Beiträge von Flaviana Brigantica

    Ich nahm eine Veränderung wahr, konnte sie aber nicht recht greifen. Noch immer war ich in meinem Alptraum gefangen, der mich fast verschlingen wollte. Mein Körper kämpfte dagegen an und er kämpfte auch gegen das Fieber an, das im Laufe des Abends wieder gestiegen war. Mein Atem ging schwer. Mein Mund schien völlig ausgetrocknet. Die Unruhe in mir, ließ meinen Körper ständig in Bewegung sein. Doch noch schien der Kampf nicht entschieden zu sein. Das Fieber behielt immer noch die Oberhand.


    Plötzlich hörte ich wieder diese eisige Stimme. ´Bring es zu Ende Bridhe, bevor du noch mehr Unheil anrichtest! Und falls du es nicht selbst fertig bringst, wird das kalte Wasser sein Übriges tun!´ Jetzt sah ich die hässliche Alte direkt vor mir sitzen. Wie gierig ihr Blick war! Ihr widerliches hämisches Lachen verunsicherte mich. Noch immer hatte sie mich nicht aufgegeben. Nein, sie verlangte noch immer, nach dem, was ihr zustand, was ich ihr auch eigentlich aus freien Stücken angeboten hatte. Dann, plötzlich fühlte ich wieder dieses Verlangen… Wasser.


    Langsam und stumm bewegten sich meine Lippen. Immer und immer wieder wollte ich es aussprechen. Irgendwann hauchte ich schließlich aus, wonach ich verlangte. A uisce!


    Ja, das Wasser war kalt! Zuerst wollte sich mein Körper noch dagegen wehren. Er erzitterte bei jeder neuen Berührung. Doch es begann, meinen Schmerz zu lindern und so ging ich immer weiter und weiter hinein ins Wasser.

    So fühle ich mich auch, wie sieben Tage alter Puls!


    Eigentlich war es ja witzig, zuzusehen, wie er zum Spaß mit dem Jungen herumalberte. Normalerweise hätte ich mich dabei auch prima amüsiert, doch nicht heute. Mir ging es absolut nicht gut.
    Ich massierte meine Schläfen, denn mich plagten entsetzliche Kopfschmerzen.
    Die Tunika, die mir Luca zugeworfen hatte, legte ich erst einmal beiseite. Es war sicher besser sich vorher noch zu waschen. Schließlich war das Wasser des Teichs recht brackig gewesen.

    Das mit dem inhalieren klingt gut! Das sollte ich wirklich einmal probieren! Aber ich muß mich auch noch waschen. Irgendwie müffle ich ganz schön.


    Es war mir etwas unangenehm, mich hier zu waschen. Zumal hatte man mich ja erst am Abend zuvor darauf aufmerksam gemacht, daß dieses Bad für mich verboten war. Außerdem war es mir peinlich, mich vor Luca und dem Jungen zu waschen.

    Ich versuchte, mich erneut aufzusetzen und füllte den Becher mit dem Baldriansud. Schluck für Schluck trank ich davon. Die Wärme des Getränks tat mir wirklich gut. Von dem Obst rührte ich nichts an. Auch wenn es sonst sehr verlockend für mich gewesen wäre und ich heute noch gar nichts gegessen hatte. Doch jetzt hatte ich keinen Appetit.
    Langsam ließ ich mich wieder in die Liegeposition zurückgleiten.


    Was meinst du mit inhalieren? fragte ich ihn etwas schläfrig. Wie sollte das funtionieren? Sollte man etwa den Wasserdampf einatmen?
    Meine Augen brannten fürchterlich und so schloß ich sie. Wahrscheinlich trug der Sud auch dazu bei, daß ich immer wieder kurzzeitg einnickte.
    Die wirresten Dinge gingen mir in meinem Kopf herum. Dinge, die jetzt eigentlich eher belanglos waren. Ich mußte mich, bevor ich das balneum verließ, unbedingt noch waschen! Meine Haare mußte ich noch bändigen und sie in eine einigermaßen ansehnliche Frisur verwandeln. Welche Erklärung sollte ich für meinen jetzigen Zustand abgeben? Ja, was sollte ich eigentlich sagen? Wenn alles herauskäme, was passiert war, hätte ich da mit Konsequenzen zu rechnen? Sicherlich! Mir schien, für die Menschen hier, war die Wahl des Todes keine weitere Option, sondern sie sahen darin definitiv das Ende. Meine eintscheidung würde also niemand hier so leicht verstehen.

