Beiträge von Tilla Romania

    Ups.. sie hatte sie gesucht? Wie ging denn das? Tilla traute sich sowieso nicht mehr vor die Tür zur Stadt hinaus und zog zum sich zurückziehen eher die Schlafräume der Sklavengemeinschaft oder eben den Garten vor. Entschuldige bitte... die anderen haben mir wohl nicht Bescheid gesagt. Es gibt viel zu tun. entschuldigte sie sich mit langsamen Gebärden, hörte Clara aufmerksam zu. Hm.. sie sollte jetzt irgendwie behilflich sein jemanden zu verkaufen? Eine seltsame Aufgabe die ihr da als Nesthäkchen der Sklavengemeinschaft gestellt wurde. Und nein, Clara ging es nicht gut, dennoch bemühte sich die ältere Frau sich seltsamerweise es ihr angenehm zu machen. Tilla lächelte scheu und näherte sich dem Tisch, wo die Papyrusrolle lag und nickte dankbar. Vom Honigwasser würde ich gerne probieren, danke, Clara. Ich könnte mich umhören, aber ich meine mich zu errinnern, dass...


    Tilla brach ihre Gebärden ab und holte die Schreibtafel hervore, um lieber aufzuschreiben was sie 'sagen' wollte bevor es Missverständnisse gab. Sie musste irgendwie verpasst haben, dass ein neuer Bewohner hier wohnte. Es war schon schwer auf dem laufenden zu bleiben... Also, die aurelischen Herrinnen haben sich mit einer anderen Herrin aus einer anderen Gens angefreundet. Ich war mit dabei, als die sich alle zufällig trafen und sogleich über Mode sprachen. Die Gens Flavia und die Frau von drüben heisst Flavia Celerina. schrieb Tilla nieder. Sie ist eine sehr nette Frau und sucht wohl einen Sklaven. Ihr Bruder Lucanus ist auch sehr nett und er hat eine Feder von mir bekommen. Ich habe ihn lange nicht mehr gesehen.. schade. Sie reichte Clara die Tafel und hielt ihre Hände noch von der Rolle fern, sie war schon neugierig auf die Geschichte, aber erst einmal sich um Clara kümmern.

    Das ist lieb von Dir, Tilla. Ich freue mich sehr über die Blumen. Er lobte sie über die Idee, ihm Blumen ins Zimmer zu stellen. Mit einer ganz einfachen Methode Art ihre Freude über seine Rückkehr auszudrücken. Mit Blumen hatte sie die früher aus Germanien zurückgekehrten Sklaven leider nicht begrüßt, weil zu dem Zeitpunkt noch keine Blumen geblüht hatten.


    Ein Schauer rieselte über Tillas Rücken. Ja, wenn er wüsste, was so alles nicht in Ordnung war. Fhionn ein wandelnder Geist, Siv sehr schweigsam, Matho mausetot und alle anderen aus der Sklavengemeinschaft sowie die Damen und Herren mit sich selbst beschäftigt, niemand hatte ein Ohr und Auge übrig für Tillas Ängste, Sorgen und Nöte. Nicht mal Hektor! Vielleicht würde Maron eines haben? Sie hatte schon beim Eintreten bemerkt, dass Cotta wieder da war, doch bestimmt musste Maron noch so viel machen und tun. Bestimmt hatte der Sklave von Cotta auch keine Zeit wie alle anderen. Und alles andere... Es wird wieder besser werden. Hab ein kleines bißchen Vertrauen zu uns. Vertrauen sollte sie in die Erwachsenen haben?! Tilla nickte langsam, versuchte vergeblich zu verstehen, wie sie das bewerkstelligen sollte. Würde plötzlich jemand Zeit für sie haben, ihr erklären, warum es so und so gekommen war?


    Ursus zuliebe versuchte sie ein Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern, es gelang mehr schlecht als recht. Danke.. ich versuche dran zu denken. gebärdete sie knapp und trat ein paar Schritte zurück. Ursus wandte sich den übrigen auf den Klinen zu und erklärte ihnen die Eigenschaften des Getränk. Aha.. so war das also. Mit gesenktem Kopf wartete Tilla auf den Befehl nun das Wasser aus dem Krug nachzuschenken und bemühte sich zu beruhigen, die Ängste und Sorgen für die kommenden Momente zur Seite zu schieben.

