Beiträge von Titus Aurelius Ursus

    Ursus grinste ein wenig schief. "Ich weiß ja nicht, ob man es sich so einfach machen kann. Aber warten wir's ab." Schließlich sahen die Götter nicht immer alles und so konnte man nicht davon ausgehen, daß sie beim nächsten Mal nicht vielleicht doch beleidigt waren, wenn man die Regeln nicht einhielt.


    "Ich fasse das jetzt mal als Einladung auf und werde tatsächlich demnächst mal vorbeischauen. Hab einen guten Heimweg, Sedulus."

    Eigentlich war Ursus nur kurz in die Schola gekommen, um einige Unterlagen abzuholen, doch als er am Officium von Avarus vorbeikam, sah er eine Frau davor stehen, die offenbar auf Antwort wartete. "Salve. Kann ich Dir irgendwie behilflich sein? Ich fürchte, Senator Germanicus ist zur Zeit nicht im Haus. Wenn ich mich vorstellen darf: Titus Aurelius Ursus."

    Ursus nickte. "Ich danke Dir." Es war schließlich nicht gut, innerhalb der Familie Geheimnisse zu haben. Zumal das völlig unnötig war, in diesem Fall. So sah zumindest Ursus die Angelegenheit.


    "Ich habe mit Aelius Quarto wegen des Legatspostens bei der Prima gesprochen. Er will sich beim Kaiser für mich verwenden", berichtete er nun weiter von den Gesprächen, die er geführt hatte.

    Schmunzelnd beobachtete Ursus, wie Cimon offenbar seine erste Stunde im Flötenspiel erhielt. Seine kleine Lehrerin war ganz ernsthaft bei der Sache. Die beiden, das kleine Mädchen und der riesige Nubier gaben dabei ein unglaublich süßes Bild ab. Da hatten sich anscheinend zwei Freunde gefunden, so unterschiedlich sie auch waren.


    Die Frage Penelopes konnte Ursus wieder einmal nicht mit absoluter Sicherheit beantworten. "Die Kurse an der Schola stehen grundsätzlich jedem frei. Auch die weiterführenden Kurse. Einzige Voraussetzung ist der bestandene cursus res vulgares und die Entrichtung der Kursgebühren. Manche Eigentümer bilden ihre Sklaven gerne umfassend aus und schicken sie daher zu den Kursen. Allerdings kommt das sehr selten vor. Und bei der Thematik Deines Kurses bezweifle ich, daß ein Sklave geschickt wird, um daran teilzunehmen. Hättest Du ein Problem damit? Würdest Du Sklaven nicht unterrichten wollen?" Es gab viele Sklaven in Rom, die in höchstem Maße gebildet waren. Und natürlich auch einige, die ausgebildete Musiker waren. Es war nur die Frage, ob ihre Besitzer sie zum Kursus schicken würden. Ursus war eigentlich der Meinung, daß Bildung jedem offen stehen sollte. Nicht umsonst förderte er Cimons Lernen. Der Sklave war so wissensdurstig, daß es richtig Spaß machte, ihm immer wieder etwas Neues zu geben.

    "Das wirst Du, Cimon. Immerhin sollst Du mich überall hin begleiten. Warum solltest Du dabei nicht auch Freude haben?" Ursus war in der Tat gut gelaunt und wollte auch seinem offensichtlich ebenso gut gelaunten Sklaven an seiner guten Stimmung teilhaben lassen. Da Cimon allerdings halb hinter ihm ging, bemerkte er dessen Stimmungwechsel erst, als dieser einen Mann, der offenbar etwas zu eilig etwas viel zu nah gekommen war, ungewöhnlich hart fernhielt. So hart, daß der Mann sogar fiel. Ursus ging weiter und erst, als sie sich etwas von dem Mann entfernt hatten, drehte er sich zu Cimon um. "Was war los?", fragte er ganz ruhig. Denn vielleicht hatte der Mann ja eine ernsthafte Bedrohung dargestellt und Ursus hatte es nur nicht erkennen können, immerhin hatte er den Burschen kaum bemerkt.

