Schon leicht plattfüßig watschele ich, allerdings ohne zu schlurfen, hinter dem Sklaven her, der mir den Weg zum Arbeitszimmer des Senators zeigt. Mal sehen, was mich erwartet - ob ich ihn schon einmal gesehen habe? Ich hätte mich über die einzelnen principes informieren sollen, gibt es nicht Dossiers über die verschiedenen wichtigeren und unwichtigeren, aber wohl kommenden Männer Roms bei uns in der Bibliothek? Naja, zu spät, was soll's.
Beiträge von Cnaeus Flavius Lucanus
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Vorsichtig betreten wir den Salon, wie als wollten wir in einem Tempel ein Opfer darbringen. Die Atmosphäre ist einem solchen nicht unähnlich, mit glühenden Kohlen gefüllte Dreifüße, leichte Düfte vermischt mit schwereren, von den Decken hängen Ampeln aus Silber mit vielen kleinen Lichtern.
Bedächtig winke ich in Richtung Tiffanius' Stuhl, der aber leer ist. Eine junge Verkäuferin lächelt mich an, faltet die Hände, legt den Kopf schrägt auf die eine äußere Hand und deutet an, daß der Meister ein kleines Nickerchen eingelegt hat. Schade, aber ihn zu wecken würde niemand wagen und selbst der Kaiser könnte nicht darauf beharren. "Kreative Rekreation" nennt Tiffanius seine Schläfchen - 'den seinen geben's die Götter im Schlaf', sagt er. Beim Schlafen kommen ihm die besten Ideen.
"Ein Sekündchen" vertröste ich kurz meine Begleiterin lächelnd und flüstere einem jungen illyrischen Verkäufer etwas ins Ohr. Der nickt verstehend und geht davon.
"Also, Aurelia Helena, ich habe schon viel über Liebe gelesen. Catull, Ovid und auch Vergil, der die Liebe Didos zu Aeneas beschreibt. Das meiste davon ist wohl schwülstiger Unsinn, und ich glaube nicht, das irgendwas davon mehr ist, als Phantasie. Das Vernünftigste, das ich je gelesen habe, ist PLatons Bild von den zwei getrennten Hälften, die herumirren und einander suchen, damit sie wieder eins werden können." Eigentlich auch romantischer Kitsch, aber schöner romantischer Kitsch, wie ich zugestehen muß.
"Man kann nicht alles planen. Im Grunde kann man überhaupt nichts planen. Cor ad cor loquitur - ein Herz spricht zum anderen und nur diese Sprache ist aufrichtig, weil sie ohne Krücken auskommt. Vertrau' auf dei Weisheit der Götter, sie sind es, die uns lenken und unser Schicksal gnädig bestimmen."
Udn wenn die Götter mir Aurelia Helena als Frau zugedacht haben, werde ich freudig zugreifen, mit beiden Händen. Sie ist im richtigen Alter, aus einer passablen Familie und ist sicherlich gesund. Und sie ist reizend, freundlich und gewinnend, intelligent und wißbegierig. Und noch niemand versprochen, wie es scheint.
"Bis gestern noch nicht" füge ich ein wenig sibyllinisch hinzu.
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Ein wenig mehr als der Verständlichkeit zuträglich, hatte ich mir von meinem Frühstück genommen. "Iff 'ab' hm aufeififn", versuchen sich meine Worte an den Nahrungsbrocken vorbeizuschmuggeln. Ich schlucke herunter.
"Ich habe diesem, diensem, ach, ich hab' draufgebissen. Nur kurz, eigentlich mehr aus Reflex aber ich habe Blut im Mund geschmeckt." Das Geräusch, das Tassio von sich gab, das verhaltene Quieken, habe ich noch im Ohr. Ich mache ein bekümmertes Gesicht und schenke mir nach.
