Beiträge von Chimerion

    Dieses Lächeln war Chimerion ein wenig unheimlich. Welche Geheimnisse schlummerten noch im Inneren seiner Herrin? Er würde versuchen, es in Erfahrung zu bringen.
    Solange würde er also seinen Dienst gehorsam verrichten, seine Herrin beschützen und sich ein wenig umhören. Vielleicht bot sich ja die Gelegenheit, einmal andere Luft zu atmen, als die Mief von Rom. Immerhin sprach sie von einer Belohnung....Aber welcher Art würde die wohl sein? Unwillkürlich lief ihm wieder ein Schauer über den Rücken, er musste unbedingt mehr über seine Herrin herausfinden, um nicht Opfer ihrer Stimmungsschwankungen zu werden.


    Er spürte wieder diese Blicke auf seinem Körper und fand es plötzlich ein wenig zu warm im Balneum. Ob das nur an der Luftfeuchtigkeit lag?
    Schnell beschloss er, sich nichts anmerken zu lassen.
    "Du bist sehr großzügig, Herrin. Kann ich dir noch irgendwie zu Diensten sein?" Fragend hob er seine Hände. Vielleicht wollte sie ja noch eine Massage.

    "Bei den Göttern, was für ein Monster, " murmelte Chimerion, als er den Aufprall des Tieres in Cassims Gesicht beobachtet hatte. Es wäre hilfreich gewesen, noch ein Stück Seil zu haben, um den Sack zuzubinden, aber woher nehmen und nicht stehlen?
    Cassim jedenfalls hatte den Fehler zu spüren bekommen, als die Katze halb aus dem Sack war.
    Fluchend machte sich Chimerion an den Abstieg, so schnell es eben ging. Auf dem untersten Ast ging er in die Hocke und sprang den letzen Meter hinunter. Er landete genau neben Cassim, der mit dem Bündel kämpfte. Schnell ging Chimerion hin, packte die Öffnung des Sacks und riss ihn nach oben. Die Katze fiel zurück in den Sack, schaffte es aber noch, ihre Krallen in einer blutigen Spur in Chimerions Arm zu zeichnen.
    Hässlich fauchend tobte sie nun in dem Sack herum. Chimerion blickte sich kurz um, grinste Cassim an und ließ den Sack an seinem ausgesreckten Arm kreisen. Hoffentlich wurde die Katze dadurch ein wenig benommen und leichter zu transportieren.

    Der Mann schien recht zu haben. Langsam entspannte sich Chimerion. Sein Leben war zumindest nicht in Gefahr, dafür war das seiner Herrin offenbar zu Ende. Und seines hätte auch enden sollen, wäre alles nach Plan dieser Männer gegangen. Aber warum sollten sie seine Herrin einfach töten und dann auch noch ihren Schmuck zurückzulassen?


    Chimerion nickte dem Optio zu. "Verzeih, ich bin noch ein wenig durcheinander... Und sehr müde. Eins wüsste ich aber noch gerne, warum haben sie den Schmuck meiner Herrin zurückgelassen? Ich hätte eher gedacht, dass sie Lösegeld fordern würden?

    Chimerion hob fragend eine Augenbraue, als Celerina ihm verschwörerisch zuzwinkerte. Der Tod war niemandes Freund, er kam zu den unpassendsten Augenblicken und war ein ständiger Begleiter der Krieger. Was konnte so eine Frau wie sie schon über den Tod wissen? Aber bei ihrem Grinsen zog sich etwas in Chimerions Magen zusammen. Er musste wie immer auf der Hut sein, denn einschätzen konnte er sie immer noch nicht recht. Sie brachte es sicher fertig, mit einem Mann zu schlafen, den Dolch griffbereit unter dem Kissen, um ihm die Kehle durchzuschneiden, wenn er seinen Dienst getan hatte???
    Chimerion schwor sich, ein wachsames Auge auf seine Herrin zu haben. Sollte sie ihn wieder in ihr Lager befehlen, würde er unter den Kissen nachschauen, ob nicht doch irgend eine Waffe zu finden war.



