Beiträge von Flaviana Brigantica

    Was glaubte dieses Scheusal, was mich andere Sklavenjungen angingen! Doch das mußte er ja schließlich nicht wissen! Ich sah nur, dass ich ihn nun soweit ausgereizt hatte, sodass ich mit meiner Halbwahrheiten- Märchenstunde beginnen konnte. Wie gesagt, ich hatte mir einen Vorteil verschafft, wovon er niemals etwas ahnen konnte!
    Gekonnt geschauspielert, zeigte ich mich jetzt, als das total eingeschüchtertes Weibchen, das beinahe vor Angst starb. Allerdings mußte ich gestehen, ich hatte Tatsächlich Angst, denn der Kerl war ein kaltblütiger Killer, der mich jederzeit ins Jenseits hätte befördern können!


    Ist ja schon gut, ich erzähl dir ja alles, was ich weiß!, begann ich schließlich und sah dabei sehr ängstlich aus.


    Also, seitdem er dieses neue Amt inne hat, gibt es kaum einen Abend, an dem er nicht spät nach Hause kommt. Er arbeitet sehr viel und ist dann so müde, dass er kaum noch Zeit für mich findet. Aber gelegentlich muß es ihn doch noch zu anderen Weibern treiben, denn ich habe erst kürzlich wieder diese Kratzspuren auf seinem Rücken entdeckt. Ich habe mich erkundigt, was er so getrieben hat und habe herausgefunden, dass er sich bei irgendwelchen Huren herumtreibt und sich vergnügt, Während ich nur darauf warte...


    Ich ersparte ihm weitere Details und mußte mich innerlich halten vor lachen.


    Aber das allerschlimmste ist, er ist auf Brautschau und sucht doch tatsächliche eine Frau! Er hat sich aber noch nicht entschieden.
    Und wenn er dann mal früh zu Hause ist, dann zecht er mit seinem Vetter, dem Senator Flavius Gracchus. Als ob es nichts angenehmeres als Wein gäbe!

    Der heiße Tee, den man mir eingeflößt hatte, der heiße Stein, der zu meinen Füßen lag und auch die Decken, in die mich Cungha eingewickelt hatte, taten ihr Übriges und trieben mir in kürzester Zeit, den Schweiß auf die Stirn. Ich empfand es zwar als sehr unangenehm, doch spürte ich, wie es mir nach und nach half, das Fieber zu besiegen.


    Cungha wachte die ganze Nacht an meiner Seite. Immer wieder wischte sie mir den Schweiß von der Stirn und versorgte mich mit Wasser.
    Noch einmal wechelte sie die durchnäßte Wäsche in der Nacht. Irgendwann, als ich mich schon wesentlich besser fühlte und die Schmerzen auf dem Rückzug waren, schlief ich schließlich ein. Es war ein traumloser Schlaf, der meine Kräfte wieder aufladen sollte.
    Cungha war auch eingenickt und als die ersten Sonnenstrahlen der Wintersonne einen neuen Tag ankündigten, erwachte ich wieder, zwar sehr geschwächt, doch nun mit nur noch leichter Temperatur.
    Als ich zu mir kam, fand ich erst heraus, wo ich war. Noch immer lag ich im Bett meines dominus, doch er, was mich in diesem Moment sehr erstaunt hatte, war nicht zugegen. Vielmehr fand ich neben mir, halb sitzend, halb liegend, dei eingenickte Mama Cungha.


    Sie mußte es wohl auch bemerkt haben, dass ich erwacht war, denn es dauerte nicht lange, bis sie sich aufsetzte und mich mit ihren müden Augen anlächelte.


    Wie geht´s dir heute morgen, mein Mädschen?


    Mit schwacher Stimme, brachte ich einige Worte hevor.


    Es geht so! Ich fühle mich so matt.


    Mama Cungha überlegte nicht lange und schon war sie auf den Beinen.


    Nun, dann wird Mama Cungha dir jetzt mal eine gute Fleischbrühe zubereiten, damit du wieder zu Kräften kommst!