    Ihr Schemel in der Küche war um einen niedlichen Hasenkörper reicher. Bald würde sie alle drei Abbilder der Hasenkinder aus dem Stall auf ihrem Sitzplatz verewigt haben. Sie strebte der Tür zu, verstaute ihr Messer mit welchem sie eben noch geschnitzt hatte in dem Lederbeutel, welches sie eigentlich immer bei sich trug und wischte sich die Haare aus dem leicht verschwitzten Gesicht. Musste es heute so heiss sein? Vielleicht gelang ihr zwischen all ihren Aufgaben ein Abstecher zum Tü,mpel im Garten um ihre Füße abzukühlen.


    Tilla atmete tief durch, hob die Hand und klopfte. Mit der anderen stiess sie das goldenen Glöckchen an, um nachträglich zu vermelden, dass sie es sei, die da vor der Tür stand. Schliesslich konnte sie sich stimmlich nicht äußern. Gespannt wartete sie die Einladung zum Eintreten ab und trat ein. Mit aufmerksamen Blick suchte sie das große und helle Zimmer nach Duccia Clara ab. Salve, domina. Da bin ich. grüßte sie freundlich die ältere Frau. Ihre Schreibtafel hatte sie übrigens dabei, mitsamt Kreidestückchen zum Schreiben. Sie erinnerte sich noch gut an die Begegnung und an die handgeschnitzten Tiere aus Holz. Würde sie heute die Rolle über Atlantis beklommen? oder war es etwas anderes weswegen Clara ihre Dienste benötigte? Geht es dir gut? fragte sie spontan. Es ist so heiss heute.

    Durch zusammengekniffenen Augen musterte sie den näher kommenden Mann, machte sich bereit ihm auszuweichen, falls er sie irgendwie anfallen sollte. Das Hasenkind würde sie natürlich mitnehmen, um es aus der Gefahrenzone wegzubringen. Schritt für Schritt kam er näher und Tilla hatte es fast geschaft, ihr Messer aus seiner ledernen Umhüllung zu ziehen. Da aber hörte sie die Stimme... aber.. aber.. die kannte sie doch!


    Mit angehaltenem Atem musterte sie den Mann nun genauer und suchte nochmals sein Gesicht auf. War er das wirklich? Ach du meine Güte... schmal war er geworden! Eilig stopfte Tilla das Messer wieder zurück und hoffte, dass er nicht darüber sprechen würde, warum sie eine Waffe mit sich trug. Ach.. du bist es. Sag es doch gleich! Hallo Maron! gebärdete sie rasch und voller Freude ihn endlich erkannt zu haben. Also kein Fremder und keine Gefahr. Sie griff nach dem Hasenkind und erhob sich langsam vom Boden. Ein paar Schritte nach vorne und dann stand sie auf Armeslänge vom ihm entfernt. menshc Maron, dich hab ich hier nicht erwartet! Guck mal.. darf ich dir vorstellen? Das ist Einohr. Und Einohr, das ist Maron. Mit nicht gferade wenig Stolz präsentierte sie ihm das weisse Hasenkind mit einem schwarzen Ohr, hielt es ihm vertraulich entgegen.

    Die Sklavin, die Tilla begleitete, wandte sich sogleich Cotta zu, um diesen ein paar Schlucke des warmen Mets einzuschenken. Aber vorher stupste sie Tilla an, damit diese aus ihrer 'Unaufmerksamkeit' erwachte und nickte zu Ursus und Avianus rüber. Tilla trat vor, hörte Ursus Anweisung die Trinkbecher nicht zu voll zu machen und hielt sich schliesslich auch daran. Sie trug schon genug Gedanken mit sich herum und noch mehr Ärger konnte und wollte sie wirklich nicht haben. In dem einen Jahr seiner Abwesenheit hatte sie oft genug Gelegenheit gehabt das Einschenken zu üben und es machte sich auch bemerkbar. Nichts ging daneben.


    Erleichtert, dass alles gut ging, trat Tilla zurück, tauschte den kalten Krug Met gegen einen mit Wasser gefüllten Krug aus. Ursus Hände, die momentelang durch die Luft tanzten und sie etwas fragten, fielen ihr ins Auge. Scheu hob Tilla ihren Blick, liess einen direkten Blickkontakt zu und zeigte ihm so die Angst und Schrecken die in ihr innendrin herrschte. Ihr Herr wollte eine Antwort haben und mit einem Krug in der Hand liess es sich schlecht kommunizieren. Tilla kaute auf den Lippen, stellte den Krug zwischen den Sandalen ab, sodaß er nicht umkippen konnte.