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Götter, denen man blutige Opfer darbringt, müssen ruhelose und hartherzige Götter sein. Klirrendes Gerät, blöckende, muhende, stampfende und ängstlich zitternde Tiere, sofern nicht mit Kräutern in eine künstliche Halbwirklichkeit versetzt, das Dampfen der Innereien, die klebrige Süße des warmen Blutes, Knorpel, Fettgewebe, Sehnen, Organe Fleisch - und doch entdecke ich immer mehr Frieden und Ruhe in den sanften Bewegungen, den ruhig dahinplätschernden Gesängen, dem Hauchen der Flöten. Wenigstens heute. Große Opfer sind oft durchreglementierte Schlachtfeste, es werden Befehle geschnarrt, Stiefel knallen, Messer sirren, Trompeten schmettern und krächzen.
Doch hier berührt uns die Stille der Unendlichkeit. Ganz selbstverständlich, als sei es das natürlichste der Welt, daß der Wind aufhört zu wehen, die Sonne am Himmel stillsteht, jede Bewegung aufhört. Frieden. Ist jetzt der Frieden mit unseren Göttern wieder hergestellt? Ist der Lauf der Dinge angehalten worden und wie ein großes Räderwerk setzt es sich nun langsam wieder in Bewegung, als hätte es nie aufgehört, Zahn um Zahn, Rad um Rad zu funktionieren?
"DAs wäre mir lieb. Ja, Onkel, laß' uns gehen." Stille. Ein sanftes Säuseln des Windes erhebt sich, die Menschen bewegen sich langsam und bedächtig, kein Lachen, kein sorgenvolles Seufzen, nur stille Heiterkeit und nachdenkliche Andacht.
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'Irgendwas läuft hier schief - auch wenn eigentlich alles prima läuft', schießt es mir durch den Kopf. Ist nicht meine Schwester der Grund für unser gemeinsames Abendessen? Es scheint aber vielmehr, daß Onkel Gracchus selbst sich gerne mal wieder mit Menschen unterhalten will und nicht in Sololoquien kreiselnd in seinen Fluchten herumwandern möchte. Wir Männer trennen uns inhaltlich von den Frauen - vielleicht ein Zeichen von Normalität? Vielleicht sind wir Flavier ja gar nicht so exzeptionell, sondern wie jede beliebige Durchschnittsfamilie, bei der die Frauen über Frauenthemen und die Männer über Männerthemen nebeneinanderher sprechen können.- Und was soll ich jetzt sagen? Daß ich im Grunde nur ein dünnes Blatt Papier gefunden habe, das mich so gereizt hat, zu komplettieren? Und die Annalen des Fabius Pictor, haben in manchem das, was die kurze Beschreibung hergab, nicht bestätigt? Was würde mein Onkel davon halten, wenn ich mit einem Spaten bewaffnet in die Regia marschieren wollte, um unter den Steinböden nachzusehen? Und erst der rex sacrorum? Wäre das ein sacrilegium, nachzuweisen, daß in der Regia nie ein König gelebt hat?
"In der Tat - äußerst mysteriös, diese Geschichte", werfe anzüglich ich einen Satz zwischen meine Tante und meine Schwester. "Und selbst, wenn sie nicht wahr, ist, so ist sie grandios erdichtet, nicht wahr, Flavia Celerina?!" Ich kann es nicht lassen - ich weigere mich, ihr nicht zu glauben, und im Grunde - ist es nicht einerlei. Das war nur eine Sache von ein, zwei Atemzügen, ich wende mich nun ganz meinen beiden Onkel zu:
"Ich interessiere mich für die Geschichte der Regia, dem Amtshaus unseres rex sacrorum", versuche ich es kurz zu machen. "Es ist ein zentraler Ort der pietas unseres Volkes und des cultus Deorum und ich möchte mich nicht nur praktisch dem Dienst an den Göttern widmen."