    Wie kann er denn jetzt nur so scherzen? Er gibt sich wirklich alle Mühe, mich wieder zum Lachen zu bringen. Doch danach ist mir ganz und gar nicht.


    Luca? Na gut! Eigentlich hatte ich da an Ciarán gedacht. versuchte ich zu scherzen.


    Als Luca plötzlich losbrüllte, erschrak ich. Doch sogleich kam der Junge von heute Morgen herbei. Warum grinste er denn nur so, als mich sein Blick traf? Trotz seines Grinsens lief er los, um uns trockene Kleidung zu bringen.


    Kann ich noch etwas Wasser haben? Ich bin so durstig!


    Mein Mund und meine Lippen fühlten sich so trocken an. Ich fühlte mich, wie ausgetrocknet. Mein Kopf schmerzte. Mit meinen Fingern massierte ich meine Schläfen, doch das brachte nicht viel Linderung.


    Mir tut alles weh. Bitte tu etwas, damit die Schmerzen aufhören!


    Wieder ließ ich mich zu Boden sinken. Im Liegen war alles noch einigermaßen zu ertragen.

    Von all dem hatte ich nichts mitbekommen. Ich war in einen tiefen , unruhigen Schlaf gefallen. Meine Stirn musste sicherlich glühen. Das Fieber war am Abend wieder angestiegen und hatte mir einen wirren Traum beschert. Es war, als ob…
    ich in einem dichten Nebel umherirrte. Der Nebel war so dicht gewesen. Man konnte die sprichwörtliche Hand nicht vor Augen sehen. Ich hörte eine vertraute Stimme, die ich schon lange nicht mehr gehört hatte .Das konnte doch nicht sein! Meine Schwester, die seit mehr als zehn Jahren tot war!
    Langsam löste der Nebel sich auf. Ich war wieder zu Hause. Zu einer anderen Zeit. Ich war wieder ein Kind von acht Jahren. Eine betrübliche Stimmung lag über unserem Haus. Ein Kind war gestorben. Man hatte es gewaschen, es mit seinen besten Kleidern angekleidet. Aufgebahrt lag es in der Mitte des Raumes. Seine Lieblingsspielsachen hatte man ihm zur Seite gelegt, eine Stoffpuppe, hölzerne Webplättchen, an denen noch bunte Fäden und ein nicht vollendeter gewebter Gürtel hing, eine Kette aus bunten Glasperlen, die auf ein Lederbändchen aufgereiht waren.
    Ich trat näher an das tote, bleiche Kind heran und erschrak so sehr, dass mir ein spitzer Schrei entfuhr. Das tote Kind, das dort lag, war nicht meine Schwester, die am Tag zuvor beim Spielen im Fluß ertrunken war. Nein, ich war es selbst! Ich lag dort! Tot! Ich geriet in Panik, wollte weg laufen. Nur noch weg von hier! Etwas hielt mich fest. Hilfesuchend drehte ich mich zur Tür um.
    Wie durch Zauberhand befand ich mich plötzlich wieder am Teich. Dort, wo ich heute Morgen gestanden hatte. Wieder zog mich etwas hinein. Das kalte Wasser konnte mir nichts anhaben. Ich ging immer weiter hinein. Eine vertraute Stimme lockte mich immer tiefer hinein ins grüne modrig riechende Wasser. Etwas drückte meinen Kopf unter Wasser. Ich bekam keine Luft mehr. Mit meinen Armen versuche ich wieder nach oben zu kommen. Doch etwas hielt mich fest.
    Ein bleicher, kalter Körper, die Augen aufgerissen, als sie das Antlitz des Todes erblickten.
    Vater, hast du auch diesmal ihr Schreien gehört?

    Immer wieder hatte ich mich in meinem unruhigen Schlaf hin ud hergedreht. Unverständliches Gemurmel war über meine Lippen gekommen.
    Das Fieber kämpfte in mir. Auf meiner bleichen Stirn stand der Schweiß. Die Tunika, die ich noch immer unter den Wolldecken trug, war in der Zwischenzeit naßgeschwitzt. Meinem Körper verlangte es nach Flüssigkeit.