    Kaum hatte sie das gesagt, war sie auch schon aus dem Zimmer verschwunden, so dass ich gar keine Gelegenheit hatte, etwas dagegen zu sagen. Denn eigentlich hatte ich keinen Hunger.

    [Blockierte Grafik: http://img174.imageshack.us/img174/1692/hattiemcdaniel2sc9je3.jpg] | Mama Cungah


    Die herzensgute nubische Sklavin gab sich die allergrößte Mühe, um Bridhe den Aufguß Schluck für Schluck einzuflößen. Dabei achtete sie darauf, dass Bridhe sich nicht verschluckte. Die Bereitschaft der hibernischen Sklavin, diese bittere Medizin ohne Widerworte zu schlucken, quittierte Mama Cungah mit einem Lächeln.
    So ist´s schön brav!
    Nachdem der Becher entgültig gelehrt war, ließ sie sie sachte wieder zurück auf das Bett gleiten. Sie besah sich Bridhes Gewand und stellte fest, dass es erst frisch gewechselt worden war.
    So, du mußt jetzt viel schwitzen! Ganz viel schwitzen! Damit des Fieber aus deinem Leib vertrieben wird!
    Es schmerzte sie, die junge Frau da so liegen zu sehen. Im Laufe des Tages hatte sie gerüchteweise erfahren, was passiert sein mußte. Doch genaueres wußte Mama Cungah auch nicht.


    Dann begann Mama Cunga Bridhe von unten bis oben mit den Decken, mumiengleich einzupacken. Dabei bemerkte sie, dass der dominus immer noch die Hand der Sklavin hielt. Mit einem wohlwollenden Lächeln wandte sie sich an ihn.
    Dominus, möchtest du Bridhe hier bei dir behalten oder sollen wir sie in ihr Bett legen?


    Es stand ihr nicht an, sich über diese Frage eine Meinung zu bilden. Wohl hätte sie ein ja aber auch ein nein akzeptiert. Es wäre verständlich gewesen, wenn er den Rest der Nacht in Ruhe verbringen wollte.

    Ich konnte mir lebhaft vorstellen, was diese Phiole beinhaltete. Doch als plötzlich der Junge in der Tür stand und er ihm das Fläschchen anbot, weiteten sich meine Augen. Er konnte doch das Kind nicht vergiften!
    Doch dieser Mann schien zu allem fähig zu sein!
    Als er mir das Fläschchen vorhielt und mich damit erpresste, ich solle trinken oder sprechen, sonst müßte der Junge das Gift schlucken, lenkte ich schließlich ein.


    Laß den Jungen aus dem Spiel! Gut ich werde es tun!


    Zu dem Jungen hingewandt rief ich schnell: Los lauf Junge, verschwinde von hier!


    Ich wußte nicht, ob es dem Jungen bewußt geworden war, in welcher Gefahr er schwebte, doch er nahm die Füße in die Hand und verschwand. Ich konnte nur hoffen, er würde vielleicht Hilfe holen. Doch darauf konnte ich mich nicht verlassen.


    Was willst du wissen? fragte ich ihn schließlich.

    Was? entfuhr es mir schrill.
    Was willst du denn mit mir machen?, sprach ich in meiner normalen Tonlage zu Ende.
    Seine Freundlichkeit, die er zu Beginn an den Tag gelegt hatte, war pure Fassade! In Wirklichkeit verbarg sich hinter ihm wohl ein kaltblütiger Mörder, der keinen Augenblick zögern würde, mir die Kehle zu durchschneiden.


    Was glaubst du, wird mein dominus sagen, wenn du seine Sache zerstörst? Ich bin keine gewöhnliche Sklavin!


    Ich trat einen Schritt näher an ihn heran und setzt auf´s Ganze. Mein Herz raste zwar vor Angst, doch ich versuchte, mir in keinster Weise etwas anmerken zu lassen.


    Glaub mir, wenn du mich tötest, dann wird es auch dein Untergang sein!


