Getränke wurden gereicht und in der Küche machten sich Sklaven daran, ein Mahl zuzubereiten. Evander hatte die mittlere Kline belegt, links von ihm war Valentius, zu seiner Rechten dessen Gattin. Beim letzten Besuch hatte noch Valentius die mittlere Kline für sich beansprucht. Diesmal ließ sich Evander diesen Platz nicht streitig machen. Er wuchs immer mehr in seine - ihm anfangs ungewohnte - Rolle als Hausherr hinein.
"Wie geht es euch?"
begann Evander die Unterhaltung. Er ahnte, warum Valetius und Fulva eigentlich hier waren. Den beiden schien es in finanzieller Hinsicht in letzter Zeit nicht gut zu gehen und darum nutzte Valentius jede Gelegenheit auf ein Mahl, die er kriegte. Nur kam das Thema Geld natürlich nie zur Sprache, zumindest nicht, wenn es nach Valentius ging. Es wäre seiner Meinung nach eine Schande, wenn er dies gestehen würde.
"Gut gut"
antwortete Valentius. Diese Antwort überraschte Evander nicht.
"Wie ich höre, hat Tarraco einen neuen magistratus bekommen"
Dahin wollte er also. Evander war erst vor wenigen Tagen ernannt worden. Er nickte.
"Zwei sogar"
antwortete Evander.
"Ja richtig... zwei"
Eine gewisse Bitterkeit war in seiner Stimme verborgen. Er hatte wohl Hoffnungen auf das Amt gehabt, das nun Evander bekleidete.
"Aber du bist einer von ihnen"
Aber? Wieso aber? Evander meinte, einen leisen Vorwurf in dem letzten Satz Valentius' herausgehört zu haben. Er schwieg, nickte nur und nahm einen Schluck Wein. Derweil wurde frisches Brot gereicht, dazu frisches Obst, Eier, kaltes Fleisch und Käse.
"Mein Gatte und ich wollen dir herzlich dazu gratulieren"
mischte sich Fulva ein.
"Ich danke euch. Es ehrt mich, dass ihr den Weg hierher auf euch genommen habt, nur um mir dies auszusprechen"
antwortete Evander, versuchte mit dieser Antwort seine beiden Gäste etwas zu provozieren. Wenn sie wirklich nur deswegen hergekommen waren, würden langweilige Gespräche über dieses und jenes folgen. Wenn nicht, waren sie gezwungen, gleich zum Thema zu kommen.
"Greift zu..."
sagte er und nahm sich etwas Käse.
"Um ganz ehrlich zu sein, junger Redivivus, sind wir nicht nur deswegen hier"
sagte Valentius schließlich und warf einen Blick zu seiner ihm gegenüber liegenden Gattin, die in diesem Moment einen Schluck Wein zu sich nahm. Sie erwiederte seinen Blick, so als wollte sie ihn ermutigen.
"Ich habe eine Bitte an dich, junger Redivivus. In letzter Zeit gehen meine Geschäfte..."
als Evander 'Geschäfte' hörte, ahnte er, was kommen mochte. Entweder liefen sie nicht gut und Valentius wollte sich etwas geld borgen. Oder sie liefen noch schlechter und Valentius wollte ihn als Partner haben. Wie auch immer, der Tag war kein guter und Evander erinnerte sich an den Vorschlag des Ianitors, die Gäste wegzuschicken. Erwünschte sich jetzt im Nachhinein, er hätte auf den Sklaven gehört.
"... schlecht, sehr schlecht. Du weißt ja, ich bin am Handel mit Gewürzen und Sklaven beteiligt"
eine interessante Mischung, dachte sich Evander. Valentius hatte, nachdem Evander zum Scriba ernannt worden war, von seinem verstorbenen Bruder dessen Geschäft übernommen und seine Stelle als Beamter aufgegeben.
