Beiträge von Albin

    Albin stutzte, und sah den jungen Mann verwirrt an: wollte der ihn verarschen? Konnten die wirklich so dreist sein, zweimal mit der gleichen Nummer anzutanzen???


    "Es....", Albin musste sich beherrschen, den Jungen nicht anzubrüllen, "es gibt hier keine Arbeit."


    Es knallte dumpf, als Albin die Tür ohne weitere Worte zuwarf, und sich leise fluchend wieder entfernte...

    Albin hatte so langsam die Schnauze gehörig voll. Der Durchgangsverkehr war in der Casa geradezu explodiert, so viel war los. Und Albin hatte eh schlechte Laune, weil er vor garnicht allzu lange Zeit von Lando lang gemacht wurde, weil sie einen römischen Spitzel in der Casa gefunden, kleingemacht und rausgeworfen hatte. Einen jungen Mann, der in der Casa nach Arbeit gesucht hatte, und dem Albin vertraut hatte... und jetzt hatte er den Salat.


    Mit entsprechend missmutiger Laune sah Albin auch drein, als er die Tür aufzog, und davor einen Jungen erblickte, den er noch nie im Leben gesehen hatte.


    "Was willst du?", grollte er daher, ohne Begrüßung, ohne alles...

    Kurz nachdem der Medicus, der regelmäßig kam, um nach dem Zustand der jungen Dagny zu sehen, mit düsterer Miene aus dem Zimmer verschwunden war, stand Albin mit noch viel düstererererer² Miene vor dem Bett, in dem das junge Wesen mit geschlossenen Augen und kreidebleich vor sich hinsiechte... es war ein Kampf, ihr beim Sterben zusehen zu müssen, und doch war es nicht das erste Mal, dass er das mitmachen musste.


    Dagny lag nun seit mehreren Monaten im Fieber, und, entgegen aller anderen tödlichen Krankheiten, die kurz und schmerzhaft zum Ende führten, hatte dieses Fieber nichts von dem an sich, was bisweilen als Seuche die Menschenpopulation dezimierte. Das Fieber setzte sich in den Körpern fest, bevorzugte seltsamerweise Frauen, und ließ diese über Monate hinweg langsam und elend zugrunde gehen.


    Albin und die beiden Mädchen im Haushalt taten ihr möglichstes, damit die langen Bettzeiten den Körper des Mädchens nicht zusätzlich marterten... die schmerzerfüllten Seufzer und Stöhner des Mädchens, wenn es gestützt wenige Schritte durch die Casa geführt wurde, waren jedem Pfleger eine Pein... aber da mussten sie durch. Sie war nicht die erste, die dieses Fieber dahinraffte, und es war nicht aufmunternd zu wissen, dass sie auch nicht die letzte sein würde...


    Er tupfte ihre Schweissnasse Stirn mit einem nassen Lappen ab, dann stützte er ihren Kopf, um ihr eine Schale mit heißem Kräutersud einzuflößen... er würde an ihrer Seite ausharren, bis zum bitteren Ende, was mit tödlicher Sicherheit kommen würde.

    "Was in Wodans Namen ist nun schon wieder los?" ächzte der Vilicus der Casa, als er grummelnd den Raum betrat. Silkos Brüllen hatte ihn aufgescheucht und, was ihn äußerst nervte, von seiner Arbeit abgehalten. Mit verschränkten Armen stand Albin nun vor der kleinen Runde und seine Augen blitzten vor Ärger. Jetzt war eine gute Erklärung fällig, und da gerade Silko diesmal der Auslöser für Albins Ungemach war, zog sich dessen Stirn noch mehr in Falten.

