Mir geht es wieder einigermaßen gut und ich melde mich zürück.
Beiträge von Flaviana Brigantica
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Das ist sehr bedauerlich!
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Sorry an alle, die auf mich warten.
Es hat mich böse erwischt. Seit über einer Woche quäle ich mich mit einer vereiterten Mittelohrentzündung herum. Sobald es mir besser geht und ich wieder Muse zum Schreiben habe, melde ich mich wieder... -
Er gab mir wieder ein Gefühl der Ruhe und der Zuversicht. Das, was sich für mich als unlösbares Problem aufgetan hatte, war für ihn gar nicht vorhanden. Wahrscheinlich hatte er Recht! Irgendwo in dieser Stadt gab es jemanden, der sich mit meiner Familie verständigen konnte. Man musste ihn nur finden. Wie leicht oder wie schwer das sein würde, drüber zerbrach ich mir jetzt nicht mehr den Köpf. Alleine dass es möglich war, brachte mir die Freude und mein Lächeln wieder zurück.
Nein leicht war es nicht immer gewesen. Besonders die ersten Wochen und Monate waren für mich die schwersten gewesen. Alles war so fremd und anders, niemanden konnte ich richtig verstehen und es hatte nur wenige gegeben, die mir wirklich geholfen hatten. Ich war einer fremden Welt hilflos ausgeliefert, obwohl ich selbst kaum glauben konnte, was mit mir geschehen war. Mit dem Gedanken, Sklavin zu sein hatte ich mich nie anfreunden können. Ich hatte es als das größte Übel empfunden, was einem Menschen widerfahren konnte. Doch ich hatte es ertragen, so gut es ging. Jetzt, als die Ketten zu bröckeln begannen, hatte ich fast schon ein schlechtes Gewissen, weil ich glaubte, etwas zu bekommen, was mir gar nicht zustand. Aquilius aber war bereit, es mir zu geben und darüber hinaus war er sehr großzügig zu mir.
Ja, das können wir, antwortete ich ihm lächelnd auf seine Frage, ob wir nun gehen sollten.
Die Zuversicht hatte ich und ich konnte mich jetzt richtig freuen, nicht nur auf meine Freilassung, auch auf das Kind, das in mir wuchs und bald schon da sein würde. Es käme frei zur Welt und hatte nichts zu befürchten, eines Tages verkauft zu werden.Ich freue mich. Ich freue mich sogar sehr darauf und ja, es wird ein glücklicher Tag werden. Du hast es möglich gemacht!
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Nachdem Micipsa meine Kammer verlassen hatte, um Aquilius von der Geburt unseres Sohnes zu berichten und Cungah mein Kind und mich versorgt hatte, wurde es wieder bedächtig still in meiner Kammer. Der Schein der kleinen Öllampe auf dem Tisch, warf ein schummriges Licht in den Raum. Es war aber voll ausreichend und trug zu der friedvollen Stimmung bei. Einzig das leise Atmen meines Jungen hörte man. Er war so klein und zerbrechlich, doch auch auf eine wundersame Weise vollkommen. Der dunkle Haarflaum, das zarte Näschen und die kleinen Augen, deren Farbe in den ersten Tagen seines Lebens blau sein würde, alles war so wundervoll. Ein Gefühl des Glückes strahlte aus mir heraus. Die stundenlangen Strapazen der Geburt, sie waren wie aus meinen Erinnerungen getilgt worden. Jetzt zählten nur noch dieser kleine Mensch und seine Bedürfnisse. Das erste Bedürfnis kündigte sich schon bald an. Kaum war er auf der Welt, machte er such auch schon auf die Suche nach etwas essbarem. Cungah kam mir gleich zu Hilfe. Sie zeigte mir, wie man das Kleine zum Stillen anlegte. Ich war froh für jede Minute, in der sie bei mir gewesen war. Die Nubierin hatte mich von Anfang an begleitet. Ohne sie hätte ich es wahrscheinlich nicht geschafft. Um mein Kind zu stillen hatte ich mich etwas aufgesetzt und lehnte nun mit dem Rücken gegen das Oberteil meines Bettes.
