Beiträge von Chimerion

    Lysander war entsetzt, als die Flavia sich umdrehte und nach ihrem Sklaven rief.
    Schnell stand er wieder neben ihr. Scheinbar war sie nicht dumm, also musste er einlenken und ihr den (fast) wahren Preis sagen
    "Herrin, ich habe mit getäuscht, die Ware die ich meinte, ist ein seltener Löwe.....
    Dieses Tier hier kostet 7000 Sesterzen, für dich würde ich aber nur 6500 verlangen. Sie es dir noch einmal an Herrin, es ist eine Zierde und lebt überaus lange."

    Chimerion wollte ausspucken beim Anblick dieses schleimigen Mannes mit der Ausstrahlung einer Schnecke. Trotzdem war er gespannt, ob seine Herrin wirklich gehen würde. Er selber machte zumindest die Anstalt, ihr zu folgen.

    Gab es eigentlich ein Kleidungsstück oder irgendein Erkennungsmerkmal, an dem ein Römer einen Sklaven erkennen konnte? Habe schon von gekappten Ohren oder Halsringen gehört, konnte aber keine geschichtliche Quelle finden, die das belegt hat.

    Chimerion hörte sich Cassims Ausführungen an und sie klangen sehr vernünftig.
    "Das Problem, aus der Stadt zu kommen, könnten wir lösen, indem wir dann fliehen, wenn wir außerhalb der Stadt Aufgaben zu erledigen haben.... Aber wie wir an einen Hafen kommen, weiß ich nicht, zumal sie in Ostia als erstes suchen werden. Vielleicht könnten wir nach Misenum gelangen?", überlegte er laut.
    Er wusste, dass Ostia, Roms Tor zum Meer, über eine eigene Stadtmauer und Wacheinheiten verfügte, außerdem kam über diesen Hafen ein Großteil der kaiserlichen Post aus den südlichen Provinzen, die Nachricht über verschwundene Sklaven würde mit den Postreitern verbreitet werden.


    Wenn sie erst einmal in Syrien wären... Zumindest könnten sie dann nicht mehr so leicht gefasst werden, keiner würde sich um sie kümmern.
    "Was wir an Ausrüstung und Vorräten brauchen, müssten wir uns in Syria besorgen...Ist die Grenze zu Parthia eigentlich streng bewacht, jetzt nach dem verlorenen Feldzug der Römer?"

    Chimerion begrüßte Fiona mit einem verschworenen Lächeln. "Schön dass du gekommen bist. Wir warten am besten hier auf Minna."Sein Blick fiel auf das Bündel, das Fiona trug und er musste lachen. Stolz zeigte er ihr seines. "Du scheinst reiche Beute gemacht zu haben. Musstest du auch die Küchensklavin umgarnen?" fragte er schelmisch.


    Dann hörte er ein Geräusch und zog instinktiv den Kopf ein. Er wusste zwar, dass es für Sklaven ein Ausgehverbot gab, aber ob sich das auch auf den Garten bezog, davon hatte er keine Ahnung. Auch wusste er nicht genau, wie seine Herrin darauf reagieren würde, wenn sich ihr Lieblingsspielzeug mit den anderen Haussklavinnen traf.
    Aber es war kein Flavier, sondern Minna, die den Weg durch die große Villa gefunden hatte. Scheinbar war ihr auch ein großartiger Raubzug durch die flavische Küche gelungen, sie hatte mehr Wein ergattern können als Chimerion. Hungern würden sie nicht müssen und ein wenig Licht gab es auch noch. Der Blick zum Himmel offenbarte zahllose Sterne, die Nacht war trotz der Jahreszeit lau und mild, nicht wie im kalten Germanien, wo der kalte Winter schon heraufzog.
    Er begrüßte Minna herzlich und begutachtete ihre Beute.
    "Dann wollen wir mal los, Mädels, bevor uns hier noch jemand sieht. Bleibt dicht bei mir und versucht keinen Krach zu machen."


