Beiträge von Tilla Romania

    Corvinus hatte sie gesehen, er kam auf sie zu und schubste sie zurück auf den Flur. Tilla liess die Tür los, um sich mit den Händen aufzufangen. Plumps.... sie war auf dem kalten Flurboden gelandet. Das stumme Mädchen rutschte noch ein paar Stückchen weg, als die Tür mit einem Knall zufiel und offensichtlich verschlossen wurde. Nein.. Fhionn.. nicht... Rasch rappelte sie sich auf, ballte die Hände zu Fäusten und stürmte zur Tür, um dagegen zu trommeln. Doch Brix stellte sich ihr in den Weg, hielt sie davon ab, auf die Tür zuzustürmen und dagegen zu trommeln.


    Sie wandte sich aufschluchzend ab und lief den Gang hinauf. Sie wusste jetzt trotz ihrem Gebet an die Göttin Iuno, sie konnte nichts mehr für ihre Freundin tun.. nur noch abwarten und warten war das schlimmste was es gab. Vor ihrem inneren Auge tauchte immer wieder der gräßliche Anblick von Fhionns Rücken auf. Ihr Vertrauen in den Hausherrn und die Unversehrtheit der Mitsklaven brach entzwei. Tillas Füße trugen sie zu den Schlafräumen der Frauen, wo sie ihre Truhe öffnete und begann immer noch weinend ihre Sachen einzupacken.

    An die Wand? Wie denn? Wie eine Gar-- dirne? Letzteres war ein neue Gebärde... ein leichter Windhauch mit der flachen Hand in der Luft als ob sie etwas beiseite schieben würde. Ja, das Bett machen und dann.. keine Ahnung. Das ist alles was ich tun soll.


    Der Hausherr stellte ganz schön viele Fragen an ihren großen Freund. Sie sah zu Hektor mit verwirrter Miene auf. Eigentlich müsste gerade er doch wissen, wo seine Herrin war, weil er doch ihr Leibwächter war. Sie sah Corvinus kopfschüttelnd an, setzte eine ehrliche Miene auf, weil es wahr war. Nein... vielleicht ist sie Blumen pflücken im Garten oder schon auf dem Weg ins Bad.. oder im Stall bei den Pferden oder bei den Hasenbabys. schlug sie außerdem noch vor. Vielleicht halfen ihre Ideen dem Hausherrn weiter? Tilla kräuselte die Nase. Brix hat gesagt, sie schläft wie immer in ihrem Zimmer.. vielleicht ist sie müde vom Reisen und schläft schon? Eigentlich wollte sie gar nicht länger Corvinus gegenüber stehen, weil sie immer noch sauer auf ihn war. Sie raffte sie Laken neu zusammen, zupfte an Hektors Hand und streichelte den Teppich. Komm, Hektor, gehen wir die Herrin suchen... und unterwegs bei ihrem cuibiculum vorbei. Tilla tat die ersten Schritte um Corvinus herum, wartete auf Hektor.

    Luca ist auch tatsächlich ganz plötzlich aufgetaucht... entgegnete Tilla Caelyns Worten. ... und vorher hat er gekleckert mit seinem Trinkbecher.. deswegen habe ich ihm mein Tuch zum abwischen angeboten. Vielleicht hat er es noch...?!? überlegte Tilla schwärmerisch, wurde sogleich wieder ernst. "Keine Ahnung was Nuala, die Neue, sonst so tut.. vielleicht ist sie genauso wie Siv mit Corvinus."


    Mit großen Augen sah sie die Ältere an, kratzte sich kurz hinterm Ohr. Nicht giftig? Meinst du? Na gut.. dann glaube ich DIR. Schliesslich wohnen wir zusammen unter einem Dach. Sertorio ist schon ganz lange fort.. der kann mich gar nicht mehr foppen.. außer Brix. Sie kam wieder aufs Haupthema zurück, weil die Bauchschmerzen überhaupt nicht nachlassen wollten. Aufguß trinken und Leinentücher.. das gibts bestimmt in der Küche. Kommst du mit stöbern? Vielleicht finden wir nebenbei noch ein paar 'vergessene' Kekse. Mit den letzten Worten sprang Tilla auf, nahm Caelyns Hand und versuchte sie zum Aufstehen zu bewegen, deutete mit der anderen in die Richtung der Küche. Komm.. bevor die anderen alle aufstehen.

