Eine schlanke Person namens Tilla löste sich aus der Gruppe der Sklaven, die dafür eingeteilt waren, die Fackeln zu tragen. Zugleich löste sie sich auch von Hektor, gab ihm einen Kuss auf die Wange und bemühte sich sehr, sich nicht nach ihm umzudrehen. Sie liebte den Leibwächter Priscas um so mehr, seit der Tod doppelt ins Haus eingedrungen war. Er schaffte es, ihr vor allem Geborgenheit zu vermitteln. Tilla achtete darauf, niemandem mit der Fackel in die Quere zu kommen. Sie musste an einer Reihe von Säulen vorbei. Sie traf auf Sextus Aurelius Lupus, der an einer Säule lehnte. nanu.. warum stand er nicht bei den anderen. Ganz kurz suchte sie seinen Augenkontakt auf, fragte auf diese stumme Art, ob alles in Ordnung war. Vielleicht suchte er nur einen Moment der Ruhe, bevor er sich ins Getümmel der Trauerfeier stürzte?!?
Schließlich streifte sie weiter und begegnete einem weiteren abseits stehenden Aurelier. Hoppla! Das war ja Appius Aurelius Cotta!!! Sie musste unweigerlich lächeln und sah sich sofort nach seinem Sklaven Maron um. Die junge Sklavin wusste noch nicht, dass Maron ebenfalls verstorben war. Aus einem Impuls heraus kramte sie das weiße Taschentuch hervor, welches sie vor langer Zeit von einem der beiden Männern bekommen hatte. Ja, sie hatte es immer noch. Eine knappe Geste reichte, um es ihm zu zeigen. Wollte er es wieder zurück haben? Sie wartete noch auf seine Antwort.. doch jemand rief ihren Namen. Mit einem bedauerndem und zugleich entschuldigendem Schulterzucken steckte Tilla das Taschentuch wieder ein und strebte ihrem Platz entgegen.
Sie platzierte sich mit der brennenden Fackel schräg vor Prsica, die schleierverhüllt mit einem Mann Händchen hielt Also... diese vertrauliche Geste kannte sie selber. Wenn das nicht der geheimnisvolle unbekannte Verlobte war! Mit einem wissenden Lächeln nickte sie Piso grüßend zu und wartete auf das Zeichen, dass sie los gehen würden. Wohin war Patraios entschwunden? Noch einmal wandte sie sich um, rückte ihre Kleidung zurecht und betrachtete aus den Augenwinkeln das Pärchen. Er sah aus.. er sah aus wie ein Künstler. Jedenfalls stellte Tilla sich so Künstler vor.
Im Umkreis der Fackel sah sie rötliche Haare aufleuchten. Dort stand Aedan, Der Mann rührte sich gar nicht.. beinahe einer Statue gleich. Leider konnte sie ihn wegen ihrer Behinderung nicht bei seinem Namen rufen. Die junge stumme Sklavin bückte sich und ergriff einen kleineren Kieselstein. Sie zielte auf seine Knie, warf nicht mit voller Kraft, denn sie wollte den Gallier nicht verletzen. Ein aufmunterndes Lächeln blitzte auf Tillas Mimik auf und verschwand so schnell wie es gekommen war.