Beiträge von Caius Redivivus Evander

    Evander lächelte, erfreut, als er sah, dass der Sklave erfolgreich war. Er ergriff den Arm des betagten Römers, den ihm dieser entgegenstreckte.
    "Salve, Tiberius Iuvenalis. In der Tat, das wollte ich"
    grüßte er mit angemessenem Respekt und Freundlichkeit in der Stimme zurück. Entweder hatte Evander die Schläfrigkeit des Tiberiers nicht bemerkt oder er er hatte sich nichts anmerken lassen.
    "Lass mich dir zunächst danken, dass du Zeit findest, mich trotz der zahlreichen erschienenen Klienten an diesem Morgen, zu empfangen. Und erlaube mir zu sagen, dass dieses Haus, das die gens Tiberia ihr eigen nennt, sich wirklich sehen lassen kann"
    sagte er, aber damit sollte es der Begrüßungsfloskeln auch genug gewesen sein. Er schwenkte um auf den Grund seines Besuches.
    "Ich nehme an, der Diener hat dir erläutert, was der Grund meines Besuches ist? Ich habe in den letzten Tagen bei der Vorbereitung einer kurzen dienstlichen Reise, die mich durch die Provinz führen soll, des öfteren das tabularium besucht und bin, so wollte es der Zufall, über die Akten des von dir geführten Vereins... man könnte sagen, 'gestolpert', was mein Interesse für eben diesen weckte"
    In diesem Moment merkte er, dass er viel redete und beschloss, es auf den Punkt zu bringen.
    "Um es kurz zu sagen... ich interessiere mich für die Arbeit, die ihr verrichten und ich würde gerne mehr darüber und über die Aufnahmebedingungen erfahren"

    Zitat

    Original von Caius Redivivus Evander
    Geduldig wartete Evander, bis bekannt gegeben würde, ob Tiberius Iuvenalis zu sprechen war...


    ... oder abwesend war.


    Letzteres schien wohl der Fall zu sein. Evander hatte über die Germanitas Quadrivii sprechen wollen, aber dies schien heute nicht möglich zu sein. Nun ja, bei einem im Palatin beschäftigen Beamten nicht weiter verwunderlich, war es doch gut vorstellbar, dass diesen wichtigere Pflichten davon abhielten, an diesem Morgen Gäste zu empfangen.


    Dennoch wollte Evander sichergehen, bevor er das - nicht gerade gastfreundliche - Anwesen der Tiberier unverrichteter Dinge wieder verließ und winkte einen Sklaven heran.
    "Erkundige dich noch mal, ob Tiberius Iuvenalis zu sprechen ist. Ist er das, überbringe ihm Grüße des Redivivus Evander, also meine, und sage, dass es um mein Interesse an einer Mitgliedschaft bei den Germanitas Quadrivii gehe und ich ihn deswegen sprechen möchte"
    sagte er.


    Hoffentlich war das Hauspersonal nicht hochnässig in diesem Hause und trug derlei Wünsche der Gäste an die Herren des Hauses auch wortgetreu weiter.

    Gerne hätte Evander, der sich des Eindrucks nicht erehren konnte, für eben einen Klienten gehalten zu werden, erklärt, dass er nicht ein Klient ist, der herkam, um Almosen zu empfangen. Aber das Gedränge am Eingang war groß und der Ianitor alleine. Bevor der Mann überfordert wäre - wieviel konnte man von einem angeketteten Unfreien schon erwarten - oder ihm gar den Zugang zu dem Hause verwehrte, trat er ein und begab sich ins Atrium. Vielleicht wäre es besser geesen, er wäre zu einer anderen Tageszeit hegekommen, aber jetzt, wo er schon mal hier war, wollte er nicht unverrichteter Dinge wieder gehen. Zumindest, soweit es von ihm abhing...