    Salve dominus Ursus, schön Euch zu sehen. Willkommen zurück. gebärdete Tilla. Sie hielt sich sogar an das ausgemachte Zeichen, den Buchstaben 'U' für Ursus. Nein, kein Ärger. Ich... habe frische Blumen in Euer Zimmer gebracht. Sie blühen genauso schön... wie früher als ob alles noch in Ordnung wär. Ei der Daus, das war doch unmöglich. Kaum hatte sie nichts zum Hände festhalten, platzte sie schon mit den Gesten heraus. Ursus war gerade erst angekommen und schon vermieste sie ihm die ersten Minuten daheim! Tilla wurde blass um die Nase, blickte erneut zu Boden, die Blicke aller Anwesenden auf sich spürend.

    Auf leisen Sandalensohlen, die sie auf strenge Anweisung der Köchin Niki eher unwillig angezogen hatte, ging, nein, schlich sie regelrecht hinein ins atrium. Die geflochtenen Zöpfe ihrer schulterlangen fast schwarzen Haare tanzten auf ihren Schultern wenn sie mit angespannten Muskeln ging. In ihren Händen trug sie einen kalten Krug Met. Es war ein ihr unbekanntes Getränk, aber es roch so ähnlich wie Wein. Angeblich hatte Ursus diesen aus dem Land mitgebracht wohin er vor einem jahr hingereist war. Und nun war er wieder da. Sollte sie sich darüber freuen oder nicht? Aus den Augenwinkeln schielte Tilla mit scheuem Blick zu ihm rüber, versuchte ihn als die Person wiederzuerkennen, die er vor Germanien gewesen war. Sein Blick traf für einen Augenblick den ihren. Schnell senkte sie den Blick, verbarg ihre Angst und den Schrecken den sie mit sich trug, seit der Mann namens Matho...


    Nein, sie wollte nicht daran denken. Sie folgte der anderen aurelischen Sklavin zum impluviuum, die andere Frau trug den warmen Krug Met. Die Sklavin machte sich durch leises Räuspern bemerkbar, erklärte kurz wer den warmen bzw. kalten Krug trug. Ängstlich wartete Tilla auf ein Nicken der anwesenden Männer, dass sie ihnen einschenken sollte. Auwei... musste der Met mit Wasser verdünnt werden? Gern würde sie sich jetzt an ihr Amulett fassen, um sich zu beruhigen, aber sie hielt den schweren Krug in ihren Händen. Hier stand sie nun an einem Ort an dem Matho sie wegen dem Hausputz zusammengetrommelt hatte und sie anschliessend wegen der kleinen Wasserüberschwemmung getriezt hatte. Das war doch gar nicht soviel Wasser gewesen, dachte Tilla trotzig, blickte stur auf den Krug. Bestimmt würde sie in den Augen der anderen Sklavin wieder 'unaufmerksam' sein.

    Was sie alles verpasst hatte! Es war kaum zu glauben! Es roch, nein, duftete nach Blumen und Kräutern sowie aufgeharkter Erde. Mit dem schneeweißen halb ausgewachsenen ehemaligen Hasenbaby, welches in ihrer Erinnerung noch sehr klein gewesen war, durchstreifte sie den Garten und zeigte dem kuscheligen Tier ihre Lieblingsplätze. Sogar die alte Eiche zeigte sie dem jungen Tier und sah zu den breiten knorrigen Ästen empor. Der Wind brachte die tief herabhängenden Blätter in Bewegung und entfachte ein leises Rauschen. Tilla legte den Kopf schief und lauschte... das klang doch beinahe wie das Rauschen der Wellen.


    Ein wehmütiges Lächeln huschte über ihr Gesicht. Wie gerne würde sie wieder dorthin an diesen Ort zurückkehren und den grauen schlanken Leibern begegnen, um sich noch einmal zu bedanken für deren Hilfe. Am liebsten auf den Rücken der Stute Luna. Und Hektor sollte auch mitkommen. Dann könnten sie am Strand entlang galoppieren und sich von der schäumenden Meeresgischt nassspritzen lassen. Ein unruhiges Zappeln das Hasenkindes riss sie aus ihren Träumereien. Beruhigend streichelte sie dem Tier über den Kopf und hielt es behutsam fest. Mit dem Zeigefinger stupste sie die sich ständig bewegende Nase des Hasen an und grinste über dessen Reaktion. Es "schnupperte" einfach weiter, sah Tilla aus seinen blauen Augen an. Jajaja, wir gehen schon weiter. meinte Tilla in Gedanken zu ihm und schob sich durch die Büsche abseits der Wege. Vielleicht entdeckte sie noch etwas schönes...