"Aber meine ganze Schiffsladung, eine wirklich, wirklich große Schifsladung, die ich vor mehr als einer Woche erwartete..."
er seufzte
"... kam hier nie an. Ich vermute, das Schiff ist entweder gesunken oder aber entführt worden."
An letzteres glaubte Evander nicht wirklich, glaubte er doch, dass die Flotte die Gewässer des Mare Internum völlig unter Kontrolle hatte.
"Wie auch immer, ich habe wirklich eine Menge Geld, reingesteckt. Fast mein ganzes Geld. Wenn die Schiffsladung nicht ankommt, bin ich... sind wir ruiniert"
er blickte zu seinr Gattin, was ihm Evander gleichtat. Fulva veramt zu wissen war Evander ein unerträglicher Gedanke.
"Mein Mann und ich, Evander..."
schon wieder dieses 'Evander' und der Rediviver erkannte in diesem Augenblick, warum Valentius nicht alleine kam. Vermutlich hatte der schlaue Fuchs längst erkannt, dass Evander eine kleine Schwäche für seine Gattin hatte und nutzte das hier schamlos aus. Und sie? Nutzte sie ihn ebenfalls nur aus? Nein, daran mochte der 'junge Redivivus' nicht denken.
"... möchten dich um deinen Beistand bitten, falls es wirklich zum Schlimmsten kommen sollte"
sagte sie.
"Ja. Oder am besten, du steigst ins Geschäft mit ein. Man kann eine Menge Geld mit Gewürzen und Sklaven machen, junger Redivivus"
sagte er.
"Ja. Vor allem, wenn die Ladung auch ankommt."
murmelte Evander und trank etwas Wein.
"Sag, wie groß war eigentlich die Schiffsladung, von der wir hier sprechen?"
fragte er dann laut.
"Vierzig Sklaven, allerfeinste Ware. Alle gut ausgebildet, ob im Kampfe oder Haushalt. Manche sogar im Lesen und schreiben. Die kann man hier für ein kleines Vermögen wieder verkaufen, sag ich dir. Ausserdem noch dreihundert Säcke voller Gewürze"
Evander priff aus.
"Dreihundert? Das ist nicht wenig"
und muss dich wirklich ein Vermögen gekostet haben, fügte er gedanklich hinzu. Valentius wollte auf einen Schlag ein reicher Mann werden, hatte wohl vieles auf eine Karte gesetzt.
"Wie viel willst du von mir haben?"
fragte er daher direkt. Valentius zögerte etwas mit der Antwort, blickte wieder zu Fulva.
"Fünftausend Sesterzen"
brachte er dann etwas geqält hervor, worauf sich Evander verschluckte und zu husten begann...
Beiträge von Caius Redivivus Evander
-
-
Der Proconsul, die Duumviri, der Procurator Viarum, die Curia... eine ganze Menge Leute hatten ein Wörtchen mitzureden. kein Wunder, betraf eine solche Maßnahme doch vielerlei Interessen. Evander schaute sich um, zuckte mit den Schultern, als Severus ihn nach dem Verbleib des Matinius Valens fragte.
"Das nicht. Nun, wir warten entweder, bis er erscheint oder wir schicken nach ihm. Oder einer von uns sucht ihn nach dem Rundgang hier auf und berichtet ihm. Das kann ich übernehmen, wenn's dir recht ist"
sagte er.
"Kennst du die Duumviri persönlich?"
fragte er, bevor er die Frage nach dem 'wer was zu übernehmen gedenkt' beantwortete. Er hatte - da erst kürzlich ernannt - noch nicht die Gelegenheit, die beiden Beamten persönlich kennenzulernen. Was nicht hieß, dass sie unbeschriebene Blätter waren... -
Evander saß im Atrium, trotz leichten Fiebers in Lektüre eines Buches vertieft, und griff immer wieder in eine kleine Obstschale, die mit Äpfeln, Birnen, Trauben und anderen Früchten gefüllt war. Den Brief, der ihn im Officium überreicht wurde, hatte er nicht geöffnet, sondern es auf Daheim verschoben. Das Siegel römischer Magistrate war drauf und er ahnte, dass es die Beantwortung seines Widerspruches war, auf die er gewartet hatte. Daher wollte er das Siegel erst Zuhause brechen und sich den Inhalt des Schreibens durchlesen.