    Ein Ausdruck von Abschäu war auf meinem Gesicht zu sehen. Dieser widerwärtige Kerl! Er sollte mit mir fallen! Ich war keineswegs dazu geneigt, mich einfach so abschlachten zu lassen. Er würde nicht unbemerkt aus dieser Villa kommen! Dafür würde ich sorgen!
    Ich hatte zwar nicht den leisesten Schimmer, ob mir überhaupt jemand zu Hilfe käme, wenn ich schreien würde und ob es irgendjemand interessierte ob ich lebte oder Tod war. Aber das mußte er ja nicht wissen!

    Mir war die Anwesenheit Stratons und Mama Cungahs nicht entgangen. Sie hatte mich vorsichtig aufgesetzt und versuchte mir nun eine heiße Flüssigkeit einzuflößen. Straton nannte es Weidenrindentee, etwas, was mir nicht fremd war. Auch in meiner Heimat hatte man sich die Heilkraft der Natur zu nutze gemacht. Nun war allerdings Weidenrindentee nicht eines meiner Lieblingsgetränke und mir graute es schon vor dem bitteren Geschmack des Gebräus.
    Mama Cungah hielt mir den dampfenden Tee unter die Nase und bevor ich davon trinken konnte, versuchte sie erst, ihn etwas abzukühlen, indem sie darüber pustete.
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    So, meid Mädschen, jetzt trinkst du mal! befahl sie in einem ruhigen aber bestimmten Ton in ihrer tiefen Stimme. Lagsam begann sie, mir den Aufguß schluckweise einzuflößen.
    Der Tee schmeckte einfach scheußlich und am liebsten hatte ich ihn wieder ausgespuckt. Doch das hätte Cungah sicher nicht zugelassen.
    Du mußt immer mehr trinken und trinken. Macht Fieber weg und du wirst wieder gesund!
    So blieb mir nichts anderes übrig, als Schluck für Schluck dieses widerlichen Gebräus, zu mir zu nehemen. Ich bedauerte es jetzt schon, dass man mich gerettet hatte.
    So ist´s brav, mein Mädschen!
    Im Grunde genommen war ich aber auch sehr gerührt, wie sehr man sich um mich und meine Gesundheit bemühte und so beschloß ich, keine widerborstige Patientin zu sein.
    Der heiße Stein zu meinen Füßen entfaltete auch schon bald seine Wirkung und mir wurde richtig warm.

    Die Freundlichkeit dieses Mannes täuschte über das hinweg, was er tatsächlich im Schilde führte. Mit jedem weiteren Wort, wurde mir wieder bewußt, um wen es sich hierbei handelte und was er tatsächlich wollte. Natürlich! Warum war es mir nicht gleich wieder eingefallen? Furianus hatte also seine Drohung wahrgemacht und hatte einen seiner Speichellecker hierher geschickt, um mich einzuschüchtern und Informationen aus mir herauszupressen. Zuerst hatte ich gehofft, dies wären nur Furianus´ leere Worte, um mir Angst einzujagen, doch nun erkannte ich, wie verbissen dieser Mistkerl war!
    Doch hatte ich mir zwischenzeitlich einen Vorteil verschafft, von dem Furianus nichts wußte, geschweige denn etwas ahnen konnte.


    Dann bist du also Furianus Mann, richtig? Kommst du dir nicht irgendwie erbärmlich vor, indem was du tust? Du drohst mir damit, mir Schmerzen zuzufügen und mich notfalls zu töten. Na dann nur zu, töte mich doch! Weißt du, mir liegt nicht mehr besonders viel am Leben! Erst vor wenigen Tagen habe ich versucht, mich selbst davon zu befreien. Leider ist es mir nicht gelungen. Also was läge da näher, wenn es ein Anderer für mich übernimmt?


    Meine Stimme war ebenso ruhig, doch lag etwas eiskaltes darin. So etwas, wie ein Lächeln, hatte sich seit Tagen nicht in meinem Gesicht verirrt.
    Tief in mir drinnen, begann sich allerdings ein großes Gefühl der Angst breitzumachen. Doch das sollte dieser Unbekannte, wie immer er auch heißen mochte, nicht erfahren.