    Ursus' Augen weiteten sich, als Quarto diese kleine Anekdote erzählte. Eigentlich war sie zum Schreien komisch und er konnte sich ein Schmunzeln auch nicht verkneifen. "Die Götter mögen verhüten, daß uns so etwas erwartet. Nun, es liegt ja bei uns, dann die Bezahlung zu verweigern und einen anderen Bildhauer aufzusuchen. Zwar bedeutet das wieder Zeitverzögerung, aber das ist es in solch einem Fall tatsächlich wert. Es sollte sich dringend mal jemand ansehen, wie weit die Werke gediegen sind." Er lachte nun aber doch noch, denn die Vorstellung, die sich vor seinem geisitgen Auge bildete, war zu komisch. "Ich muß gestehen, daß ich jene mißglückte Statue gerne gesehen hätte - ohne die Göttin damit beleidigen zu wollen. Vermutlich hat den Bildhauer ihr Zorn bald getroffen."

    Ein wenig zweifelnd schaute Ursus schon drein. "Für gewöhnlich läuft es so, daß man opfert und den Göttern ein weiteres Opfer verspricht für den Fall, daß sie einem helfen. Ich bin mir nicht sicher, ob Deine Methode den Göttern wirklich gefällt." Hoffentlich erregte er nicht noch den Zorn eines Gottes. "Ja, Frauen sind käuflich, manchmal zumindest. Ob das für so kleine Frauen auch zutrifft, vermag ich allerdings nicht zu sagen. Du solltest Dir auf jeden Fall etwas ganz Besonderes überlegen."


    Er erwiderte das verschmitzte Lächeln seines Freundes. "Ich wünsche Dir viel Glück für das Gespräch mit Deiner Tochter. Schade, daß Du schon gehen willst. Aber danke für Deinen Besuch. Er hat mir viel Freude bereitet."

    Interessiert beugte sich Ursus ein wenig weiter vor. Es ging um das Ulpianum. Immerhin hatte er den Bau zwei Jahre lang begleitet und so war dieses Thema für ihn von großem Interesse. Er hoffte, daß er eine Chance bekommen würde, an dieser Sache weiter mitzuarbeiten. Denn in seinen Augen war dieses Bauwerk das grandioseste, das Rom je geschmückt hatte.


    Hoffentlich waren die Senatoren jetzt nicht einfach nur gelangweilt, er war sich nicht sicher, ob das Ulpianum nach so vielen Jahren für die Anwesenden noch von Interesse war. Sein Blick schweifte über die Menge der anwesenden Senatoren und versuchte zu ergründen, was sie denken mochten. Denn die meisten von ihnen machten ja kaum einmal den Mund auf. Also blieb sein Blick schließlich an denen hängen, die meistens das Wort ergriffen.

    "Mein Onkel", lächelte Ursus amüsiert. Ihr überaus geringer Altersunterschied hatte schon so manchen zu der irrigen Annahme veranlaßt, sie seien Brüder. "Ich glaube, er würde Wert darauf legen, von euch direkt angesprochen zu werden. Zumal ich weder weiß, wer euch noch unterstützt, noch, wie offen ich ihm gegenüber sein darf." Er konnte ja kaum sagen, daß Corvinus und er immer wieder Differenzen hatten und Ursus oft den Eindruck hatte, daß sein Onkel nicht viel von seiner Meinung und seinen Ansichten hielt.

    "Ja, noch viel mehr solcher Dinge. Ich glaube, das Theater wird Dir gefallen. Hoffen wir, daß Flavius Gracchus tatsächlich für eine gute Aufführung sorgt, denn die werden wir uns dann ganz gewiß nicht entgehen lassen." Ursus war wirklich allerbester Laune und fand sein Vergnügen dabei, sich mit Cimon über diese Dinge zu unterhalten.