    Der Tag im balneum hatte mir wirklich gut getan. Meine Lebensgeister waren wieder zurück gekehrt in meinen Körper. Luca hatte mich mit einer heißen Suppe abgefüllt und lagsam war die Kälte aus meinen Knochen gewichen. Doch noch immer wirkte ich blaß und sah recht mitgenommen aus. Ich fühlte den Schmerz der herannahenden Erkältung. Alles tat mir weh. In mehrere wärmende Decken hatte ich mich am Abend durch die Villa geschleppt.
    Endlich hatte ich die Tür erreicht. Erst blieb ich stehen und überlegte, ob ich wirklich eintreten sollte. Hätte ich doch nur dieses letzte Nacht rückgängig machen können! Doch was geschehen war, war eben geschehen!
    Im cubiculum war es dunkel. Wie so oft, war Aquilius noch nicht da.
    So setzte ich mich auf das Bett und wartete. Trotz der Wolldecken fror ich und begann zu zittern. Mein Kopf war schwer und meine Augen brannten. Es war gar nicht so einfach gewesen, sich aufrecht zuhalten. Doch ich gab mir Mühe, mich nicht einfach nach hinten zurücksacken zu lassen.
    Langsam umgarnte mich der Schlaf, benebelte meine Sinne, bis ich nicht mehr widerstehen konnte und mich einfach gehen ließ.
    Seitlich war mein Oberkörper auf das Bett geglitten. Meine Füße standen noch immer auf dem Boden.

    Trotz meiner Schmerzen, die begonnen hatten, mich zu plagen, hörte ich ihm aufmerksam zu. Manchmal mußte ich sogar schmunzeln. Vielleicht sin' da Männer anders, Männer lieben Männer nicht. Oh doch, das taten sie! Doch das war eine andere Geschichte, zu der ich mich zu Schweigen verpflichtet hatte.
    Er war noch so unbedarft, wenn es sich um die Dinge der Liebe drehte, so wie ich selbst, noch vor einigen Monaten. Mittlerweile hatte ich beide Seiten der LIebe kennengelernt.


    Wir werden nie wieder ein Paar sein, Luca. Nie wieder! Ich kenne Severus, er wird sich nicht mehr von seiner Meinung abbringen lassen.



    Ich konnte es deutlich spüren, es war für immer vorbei.
    Doch was sollte nun aus mir werden? Heute früh konnte ich mir ein Leben ohne Severus nicht vorstellen. Deshalb hatte ich ja den Tod gewählt. Doch nun war ich im wahrsten Sinne des Wortes gestrandet. Ob ich die Stärke hätte, mich alleine durchzuschlagen? Ich hatte erhebliche Zweifel daran!


    Ich bin dir jetzt wohl zu Dank verpflichtet?


    Noch einmal versuchte ich mich aufzusetzen. Nach mehreren Versuchen gelang es mir auch schließlich. Was war eigentlich aus meinen Kleidern geworden? Suchend schaute ich mich um. Da lag noch bie blaue Tunika, die völlig naß und zerfetzt war. Die konnte ich nicht mehr anziehen! Ich konnte doch auch unmöglich nackt durch die Villa laufen.


    Hast du was zum anziehen für mich?

    Als ich seine Hand in meinem Nacken zu spüren bekam, erzitterte ich vor Schreck. Es war nicht eine seiner liebreizenden Berührungen gewesen, die ich einst so mochte und die mir jetzt so unglaublich fehlten. Im Gegenteil! Er richtete meinen Kopf wieder auf, so dass ich ihn ansehen musste, als er mir seine Antwort zukommen ließ.
    Es war zu erwarten gewesen! Er glaubte mir nicht. Lüge, Verrat, Betrug! Doch was sagte er da?


    Du denkst nur, du hättest mich geliebt? Oh, ja! Ich verstehe! Offensichtlich spukt Arrecina immer noch in deinem Hirn herum. Wahrscheinlich auch in jenem Augenblick, als ich dir meine Unschuld zum Geschenk gab! Warum nur habe ich damals nichts davon bemerkt?


    Meine Antwort ließ nicht lange auf sich warten und sie kam in einer ebenso gedämpften, leisen Weise über meine Lippen, wie er zu mir gesprochen hatte. Allerdings war die Verzweiflung aus meinen Zügen fast vollständig gewichen. Stattdessen keimte in mir die Wut. Aquilius Geschichte über seine Nicht war mir wieder eigefallen. Arrecina!


    Ich habe an jenem Abend, wie du sagst, nur die Beine breit gemacht, weil ich so wütend und verzweifelt war! Ich habe dich vermisst und ich war so sauer, auf dich, auf Aquilius und auf diesen verdammten Halsreif!