    Die Entspannung tat mir gut und auch die Gewissheit, jemanden in meiner Nähe zu haben, beruhigte mich. Hin und wieder kam es mir so vor, als würde ich wieder in meinem Traum versinken. Doch quälten mich schubweise auftretende Kopf- und Gliederschmerzen, die mich immer wieder leicht aufbäumen ließen.
    Warum nur mußte ich das alles durchstehen? Warum hätte es nicht einfach zu Ende sein können? Ich wollte mir in diesem Moment erst gar keine Gedanken darüber machen, was mir die Zukunft bringen würde. Ich hatte keine Erwartungen mehr an das Leben. Eigentlich war es mir lästig geworden.
    Im Augenblick spürte ich nur wieder das Bedürfnis nach etwas Flüssigkeit. Mein Mund fühlte sich wieder völlig trocken an. Das Geräusch des tröpfelnden Wassers, als er das Tuch erneut in die Schale mit Wasser legte und es anschließend wieder auswringte, erhöhte mein Verlangen nach etwas trinkbarem.
    Wieder öffneten sich meine Augen ein kleines Stück und mein Blick fing ihn ein. Leise versuchte ich wieder Worte zu finden.
    Wasser, bitte!

    Erst wenige Tage zuvor, war es mir wieder möglich gewesen, das Krankenbett zu verlassen. Das Fieber hatte mich sehr mitgenommen und selbst jetzt konnte man es mir immer noch ansehen, dass ich krank gewesen war. Immer noch mangelte es mir an einer gesunden Gesichtfarbe und auch meine Kraft war noch nicht wieder vollständig wiederhergestellt. Meine Stimmungslage befand sich derzeit auf dem Tiefpunk. Ich glaubte, der unglücklichste Mensch auf der Welt zu sein, denn nichts, außer Schmerzen, hatte mir mein Versuch, mich aus dieser Welt zu befördern, gebracht. Wie ein Schatten meiner selbst, wandelte ich umher. Man hatte mich nur mit leichten Aufgaben betraut, wenn überhaupt. Doch ich selbst wollte etwas zu tun haben, damit ich auf andere Gedanken kam.
    Ich befand mich im cubiculum meines dominus, für das ich als seine Leibsklavin verantwortlich war und arbeitete eine neue Sklavin ein, die nun die Aufgabe hatte, den Raum zu reinigen.
    Ich schaute auf, als plötzlich die Tür aufging und der Junge eintrat.


    Junger Mann, wie wäre es denn, wenn man zuerst anklopft? tadelte ich ihn und erst danach wurde mir bewußt, dass ich mich schon fast wie Straton anhören mußte.
    Der Junge stammelte etwas von einem fremden Mann, der mich zu sehen wünschte. Im ersten Moment dachte ich nicht im Geringsten daran, dass es sich bei diesem Fremden um einen von Furianus´ Männern handeln könnte. Diese Geschichte hatte ich , nach all dem, was in den letzten Tagen passiert war, völlig verdrängt.
    Dem Zimmermädchen vorher noch einige Instruktionen gebend, folgte ich dem Jungen, der mich durch die Gänge der Villa lotste. Bis wir schließlich das Quartier der Küchensklaven erreicht hatten. Das war einer der weingen Plätze, an denen ich zuvor noch nicht gewesen war.


    Ich richtete mein fahles Gesicht und die glanzlosen Augen auf ihn und in einem ruhigen Ton, begann ich zu sprechen.


    Salve, ich bin Bridhe. Wer bist du und was möchtest du von mir?

    Seine Reaktion, als er den Namen Arrecina vernahm, erstaunte mich auch nicht mehr. Auch die Art und Weise, wie er mit mir Sprach, verwunderte mich nicht. Damit hatte ich eigentlich fest gerechnet und es war nur noch eine weitere Bestätigung dafür, was ich bereits ausgesprochen hatte.
    Wieso er so verwirrt dreinschaute, als er zu begreifen schien, dass ich wegen ihm, mir das Leben nehmen wollte, leuchtete mir in diesem Moment nicht ein. War ich ihm denn nicht gleichgültig geworden? Hatte er mich nicht gänzlich aus seinem Herzen verbannt? Offenbar noch nicht ganz!
    Denn nachdem ich ihm ankündigt hatte, es wieder tun zu wollen, so dass mich niemand mehr retten könnte und ich mich aus seinem Griff befreien wollte, hielt er mich plötzlich zurück.
    Er nannte mich wieder Bridhta, so wie er es früher immer getan hatte. So wie ich es immer geliebt hatte. So, wie ich es mir so gewünscht hatte, er würde mich so wieder nennen, mich wieder sein Schwanenmädchen heißen, mich wieder in die Arme schließen.
    Bleib lieber leben. Solange man lebt kann man auch was ändern, hatte er zu mir gesagt.
    Dann gib mir einen Grund zum Leben! Ich umarmte ihn und unter Tränen bat ich ihn, mir zu verzeihen! Ich hoffte, er würde mich nicht einfach von sich weisen. Hatte nicht jeder eine zweite Chance verdient?


