Beiträge von Flaviana Brigantica

    He? Was? Prügeln? Ich? Verständnislos schaute ich in sein Gesicht. Er hatte überhaupt nichts begriffen! Oder dachte er etwa, Severus hätte mit einer Anderen?


    Nein, ich glaube wir reden aneinander vorbei! Es ist nicht so , wie du denkst. Es ist viel schlimmer! Er hat es aus Liebe getan!


    Und genau, das war das Stichwort zum erneuten Tränenverguß!
    Ja, er hat es aus Liebe getan! Mich unwissend zum Mitschuldigen gemacht! Wie soll ich mit solch einer Schande nur weiterleben?


    Und ich bin schuld! Ich! Hätte er sich nicht mit mir eingelassen, wäre das nie passiert!


    Schniefend und schluchzend gab ich immer mehr preis. Was veranlaßte mich dazu? Seine nette kumpelhafte Art? Weil er ständig zum scherzen aufgelegt war? Weil er mich im Arm hielt?

    Zum Abschluß dieses köstlichen Frühstücks, nahm ich mir noch einen Apfel, der mich einfach mit seiner gelb- rötlichen Färbung angelacht hatte. Gerade, als ich herzhaft hineinbeißen wollte, begann er zu scherzen, was mich vorerst von meinem Vorhaben abhielt.


    Ach weißt du, draußen im Garten gibt es einige Stellen, da kommt nie einer hin. Da finden wir sicher auch für dich ein schönes Plätzchen!


    Grinsend schaute ich ihm dann zu, wie sich doch getraute, aus demselben Becher zu trinken. Gespannt und dann doch in den Apfel beißend, hörte ich ihm weiter zu, als er über seine und Aquilius gemeinsame Kindheit zu erzählen begann. Mir schwirrten selbst Bilder meiner Kinheit im Kopf herum, die wohl wesentlich schöner war, als diese hier.
    Es interessiert mich einfach! Ich kenne ihn ja noch nicht solange. Er hat auch noch nicht so viel über sich erzählt. Außer solche waghalsigen Geschichten, daß er einmal Fischer gewesen sei und sowas. Was ich mir allerdings auch nicht so richtig vorstellen kann.
    Aber findest du nicht, daß es manchmal richtig seltsam im Leben ist. Er hatte, wie du sagtest, eine schlimme Kindheit und heute führt er ein schönes Leben in Reichtum. Ich hingegen hatte eine wunderschöne Kindheit und habe jetzt alles verloren. Ist das etwa der Preis dafür?

    Jetzt nahm er mich auch noch in den Arm, so wie ich es vor einigen Tagen mit ihm getan hatte. Er versuchte mich zu trösten, murmelte mir etwas beruhigendes ins Ohr und lenkte mich schließlich zu einer Bank, die wie gerufen, einfach da stand. Ich setzte mich neben ihn, immer noch in seiner Umarmung. Es war mir völlig gleich, ob er uns so sehen würde oder auch nicht!
    Irgendwie hatte er die Gabe, mich wieder lächeln zu lassen. Vielleicht waren es seine lockerleichten Worte, die einfach nur von Herzen kommen konnten. Auf jeden Fall fühlte ich mich wohl, neben ihm. Und das lockert mir dann schließlich auch die Zunge!


    Es ist nicht das Einkaufen gehen, weswegen ich geheult hab. Na klar geh ich mir dir einkaufen! Nichts würde ich lieber tun. Es ist nur.. ach, was würdest du tun, wenn du von jemanden so sehr enttäuscht worden wärst, so hinter Licht geführt worden wärst?

    Warum? Warum nur, bohrst du immer weiter? Ich will, nein, ich kann nichts sagen!
    Als er mir schließlich mit dem Thema Einkaufen kam, brach ich vollkommen in mich zusammen. Ich konnte nicht mehr! Fing ich erst an zu schluchzen heulte ich dann schließlich los. Einkaufen! Ja, den Einkauf hatte er mir ganz schön vermasselt!
    Aber verriet ich mich nicht schon mit meinen Tränen? Wie sollte er es denn verstehen, warum ich jetzt weinte? Ich, die ich fast alles tat, um einmal hier aus diesem Haus zu kommen, um dann stundenlang und ganz ausgiebig in allen möglichen Geschäften und Läden zu stöbern.