    Die Gäste wurden von den Aurelierinnen angesprochen und dann kam das Gespräch darauf, dass die Frau mitkommen sollte zum Stadtbummel. Die wollte offenbar tatsächlich mitkommen. Also zwei Frauen und eine Frau plus drei Sklavinnen.. oder hatte die Tiberierin ihre Sklaven draußen stehengelassen? Dann wären sie jetzt.. hmm.. sechs plus x-Menschen auf dem Weg zur Stadt. Tilla kuschelte sich noch tiefer in ihre palla und richtete sich schon mal darauf ein, einige der Einkäufe tragen zu müssen. Darum gings doch meistens... einkaufen und tragen lassen und vielleicht etwas spendiert bekommen. Ganz gemütlich schlenderte Tilla zur porta, warf einen Blick nach draußen auf die Wetterlage und nickte. Joar, das schaute ganz nett aus. Die Regenwolken schienen wegwandern und die Sonne entlassen zu wollen. Die Sonne scheint... jetzt oder nimmer.

    Wie schön, Hektor hatte sie auch vermisst. Ihre fröhliche, vergnügte Miene samt einem Zwinkern erinnerte den Sklaven vielleicht an das gemeinsame Abenteuer am Strand. Manchmal träumte sie von den grauen Leibern, den Delphinen. EIN Teppich für die GANZE Familie? Wie hast du das denn hinbekommen? Und wo soll der hin? Die haben doch schon so viel und viel mehr und überhaupt.. ereiferte Tilla sich. Die falsche Abzweigung? Ohjeh.. dann wärt ihr sicher noch nicht hier.. und ich hätte noch auf dich länger warten müssen. Und Warten ist doof... Spontan hüpfte sie vor Hektors Füße, sah ihn freudestrahlend an. Ein Geschenk für mich? Toll! Sie lief die nächsten Schritte rückwärts. Ich muss zum Schlafzimmer von Prisca. Bett neu eindecken, darum die vier Laken. Soffchen kümmert sich um Bettzeugs, Kissen und so. Sie drehte sich um, sobald die Schritte zu hören waren und bewegte sich flink an Hektors rechte Seite. Ach.. das war der Hausherr, der dazukam. Er schien aufgeregt zu sein, fragte andauernd nach Prisca. Vielleicht ist die Herrin schon längst im Garten? Die neuesten Blumen und Bäume bewundern... sprach Tilla zu sich selbst aber auch schelmlisch grinsend zu Hektor.

    Aha.. also würde es jeden Moment doch noch alles so ausgehen, wie sie für heute vorhatten. Tilla atmete erleichtert ein und aus, nahm ihre Tafel, für die Verständigung mit anderen Menschen, mit einem strahlenden Lächeln entgegen. Gut. erwiderte der kleine Irrwisch mit erhobenem Daumen und verstaute die Tafel an seinen Platz unter ihrer warmen Kleidung. Da erreichte Caelyns Stimme ihre gespitzen Ohren. Tilla sah auf und mit an, wie die ältere aurelische Sklavin sich in den Streit einmischte. Und jetzt? Ihre großen Augen wanderten von Herostrat zu Caelyn und weiter zu Chimerion. Was war das denn nun? Ein hitziges Wortgefecht oder Gefahr im Verzug? Hörbar stampfte Tilla impulsiv mit einem Fuße auf und gebärdete schnelle Gesten an die Adresse des sprachlosenen Mannes. Lass in Frieden.. die beiden, die dich ansprechen, gehören zu unserer Gruppe. Doch wer bist du? Gehörst du der Frau, die nicht aus der Sänfte aussteigen will? Ist sie gegen Einkaufen oder hat sie keine Füße? Ja, die junge Tilla konnte Fragen stellen. Unschuldig blickte sie zu Aurelia Minerva auf, lächelte stumm.

    Breit lächelnd begrüßte sie Caelyn dessen Anwesenheit sie beim Verlassen der porta bemerkte und knuffte sie spontan in die Taille. Guck doch nicht so bitter... Tilla musste überlegen, welches Obst denn dazu passte. ..wie Zitrone. Sie bekam jedenfalls die Erlaubnis von ihrer neuen Herrin Clara zu besuchen und freute sich schon jetzt sehr darauf die Duccierin zu sehen. Dann konnte sie ihr dies und das zeigen, was sie bis jetzt gemacht und getan hatte. Und das sie verschenkt worden war, ein Umstand, den Tilla noch zu verdauen hatte.