    Bitte verlass mich nicht! Bitte, du bist doch das Einzige, was ich noch habe! Virgieb mir nur dieses eine Mal! Ich werde dich nie wieder enttäuschen. Das verspreche ich! Bitte, es tut mir so leid!


    Ich klammerte mich förmlich an ihn und meine Tränen benetzten seine Tunika. Freiwillig würde ich nicht mehr von ihm weichen wollen. In diesem Augenblick wollte ich wieder leben. Für ihn!

    Als seine Stimme wieder an mein Ohr drang, öffnete ich wieder leicht die Augen. Er hatte seinen Arm um mich gelegt und sprach beruhigend auf mich ein. Dieses Zeichen von Nähe bedeutete mir so viel. Hatte ich mich doch so sehr nach Nähe gesehnt und es ergriff mich in diesem Augenblick so sehr, da ich sie erleben durfte, sodass mir die Tränen in den Augen standen.
    Langsam schob ich meine Hand unter der Decke hervor, suchend nach der seinen. Zufrieden schloss ich wieder die Augen, als meine Hand fündig geworden war und sie umschloss. Ich wollte mich an ihm festhalten, auf das ich nicht wieder versinken würde.
    Ich versuchte ein wenig zu ruhen und ich ließ mich einfach gleiten, damit sich meine Glieder wieder entspannen und mein Körper sich von den Anstrengungen des Sprechens wieder erholen konnte.

    Doch noch immer lieferte sich mein Körper einen erbitterten Kampf mit dem Fieber.

    Mit gemischten Gefühlen sah ich noch einmal nach dem Halsreif, bevor Straton ihn verschwinden ließ. Ob es wirklich richtig war, was ich soeben getan hatte.Andere hätten sicherlich nicht gezögert und den Halsreif zu Geld gemacht. Geld das die Freiheit hätte bedeuten können!
    Aber gegen diesen Gedanken wehrte ich mich vehement.
    Wenigstens lief ich jetzt nicht mehr in Gefahr, mit dem Schmuckstück erwischt zu werden. Doch dies erleichtert in keinster Weise meine Bürde. Der Halsreif war deswegen nicht aus der Welt und was Severus dafür getan hatte, ihn zu erwerben, konnte ich nur erahnen.

    Ich sah wieder auf, als mich Straton an meine Pflichten erinnerte. Ich hatte ganz die Zeit vergessen. Es war bestimmt schon spät. Wortlos nickte ich und ging zur Tür. Doch bevor ich den Raum wieder verließ drehte ich mich noch einmal um und lächelte ihm zu.


    Danke!

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    Wer Acanthus, den Ianitor besser kannte, wußte dass man ihm Unrecht tat, wenn man ihn als griesgrämig bezeichnete! Im Grunde war er eine zartbeseitete Seele. Er liebte die Musik und noch so manch anderes, was allerding bislang eher im Verborgenen geblieben war.
    Gut gelaunt stimmte er ein fröhliches Lied an. Doch schon bald wurde er jäh durch ein Klopfen unterbrochen.
    Sofort verstummte er, setzte seine griesgämige Miene wieder auf und öffnete die Tür. In einem aggressiv zuvorkommenden Ton sprach er sein Gegenüber an.


    Was willst du? Bettler und Wegelagerer haben hier nichts verloren!