    Die Wut trieb mir die Tränen in die Augen. Doch unvermindert hart blickte ich ihn an. Ich wußte, es war alles vorbei! Es gab keine Hoffnung mehr!
    Und für dich bin ich ins Wasser gegangen! Wollte mich für dich umbringen! Ich stand bereits vor Tir na nÓgs Pforten, als mich Luca zurückriß. Ich habe ihm sogar Vorhaltungen gemacht, weil er micht rettete. Dabei sollte ich ihm die Füße küssen, daß er mich vor der größten Dummheit meines Lebens bewahrt hat!
    Im Übrigen habe ich außer Luca niemanden von deiner Bluttat erzählt! Ich tat es nur, um jemanden zu haben, der dir helfen könnte. Warum das alles? Weil ich dich liebte! Und zu meinem Bedauern muß ich dir gestehen, tue ich es immer noch, ich törrichtes Ding! Aquilius hat immer noch keine Ahnung davon und er wird es aus meinem Mund nicht erfahren!


    Seine letzten Worte versetzten mich dann doch noch in Erstaunen. Doch ich vermied es, mir dies ansehen zu lassen. Er wollte wieder frei sein? Wie wollte er dass denn anstellen? Dachte er mal wieder an Flucht?


    Schön für dich, wenn du wieder frei sein wirst! Nimm doch am Besten deine Arrecina oder eine andere Schlampe mit, vielleicht eine der blonden Wallküren hier! Doch ich sage dir eins, auch ich werde wieder frei sein! Jetzt nachdem ich endgültig alles verloren habe, hält mich nichts mehr hier! Und diesmal wird mich niemand rechtzeitig finden, um mich zu retten!


    Mit diesen Worten wollte ich mich aus seinem Griff winden. Ich war selbst über meine beleidigenden Worte über die beiden Germaninnen erstaunt.
    Jetzt wollte ich nur noch weg von hier. Es gab für mich nichts mehr, was es wert gewesen wäre, gefeiert zu werden.

    Mir waren nicht sein kalter Blick und die ruppige Art, wie er mich angesprochen hatte, entgangen. Das traf mich, wie ein erneuter Schlag ins Gesicht. Erst wollte ich schon umkehren, doch etwas in mir wehrte sich dagegen.
    Sah er denn nicht, wie ich litt? Hatte er nicht meine leeren Augen und die Blässe in meinem Gesicht gesehen? Konnte er nicht den Schmerz erahnen, der mich umgab? Ja, ich hatte einen großen Fehler begangen. Doch hatte er nicht auch unrechtmäßig gehandelt? Wieso musste uns nur dieser elende Streit so weit bringen?
    Während der ganzen Zeit hatte ich doch trotz allem zu ihm gestanden! Ich hatte ihn nicht bei Aquilius verraten. Lieber wäre ich gestorben, hätte ich seinen Namen preisgeben müssen.
    Ja, nach unserer letzten Begegnung wäre ich lieber gestorben. Mein Leben war ohne ihn nichts mehr wert. Nachdem mich Luca aus dem Wasser gezogen hatte und mir wieder neuen Atem eingehaucht hatte, vegetierte ich doch nur noch wie ein Schatten meiner selbst umher.


    Seine Kälte ließ mich er schaudern. Noch immer hafteten meine Augen an ihm. Erst dachte ich, meine Stimme müsste versagen. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und sprach aus, was ich zu sagen hatte.


    Severus, bitte höre mich an! Es tut mir so unendlich leid, was ich dir angetan habe! Bitte verzeih mir! Ich bitte dich! Ich liebe dich doch!


    Ich flehte ich an, mir zu vergeben. Ich liebte ihn doch noch immer! Ich wollte wieder sein Schwanenmädchen sein. Alles sollte wieder wie früher sein.
    Meinen verzweifelten Blick senkte ich zu Boden. Völlig hilflos und ergeben stand ich vor ihm, in der Hoffnung auf Vergebung. Würde doch nur noch ein Fünkchen liebe für mich in seinem Herzen stecken! Würde er mich doch nur wieder in die Arme schließen! Ich wäre ihm so unermesslich dankbar. Ich sehnte mich so sehr nach ihm.

