Alle der Habseligkeiten seines dominus waren wohlverstaut, und nach dem Rundgang mit Führung, den ihm hatte der junge Kaïlos hatte angedeihen lassen, war Straton selbst ein zweites Mal losgezogen, um sich alles in Ruhe anzusehen. Er war es gewöhnt, sich einigermaßen leise zu bewegen und vor allem, irgendwelchen Flaviern aus dem Weg zu gehen, wenn man im Haushalt der Familie Flavius Atticus groß geworden war, lernte man das sehr schnell schon aus reinem Selbstschutz. Die Ehestreitigkeiten zwischen seinem alten Herrn und dessen Gemahlin waren legendär gewesen, und auch seine Kinder hatten schnell die Geschicklichkeit der Sklaven adaptiert, sich den Eltern in solchen Momenten zu entziehen. Gemütlich schlenderte der griechische Sklave über einen Steinplattenweg hinaus in den Garten, er hatte schon vernommen, dass sein dominus Dienst im Tempel tat und erst spät zurückkehren würde, sodenn hatte er noch einige Stunden der Muße vor sich, vorausgesetzt, das Kunststück würde gelingen, keinem Flavier aufzufallen.
Warum der hortus? Er hatte nicht ein eindeutiges Ziel gehabt, aber die schön und vor allem sehr symmetrisch angelegten Blumenrabatten hatten die Neugierde Stratons geweckt, der einen ausgeprägten Sinn für Formen und vor allem Ordnung besaß. Der Gärtner jedenfalls schien sein Handwerk zu verstehen, stellte er zufrieden fest, es würde Freude machen, sich diesen hortus auch des Nachts anzusehen und dort die kontemplative Ruhe zu genießen, die meistens dann entstand, wenn die villa zur Ruhe kam und alle Bewohner schliefen. Stets war er ein Nachtmensch gewesen, und zumindest bisher hatte Flavius Aquilius, der seine Angewohnheit kannte, tags länger zu schlafen als die anderen, um dann Nachts dafür hellwach zu sein, kein Verbot ausgesprochen.
An einer üppig blühenden Rosenhecke blieb Straton stehen, neigte sich etwas vor und atmete den würzig-süßen Geruch der Blüten ein, welcher sich hervorragend mit der Duftnote der darum herum angepflanzten Gräser ergänzte. Ja, ohne Zweifel war der Gärtner ein Meister der sinnlichen Genüsse. Straton nahm sich vor, ein Gespräch mit diesem zu führen, wenn sich die Gelegenheit bot, doch ein leises Rascheln einen Busch weiter unterbrach seine Gedanken abrupt - jemand näherte sich und der Sklave blieb aufrecht stehen, wohl alles und jeden erwartend.
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