    Nochmals stupste sie Caelyn an. Duhu... der Herr des Hauses hat mich heute früh weiter verschenkt an die Frau da vor uns. Er hat mich sogar zuerst gefragt ob ich überhaupt möchte. Sie heisst Aurelia Laevina und ist beinahe so alt wie ich. Eine Cousine von Ursus. Was immer das ist... oder sogar schon Tante wie die Frau in die Corvinus verliebt ist und bald heiraten will. Ein bisschen Fäden entwirren in den ganzen Beziehungen musste sie auch mal machen.. man bekam ja keinen Durchblick mehr, wer mit wem und so weiter. Ich habe dazu noch Post von Clara bekommen und darf sie alleine besuchen gehen. Soll ich ihr etwas von dir ausrichten?

    Ganz plötzlich wurde ihr warm tief in ihr drinnen und Tilla fühlte sich mit einem Male beruhigt. Irgendwie würde alles doch gut ausgehen.. oder? Die wenigen Zweifel, die trotz des guten Gefühles noch da waren, liessen sich nicht so einfach verscheuchen. Und außerdem war es so seltsam still in Corvinus Büro. Die Stimmen waren verstummt.


    Tilla huschte so flink sie konnte zurück zur Bürotür und öffnete sie erneut einen Spalt breit. Mit offenem Mund erkannte sie die Szene und hielt diese für einen sehr schlechten Scherz! In diesem guten Haus hatte man ihr versichert, dass niemand mehr geschlagen werden würde.. doch Fhionns Rücken sagte das Gegenteil aus. Tilla schluckte hart und suchte die Tränen der Enttäuschung wegzudrücken. Vorwurfsvoll sah sie durch den Spaltbreit TÜR Marcus an.

    Für einen weiteren Ausflug in die Stadt warm angezogen und ausgestattet lief Tilla hinter den Aurelierinnen her und fragte sich, was die beiden denn diesmal einkaufen würde. Sie hatte ebenfalls ein paar ersparte Münzen eingesteckt und sich vorgenommen, dies Münzen auch auszugeben. Ganz so wie es die erwachsenen Frauen machten... ohne Furcht, Angst und Ärger. Still blieb sie stehen, sah den häuslichen Sklaven zu, wie diese sich um die abgelegten Kleidungsstücke kümmerten und lächelte Leone zaghaft zu. Ob er Berenice und Callisoundso bereits kannte? Mit wachen Augen sah sie zwischen den Erwachsenen hin und her. Tilla spürte, dass dieses Aufeinandertreffen etwas besonderes sein musste. Sonst würden alle Anwesenden nicht so verschmitzt lächeln, oder?

    Sie sah den Blick des Mannes mit der Katze und hätte ihm liebend gerne die Zunge herausgestreckt, wenn sie denn noch eine gehabt hätte. So blieb ihr nur übrig gar nicht reagieren zu können. Tilla stand ganz still an Aurelia Minervinas Seite, folgte ihrem Schritt seitwärts und machte Platz für die männlichen Streithähne, darunter auch der Mann mit dem Pferdeschwanz. Mit großen Augen beobachtete sie Herostrat, der einige Zeichen machte und verstand ihn. War er stumm? Konnte er auch gestikulieren bzw. gebärden? Fragen über Fragen begannen in ihrem Kopf zu kreiseln... sie sah ihn offen und neugierig an. Insgeheim drückte sie ihm die Daumen, damit er den Streit gewann.


    Einen winzigen Schritt noch rückte sie zur Seite, um wirklich nicht und keinem im Wege zu stehen. Stumm spielte sie mit den Kieselsteinen in ihren Fäusten und spitzte die Ohren der Umgebung lauschend. Zu 'sagen' gab es derzeit nichts.. oder doch? Sie zupfte erneut an Minervinas Ärmel. "Und was machen wir jetzt? Ist das Einkaufen gehen schon zu Ende? Müssen wir wegen den Männern heimgehen? " fragte sie gebärdend und schrieb diese drei Fragen sicherheitshalber auf die Tafel auf, um diese dann der Aurelierin entgegen zu reichen.