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Pressen! Du musst pressen, schrie Cungah. Die Schmerzen waren kaum noch auszuhalten und meine Kraft schwand auch zusehends. Ich schrie, wie ein wildes Tier und presste mit aller Kraft, die ich noch hatte.
Eine Sklavin, die durch mein Geschrei angelockt worden war, öffnete vorsichtig die Tür und steckte ihren Kopf durch den Türspalt. Ihr neugieriger Blick fing das Geschehen ein. Besser war es, den Rückzug anzutreten, dachte sie sich. Cungah aber kam die Sklavin wie gerufen.Du! Hol mir sauberes warmes Wasser! befahl die resolute Nubierin. Das junge Ding verschwand sofort wieder und kehrt wenig später mit einer Schüssel warmen Wasser zurück. Eingeschüchtert durch mein schreien verließ sie aber sogleich wieder die Kammer.
Die Sonne war längst schon untergegangen und hatte der Nacht Platz gemacht. Meine Kammer war in ein Schummerlicht gehüllt. Die zwei kleinen Öllampen trugen ihr nötigstes dazu bei, Cungah bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Die Nubierin war hellwach und spornte mich immer weiter an, zu presse. Ich aber war so schrecklich müde. Am liebsten wäre ich eingeschlafen. Ich war an einen Punkt angelangt, an dem ich jeden hätte auf´s übelste beschimpfen können, hätte ich noch die Kraft dazu gehabt. So schrie ich mir fast die Seele aus dem Leib, in der Hoffnung, bald ein anderes Schreien zu hören.
Und irgendwann, die Nach war schon fast zu Ende, war es dann soweit! Die Schmerzen hatten ein Ende und ich war nun völlig erschöpft. Was um mich herum geschah, nahm ich nur noch schemenhaft war. In der Ferne hörte ich ein Babyschreien. Es war mein Baby! Ich war überglücklich, es endlich überstanden zu haben und nickte dann irgendwann friedlich ein.
Cungah nahm sich meinem Kind an. Sie wusch es mit dem warmen Wasser ab, trocknete es vorsichtig ab und wickelte es dann in eine warme Decke.
Bridhe, wach auf, dein Söhnchen möchte zu dir!Ich schlug meine Augen wieder auf und erblickte mein Kind. Die Nubierin hatte es mir auf die Brust gelegt. Es war wunderschön! Ich weinte vor Glück.
Cungah legte ihre massige Hand auf Micipsas Schulter. Der Sklave sah auch sehr müde und mitgenommen aus. Es war noch zu früh, um den dominus in Kenntnis zu setzen.
Lauf hinüber zu dominus Aquilius und berichte ihm, Bridhes Sohn ist geboren! Danach kannst du dich ausruhen. Es war zwar noch sehr früh am Morgen, doch es war unwahrscheinlich, dass Aquilius nichts von alle dem bemerkt hatte, was in meiner Kammer vor sich ging.
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Daran hatte ich nie gedacht, einen Boten nach Hause, nach Èirinn zu schicken, der meinem Vater berichten konnte, was aus mir geworden war und der dann auch mir Kunde von daheim mitbringen konnte. Das war zu verlockend! Natürlich wollte ich wissen, was während meiner Abwesenheit geschehen war. Meine Familie hätte dann auch Gewissheit, was mit mir war. Ich war so begeistert davon, dass ich gar nicht weiter mehr darüber nachdachte, welche Schwierigkeiten es mit sich brachte.
Das wäre schön! Dann wäre es fast so, als wäre ich selbst dort! antwortete ich lächelnd, doch die Sehnsucht, die in diesen Worten lagen, konnte ich nicht unterdrücken.
Aber kaum hatte ich den letzten Satz ausgesprochen, da dämmerte es mir bereits, woran dieses Unternehmen scheitern würde. Niemand, den ich zu Hause kannte, sprach die Sprache der Römer und niemand konnte sie lesen. Wir kannten keine Schrift. Alles wurde nur mündlich weiter gegeben.