    Da stand er und unterhielt sich angeregt mit diesen Frauen. Wie er lächelte, mit welchem Elan er erzählte. Hatte er mich schon gänzlich aus seinem Herzen verbannt?
    Es schmerzte mich so sehr ihn zu sehen. Genau diesen Anblick wollte ich mit eigentlich ersparen. Wäre ich diesem Fest doch nur fern geblieben! Ob er auch mich schon entdeckt hatte? Doch was machte das schon! Es war vorbei! Er hatte einen Schlußstrich darunter gesetzt.
    Mit gesenktem Kopf drehte ich mich wieder Fiona und den Anderen zu. Still verharrte ich so, im Kampf mit mir selbst. Sollte ich endlich dieses Fest verlassen? Sollte ich wieder in den Garten gehen und es jetzt richtig machen, so daß mich diesmal niemand Morrigans Fängen entziehen könnte? Oder sollte ich mich ihm gegenüberstellen?
    Es wäre meine letzte Chance!
    Und ich wollte sie nutzen. Entschlossen und erhobenen Hauptes drehte ich mich um. Meine Blicke mußten ihn treffen. Er müßte mich sehen. Er müßte es wahrnehmen, wenn ich auf ihn zusteuerte.


    Zielstrebig bahnte ich mir einen Weg durch die Menge. Ich hatte nur noch Augen für ihn. Mein Herz raste vor Aufregung, mein Atem ging schneller. Meine Augen mußten meine Verzweiflung wiederspiegeln, in der ich mich befand.
    Als ich endlich die Gruppe mit ihm und den beiden germanischen Frauen erreicht hatte, blieb ich stehen.
    Ich nahm all meinen Mut zusammen und sprach ihn mit zittriger Stimme an.
    Severus!

    Du solltest noch einmal zu ihm gehen und mit ihm in Ruhe darüber reden. Wenn er dich wirklich geliebt hat, wird er dir wenigstens zuhören, was du zu sagen hast. Genau davor hatte ich mich die ganze Zeit gefürchtet! Zu ihm zu gehen und mit ihm zu reden. Ich hatte Angst davor, er wollte mir nicht zuhören oder er könnte mich sogar wieder weg schicken. Doch es stimmte, was Fiona gesagt hatte. Ich müßte noch einmal zu ihm gehen, um in aller Ruhe, alles mit ihm zu besprechen. Dann hätte ich wenigstens Gewissheit.


    Doch als Fiona Da ist Severus! sagte, zuckte ich mit einem mal zusammen. Sofort drehte ich mich in die Richtung, in die sie mir deutete.
    Ja, da stand er mit zwei anderen Frauen und unterhielt sich, so als wäre nichts passiert. Hatte er mich denn schon vergessen? Hatte ich ihm so wenig bedeutet? Diese Tatsache schmerzte mich noch um ein Vielfaches.
    Sollte ich zu ihm gehen oder einfach weg rennen?

    Noch während ich zu Tilla eilte, um die zu trösten, hörte ich Micipsas Worte. In der Tat, man hatte ihn schon informiert und das was man ihm erzählt hatte, brachte er auf ziemlich trocken Weise hervor.
    Ich schnaubte vor Wut!


    Glaubst du etwa auch, was sie tuscheln? Ich wäre eine .. Haben sie dir auch erzählt, warum ich ein gerngesehener Gast in Aquilius Schlafzimmer bin? Mhhm? Na, dann werde ich dich mal aus erster Hand sozusagen, aufklären. Ja, ich teile Aquilius´ Bett, weil er es so wünscht. Doch Severus habe ich wirklich ge... das ist vorbei!


    Ja, vorbei! Nachdem ich meine Worte Micipsa mehr ider weniger ins Gesicht geschledert hatte, ging es mir nicht besser. Im Gegenteil, es tat noch mehr weh .

    Sie hatte Verständnis für mich und hörte mir zu! Das gab mir wieder etwas Kraft. Langsam trockneten meine Tränen. Liebte ich ihn wirklich noch, trotz allem, was er getan und gesagt hatte? Darüber mußte ich nicht lange nachdenken! Die Antwort kannte ich schon seit Tagen.


    Ja, das tue ich noch immer. Doch er hat mir keine Chance gegeben, es ihm zu erklären. Seitdem versuche ich, ihm aus dem Weg zu gehen, aus Angst und auch aus Scham. Ich weiß nicht, was ich ihm sagen sollte, würde ich ihm gegenüberstehen.
    Immer noch sprach ich im Flüsterton, auf dass, was ich zu sagen hatte, nur Fionas Ohren erreichen würden.
    Meine Worte waren aufrichtig und zum ersten mal hatte ich es auch wirklich ausgesprochen. Ja ich liebte ihn noch immer und ich würde alles tun wollen, damit auch er mich wieder liebte, würde er mich nur anhören wollen.