    Ad: Tilla Romania
    Villa Aurelia Roma
    Salve, kleines Glöckchen!
    Mit diesem Schreiben möchte ich dir mitteilen, dass ich mir eine schöne und großzügige Wohnung gefunden habe und würde mich freuen, wenn du mich besuchen kommen könntest.. Abends bin ich fast immer zu Hause. Hier ist die Adresse: Casa Sergia Via Nomentana am Fuße des Quirinal. Die Casa ist sehr leicht zu finden.
    Freue mich auf deinen Besuch,
    Vale bene,
    Duccia Clara


    Bevor sie aber losgingen, bekam Tilla eine Rolle in die Hand gedrückt. Bevor sie jedoch nachfragen konnte was das war oder ob es ein Irrtum war, war der Überbringer schon wieder verschwunden. Sie warf einen entschuldigenden Blick zu Laevina und Ursus, öffnete die Rolle und begann zu lesen. Ihre Augen begannen zu strahlen.. da war endlich die heiss ersehnte und versprochene Nachricht von Duccia Clara.


    Tilla juchzte stumm auf, sprang freudig in die Höhe und klatschte in die Hände Ich habe Post bekommen! Meine allererste Post!!! Noch nie habe ich einen Brief bekommen und jetzt kriege ich auch einmal Post!! teilte sie den anderen freudestrahlend mit. Eine Nachricht von Clara! Sie hat ein dach überm Kopf gefunden und ich darf sie besuchen kommen... was ich auch sehr gerne machen möchte. Tilla hielt im Freudentänzchen inne, sah zu Laevina rüber. Darf ich denn? Oder können wir gleich zusammen dort vorbeigehen? Nur gucken, ob es ihr auch wirklich gut geht... fragte sie bittend schauend.

    Endlich hörte sie seine vertraute Stimme, umarmte ihn ganz feste und löste auf seinen Hinweis ihre Umarmung lockerer. Tilla klammerte sich an seine Schultern und seiner Kleidung fest, als sie durch die Luft gewirbelt wurde, lachte fröhlich auf. Ich freue mich auch.. ganz doll sogar!!! gebärdete sie. Ob er ihr Geschenk für die Reise, den selbstgeschnitzten und angemalten Delphin, gefunden hatte? Unbedingt musste sie ihn fragen oder vielleicht erzählte Hektor gar selbst von dem Fund?!


    Erstaunt sah sie ihm zu, wie er sich um den gerollten Teppich kümmerte und ihn sich auf die Schultern bürdete. Aber das tat ihrerm folgendem Impuls keinem Abbruch. Ich habe dich vermisst. gab sie zu, schlang ihre schlaksigen Arme um seine Hüfte, um sich nochmal an ihn zu drücken und wieder von ihm zu lösen.


    Seit wann bist du wieder hier? Bist du gerade erst angekommen? Ist das Ding auf deinen Schultern ein Geschenk für uns? Nun erzähl schon... wie war es unterwegs? Ich habe ganz viel an dich gedacht, du Bartträger. gebärdete sie vor Fragen und Aussagen übersprudelnd und sammelte danach die Laken vom Boden auf. So oder so musste Tilla immer noch in Priscas Zimmer gehen. Hast du mir was mitgebracht? versuchte sie Hektor den Laken zum Trotz noch zu fragen und liess durch einige Freudenhüpfer ihre Glöckchen am Gürtel hörbar klingeln.

    Vorletzt das Gemüse und zuletzt die Eier. Das Gemüse polstert dann die Eier... schlug Tilla neckisch lächelnd vor. Aufmerksam verfolgte sie wie Fiona den Händler ansprach. Ganz betroffen blickte sie den Händler an. 20 Sesterzen? In ihrer geöffneten Hand sah man fünf Münzen in der Sonne aufblitzen. Soviel? Und wenn ich ihm das hier gebe und dann den Rest abbezahle?? Das Tuch ist schön, ich würde es sehr gerne haben wollen. gebärdete sie Fiona entgegen, nachdem sie sich etwas vom Händler abwandte, um diesem nicht zu zeigen, dass sie stumm war. Die Menschen hielten nicht viel von Stummen. Den Restbetrag hatte sie sicherlich in ihrem Versteck des alten Stalles ganz in der Nähe vorhanden... hoffentlich!


    Vielleicht sollte sie der Älteren mehr davon erzählen, warum das Tuch sie so ansprach. Ich war neulich bei einem Ausflug von Aurelia Prisca am Strand und im Meer mit dabei. Sie war mit einem Mann baden. Ihr Leibwächter Hektor und ich waren in der Nähe, plötzlich waren ein Hai da. Ich wusste von irgendwoher, dass der geführlich ist. Ich habe die Delphine in höchster Not zu mir gerufen und versucht die Haie abzulenken. Da halfen die Säuger aus der Patsche und einer sprang aus dem Wasser mit funkelnden Augen mir entgegen. Hektor war plötzlich bei mir und hat mich aus dem Wasser gezogen. Ganz nass kamen wir an den Strand und Prisca hat mich nicht mehr angeguckt... dabei hab ich doch nur helfen wollen.