    Der alte Mann schaute die jungen Leute entgeistert an. Hatte er wirklich vorgeschlagen eine Geschichte zu erzählen? Er grummelte irgendeinen undeutlichen Fluch in seinen Bart, drückte Marga näher an sich, und überlegte einen Moment, den er mit einem Schluck Bier überspielte.. dann räusperte er sich, und begann zu erzählen: "Es war ein Julfest, vor etlichen Wintern, viele...", er blickte sich um, und korrigierte sich dann selbst, "ALLE von euch waren noch garnicht geboren, selbst eure Eltern steckten noch in den Windeln, oder im großen Teich. (:D). Marga war noch ein junger Hüpfer... und ich, ja, auch ich war noch ein Mann der mehr konnte als dem Jungvolk den Arsch zu versohlen. Naja.. wo war ich? Achja."


    Die trockene Kehle wurde mit einem Schluck Bier befeuchtet, dann ging es weiter.


    "Wolfrik war vor wenigen Wintern gegen diese chaukischen Hunde gefallen, und Tjaard tat sich, jung wie er war, noch etwas schwer damit einen ganzen Stamm zu führen. Immer wieder machten andere Sippen ihren Anspruch auf die Führerschaft, etwas das unsere Ältesten garnicht kannten, waren die Sippen im Stamm doch relativ gleichrangig, und nur im Kriege gab es einen Kunningaz, aber... ich schweife ab.. nun. Tjaard musste sich und seine Sippe mit Hilfe seines Bruders Audaod immer wieder im Stamm beweisen, und es war ein Julfest das relativ bedrückt gewesen war, denn einen Tag zuvor wurde einer der getreuen des Tjaard, ein Leibeigener mit dem Namen Ortwald wurde ein Tag zuvor bei der Jagd von einer marodierenden Gruppe von Chauken erschlagen. Soll ich erwähnen, dass sie den armen Kerl beim Kacken erwischt haben?", die letzten Worte flüsterte er zu Marga, die ihm reflexartig mit dem Ellenbogen in die Seite stieß, "Ein Nein hätte gereicht. Nun, auf jedenfall war die Stimmung gereizt, weil die Sippe des Rambod, ein grobschlächtiger Kerl, der schneller zuschlagen als denken konnte, Rache für diesen Akt erwartete. Die Sippe Tjaards, und auch Audaod war mit den seinen zugegen, hockte an diesem eiskalten Abend zusammen um das Julfeuer herum, und niemandem war so recht zu feiern zumute. Wir waren damals schon wenige, die Sippschaft Audaods und Tjaards umfasste nach den schweren Jahren nurnoch etwa achtzig Leute, der ganze Stamm war auf einige hundert zusammengeschmolzen. Und niemand sagte etwas... alle standen um das Feuer herum, und niemand sagte etwas, denn die Last der Sorgen wog schwer diese Tage. Und als wir da so zusammen hockten, hörten wir schließlich einen Schrei aus dem Wald... einen markerschütternden Schrei, und nicht wenigen von uns lief es eiskalt den Rücken herunter. Natürlich waren sofort einige der Männer an den Speeren, und doch rührte sich keiner. Und der Schrei wiederholte sich... und letztendlich war es Tjaard, der sich seinen Bruder packte, und mit ihm zusammen in den Wald eilte, um herauszufinden welcher böse Geist dort das Julfest störte. Ganze Minuten dauerte es, bis sich einige seiner Gefolgsleute, alles stämmige Krieger, aufmachten um ihrem Herrn zu folgen. Ich muss zugeben, ich gehörte auch zu jenen die zögerten...", ein verschmitztes Lächeln bat förmlich um Entschuldigung, bevor er wieder den Krug mit Bier an die Lippen setzte, "Und als wir mit Fackel und Speer bewaffnet in den Wald zogen, kaum zwanzig Mann, da hörten wir plötzlich ein Lachen... ein lautes, gellendes Lachen. Wir blieben stehen, schließlich versanken wir alle in Angst, dass Tjaard, unser Kunningaz in diesen harten Tagen, von einem Troll geschlachtet sein möge, der sich nun über seine Beute freute... und da tauchte in der Düsternis des Waldes dann auch ein Hüne aus dem Buschwerk auf, der Schnee unter seinen Füßen stark eingedrückt, eine unmenschliche Kreatur mit Schultern so breit wie die von Phelan und Witjon zusammen (:D), wir umzingelten diese Figur, starr vor Angst, doch fest entschlossen unseren Herrn zu rächen, und als ihn schließlich Thilo, Sohn des Dankmar, anbrüllte um sich Mut zu machen, lachte er erneut... und seine Stimme schalt uns alle Idioten. Ja, ein Troll schalt uns Idioten. Ihr könnt euch vorstellen wie wir uns angeschaut haben. Als Thilo dann auf ihn losgehen wollte, tauchte hinter diesem Troll plötzlich Audaod auf, und befahl dem Mann, der schließlich in seiner Munt stand, sich augenblicklich zu beruhigen. Der Troll... so griesgrämig und groß er uns erschien, entpuppte sich schließlich als Tjaard, der einen leblosen Mann über der Schulter trug, und uns im Dunkel so seltsam vorkam... dieser Mann war Rambod. Wir alle wunderten uns, was dieser Kerl alleine im Wald zu suchen hatte, und vor allem: welchem Geist er begegnet war, um so zu schreien... und Audaod lachte uns aus, und schalt uns Narren... denn er selbst trug ein totes Wildschwein über der Schulter."