    Bevor er Rom für einige Zeit aus dienstlichen - aber nicht derart zwingenden, als dass sich die Reise nicht verschieben ließ, denn da genoß er weitgehende Selbstständigkeit und Eigenverantwortung - Gründen verließ, hatte Evander noch Erkundigungen in einer bestimmten Sache anstellen wollen. Und so hatten seine Nachforschungen ergeben, dass er sich dafür an einen Patrizier aus dem Hause der Tiberier wenden musste. So erreichte er die Türe des Anwesens. Wie immer bei Anwesen ranghoher und vermögender Personen und Familien in Rom, wimmelte es auch hier von Bittstellern und Klienten vor der Haustür, die sich allmorgendlich hier versammelten, in der Hoffnung, zum Patron vorgelassen zu werden und ihr bescheidenes Anliegen unter erniedrigenden Umständen vortragen zu können. Ein erbärmliches Dasein und Evander beneidete diese Männer nicht. Evander drängelte sich zwischen ihnen bis zum Eingang des Hauses durch und wandte sich an den Ianitor.
    "Salve..."
    sagte er. Er hoffte nur, dass der Ianitor ihn nicht für einen der namenlosen Togaträger hielt.
    "Redivivus Evander ist mein Name, ich bin architectus Italiae. Ich bitte um ein Gespräch mit Tiberius Iuvenalis"
    Mit den Tiberiern war Evander sogar - so könnte man sagen - über 'ein paar' Ecken verwandt, so er sich recht erinnerte. Seine Base, Minervina, war die Tochter eines einflussreichen und mächtigen, aber leider verstorbenen Tiberiers. Ob der Ianitor das wusste - was natürlich zu bezweifeln war - und wenn ja, ob es Evander etwas nützte bei seinem Wunsch, zum Tiberius Iuvenalis vorgelassen zu werden - so er denn daheim war - blieb abzuwarten.

    Der Tag seiner Abreise kam immer näher und Evander's Vorbereitungen schritten voran. Er hatte einige Kisten Gepäck mitzunehmen, die zustandegekommen waren, obwohl er versuch hatte, sich zurück zu halten. Aber verschiedenes musste mitgenommen werden, darunter einiges an Schreibzeug und Unterlagen; das notwendigste an Werkzeug, falls mal der Ochsenkarren, den er organisiert hatte, auf der Strecke liegen bleiben sollte; ein paar Waffen für den Fall der Fälle, von dem Evander hoffte, dass er während der Reise nicht eintreten würde und selbst wenn er eintreten würde, er wüsste, dass er selbst mit den Waffen wohl nicht wirklich viel würde anfangen können; Kleidung, nicht nur die seine, sondern auch die von seinen Begleitern, wobei die Sklaven mit dem nötigsten auskommen mussten; Proviant, um wenigstens während der ersten paar Tage nicht völlig auf die Wirtshäuser angewiesen zu sein.


    Im Grunde stand damit alles. Es war schade, dass Zeilas nicht dabei war. Er wäre eine große Hilfe bei der Reise gewesen. Sein ganzes Leben lang hatte er Evander begleitet, wurde für seine Treue sogar freigelassen. Sein Ableben war bedauerlich und Evander merkte, dass er die Hilfe Zeilas', die er früher als selbstverständlich erachtet hatte, vermisste und nun zusehen musste, in dieser Provinz, die ihm immer noch nicht so vertraut war, wie seine Heimat Hispania, zurechtzkommen. Evander blickte aus einem Fenster seines Officium. Erst jetzt merkte er, dass er den ganzen Tag im Officium verbrachte und es bereits Abend war. Die Sonne war kurz davor, hinter den Dächern der Mietskasernen zu versinken. Evander beschloss, dass es höchste Zeit war, nach Hause zu eilen, wollte er die Strassen Roms bei Dunkelheit meiden. Tagsüber trieben sich viel zu viele zwielichtige Gestalten rum, aber man sah sie wenigstens, konnte versuchen, einer Begegnung mit ihnen irgendwie auszuweichen. Nachts... Aus irgendeinem Grund hatte Evander Angst, aus dem Hinterhalt überfallen und beraubt zu werden. So war er froh, dieser Stadt, ihren so überfüllten, verstopften, lärmenden, dreckigen und nicht ungefährlichen Gassen nach so kurzer Zeit hier wieder für einige Wochen zu entkommen. Anschließend musste er sich überlegen, ob es sich nicht lohnte, sich eine Behausung in einem etwas besseren Viertel zuzulegen.


    Evander räumte den Tisch schnell auf, entließ den Schreiber und machte sich seinerseits ebenfalls auf, nach Hause zu gehen. Morgen würde er ein letztes Mal hier vorbeischauen, am Tage danach würde er im Morgengrauen aufbrechen und seiner Arbeit in der Regio nachgehen. Italia wartete...