Ich war sehr nachdenklich geworden, versuchte eine Lösung zu finden, aber ich musste mir bald eingestehen, dass es keine Lösung dafür gab… außer vielleicht die Leute, die dafür verantwortlich waren, dass ich überhaupt erst meine Heimat verloren hatte – der Sklavenhändler! Alleine der Gedanke an diesen Schurken und seine Helfer, bereitete mir schon Unbehagen.Aber ich befürchte, das wird nicht gehen. Mein Vater und meine Geschwister sprechen kein Latein und sie können auch nicht lesen. Ich habe dir doch einmal erzählt, wir kennen keine Schrift.
Durch diese Erkenntnis getrübt, senkte ich meinen Blick. Einen kurzen Moment hatte ich die Hoffnung, einen Verbindungsstrang zu meiner Familie wieder aufleben lassen zu können. Aber so schnell dieser Gedanke geboren wurde, musste ich ihn auch schon wieder begraben. Gerade jetzt war ich froh, um seine Nähe. Diese Nähe war es, nach der ich mich immer schon gesehnt hatte. Während der ganzen Zeit, seit ich hier war, hatte es nur sehr wenige Gelegenheiten, in denen ich ihm sagen konnte, was ich wirklich fühlte. Oftmals hatten mir hier einfach die Worte gefehlt. Jetz aber war alles anders.
Ich bin froh, dass das Schicksal mich hierher verschlagen hat. Sehr froh sogar. Ich kann mich noch genau an meinen ersten Tag erinnern. Damals hatte ich schon das Gefühl, Glück zu haben, auch wenn es nicht immer leicht war, hier leben zu müssen. Aber du hast mir auch viel gegeben.
Es war wahrscheinlich nicht selbstverständlich, was ich alles im Laufe der Zeithatte lernen dürfen. Ich wusste, es hätte mich auch wesentlich schlimmer treffen können.
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Youen blieb plötzlich stehen. Ich war schon ein ganzes Stück weiter gelaufen, als ich auch stehen blieb und mich zu ihm umdrehte. Ich konnte an seinen Gesichtszügen erkennen, etwas stimmte nicht. Er sah mit einem Mal so abweisend aus.
Was ist los? Habe ich etwas Falsches gesagt? Youen!
Ja, das musste es sein! Ich hatte ihn unwissentlich beleidigt, mit dem was ich sagte. Für mich war dieser Zustand Sklave zu sein, das grausamste was es gab. Etwas, was man niemandem wünschen wollte. Er hingegen sah das offensichtlich ganz anders!
Er wünschte mir noch viel Glück bei Aquilius und ging zurück in den Garten. In mir entstand der Drang, ihm nachzurennen. Aber es war ausgeschlossen, rennen konnte ich nicht mehr in meinem Zustand. So ließ ich ihm noch hinterher, so schnell ich konnte, musste allerdings bald inne halten, weil mir schlicht und ergreifend die Kraft dazu fehlte. Ich konnte ihm nur noch hinterher blicken und hatte ein ganz schlechtes Gewissen deswegen. Es tat mir so leid, ihn beleidigt zu haben. Bei nächster Gelegenheit musste ich mich bei ihm entschuldigen. Ihn als Freund zu verlieren, wollte ich nicht. Doch jetzt musste ich erst mit Aquilius ins Reine kommen. -
Allmählich bekam ich eine Vorstellung davon, was Cungah damit meinte, Micipsa müsste mich festhalten. Die Wehen kamen jetzt in regelmäßigen Abständen, eine heftiger als die Andere! Ich hatte jede Menge damit zu tun, die Schmerzen weg zu hecheln, war aber auch dankbar dafür, dass der Nubier bei mir geblieben war. Er hatte meine Schultern ergriffen und konnte mich so halten, wenn die Wehen mich fortreißen wollten. Cungah unterstützte mich, indem sie mich weiter antrieb. So mussten bereits Stunden vergangen sein. Ich spürte, wie mich langsam die Kräfte verlassen wollten. Sobald eine Wehe nahte, konnte ich nur noch schreien. Für einen Außenstehenden musste dieses Szenerie mehr als befremdend wirken.