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Ist der Wunsch nach Gerechtigkeit ein triftiger, ein guter Grund, Anwalt werden zu wollen? Als ich mit meinem Onkel auf der Tribüne stand, die Augen geschlossen, meine Ohren jedoch nicht, das Fauchen der Löwen, das Johlen der Menschen und das Knacksen von Knochen hören mußte, war mir klar: das durfte sich nicht wiederholen.
Nicht, daß ich so dumm bin, auch wenn mein Onkel Furianus sicherlich nun spöttisch lächelt, nicht, daß ich denke, die Spiele oder die Todesstrafe abzuschaffen und Verbrecher ändern zu können, nein, es durfte sich nur nicht ein Verfahren, das von vorne bis hinten falsch war und gegen jedes Gefühl von Recht und Richtigkeit verstieß, wiederholen. Und mein Onkel Aquilius hat ja recht: was will ich Dorftrottel dagegen machen? Wissen. Nicht einfach ein Urteil soll ein Gericht fällen, sondern sich um Gerechtigkeit bemühen, um Menschlichkeit im Angesicht des oftmals Unmenschichen. So ist das grausige Ende Kylians vielleicht nicht umsonst. Gebt mir einen Punkt, an dem ich ansetzen kann, und ich werde die Welt aus den Angeln heben!
Diesen Punkt finde ich an der Tür des Officiums für Rechtsfragen - und poche auch kräftig dagegen. Poch - Poch - Poch
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Sim-Off: Verzeihung. Die Miete für die location hier ist einfach zu hoch, da mußten wir an Drehtagen sparen.
Lieber ein Ende mit Schrecken, als einen Schrecken ohne Ende. Den Bogenschützen brauchen wir jedenfalls nicht mehr. Ich schließe die Augen, als Jäger und Beute zum erstenmal aufeinandertreffen. Bitte, macht es schnell und stümpert nicht.
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"Mars möge seine segensreiche Hand über die Praesina halten" bekräftige ich freundlich nickend. "Ansonsten? Nein, Präfekt, meine Aufgabe ist soweit erstmal erfüllt. Danke, daß Du Dir Zeit genommen hast."
Ich verbeuge mich abschließend.
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"Danke", schniefe ich, als endlich unsere Stärkung eintrifft. "Alles in Ordnung, wir, äh, wir erzählen uns von früher", von gestern, nicht sehr viel früher.
Ich schenke mir den Becher voll, trinke einen großen Schluck und beiße vom Käse ab. Was hat Celerina denn a bekommen? Sieht seltsam aus, irgendwie wie schonmal gekaut und verdaut. Oder wie Puls, nur völlig verkocht. Mein Magen rebelliert etwas, ich schaue woanders hin.
Wann geht diese Ylva eigentlich wieder? Ist das ihr ZImmer? Keine Hektik, Luca, erstmal etwas stärken. Und ein wenig Ablenkung tut auch gut. Im Grunde - wie kann ich meine Schwester nur mit derartigem Schmutz belasten? Wird sie nicht empört sein? Irgendwie schaut sie aber sehr, hm, professionell und gelassen drein. So, als sei das keine große Sache. Aber sie war doch schon schwanger, sie mußte doch ...
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"Meine Schwester und ich - wir - werden zu Guccius gehen und dann zu Tiffanius", versuche ich im Vorfeld klar die Prioritäten und die Route mitzubestimmen. Meine Öle, Salben und Badeseifen nicht zu vergessen. Tilla wird keine Hilfe sein, sie kann nichts dazu sagen und hat auch nichts dazu zu sagen, sonst könnten wir 2:2 einen Vergleich schließen.
Aber es ist noch nicht zu spät am Tag, jeder kann irgendwelchen Nutzen und Spaß da herauszutscheln.
"Also einen großen Krug Birnenwasser, eine doppelte Portion Lucanische Würtschen mit Liquamen, Meerrettich und eingelegtem Kraut!" Eigentlich wär' mir jetzt nach Innereien, aber was soll's. Frühstück habe ich schon hinter mir, Oliven stärken nicht.