    Noch einmal schaute ich auf den Halsring, bevor ich ihn Straton reichte.
    Wieviel er wohl wert sein mochte? Vielleicht hätte sein Wert ausgereicht, um mir die Freiheit zurückzukaufen. Doch ich wollte weder den Halsring, noch das Geld, das er wert war. Bekümmert schaute ich zu Boden. Ich wußte selbst, wie dumm es von mir war, den Halsreif genommen zu haben! Doch ich schwieg dazu lieber. Hinterher war man immer schlauer. Dann endlich übergab ich ihm das Schmuckstück.


    Hier bitte! Aber wie gesagt, ich muß immer darüber verfügen können!


    Es fühlte sich fast schon wie eine Erleichterung an, als ich den Halsring endlich los war. Im Grunde genommen, konnte ich zufrieden sein. Jetzt war wenigsten ein Teil der Gefahr gebannt. Trotz allem stand mir nun noch das Schwierigste bevor. Vor dem Gespräch mit Severus fürchtete ich mich ein wenig. Sicherlich würde es ihn kränken, wenn ich ihn so direkt fragen würde, woher das Geld dafür stammte .

    Ich versuchte etwas zu sagen. Das Formen der richtigen Worte fiel mir jedoch schwer. Wie sollte ich es denn auch schließlich begründen, warum ich so dalag? Nach Lucas Reaktion am Morgen, war ich darauf vorbereitet, dass man hier keinerlei Verständnis für meine Tat haben würde. Hätte er es denn vielleicht verstanden, warum ich sterben wollte? Mirviel wieder unser Gespräch am Abend zuvor ein. Als ob ich es geahnt hatte, hatte ich den Tod zur Sprache gebracht. Mir klangen noch meine Worte in den Ohren leichtfertig werde ich nicht den Tod suchen, dazu hänge ich zu sehr am Leben. Wie schnell sich doch alles ändern konnte!
    Doch es war mir gleich, was man über mich denken würde. Tief in mir drin hatte ich bereits mit allem abgeschlossen. Was blieb, war nur die leere Hülle, die man Bridhe nannte. Vielleicht würde mich ja das Fieber noch dahinraffen. Dann würde sich auch dieses Problem in nichts auflösen.
    Ich versuchte, etwas meinen Kopf anzuheben. Mit größter Anstrengung brachte ich schließlich leise einige Worte heraus.
    Ich war im Wasser!
    Dann ließ ich mich wieder zurück sinken und schloss die Augen. Mein Körper konnte sich wieder entspannen, während ich dahindämmerte, halb wach, halb schlafend.

    Ich kann aber gar nichts essen! Ich habe überhaupt keinen Appetit!
    Ich jammerte fast schon, doch als ich bemerkte, wie er mich ansah, seufzte ich nur und gab nach.


    Nagut! Etwas Brühe vielleicht.


    Mit samt den Decken, versuchte ich dann, mich zum Rand des Beckens zu schleppen. Dann liess ich sie fallen und glitt langsam ins angenehm warme Wasser des Beckens. Dort verweilte ich eine Zeitlang und begann mich zu waschen. Das Bad konnte ich nicht so recht genießen. Auch konnte ich keine Freude beim Anblick der Mosaiken und der Wandmalereien entwickeln. Alles an mir schmerzte. So verließ ich auch bald darauf, nachdem ich fertig war, wieder das Becken, griff nach einem Tuch und trocknete mich ab.
    Die frische Kleidung, die mir der Junge gebracht hatte zog ich über. Solange meine Haare noch nass waren, wollte ich noch hier bleiben.