    Albin kicherte fast, als ihn die Erinnerung an die merkwürdige Geschichte fasste, und er klopfte sich schließlich vor Lachen auf die Schenkel, während Marga nur die Augen verdrehte..
    "Nun, wie uns Tjaard erzählte, war es wohl so gewesen: Rambod, dessen Hufa sich keine Stunde durch den Wald entfernt befand, hatte sich wohl bei der Feier des Julfestes abgesetzt, um in den Wald kacken zu gehen. Dabei wurde er wohl von einer Wildsau überrascht, die ihn gleich unterpflügen wollte. Doch dieser Depp hatte sich in der Dunkelheit auf der Flucht total verlaufen, und hatte sich schließlich auf einen Baum gerettet. Mit zerrissener Hose, und unbewaffnet. Wäre Tjaard nicht mit seinem Bruder gekommen, so hätte Rambod auf jeden Fall den Tod gefunden: entweder, er wäre dort auf dem Baum erfroren, oder er wäre unten von dem Wildschwein auseinander genommen worden. Tjaard hat ihm schließlich das Leben gerettet, allerdings fiel Rambod dabei vom Baum und brach sich den Arm. Diese Memme ist vor Schmerz in Ohnmacht gefallen... nun, danach war auf jeden Fall nie wieder von Rambod als Kunningaz des Stammes die Rede, weil niemand einem Mann folgen wollte, der mit blankem Arsch vor einem Wildschwein davon lief... und sich vorher noch über Ortwald mockierte, der von einem Feind dabei erschlagen worden war."


    Der alte Mann packte in seinen Fellumschlagenen Kragen, und zog ein Lederband mit einem gewundenen Stück Knochen hervor: "Dies ist einer der Zähne, die dem Wildschwein entrissen worden waren, bevor wir es als Opfer an die Götter darbrachten, und das, obwohl nicht wenige von uns Hunger litten in diesen Tagen. Die beiden Hauer gehörten den Brüdern, und wenn sie nicht verloren gegangen sind, müssten sie noch unter euch sein."

    Albin's alte Membranen brauchten einen Moment, um zu verstehen was dieser Kerl von ihm wollte, vor allem, weil sein Latein immernoch deutlich zu wünschen übrig ließ, wenn es um das erfassen komplexer Syntax ging. Er blickte nach links, und blickte nach rechts, konnte aber niemanden anderes erblicken.