"Slavenmarkt - ich schau' da oft vorbei, da trifft man einen Haufen interessanter Leute und erfährt auch so einiges. Tilla und ich haben uns die Verkäufe angesehen - diesen Micipsa von Onkel Aquilius haben sie an dem Tag angeboten. Caro is' nur eine Bekannte von damals." Ich mache eine wegwerfende Handbewegung. Das mit Caro wird jetzt zu kompliziiert, das Mädel ist vorbei, alten Puls soll man nicht aufwärmen.
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"Also zwei Birnenwasser! Aurelia Minervina, Schwesterherz? Vielleicht auch ein paar eßbare Köstlichkeiten? Sie haben Lucanische Würstchen auf der Speisekarte ..."
Was die Aurelia wohl vorhat? Ich gluckse, natürlich: Einkaufen. Mit irgendwas anderem scheinen sich Römerinnen ja nicht beschäftigen zu können. Handarbeit, Musik und schöne Literatur sind offenbar nicht mehr Mode. Dafür Mode zu anziehen.
"Die Feder habe ich immernoch, Tilla. Hängt am Kandelaber auf meinem Schreibtisch und dreht sich leise, leise im Wind." Ich blicke zu dem Mädchen hinüber. "Also kapiert habe ich das mit 'Caro Mioben' bis heute nicht. 'Tilla' ist ein viel schönerer Name, klingt wie das Zwitschern von manchen Vögeln, die fröhlich tirilieren. Oder?"
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Schöne, sonnige Erinnerungen tauchen wie ein Segler am Horizont auf, ich schaue aber nicht genau hin, sonder sondern tue so, als wäre da überhaupt nichts.
"Das klingt nach einem Fischer. Für die ist Fisch nur frisch, solange er lebt, viele kochen, braten und essen darum auf ihren Boten und zuhause nur Gemüse und Puls. Und Fleisch ist teuer, da ist der Speisezettel und die Phantasie natürlich sehr eingeschränkt."
Auch wenn das, was man aus Fisch so alles machen kann, kaum phantasielos nennen kann, nur eben nur Fisch, das liegt nicht jedem. Und in Rom schon garnicht.
"Der Unterschied zwischen dem Haushalt hier in Rom und meinem daheim in Flaviobriga könnte größer nicht sein. Nach dem Tod meines Vaters, der es nur zum Legionarius gebracht hatte, war - und ist - kein Geld da. Ich habe mir bei Nachbarn als Hütejunge Geld verdient und das Fischen hat unseren Tisch gedeckt. Puls mit Puls und verschrumepltes Gemüse macht nicht froh, wenn man das Meer vor der Nase hat. Im Grunde wäre ich Fischer geworden, wie mein Freund Pedro und wie eigentlich alle Männer im Dorf, wenn meine Mutter nicht vor ihrem Tod nach Rom geschickt hätte."
Erstens kommt es anders - und zweitens als man denkt. Ob die Schicksalsgöttinnen wenigstens wissen, was sie als nächstes von ihrer Spindel lassen werden?
"Ich denke, ich werde mir ein Boot kaufen und hie und da aufs Meer fahren, ich bin so viele Menschen nicht wirklich gewöhnt und man kommt bei der Unruhe auch nicht richtig zum nachdenken, nicht? Ich habe bald ein ganzes Jahr das Meer nicht gesehen, ein Fischer ohne Meer ist wie ein Fisch ohne Wasser. Land tötet beide."
Ich schaue Aurelius Ursus vorsichtig und ein weng belustigt von der Seite an. "Nein, in der Tat, Militärisches ist meine Sache nicht. Dieses Gebrülle, diese Phantasielosigkeit und Roheit, nicht, daß ich das Abenteuer und Schwierigkeiten scheue oder mir über die Notwendigkeit unserer Legionen im Klaren bin, aber jeder nach seinen Interessen und Fähigkeiten, nicht wahr?"" Verbindlichkeit wechselt mit Vorsicht. Soldaten halten sich immer für das Beste, was Rom hervorzubringen in der Lage ist. Naja, wer's glauben möchte - bitte.