    Dann wandte er sich um und schlug sich in die Büsche. Der Garten sah bei Nacht anders aus, aber das Licht des Mondes reichte aus, um den Weg vor ihm zu erhellen. Es ging zunächst über etliche kleine Wege, vorbei an Baumgruppen und duftendem Thymian. Nach einer kleinen Weile erreichten sie eine Gruppe mit Stechpalmen, die alles andere als einladend aussah. Chimerion deutete auf die andere Seite, ging um die Gruppe herum und verschwand durch einen schmalen Durchgang.
    Inmitten der Stechpalmen war eine kleine Lichtung, von außen nicht zu erkennen. Über der ganzen Szenerie schien ein bleicher, fast voller Mond und tauchte die Umgebung in bleiches Licht. Ja, heute war Samhain, wo die Toten näher waren als sonst und die Grenzen zwischen den Welten verschwammen.
    Chimerion drehte sich zu den Frauen um, die ihm gefolgt waren.
    "So, da wären wir. Wie gefällt euch unser kleines Versteck?"

    Chimerion fing den Blick seiner Herrin auf und scheinbar gefiel es ihr, von ihren Sklaven gelobt zu werden.
    Er hielt sich im Hintergrund und verfolgte gespannt das Gespräch. Aufatmend stellte er fest, dass sie scheinbar Gefallen gefunden hatte an seiner Wahl.



    Lysander indes berührte mit seiner Nase fast den Boden, als er seine Ware anpries. "Oh, der Preis, Herrin, der ist außergewöhnlich. Außergewöhnlich günstig. Für dich sagen wir 15000 Sesterzen, ohne Käfig. Bessere Ware findest du nirgends sonst."


    Chimerion schluckte angesichts dieser riesigen Summe. Er selber hatte nie mehr als ein paar As besessen und er konnte sich nicht vorstellen, wie jemand so viel Geld für ein Geschenk bezahlen konnte.

    Lysander verneigte sich wieder und blickte nach links und rechts. Die Praetorianer drückten gerne ein Auge zu, wenn man ihnen hin und wieder einen gefüllten Beutel zusteckte, aber wenn die Aufmerksamkeit zu groß wurde, vergaßen sie ihre "Geschenke" recht schnell wieder. Deshalb komplimentierte Lysander die Dame und ihren Begleiter ins Innere des großen Lagers. Nicht sein Aussehen hatte Lysander reich gemacht, sondern der Handel mit den kostbaren Tieren, die sich sogar der Kaiser für die Tierhetzen leistete.
    Hoffentlich gingen diese Leute schnell wieder, dachte er sich, immerhin wartete er noch auf neue Ware, die bereits nach Ostia transportiert worden war. Nur nicht den Neid der Nachbarn auf sich ziehen.....


    "Bitte sehr, Herrin, diese Tiere sind überaus selten und eigentlich nicht für den Verkauf an die Nobilitas bestimmt. Aber euer Sklave hat mich davon überzeugt, dass ihr durchaus Geschmack hättet," nuschelte Lysander. Und natürlich auch gut bezahlt, dachte er bei sich.
    Er zeigte verschiedene Kleintiere, zahlreiche Katzen und zum Schluss deutete er auf einen kleinen hölzernen Käfig. "Darf ich deine Aufmerksamkeit auf dieses wunderschöne Exemplar lenken, Herrin?", schmeichelte er dienstbeflissen und zog die Decke vom Käfig.


    Der kleine Affe darin kreischte überrascht wegen der Störung auf und blickte zwischen den Käfigstäben hindurch.


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    Wortlos wartete Chimerion, bis die beiden Patrizier wieder in ihre Sänften eingestiegen waren und es sich bequem gemacht hatten. Die Eskorte konnte sich wahrhaft sehen lassen, der andere schien kein armer Mann zu sein.


    Chimerion holte einmal tief Luft und begann dann, sich den Weg in Richtung der Gasse zu bahnen, die er zufällig entdeckt hatte. Nach seiner Erinnerung müsste der Durchgang bald kommen. Eine zeitlang schlängelte er sich durch die Menschenmassen und in seinem Kielwasser folgten die anderen Sklaven mit ihren Sänften.
    Dann blieb Chimerion plötzlich stehen, sah sich nach links und rechts um. Zwei Einmündungen von schmalen Gassen waren zu sehen. War es jetzt die linke oder die rechte gewesen? Ein paar streunende Hunde stritten sich in der linken um den Kadaver irgend eines kleinen Tieres. Im Zweifelsfall immer der Nase nach, dachte Chimerion und schlug den Weg nach rechts ein.