    Leise pirschte das junge Sklavenmädchen auf bloßen Füßen weiter, duckte sich unter den Zweigen oder zwängte sich so gut es ging an engen Stellen vorbei. Dabei entwischte ihr das Hasenkind, hopste von ihrem Arm und verursachte das Rascheln welches Marons Ohr traf. Neugierig wuselte es durch das Gestrüpp, stellte sich auf die flapisgen Hinterbeine und reckte die schnuppernde Nase in die Luft. Was war denn das für ein Zweibeiner? Genau wie bei Tilla sah das Tier den Mann aus seinen blauen Augen unschuldig an, beschloß, dass dieser ihm nichts zuleide tun würde und fing an sich zu putzen.


    Atemlos platzte Tilla nach wenigen Minuten aus dem gleichen Gestrüpp heraus, sah sich nach dem entlaufenen Hasenkind um und wischte sich zugleich die Haare notdürftig aus dem Gesicht, in dem einige Dornenranken hingen. Da bist du ja. Warum hoppelst du denn weg? gebärdete sie kopfschüttelnd und liess sich auf dem Boden nieder, um sich den Dornenranken zu widmen, die unangenehm die Kopfhaut zerstachen. Erst da nahm sie den Schatten wahr, sah unvermittelt rüber. Der Dolch in Marons Hand fiel ihr sogleich ins Auge. Eilig tastete sie am Gürtel nach dem eigenen Dolch, das Samhain-Geschenk mit dem blauen Griff von Marcus. Die Tafel mit dem ledernen Kreidebeutel war ihr im Weg. Sie erkannte Maron nicht sofort, die Sonnenstrahlen erschienen hier viel heller als in den schattigen Büschen. Das weiße Hasenkind hinterm Rücken beschützend, versuchte sie das Gesicht und die Mimik des Mannes zu erkennen.

    Der Karren hielt so abrupt das Tilla beinahe das Gleichgewicht verlor. Aber die Hand von der jungen Frau verlor sie nicht.. sie hielt sie so lange fest bis dies unmöglich wurde. Obwohl Tasnim ihr zeimlich unbekannt war fühlte sie sich seltsamerweise zu ihr hingezogen, nahm dankbar den Kuss an. Böse blickte sie die Assistenten des Sklavenhändlers an, zog sich rechtzeitig vor der zuschlagenden Tür zurück. Tilla konnte nicht verhindern, dass neue Tränen über ihre Wangen rollten. Ganz fest umklammerte sie die stabilen Gitterstäbe, versuchte sich Tasnims Statur und Aussehen einzuprägen.. wenn sie doch nur sprechen könnte! Eilig suchte sie die Außenwand nach Buchstaben ab.. wer da bloß wohnte?! Es sah ganz nach einem reichen Herr aus... wenn nicht sogar einem Senator. Die Hand durch die Gitterstäbe strecken konnte sie nicht.. dazu standen die Stäbe zu eng beieinander. Leise schniefte Tilla auf, versuchte ein scheues Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern, ganz so wie sie es beim ersten Blickkontakt geschafft hatte.

    Tilla liess die Hand sinken, mit der sie freiwillig ihr Brandmal vorgezeigt hatte, sah Tasnim traurig an. Auch die ältere Frau musste weinen... irgendwie gar nicht gut. Tilla hob die Finger, strich ihrerseits Tasnim die Tränen von den Wangen. Die Lippen hielt sie wie immer fest verschlossen, da sie ohnehin nicht sprach. Der Blick auf die anderen Gefangenen, die noch bei ihnen im Käfig waren, dauerte nicht sehr lang. A


    uf dem dreckigen Stroh rutschte sie dichter an Tasnim heran, suchte ihre Hand auf, damit sie sich wieder an ihr festhalten konnte. Die ganze Situation war für Tilla so irreal. Steckte sie wirklich in diesem Käfig oder war das alles nur ein furchtbarer Alptraum? Feste kniff sie sich in den schmalen Arm und stöhnte lautlos auf, wie der Schmerz die gekniffene Stelle durchströmte. Die Tränen auf den Wangen trockneten schnell... ebenso trocken wurde ihre Kehle. Wie sie das doch hasste durstig zu sein! Und wo ging es jetzt überhaupt hin? Fragen über Fragen purzelten durch den Kopf... während sie auf der unebenen Straße durchgeschüttelt wurden.