    "Ja, genau so war es. Natürlich darfst Du es nachlesen. Du sollst sogar, es ist durchaus ein wichtiges Ereignis in unserer Geschichte gewesen. Ich werde Dir die Schriftrollen bei Gelegenheit geben. Sie befassen sich mit dem Leben des göttlichen Augustus." Wie er Cimon kannte, würde der seine Nächte damit zubringen, diese Schriftrollen zu verschlingen. "Vergiß aber nicht, ab und an zu schlafen", lachte er deshalb.

    "Danke. Ich drücke Dir ebenfalls die Daumen. Immerhin enthüllen sie manchmal ihr wahres Selbst erst, wenn es schon zu spät ist." Ja, davon gab es in Rom massenweise.


    "Vielleicht solltest Du das Opfer vorher bringen? Ich muß Dir ehrlich sagen, daß ich nicht wüßte, wie ich einem Kind solch eine Neuigkeit beibringen sollte. Einerseits ist sie noch so klein, daß sie vieles nicht versteht, aber andererseits auch so groß, daß sie sich gewiß auch nicht veräppeln läßt." Er sah den Blick in den Becher. "Noch einen Schluck Wein?"

    Zitat

    Original von Marcus Vinicius Lucianus
    "Mit Balbus hast du wohl Recht..... ja es stimmt, es scheint etwas verworren. Ich muss auch gestehen, dass unsere gespräche momentan ins Stocken geraten sind.....Für den momentan würde ich auch eher abwarten, zwar unsere Ziele im Auge behalten, doch eher im Hintergrund zu agieren, aber jederzeit bereit, Rom zu schützen!"



    Ursus nickte. Das war dann vermutlich das beste. Die Augen und Ohren geöffnet zu halten und bereit zu sein. Ansonsten konnte man nur abwarten. Und sollte man auch abwarten, denn noch gab es keinen Grund zum Handeln. "Ich hoffe, ihr weiht meinen Onkel ebenfalls ein. Ich möchte nicht in die Lage kommen, gegen meine Familie handeln zu sollen, weil diese schlicht nicht eingeweiht wurde. Denn das würde und könnte ich nicht. Rom war uns Aureliern immer sehr wichtig. Und gerade Corvinus kann man wirklich nicht vorwerfen, in dieser Beziehung anders zu sein."

    Ursus legte den Kopf schief und nickte schließlich. "Ja, in dieser einen Angelegenheit ist er tatsächlich dumm. Sicherlich hat seine Abneigung eine Vorgeschichte, die ist mir aber nicht bekannt. Und ich bin ohnehin der Meinung, daß man eine schlechte Erfahrung mit einzelnen Personen nicht gleich auf ganze Gruppen übertragen darf." Im Grunde war das nichts anderes als die Vorurteile gegenüber Patriziern, die Germanicus Avarus hegte - und pflegte. Aber das war hier kein Thema und betraf Penelope ja auch nicht. "Davon abgesehen ist er ein ausgesprochen gebildeter und kluger Mann. Umso bedauerlicher finde ich seine Vorbehalte."


    Ihr Fragen gingen nun mehr zu den Räumlichkeiten über und Ursus nickte auch hier wieder. "So etwas ist in den Räumlichkeiten vorhanden, darüber brauchst Du Dir keine Sorgen zu machen. Was die Sprache angeht, so wäre es vermutlich besser, Du würdest den Cursus in Latein abhalten. Zwar wirst Du hauptsächlich hochgebildete Schüler haben, doch wir halten die Schola immer für alle Bevölkerungsschichten offen. Und das Griechische kann aus diesem Grund nicht vorausgesetzt werden. Was die Diskussion zu den Philosophen angeht, so würde ich es auf einen Versuch ankommen. Wenn Du in den Vorlesungen merkst, daß dies die Schüler überfordert, kannst Du Deine Ansprüche immer noch herunterschrauben. Ich habe allerdings gemerkt, daß die meisten Freude daran haben, weitergehender gefordert zu werden."


    Eigentlich hatte er dazu noch etwas sagen wollen, als ein schrill quietschender Ton ihm geradezu Zahnschmerzen verursachte. Seine Hand fuhr an sein Ohr und seine Miene war schmerzhaft verzogen, als er zu Cimon und der Kleinen herübersah. Der Sklave entschuldigte sich allerdings sofort, so daß Ursus sich doch gleich wieder Penelope zuwandte. "Wie Du siehst, interessiert sich ein breites Publikum für das Thema Musik", scherzte er.