    Nicht lange und sie hatten das Geschäft gefunden. Während die hohen Herrschaften ausstiegen, betrat Chimerion den Laden und wechselte kurz ein paar Worte mit dessen Besitzer.
    Es dauerte nicht lange und der Mann erschien, verbeugte sich mehrere Male und grinste übers ganze Gesicht.
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    "Ah, edle Dame, willkommen in meinem Laden. Ich bin Lysander, der Lysander aus Alexandria. Bitte Herrin, darf ich dir meine Ware zeigen?"
    Mit vielen weiteren Verbeugungen deutete er auf die Türe seines großen Geschäftes.

    Chimerion war froh, dass der Zug endlich zum Stehen kam. Er war mit einem anderen stämmigen Sklaven vor den Sänften hergelaufen und hatte die Leute zur Seite geschobst, geschoben und gerempelt, um zumindest durch die Menschenmassen zu kommen. Nun hatten sie erst den Rand des Marktes erreicht, den die Herrin heute besuchen wollte.


    Nicht genau damit, dass diese Frau scheinbar jeden Tag einkaufen konnte, es hatten sich noch andere Patrizier dem langen Zug angeschlossen, mit ähnlichen Veranlagungen wie seine Herrin. Wieder einmal war es Zeit, unnötig Geld für noch unnötigere Ware auszugeben. Für Chimerion hieß das, seine Herrin nicht aus den Augen zu lassen und hinterher schwer beladen wie nach einem Raubzug wieder den Rückweg anzutreten.


    Als er Celerina aussteigen sah, verließ er seine Position an der Spitze und trat zu ihr heran. Mit verschränkten Armen stellte er sich neben sie, um mögliche Gaffer oder Diebe schon von vornherein abzuschrecken. Das Getümmel war hier besonders stark und Beutelschneider waren schnell und geschickt. Mit sorgenvoller Miene betrachtete er die Umgebung und befürchtete das schlimmste für diesen Tag.

    Chimerion hatte den ganzen Tag lang auf den Abend gewartet. In der Küche hatte er der Küchensklavin schöne Augen gemacht, um einige Weinreste und Gebäck, das schon ein wenig hart geworden war, zu bekommen. Die rundliche Sklavin hatte ihm alles gegeben, nicht ohne ihm schmachtende Blicke zuzuwerfen. Sah man einmal von den Warzen und den schlechten Zähnen ab....war sie auch keine Schönheit.


    Als er die Küche verließ lief es Chimerion kalt den Rücken hinunter. Aber immerhin hatte er bekommen, was er wollte und hatte sich ihr nicht einmal hingeben müssen. Zufrieden wartete er bei der Türe, die in den Garten hinausführte auf Fiona und Minna.

    Chimerion sah sich gezwungen einzugreifen. Als Custos Corporis war er nun einmal primär für das Wohl seiner Herrin verantwortlich. Er mochte Cassim und hatte auch schon festgestellt, dass die Ehre für einen Parther ein hohes Gut war, das man mit Blut wieder reinwaschen musste. Chimerion musste Cassim vor sich selber schützen.
    Vielleicht kam Cassim für diese Tat mit 20 Peitschenhieben davon....


    Er trat hinzu und hielt Cassim am Arm fest. "Cassim, beruhige dich. Sie sitzt am richtigen Ende der Peitsche, nicht wir." Dabei sah er den Parther eindringlich an.

    Chimerion konnte kaum glauben, was er da hörte. Man würde tatsächlich Freude daran haben, wenn er in ein anderes Land ging. Damit hatte er eine neue Möglichkeit, ein Hoffnungsschimmer am Horizont....
    "Wir dürfen nicht unüberlegt handeln, alles muss genau geplant werden. Zuerst müssen wir aus dieser Stadt hinaus, was schon schwierig genug sein dürfte. Und wenn wir draußen sind, müssen wir uns ein Transportmittel suchen, das uns bis nach...Parthia bringt. Wie weit ist der Weg eigentlich?"
    Er hatte schon vom Osten gehört und die Reise dorthin würde Wochen dauern. Welche Chancen hatte zwei entlaufene Sklaven?

    Chimerion überlegte kurz einen Augenblick bezüglich der Frage. Genau genommen hatte er keinen Zutritt zu den Schlafunterkünften der weiblichen Sklavinnen.
    Daher antwortete er: "Wir treffen uns im Garten würde ich sagen, nach Einbruch der Dunkelheit."Dann winkte er den beiden Frauen zu und war verschwunden.

    Chimerion ließ die kleine Standpauke über sich ergehen, er hatte nicht vor etwas ohne Grund zu stehlen. Die Bemerkung mit dem knurrenden Tier ließ er ohne Reaktion, irgendwann würde er es diesen Römern schon zeigen.... Bis dahin musste er sich in Geduld üben.