    Die unbekannte noch namenslose Frau wurde in einen anderen Verschlag gesperrt. Eine andere Hand näherte sich der ihren, berührte ihre Finger. Tilla brauchte eine Weile um sie wieder zu erkennen, da sie sich inzwischen große Vorwürfe machte. Zögernd ergriff sie diese und war letztendlich froh sich an jemandem festhalten zu können. Von ihrem Platz an der Tür konnte sie Tasnim nicht sehen.


    Sie hielt Tasnims Hand so lange fest, bis ihr gegenseitiger Griff ohne jedwede Rücksicht auseinander gerissen wurden. Tilla sträubte sich den Verschlag zu verlassen, war zu schwach, um sich großartig wehren zu können und fand sich im nächsten Käfig wieder. Fremde Arme umschlangen sie. PLötzlich blickte sie in die Augen von Tasnim. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, die die Wangen hinunter rollten. Ja, da hatte sie sich aber was eingebrockt... was ganz schön tiefes.


    Ihrerseits umarmte sie Tasnim wie eine Vertraute, versuchte das Gerüttel des anfahrenden Karrens zu ignorieren. Die Tafel hatte sie nicht mehr.. der Einkaufsbeutel baumelte an ihrem Gürtel. Langsam schob Tilla die Haare weg, zeigte ihr Brandmal und hoffte darauf, dass die Ältere ablesen konnte wem sie gehörte, damit sie später einmal Kontakt zueinander aufnehmen konnten.

    Tilla sah zu Minna auf, legte den Kopf schief. Sollte sie es wagen? Ihr erzählen, wie sie es bis vor der Gefangennahme durch Titus Helfershelfer es geschafft hatte sich auf der Straße durchzuschlagen? Ich habe dies besorgt, da es nicht mehr gebraucht wird. Rieche mal, es stinkt noch etwas, aber es ist geniessbar. Tilla bis von ihrem Anteil ab, kaute und schluckte.


    Bei den Garküchen kriegt man fast immer etwas umsonst... Besonders nach großen Festen und so komischen Tagen an denen man lacht und singt und Wein trinkt. Man muss nur die Augen offenhalten.. dann braucht man nix auszugeben. Und sich immerzu umsehen, ob da wer einen beobachtet. In aller Ruhe ist eine Besorgung selten nach Sonnenaufgang möglich, da dann alle wieder auf den Beinen sind. Sie fasste nach einer Gurke, holte ihr Saturnalien-Messer hervor und schnitt die Gurke in drei gerecht große Teile. Schweigend legte sie sie vor sich aus, wartete darauf, wer sich von den beiden Frauen sich welchen Teil nehmen würde, bis sie sich bedienen konnte. Immerhin war sie hier die Gastgeberin, so gut war sie noch erzogen. Behutsam wischte sie die Messerklinge ab, steckte es in die Lederscheide hinein.

    Starke Hände ergriffen sie aus einer Richtung, die sie außer acht gelassen hatte. Tilla wand sich und hielt unvermittelt still als der Sklavenhändler sich ihr näherte, sie sogar anfasste. Tilla blickte ihn böse an, versuchte den Kopf wegzudrehen, sich abermals den Händen zu entwinden. Siedendheiss fiel ihr ein wonach er jetzt schaute. Er beschloß sie auch noch in einen Käfig zu stecken. Tilla versuchte sich zu wehren und zappelte in dem Griff. Sie hatte kaum etwas von dem erreicht was sie instinktiv hatte tun wollen.. nämlich helfen. Die junge Frau war imme rnoch gefangen und sie selbst in der Falle.


    Mit einem Plumps liess sie sich ins dreckige Stroh fallen und drehte sich um, um zurück zur Tür zu kommen. Die wurde ihr vor der Nase zugeschlagen. Tilla schreckte zusammen, hielt sich instinktiv die Hände an die Ohren und wartete bis der Nachhall vorbei war. Langsam legte sie die Finger ihrer rechten Hand um das Gitter, kauerte sich direkt an der Tür zusammen. Die Arme taten weh.. die Prellung schmerzte. Der Ernst ihrer Lage war nicht zu übersehen. Langsam rappelte sie sich auf, versuchte durch die Gitterstäbe zu erkennen was draußen vor sich ging.

