Beiträge von Cnaeus Flavius Lucanus

    Ich kichere. "Naja, wir versuchen's diesmal mit etwas Neuen: Wägen, Pferden und je einem Fahrer darauf, die fahren gleichzeitig los und ... " Leicht spöttisch schüttele ich den Kopf. "Nein, natürlich - es wird ein Nachwuchsrennen und ein Seniorenrennen traditioneller Art geben, allerdings - und das ist diesmal wirklich etwas Neues - werden wir auch ein Staffelrennen organisieren, bei dem sich Factiones verbünden und strategisch arbeiten können. Eine Staffel sind viereinhalb Runden, Start und Ziel sind eine halbe Runde von einander entfernt, darum. Wird sicherlich sehr spannend werden."


    Und diejenigen, die auf "trash" und "crash" stehen, werden auch auf ihre Kosten kommen. Die ersten Versuche, Start und Zielline identisch zu führen waren schon mit den Eselskarren in einem ziemlichen Chaos geendet, wie das bei wirklichen Geschwindigkeiten der Wägen enden würde ...

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer


    "Am Vortag? Ach, doch so zeitig?" Diesen bissigen Kommentar konnte sich Macer nicht verkneifen, auch wenn ihm natürlich klar war, dass eine Factio auch auf eigene Rechnung üben konnte, wenn sie mehr Vorbereitung wollte. "Nun, dann hoffe ich mal, dass sich nicht noch kurzfristig Schwierigkeiten ergeben. Wird vor dem Renntag schon bekannt gegeben, gegen wen man antreten wird? Also nicht nur in der Staffel, sondern auch in den anderen Rennen. Das bestimmt ja auch ein wenig die Taktik. Erst recht bei der Staffel, wo man seine Fahrer passend setzten muss."


    Sim-Off:

    Mann, ist hier viel los! :)


    "Wir meinen, daß die Erfahrung der Fahrer, die wohl beim Staffelrennen antreten werden, sicherlich für ein paar wenige Probendurchgänge sorgen wird." Die sollen ja wohl nicht erst fahren lernen, nur die Ziellinie treffen und dann auf das Signal hin lospreschen ... so schwer dürfte das nicht sein, hoffe ich wenigstens.


    "Der Witz beim Staffelrennen ist ja, daß man auch kurzfristig seine Strategie noch ändern kann, wenn man meint, dadurch an Boden zu gewinnen. Ansonsten aber sollen - auch wegen ihrer Werbewirksamkeit - die Namen der Fahrer schon bekanntgegeben werden, natürlich." Auch wenn es wohl reicht, wenn bekannt ist, welche factio gegen welche antritt oder sich mit welcher verbündet hat ... die Massen strömen und spülen Sesterzen in die Taschen der Andenken- und Imbißverkäufer.

    Zitat

    Original von Maximus Decimus Meridius


    "Salve, Senator" grüße ich mit einer Verbeugung zurück. "Ich fungiere quasi als Herold für die kommenden Equirria, die unter dem Aedilen Germanicus Avarus ausgerichtet werden. Davon hast Du sicherlich schon Nachricht erhalten." [:D]


    Mit einer neuerlichen Verbeugung halte ich ihm mit ein wenig Schwung die vorbereitete Einladung hin:


    [Blockierte Grafik: http://img505.imageshack.us/img505/9482/caduceuscflyl9.png]
    CN FLAVIVS LVCANVS


    Domino Venerabili
    Senatori Maximo Decimo Meridio
    Principi Factionis Auratae


    Roma


    Cn. Flavius Lucanus S. D. Maximo Decimo Meridio!


    Wie Dir sicherlich bekannt ist, werden ANTE DIEM IV KAL MAR DCCCLVIII A.U.C. [= 27.2.2008/105 n.Chr.]


    im Hippodrom der Stadt Rom in Wagenrennen am Tag der EQUIRRIA zu Ehren des Mars


    stattfinden. Als bescheidener Diener dieser Sache schreibe ich Dir namens und im Auftrag des die Organisation der Equirria verantwortlichen Aedilis Plebis, des venerablen Senators Medicus Germanicus Avarus, der mir die Kommunikation zwischen den Factiones anvertraut hat.