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Angesichts der Tatsache, daß "Wasser" SimON keinen Nutzen hat, eher SimOFF der Elektronik der Server schadet, könnte man darüber nachdenken, Positionen wie die des "Aquarius" wegzurationalisieren.
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"Die Freude ist auch auf unserer Seite, Aurelia Minervina" antworte ich freundlich. Wieso die Aurelier mit derart vielen und derat hübschen Frauen gesegnet sind? Weil flavische Männer darauf warten, sie zu freien?
An Tillas Erziehung würde man noch feilen müssen, läßt sich einfach fallen wie ein nasser Wäschesack, ohne auf ihre Herrin zu warten. Sklavin hin oder her, die Jüngeren warten auf die Älteren. Ich warte, bis Aurelia Minervina selbst Platz genommen hat und setze mich dann.
"Leider konnten wir die Aufmerksamkeit des Personals noch nicht erringen, ein Siegespreis, so schwer wie ein Ölzweig bei einer Olympiade, denke ich." Als ob die Bedienung hier wichtiger ist als die Gäste, die Gäste gerne das Personal bezahlen, allein dafür, das es herumsteht.
"Hallo Tilla, alles klar?" grinse ich sie an. Wie üblich sieht sie ein wenig verhuscht aus, "Ich nehme ein Birnenwasser, und Du?"
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Frauen sind wirklich lästig. Können nicht stillsitzen und einem zuhören. Denmächst gehe ich wieder in den Tempel, wenn ich Sorgen habe. Iuno und meine Mutter hören mir zu, ohne dreinzuquatschen. Ich bin ja so müde, sooo müde ...
"Macht man das in Tarraco oder Lutetia nicht? Bei uns in Flaviobriga küssen wir Jungs oder die Männer sich natürlich, wenn wir uns begrüßen. Auf die Backe - und wenn man besonders befreundet ist, auch mal auf den Mund." Natürlich: Pedro. Ich versuche, dem geflügelten Jungen zur Linken auf den Mosaik die Züge meines Freundes zu geben, was mir nicht gelingt.
"Da ist doch nichts unnatürliches dabei - und wieso 'Verschwendung'? - ich meine solange, solange ...". Sieht der Junge im Mosaik aus wie ich? Und ist die Frau rechts meine Mutter? Ich versuche, die Klötzchen zu zählen, die um das Zentralbild angeordnet sind: I, II, III, IV, V, ...
"Tassio hat mich auf den Mund geküßt! Und mir dann sein Ding hineingesteckt! Mir ist schlecht geworden, ich habe versucht, mich zu übergeben ... wie kann jemand mir das antun?" Leise quellen Tränen aus meinen Augen hervor. Diese Schande! Was soll ich meinen Onkel sagen! Und Aurelia Helena! Ich ...
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"Sicher" entgegne ich ausweichend. Entführung, Nötigung zu was auch immer, versuchter Mord und Mord - schlimm, sich nicht entscheiden zu können, hätte er sie umgebracht, wäre er nicht auch noch wegen versuchtem Mord verurteilt worden.
"Wahrscheinlich sind die Sturmtruppen des Imperators nur leere Rüstungen, die vom Willen des Präfekten gesteuert werden. Mach' Dir darüber keine Gedanken, Du hast ein Kind gerettet, das zählt vor den Göttern." Meine neue Bekanntschaft redet gerne. Was jetzt? Bei dem Wetter funktioniert auch nicht einmal eine Uhr.
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Mit einem kleinen Stopser meines Ellenbogens, eigentlich hätte ich ihr auch gerne um die Taille gefaßt, lächele ich samtig.
