Ich grinse meine Schwester an. Wer wird denn gleich ...
Mit einer abwiegelnden Handbewegung, die sich eindeutig in Richtung Austernschale bewegt und dort zulangt, während ich dankbar und scheinbar schicksalergeben zu meinem Onkel Aqulius nicke - meinetwegen, dann nehm' ich die Austern halt - beruhige ich sie "Ich glaube nichts, bis ich es nicht erlebt habe. Aber in Deinem Fall möchte ich es gerne glauben. Immerhin haben mir die Götter eine große Schwester beschert, keine kleine", was meine Bereitschaft, plötzlich nicht mehr Einzelkind zu sein, deutlich gebremst hätte. "Jeder würde gerne Dein Bruder sein - wenn schon nicht Dein Ehemann ... oh, guck' mal!"
Leichtes Theatergrollen und Gemaunze hinter der Kulisse hatte meine letzten Worte begleitet. Ein Kalbshund mit einem Menschen hintendran poltert in das Speisezimmer, benimmt sich deutlich desorientiert, Sabber schlotzt zu Boden, gerade, daß er den Tisch mit den Speisen nicht tangiert, über den die Götter eindeutig ihre schützende Hand halten (es sind noch Austern in der Schale).
Nachdem offenbar so der Beginn von irgendetwas angekündigt war, folgt sogleich, die Spannung haltend und auf der gewonnenen Aufmerksamkeit aufbauend, ein kleiner Knilch, ganz in grün, ein Leopardenfell von sich werfend. "Wie nett, schau, Onkel Aqulius, der Frühling begrüßt unsere Familie, wir können die Wintersachen einpacken", wende ich mich zu meinem Onkel zu meiner Linken. "Eine nette Idee von Onkel Gracchus, eine Schauspieleinlage zu organisieren". Was ihm eigentlich nicht ähnlich sieht, aber heute Abend, so hatte er wohl entschieden, sollte ein Abend der freudigen Überraschungen sein.
Serenus? "Onkel dritten Grades"? Das? Ein Zweieinhalbkäsehoch, von einer offenbar farbenblinden Ausstatterin angezogen? Grün in Grün? Meint er das etwa dann ernst? Und das Leopardenfell? Alles kein Theater? Matt winke ich ein "Salve" hinüber zum Eingang. Naja, der wird sicherlich bald ins Bett geschickt. Aber: ob Flavius Aristides nicht dann auch hier ist? Ein Lichtblick, freudig vibrierend, läßt mich lächeln. Das Kind entschwindet aus meinem Gedankenkreis.