    Es werden Rennen in 3 Kategorien abgehalten:


      [*] ein Nachwuchsfahrerrennen, bei dem die Neulinge unter sich einen Magister erstreiten. Dieser soll in zwei Durchläufen ermittelt werden. (Sollten sich mehr Fahrer dazu melden, als erwartet, steigt die Anzahl der Vorläufe.)
      [*]die Hauptrennen, bei dem es um den Frühlingsmeister 858 geht. Hier sollten vorallem jene Fahrer nominiert werden, die bereits zu den Besten der Besten gehören. Aber auch gutes Mittelmaß ist möglich.
      [*]ein Staffelrennen, die als Neuerung in diesem Frühjahr erstmals abgehalten werden. Dabei ist es möglich, das sich zwei Factiones finden ein Team zu bilden oder jede Factio Wagenfahrer selbst stellt. Es werden für dieses Rennen vier Wägen gebraucht.

    Ich lade Dich und die von Dir vertretene factio Aurata hiermit herzlich und ausdrücklich zur Teilnahme ein. Bitte übersende Deine Entscheidungen, Deine Wünsche und ggf. die Setzdaten der Factio direkt an mich im Hause der villa Flavia Felix, Rom.


    Möge Dir und Deiner Factio der Schutzgott Mars segensreich und siegbringend beistehen.


    Vide ut valeas:
    Cn. Flavius Lucanus


    Der Erfinder des Sprichwortes "Du sollst den Tag nicht vor dem Abend loben" ist ein guter Bekannter meines Onkel Gracchus. Was glücklich und gedeihlich begann, die samtpfötige Geborgenheit eines Glücks mit feuchter Schnauze endet nun kalt und trocken, was voll klarer Helle war, endet im zwielichtigen Trüben.


    Am liebst hätte ich Manius Flavius Gracchus, meinem entferntesten Großonkel und nächsten Gönner den Korb mit den Gaben für unsere Vorfahren über den Schädel gezogen und ihn gleichzeitig umarmt und an mich gedrückt. Daß dabei das kostbare Öl über ihm ausgegossen werden würde, scheint mir kaum der Rede wert, ist Onkel Gracchus doch manchmal sowenig lebendig wie unsere Ahnen, beiden fehlt die Diesseitigkeit. 'Nicht einmal jetzt begleitet ihn meine Großtante', dämmert es mir. Liebt se ihn nicht? Oder er sie nicht? Nimmt er sie wahr? Existiert irgendwas für Flavius Gracchus außer Flavius Gracchus? Existiert Flavius Gracchus für irgendjemanden?


    Wie er seinen Kopf bedeckt, das Öl vor unserem Familiengrab ausgießt, ein klarer, dunkelgrün-brauner Strahl, der gerade wie ein Stab bodenwärts fließt, ist er der letzte seiner Art, der Tote, der die Toten begräbt, das Licht löscht und die Tür der Gruft hinter sich von innen schließt? Oder löst er sich auf im nachmittäglichen Nebel, lösen sich seine Atome, die ihm alle zusammen Gestalt geben, eines nach dem anderen seine Bindung und verflüchtigen sie sich wie Wasser, das zu Dampf wird?


    Er dauert mich so. Wie, um die Gracchischen Atome an ihrem Auseinanderfallen zu hindern, trete ich neben ihn, greife seine freie Hand und drücke sie liebevoll.

    "Einen großen Krug Birnenwasser, eine doppelte Portion Lucanische Würstchen mit Liquamen, Meerrettich und eingelegtem Kraut!" Frauen sind so unaufmerksam. Schwesterchen hätte ruhig für mich mitbestellen können, schließlich hatte sie ja nur vorgegeben, sich den Fuß verknackst zu haben und nicht den Kopf ...


    Ich lehne mich gönnerhaft zurück, genieße die Sonnenstrahlen und die weiblichen Trabanten, die um den Stern der Jugend, Flavius Lucanus Ipse, kreisen. Alles im Griff, Mädels. :D


    "Flavia Celerina! Ah! Bitte! Tilla kann nicht sprechen. Stumm, was denn sonst?" Ich schüttele indigniert den Kopf. Natürlich, daß eine Frau stumm sein könnte, eine stumme Frau, das is' schon ein hammerhartes Oxymoron der ersten Klasse, vielleicht sogar eine contradictio in re. Als nächstes würde Celerina wahrscheinlich erklären, daß Tilla damit nicht weiblich ist, sondern männlich, weil sie nicht reden kann. Dabei, äh, und wieso ist Tilla nun eigentlich ein Mädchen? Weil sie einen Mädchennamen trägt? Woher weiß man das, gibt es da ein Orakel bei der Geburt? Am Sprechen liegts jedenfalls nicht.