Das Schreiben lag immer noch auf dem Schreibtisch, der zu Füßen seiner Kline stand, ungeöffnet. Der Ianitor kündigte Besuch an.
"Dominus, Valentius Tugio ist da, samt Gattin Fulla"
Evander blickte etwas unglücklich drein. Eigentlich wollte er etwas alleine sein und den Tag in Ruhe an sich vorbeigehen lassen.
"Soll ich sie wegschicken, dominus?"
Nun blickte Evander unglübig auf.
"Bist du von Sinnen? Gewähre Eintritt und geleite sie hierher, aber schnell"
sagte er und erhob sich, um die Gäste zu begrüßen. Eine Sklavin eilte herbei, um den Sitz seiner Kleidung zu richten, was Evander wortlos geschehen ließ.
"Ja, dominus"
gab der Ianitor reumütig zurück und befolgte den Befehl.Er führte Valentius und Fulva hinein und Evander empfing die beiden freundlich und mit einem Lächeln. Evander mochte Valentius. Dieser hatte ihn damals, als er auf der Suche nach Arbeit und später Scriba war - wobei das Wort 'damals' etwas übertrieben sein mag - gut behandelt und war ein Mann, der sich nicht hatte korrumpieren lassen. Zumindest nicht sehr. Seine Frau Fulva war an die fünfzehn Jahre jünger als Valentius und - wie Evander befand - durchaus hübsch. Im Grunde war Valentius zu beneiden, dass er als ein Mann, der auf die Vierzig zusteuerte, eine Frau hatte, die nur ein paar Jahre älter als Evander sein mochte. Wirklich zu beneiden.
"Valentius, werte Fulva. Schön, euch zu sehen. Nehmt Platz, setzt euch..."
Evander begrüßte Valentius mit einem Handschlag, ergriff danach Fulva's Hände, traute sich aber nicht, ihr einen Kuss auf die Wange zur Begrüßung zu geben, was für einen Moment nach einer peinlichen Situation aussah... was Fulva aber geflissentlich übersah. Sie lächelte freundlich, neigte den Kopf zur Seite und Evander spürte einen Moment seltsames in sich vorgehen.
"Salve, junger Redivivus"
sagte Valentius. Er hatte die Angewohnheit bekommen, Evander 'junger Redivivus' zu nennen, merkte jedoch nicht, dass er in Anwesenheit Fulva's damit den Altersunterschied zu seiner Gattin umso mehr betonte.
"Salve, Evander..."
'Evander'... so wie sie das sagte, gefiel es dem 'jungen Redivuvus'. Sie nahmen Platz auf den Klinen, die die Sklaven bereitgestellt haben, während Evander seine Gäste begrüßt hatte. -
Das stimmte allerdings. Bauvorschriften würden zu reinen Selbstzweck, wenn man nicht dafür sorgte, dass deren Einhaltung auch überwacht wurde.
"Allerdings..."
murmelte er daher und ließ das Thema erstmal wieder fallen, hörte lieber zu, was Severus alles an Baumaßnahmen zur Veränderung und Vergrößerung des Hafens vorschlug.
"Da stimme ich dir zu. Eine Vergrößerung des Hafenbeckens hatte ich ebenfalls schon in Betracht gezogen. Sie wird die Stadt zwar ein Vermögen kosten, ihr aber langfristig von großem Nutzen sein. Mehr Platz für Schiffe bedeutet letztlich mehr Schiffe und Tarraco könnte so zum Hauptumschlagplatz auf der Strecke Hispania-Gallia-Italia werden und Carthago Nova den Rang zumindest streitig machen"
sagte er. Zwar könnte der Proconsul einen Teil beisteuern, allerdings bezweifelte Evander, dass er dazu bereit sein würde. Der Ausbau eines Hafens war bei weitem nicht so prestigeträchtig, wie der Bau eines Tempels oder ähnlichem.