    "Und du bist von diesem Iunius Merula beauftragt worden, ihm ein neues Pferd zu kaufen? Sieh an... muss ja ein wichtiger Mann sein. Also, da ist wohl etwas dran...", raunte Albin, der noch nie den Himmel auf Erden auf dem Rücken von Pferden erlebt hatte, schließlich waren Pferde in Magna erstens teuer und zweitens nur dem Stammesadel, zu dem die Familie sich vor langer Zeit noch zählen konnte, vorbehalten. Sowie waren ihm die Viecher suspekt... sie bissen, sie machten weniger wiederverwertbaren Mist als ein Ochse desselben Gewichts, und sie waren um Welten zäher.


    "Also, wenn du hier", er deutete an der Casa entlang die Straße herunter, "noch vierzig Schritte weitergehst, kommst du an eine kleine Tür in der Gartenmauer, die ist eigentlich immer offen. Dahinter findest das Gehöft, dass die Hros und die Tiere beinhaltet, unter denen du vielleicht etwas für deinen Herren findest."

    Albin konnte sich an Zeiten erinner, da war der Publikumsverkehr der Casa auf ein absolutes Minimum reduziert gewesen. Das waren Zeiten, als quasi niemand die Familie mochte, oder einfach nicht mit ihr gesehen werden wollte. Allerdings schien sich das jetzt alles ein wenig aufzulockern, und Albin trampelte gefühlte alle zwei Minuten zur Tür, um jemanden zu begrüßen... er war sich nicht sicher, ob es ihm lieber war.


    Ein Blick durch das Guckloch in der Tür verriet ihm, dass da nicht wie erwartet eine bewaffnete Legion vor derselben stand, sondern ein einzelner Mann, den er noch nie im Leben gesehen hatte.


    "Heilsa", ächzte er schließlich hingebungsvoll, als er die schwere Tür aufzog, und sah den Mann kritisch an, "Du stehst vor der Casa der Duccii, kann ich dir irgendwie helfen?"

    Diese Jugend, Albin hätte sich schon wieder ohne Ende aufregen können, diese abschätzige Gähnerei..aber er wollte nicht seine wenigen Nerven davon reizen lassen, immerhin musste sich ja Milarocix mit ihr befassen, so nickte er Sontje nur zu und wandelte brummig aus dem Kaminzimmer.


    Milarocix:
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    Ach herrje, dachte sich der alte Lehrer, der schon so manche Schüler durch die Welt des Wissens gebracht hatte, stand auf und begrüßte das junge Mädchen.


    "Guten Morgen mein Kind, ich bin Milarocix und werde dich in Latein, mit dem wir auch sofort anfangen werden, Mathematik und römischer Geschichte lehren. Nimm Platz und schnapp dir bitte eine von den bereit gelegten Wachstafeln." er deutete auf ihren Platz.
    Mal schauen ob sie so gut lernen kann, wie sie müde sein kann.

    Und da war es wieder soweit .. Albin konnte sich nicht mehr zügeln.
    "Findest du das etwa lustig? sagte er zornig , ..meinst du etwa ich lasse jeden Banausen ins Haus? Du könntest genauso gut ein Gallier sein, der den echten Rodrik um die Ecke gebracht hat und sich als derer ausgibt." er schüttelte den Kopf und seufzte "Immer diese Jugend .." murmelte er in seinen Bart.


    Die nächsten Worte des jungen 'echten' Rodrik ignorierte er, viel Fleiß steckte in diesen Wänden, 'nett' wäre gerade mal ausreichend um den Schemel zu beschreiben, den der Bursche gerade mit seinem alten Mantel, der zudem noch schlecht gefaltet war, bedeckte.


    Nachdem er ausgepackt hatte stand der Alte mit hinter dem Rücken zusammengenommen Händen vor ihm und wartete auf die Antwort.
    Je mehr der Knabe sagte, desto näher kam Albin an die Haltung mit verschränkten Armen und hochgezogener Augenbraue.
    Die Worte waren verklungen und der Greis schaute ihn an.