    Tilla liess einige Momente vergehen und 'erzählte' weiter. Viele Tage danach hat Prisca mich zu sich gerufen und ist mit mir in den Tempel zur Sybille gegangen. Ich habe die alte weisshaarige Frau nach meinem Schicksal gefragt, von ihr bekam ich eine leere Tafel zurück und habe geweint. Vom Tempel sind wir zurück in die Stadt gegangen. Prisca ist in gerade in einem Haus und ich soll mir, während ich auf sie warte, etwas schönes kaufen. Das Schöne ist dieses Tuch mit den Delphinen drauf... Tilla blickte sich suchend nach Pumillio um, trat von Fiona weg und sah schliesslich zu ihr auf, um ihre Antwort zu erhalten. Hilfst du mir mit dem Tuch? Ich mag es kaufen.

    Blick durch das Schlüsselloch


    Ausstellung "Sex in der Antike" ist bis 22. Januar im Archäologischen Museum der Universität Münster zu sehen.


    Link


    Quelle: Frankfurter Rundschau
    Erscheinungsdatum: 18.11.2008

    Prisca kommt zurück.. Prisca kommt zurück... und Hektor hoffentlich auch!! Diese freudigen Gedanken beherrschten Tillas Kopf. Sie selbst konnte nur mühsam ihre zappelnden Füße bändigen, die sie zum Tanzen vor Freude bringen wollten. Ganz schnell war ihr Finger hochgeschnellt wer denn das Zimmer der wieder nach Hause kommenden Herrin sauber machen und lüften wollte. majordormus Brix hatte ihren zappelnden Finger gesehen und zugestimmt. Seinen Worten nach musste das Bettzeug gewechselt werden. In ihrem Eifer lud sich Tilla in der Wäschekammer gleich vier sölcher großen Tücher auf die Arme und machte sich auf den Weg zurück zum cubiculum der aurelianischen Herrin. Es war arg schwierig über den Berg Laken hinwegzugucken. Also orientierte sie sich an den Lampen, die die Gänge beleuchteten. Wenn man ihre wandelnde Gestalt so betrachtete sah es aus als ob die Laken zwei Beine bekommen hätten und nun davon laufen würden.


    Sie bog um die Ecke und lief den Gang entlang.. aber.. plötzlich machte der Lakenberg Puff... und sie hörte wie jemand schimpfend umfiel. Das stumme Sklavenmädchen selbst verlor ebenfalls des Gleichgewicht und purzelte in die Laken hinein, versuchte sich sogleich hinaus zu wühlen um nach dem rechten zu sehen. Was oder wer war denn für dieses Puff.. verantwortlich? Nanu... sie hatte einen Mann umgestoßen... und eine sich bewegende Teppichrolle gleich mit dazu. Verdutzt blickte sie die Szene vor sich an, brauchte einige Momente bis sie auf den zweiten Blick Hektors lang vermisstes Gesicht erkannte!! So schnell Tilla konnte hüpfte sie auf die Füße und sprang stumm auflachend in seine Arme hinein, umarmte ihren Freund so fest sie konnte! Du bist zurück! Endlich!!

    Hektor hörte ihr zu und erzählte abermals von den positiven Dingen. Aus großen tränengetrockneten Augen sah sie den bärtigen Mann erschrocken an. Sie will heiraten? Warum denn? Mag sie nicht mehr bei uns bleiben?! Und.. Ein weiterer Gedanke fügte sich dem hinzu, der Tilla erneut traurig machte. Musst du mit ihr mitgehen? Hektor, kannst du nicht bleiben? Du kennst die Pferde im Stall am besten von allen... Ja, was beredeten die Frauen so? Keine Ahnung.. mich fragt niemand und ich werde nicht be- oder gefragt... schob sie die Frage beiseite.


    Ich dachte, du hast Severus beim Samhainfest im Garten oder auf der Saturnalienfeier gesehen. Ja.. ich finde es gut, ihm den Beutel zurückgesteckt zu haben. Er brauchte des Geld für irgendeine Buchrolle und hat mir bis heute nicht verraten, ob er Ärger wegen meinem fingerflinken Diebstahl bekommen hat. Und außerdem hat er mir trotz alledem einen Namen geschenkt... 'kleiner Irrwisch'.