"Unsinn, Aurelia Helena. Du bist nicht dumm und ich bin nicht klug. Niemand weiß alles und immer werden wir versuchen müssen, unsere offensichtliche Inkompetenz kompensieren zu müssen. Auch das ist eine Art der Kompetenz, aber dafür braucht man Lebenserfahrung und Weisheit." Der germanische Philosoph, ja, sowas gibt's wirklich, hat sich in einer kleinen Streitschrift für eine "Inkompetenzkompensationskompetenz" der Philosophen ausgesprochen, klingt sehr sophistisch und ich habe einen ganzen Tag gebraucht, um das Wort fehlerfrei aufsagen zu können ...
"Was ich weiß, weiß ich aus Rollen, habe ich gelesen. Du hast Lebenserfahrung, gerade in Rom, wovon ich keine Ahnung habe. Laß' uns unsere Kenntnisse zusammenwerfen - dann mischen wir alle kräftig auf!"
Womit wir zwanglos beim Thema wären. Heiraten! Endlich! Natürlich will ich Dich heiraten, auch wenn ich keinen Vergleich habe. Aurelia Prisca ist auch großartig, aber schon vergeben - und ich würde es mir ungern mit meinem Onkel Aquilius verderben. Tilla ist zu jung und außerdem, naja, eine Sklavin. Wer noch?
Ich lächele noch samtiger, diesmal in Mascara: "Natürlich ist Heiraten natürlich. Familie zu haben ist natürlich, kein Mensch lebt alleine, sonst sterben wir ja aus und keiner erinnert sich mehr an uns." Lebt meine Mutter nicht in mir weiter - und darum auch in meinem Kindern und Enkelkindern? Die Erinnerung ist es, die wir wachhalten müssen.
"Und wie kann man einen Mann heiraten, den man liebt? Das ist doch unlogisch! Heiratet man nicht den, den man lieben möchte? Wie kann man in jemanden verliebt sein, den man nicht oder nur kaum kennt?" Diese ganze blöde Liebesliteratur vernebelt den Menschen den Verstand, Liebe entsteht durch Beständigkeit, nicht durch Ka-Wumm, eine Explosion von Sternen, die dann so schnell verglüht, als hätte man ein Feuer nur mit Stoffen angefacht. Gutes, trockenes Holz erhält das Feuer der Liebe.
"Stets zu Deinen Diensten, Aurelia Helena. Dann kontere mit einem schlanken, dürren, häßlichen jungen Kerl und schlage Deinem Vormund vor, einen Flavier aus Hispania zu favorisieren. - Wer ist übrigens Dein Vormund?" Mit dieser Frage nicke ich den beiden nubischen, in glänzende hellblaue Tuniken gekleideten Sklaven zu, die am Eingang von Tiffanius' Salon stehen. Einer geht voran, hält uns die Tür auf und wir betreten die Verkaufsräume.
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Langsam pfeife ich aus dem letzten Loch. Laas ist da verläßlicher und geschickter, allerdings kennt er meine schlaflosen Nächte schon lange und hat meist alles schon parat, wenn ich wieder einma übernächtigt einen neuen Tag begrüße, wenn man das so nennen will.
"Entzückend. Richtig. Der Typ, der mich mit dem Riemen geschlagen hat: Falvius Tassio. Haben uns prächtig über Flavius und Falvius amüsiert, er fand das ganz großartig. Ich nicht weniger, Sprachspiele sind etwas schönes, nicht?"
Ja, aber nicht jetzt. Klar, klar. Doppelseufz.
"Wir gehen also einige Stunden zusammen spazieren, die Zeit vergeht, wir trinken was, wir essen was, landen in den Gärten des Maecenas, die zur blauen Stunde immer so schön sind. Nja, und dann auf einer Bank, wir unterhalten uns gerade über Tacitus, der ja gerade wieder ein Geschichtswerk veröffentlicht hat und wir waren uns einig, daß das Buch in den Acta positiv besprochen werden würde. Und plötzlich schlingt dieser, dieser ... schlingt er seine Arme um mich, reißt mich groß an sich und - küßt mich."