    Schluchzend antwortete ich ihm auf seine Frage nach den Kräutern und deutete auf die Stelle, wo sie wuchsen.


    Dort drüben! Wenn du willst, kann ich sie dr pflücken.

    Genüßlich kaute ich an meinem Brot und bediente mich anschließend auch beim Käse. Das ganze wollte ich dann mit etwas frischer Milch hinunterspühlen.


    Ich hab leider nur einen Becher bekommen. Den müssen wir uns eben teilen. Sláinte!


    Die frische Milch schmeckte einfach köstlich! Ich reichte ihm den Becher, damit er auch was abbekommen könnte.
    Ja er hatte recht! Zum Glück waren die Hohlkörper in der Küche noch nicht dahinter gekommen, daß Aquilius´Portionen extrem größer geworden waren, seitdem ich hier war.


    Na wenn er zu dick werden würde, müßte ich ihn gelegentlich mal durch die Villa scheuchen!


    Alleine bei diesem Gedanken, konnte ich mich kaum halten.
    Dann erzählte er von der gemeinsamen Kindheit, die er mit Aquilius verbracht hatte. Irgendwie konnte ich mir gar nicht vorstellen, daß mein Herr jemals ein Kind gewesen war.


    Na und wie war er so, ich meine, als Kind?

    Ohne daß er es wohl selbst geahnt hatte, streute er mir erneut Salz in meine Wunden, indem er Severus erwähnt hatte. Aber sollte ich ihm wirklich davon erzählen? Er war zwar ein lieber netter Kerl, doch gehörte er nicht zu meinesgleichen. Dankend nahm ich sein Taschentuch und schneutzte einmal kräftig.
    Ach weiß du, ich fühle mich, sagen wir mal, den Umständen entsprechend, ganz wohl hier.
    Natürlich wäre ich viel lieber zu Hause, würde viel lieber auf meine nervenden kleinen Geschwister aufpassen und wäre viel lieber wieder frei. Doch das sagte ich ihm nicht. Schließlich konnte er am wenigsten dazu, daß ich hier war und er redete normal mit mir, so als wäre ich eben nicht das, was ich war.


    Aber zur Zeit, ist alles, ich seufzte ein bißchen schwierig!


    Ich traute mich einfach nicht, mit ihm über mein Problem zu reden. Nicht weil er fremd war. Manchmal kann man mit Fremden besser über solche Ding reden, als mit Menschen, die einem vertraut sind. Nein, es war das Wissen in meinem Hinterkopf, daß er das war was er war. Diese Hürde zu überspringen, scheute ich mich immer noch.


    Aber weiß du was, das mit dem Lamm klingt ziemlich Klasse! Da freue ich mich schon drauf! Mhhm lecker!

    Ich hielt ihm am Ärmel fest, als er schon losgehen wollte. So einfach sollte er mir nicht davon kommen!


    Moment! Das der Halsreif nicht vom Himmel gefallen ist, weiß ich auch! Ich will jetzt einfach nur wissen, wovon du ihn bezahlt hast!
    Meine Sprache wurde etwas schärfer und energischer. Ich wollte nicht eher weggehen, bis ich wußte, wie er an den Schmuck herangekommen war. Es tat mir ja selbst unendlich leid, daß ich mich nicht wirklich über sein Geschenk freuen konnte. Doch ich könnte es niemals ertragen, hätte er wegen mir etwas getan, was er noch zu bereuen hätte.
    Bitte sag mir, wie bist du an diesen wertvollen Schmuck gekommen?
    Eindringlich sah ich ihn an. Ich wartete auf seine Antwort. Ohne seine Antwort könnte ich mich nicht entspannt in der Stadt vergnügen.