    Er beschloss, die Ostküste Italias 'hinunter', also südwärts über Puteoli und Misenum zu fahren und zunächst den Golf von Neapel zu besuchen. So konnte er eventuell beim Praefekten der dortigen Flotte vorbeischauen und hatte ausserdem permanent die Flotte in Reichweite, die in zahlreichen Stützpunkten entlang der Küste stationiert war, falls er deren Soldaten für umfangreiche Arbeiten brauchen würde. Anschließen würde er sich im Süden umschauen, in der Gegend bei Brundisium und dann gen Norden fahren, über Barium, Corfinum und Ravenna in die Ebene des Eridanos. Dort stand die vor kurzem zurückgekehrte Legion und ausserdem die andere Flotte, so dass er auch dort bei Bedarf nicht nur auf eigene Arbeiter, sondern auch auf Soldaten würde zurückgreifen können.


    Im Groben stand also der Plan, blieb nur noch zu überlegen, wer alles mitkommen sollte. Iocasta würde er mitnehmen, einen Sekräter und vielleicht noch ein-zwei Sklaven als Gepäckträger. Viele Mäuler zu stopfen und Evander ahnte, dass ihn die Reise wohl einiges kosten würde. Andererseits verdiente er fast doppelt so viel wie noch als Duumvir, so dass er sich diese Reise, für die er höchstens zwei Monate einplante, falls nichts dazwischenkam, wohl würde schon irgendwie leisten können. Er klappte die letzte Wachstafel zu und legte sie beiseite. Langsam nahm der Plan Gestalt an und er beschloss, so bals es ging zu verreisen.

    Berichte... lauter Berichte aus allen Ecken Italias, meist sehr kurz gefasst lagen zu Hauf auf Evanders Tisch. Einen nach dem anderen arbeitete er sie durch. Kaum etwas interessantes war dabei. Kleinere Probleme hier, Schwierigkeiten dort, alles aber kaum der Rede wert, kaum etwas, was nicht behoben werden konnte. Evander machte sich Notizen, die er später seinem Sekräter geben würde, damit dieser daraus Schreiben machte, die an die jeweils zuständigen Beamten vor Ort geschickt würden.


    Evander wusste, dass früher oder später eine Reise bevorstand, eine Rundreise durch die Regio, bei der er sich selbst ein Bild von der Infrastruktur machen konnte und auch mal die Beamten vor Ort kennenlernen konnte und auch diesen die Gelegenheit gab, ihn als den neuen Architectus kennenzulernen. Er musste sich eine Reiseroute überlegen, denn so etwas erforderte genaue Planung. An vieles musste gedacht werden, die Route festgelegt, die Dauer geschätzt, die Stationen bestimmt, die Arbeiten vorbereitet. Während seiner Abwesenheit war immer noch der andere Architectus, Artorius Corvinus hier vor Ort, so dass Evander durchaus für ein paar Wochen oder Monate mal weg konnte. Zumal dienstlich...

    Es kehrte eine gewisse Ruhe in die Reihen der Zuschauer, unter denen Evander stand, als der Caesar das Wort an die Senatoren richtete. Ein entscheidender Augenblick war es, jeder versuchte genau hinzuhören, denn der Worte würde man sich noch lange gedenken. Doch hier am Rande des Forum Romanum standen sie zu weit entfernt und so konnte man nicht hören, was Caesar sprach und musste warten, bis seine Worte durch die Menge getragen wurden.
    "Was hat er gesagt?"
    fragte jemand in der Nähe, woraufhin jemand anders gleich erwiederte
    "Ja, wenn man dauernd dazwischenfragt, ist's kein Wunder, dass man nichts versteht"
    Die Antwort kam prompt.
    "Was heißt hier dauernd? Man wird doch wohl mal fragen dürfen?"
    "Ruhe, ihr beiden... er sagte, er freut sich, dass wir hier sind und ihn begrüßen"
    fuhr jemand dazwischen und versuchte, den drohenden Streit zu schlichten. Die Worte hatten sich also bereits in der Menge verbreitet. Evander war aufgefallen, dass der Mann 'wir' sagte, als er von der Begrüßung sprach. Das bedeutete ihm also viel und viele der Plebejer hier am Rande des Forums fühlten sich persönlich angesprochen - oder redeten es sich zumindest so ein. Evander war froh, dass Caesar einen guten ersten Eindruck machte. Er wusste selbst nicht so recht, was er eigentlich erwartet hatte, aber wenigstens hatte der nicht eine Waffe gezogen und irgendwelche Gesten gemacht, mit denen er die Senatoren des Schlafes raubte.