Ich schaue meine Schwester nicht an, sondern versuche das Mosaik und das große Bild mir einzuprägen, das es darstellt. Hübsch und farbenfroh.
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[Blockierte Grafik: http://img411.imageshack.us/img411/994/larsfp1.jpg]
~~~ Lars ~~~Lars grinst. Ausprobieren? Sicher lustig, aber leider sicher endgültig, denke ich. Nein, danke. Vielleicht ein andernmal.
He! Du Arsch. Was sind das für Manieren! Ich glaub's ja nicht! Lars reibt sich den Kopf und verwuschelt sein Haar dabei. Wütend und empört funkelt er den Fremden an. An sich ließ er nur Wasser und Dominusluca 'ran, keiner gab ihm sonst irgendeine Kopfnuß.
Mein Herr, Cnaeus Flavius Lucanus hat einen Brief, den ich Dir geben soll, Cassand-e-r. Gut?
Der Junge greift pampig neben sich und hält ihm die gesiegelte Schriftrolle hin.
Da. Und Tschüß.
[Blockierte Grafik: http://img505.imageshack.us/img505/9482/caduceuscflyl9.png]
CN FLAVIVS LVCANVSDom Ven Proconsuli
Senatori L Flavio FurianoTarraco, Prov Hispania
per nuntium
Cn. Flavius Lucanus S. D. L. Flavio Furiano!
Hochverehrtester Onkel Furianus!Mit überquellender Freude und doch auch niederdrückender Trauer habe ich Deinen Brief, den sogar eigenhändig abzufassen Du Dir nicht nehmen ließest, aus Deines Boten Händen empfangen dürfen. So sehr es mich glücklich erröten läßt, daß Du an meinem bescheidenen Schicksal derart engagiert Anteil nimmst, so sehr betrübt und bestürzt mich, daß dieses mein bescheidenes Wirken zum Heil unseres Gemeinwesens Dir Anlaß zur Unruhe ist.
Deine brennende Sorge um die dignitas unserer Gens, unserer Vorfahren und nicht zuletzt und selbstverständlich Deiner eigenen ehrwürdigen Person ist Schmuck und Vorbild für mich - wie alle Menschen guten Willens, die davon Kenntnis erlangen - lodert aus jedem Buchstaben Deines Briefes, frommt Dich und kennzeichnet Dich als wahren Sproß des flavischen Baumes, an dem ich selbst nur ein kleines Blatt im Winde bin.
In diesen schwersten Zeiten, in denen unser geliebter Herrscher durch frevelnde feindliche Hand, die ihm seine tödliche Verletzung beibrachte, heldenhaft im Kampfe gegen die parthischen Aggressoren - denen ich selbst alles, ausnahmslos, erdenklich Schlechte dafür in ihren Reihen wünsche - uns entrissen ist, und wir wie Waisen trauernd uns um seinen Sohn und Nachfolger scharen, halte ich es für meine unaufgebbare Pflicht, an meinem unbedeutenden Platz meine Teil für unser Gemeinwesen zu tun, zu deren Heil und Wohl die genaue Beobachtung der Schuldigkeit gegenüber den Göttern gehört. Notwendigkeit mit Neigung verbindend, habe ich es übernommen, für die Organisation der Heiligsten und auf unseren Stammvater Romulus zurückgehenden Equirria an genanntem Datum zu Ehren des Gottes Mars, dessen Priester mein geehrter Onkel Flavius Aquilius ist, meinen bescheidenen Beitrag zu leisten.