    Es schauderte mich, als ich an die Zwiebel denken denken mußte. Gab es etwas was ich haßte, waren es rohe Zwiebeln! Doch das schaudern wich gleich wieder einem verlegenen grinsen, nämlich als er mich domina nannte.
    So was solltest du nicht zu mir sagen, sonst glaube ich es am Ende noch!
    Eigentlich hätte ich noch mehr lachen müssen, als er seine Grimassen schnitt. Doch zum Lachen war mir heute wirklich nicht zumute! Ich versuchte, vor ihm die Dinge die mich belasteten, zu verheimlichen.
    So versuchte ich das Gesprach wieder auf den Koch zu bringen.
    Ja, gegen Attalus, den Koch, war wohl nur Gift hilfreich. Aber vielleicht wäre er hier ja der richtige Ansprechpartner, wenn es darum ginge, die Qualität des Essens ein wenig zu erhöhen!
    Weißt du, wenn du ein Sklave bist, solltest du dich tunlichst nicht mit Attalus, dem Koch anlegen. Das bekommt einem sehr schlecht! Aber gegen dich würde er sich sicherlich nicht auflehnen!
    Schon wieder begann meine Nase zu kribbeln, was dazu führte, wieder niesen zu müssen.
    Oh nein, ich glaub ich hab mich ganz schön erkältet!

    Mein Niesen war ihnen, zum Glück, wohl doch entgangen. Ich wollte eigentlich auch nicht darüber nachdenken, was wohl passiert wäre, hätte man mich entdeckt. Sicher wäre Aquilius nicht sehr erfreut darüber gewesen, hätte er gewußt, daß ich nun sein Geheimnis kannte.
    Ich konnte es mir zwar nicht vorstellen, daß ein Mann einen anderen Mann liebte. Doch wurde mir jetzt auch einiges klar. Mein Vater hatte einmal gesagt, es gäbe immer wieder gewisse Launen der Natur.
    War dies auch eine solche Laune oder war es einfachBestandtei dieser, mir immer noch fremden Welt.
    So lauschte ich also weiter und versuchte auch immer wieder einen Blick durch das dichte Gestrüpp zu erhaschen. So langsam hatten sich die Wogen wieder geglättet, denn mittlerweile schrien sie sich nicht mehr an. Ich sah sogar, wie sie ihre Köpfe aneinander hielten. Nein, die waren wirklich alle eine Laune der Natur! So dachte ich jedenfalls.
    Dann begann ganz fürchterlich meine Nase zu kribbeln. Es war einfach schrecklich. Hatte ich mir hier vielleicht auch noch etwas eingefangen? Eine Erkältung wäre jetzt ganz schön unpassend! Doch es half alles nichts. Das Kribbeln wurde immer starker und ich konnte nicht an mir halten. Laut, so daß es sicher noch die Leute auf der Straße hören mußten, nieste ich aus voller Kraft. Mit dem Erfolg zwar eine frei Nase zu haben aber sicher auch gehört worden zu sein! Mist! Was sollte ich denn jetzt tun? Wegrennen oder hier bleiben und hoffen, sie würden nicht nach mir sehen? Oder Möglichkeit Nummer drei in Betracht ziehen!
    Einfach so zu tun, als ob man ganz unverfänglich im Garten spazieren war. Ja, das war wohl das Beste!
    Also kam ich hinter meinem Busch hervor und flanierte durch den Garten, ganz nach dem Motto alles meins!
    Irgendwann kam ich dann auch wieder an der Laube vorbei. Die beiden Süßen saßen immer noch wie ein verliebtes Pärchen dicht beieinander.
    Ganz schön frisch hier draußen! , rief ich ihnen zu, während ich vorbei spazierte.

    Tatsächlich! Er hatte ein Geschenk für mich! Er zauberte ein kleines Kästchen aus Olivenholz, welches mit edlen Schnitzereien verziert war, hervor und gab es mir. Eine Morgengabe? Erstaunt schaute ich auf. Dann nahm ich das Kästchen und öffnete es langsam. Niemals hätte ich mit solch einem Geschenk gerechnet! Als ich es sah, wurde ich ganz bleich. Ich mußte mich erst einmal hinsetzen. Auf einem kleinen Mäuerchen fand ich auch den Platz dazu.
    Es dauerte eine Weile, bis ich meine Sprache wieder fand.


    Severus!


    Niemals hatte ich solch ein Schmuckstück besessen! Es war das Geschmeide einer banríon- einer Königin. Ich sah ihn an.


    Es ist wunderschön! Aber.... wo hast du das her, Severus?