    Tilla biss die Zähne zusammen, als sie mit dem Boden zusammenprallte und blieb einen winzigen Moment nur liegen, um sich anschliessend wieder auf die Beine zu rappeln. Denn derjenige, der am Boden blieb war immer der wehrloseste. Die angestoßene Hüfte schmerzte.. aber der Anblick der jungen Frau, die nun von dem Fuß getreten wurde der eigentlich für sie bestimmt gewesen war, schmerzte noch mehr. Tilla zwängte sich kurz entschlossen durch die Lücke der Passanten, die dabei war sich zu schliessen und hievte sich so manche Hand mit Fusstritten abwehrend zum Trotz zu Tasnim auf das Podest.


    Unterm Umhang fummelte sie ihr Messer hervor, nutzte den Moment der die Hände der jungen Frau verdeckte und schnitt mit sämtlicher Kraft die sie zur Verfügung hatte, die Fesseln durch. Aus den Augenwinkeln sah sie schon wieder den Assistenten des Sklavenhändlers näher kommen. Ein leises Geräusch genügte, um sie gänzlich herumwirbeln zu lassen und sich direkt vor Tasnim zu stellen. Mit klopfendem Herzen wartete sie auf das kommende, spürte die Blicke der gaffenden Passanten und dachte nicht an diejenigen, deren Anwesenheit sie schon wusste. Die Prellung schmerzte immer noch.. sollten sie den Sprung in die Menschenmenge wagen?

    Tilla behielt ihre Umgebung in Augenschein, bereit egzulaufen, falls es nötig sein würde. Aber dies war nicht nötig, denn es passierte nichts worauf sie hätte reagieren müssen. Stumm nahm sie das Lächeln des Soldaten wahr, wunderte sich darüber und fragte sich für einen Moment ob die Zeiten sich geändert hatten beziehungsweise man keine Jagd mehr auf die herumstreunenden Kinder machte, die kein zu Hause mehr hatten oder aus vielen anderen Gründen auf der Straße lebten. Sie sah zu Sebastian der immer noch ihre Tafel hielt, sah zu der Sklavin, die inzwischen vom Sklavenhändler zum Tanzen aufgefordert wurde. Schritt für Schritt entfernte sie sich von ihrem Platz, zwängte sich durch die immer enger stehenden Menschen vorbei um irgendwann am Podest anzukommen. Sebastian und Manius Aurelius hatte sie auf ihrem Weg gestreift, beide Männer mit bettelndem Blick angesehen, ob sie denn nicht Tasnim helfen konnten. Auf den Lippen kauend sah sie zu Tasnim auf, streckte ihren Arm aus, um ihre Knöchel mit den Fingern zu berühren. Der heranschiessende Fuß des Sklavenhänder-Assistenten zwang Tilla sich hastig zurückzuziehen, um dem kommenden gerade noch rechtzeitig auszuweichen. Jemand stellte ihr beim Zurückweichen einen Fuß, sodass sie stolperte und hintenrücks zu Boden fiel.

    "Ich, ich hatte niemals... Es stimmt! Es ist nicht gut, wenn jeder nur an sich denkt. Selbst wenn ich nur wenig habe, habe ich doch mehr, als die die nichts haben." Mhm.. irgendwie.. war da doch was wahres dran, grübelte Tilla, blickte zu Fiona auf, die noch ein bisschen größer war als sie. Schon gut, es ist in Ordnung... Nur wenn du etwas gibts können sie darauf aufbauen. meinte sie dazu und schloß das Thema ersteinmal ab. Sie standen auf dem kleinen Markt wie immer mitten im Gewühl. Sie hatte das Gefühl, dass sie sich irgendwie noch bei Fiona entschuldigen musste, weil sie wegen dem missglückten Vorhaben kaputte Sachen hatte und diese deswegen neu einkaufen musste. Immer noch umklammerte sie die Münzen von Prisca in der Faust. Ja, ich komme mit dir.