"Ob ein tieferes Becken allerdings unbedingt notwendig ist, bezweifle ich, ehrlich gesagt. Handelsschiffe haben einen geringen Tiefgang, die Tiefe, wie sie jetzt ist, reicht dafür vollkommen aus"
Aber hier konnte er sich auch irren. Er blickte zum Leuchtturm...
"Damit einhergehen könnte, wenn nicht gar müsste, natürlich auch der Bau eines größeren Leuchtturms"
sagte er.
"Was meinst du, Atius, wird sich der proconsul bereit erklären, zumindest einen Teil der Kosten zu übernehmen? Immerhin könnte er sich dessen später rühmen, Tarraco durch diese Tat zu mehr Handel und damit Wohlstand verholfen zu haben. Sollen wir ihm den Vorschlag unterbreiten?" -
-
Sie erreichten den Hafen und Evander widmete seine Aufmerksamkeit dem beschädigten Kran, auf den Severus deutete. Er nickte.
"Gut möglich..."
sagte er.
"Womöglich auch noch im Frühling gefällt"
fügte er dann noch hinzu."Vielleicht könnte man per Verordnung die Bauherren dazu zwingen, nur bestimmte Holzarten zu nutzen..."
dachte er laut nach und bereute gleich wieder, es laut gesagt zu haben. Die Bauherren zu zwingen, eine bestimmte Holzart bei bestimmten Bauwerken zu nutzen, wäre wohl zu viel des Guten und daher keine gute Idee, müsste letztendlich ein ganzes Gesetzbuch dafür erschaffen werden, bei der großen Anzahl verschiedener möglicher Bauwerke. Eine Überregulierung war aber alles andere als sinnvoll und würde bei den Bürgern und Bauherren auf wütende Proteste stoßen, auch, wenn sie der Sicherheit derer diente.Evander versuchte sich daran zu erinnern, was Vitruv zu den verschiedenen Hölzern in seinem Werk zur Architektur geschrieben hatte. Er meinte, sich zu erinnern, dass es im neunten Kapitel des zweiten Buches stand, aber die details waren ihm ad hoc nicht geläufig. Er schaute zu Severus. Der Magistratus machte einen kompetenten Eindruck auf dem Gebiet der Architektur, zumindest schien er sich im Holz auszukennen...
-
In eine weiße Toga gekleidet, saß Evander zum ersten Male auf den Bänken der Curia, diesem Ort, an dem sein Vater bereits zuvor gesessen und gesprochen hatte, die Geschicke der Provinz mitbestimmend. Evander erhob sich, um sich Gehör zu verschaffen, nachdem Matinius Valens von dem Octavier zum Princeps vorgeschlagen wurde und dieser sich bereit erklärt hat, die Verantwortung zu übernehmen, so er gewählt würde.
"Sodales..."
sagte er laut und legte eine kurze Pause ein.
"Als vicarius principis curiae schlage ich Atius Severus vor..."
sagte er und fuhr, um eine Begründung nicht schuldig zu bleiben, sogleich fort
"... den magistratus Tarraconensis, meinen Kollegen im Amte. Atius Severus ist den Aufgaben mehr als gewachsen. Was ihm, wie einige sicher einwenden werden wollen, an Erfahrung fehlen mag, macht er durch sein Talent wieder wett. Er wäre meines Erachtens der ideale Kandidat für diesen Posten"
Dann setzte er sich wieder. -
Die Vigiles... Evander hörte zu, als Severus auf das Thema eingestürzter Steg zu sprechen kamen. Die Vigiles dazuzuholen
"... oder den regionarius..."
für den Fall, dass dort niemand zu erreichen war, war natürlich sinnvoll und würde ihnen einiges an Zeit und Mühe sparen, da diese ohne Zweifel eigene Untersuchungen angeordnet und im Idealfall auch durchgeführt haben würden.