    Tillas Augen funkelten verschmitzt auf, bevor sie erneut traurig dreinschaute und ihm beim Zurückfallen in den Sand zusah. Du hast völlig recht.. so ein Tag wie heute soll nimmer zu Ende gehen... Prisca und den Mann vor den Haien retten und mit dir quasseln. Spontan kuschelte sie sich mitsamt der umgelegten Decke enger an Hektor, sah den kreischenden Möwen beim Fliegen zu. Hektors ruhiger Atem verleitete Tilla dazu lustlos gegen die aufkeimende Müdigkeit zu kämpfen und entspannt neben Hektor liegend den Kampf gegen die schweren Lider zu verlieren. Aus den vielen verwirrenden Gedanken, die nach und nach einen Sinn ergaben, zusammen einen roten Faden bildeten an dem Tilla sich orientieren konnte. Es schien alles so glasklar zu sein und doch so kompliziert... Sie seufzte im Schlaf tief und stimmlos auf.

    perbonus Na toll, sie bekam keine Antwort bezüglich Hektor. Ein ungezählter Seufzer verliess ihre stummen Lippen und ihr Blick fiel zu Boden. Tilla blickte auf ihre Schuhwerk, klauschte mit gespitzten Ohren der Unterhaltung zwischen den beiden jungen Frauen. Achja.. die Schale Stutenmilch würde sie auf jeden Fall der jungen Duccierin vorbeibringen. Offensichtlich gab es nur wenige Menschen, die von Claras Lungenkrankheit wussten und Tilla war irgendwie ein bisschen stolz darauf, daran teilhaben und mithelfen zu können, damit es wieder besser wurde.


    Rasch hob das Mädchen den Blick, als sie von Prisca angesprochen wurde. Klingklingelglöckchenklingel liess Tilla das Glöckchen einverständnishalber des Auftrages wegen vernehmen, begleitet von einem schnellen Nicken und strahlenden Augen. Lächelnd sah sie zu Clara. Noch ein Auftrag à la Clara und ein Tier in Aussicht! Etwa eines aus der Holztiersammlung oder gar ein echtes Tier? Tilla hob die Hände, um gebärdend nachzufragen, aber die Unterhaltung ging schon weiter. Dann fragte sie eben später nochmal nach oder liess sich überraschen.


    Jetzt ging es um Reiten. Ahjah... da kamen diverse Erinnerungen auf. Verschwörerisch blickte Tilla zu Prisca rüber, rutschte auf dem Schemel herum und dachte an den Strand mit all seinen Geheimnissen. Das Ausreiten war als Thema schnell abgehakt. Jetzt ging es um Einkaufen. Dazu konnte Tilla lediglich die Augen verdrehen... wozu Geld ausgeben, wenn man bereits alles nötige hatte? Ein Dach überm Kopf, Essen und Trinken, ein Bett und Menschen um sich herum, die es gut mit ihr meinten. Na.. heimlich beherbergte Tilla noch ein paar Wünsche im Herzen. Rom hab ich schon erobert, des Kolosseum und andere gefährliche Orte meide ich wie immer. Ganz bestimmt trifft man wen wieder und muss dann die Beine in den Bauch stehen. sprach Tilla zu sich selbst. Impulsiv rutschte sie von ihrem Sitzplatz, zupfte an Priscas Ärmel. Kommt Hektor auch mit?


    Leone beobachten war langweilig... dieser Mensch saß faul rum, stocherte mit einem Stück Holz in seinem Mund herum oder kratzte sich irgendwo. Tilla seufzte verhalten, lugte zu den Gängen zurück, aus denen dominu Ursus und ihre Herrin Laevina kommen mussten. Wie lange brauchten die denn jetzt? Tilla dachte, ebenso wie Ursus, nicht mal an eine Sänfte.. es war für sie ganz normal das Haus zu Fuß zu verlassen und zu Fuß zurückzukehren. Als jüngste Sklavin musste sie sowieso immer laufen und die anderen, die sie begleiten sollte, per pedes begleiten. Allmählich des Wartens überdrüssig, zupfte sie an ihrem Umhang herum, entfernte die Hasen- und Pferdehaare die von den letzten Ausflügen in die Ställe stammten. Zuletzt holte sie eine Pistazie heraus, versuchte diese mit den Zähnen zu knacken... *knackknirsch* Das Glöckchengeräusch klang dumpf unterm dem Umhang. *knackknirsch*