mal zwei Stunden ließ Ursus anhalten. Nun war es an den Offizieren, die Männer mit ihrer Aufgabe und den Regeln, die schwere Verletzungen verhindern sollten, vertraut zu machen.
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Sim-Off: gerne
"Ja, es sind Unterlagen zum gerade durchgeführten cursus res vulgares. Und Notizen zu möglichen Fragen für den neuen Kursus, den wir vorbereiten. Im Angebot sind neben dem in einigermaßen regelmäßigen Abständen stattfindenden CRV vor allem die weiterführenden Kurse Cursus Medicina (Medizin), Cursus Architectura I (Wohnbauarchitektur), Cursus Rebus Mercatoris (Wirtschaft) und Cursus Muneribus Ludis Aleisque (Brot und Spiele). Wie ich eben schon erzählte, kann man sich zu diesen jederzeit anmelden." Ursus sprach, während sie den Gang hinunter gingen, um die Schola zu verlassen. "Hast Du damals in Hispania eigentlich auch Medizin gelehrt?"