"Sag, Atius..."
er benutzte einfach mal die höfliche, abder dennoch die Anrede beim Namen
"... als ich als scriba regionalis tätig war, kamen mir hier und da Pläne und Vorschläge für einen Ausbau des Hafens unter. Hast du da etwas konkreteres zu?"
fragte er. Wenn sie schon eine Begehung machten, dann wollte er die Gedankenspiele, die man während einer solchen unweigerlich anstellt, auch vor dem richtigen Hintergrund tun. Ansonsten stand Evander wieder auf, alles andere konnten sie auch auf dem Weg zum Hafen klären... -
Dies ist die Amtsstube des Magistratus Tarraconensis
[Blockierte Grafik: http://www2.imperiumromanum.net/images/sigs/hictar-magistratus.png]
Ein Magistratus ist ein einfacher öffentlicher Beamter einer Stadt. Er wird von den Duumviri mit bestimmten Aufgaben betraut. -
Evander kannte nicht jeden einzelnen Beamten, der irgendwo in der Stadt tätig war, persönlich, geschweige denn, seine Verwandschaftsbeziehungen und sonstige Verhältnisse auswendig. Auf wen sein Patron gut zu sprechen war oder nicht, wusste er ebenfalls - noch - nicht und gedachte im Übrigen auch nicht, sich bei seiner Tätigkeit von derartigem leiten zu lassen. Daher konnte er die eigentliche Motivation des Severus, den Didier abzulehnen, nicht durchschauen. Was allerdings eine wichtige Rolle spielte, war das Verhältnis zwischen ihm und Severus, zumindest, solange sie zum Wohle der Stadt zur Zusammenarbeit verpflichtet waren. Und dieses wollte er nicht wegen solcher Kleinigkeit wie die Anwesenheit des Aquarius bei der Hafenbegehung aufs Spiel setzen. Dass ein Aquarius für den Hafenbereich verantwortlich zeichnete, war auch aus Evander's Sicht etwas ungewöhnlich, ging er bisher davon aus, dass diesen die Überwachung der Aquädukte - bzw. eines von ihnen - ausserhalb der Stadt oder die Suche und Erschließung frischer Quellen irgendwo in der Regio als Aufgabe anvertraut wurde. Aber Fakt war nunmal, dass dieser für den Hafen verantwortlich war und daher... Evander beschloss, diesen Gedanken nicht weiterzuspinnen, da es ihm als sinnlos erschien, weil der Aquarius ohnehin nicht mitkommen würde.
"Nein, eingerichtet habe ich mich noch nicht. Ich hatte vor, zunächst mir dir zu sprechen, mein officium erst anschließend zu beziehen"
sagte er.
"Wenn wir die Hafenbegehung im Anshluß an dieses Gespräch in Angriff nehmen wollen, kann die Angelegenheit mit dem officium auch bis nach dieser warten"
Als so überragend wichtig befand Evander dies nicht. -
Evander hörte den Ausführungen des Severus aufmerksam zu.
"In der Tat"
bestätigte er den Vorschlag, die Absprache mit Matinius Valens betreffend. Als dieser seinen Unmut über die Unordnung in den Unterlagen den Hafen betreffend 'laut und deutlich' zum Ausdruck brachte, fiel Evander noch etwas ein.
"Übrigend wurde vor kurzem erst ein neuer aquarius für den Hafenbereich ernannt. Womöglich kann der uns ebenfalls einige wichtige Informationen liefern. Wir sollten ihn meiner Meinung nach zur der Unterredung mit magister Matinius hinzuziehen" -
Evander wurde ins Atrium geleitet, empfangen von dem Proconsul
"Salve, patronus"
grüßte er den Flavier und nahm Platz.