    Die letzte Frage kam zu plötzlich und einen Moment konnte er keine Antwort geben. "Nun", begann er, "ich bin kein Mörder und Frauen töte ich auch nicht... Hast du keine Angst, ich könnte dich einfach fesseln und davonlaufen? Ich bin schon einmal entkommen, wie ich dir eben erzählt habe." Er stockte. Aber wohin sollte er denn gehen? Hatte er nicht vielleicht nun die Möglichkeit, sein Leben ein eine neue Bahn zu lenken? Immerhin gab es für Sklaven schlimmere Schicksale, als der Leibwächter einer reichen Dame zu sein.
    Stolz und Hoffnung kämoften in seiner Brust und keines der beiden Gefühle konnte die Oberhand gewinnen.
    Dann blickte er Celerina in die Augen, wollte die wahre Celerina darin sehen.
    "Ich war der Leibsklave eines Centurio, ich werde auch auf dich aufpassen und deinen Leib mit meinem Leben schützen.... Wenn du willst, schlafe ich vor deiner Türe, damit niemand hineinkann,.... Herrin"
    Die Worte kamen langsam über seine Lippen, mit ihnen übernahm er die Verantwortung über sein weiteres Schicksal. Ob ihm die Moiren wohlgesonnen waren?

    Verständnislos blickte Chimerion den Mann an. Also hatte seine Herrin die Flammenhölle nicht überlebt? Er hatte beim Eintreten einige Leichen gesehen, die nur so in Blut schwammen und das dreckige Grinsen der Männer, die ihnen aufgelauert hatten.
    "Meine Herrin, Flavia Celerina und ihre Leibsklavin Ylva... Männer der Classis haben uns zu dem Lagerhaus geführt, aber es waren keine richtigen Nautae, die uns...", er brach ab und blickte den Mann vor sich arwöhnisch an. Konnte es sein, dass das wieder ein Trick war? Wieder verkleidete Räuber?
    Er versuchte, sich zu erheben, doch der Schmerz trieb ihm bei seinen Bewegungen die Tränen in die Augen. Keuchend lag er auf seinem Lager.
    "Die Räuber waren verkleidet, woher weiß ich, dass du nicht zu ihnen gehörst?", fragte er den Mann.

    Schnell nahm Chimerion seine Hände von ihrem Rücken. Die Haut hatte sich ein wenig zusammengezogen, als Celerina eine Gänsehaut bekam. So wie vorhin, dachte er sich, nur war das nicht vor Abscheu gewesen.
    Scheinbar vertrug seine Herrin das wahre Leben nicht. Wie denn auch, sinnierte er. Sie lag hier in ihrem Bad und ließ sich massieren, von den Kämpfen erfuhr sie nur, wenn die Boten die Siegesmeldungen in die Stadt brachten. Die Menschen freuten sich und klopften sich auf die Schultern, während sie die Macht Roms rühmten. Das wirkliche Schlachtfeld sahen sie nicht, nicht die Verwundeten, die nach Hilfe schrien, während sie verbluteten und nicht die Toten, die teilweise entstellt und blutüberströmt neben ihren gefallenen Feinden lagen. Der Tod macht die Menschen gleich, dachte sich Chimerion.


    "Dann bist du sehr behütet aufgewachsen, Herrin. Der Tod war nicht dein Begleiter. Ich half nach der Schlacht den Verwundeten, so gut ich eben konnte, und Arbeit gab es reichlich." Er betrachtete ihren Körper, als sie sich auf die Seite legte. Sie räkelte sich gemütlich auf ihrer Bank und bot ihm ihre Reize schon fast an. Wie hatte sein betrunkener Herr einmal gesagt? Der beste Witwentröster ist zwischen den Beinen eines Mannes... Konnte daran etwas wahres sein?


    "Ich wurde vom Signifer der Centurie an einen Sklavenhändler verkauft, der mich in Mogontiacum zum Kauf anbot. Dort wurde ich von einem Soldaten der Ala II Numidia gekauft, ein Duplicarius namens Cupidus. Er war gut zu mir, konnte mich aber nicht im Lager behalten... Deshalb schickte er mich mit einem Freund zurück nach Hispania. Ich sollte dort zum Gladiator ausgebildet werden und eine lohnende Investition sein. Aber der zukünftige Leiter der Gladiatorenschule bekam vom Duumvir von Tarraco keine Erlaubnis, die Schule zu betreiben. In einem unbeobachteten Moment beschloss ich zu fliehen und mich nach Thrakien durchzuschlagen. Ich reiste in der Nacht und schlief am Tag in Wäldern, immer verfolgt von diesem Duccier, der mir nachreiste und mich wieder einfangen wollte. Kurz vor der Gallischen Grenze war es ihm dann auch gelungen, er konnte mich überraschen, als ich vor Erschöpfung eingeschlafen bin...
    Er verkaufte mich dann schließlich auf Wunsch von Cupidus an dessen Bekannte Duccia Clara. Und den Rest der Geschichte kennst du selber."