    Dieses Geschmeide mußte ein Vermögen gekostet haben. Es war nichts, was man für ein Taschengeld bekam.
    Das Gold des Halsreifs, die Saphiere. Wunderschön! Zu schön für mich! Diese eine Frage kreiste nur noch in meinem Kopf: WOHER HATTE ER DAS GELD FÜR DEN SCHMUCK?
    Lächeln konnte ich nicht. Angst hatte ich. Große Angst!

    Ich stellte mir gerade vor, wie er Attalus davon überzeugen wollte, zukünftig seine Creation für die Sklaven umzustellen. Dabei mußte ich grinsen. Wer Attalus einmal kennenlernen mußte, wußte, daß dieser Mann alleine mit mit seinen Blicken töten konnte! Doch sicher würde diese Auseinandersetzung lustig werden und auf alle Fälle wieder etwas Abwechslung bringen.
    In diesem Haus mußt du wissen wo du bleibst. Von irgendetwas muß ich ja schließlich leben, sonst wäre ich schon längst verhungert.
    Also, ich interpretiere das mal als ein JA! Gut, dann geh ich mal schnell und hole was für uns! Bis gleich!

    Gesagt, getan!
    Sofort eilte ich aus dem Raum, die Korridore entlang, hinunter zur Küche. Dort orderte ich, wie immer, das Frühstück für meinen Herrn.
    Mit einem vollbepackten Tablett kehrte ich wenig später zurück.
    So, da bin ich wieder! Frisches Brot, etwas Schinken, Käse, frisches Obst, ein Kännchen mit Milch und Oliven. Die kannst übrigens gerne alle haben. Die mag ich nicht!
    Ich stellte das Tablett auf einen Tisch ab.
    Hier bedien´ dich!
    Ich schenkte die Milch in den Becher ein, den ich mitbekommen hatte und verteilte die Speisen auf dem Tisch. Dann griff ich mir ein Stückchen Brot und nahm noch ein Stückchen Schinken dazu.
    Du und Aquilius, habt als Kinder früher zusammen gespielt?

    Endlich hatte ich die Salbeipflanzen gefunden, deren Blätter ich aufbrühen wollte, um mit dem Sud meinen Hals zu spühlen. So pflückte ich einige Blätter und verstaute sie in einem Säckchen, das ich mitgebracht hatte.
    Urplötzlich hörte ich meinen Namen. Ich sah auf und Luca, der eigentlich ja Lucanus hieß stand vor mir.
    Es war richtig schade, daß er nicht der Luca sein konnte, sondern Flavius Lucanus sein mußte. Er sprach zwar wieder in einem legeren Jargon mit mir, doch wie sollte ich ihm antworten? Wie der Kumpel oder wie die, die ich eben in diesem Haus war? Ich entschied mich für das zweitere. Man konnte ja schließlich nie wissen!
    Salve, dominus! Nein ich sammle mir einige Kräuter, um damit einen Tee herzustellen. Seit gestern habe ich Halsschmerzen. Ich muß mich wohl verkühlt haben.
    Ja, als ich anderer Leute Gespäch belauscht hatte! Geschieht dir gerade recht, Bridhe!, dachte ich.


    Das mit dem vergiften, wäre echt ne Maßnahme! Machen die hier sowieso öfters!
    Erst grinste ich, doch dann wurde mir bewußt, was ich da eben von mir gegeben hatte. Tja mit einem schweren kopf sollte man keine Scherze machen!

    Hallo?! Von welchem Stern kam der denn? Ob wir uns das hier so gefallen lassen würden? Darauf gab es nur eine Antwort!


    Ähm, Straton, den Kummerkasten für Sklaven hat man letzt Woche wegen Überfüllung abgehängt! Was glaubst du denn? Meinst du hier kümmert sich auch nur einer drum, was uns schmeckt oder was nicht?
    Mal ganz unter uns, die culina ist gar nicht so schlecht, jedenfalls, das was für die Herrschaften gekocht wird. Doch wir werden nur mit dem was übrig bleibt oder den Abfällen abgespeist. Ich habe es selbst gesehen. Sowas würde ich meinem Hund nicht mal zum fressen hinstellen!