"Und danke, dass du dir Zeit nimmst"
Er verzichtete zunächst darauf, etwas von den gereichten Speisen und Getränken zu nehmen. Stattdessen wanderte sein Blick kurz über das Atrium. So ließ es sich gut leben. Evander konnte sich zwar nicht beschweren, bewirtschaftete seine Familia doch eine recht ansehnliche Domus um die ihn so mancher Einwohner beneiden konnte. Aber verglichen mit dem Lebensstandard in diesem Hause waren die Verhältnisse bei ihm Daheim dann doch bescheiden. -
Evander ergriff die ihm ausgestreckte Hand des Severus.
"Ich freue mich ebenfalls, die Bekanntschaft des Mannes zu machen, dem man nachsagt, am Hafen kürzlich großen Mut bewiesen zu haben"
sagte Evander und folgte gerne der Einladung, am Tisch Platz zu nehmen und etwas von dem ihm dargebotenen Wein zu kosten.
"Über den Dichterwettbewerb hat mich bereits Matinius Valens, der magister scriniorum, in einem Gespräch informiert"
erklärte Evander.
"Allerdings war es zu diesem Zeitpunkt kaum mehr, als eine Idee, nichts konkretes. Ich bin gespannt, welche Fortschritte bei der Entwicklung dieses Projektes gemacht wurden"
Aufwendige Spiele, bei denen Gladiatoren und Wagenlenker gegeneinander antraten, wären dem Rediviver eigentlich lieber gewesen. Evander war den Gladiatorenkämpfen gegenüber nicht abgeneigt, sogar zugetan, konnte allerdings den Hetzen in der Arena, wenn Bestiarii oder Andabatae ihre bedauernswerten Auftritte hatten, nicht viel abgewinnen.
"Doch zunächst zum Hafen. Ich gestehe, ich müsste auf den neuesten Stand der Dinge gebracht werden. Liegen Berichte vor über den Zustand und konkret geplante Maßnahmen? Oder wollen wir eine Begehung des Hafens zwecks Augenschein vornehmen?"
Evander war zwar des öfteren unten am Hafen, allerdings stets von anderen Beweggründen geleitet, als Inspektionen. -
Sobald sich die Gelegenheit ergab, hatte Evander den Weg zur Villa des Proconsuls auf sich genommen. Der Tag war sonnig, und der Gang daher ein Genuß, zumal Evander seine körperliche Ertüchtigung in den letzten Tagen etwas vernachlässigt hatte. Bei der Villa angekommen, schritt er zur Porta, um sein Erscheinen anzumelden. Das Gute daran, dass der Patron ausserhalb der Stadt lebte, war, dass der Eingang morgends nicht zum Bersten voll mit Bittstellern war.
"Salve, ich bin Redivivus Evander, magistratus Tarraconis und Klient des proconsul. Ich wünsche den proconsul zu sprechen, von Klient zu Patron"
sagte er dem Ianitor. -
Evander trat hinein und näherte sich langsam dem Tisch, hinter dem der Severus saß.
"Salve, Atius Severus"
grüßte er.
"Wie ich hörte, bist du kürzlich erst zum magistratus ernannt worden. Lass mich dir dazu gratulieren. Ich bin Redivivus Evander und habe die Ehre erfahren, ebenfalls zum magistratus ernannt worden zu sein"
stellte er sich vor.
"Der proconsul hat mir aufgetragen, bei dir vorstellig zu werden. Wir werden bei der Sanierung des Hafens zusammenarbeiten" -
Evander hatte das Officium seines Kollegen aufgesucht. Es folgte das obligatorische Klopfen an die Tür, um nicht ungebeten hereinzuplatzen, und dann das Warten auf das 'herein'. Er war gespannt, was für eine Person der Atius Severus sein mochte, über den am Hafen einige Tage lang hier und da geredet wurde.
-
Zitat
Original von Lucius Flavius Furianus
...
Evander erhob sich.
"Das habe ich vor, proconsul"
sagte er.
"Vale bene"
Er verabschiedete sich und machte sich auf den Weg zu seinem neuen Amtskollegen, Atius Severus. -
Zitat
Original von Lucius Flavius Furianus
...