    Er blickte sie weiter an und versuchte zu ergründen, was sie dachte.

    Für einen Moment schloss Chimerion die Augen, als ihm wieder schwarz wurde. Eine Sekunde lang drehte sich das das Zimmer leicht, dann öffnete er die Augen wieder.
    In seinem Kopf reihten sich Bilder aneinander, wirre Abdrücke seiner Erlebnisse. Er wusste noch wie Celerina geschrien hatte, man hatte ihnen in dem Lagerhaus aufgelauert.... Und offensichtlich hatte man ihn angegriffen. Wie er herausgekommen war, daran erinnerte er sich nur schwach. Die Hitze und die Atemnot waren ihm im Gedächtnis geblieben, viel mehr nicht.


    Der Mann vor ihm trug die Uniform der Classis, ein Freund also, keiner dieser Banditen.
    Chimerion fragte mit krächzender Stimme: "Was ist mit meiner Herrin geschehen? Habt ihr die Piraten geschnappt?"

    Ein Mann hatte Erbarmen mit Chimerion und brachte ihm endlich das Wasser. Den ersten Schluck hustete er wieder hinaus, aber dann konnte er in kleinen Schlucken trinken. Sein Hals fühlte sich ausgedörrt und wund an.
    Einen Moment lang lag er wieder still. Die Schmerzen waren unerträglich und mit jeder Bewegung schien das Brennen in seiner Brust zu wachsen.
    "Wo bin ich?" fragte er die beiden Männer, die bei seinem Krankenlager standen.

    Chimerion versuchte das Gleichgewicht zu halten und sich gleichzeitig das Blut von der Hand zu wischen, das angefangen hatte zu fließen. Wenn es nach ihm gegangen wäre, dann würde dieser Sack in einen großen Wassertrog fallen und die Katze ein bisschen zum Schwimmen ohne Luft animieren.
    Doch er entsann sich, dass dieses Tier wohl so etwas wie das Lieblingsspielzeug seiner Herrin war und es nicht gut wäre, ihr Eigentum zu beschädigen. Oder zumindest nicht allzu sehr beschädigen.
    Ein kleiner Freiflug kam da gerade recht, als Rache für seine Hand.


    Er blickte nach unten zu Cassim, der unter dem Baum stand und nach oben zu ihm schaute.
    "Also gut, dann aufgepasst, die Katze kommt". Mit einem mulmigen Gefühl ließ er den Sack los.

    Chimerion überlegte eine zeitlang, während er den Rücken seiner Herrin massierte. Was konnte er ihr schon spannendes erzählen? Er hatte das Gefühl, dass sie gereizt war, ob nun wegen dem Verhalten ihrer Leibsklavin oder seines, das konnte er nicht genau sagen.


    Launisch war wohl eine Seite seiner Herrin, die er immer wieder ertragen musste. Er musste zugeben, wenn sie wütend war, sah sie noch um eine Handbreit verführerischer aus. Um sie aber nicht noch weiter zu reizen, begann er ihr von seinem bisherigen Leben zu berichten.


    "Mein Leben begann vor etwa 24 Frühlingen in Dakien. Meine Familie wohnte in der nähe unserer Hauptstadt Sarmizegetusa, wo unser König Decebalus regierte. Ich weiß nicht, ob du dich erinnerst, als die Dakerkriege begannen, damals unter eurem Kaiser Traianus...
    Jedenfalls führte der Feldzug eine römische Legion in das Dorf meiner Eltern. Die meisten wurden getötet... unsere Frauen und Kinder verschleppt."
    Chimerions Stimme wurde hart und einige Augenblicke knetete er ein wenig fester als normal. Dann besann er sich und schluckte die Wut hinunter. Nun waren seine Bewegungen wieder sanft und wohltuend.