    Als jemand, der aus der Provinz kam und seit relativ kurzer Zeit in Rom lebte, war Evander natürlich besonders neugierig darauf, die Ankunftszeremonie des Caesar zu beobachten. Noch nicht all zu lange her schien es, da hatte er als Duumvir in Tarracon für den verstorbenen Kaiser geopfert, nun war er in Rom und beobachtete als einer von vielen, wie sich die Prozession auf das Forum zubewegte. Die Ankunft des Caesaren war natürlich in aller Munde gewesen und die Menschenmenge war groß. Evander hatte bewusst kein Geld oder sonst etwas wertvolles bei sich, denn in der Menge wimmelte es gewiss von Taschendieben, die so manchen Zuschauer um sein Geld erleichtern würden. Er begab sich zum Forum, nutzte dabei die verwinkelten und parallel zur Prozession verlaufenen Gassen, um sie zu überholen und schneller da zu sein. So genau wusste er auch nicht, was er sich davon versprach, dabei zu sein. Vielleicht war es einfach nur Neugier, vielleicht einfach nur die Aussicht eben darauf, später sagen zu können, er sei dabei gewesen. Gespannt, welche Worte der Caesar an die Senatoren richten würde, die zu seinem Empfang erscheinen würden, versuchte er eine gute Stelle zu finden - nicht gerade einfach in dem Gedränge - um so gut es ging sehen und - aber da machte er sich keine großen Hoffnungen, nah genug ranzukommen - vielleicht gar gut zu hören.

    Evander holte einen kleinen Geldbeutel und griff mit zwei Fingern hinein, holte einige Münzen hervor. Er zählte ab, warf einige Münzen wieder zurück in den Beutel und übergab die Münzen dem Subauctor. Der Beutel verschwand wieder unter der Kleidung. Zwar waren keine Zeugen dabei, so dass er schlecht da stehen würde, sollte man beschließen, seine Anzeige doch noch nicht zu drucken, aber das konnte er sich ausgerechnet hier nicht vorstellen. Ausserdem...
    "Das sind hundert Sesterzen. Dreissig für die Anzeige, zehn für deine Mühe und den Rest betrachten wir als Spende von meiner Wenigkeit an die acta"
    sagte er und erhob sich zum Gehen.

    "In der Tat"
    antwortete der junge Rediviver. Das Schreiben hatte er natürlich bei sich, holte es hervor und reichte es dem Praefectus.
    "Und wo ich jetzt schon die Wertkarte für die gens Rediviva eingerichtet habe, würde ich sie dann auch gerne nutzen und die Gebühr für die Versendung dieses Briefes dann mit der Wertkarte begleichen"


    Ad
    Marcus Artorius Didianus Nero
    Casa Didia
    Tarraco, Hispania Tarraconensis


    Caius Redivivus Evander, Architectus Italiae, grüßt Marcus Artorius Didianus Nero.


    Ganz recht, Nero, Architectus Italiae, deine Augen spielen dir keinen Streich. Doch bevor ich ausführlich erzähle, wie es dazu kam, lass mich ein paar Fragen an dich richten und zunächst die Hoffnung zum Ausdruck bringen, dass es dir, mein guter Freund, gut im fernen und schonen Hispania geht. Gewiss hast du es mittlerweile zu etwas gebracht, ganz gleich ob privat als Händler oder als Diener der Stadt Tarraco. Mich jedenfalls würde es nicht wundern, wenn die Antwort von einem Duumvir Artorius Nero oder zumindest einem Magistratus gleichen Namens käme.