    Ich mußte nur an den Fraß denken und schon drehte sich bei mir der Magen um. Doch mittlerweile ging nichts mehr umzudrehen, denn er war völlig leer und rebellierte lautstark.
    Das Wörtchen Genaues
    hatte wohl sein Interesse geweckt. Vielleicht hatte er ja wirklich noch nichts bekommen. Dann müßte ich eben mit ihm teilen.
    Och, weißt du. Ich hole morgens immer für Aquilius das Frühstück. Seitdem ich das mache, bekommt er immer reichlich, wenn du verstehst, was ich meine. Das reicht dann immer noch für mich.
    Naja, heute ist er ohne besagtes Frühstück aus dem Haus gegangen. Aber die Schnarchnasen in der Küche wissen das ja natürlich nicht. Und da wollte ich jetzt mal runtergehen und, ähm uns was organisieren.

    Unschuldig, wie ein Lämmchen schaute ich wieder drein.

    Die letzten Tage waren doch recht verwirrend für mich gewesen. Das hing nicht nur mit den neuen Bewohnern der Villa zusammen, sondern auch mit meinen Gefühlen und den Tatsachen, die sich mir in den letzten Tagen offenbart hatten. Deshalb war ich froh, daß ich an diesem Nachmittag ein wenig Zeit für mich hatte. Wie die Tage davor, nutzte ich die letzten schönen Herbsttage dazu, um ein wenig an der frischen Luft zu sein. Der Garten war zu einem meiner liebsten Plätze geworden. Dort war ich mit der Natur verbunden und konnte meinen Gedanken freien Lauf lassen.
    Irgendwann erreichte ich den Teil des Gartens, an dem man Kräuter angeplanzt hatte, die man nicht nur für die Küche sondern auch zu medizinischen Zwecken brauchte.
    Seit gestern plagte mich eine heranrückende Erkältung. Ich fühlte mich deshalb nicht ganz so gut. So wollte ich mir doch hier wenigsten einige Kräuter suchen und daraus einen Aufguß brauen. Villeicht könnte ich so mein Unwohlsein etwas lindern.
    Noch immer betöhrte mich der Duft einiger Kräuter. So brach ich das eine oder andere Blättchen ab, zerrieb es zwischen den Fingern und roch daran.
    Völlig in mein Tun versunken, fiel es mir nicht auf,daß ich längst nicht mrhr alleine war.

    Sim-Off:

    Sorry![SIZE=7]Ich weiß ihr wollt alle mit schreiben, aber[/SIZE] Ist leider reserviert! ;)

    Ich mußte grinsen, als ich sah, wie raffiniert sie war. Nachdem Tilla die Tür auf und zu gemacht hatte, um unser Gehen vorzutäuschen, führte sie uns zur Küche, wo wir wieder auf Cadhla, Fiona und ihre Freundin trafen. Ich dankte Tilla für ihre Hilfe, bevor sie wieder zurück zu ihrer Herrin ging.
    Gemeinsam warteten wir schließlich, bis es endlich dunkel wurde. Dann schlichen wir uns hinaus in den Garten. Cadhla führte uns zu einem abgelegenen Platz, der für unser Vorhaben geradezu wie geschaffen war.

    Ich war Fiona nachgeeilt, al ich sah, sie würde zu jenem Baum gehen, auf dem sich, wer immer es auch war, versteckt hatte. Mit ihrer beruhigenden Stimme hatte sie es doch tatsächlich geschafft, diesen jemand vom Baum herunterzubekommen. Es war dieses stumme Mädchen, aus Aurelia Priscas cubiculum. Siue hatte mir schon von Anfang an leid getan. Es mußte richtig schlimm sein, wenn man nicht sprechen konnte!


    Tilla! Du bist das? Warum kommst du nicht einfach runter zu uns?

    Das arme Mädchen! Sie konnte nicht sprechen. Doch sie lotste uns immer mehr hin zur Tür. Dahin wollten wir aber eigentlich gar nicht, denn wir hatten ja noch eine Verabredung! Irgendwie mußten wir es in die Küche schaffen.
    Schließlich blieb ich stehen, räusperte ich mich, setzte meine mitleiderregendste Miene auf und begann zu jammern.