    Zitat

    Original von Marcus Aelius Callidus


    Das Ziel dieser dissertatio ist es, meine Ruf als der Welt berühmtester Historograph zu zementieren, wie der Bildhauer Pheidias den seinen mit dem Zeus von Olympia und der Athena Parthenos von Athen. Neben Ruhm wäre auch Reichtum nicht schlecht, ich denke an Lizenzen für die Theaterrechte (mit Antonius Hopicinius als rex sacrorum), für Lesungen bei privaten Symposien, Übersetzungen ins Ionische, Attische, Persische (ja, da kenn' ich nix), natürlich Hispanische, vielleicht ins Aramäische. Eventuell gekürzte Fassungen meines auf 30 Bücher veranschlagten Werkes für Lesezirkel, öffentliche Anbringungen in Marmor und Bronze wären auch schon angedacht.


    "Im Grunde möchte ich so viel wie möglich über die Regia herausfinden, wie sie früher aussah, also vor der Umgestaltung durch Cn. Domitius Calvinus, als Rom noch nicht sich auf den segensreichen Arm des vergöttlichten Augustus stützen konnte." Ein wenig graben, also nicht nur in den Archiven, sondern am obskuren Objekt meiner Begierde selbst ...


    "Und natürlich zur Bildung der frommen Römer und Peregrinen, damit sie die Bedeutung des Bauwerkes und seine uralte Geschichte kennenlernen, die Ehrwürdigkeit der Person unseres rex sacrorum schätzen lernen und die Götter wie deren Wirkmächtigkeit hier unter uns noch tiefer verehren."
    Ein Haushalt ohne eine Ausgabe meines Werkes wird sich der Gottesfeindschaft und damit des Vaterlandverrats verdächtig machen, Eheleute bekommen ein Exemplar zu ihrer Vermählung, Kinder zu ihrer Geburt, Peregrine bei ihrer Einbürgerung Sklaven bei ihrer Freilassung. Unter diesem Voraussetzungen muß ich mir um den Absatz keine Gedanken machen.

    Achje, klar, das war nicht nett, aber es war ein Reflex, herrje.


    "Ich hab' sie ihm ja nicht abgebissen", rechtfertige ich mich ein wenig, "ich war nur so erschrocken, er auch und dann hat er seine Zunge auch gleich wieder zurückgezogen. Und da war nichts ab, er konnte noch reden." Was er dann auch getan hat. Erst hat er sich den Mund gehalten und dann geschimpft wie ein Rohrspatz und dann geheult und dann geschimpft und geheult. Wär' ich nicht so überrascht und wütend gewesen, hätt' er mich glatt leidgetan.


    Ich kratze mich am Kopf und beiße in ein Stück Käse. Eine leicht üble Assoziation kriecht mir dei Kehle hinauf, aber ich kaue tapfer weiter und spüle mit Eiswasser den Käse und das Gefühl hinunter.

    Ich grinse meine Schwester an. Wer wird denn gleich ... :D Mit einer abwiegelnden Handbewegung, die sich eindeutig in Richtung Austernschale bewegt und dort zulangt, während ich dankbar und scheinbar schicksalergeben zu meinem Onkel Aqulius nicke - meinetwegen, dann nehm' ich die Austern halt - beruhige ich sie "Ich glaube nichts, bis ich es nicht erlebt habe. Aber in Deinem Fall möchte ich es gerne glauben. Immerhin haben mir die Götter eine große Schwester beschert, keine kleine", was meine Bereitschaft, plötzlich nicht mehr Einzelkind zu sein, deutlich gebremst hätte. "Jeder würde gerne Dein Bruder sein - wenn schon nicht Dein Ehemann ... oh, guck' mal!"


    Leichtes Theatergrollen und Gemaunze hinter der Kulisse hatte meine letzten Worte begleitet. Ein Kalbshund mit einem Menschen hintendran poltert in das Speisezimmer, benimmt sich deutlich desorientiert, Sabber schlotzt zu Boden, gerade, daß er den Tisch mit den Speisen nicht tangiert, über den die Götter eindeutig ihre schützende Hand halten (es sind noch Austern in der Schale).