    Fiona, was soll ich denn nur tun?


    Hoffnung und Verzweiflung gleichermaßen, spiegelten sich in meiner Stimme.

    Ich fand mich unerwarteter Weise in Fionas Armen wieder. Sie hatte mich einfach in den Arm genommen, obwohl ich doch eine Fremde für sie war. Doch statt mich dagegen zu sträuben, ließ ich sie gewähren. Ich genoß sogar diesen kurzen Moment der Nähe zwischen uns.


    Ja, er hat mich verlassen und er hat mich auch geschlagen. Doch es war alles meine Schuld, Fiona! Ich habe es verdient! Das was ich getan habe, ist nicht zu entschuldigen!
    flüsterte ich in ihr Ohr, als ich mich entgültig gehen ließ und meinen Tränen freien Lauf ließ.
    Nach einem unendlichen Moment der Nähe zwischen uns, löste ich mich von ihr, hielt sie aber dennoch an ihren Armen fest und schaute sie mit meinem verheulten Gesicht an.


    Wir hatten einen Streit, der tagelang angehalten hatte. Wir haben uns gegenseitig ignoriert. Und das tat mir so weh! Dann eines Abends ist es passiert, was nicht hätte passieren dürfen! In meiner Wut und meinem Schmerz habe ich mich einem Anderen an den Hals geworfen.
    Severus hat es herausgefunden und hat mich verlassen.
    Ich wollte danach nicht mehr leben, Fiona! Ich habe..ich wollte mir das Leben nehmen. Ich war schon in Morrigans Fängen, als man mich zurückgerissen hatte. Luca dort trüben, hat mich aus dem kalten Wasser geholt.


    Leise, nur für sie hörbar, erzählte ich meine Geschichte. Ließ dabei aber aus, weswegen wir uns gestritten hatten und mit wem ich Severus betrogen hatte. Denn dies tat hier nichts zur Sache.
    Leicht deutete ich in Lucas Richtung, der etwas weiter von mir entfernt stand.
    Zum ersten mal hatte ich (fast) alles einer Außenstehenden erzählt und es hatte mir gut getan. Folgte nun die Absolution?

    Warum mußte jeder, dem ich heute begegnete noch tiefer in meiner Wunde bohren! Warum nur! Sicher, sie meinten es alle nur gut mit mir, doch ich konnte es einfach nicht mehr hören!


    Bitte frag nicht! Wie du siehst, geht es mir nicht besonders! Und bitte erwähne diesen Namen nicht mehr in meiner Gegenwart. Er macht mich krank.


    In aller Deutlichkeit hatte ich es endlich ausgesprochen. Dabei war es mir vorerst gleich, ob ich Fiona und all die anderen vor den Kopf stoßen würde.
    Ich konnte es nicht länger ertragen. Alles machte mich krank! Die gutgemeinten Ratschläge und Mitleidsbekundungen, das ständige daran erinnert werden an Severus und an alles, was war, dieses absurde Fest und nicht zuletzt seine Gäste.
    Am liebsten wäre ich auf der Stelle fort gerannt. Irgendwohin, wo mich niemand finden würde, wo ich allein sein könnte, wo ich vielleicht endlich Ruhe finden könnte.
    Wieder ließ ich meinen Blick über die Menschenmenge gleiten. Diesmal war es nicht mehr Severus, den ich finden wollte. Nein diesmal suchte ich nach einem geeigneten Fluchtweg.

    Seine Worte beruhigten mich dann doch! Es war nichts schlimmes passiert! Was? Tilla war betrunken! Das konnte ich mir nun gar nicht vorstellen!
    Schließlich reichte er mir einen Becher mit Wein, den ich dankend entgegennahm. Sogleich wollte ich einen Schluck davon nehmen. Nun, ich wußte schon, warum ich den Wein nicht mochte!
    Ursus hatte ein Geschenk für Tilla. Auch sie bekam eine seiner Kerzen, doch dann hatte er noch etwas anderes.
    Fast im gleichen Moment traf Fiona auf uns.


    Hallo, Fiona! Willkommen! Schön euch wieder zu sehen!