    "Wie .. rührend .." so fing es immer an, Albinf reute sich zwar über jedes Kind Wolfriks, welhes zu den Verwandten in die Casa Duccia hinzustieß, aber von der Mutter geschickt, es wäre besser? Wo blieb da das Interesse?!


    "Und du bist nur hier weil Lanthilta gesagt hat, du sollst uns kennen lernen? Selber haste wohl keine Lust darauf oder wie soll ich das verstehen?"
    Unfassbar diese Jugend, der Alte würde es nie verstehen können .. so etwas kannte Albin nicht.


    Ohne auf Rodriks Antwort zu warten ging er los in Richtung Kaminzimmer "Folg mir ich stell dich erstmal im Kaminzimmer ab, ich schau mal welcher deiner Verwandten sich dir annimmt, ich habe gerade keine.." '..n Nerv' hätte er allzugern gesagt, aber das war zu viel der guten Griesgrämigkeit. ..Zeit."


    Lando hatte viel zu tun, genau wie Witjon, beide waren noch in der Curia zwischen Stapeln von Papier gefangen, Sontje war anscheinend wieder mal bei den Ställen - typisch, nichts anderes im Kopf als Pferde die Mädkes, wäre ja noch besser würde es in der Acta eine Rubrik 'Vendy' oder sowas geben - und Ragin war schon seit ein paar Tagen nach Alexandria aufgebrochen. Also bleib nur noch einer .. Phelan war an der Reihe den 'Neuen' mit seinem neuen Heim betraut zu machen, so machte sich Albin auf die Suche nach dem Burschen. Er musste an das vergangene Jahr denken, wo Witjon und Phelan gerade selbst erstmal hier eingetroffen waren, so grün hinter den Ohren wie Margas gute Kräuter, und jetzt war einer von ihnen Duumvir und einer Sacerdos. Wie die Zeit verging .., in dieser Zeit hatten die beiden sich bei Albin schon viel Respekt verschafft, was sie aber keinesfalls vor seiner Griesgrämkeit bewahren würde!

    Im Kaminzimmer angekommen deutete Albin auf einen Sessel "setz dich da in den Sessel vor dem Kamin und warte einfach, es wird bald jemand kommen." kaum hatte er fertig gequaselt, war er schon wieder verschwunden, noch einmal nach dem köstlichen Essen ausschau halten und sich bei Marga wieder über die Jugend auskotzen.

    Der sonst immer so grießgrämige Albin musste leicht schmunzeln, sein Plan hatte funktioniert und in den Augen von diesem Rodrik sah Albin die Wahrheit, dass er wirklich Hagens Sohn sein musste, sofort versteckte der alte Mann sein Schmunzeln wieder, denn das bekam wenn nur Marga zu sehen.


    "Junger Mann, dies hier ist wahrlich die Casa Duccia, die Heimat vieler Kinder Wolfriks." ernste Worte verließen den Mund des Greises. "So wahr deine Mutter Lanthilta heisst, komm herein und folge mir, ich bin Albin. Sei wilkommen in der Casa Duccia."


    Albin passte dieser Ton gar nicht, den er da in den Tag legte, aber wäre er so mürrisch gewesen wie er es sonst immer ist, hätte sich der junge Rodrik wohl nie getraut das Haus zu betreten, er zweifelte ja schon an seinem Orientierungssinn.


    Albin führte den jungen zunächst nur in die Eingangshalle.


    "Stell dein Hab und Gut erst einmal hier ab und lege deinen Wintermantel über diesen Schemel." viel hatte der der Bursche nicht bei sich, aber immerhin etwas.


    "Weswegen bist du zu uns gekommen?"