    Ich selbst habe die Reise nach Italia gut überstanden. In Rom angekommen, habe ich mich natürlich zunächst um eine Unterkunft gekümmert. Wahrlich, ich kann dir sagen, mit meinem Haus in Hispania ist sie nicht zu vergleichen. Eine schäbige Insula. Laut ist es hier und es stinkt in der Stadt. Aber ich habe ja die Hoffnung, dass mich meine Pflichten als Architectus Italiae öfters mal zu Inspektionen mal ausserhalb der Stadt führen werden, so dass ich dem Trubel und dem Gestank der Stadt hin und wieder wenigstens für eine Weile werde entfliehen können.


    Doch wie kam ich zu diesem Amte, ich, der nichts hatte, ausser die Erfahrung auf dem Gebiete der Verwaltung in einer Provinz und die Hoffnung. Ich habe mich, gleich nach dem ich in Rom alles geregelt hatte und mir eine Qualifikation als Anwalt erworben hatte, nach Misenum begeben. Eine wunderschöne kleine Stadt, sage ich dir, durchaus sehenwert. Überhaupt kann Italia von seiner Landschaft her, zumindest dem, was ich gesehen habe, durchaus mit dem schönen Hispania mithalten. Sogar etwas grüner ist es hier, so scheint es. Doch weiter im Text. Ich habe mich also direkt zum ranghöchsten Amtsträger hier in Italia begeben, dem Praefekten der Flotte von Misenum. Alles recht unbürokratisch, das gefällt mir so an dem Militär. Wenn es keine Probleme gibt, versuchen die wenigstens nicht, welche durch sinnfreie Bürokratie welche zu schaffen.


    Mein Gespräch mit dem Praefekten verlief recht erfreulich. Ein guter Mann. Zwar stellte er mir Fragen über Fragen, nach dem warum und dem wieso und zwischendurch dachte ich, dass meine Reise vergebens wäre. Doch am Ende war alles gut, ich wurde ernannt und nenne mich nun seit einigen Tagen Architectus Italiae. Ein schönes Amt, doch muss ich natürlich, wie bei jedem neuen Amt, noch reinwachsen. Aber Rom wurde ja schließlich auch nicht an einem Tag erbaut. Übrigens. Ich hatte vorhin erwähnt, dass ich nun als Anwalt vor Gericht auftreten kann. Wenn du also in Rom klagen solltest oder verklagt werden solltest und vor die Praetoren nach Rom zitiert wirst, so denk an mich.


    Du kannst dir sicher vorstellen, dass mich die Neugier - und zuweilen auch das Heimweh - plagt. Zu gerne würde ich wissen, was in meiner Abwesenheit in Tarraco geschehen ist. Aus dem Hause des Flavius Furianus gejagt, blieb mir nichts anderes übrig, als meine Sachen zu packen und das weite zu suchen. Es scheint, als liege ein Fluch auf Tarraco. Denn ich bin nicht der erste Duumvir gewesen, der - zumindest in den Augen der anderen - einen etwas überstürzten Abgang gemacht hat. So tat mein Vorgänger bereits auch und aus den Unterlagen kann ich mich erinnern herausgelesen zu haben, dass es den einen oder anderen - insgesamt aber zu viele - Beamte gegeben hat, die plötzlich und übereilt die Stadt verließen. Drum schreibe mir bitte, wie es um mein Ansehen in der Stadt bestellt ist. Und beschönige nichts, darum bitte ich dich als Freund. Du würdest mir keinen Gefallen tun, würdest du etwas beschönigen wollen und mir nicht die Wahrheit diesbezüglich sagen. Ich hoffe auf das Beste, erwarte aber das Schlimmste.


    So denn, ich denke, es ist für erste alles gesagt und erwähnt worden. Deine Antwort schicke bitte an die folgende [Adresse]. Bis dahin mögen dir die Götter wohlgesonnen sein.


    Vale


    C. Redivivus Evander

    "Das denke ich auch, danke"
    sagte Evander und bedankte sich ganz so, als ob er es war, der den Text alleine formuliert hatte. Dass es so klang, war ihm in diesem Augenblick aber gar nicht aufgefallen...
    "Wunderbar. Dann würde ich sagen, dass das so in der nächsten Ausgabe abgedruckt werden kann"
    während er das langsam sprach, zählte er schon mal die Worte der Anzeige.
    "Die ersten drei Wörter dann am besten komplett in Großbuchstaben, sozusagen als Blickfang"
    fügte er noch an und rechnete derweil durch, wie viel ihn der Spaß hier kosten würde. Erleichtert atmete er auf. Die Angelegenheit war zwar nicht billig - von dreiunddreissig Sesterzen musste so manch ein Plebs einen halben Monat lang auskommen - aber sie kostete ihn dennoch viel weniger, als er anfangs befürchtet hatte.
    "So, was schulde ich der acta?"