    Es hatte den Anschein, als ob ich immer wieder zurück in meinem Traum sinken wollte. Sobald ich die Augen schloss und mich entspannte, war es, als wollte ich wieder hinab ins kühle Nass sinken. Sich einfach treiben lassen, nichts weiter tun, als sich treiben lassen. Doch immer wieder wurde ich durch Impulse, die von Außen kamen, zurückgezogen.
    Wieder drangen Sprachfetzen der fremden Sprache an mein Ohr. Es bedurfte einige Zeit, bis mir deren Bedeutung klargeworden war. Meinem Bett…krank…helfen.
    Ich öffnete erneut die Augen einen Spalt. Doch ich konnte kein klares Bild einfangen. Verschwommen, nahm ich eine Gestallt war, die sich um mich zu kümmern schien. Eine Hand strich über meine Stirn, so wie es früher meine Mutter getan hatte, wenn ich einmal krank war. Wie sehr ich sie vermisste! Zu meiner Bestürzung musste ich eines Tages feststellen, dass meine Erinnerung an die Physiognomie ihres Gesichtes bereits begann, zu verblassen. Ich hatte sie als zierliche dunkelhaarige Frau mit blauen Augen in Erinnerung. Die Leute hatten immer behauptet, ich würde ihr sehr ähnlich sehen. Immer wieder sehnte ich mich nach ihr.
    Máthair?, hauchte ich fast unhörbar. Aber nein, das konnte nicht meine Mutter sein! Mutter war schon lange tot. Sie war längst schon hinüber gegangen.
    Wieder drang etwas kaltes Wasser an meine Lippen und fast schon begierig, begann ich, die Flüssigkeit in mich aufzunehmen.
    Als man meinen Oberkörper aufrichtete, um mich zu entkleiden, ließ ich alles mit mir geschehen. Ich hatte keine Kraft, etwas dagegen zu tun. Doch als die scheinbar kalte Luft meine Haut berührte, zitterte ich noch mehr. Doch bald schon, war mein Körper wieder gut verpackt. Noch einmal erzitterte ich, als ich gleich darauf etwas Kaltes auf meiner Stirn spürte. Aber schon bald empfand ich es als angenehm.
    Ich wollte noch einmal versuchen, ein Bild meiner Umgebung einzufangen. So setzte ich all meine Kraft dafür ein, um mich zu konzentrieren. Schließlich erkannte ich das Gesicht meines dominus, welches mich recht sorgenvoll betrachtete. Sicher waren ihm Severus Spuren in meinem Gesicht nicht entgangen. Ob er schon alles erfahren hatte, was geschehen war? Wenn nicht, konnte er es sich wahrscheinlich schon zusammenreimen.

    Das Wasser war so angenehm! Seine Kälte hatte langst den Schrecken und Schauder verloren. Wie in Trance begab ich mich immer tiefer hinein. Ich wurde eins mit ihm und bald würde es mich gänzlich verschlingen. Doch dann wurde ich der Präsenz gewahr. Ich spürte etwas oder jemanden in meiner Nähe. Es forderte meine ganze Aufmerksamkeit und lenkte mich von meinem weiteren Tun ab.


    Das kühle Nass, welches erst meine rissigen Lippen benetzt hatte, rann jetzt langsam und wohltuend die Kehle hinab und kühlte meinen Körper. Meine Augenlieder schoben sich langsam nach oben, doch durch die unerwartete Helligkeit des Raumes begann ich zu blinzeln. Das Licht einer Lampe schien mir in die Augen.Es dauerte eine Weile, bis sich meine Augen einigermaßen an das Licht gewöhnt hatten. Verschwommen nahm ich die Gestalt eines Mannes wahr, allerdings erkannte ich ihn nicht.
    Er beugte sich über mich und flößte mir die kalte Flüssigkeit ein. Gerade eben noch war ich in meinen Träumen am Teich gewesen, doch wo war ich jetzt? Träumte ich immer noch oder war ich bereits wach. Das alles hier schien real zu sein, doch auf eine gewisse Art und Weise auch wieder nicht. Das Licht war so grell und es schmerzte meine Augen. So bevorzugte ich es, lieber die Augen geschlossen zu halten. Dumpfe Worte in einer fremden Sprache klangen bruchstückhaft an mein Ohr, deren Bedeutung ich aber verstand. Das war kein Traum mehr!
    Noch einmal öffnete ich vorsichtig die Augen. Schemenhaft nahm ich eine weitere Gestalt wahr.
    Langsam versuchte ich mich in der fremden Sprache zu artikulieren. Es bereitete mir besonders viel Mühe, da es mir sehr schwer fiel, mich zu konzentrieren. Doch einige abgehachte heisere Worte brachte ich heraus.


    Wo- bin- ich? Was- ist- los?