    Tilla blickte Pumillio an, der schon drauflos sprach und versuchte seinem Finger zu folgen, der beinahe überall hindeutete. Sie war versucht ihm den Finger hinunter zu drücken und zu meinen, dass man nicht auf andere Menschen deutete. Da sauste er schon weg... mit einer guten Begründung. ..meine Sesterze verstecken gehen. Tilla legte den Kopf schief, runzelte die Stirn und liess den Blick schweifen. Wo konnte man hier denn bloß ein Versteck haben?


    Nunja.. sie fühlte nach ihrem Amulett und ertastete den kleinen vertrauten Buckel, der iirrtümlicherweise der Knoten ihres Umhanges war. Sie wollte das Schmuckstück jetzt wirklich nicht hervorziehen, nahm die Hand runter und tastete nach Fionas Hand, um sie behutsam festzuhalten. Gehen wir zusammen los? Ich will dich nicht verlieren. gebärdete Tilla mit einer Hand. Zuerst die Eier? Und was noch? Sie zog die Ältere mit sich oder liess sich von ihr zu einem Stand lenken, der die Waren anbot. An einem Tuchhändlerstand entdeckte sie etwas, was ihr Herz höher schlagen liess. Ein blaues Tüchlein mit grau eingestickten Delphinen! Mit großen Augen sah sie zu, wie es im Wind flatterte und von anderen Menschen befühlt und in die Hand genommen wurde. Ein tiefer Atemzug verliess ihre Brust. Sollte sie es mit ihren Münzen erwerben? Guck mal.. stupste sie Fiona an.

    Gespannt verfolgten ihre Augen seine Gesten. Also war er kein Römer? Du nicht von hier ? gebärdete Tilla schlicht, klopfte auf den Kistenrand, schüttelte den Kopf, deutete auf Sebastian. Du nicht hier groß geworden? Nun deutete sie abermals auf den älteren Mann, hielt ein fiktives Baby in den Armen, das immer größer wurde und 'wuchs', bis es fast so groß wie Tilla selbst war.


    Der Mann murmelte etwas und sie konnte nicht anderes als die Ohren spitzen. Seltsame Worte! Tilla hockte mit dem Beutel auf dem Schoß auf den Kistenrand, nahm ihre Tafel. Was hast du gesagt?


    Während sie auf Antwort wartete, blickte sie zu Tasnim, erkannte, dass die Frau nach einem kurzen Lächeln wieder 'abwesend' zu sein schien. Schade... sie sah trotz der blöden Fesseln, die ihre Hände immer noch zusammenhielten, interessant aus. Außerdem konnte sie so schön lächeln. Tilla seufzte lautlos und liess den Blick schweifen. Sie schreckte sichtlich zusammen, als so plötzlich ein Soldat bei ihr und Sebastian auftauchte und sich zu den Kisten stellte. Eilig kletterte Tilla von ihrem erhöhten Platz hinab, suchte genügend Abstand zwischen ihr und dem Soldaten zu bringen, stellte sich zu einer Gruppe von Fässern. Zu ihrer Furcht vor älteren Männern gehörten auch die uniformierte Soldaten. Den Einkaufsbeutel ganz festhaltend spähte sie hinüber und war jederzeit bereit loszurennen, wenn es irgendwie Ärger geben sollte. Sebastian hatte ihre Tafel noch...

    Was machte er jetzt bloß mit und auf ihrer Tafel? Tilla neigte sich, immer noch auf der Kiste sitzend, etwas zu ihm, beobachtete seine Hand, die die Kreide führte und mit der Spitze lange Striche hinterliess. Hm.. und nun? Der Punkt da sollte wohl hier sein. Hier? Rom? Tilla deutete auf den Punkt, klopfte auf die Kiste und achtete zeitgleich darauf, dem älteren Mann nicht zu nahe zu kommen.


    Erneut deutete sie auf die anderen zwei Punkte, hob die Hand und 'schickte' die Punkte in zwei verschiedene Windrichtungen hinaus. Da.. da hinten? Und da? Dort drüben? Sie schüttelte den Kopf, bemühte sich sich verständlich zu machen. Nicht hier? Hier oben auf der Kiste sitzend fühlte sie sich sicher. Und was war nun mit dem seltsamen Fisch? Bis jetzt kannte sie den cetus und die wenigen Fische, die entweder im Wasserbecken des atriums hausten oder die Fische, die zu den Mahlzeiten eingekauft und anschliessend verzehrt wurden. Oder sollte das ein Delphin sein?