    Hör mal, wir sind schon den ganzen Tag unterwegs und uns plagt der Durst und der Hunger! Könntest du uns nicht schnell zur culina bringen, damit wir uns dort schnell noch etwas stärken könnten? Ich falle gleich um vor Hunger und Durst!


    Ich hoffte, sie hätte für uns ein wenig Mitleid und würde uns ohne Weiteres zur culina bringen.

    Ich erschrak vom Geräusch des zertümmernten Tischchens so sehr, daß ich beinahe selbst mein Versteck verraten hätte.


    Das Gespräch der beiden Männer war mittlerweile nicht mehr zu überhören, denn es wurde nicht mehr gesprochen, es wurde bereits geschrien! Hatte ich das eben richtig verstanden? Es ging um Liebe. Nicht um die Liebe zu einer Frau, sondern zu ihm. Wer war dieser ihm? Aquilius liebete einen Mann?
    Ich versuchte, mich etwas zu strecken, damit ich wenigstens ein bißchen davon sehen konnte, was sich gerade in der Laube abspielte.
    Schließlich konnte ich erkennen, wie Aquilius auf seine Knie zu Boden sank. Ich wollte schon zu ihm hingehen. Doch um dies zu tun, fehlte mir doch endgültig der Mut. Also beobachtete ich weiter.
    Doch dann passierte es! Durch einen dummen Zufall, mußte ich plötzlich niesen. Hoffentlich hatten sie mich nicht gehört!

    Ich sah ein, daß er recht hatte. Innerhalb so kurzer Zeit wäre nicht gewonnen worden. Einen ganzen Nachmittag dafür zu investieren, wäre sicher sinnvoller gewesen.
    Ja, ich könnte Aquilius heute Abend auch einmal fragen. Der sagt sicher nicht nein.
    Upps, jetzt hatte ich vielleicht doch etwas zu viel verraten. Er fragte sich sicher, was ich abends noch bei Aquilius zu schaffen hatte. Doch ich lenkte gleich wieder vom Thema ab, als er nach meinem Frühstück fragte.
    Ach, weiß du, eigentlich habe ich noch gar nichts heute Morgen gegessen und mir knurrt auch schon mächig der Magen. Wie siehts mit dir aus? Hast du etwa schon gefrühstückt? Weißt du was, ich gehe runter in die Küche und besorge uns was! Aber nicht dieses Mistzeug, sondern was Genaues!
    Spitzbübisch lächelte ich, denn ich hatte mir schon meinen Plan zurecht gelegt, wie ich an besagtes Genaues herankommen würde.

    Es schien, als habe ihn meine Antwort überrascht. So wußte er wohl nicht gleich, was er darauf sagen sollte. War er etwa verlegen?
    Auf den Berg Rechnungen zeigend, wollte er mich wohl auf später vertrösten.
    Ah ja, die neun Zahlenstellungen. Das wäre ja schon eine ganze Menge! Mhhm ähm ja, später widmen. Später widmen? Oh wie schade! Ich weiß gar nicht, ob ich später vielleicht noch Zeit habe.


    Eine gewissen Enttäuschung konnte man meinem Gesicht schon ablesen. Wußte ich doch nicht, was heute noch so alles anstehen würde. Eigentlich war ich an diesem Morgen noch nicht in den Genuß eines halbwegs ordentlichen Frühstücks gekommen und mein Masgen begann zu knurren. Das konnte zwar einerseits meine Konzentrationsfähigkeit etwas herabsetzen, andererseits aber auch dazu führen, recht unbeherrscht zu werden.


    Sein Angebot, mir das Lesen und Schreiben beizuringen, fand ich richtig gut .So müßte ich nicht mehr, bei Mago, diesem ständig schlechtgelaunten Langweiler, in der Bibliothek abhängen.


    Vor einigen Tagen habe ich damit begonnen, es mir anzueignen. Das wäre sehr schön,wenn du mir dabei unter die Arme greifen könntest und mich dann vielleicht noch in die Geheimnisse der Zahlenkunst einführen könntest.
    Nicht einmal im Traum hatte ich daran gedacht, daß man meine Worte als eine Zweideutigkeit hätte auffassen können. Vielleicht war ich einfach so naiv, um nicht zu merken, was in ihm vorging. Was er dachte.