Komm, noch ein bisschen, Kindschen! Bald hast du es geschafft!
Cungah reichte Micipsa einen feuchten Lappen, damit er mir damit das verschwitzte Gesicht abwischen konnte. Ich hatte auf einmal wieder solchen Durst. Meine Lippen und meine Mundhöhle waren ganz ausgetrocknet. Doch sagen konnte ich nichts, denn die nächste Wehe riss mich wieder fort. Aber manchmal konnten Blicke mehr sagen, als es Worte vermochten.
Endlich kam für mich die erlösende Nachricht aus Cungahs Mund, so empfand ich es zweifellos für den Moment.Komm, mach weiter! Man kann schon das Köpfchen erkennen. Du musst jetzt pressen!
Ich merkte schon bald, dies war keine Erlösung, noch nicht! Mir stand jetzt noch das schwierigste bevor. Ich sammelte alle meine Kräfte und presste!
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Zweifellos wusste ich, was das bedeutete, wenn ich für immer bliebe. Hätte mir vor Jahren jemand gesagt, ich würde einmal freiwillig hier bleiben wollen, dann hätte ich ihn einen Spinner oder Fantasten genannt. Die Sehnsucht nach der verlorenen Heimat war noch immer in mir vorhanden. Jeden Tag träumte ich davon, über die satten grünen Hügel zu laufen, das tosende Meer zu beobachten und den sanften Regen auf meiner Haut zu spüren. Ich sehnte mich nach dem Geruch des Torffeuers und den Liedern die wir uns am Abend immer vorgesungen hatten. Meine Geschwister und meinem Vater vermisste ich und alle, die ich einmal gekannt hatte. Doch ich wusste auch, das Leben zu Hause weiter gegangen war, seitdem man mich von dort weggenommen hatte. Für meine Familie war ich längst tot und auch für all meine Freunde. Wahrscheinlich glaubten sie, das Meer hatte mich genommen, so wie die Boinne einst meine Schwester genommen hatte.
Mir war es ein Trost, ihn mit meinem Bleiben glücklich machen zu können und willkommen zu sein, nicht nur als billige Arbeitskraft, sondern als Mensch.Ja, ich wollte immer zurück und trüge ich nicht das Kind unter meinem Herzen, dann wäre das wahrscheinlich immer noch so. Die Hoffnung, eines Tages wieder nach Hause zu können, hat mir geholfen, durchzuhalten. Aber ich darf mir nichts vor machen! Auch zu Hause ist die Zeit nicht stehen geblieben. Für meine Familie bin ich längst tot. Wenn ich wieder zurück ginge, dann fände ich nichts mehr so vor, wie es einmal war. Das würde mir weh tun, mehr als alles andere.
Ich wollte nicht erwähnen, was geschehen würde, wenn ich mit dem Kind eines Fremden auf dem Arm zurückkommen würde. Das war das schlimmste, was ich ihnen antun konnte! In den Augen meiner Familie wäre auch ich eine Fremde. Meine Leute hatten eigentlich nichts gegen Fremde. Sie waren sogar sehr gastfreundlich, solange die Fremden auch irgendwann wieder freiwillig gingen.
Meine Heimat ist jetzt hier bei dir. Ich brauche auch nicht viel. Ich bin sehr genügsam. Ich möchte nur, dass es dem Kind gut geht. Mehr brauche ich nicht.
Sie würde es jedenfalls so lange sein, bis er eines Tages heiraten würde. Seine Frau wäre wahrscheinlich weniger von meiner Anwesenheit erpicht. Doch noch war es nicht so weit. Für den Augenblick sah alles sehr vielversprechend aus und ich war glücklich, so wie seit langem nicht mir, wie ich es hier wahrscheinlich noch nie gewesen war.