    Edit: Farbe

    Die meisten Besucher waren bereits gegangen, das Gedränge an den Ausgängen hatte daher schon nachgelassen, als sie gingen. "Es freut mich, daß es Dir gefallen hat. Du wirst sehen, es gibt noch viele großartige Dinge zu entdecken. Vielleicht gefällt Dir davon auch das eine oder andere." Er hatte nicht vergessen, daß Cimon Rom nicht so sehr mochte. Er akzeptierte das. Wollte dem Sklaven aber trotzdem die schönen Seiten der Stadt nahebringen. Vielleicht weil er Rom selbst so liebte, obwohl er ihre schmutzigen und schlechten Seiten durchaus sah und kannte. "Den geschichtlichen Hintergrund kennst Du doch sicher? Oder möchtest Du es nachlesen? Wir haben eine Abhandlung darüber, glaube ich."

    Ursus runzelte die Stirn und ergriff doch noch einmal das Wort. "Die Frage ist jedoch, ob dieser Antrag, Todesstrafen in Zwangsarbeit umwandeln zu können, auch durchgeht. Ich schlage daher vor, mit der Abstimmung über diesen Antrag zu warten, bis die der Antrag auf die Aufnahme einer Umwandlungsmöglichkeit der Todesstrafe in das Gesetz tatsächlich angenommen wurde." Schließlich konnte man hier schon verschiedene Male beobachten, daß eine grundsätzlich gute und von allen befürwortete Idee nicht beschlossen wurde, weil ein Teil der Vorlage nicht abgelehnt wurde.

    Immerhin war es nicht selbstverständlich, daß die gewählten Magistrate sich so einig darüber waren, wer welche Aufgabe übernahm. Dieses mal kam es gut hin, so daß den frisch Gewählten ihre Wünsche wohl erfüllt werden konnten. Zumal auch Ursus wie anscheinend auch die erfahreneren Senatoren keine Bedenken hatte, daß irgend jemand seiner gewünschten Aufgabe nicht gerecht werden könnte.


    "Ich bin ebenfalls dafür, die vorgebrachten Wünsche zu berücksichtigen", sagte er also mit fester Stimme.

    Auch Ursus ahnte nicht, daß es schon ähnliche Planungen für einen früheren Übungsmarsch gegeben hatte. Aber das war auch nicht wichtig. Für die Männer würde es auf jeden Fall etwas Neues sein.


    "Ja, ich werde die anderen Offiziere unterrichten. Und nach dem Frühstück paßt mir hervorragend, ich muß ja noch Anweisungen für die Reiter verfassen und hier hinterlassen." Außerdem mußte er Cimon informieren, daß er packen mußte. "Sollte Dir noch etwas einfallen, was wir noch bedenken sollten, dann komm jederzeit zu mir, Centurio." Immerhin fehlte es Ursus ja selbst an Felderfahrung.







    Sie lachten gemeinsam über ihre Scherze, um es dann gut sein zu lassen. Bevor es nicht mehr lustig war, sollte man schließlich aufhören.


    "Danke. Ich bin da ganz zuversichtlich." Und das, wo er doch seine Braut noch gar nicht kannte. Trotzdem. Sie kam schließlich aus einem guten Haus und hatte gewiß eine Erziehung genossen, die seiner nahe kam. Sie würden sich schon zusammenraufen.


    "Oh, da hast Du wirklich noch ein schweres Stück Arbeit vor Dir. Ich hoffe, Du bekommst es hin. Nichts wäre schlimmer, als wenn sie ihre neue Mutter ablehnen würde. Gerade Mädchen brauchen doch sehr eine Mutter, mit der sie sich verstehen." Das glaubte er zumindest. Nur Frauen konnten die Probleme werdender Frauen verstehen. Oder nicht? Nagut, für solche Probleme war Sabina auf jeden Fall noch zu klein.