    "Wie dem auch sei, ich kam mit dem Leben davon und wurde als Sklave verkauft. Ich kam zu einem Sklavenhändler, der mich bis nach Hispanien verkaufte. Dort wurde ich der Diener eines Centurio bei einer spanischen Legion. Mein Herr schlug mich oft und reichlich, ließ mich hart arbeiten und gelegentlich im Winter draußen schlafen... Er nannte es abhärten, ihm verdanke ich meine Kraft."
    Einen Moment lang hielt er inne, während er sich neues Öl in die Hände goss.
    "Das Leben bei der Legion ist hart, die Soldaten mussten täglich trainieren, wurden ebenfalls manchmal geschlagen und gedrillt. Trotzdem war die Nahrung reichlich, sogar für uns Sklaven. Ich war für die Ausrüstung und das persönliche Wohl meines Herrn verantwortlich und habe mir verschiedene Fähigkeiten angeeignet, die Pflege von Wunden oder die Massage der verhärteten Muskeln nach der Schlacht.
    Gekämpft habe ich selber nie, mit richtigen Waffen durfte ich auch nicht trainieren, denn ich hätte ja fliehen können...
    Das ging so lange, bis mein Herr mit Teilen seiner Legion nach Germanien marschierte und ihm mit ihm. Er fiel schließlich beim Kampf mit den Germanen unter Mordorok, ein grausamer Tod. Die Barbaren schlachteten ihn und einige andere Centurionen zu Ehren ihrer Götter. Wie du siehst, ein recht aufregendes und gefährliches Leben bei den Legionen."


    Schweigend massierte er weiter, er war gespannt, ob seine Herrin überhaupt daran interessiert war, wie es ihm ergangen war.

    Immer wieder flatterten Fetzen von Bewusstsein durch Chimerions Hirn, die Traumgestalten verschwammen zu Farben und lösten sich in grotesken Formen auf.
    Im Fieberwahn murmelte er immer wieder "Herrin", "Lasst sie los ihr Schweine", "roséfarbene Tunika, wie schrecklich"
    Er dämmerte vor sich hin und meinte einen Moment, die heiligen Hallen seiner Vorväter erreicht zu haben.


    Langsam drang ein merkwürdiger Lichtschein an seine Augen, ein Licht flackerte auf und erlosch wieder. Sein Geist regte sich und mit ihm auch der Schmerz. Als weiße Wand flackerte er vor seinen Augen auf, als er sich versuchte zu bewegen.
    Stöhnend sank er in die Kissen zurück und ihm wurde wieder schwarz vor Augen. Langsam dämmerte er wieder ein und ergab sich den Träumen. Als er das nächste Mal wieder wach wurde, saß ein Mann neben ihm und betrachtete ihn.
    Mit fiebrigen Augen starrte Chimerion den Mann an.
    "Charon, ich habe meine Münze verloren, wie komme ich jetzt über den Styx?"

    Chimerion hielt sich mit der linken Hand am Stamm fest und hangelte mit der freien Hand nach dem Sack. Der Ast auf dem er stand, ächzte bedrohlich, aber beim zweiten Versuch konnte er ihn greifen.
    Dann konzentrierte er sich wieder auf seine Aufgabe.


    Knurrend lockte er die Katze. "Komm, Miez-miez-miez, komm. Na komm zum lieben Chimerion, dann gibt es feines Fresschen..."Er versuchte, den Sack über die Katze zu stülpen, verfing sich aber mit dem Sack in einem Ast und musste ihn erst mühsam wieder herausziehen.
    Ungeduldig fluchte er, die Katze sträubte schon wieder ihr Fell und fauchte.
    "Los du Flohschleuder, jetzt stell dich nicht so an..." Mit Schwung flog der Sack über die Katze, ein gehässiges Miauen und Fauchen, dann schlugen sich die Krallen in Chimerions Arm. Lästerlich fluchend schaffte er es, den Sack zuzuhalten.
    Im Inneren tobte das Vieh, fauchte und gebärdete sich wie wild. Chimerion hatte alle Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Im Sack hatte er die Katze jedenfalls, nur jetzt wie nach unten kommen, mit nur einer Hand?
    "Cassim, hast du vielleicht ein Seil oder etwas, mit dem ich die Katze herunterlassen kann? Ich brauche beide Hände zum klettern.", rief er nach unten.

    Chimerion schüttelte unmerklich den Kopf. Irgendwie hatte er heute kein Glück mit den Frauen und irgendwie hatte er das Gefühl, dass Ylva ihn überhaupt nicht leiden konnte. Dieses Zögern im Becken brachte ihm auch gleich den Unmut seiner Herrin ein. Denn diese sprang auf und stieg aus dem Becken.