    Nun gut, er jeder konnte irgendwann die Gruformel der Germanen gehört haben und genauso gut konnte jede jetzt gerade hier vor der Tür der Casa Duccia stehen und sich als Germanen ausgeben. Was wenn es ein gallischer Gauner war? Die Unsicherheit würde auf jeden Fall zu diesen stinkenden Galliern passen. Nach seinen Grußworten kam erst mal gar nichts. Albin schaute das Jüngelchen an und wartete mit einer Augenbraue nach oben gezogen. Und die Spannung wurde gebrochen durch einen weiteren Gruß, fantastisch! Diese Gallier waren ja solche Amateure. Doch bevor Albin schroffer werden konnte, sprach der Knabe doch endlich und es viel dem alten Mann wie Schuppen von den Augen.


    "Hagens Sohn? Rodrik?" das war schwer zu glauben. Er wollte auf Nummer sicher gehen "Sag Bursche! Wie heißt deine Mutter und wie heißen deine Geschwister!" Albin konnte man nicht so leicht täuschen! "Heißt deine Mutter etwa Ferun und deine Geschwister Gero, Phelan und Sontje?"

    Gerade hatte Albin noch etwas von dem leckeren Essen aus Margas Küche abschlemmen können, da wurde er auch schon aus der Küche gejagt, immerhin war das Essen ja noch nicht fertig, und so hörte er auch das feste Klopfen an der Türe.


    Da natürlich mal wieder kein anderer in der Nähe war, übernahm Albin es wie so oft an die Tür zu gehen. Vorbei am Stammbaum warf er einen kurzen Blick darauf "So viele Kinder Wolfriks in diesem Haus .. und keiner ist da oder bequemt sich zur Tür." regte sich der der alte Mann wieder mal über die Jugend auf.
    An der Tür angekommen öffnete er sie und vor ihm Stand ein sehr junger mittelgroßer und sehr verunsicherter Mann. Albin beäugte ihn und mit einem Blick war klar, der junge musste ein Germane sein, aber Albin wäre nicht Albin, wenn er erst auf Nummer sicher gehen würde und sich von der schroffen Seite zeigen würde.


    "Sei gegrüßt, kann ich dir weiterhelfen?"


    Der Junge schien sich ja fast einzunessen vor Nervösität.

    An diesem Morgen war es wieder einmal soweit. Ein Kind des Stammes Wolfriks sollte sowohl in Latein, als auch Mathematik und Geschichte unterwiesen war. Diesmal traf es Sontje und deshalb hatte Albin sie von Lanthilda schon früh morgens aus dem Bett werfen lassen.


    Auch Milarcorix stand schon bereit, der in einem Sessel saß und noch einmal herzlich gähnte, bevor die junge Duccia eintraf.
    Ungeduldig schaute Albin zur Tür.

    Da traf Lando einen empfindlichen Nerv in Albin, nämlich den, der seit Jahrzehnten für den Gehorsam gegenüber der Familie und ihren Vorderen zuständig war. Er hatte die Entscheidungen Wolfriks nie verstanden, und auch einige von dessen Nachfolger Tjaard nicht, und nach dem Untergang des Stammes hatte nur sein Schwur gegenüber der Familie dafür gesorgt, dass Albin weiterlebte... und so war "Wie du wünschst." alles, was Albin dazu zu sagen hatte.

    Die Worte von Lando saßen, und Albin fiel in sich zusammen, als er erkannte, dass er die Besinnung verloren hatte.


    "Aber... ich... das kann so nicht weitergehen. Drei Menschenleben lang kämpfen wir schon für ein Heim für unseren Stamm, und dann dies! Als Sarolf mich aus den Händen dieser chaukischen Hunde befreite, da versprach er mir ein sicheres Heim für die unseren! Er meinte, wir wären sicher hier, der Stamm hätte eine Zukunft. Und jetzt rauben diese Tiere Sveija, um sie zu foltern, und das nur weil wir keine Römer sind?"

    Lanthilda:
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    Auch Lanthilda wurde von dem Lärm, den Sveija machte, aufgeweckt. Irritiert blickte sie sich in der dunklen Nacht um, die nur von einer schwachen Talglampe erleuchtet wurde.