    Er verneigte sich nur leicht. "Wie du wünschst, Herrin. Ich werde dich und die anderen zu dem Händler führen. Bitte folgt mir."
    Chimerion deutete mit seiner Hand in Richtung der Gasse, aus der er gekommen war.

    Mit dem letzten Bissen Brot machte Chimerion seine Schüssel sauber und steckte sich das Stück dann in den Mund. Er lehnte sich zurück, fast völlig satt und zufrieden.
    Er lächelte, als er Fiona kichern hörte, anscheinend hatte seine Idee gefallen gefunden.
    Chimerion erhob sich. "So meine Damen, dann würde ich sagen, heute Abend, wenn alle schlafen treffen wir uns im Garten. Vielleicht kann ich ja noch etwas aus der Küche beschaffen. Ich muss wieder zu meiner Herrin."Dann ging er in Richtung der Tür, drehte sich aber noch einmal um und drückte verschwörerisch seinen Zeigefinger an die Lippen.

    Chimerion zuckte die Schultern, als der Mann sprach. Wenn er denn also garantieren konnte, dass seiner Herrin nichts passierte...
    "Herrin, um passende Kleidung zu erwerben, brauche ich etwas Geld, oder ich könnte sie von einer Wäscheleine stibitzen?" fragte er.


    Für seine Herrin würde er nun auch wirklich fast alles tun.

    Chimerion spürte, wie ihm das Blut bei der Frage des Mannes in die Ohren schoss. Er war für jenen nichts anderes als ein wildes Tier, das Celerina sich aus Spaß an der Freude hielt. Er schlug einen Moment die Augen nieder, ein leises Knurren drang aus seiner Kehle. Diesen Mann hatte er schon gefressen. Sich seiner Lage durchaus bewusst, beschloss er, ihn zu ignorieren. Statt dessen hob er die Augen wieder und sah ein Strahlen auf den Zügen seiner Herrin.


    "Es lohnt sich mit Sicherheit, Herrin, der Händler meinte, solche Ware kommt sonst nur an den Kaiserhof. Allerdings ist die Gegend nicht gerade die sicherste.... Wenn du also selber mitkommen willst, dann nicht in der auffälligen Sänfte. Am Besten wäre einfache Plebejerkleidung. Ich werde für deinen Schutz sorgen, Herrin."
    Wieder neigte er den Kopf. Sie sollte nur sehen, was sie an ihm hatte. Ihre letzten Worte an den jungen Mann hatte er gehört, scheinbar war sie unsicher gewesen, ob er wirklich zurückkommen würde.

    Scheinbar lag Cassim schon lange eine Flucht auf dem Herzen, überlegte Chimerion. Auch sein Herz rief nach Freiheit.... Doch diese Freiheit gab es nicht mehr. Er murmelte leise etwas vor sich hin, dann hob er den Kopf und meinte: "Weißt du Cassim, ich habe von deinem Volk gehört, dass es die Römer besiegen konnte, mein Volk hingegen lebt unter den Peitschen derselben. Auch wenn ich fliehen würde, dann hätte ich doch keine Heimat, in die ich gehen könnte....", sprach er das aus, was er nicht wahrhaben wollte. Er war der Gefangenen zweier Welten. Die Welt, in der er lebte, wollte er nicht länger ertragen, aber die Welt, in die er zurückwollte, existierte nicht mehr.


    "Was würde dein Volk mit einem Fremden wie mir tun? Angenommen wir schafften die Reise bis nach Parthia?"

    Chimerion kämpfte sich wieder durch die Massen. Er hatte etwas gefunden, das seiner Herrin mit Sicherheit gefallen würde. Ob er sie allerdings dazu bewegen konnte, es sich anzusehen, wusste er nicht. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass er hier gerade in die mieseste Gegend der Subura geraten war und von Glück reden konnte, mit dem Leben davongekommen zu sein. Nach einem kurzen Plausch mit dem gelbzähnigen Händler hatte er sich wieder auf den Rückweg gemacht, um Celerina zu finden.