Ich will immer für dich da sein, wenn du mich brauchst.
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Offenbar hatte nicht im Mindesten damit gerechnet, welche Ängste mich regelmäßig heimsuchten. Woher auch? Wie hätte er wissen können, wie es in mir aussah? Ich hatte mir nicht vorstellen können, wie es war, plötzlich wieder frei zu sein und welche Konsequenzen es mit sich bringen würde. Für mich war das ein Traum gewesen, den man gerne träumte, aber dann vollkommen überfordert war, wenn der Traum Wirklichkeit wurde. Ich dachte einfach immer nur an das Schlimmste. Das war eine alte Marotte von mir, die ich nur schwer ablegen konnte.
Was er mir dann antwortete, machte mich glücklicher als alles andere, was er mir hätte je schenken können. Ich konnte hier bleiben, bei ihm. Unser Kind hätte beide Elternteile und wir wären wie eine kleine Familie, genauso wie ich es mir immer erträumt hatte und ich würde ihn damit glücklich machen. Konnte es etwas Schöneres geben? Ich strahlte vor Freude. Es musste sehr lange her sein, seit ich zum letzten Mal so von Glück durchdrungen war! Dann nahm er mich in den Arm und ich schmiegte mich an ihn. Ich war so ausgehungert nach Zuneigung.Ich möchte bleiben! Gerne sogar! Wenn du willst, für immer. Ich will nicht fort. Mein Kind… unser Kind soll nicht nur eine Mutter haben. Es soll auch einen Vater haben.
Es gab keinen Grund mehr, Tränen zu vergießen, höchstens Freudentränen. Aber auch die vergoss ich nicht. Meine Zukunftsaussichten waren jetzt hell und klar. Die dunklen Wolken waren verschwunden.
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Ich fühlte mich seltsam ruhig. Micipsa hatte mich auf meinem Bett abgelegt. Cungah machte mir den aufgeregtesten Eindruck von uns allen. Sie reinigte einige Instrumente in dem Heißen Wasser. Ich konnte nicht genau erkennen, welche Instrumente es waren, die sie da gerade reinigte. Ich fand, es war auch besser so, es vorerst nicht zu wissen.
Kindschen, wie fühlst du disch? In welchen Abständen kommen die Wehen?
Sie betastete meinen Bauch, sah dann zu Micipsa, der recht unwillig aussah. Am liebsten wäre er wahrscheinlich fortgelaufen.
Das macht nichts! Mach einfach nur, was ich sage! Du kannst sie nachher festhalten!
Cungah hatte kein Erbarmen mit Micipsa und auch ich sah die Nubierin erstaunt an. Festhalten? Wieso? Ich würde schon nicht weglaufen!
Die Wehen kommen noch unregelmäßig. Es dauert beistimmt noch, bis es soweit ist! Du kannst dir ruhig noch etwas die Beine vertreten, Micipsa!
Jetzt sah Cungah mich ungläubig an, als wolle sie sagen, woher willst du das denn wissen? Ich bin hier die Expertin! Aber das sagte sie natürlich nicht.
Ich untersuche dich jetzt.
Sie schob meine Tunika nach oben und nach einer Weile sah sie mich an.
Bist du dir ganz sicher? Sie kommen noch unregelmäßig?
Kaum hatte sie die Frage gestellt, kam auch schon die nächste, mit einer Intensität, wie ich sie bisher nicht gespürt hatte. Cungah wusste sofort, was das zu bedeuten hatte. Der Nachwuchs meldete sich an. Jetzt machten sich die Atemübungen bezahlt, die mir Cungah beigebracht hatte.
Micipsa, du bleibst hier! befahl sie herrisch.
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Ich konnte Youen einfach nicht verstehen! Was es änderte? Sehr viel änderte es! Wenn seine Herrin wirklich so unberechenbar war, wie er sagte, dann konnte sie ihm auch alles Mögliche erzählen. Ich traute ihr kein bisschen!