    "Wasn los?", murmelte sie enorm verschlafen, und rieb sich die Augen. Als sie zu Sveija blickte, sah sie in der Halbdunkelheit einen großen schwarzen Fleck, Silko, der sich um das junge Mädchen zu kümmern schien. Leises Schnarchen im Hintergrund ließ darauf schließen, dass Albin und Marga noch schließen, und sie selbst fühlte sich mehr als gerädert vom anstrengenden Tag zuvor.


    "Alles in Ordnung?"

    "Ja, zum Beispiel.", schnappte der alte Mann, als er sich letztendlich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch fallen ließ, sein Körper war am Ende, doch seine Wut war ungebrochen, "Die haben dieses arme Kind gefoltert! Gefoltert! Das haben nicht einmal diese Hunde von Chauken gebracht, als sie uns vertrieben! G E F O L T E R T ! ! ! Ich will nicht sagen, dass früher alles besser war. Aber viel schlimmer war es auch nicht!"

    Er hatte sich genau überlegt, was er sagen würde, wenn er Lando endlich stellen konnte, um es zum klärenden Gespräch zu bringen. Er wollte souverän, sachlich und vor allem ruhig vortragen, was ihn beschäftigte.
    Das, was er letztendlich zustande brachte, war alles andere als souverän, sachlich und ganz und garnicht ruhig...


    "DAS GEHT SO NICHT WEITER!!!", brüllte Albin fast, als er endlich den Mund aufbekam. Bevor er einen zweiten Satz sagen konnte, lief er puterrot an, und verhaspelte sich erst einmal, bevor es dann in nicht minder lauter Frequenz weiterging: "DASS SICH IMMER WIEDER IRGENDWELCHE RÖMERBENGEL BEQUEMEN, IRGENDWAS AN DIE WÄNDE ZU SCHMIEREN, DIE FENSTER EINZUWERFEN ODER EINFACH WITZE ZU MACHEN IST JA SCHON FAST NORMAL! ABER DAS MIT SVEIJA IST KRANK! DIE HÄTTEN DAS MÄDCHEN BEINAHE UMGEBRACHT!! UND DANN DAS MIT DIESEM SCHNÜFFLER?!! MAL GANZ DAVON ABGESEHEN, DASS SIE UNS WIE MENSCHEN ZWEITER KLASSE BEHANDELN! DU SELBST HAST DAS AM EIGENEN LEIB ZU SPÜREN BEKOMMEN. ICH SAGE DIR, WIR SIND HIER NICHT WILLKOMMEN! Ich verstehe nicht, wie Landogar die Sippe tatsächlich über den Fluss führen konnte! Doch, eigentlich weiß ich es genau: der Junge hatte immer schon nur Flausen im Kopf! Leichtgläubig wie ein tauber Esel, und bestechlich wie ein Hund! Die Römer haben ihn mit Sicherheit bezahlt, denn das ist alles was sie können: Menschen kaufen und Unfrieden stiften! WIESO SIND WIR NOCH HIER? Das ist sicherlich nicht das Ende! Das wird so weitergehen... wer ist der nächste? Ragin? Ermordet auf einem römischen Kahn voller Verbrecher, die diese Narren sogar in ihre Legionen stecken? Sontje? Vergewaltigt an der Stadtmauer aufgehängt? Lando, es ist an dir das richtige zu tun!"


    X(


    So enorm dieser Ausbruch war, so kräftezehrend war er. Albin stützte sich schwer atmend auf dem Tisch ab, und rang um seine Fassung. Die Nachricht, dass Runhild noch lebte hatte Wünsche in ihm geweckt... Wünsche die der Heimat galten.

    "Lando!", polterte Albin in das Arbeitszimmer, kurz nachdem er gehört hatte, dass der Sippenoberste sich darin zurückgezogen hatte. Jetzt konnte er ihm nichtmehr entkommen, er saß in der Falle! :D


    "Lando, ich muss unbedingt mit dir sprechen."