    Nachdem offenbar so der Beginn von irgendetwas angekündigt war, folgt sogleich, die Spannung haltend und auf der gewonnenen Aufmerksamkeit aufbauend, ein kleiner Knilch, ganz in grün, ein Leopardenfell von sich werfend. "Wie nett, schau, Onkel Aqulius, der Frühling begrüßt unsere Familie, wir können die Wintersachen einpacken", wende ich mich zu meinem Onkel zu meiner Linken. "Eine nette Idee von Onkel Gracchus, eine Schauspieleinlage zu organisieren". Was ihm eigentlich nicht ähnlich sieht, aber heute Abend, so hatte er wohl entschieden, sollte ein Abend der freudigen Überraschungen sein.


    Serenus? "Onkel dritten Grades"? Das? Ein Zweieinhalbkäsehoch, von einer offenbar farbenblinden Ausstatterin angezogen? Grün in Grün? Meint er das etwa dann ernst? Und das Leopardenfell? Alles kein Theater? Matt winke ich ein "Salve" hinüber zum Eingang. Naja, der wird sicherlich bald ins Bett geschickt. Aber: ob Flavius Aristides nicht dann auch hier ist? Ein Lichtblick, freudig vibrierend, läßt mich lächeln. Das Kind entschwindet aus meinem Gedankenkreis.

    Was ist Zeit für einen Unsterblichen? Was ist Zeit für einen, der ewig ist? Sind tausend Jahre für ihn wie der Tag, der gestern vergangen ist, wie eine Wache in der Nacht? Oder währen Minuten wie Tage, Stunden wie Wochen? Ich weiß es nicht, vielleicht bin ich auch gerade nur ein Viertelstündchen eingeschlafen nach dem langen und anstrengenden Tag (meinen tausend Jahren als Sterblicher).


    "Nicht zu überhören, salve", entgegne ich mit einem tendenziell schnippischen Tonfall. Also Dido. Und wo hat sie Straton und Hannibal gelassen? "Du bist allein? Ich hatte Straton nach Dir und Hannibal geschickt." Daß vom einem Ganzen nur ein Drittel erfüllt wird, erscheint mir erklärungsbedürftig.

    Da es sich beim IR nicht um eine Simulation tatsächlichen historischen Geschehens handelt, ist die Frage nach "historischen" IDs müßig.


    Eine Beispiel-ID "Plinius Minor", als "Zeitgenosse" in der SimON-Zeit, ist, um "historisch" zu sein, darauf angewiesen, daß auch alle anderen IDs mit dieser ID "historisch" agieren. Die Beispiel-ID "Plinius Minor" wird wohl kaum als gewesener 43/44jähriger Suffekt-Konsul SimON einsteigen können, ebenfalls nicht als Caecilius, da diese gens SimON hier nicht existiert. Undsoweiter.


    Auch nur eine Abweichung von der bekannten historischen vita des Plinius Minor und der diese umgebenden historischen Rahmenbedingungen machen deutlich, daß es sich bei der Beispiel-ID "Plinius Minor" nichtum die historische Person/ID handeln kann.


    (Wie auch klar, ist, daß Vinicius Hungaricus nicht Caracalla und Flavius Catus nicht Augustus ist, obgleich beide als Avatar Bildnisse dieser historischen Personen gewählt haben.)

    Genau. Wunderbar. Danke. Warum Angehörige des Militärs grundsätzlich brüllen müssen? Schraubt ihnen jemand bei der Musterung die Ohren ab? Oder können sie nicht mehr zwischen Einzahl und Vielzahl unterscheiden und kommandieren immer stimmäßig mindestens zwei Legionen bei wütendem Orkan?


    Ich drehe mich langsam um lächele und "Melde gehorsamst, daß 'JA'. Stehen Sie bequem, nauta. Ist uns ein Cervisia-Fest, Sie hier unter uns Landratten begrüßen zu dürfen!" :D

    Also ehrlich: ganz wohl ist mir nicht. Nein, meine Vitalfunktionen sind völlig im rechten Bereich, alles fröhlich, wie man so sagt. Obwohl wirklich fröhlich ist mir nicht zumute. Ich sehe schon einen endslangweiligen Nachmittag an mir zähflüssig vorüberhatschen, Stunde um Stunde an dieser, dann an jener Grabinschrift verbringend. Ein Hund ist er schon, mein Onkel Gracchus, aber ich weiß nicht genau, welche Rasse. Molosser können wir streichen, Basset*) kommt in die Endausscheidung.


