Beiträge von Chimerion

    Der Sklavenhändler sah, wie die junge Dame vorgelassen wurde und stellte sich entschlossen vor den Türsklaven.


    "Ich habe hier Ware für die Herrin Duccia Clara. Ist sie zu sprechen?", fragte er leicht ungeduldig und schielte dabei noch schlimmer als gewöhnlich.

    Ein etwas schmierig aussehender Mann kam im Gefolge eines vergitterten Wagens gezogen von einem Pferd dahergefahren.
    Vor dem Eingang der Villa Aurelia hielt der kleine Zug an, der Mann sprang vom Bock und klopfte an die Türe.


    Tock Tock Tock

    In der Zwischenzeit hatte Chimerion sich den Griechen ein wenig genauer angesehen. Zwar fürchtete er nicht unbedingt um seinen Hintern, aber in Geschichten hatte er oft gehört, die ach so schönen Griechen würden auch Männer nicht von der Kante ihres Lagers stoßen....


    Obwohl er in der Herberge eingesperrt war, ging es Chimerion von Tag zu Tag besser. Er hielt sich mit kleinen Körperertüchtigungen fit und das Essen war ausgezeichnet, zumindest für seine Verhältnisse. Zufällig hatte er die Küchensklavin des Wirtes einmal gesehen und seither pochten seine Lenden bei dem Gedanken an sie. Wenn er ein freier Mann wäre, könnte er sie sicher freikaufen?


    Mit solchen und ähnlichen verträumten Gedanken vertrieb er sich die Zeit des Wartens, und hoffte auf eine baldige Rückkehr von Brutus.

    Nach einer langen Reise durch das halbe Imperium, von den tiefen Wäldern Gemaniens in die Hügellandschaft von Hispania, hatte der kleine Trupp endlich sein Ziel erreicht.


    Es war die längste Reise, die Chimerion je unternommen hatte, seit er Sklave war. Er hatte während seiner Reise seinen neuen Herrn Brutus ein wenig besser kennengelernt. Zwar war er nicht soweit, ihn über Maßen zu lieben, aber zumindest war er gut zu Chimerion, er bekam genug zu essen und wurde überhaupt nicht geschlagen.


    Als sie die Herberge erreichten, erwartete Chimerion eigentlich, im Stall angekettet zu werden, aber Brutus nahm in sogar mit in ein Zimmer... Ein richtiges Zimmer, das nicht übermäßig schlecht roch und sogar ein dürftiges Lager für den Sklaven hatte.
    Einigermaßen satt legte er sich schließlich zur Ruhe, scheinbar schien der nächste Tag sehr wichtig zu werden.

    Chimerion nickte.
    "Zu Befehl Herr" murmelte der Sklave. Als die Männer das Packpferd bereitet hatten, setzte sich Chimerion zwischen das verbliebene Gepäck auf den Rücken des Pferdes. Es war ein etwas struppiges Pferd, aber immerhin durfte Chimerion reiten. Allemal besser als zu Fuß oder in einem vergitterten Wagen, dachte er sich.
    Schließlich verließ der kleine Zug und für Chimerion begann ein Abenteuer ohne Garantie auf Rückkehr.

    Etwas zögernd nickte Chimerion. "Ja Herr, ich kann reiten. Zwar nicht besonders gut, aber es reicht, um von einem Ort zum anderen zu kommen."

    Er hatte beschlossen, sich seinen neuen Herrn erst einmal genauer anzuschauen, bevor er zu vertrauensselig werden würde. Immerhin traute er diesem Mann nicht, auch wenn er nicht wie ein schlechter Mensch aussah. Chimerion hatte gelernt, sich nicht auf der Aussehen zu verlassen.
    Oft sahen die grausamsten Menschen harmlos aus.

    Der Eques nickte. "So ist es. Cupidus hat mir aufgetragen, ihn hier abzugeben. Er lässt dir Grüße überbringen und entschuldigt sich, dass er nicht selber kommen konnte. Außerdem gab er mir dies."


    Er übergab dem Mann einen großen, klimpernden Lederbeutel. "1000 Sesterzen, wie abgemacht. Wenn sonst nichts mehr ist, werde ich euch nun verlassen." Der Eques neigte kaum vernehmlich den Kopf und verließ den Stall.



    Chimerion hatte den Blick zur Erde gesenkt, wie es sich gehörte. Auch als er angesprochen wurde, huschte nur ein flüchtiger Blick zum Gesicht des Mannes, der nun über sein Leben zu entscheiden hatte. "Herr, mein Name ist Chimerion, Sklave des Cupidus. Er hat mir gesagt, dass ich dich auf deiner Reise nach Hispania begleiten soll.... Und am Ende soll ich Gladiator in Tarraco werden", sagte er mit leiser Stimme.

    Ein großgewachsener Eques betrat die Stallungen. Er hatte sein Pferd im Hof der Casa angebunden und zog einen Mann mit Handfesseln hinter sich her.


    Er betrachtete die Szene, die sich vor ihm abspielte einen Moment lang. Dann wandte er sich an den Mann, der gerade sein Pferd sattelte. "Bist du Brandinar?" fragte der Soldat.


    Der Sklave hinter ihm gestattete sich einen kurzen Blick auf den angesprochenen Mann.

    Ein vergitterter Wagen fuhr über die Straße auf das Tor zu. Der Mann auf dem Wagen ließ seine Peitsche knallen und trieb die beiden Pferde noch einmal an, schneller zu traben.
    Chimerion stöhnte, als sie über das holprige Pflaster fuhren und er sich die Schulter an den Gitterstäben stieß. Verzweifelt hielt er sich fest, so gut es ging. Als er einen Blick aus seinem vergitterten Käfig warf, tauchten vor ihm die Wälle eines Castellum auf. Er stöhnte leise. Schon wieder so ein Soldatenschwein... Voll Ekel spuckte er aus.


    Gaius Tullius Macer, der Fahrer des Wagens, hörte das spucken und drehte sich auf seinem Sitz um.
    "Benimm dich gefälligst anständig, wenn du mir Ärger machst, wenn ich dich anbiete, dann kannst du was erleben, dann beschädige ich meine Ware persönlich" geiferte der Sklavenhändler. Er hatte langsam genug von diesem aufsässigen Stück Vieh, dass er sich bei einem Legionslager in Bibracte beschafft hatte. Dauernd machte er ihm nur Schwierigkeiten. Mit etwas Glück würde er ihn heute endlich loswerden, ein Duplicarius der Ala II hatte nach deinem kräftigen Leibsklaven gefragt. Dass er stur war, musste Tullius ihm ja nicht auf die Nase binden.

    Als sie das Tor erreichten, grüßte er die Wachen und sagte: "Bestellt dem Duplicarius Justinianus Cupidus, dass ich hier seine Ware bringe, er soll sie sich ansehen."