    Das meine Stimmung nicht die allerbeste war, konnte man meinem zurückhaltenden Tonfall entnehmen. Mir war eben nicht danach in Freudentaumel auszubrechen, eher in Tränen. Doch das wollte ich lieber vermeiden.

    Einen kurzen Moment hatte es den Anschein, meine Traurigkeit wäre geschwunden, als er davon erzählte, ih hätte ihn an jenem Abend verwechselt.


    Ich habe dich verwechselt? Mit wem? Oh nein, doch nicht mit...


    Severus! Die beiden waren die weinzigen Männer auf dem Fest. Ich mußte ihn wohl mit severus verwechselt haben! doch er sah ihm doch gar nicht ähnlich! Das ganze wurde immer peinlicher!


    Ist sonst noch etwas peinliches passiert?fragte ich sicherheitshalber.


    Doch meine Traurigkeit hatte mir nur einen kurzen Aufschub gewährt.
    Er hat sich so um dich gesorgt und dich auf seinen Armen heimgetragen. Allein die Art, wie er dies sagte, rührte mich zu Tränen.
    Nein, er hat sich von mit losgesagt! schluchzte ich leise.
    Nein, meine Traurigkeit konnte ich nicht einfach hinunterschlucken. Es schmerzte zu sehr!
    Eigentlich wollte ich keinen Wein, denn ich mochte ihn nicht, doch jetzt war mir danach und so bejate ich seine Frage.


    Ja, bitte. Ich glaube, den kann ich gebrauchen!


    Dann folgte ich ihm, als er sich einen weg zu Tilla bahnte.

    Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus


    Ich war erstaunt! Ursus kannte sogar meinen Namen! Er überreichte mir eine Kerze. Möge sie dir ein wenig Licht schenken, wenn du es brauchst, hatte er zu mit gesagt. Oh ja, ein Licht konnte ich gut gebrauchen, befand ich mich doch momentan in tiefster Dunkelheit.


    Ich danke dir, ich werde es gut gebrauchen können. sagte ich schüchtern.


    Nein, ich kann mich nicht recht erinnern. An unserem Samhainfest waren doch gar keine...Römer anwesend. Oder doch?


    Das war ja sehr mysteriös. Er grinste auch so eigenartig, so als ob er unser zusammentreffen mit etwas lustigem pder peinlichem in Erinnerung hatte. Doch dann fiel mir ja wieder ein, daß ich nicht das ganze Fest bei vollem Bewußtsein miterlebt hatte.


    Leider kann ich mich nicht mehr so gut erinnern. Was ist denn passiert, daß du so darüber erheitert bist?


    Er mußte tatsächlich anwesend gewesen sein. Woher hätte er das mit meinem Rauschzustand wissen sollen?


    Nein, der Rausch des Pilzes war schon bald wieder verflogen. Mir war am nächsten Tag noch etwas übel. Ich glaube ich sollte soche Dummheiten in Zukunft lassen.


    Erst als er meinen streitsüchtigen Freund erwähnte, fuhr ich zusammen. Es war als wäre mir ein Geist begegnet, der mich zu Tode erschrecken wollte.


    Er ist nicht mehr mein Freund. antwortet ich ihm traurig und war den Tränen nahe. Genau das war der Grund, warum ich eigentlich diesem Fest fern bleiben wollte. Es war immer noch so, daß die kleinste Kleinigkeit, die mich an Severus erinnerte, zu Tränen rühren wollte.

    Zitat

    Original von Caelyn


    Ursus! Ich frage mich nur, woher ich ihn kenne! antwortete ich Caelyn. Doch mit meinen Gedanken war ich ganz woanders. Ich rätselte immerzu, wo ich ihn schon einmal gesehen haben könnte. Bei diesem römischen Fest? Nein! Ob ich einfach zu ihm gehen und fragen sollte? Ach nein! Lieber nicht? Aber warum nicht? Heute war doch dieses eigenartige Fest, an dem angeblich alle gleich waren.


    Bitte entschuldige mich, Caelyn!


    Mit einem dünnen Lächeln ließ ich sie stehen und lief zielstrebig zu diesem Ursus, der sich in einem Grüppchen mit Aquilius, Corvinus und Gracchus zusammengefunden hatte.
    Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und sprach ihn einfach an.


    Entschuldige bitte! Ich frage mich die ganze Zeit, woher wir uns kennen!