Ewig schien sich diese Begegnung hinzuziehen, doch Pegasus sollte der letzte sein, der das bedauerte. Er war solche… ‚Gespräche’ nur nicht gewöhnt, genauer gesagt hatte er sie in solch einer Form noch nie erlebt. Obwohl dieses Aufeinandertreffen zweier Patrizier bereits ein wenig seiner kostbaren Zeit in Anspruch genommen hatte, hatte er das Gefühl, nicht länger als nur einen Augenblick inmitten dieser abstrussen Szenerie aus niederen Menschen und Sklaven zu stehen und dem einzigen Lichtblick tief in die Augen zu schauen. Nicht selten schaffte es Paullus, die Unannehmlichkeiten der urbs zu ignorieren – was in Sänften auch deutlich besser funktionierte – doch selten war der Auslöser ein solch ansehnlicher. Wie viel dieser Begegnung war noch ein Spiel? Was war der andere Teil dieser Zusammenkunft?
Der forschende Blick des Aureliers nahm vieles war. Eine herausfordernde Frage? Wollte sie wissen, was das ganze sollte? Das Verschränken der Arme? Die gespielte Distanz oder diese ganze Situation? Ein Versteckspiel war es nicht, eher… verschleierte er Details, die sie durch kunstvolle oder betörende Mittel wieder ans Tageslicht fördern sollte. Interessanterweise tat sie es ihm aber fast gleich: die übereinander liegenden Arme, welche sanft auf ihrem Bauch ruhten… eine Abwehrhaltung, die doch keine war.
Sie schien noch immer nicht ihr Begehren zugeben zu wollen. Geschickt umging sie sein Angebot, titulierte diesen fast schon spöttisch als ‚netten Versuch’. Er war sich seiner Gewissheit sicher und würde nun einfach eine andere Taktik in Betracht ziehen müssen. Ihr Name löste die Verschränkung seiner Arme wieder. Claudia Livilla. Patrizisch, wie er es geahnt hatte. Ihm gefiel, was geschah. Er wollte sich ihren Namen erkaufen und bekam ihn dagegen kostenlos… fast schon auf einem Silberteller serviert. Er konnte nicht verstehen, wieso sie diesen Schritt wählte und war zudem noch leicht irritiert – auch, wenn er dies nicht zeigte – über die leichte, aber vorhandene Änderung ihrer Mimik. Die distanzierte, fast schon aggressive Kühle schien mehr und mehr wohlwollenderen Emotionen zu weichen. Nur leicht, nur ein wenig, aber er konnte es erkennen.
Wenn sie nun allerdings mit Anstand und derlei Dingen anfing, konnte er schlecht bei seinem Gensnamen verbleiben. Sie hatte ihn tatsächlich in eine Art Zugzwang gesetzt und jede seiner Reaktionen würde ihr gewinnbringend erscheinen: Seinen vollständigen Namen würde sie ebenfalls ohne Verlust bekommen, würde er ihr diesen allerdings verwehren, konnte sie sich Zusammenreimen, dass der Aurlier es offensichtlich mit Anstand und Ehrgefühl nicht so hatte. Die Wahl war dahingehend recht einfach. Mit einem fast demütigen Lächeln und einem leichten Nicken sprach er: “Paullus Aurelius Pegasus… sehr erfreut, Dich kennenzulernen!“ Was sie mit diesem letzten Satz anfangen würde, blieb ihr überlassen. Ob sie es als Anstandsfloskel oder ernstgemeintes Zugeständnis auffasste war genau genommen egal, denn es war beides und zumindest das ‚ernstgemeinte Zugeständnis’ konnte sie wohl auch durch seine Körpersprache erkennen.
Seine neue Sklavin ließ er nun erst einmal unerwähnt. Wenn sie so gierig auf diese sein sollte, würde sie dies früher oder später zu erkennen geben. Wenn er den Eindruck erweckte, das Thema sei nun für ihn erledigt und ein weiteres Zugeständnis würde nun erst einmal nicht kommen… konnte er sie hoffentlich dazu bringen, ihren Willen deutlich zu äußern. Erwartungsvoll blickte er sie an, seine Augen riefen förmlich: "Wo soll das nur enden?" Nicht unheilsvoll... eher interessiert und neugierig, offen für 'Abenteuer'.