    Evander zählte sorgfältig die Münzen ab und übergab sie dem Praefectus.
    "So, hier bitte"
    Ob der wohl nachzählte?


    Sim-Off:

    ach so. ja, bei dem wetter verständlich. na du kannst evander wegen dem brief auch zum stationarius weiterschicken. wozu hat man untergebene :D

    Um Zeilas war es nicht gut bestellt. Sein Zustand hatte sich nicht gebessert, obwohl Iocasta sich um ihn kümmerte, ihn versorgte. Evander hatte einen Arzt kommen lassen, aber ausser, dass dieser empfehlen konnte, für ihn zu opfern und zu beten, konnte er auch nicht viel mehr tun. Irgendeine Salbe hatte er ihm gegeben, aber die hat nicht das geringste bewirkt. Mehrere Tage waren vergangen und jeden Nachmittag kehrte Evander in seine Insula zurück, nicht wissend, was ihn in seinen vier Wänden erwartete, nicht wissend, ob Zeilas, noch lebte.


    Tage vergingen...


    Eines Tage war es dann soweit. Iocasta erwartete ihn bereits in der Tür, mit Tränen in den Augen, die Handfläche an den Mund haltend. Evander wusste, was es zu bedeuten hatte.
    "Oh nein..."
    flüsterte er und stürmte ins Zimmer rein. Zeilas lag in seinem Bett, den Kopf leicht zur Seite geneigt, die Augen immer noch geöffnet, ins Leere starrend. Evander näherte sich dem regungslosen Zeilas, legte die Finger auf seine Stirn, fuhr sie so über das Gesicht des des Toten, dass die Augen geschlossen wurden. Iocasta klagte. Evander ließ sie gewähren. Zeilas hätte sich beschwert, ihr gesagt, sie solle gefälligst aufhören. In Wirklichkeit hätte er sich gefreut. Evander seufzte. An ihm war es nun, sich darum zu kümmern, dass Zeilas eine anständige Bestattung erfuhr. Kaum waren sie in Rom angelangt, hatte die Stadt sie auf einer grausame Art und Weise gelehrt, wie gefährlich sie war, wie unbarmherzig.


    Einige weitere Tage später... Nach der Bestattung...


    Evander stand am Fenster und blickte auf die wie immer überfüllte, laute Strasse. Jetzt, wo Zeilas nicht mehr da war, waren er und Iocasta alleine. Er war hierher gekommen, um das Amt des Architectus anzutreten, hatte Zeilas und Iocasta mitgenommen nach Rom. Das Amt hatte ihn so manches gekostet. Eine Menge Geld, die Gunst des Proconsuls, dessen Patronat, und nun auch noch Zeilas. Tarraco... er vermisste es, obwohl er es nicht zugab. Wem auch, hatte er doch nur Iocasta. Dann kam ihm ein Gedanke, eine Idee. Er machte sich auf.
    "Wohin gehst du?"
    wollte Iocasta wissen. Evander blieb stehen.
    "Keine Sorge, ich bin bald wieder zurück. Mach etwas zu essen, ich werde Hunger haben, wenn ich zurück komme"
    sagte er und trat hinaus, ließ sie allein. Er wusste, dass sie unglücklich sein musste, war sie doch dazu verdammt, Tage alleine zu verbringen, sich um ihn zu kümmern, während er seiner Arbeit nachging. Doch darum konnte er sich jetzt nicht kümmern, verdrängte es, hoffte auf eine bessere Zukunft. Er hatte eine Idee. Artorius Nero, sein Freund und Geschäftspartner in Tarraco. Er musste ihm schreiben, sich erkundigen, wie es dem Artorier ging und erfahren, was es neues in Tarraco gab.