    Schweigend in seinen Monolog vertieft, gehen wir - ich mit hinterm Rücken gekreuzten Händen, um meine Haltung und damit meine Aufmerksamheit zu verbesser, nicht, daß er och beiläufig eine Frage einflicht, die Gräberstraße entlang. Hie und da nicke ich, mein Kopf wackelt alleine schon deshalb, weil ich versuche, nicht auf die Rillen der Pflastersteine zu treten und dadurch ständig um Gleichgewichtsausgleich bestrebt bin.


    "Tatsächlich, Onkel. Das Leben nimmt manchmal äußerst sonderbare Wendungen", ich denke, Flavius Gracchus ohne mich in Gefahr zu begeben, in dieser Weltsicht unterstützen zu können. Dagegen ist schließlich absolut nichts einzuwenden. Diese "sonderbaren Wendungen" kenne ich selbst. Auch wenn ich "sonderbar" eher für eine Begegnung mit Untoten, von Geisterhand bewegte Silberkannen, meinen Kontostand reservieren würde. Aber, warum nicht auch für das Leben im allgemeinen?












    *) Zwar eine alte, ehrwürdige Hunderasse, aber trotzdem erst seit der Neuzeit.

    "Du meinst, wir können gehen?" Oh! Nicht, daß ich auch nur ein Satzzeichen dagegensetzen würde, geschweige denn, ein Wörtchen. Onkel Aquilius schaut nicht gut aus. Geschieht ihm recht. Kommt davon, wenn man meint, Dienst nach Vorschrift sei eine Tugend ... ich möchte dem Chronisten, also dem Typ, der die ganze Zeit neben mir herschlurft und mit gekrümmtem Rücken Papyrus um Papyrus mitschreibt, was ich denke, sage, esse, trinke, fühle - doch verraten, daß mein Verhältnis zu meinem Onkel eine leichte, völlig wetterunabhängige Abkühlung erfahren hat. Tolle! Scribe! Verkünde der Nachwelt, wie's um mein Verhältnis zu meinem Oheim momentan steht! (Ein wenig Klatsch hilft immer über die langweiligen Sekunden meines Lebens hinweg ...)

    Wirklich amüsant, Aurelius Ursus, der Stadtrömer: "Dem Namen nach ist der Mann aus Hispania, das Latein, das da auf dem Land und an den Küsten gesprochen wird, ist im Vergleich zu dem Hochlatein hier in Rom tatsächlich ziemlich, naja, gewöhnungsbedürftig. Tarraco hält sich für 'was besonderes, da ist die Aussprache schon wieder städtisch, habe ich gehört."


    Irgendetwas irritiert mich gerade. Eine verdorbene Muschel? Kommt Wind auf? Schlägt das Wetter um? Etwas seltsames, was ich nicht ganz einordnen kann, wie ein Angelhaken in meiner Stirn. Hm. Egal, vergiß' es. Kommt schon, klärt sich.


    Ich schüttele den Kopf. "Sunt lacrymae rerum, alle Dinge haben ihre Tränen, ich wäre lieber daheim geblieben, da hatte ich meine Freunde, da kannte ich mich aus und mich kannte auch jeder. Meine Onkels hier finde ich schon schwer in Ordnung und ich fresse mich durch die Regale in den Bibliotheken. Das ist wirklich großartig! Endlich mal nicht langsam lesen müssen, weil man sonst keine Lektüre mehr hat." :)


    Bücher. Bücher. Bücher. Ich sei der einzige Mensch, der so bescheuert ist und ein Buch mit an den Strand nimmt, hat Pedro gesagt. Es sei schon peinlich, ob ich es nicht einfach im Sand verstecken könne. Klar. Und Du findest es dann wieder, Du, der Du nicht einmal Deine dunkle Matte auf dem Strand siehst, wenn man Dich nicht draufschmeißt. Worauf ich seine Faust in meinem Gesicht hatte und er mein Knie in seinem Verdauungstrakt. "Liebesspiel" hat ein Mädchen mal die Prügeleien unter uns genannt. Natürlich, waren sie ein Spiel, meistens jedenfalls.