Er wird erkennen, dass ich die Wahrheit sage! Und ich kann es ihm erklären.
Dafür musste er mich aber auch erst anhören. Ob er das in ihrer Gegenwart tat, war fraglich. Doch ich musste es einfach versuchen!
Dann soll er mich doch bestrafen! Aber er würde nichts tun, was dem Kind schadet! antwortete ich ihm trotzig.
So gut kannte ich Aquilius mittlerweile. Ich glaubte zu wissen, dass auch er dieses Kind wollte, weil es seines war. Vielleicht freute er sich sogar schon darauf. Er hatte mir schon des Öfteren versichert, dem Kind würde es an nichts fehlen. Wenn es nur nicht als Sklave zur Welt kam! Wieder packte mich die Angst! Was wenn sie ihn dazu zwang, mich nicht freizulassen? Youens Worte stürzten mich in ein tiefes Loch der Angst. Eine beleidigte Sklavin wäre mir weitaus lieber als eine beleidigte Senatorengattin. Schnell! Ich musste zu ihm sofort, bevor sie bei ihm war! Ich lief schneller, sofern mir das möglich war. Bald schon hatten wir die Villa erreicht.
Weißt du, mir ist alles gleich, was er mit mir machen wird. Für mich ist nur mein Kind wichtig! Meinem Kind soll es einmal nicht so ergehen, wie es dir ergangen ist, Youen. Als ich erfahren habe, dass ich schwanger bin, hab ich mich deiner Worte erinnert und ich habe mir geschworen, dies wird meinem Kind nicht widerfahren!
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Vom tablinum kommend, stampfte ich wuterfüllt auf direktem Wege zu Aquilius´ cubiculum.
Ich riss die Tür auf, trat ein und knallte sie hinter mir zu. Die Tür konnte nichts dafür! Doch besser sie, als ein Unschuldiger, den ich in diesem Moment aufs übelste hätte beschimpfen können.
Ich war so aufgebracht! Wie diese Claudierin in seinem tablinum gesessen hatte und ihm wahrscheinlich schon die schlimmsten Horrormärchen über mich geflüstert hatte!
Zu meinem Ärger kamen auch noch Rückenschmerzen hinzu. Ich ließ mich auf dem Bett nieder und konnte nur eins, warten! -
Mein Herz raste wie wild. Nicht nur deshalb, weil ich es gewagt hatte, einfach einzutreten, auch weil sie mir zuvorgekommen war. Mein Blick streifte sie kurz. Ich vermied es, sie länger anzuschauen. Wer wusste schon, was sie Aquilius schon alles erzählt hatte! Vielmehr hoffte ich darauf, mich rechtfertigen zu dürfen.
Er sah mich völlig überrascht an. Mit mir hatte er wohl am wenigsten gerechnet. Mein Erscheinen musste ihm vielleicht auch unangenehm gewesen sein, auch wenn er dies nicht wirklich zeigte. Doch dann schickte er mich einfach weg. Ich wollte schon dagegen protestieren, doch damit hätte ich nur noch mehr Wasser auf ihre Mühlen gegossen.Aber, ich... Ja.
Besser war es, einzulenken und den Rückzug anzutreten. Wenn er mir tatsächlich später die Gelegenheit gab, mich erklären zu dürfen, so konnte ich im Augenblick damit leben. Bevor ich wieder ging, wanderte mein Blick noch einmal zu ihr. Ich wusste, gegen sie hatte ich keine Chance. Doch sie wusste jetzt auch, ich wollte es auch nicht auf sich beruhen lassen, gleich wie es für mich ausgehen sollte
Ich drehte mich um, schloss die Tür und steuerte auf direktem Wege Aquilius´ cubiculum an. -
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Die beleibte Nubierin war schnaubend auf dem schnellsten Wege zurück ins Haus gerannt. Dabei hatte sie geschrien, als sei ihr Leben in Gefahr. Als sie schließlich das Haus erreicht hatte, musste eine Gruppe von Sklaven kurzfristig die Flucht ergreifen, damit sie von Cungahs Körpermassen nicht zermalmt wurden. Dass dabei einiges Geschirr zu Bruch ging, nahm sie dabei in Kauf, denn das war angesichts Bridhes bevorstehender Niederkunft zur Nebensache erklärt worden. Irgendwann musste sie stehen bleiben, weil ihr einfach die Luft weg blieb. Sie stemmte ihre Arme in die Seite und rang nach Atem. Irgendwann wischte sie die Schweißperlen von ihrem Gesicht und lief weiter. Eile war geboten, wenn die Wehen schon regelmäßig kamen!