    Evander nickte leicht, aber mehrmals schnell hintereinander.
    "Ja... ja, das ist nicht schlecht"
    stimmte er dem Subauctor zu, vertraute auf dessen Erfahrung in diesen Sachen. Immerhin war es gut vorstellbar, dass dieser bereits hunderte solcher Anzeigen entgegengenommen und verfasst hatte, da war es besser, sich von so jemandem helfen zu lassen.
    "Notier das bitte. Und dann füge hinzu... 'dann melde dich beim architectus Italiae'..."
    war bestimmt besser so. Wenn jemand vorstellig werden sollte, konnte nach einem Gespräch mit Evander die eigentliche Ernennung immer noch der Praefectus Classis vornehmen.
    "... und werde aquarius oder agrimensor Italiae"
    Das war jetzt womöglich zu knapp. Evander hatte mehr Schwierigkeiten mit dem Text, als er anfänglich angenommen hatte. Jetzt wusste er, warum er nie Interesse verspürt hatte, bei der Acta als Schnüffler und Berichterstatter anzuwerben.

    Evander sammelte seine Gedanken kurz. Irgendwas ausgefallenes wollte ihm ums Verrecken nicht einfallen, also beschloss er, den Text schlicht zu halten.
    "Wie wär's damit?"
    sagte er, stand auf, da er so besser denken konnte, verschränkte die Arme auf dem Rücken.
    "Eine schöne Überschrift, in Großbuchstaben. So was wie 'Bekanntmachung' oder der 'architectus Italiae gibt bekannt'. Dann käme 'Bürger und Freie. Italia, insbesondere ihre Lebensadern, die Aqädukte und Strassen, brauchen stets ein wachsames Auge und Pflege. Ihr seid handwerklich begabt? Ihr könnt schreiben und rechnen? Seid zuverlässig und sucht eine anständige, interessante und gut bezahlte Arbeit? Dann werdet aquarius oder agrimensor der regio Italia. Bewerbt euch und vielleicht seid ihr es, die Sorge tragen, dass Italia'..."
    nein, das klang zu hochtrabend, obwohl die Arbeit schon wichtig war. Ausserdem musste Evander sagen, wo genau sich Interessenten bewerben konnten. Er selbst durfte Ernennungen nicht vornehmen.
    "... hmm... Augenblick, das war nichts. Streich den letzten Satz bitte"
    Er kratzte sich am Kinn. Interessenten könnten durchaus bei ihm vorbeikommen und er würde sie dann weiterschicken. Aber das wäre zu umständlich. Er konnte sagen, dass sich die Leute beim Stadtpraefekten melden sollten, aber der hatte mit der Regio-Verwaltung wenig am Hut, war nur für Umland im Radius von hundert Meilen zuständig. Vielleicht der Curator Rei Publicae... Andererseits wurde Evander selbst vom... ja natürlich. Der Praefectus Classis. Selbstverständlich war dieser für mehr zuständig, als die Flotte, hatte großen Einfluß und weitreichende Befugnisse als einer der ranghöchsten Beamten in Italia, ja im ganzen Reich überhaupt. Doch konnte Evander hier hingehen und sagen, Interessenten mögen sich bei ihm bewerben? Der Praefekt schien ein umgänglicher Mann zu sein, aber ob er es ihm danken würde, wenn ihm Evander Bewerber hinschickte? Was wenn nicht? Evander mochte sein neues Amt, wollte es nicht wegen einer solchen Kleinigkeit aufs Spiel setzen.
    "Hmmm"
    brummte er und tat so, als würde er an einer Formulierung feilen, tatsächlich überlegte er, wen er als Anlaufstelle benennen sollte. Eine Entscheidung musste wohl bald her, denn sicherlich hatte der Subauctor nicht den ganzen Tag Zeit.
    "Ich hab's gleich..."

    Zitat

    Original von Caius Redivivus Evander

    Ich bitte die Freischalter in Sachen "Verwandschaftsbeziehungen des Redivivus Vocula" noch um etwas Geduld. Vocula war länger nicht mehr online, die PN blieb bisher unbeantwortet. Ich möchte noch 3-4 Tage warten, wenn sich bis dahin nichts ändert, wird die Verwandschaft von mir einseitig festgelegt.


    Sisenna Redivivus Vocula bitte als Sohn des Gaius Redivivus Hadrianus eintragen. Danke