    "Bitte? Verzeih' ich habe gerade ein bißchen vor mich hingeträumt. Hm, äh, kannst Du denn schwimmen?" Mit einen Korkschwimmgürtel um die Hüften dürfte Aurelius Ursus durch etwas an seiner angeborenen Würde verlieren ...

    "Magst Du keine Austern, Onkel Aquilius?" frage ich so beiläufig wie möglich und bewege mich auf der Kline schleichend und zügelnd näher an das Tablett, auf dem noch einige der vor Flüssigkeit glänzenden weißen Schalen mit grauem Bauch auf einem Meer aus gesalzenem Eis schwimmen.


    "Ich fand interessant, daß Vitruv überhaupt nichts von der Regia schreibt, dabei ist sie ja doch zeimlich ungewöhnlich. Es war nur Zufalle, daß ich gemerkt habe, es gibt so gut wie überhaupt nichts dazu in der Bibliothek der Schola."


    Aus Sicht eines Händlers habe ich eine Marktlücke, einen Bedarf entdeckt bin nun daran, genügend Mittel bereitzustellen, diese Nachfrage, die ich zugleich selbst erzeuge und anfache mittels geschickter Werbung, dann als Monopolist zu decken. Ich sollte aufhören die Memoiren des publicanus' M. Avarus Crassus zu lesen, da steht lauter solches Zeug drin.

    Mit gebremstem Schwung - schließlich will ich nur die Welt und nicht diese Tür aus ihren Angeln heben - öffne ich die Bürotür:


    "Salve, Herr Magister!" :D, "Ich habe gehört, Du hast einen neuen cursus iuris ausgearbeitet", texte ich den Mann, der da hinter dem Schreibtisch sitzt, gleich an.


    "Flavius Lucanus zu Diensten, ich würde mich, wenn möglich dazu anmelden ..."

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer


    "Sehr schön. Die Meldung geht an dich oder gleich an Senator Avarus? Wir werden voraussichtlich mit der Factio Veneta gemeinsam starten, aber die Details dieser Sache sind noch zu klären", erläuterte Macer kanpp die Hintergründe. Mehr wusste er immerhin selber auch noch nicht. Erst der Ausfall von Philipus Thrax hatte diese Kooperation ja überhaupt nötig gemacht. "Es wird wohl jede Factio zwei Fahrer stellen."


    Einen Augenblick überlegte er, ob man den Rennmodus der Staffel nicht besser vorher einmal proben sollte gemeinsam mit der Veneta. "Wird es in das genaue Reglement der Staffel noch eine detaillierte Einweisung für die Fahrer direkt auf der Bahn geben? So rechtzeitig vorher, dass man ein wenig üben kann? Man will ja keine Unfälle verursachen."


    "Der Aedil hat mir aufgetragen, alle Daten und Vorschläge zu sammeln, insofern ginge die Meldung dann an mich.- Beim Staffellauf sind Kooperationen im Grunde gewünscht, um auch einen freundschaftlichen Wettkampfgeist zu huldigen, so sehr man sich in der Arena auch als Konkurrenten sieht, soll man das doch auch ein wenig, nun, als Sport sehen." Fankurven, Souvenirs, in Factio-Farben gefärbte Gesichter und Körper und Haare, gröhlende Anhänger einzelner Factiones, die einander nach einem Kampf noch einen Kampf untereinander liefern. Dutzende oder Hunderte in den Zellen der Vigiles, die darauf warteten, wieder nüchtern zu sein, davon hatte ich schon zu genüge gehört. Na, bravo.


    "und ich kann Dir versichern: es wird zunächst mit Statisten geübt, um die Technik im Griff zu haben - und schließlich wird ein simuliertes "Rennen", wenn man so will, gefahren, bei dem alle wirklichen Fahrer und Gespanne sich sowohl mit der Start- wie auch der Ziellienie vertraut machen können. Das wird sinningerweise am Vortag passieren, damit kein Streß aufkommt." Es würde trotzdem mörderisch werden, immer, wenn man Neuerungen einführt, will es keiner gewesen sein, wenn was schiefgeht. Der Mißerfolg hat keine Väter, der Erfolg aber viele. Wird sicherlich lustig.