Auf dem Weg zu Bridhes Kammer delegierte sie einigen Sklaven, die nicht aus Furcht Reißaus genommen hatten, was sie ihr bringen sollten.Schnell! Ich brauche Tücher, ganz viele saubere Tücher! Und heißes Wasser! Ach ja und etwas zu trinken für Bridhe!
Cungah selbst, stürmte in Bridhes Kammer, riss das Fenster auf, damit frische Luft in den Raum kam und bereitete ihr Bett vor.
Die Sklaven brachten die georderten Tücher, das heiße Wasser und auch ein Tablett mit einem Krug Wasser und einem Becher. Sie stellten alles auf Bridhes Tisch ab und verließen darauf schnellstens wieder das Zimmer. Cungah war ihnen in diesem Zustand mehr als unheimlich.
Erneut ging die Tür auf. Cungah sah auf und erkannte Micipsa, der die Schwangere auf seinen Armen trug.Leg sie bitte aufs Bett Micipsa!
Sie sah dem großgewachsenen Sklaven an, um ihn einschätzen zu können.
Sag mal, kennst du dich mit sowas aus? Ich könnte noch jemanden brauchen, der mir zu Hand geht!
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Ich hatte die letzten Tränen fortgewischt und einem Lächeln Platz gemacht. Allmählich begriff ich, was diese Worte zu bedeuten hatten. Wieder frei sein! Das, was ich mir immer so sehnlichst gewünscht hatte, erhielt ich heute als Geschenk zurück. Fast hatte ich schon geglaubt, es würde nur ein Traum bleiben. Warum nur wollte mich keine überwältigende Freude ergreifen? Eigentlich hätte ich vor Freude in die Luft springen müssen. Das blieb verständlicherweise aus, weil mein Bauch da einfach hinderlich war und ich nicht wusste, wie sich das auf das Kind auswirkte. Ich lächelte nur und war froh, als er mich mit seiner Hand an meinem Arm drückte. Ich hätte ihn umarmen können! Wie sehr hätte ich ihm sagen wollen, was mir dieser Augenblick bedeutete und welche Freude er mir damit bereitete. Aber ich tat es nicht.
Die alte Angst, was nach der Freilassung war, bemächtigte sich meiner wieder. Diese Ungewissheit hatte mich auch schon früher heimgesucht und verhinderte so regelmäßig einen Freudensturm. Ich wusste nicht, wie mein Leben in Freiheit sein würde. Einerseits lebte ich jetzt schon lange genug in Rom, um zu wissen, wie die Menschen hier lebten. Allerdings hatte ich diese Stadt immer mit den Augen einer Sklavin gesehen. Ich klammerte mich hilfesuchend an seinen Arm, damit er mich jetzt nicht alleine ließ
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Bitte schick mich danach nicht fort. Ich bitte dich, lass mich solange hier bleiben, bis das Kind da ist. Ich weiß doch nicht wohin ich gehen soll.Mehr verlangte ich nicht von ihm. Schon wieder hätte ich heulen können, aber diesmal kämpfte ich dagegen an, gefasster zu bleiben.
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Nachdem Youen mich zurück ins Haus begleitet hatte, zog ich mich zuerst in meine Kammer zurück. Dort nutze ich die Zeit, um zu rekapitulieren, was soeben geschehen war. Natürlich wusste ich, gegen sie hatte ich keine Chance. Ich war immer im Unrecht. Vielleicht konnte ich aber schlimmeres verhindern.