"Gut, ich werde ihn aufsuchen und mich mit ihm absprechen"
antwortete Evander. Dann zuckte er mit den Schultern.
"Genaueres kann ich dir leider auch nicht berichten. Aber man hört Leute sagen, dass Schiffbrüchige im Wasser gewesen wären. Ein Mann wäre ins Wasser gesprungen, um ein Kind zu retten. Und jemand meinte, ihn flüchtig zu kennen. Der Name Atius Severus war hier und da erwähnt worden"
erzählte Evander. Er hatte den Ort des Geschehens zwar verlassen, um die Vigiles nicht bei ihrer Arbeit zu behinden, aber in seiner Stammkneipe "an der Ecke", unten am Hafen, erzählten die Leute noch einige Tage danach diese Geschichte.
"Vermutlich befand man den Unfall oder die Tat als für nicht wictig genug, um sie einem proconsul zu melden"
Schließlich passierten Unfälle häufig, da konnte man nicht jede Kleinigkeit zum Proconsul tragen. -
Zitat
Original von Lucius Flavius Furianus
...
Das waren gute Nachrichten und Evander ergriff die Hand, die der Flavier ihm entgegenstreckte, lehnte sich dann etwas zurück. Magistratus Redivivus Evander... dass es so schnell ging, überraschte ihn zwar, aber er freute sich auf neue Aufgaben und Herausforderungen.
"Das hört man gern"
sagte er und biss noch einmal kräftig in den Apfel rein, kaute genüßlich.
"Atius Severus?"
Evander erinnerte sich, dass die Stadt vor kurzem einen neuen Magistratus bekommen hatte.
"Ist das nicht der Mann, der kürzlich erst Mut bewiesen hat bei dem Unglück, welches am Hafen geschah?"
Hier und da hörte man Leute darüber reden, was am Hafen vorgefallen war und Evander selbst war auch - wenn auch nur kurz - dabei gewesen. Mit so jemandem zusammenzuarbeiten konnte natürlich im Grunde nur ein Gewinn sein. Evander bezweifelte, dass er so mutig gehandelt hätte, wenn er anstelle des Atiers gewesen wäre und er war froh, dass er es nicht gewesen war.
"Welchen Aufgabenbereich hast du ihm zugeteilt?" -
Zitat
Original von Lucius Flavius Furianus
...
Evander blickte den Proconsul etwas überrascht an. Dass er wegen einer solch wichtigen Angelegenheit herbestellt wurde, hatte er nicht erwartet. Dass ihm der Proconsul sein Patronat anbot, war doch etwas ungewöhnlich, hatte Evander doch erwartet, dass der Mann laufend von Bittstellern bedrängt wurde und es nicht nötig hätte, sein Patronat anzubieten.
"Ich fühle mich geehrt, dass du mir dein Patronat anbietest, proconsul"
antwortete Evander und griff nach einem Apfel. Er biss jedoch nicht hinein, sondern sah ihn einen Augenblick lang nachdenklich an. Eigentlich hatte er bei seinem letzten Besuch den Proconsul genau darum fragen wollen, aber der Verlauf des Gesprächs hatte keine Gelegenheit geboten. Doch er wollte sich das nicht anmerken lassen und sah wieder auf, biß kräftig in den Apfel hinein.
"Das ist eine wichtige Entscheidung, die gut überlegt sein will..."
den Proconsul Hispania's als Patron zu haben, vor allem wenn man in deren Verwaltungshierarchie weiter vorankommen wollte, war gewiss die richtige Entscheidung
"... und hätte mir jemand anders sein Patronat angeboten, hätte ich womöglich gezögert und taktiert. Aber beim proconsul Hispaniae..."
tja, beim Proconsul Hispania's zu taktieren, hieß, womöglich dessen Gunst auf's Spiel zu setzen, denn Evander war sich sicher, ein Mann in dessen Position machte ein solches Angebot nur einmal
"... kann man nicht anders, als erfreut zuzustimmen"