Die Entscheidung der patres conscripti, in deren Weisheit und Weitsicht ich - ohne Verstand, Erfahrung und Einfluß - kindliches Vertrauen setze, einen Mann zum Aedilen zu wählen, den Du einen "infamsten Barbaren", einen "Frevler und Lästerer Roms" nennst, steht Dir als einem der kundigsten und ausgezeichnetsten Diener unseres Staates und als einem aufrechten und rechtschaffenen Mann ohne Zweifel zu. Mir jedoch, bar jeder Einsicht in die Entscheide der Klugen und Mächtigen, kann nur Gehorsam gegen diese zukommen. Insofern bin ich weit entfernt davon, allein aufgrund meiner völlig untergeordneten und unbedeutenden Position, "kooperieren" oder gar "paktieren" zu können, ich diene dem Amt, vielmehr noch der Aufgabe, und nicht anders als ohne Abneigung und Vorliebe, wie der große P. Cornelius Tacitus formuliert, der das Vertrauen unserer großen Vorfahren genoß, diesen Dienst zu verrichten, steht mir zu. Wer dieses Amt innehat, zudem nicht der Mann das Amt, sondern das Amt den Mann heiligt, ist meine Sache nicht und es steht mir nicht zu, darüber zu befinden oder zu urteilen. Es wäre in meinen Augen ein unverzeihbarer Frevel, den kommen Heiligen Spielen meinen Arm zu versagen, während ich eilfertig und bereitwillig den darauffolgenden Spielen im Monat März meine Unterstützung zukommen lassen, allein deshalb, weil mein geschätzter Onkel Flavius Gracchus diesen vorstehen wird. Ich habe natürlich den Göttern meine Gebete und Opfer gesandt, auf daß die Unsterblichen die Kandidatur meines Oheims gnädig favorisieren mögen und ich hege daran auch keinen Zweifel.
Weil es den Göttern gefiel, daß sich unsere Wege bislang nicht kreuzten und wir das Vergnügen einer Bekanntschaft bislang nicht haben durften, ein Umstand der meine Tage stets aufs neue verdunkelt, ist es verständlich, daß Du trotz unseren gemeinsamen Blutes über unseren Stammvater M. Flavius Romulus, Deinem Urgroßvater und meinem Ururgroßvater, und des unverbrüchlichen Segens der Götter, der auf unserem Geschlechte sicher ruht, nicht jenes Vertrauen in mich und meine Schritte setzt, wie Du es tätest, wären wir einander seit Jahren wohlvertraut. So bin ich nun fest davon überzeugt, daß Deine Sorge auch um meine dignitas, die aus Deinen Zeilen spricht, um mein Ansehen und um meine Ehre als Flavier Dich meinen Weg und meine gegenwärtigen Aufgaben bei den Equirria wie auch zukünftige Verpflichtungen, wie gering sie auch immer sein mögen, unterstützen läßt.
Mit Hochachtung und steter dankbarer Wertschätzung, verbunden mit dem Wunsch und der Hoffnung, daß die Götter Dir wohlgesonnen seien, zeichne ich, stets der Deine:
Cn. Flavius Lucanus -
Ja, so wie in der Politik, ergänze ich im Kopf. Alles nur ein Wettkampf, nur ein Spiel. Ich zücke meinen PDA und schreibe auf eine frische Tafel, was mir gerade an Informationen ins Ohr geträufelt wird:
Russata:
JR: Halil Torcebal
HR: Brinno
SR: ?"Natürlich", beruhige ich den Senator, "es sind noch ein paar Tage hin. Um auch das Publikum zu informieren brauchen wir die Daten zwei Tage vor den Equirria, das reicht aus. Änderungen natürlich immer vorbehalten." Falls irgendwas dazwischenkommt, wir kennen ja die Launen des Schicksals.
Sim-Off: Nicht ganz genau, :), da Start- und Ziellienie eben aus Sicherheitsgründen nicht identisch sein können, das würde im Chaos enden. Der Vorschlag von Germanicus Avarus, eine halbe Runde mehr zu fahren, ist sinnvoll. Also 4,5 Runden = 1 Strecke, präzise gesagt (mein Versäumnis). Wenn man einen Fahrer oder ein Gespann dann nochmals einsetzen wll, muß man sie hintenrum zur Startbox fahren.