Je länger ich darüber nachdachte, desto mehr schwand die Überzeugung zu tun, was ich vor kurzem noch so groß hinausposaunt hatte. Ich versuchte, wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Es gab keine andere Möglichkeit! Wenn ich vor ihr bei ihm war, dann hätte ich Gelegenheit, ihm alles zu erklären. Die Zeit drängte!
Entschlossen verließ ich meine Kammer. Zuerst versuchte ich es in seinem Arbeitszimmer, dann in seinem cubiculum und wurde nicht fündig. Ein Sklave, der mir unterwegs begegnet war, konnte mir schließlich Auskunft geben, wo er zu finden war.
Ich blieb erst vor der Tür stehen. Schon wieder wollten mich meine Zweifel auffressen. Doch dann hörte ich Stimmen hinter der Tür. Sie war mir zuvor gekommen. Jetzt gab es kein Zurück mehr! Ich klopfte energisch an seine Tür und öffnete sie. Mein Blick fiel erst auf die Claudierin und dann auf ihn. Meine Ängste hatten sich für den Augenblick verflüchtigt.Dominus, ich muss dich sprechen!
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Nie hätte ich gedacht, im Angesicht der nahenden Geburt so gelassen bleiben zu können. Aber ich war völlig ruhig. Ich fühlte mich erleichtert darüber, dass es endlich soweit war, obwohl mir das Schlimmste noch bevor stand. Daran wollte ich aber noch nicht denken.
Ich erinnerte mich an Cungahs Worte, als sie mir alles Wichtige über den Verlauf der Geburt gesagt hatte. Jedes einzelne Wort hatte ich mir gut eingeprägt und so wusste ich, es bestand noch gar keinen Grund zur Eile. Die Wehen kamen noch sehr unregelmäßig. Es konnte also noch Stunden dauern, bis es kam. Allerdings schien mein Zustand bei allen um mich herum eine gewisse Panik auszulösen. Cungah selbst er und immer wieder vorgepredigt alles vergessen haben, was sie mir immer und immer wieder vorgebetet hatte.
Ich legte meine Arme um Micipsas Nacken, als er mich hochhob und hielt mich an ihm fest, während er mich in meine Kammer zurück trug. -
Ich konnte einfach nichts dagegen tun. Die Schwangerschaft bestimmte mein Leben und Handeln. Manchmal wunderte ich mich selbst über mich. Ich tat Dinge, die ich früher nie getan hätte. Doch in Situationen wie diesen, in denen ich sah, was ich anderen Menschen antat, durch mein Verhalten und das was ich sagte, fühlte ich mich einfach schlecht. Genau in einem solchen Moment befand ich mich jetzt. Ich musste nur Youan ansehen und wusste, was ich getan hatte. Schluchzend wischte ich mir mit meinem Handrücken die Tränen ab.
Ich hör ja schon auf.
Nicht nur er sah jetzt aus, wie jener gequälte Hund. Mir ging es nicht besser. Meine Gedanken kreisten nur um eine Frage. Was wird diese Frau alles anstellen, um sich an mir rächen zu können? Ich selbst hatte ihr den Vorteil verschafft, zu wissen, auf welche Weise sie mir schaden konnte. Mir war klar, sie würde es nicht auf sich beruhen lassen. Nicht sie und schon gar nicht, wenn der Grund für ihren Zorn eine Sklavin war.
Mein Entschluß, zu Aquilius zu gehen und ihm alles zu beichten, musste in Youens Ohren wie ein Selbstmordkommando anhören. Ich war aber fest davon überzeugt und nichts konnte mich davon abbringen. Auch nicht Youens Einwände. Jedenfalls im Moment nicht.Ja, er ist sogar sehr verträglich. Und genau deshalb muss ich es tun! Wer weiß, was sie ihm alles erzählt? Ich traue ihr nicht! Du hast es doch selbst gesagt, sie ist unberechenbar.