    Grummelnd stieg er also aus dem Wasser. Celerina hatte sich von der Schmuse- in eine Wildkatze verwandelt und zeigte wieder ihre Krallen.
    Er nahm eines der Handtücher, rieb sich grob trocken und suchte die Ölfläschen zusammen.
    Nun musste er sich also auch noch das Gemecker der Leibsklavin anhören. Wieder klatschte er eine Menge Öl in seine Hände und begann, die Rückenpartie von Celerina zu massieren. Seine Hände wanderten die Wirbelsäule hinauf und hinunter, lockerten die Gesäßmuskeln und die Schultern. Chimerion schob das Handtuch zur Seite, um ungehindert arbeiten zu können. Langsam wanderte er über die Schenkel und die Beine. In seinem Rücken spürte er die Blicke von Ylva, die jede Bewegung genau verfolgte.

    Der vernichtende Blick und der Kommentar von Ylva sagte natürlich alles. Innerlich fluchte Chimerion. Der einzige Sklave, der ihn leiden konnte, war offensichtlich Cassim, dieser Parther, mit dem er die Katze gejagt hatte.
    Bei der Leibsklavin von Celerina sah die Sache völlig anders aus. Bei ihr konnte er den Neid und die Wut fast schon spüren. Scheinbar war alles ihre Aufgabe, das Waschen, anziehen, friesieren... Nur mit einem konnte sie ihrer Herrin nicht dienen und genau das machte sie wohl wütend.
    Leise seufzte Chimerion. Wenigstens konnte er es seiner Herrin recht machen, da konnte er nicht erwarten, die Gunst der restlichen Frauen des Haushaltes zu bekommen.
    Er nickte Ylva nur zu und murmelte ein leises: "Wollte ja nur helfen." Die Sklaven der hohen Damen waren also genaus eifersüchtig wie die Herrinnen selber und niemand gönnte anderen irgendetwas. Wieder einmal verstand Chimerion diese Gesellschaft nicht.
    Sie hatten alles und waren doch nicht zufrieden.
    Schweigend wandte er sich wieder dem Rücken seiner Herrin zu und massierte ihre Schultern zum zweiten Mal, die nun wieder weich und geschmeidig waren.

    Chimerion hatte den Blick der Sklavin in seinem Rücken, als er sich an die Arbeit machte. Er begann mit den Armen, arbeitete sich über den Oberkörper vor, wusch vorsichtig die Brüste, die er noch vor einer Stunde zwischen den Lippen hatte und ging dann zu Bauch, Unterleib und Schenkel über.
    Er achtete streng darauf, nicht zu fest zu schrubben, immerhin war das ja auch nur der erste Durchgang. Schließlich machte er sich an den Rücken, wusch den ganzen Körper, sich stets der kritischen Blicke von Ylva bewusst.


    Dann griff er nach einem Hocker, der am Rande stand, stellte ihn in das Becken, damit der Oberkörper der Herrin außerhalb des Wassers war. Er klatschte eine große Portion Öl auf seine Hand und begann, die Schultern und den Rücken zu kneten und zu lockern. Die Muskeln über den Schultern waren ein wenig hart, wurden aber langsam geschmeidig unter seinen Händen. Dann kam der Hocker wieder zur Seite, der Rücken wurde wieder mit dem Schwamm gewaschen.


    Sein Blick fiel auf Ylva und er hielt den Schwamm hoch. Fragend blickte er sie an. "Soll ich...dich auch?" Er blickte zwischen Celerina und Ylva hin und her.

    "Natürlich, Herrin," antwortete Chimerion, zog seine Tunika aus und ging zu einem kleinen Beistelltisch, der in Reichweite des Beckens stand. Er nahm einen dieser riesigen, gelben, überaus saugfähigen Schwämme und mehrere Flaschen mit Öl vom Tisch und stieg zu seiner Herrin in die Wanne.


    Er stellte die Waschutensilien auf den Beckenrand, tauchte den Schwamm ein und näherte sich seiner Herrin. Das Wasser war herrlich warm, aber er hatte ja eine Aufgabe zu erfüllen. Dann wartete er, welches Körperteil sie wohl zuerst gewaschen haben wollte.
    Sein Blick glitt zu Ylva hinüber, die scheinbar ein wenig verstimmt war. Hoffentlich nicht wegen ihm...