    Der Trubel nahm wieder gewaltig zu, als er sich wieder dem großen Markt näherte, wo er seine Herrin verlassen hatte. Sicher hatte sie sich schon durch unzählige Geschäfte und Stände gewühlt, sollte sie bereits etwas gefunden haben, könnten sie sich den Weg durch das zwielichtige Viertel sparen. Nur finden war eine andere Sache. Zum Glück war Chimerion größer als diese schwindsüchtigen Römer und endlich hatte er die Haarpracht seiner Herrin gesehen.
    Er drängte sich an zwei Männern vorbei, die erbost anfingen zu schimpfen. Doch er hatte keine Augen dafür, sondern nur für seine Herrin, die gerade im Gespräch war mit einem dieser eitlen Römern. Die übliche Blessiertheit und Arroganz sprach aus den Blicken dieses Mannes. Die Stadt schien voll von diesen Söhnen reicher Aristokraten zu sein...


    Er näherte sich von der Seite, wo eine Sänfte mit Sklaven stand, schlängelte sich an einem alten Mann vorbei und stand in seiner ganzen Pracht vor seiner Herrin, den Rücken halb dem anderen Römer zugedreht. Er verbeugte sich leicht.
    "Herrin, ich glaube ich habe ein passendes Geschenk gefunden, etwas überaus...exotisches."

    Chimerion hatte langsam das Gefühl, dass er hier falsch war. Der große Marktplatz hatte sich zu einer schmalen Gasse verengt, in der noch kleiner und schäbigere Geschäfte angesiedelt waren, abseits der großen Stände und Händler.
    Es roch ein wenig seltsam hier, nicht wie sonst in Rom nach Essen, Ausscheidungen und sonstigem Unrat, ein etwas strengerer Geruch drang durch die Gasse und schien aus einem der kleinen Läden zu kommen. Bei genauerer Suche stand Chimerion plötzlich vor einer Türöffnung, nur verschlossen von einem Vorhang. Dahinter hörte man knurren und scharren und die Ausdünstungen schienen von hier zu kommen.
    Vorsichtig schob er den Vorhang beiseite und spähte ins halbdunkel des Ladens. Einige Teppiche waren über etwas ausgebreitet, das wie hölzerne Käfige aussah. Der Inhalt ließ sich aber nicht genau identifizieren, man sah nur dunkle Schatten, die sich in den Käfigen bewegten. Chimerion machte einen Schritt nach vorne und spürte sogleich, dass noch jemand im Raum war. Eine Messerklinge drückte sich von hinten an seinen Hals.
    "Ihr verdammten Prätorianer, habe ich nicht schon genug bezahlt? Kommt ihr schon wieder zum Geldeintreiben?" Eine zischende Stimme an Chimerions Ohr ließ ihn erschaudern.

    Er antwortete: "Ich bin kein Prätorianer, ich bin ein Sklave auf der Suche nach einem Geschenk."
    Der Mann lockerte seinen Griff, trat zurück und spähte nach draußen. Zufrieden grunzend ließ er den Vorhang wieder zufallen.
    "Scheint so zu sein wie du sagst. Also gut, hier ist meine Ware. Ach ja, mein Name ist Lysander, Lysander aus Alexandrien. Ich biete die schönsten Tiere des Reiches an... Gerade erwarte ich neue Ware..." Er ließ eine Reihe gelber Zähne aufblitzen und ging zu einem Kistenstapel. Er zog den Teppich zur Seite und zeigte auf die "Ware" darin.


    Chimerion hörte sich die Geschichte an und staunte. Scheinbar waren diese Parther als einziges Volk in der Lage gewesen, die verfluchten Römer zu stoppen und sogar ihren Kaiser zu töten. Das war noch nicht an seine Ohren gedrungen, aber es war ein kleiner Lichtblick am Horizont.


    Doch etwas machte ihn dann doch stutzig. "Du sagtest du warst Soldat und wirst es bald wieder sein? Hast du etwa vor..." er ließ den Satz unvollendet und war plötzlich wieder hellwach. Wäre Cassim vielleicht der Verbündete, den er gesucht hatte, um diesen Ort endlich zu verlassen? Oder war er vielleicht ein Spitzel seiner Herrin um seine Loyalität zu prüfen? Doch der letzte Gedanke schien zu abwegig zu sein. Kein Mann konnte einen solchen Hass auf die Römer spielen.


    Trotzdem beschloss Chimerion, vorsichtig zu sein. Er setzte sich seinem Bett auf und beugte sich ein wenig mehr in Cassims Richtung."Sag mal, was wäre wenn du ein freier Mann wärst? Wo würdest du hingehen? Also nur so rein hypthetisch."