Beiträge von Albin

    Albin hatte sich, wie die anderen, die nicht vom Blute Wolfriks waren, hinter den aufgestellten Bänken in der zweiten Reihe niedergelassen, und drückte die neben ihm sitzende Marga an sich, während er mit verträumten Blick auf das immer größer würdende Feuer starrte. Die Sonne würde in wenigen Stunden neu geboren werden, er hatte vergessen zum wievielten Male dies jetzt in seinem Leben geschehen würde.


    "Ich erinnere mich an mein erstes Julfest...", murmelte er halb zu sich selbst, halb zu Marga, "Es war der kälteste Winter seit langem, und Tjaards Frau Wiebke trug auch ein Gedicht vor.. es war ein anderes, natürlich, uns es handelte von der Reise eines Mannes durch die Midlanden, auf der Suche nach seinem Glück. Er fand es schließlich, als er zurückkehrte zu denen, die ihn liebten. Vielleicht wird Ragin diesselbe Reise beschert sein, was denkst du, Marga?"


    Die alte Frau brummelte nur schläfrig, und so hob auch Albin den Becher und murmelte ein "Heil dir, Oski." und teilte danach den Trinkspruch auf Ragins Wohl.

    Albin lachte leise, als Sontje ihn bat, ihm soviel beizubringen wie er wusste: "Junge Dame. Ich spreche gerade genug Latein um die Gäste des Hauses willkommen zu heißen, und die Tagelöhner, die hier immer wieder Arbeiten ausführen, zu instruieren. Das treicht auch für meine alten Tage, wie ich finde."


    Was auch stimmte... eigentlich wartete Albin nurnoch darauf, dass die Nornen seinen Faden kappten, und ihn für seine Verdienste nach Valhall holten, wo er mit seinen Ahnen und den anderen trinken und feiern konnte. Er hatte schon so viel für die Familie getan, dass er nicht einmal mehr wusste, wo er anfangen sollte davon zu erzählen. Die verheilten Schrammen und Narben auf seinem Körper erzählten die Geschichte der Duccii deutlicher als es Worte je könnten.


    "Wir haben einen Lehrer, den wir kommen lassen werden, wenn du möchtest. Du kannst allerdings auch auf eine öffentliche Schule gehen... aber bevor es dazu kommt, musst du erst einmal rudimentäres Latein sprechen, und das bringt man dir hier in der Casa bei."

    "Nein.", schüttelte Albin bedauernd den Kopf, "kann man nicht. Nur ein kleiner Teil der Familie hat sich nach den Kämpfen, die den Untergang unseres Stammes bedeuteten, im römischen Reich nieder gelassen. Dadurch war er aber auch als einziger schnell zu finden, denn in den Stämmen, die links des Rhenus siedeln, waren die Erben Wolfriks schnell bekannt. Anders herum aber war dies nicht möglich, im freien Germanien gab es kein Postwesen, und die meisten versteckten sich, und nach anderen Überlebenden zu fragen hätte den eigenen Tod bedeuten können. Deshalb hat eure Mutter euch wohl im Unklaren gelassen."


    Als Sontje traurig über ihre Jugend, und ihre Brüder sprach, trat Albin mit mildem lächeln auf sie zu und strich ihr sanft mit seiner vernarbten Hand über das blonde Haar: "Junge Sontje, wenn man einen Vater wie Gunnar hat, der das harte Leben in einem Stamm gemeistert hat, und danach nicht wie seine Freunde mit dem Schwert in der Hand nach Valhall gefahren ist, kann man schon verstehen warum er so handelte. Du bist nicht irgendwer. Du bist eine Tochter Wolfriks, du bist eine Tochter unseres Stamms, und damit von Stand. Auch wenn viele Römer deine Familie für Wilde halten, und viele Germanen euch für Verräter an den Völkern der Heimat: du bist eine Frau von Stand, das darfst du nicht vergessen. Das, was die meisten gegen deine Familie antreibt, ist purer Neid. Mitleid bekommt man umsonst, Neid muss man sich verdienen. Und das hat sich deine Familie, das kannst du glauben."


    Seine Gesichtszüge wurden hart, als er davon sprach. Die Sache mit Sveija war nicht zu lange her, ein neuer Beweis dafür, dass nicht wenige der Familie feindlich gesinnt waren. Doch wollte er die junge Sontje jetzt mit diesen düsteren Gedanken belasten? Albin stellte fest wie seine Gedanken immer unerbittlicher wurden, das war nicht gut. Die junge Frau hatte so viele Möglichkeiten, da wollte er ihren Weg nicht mit so viel Angst pflastern.


    "Deine Mutter hat dich im Glauben an die Traditionen unserer Ahnen erzogen, und ich denke irgendwann wirst du verstehen warum sie das getan hat. Damit, dass deine Mutter dich hierher geschickt hat, hat sie akzeptiert, dass du in ein neues Leben treten wirst. Du wirst lernen wie man liest, und wie man schreibt, sowohl die Sprache der Römer, als auch die Schrift, die in unserer Heimat immer öfter gebraucht wird [die Germanen hatten eigentlich keine eigene Schrift, durch die Nähe zum römischen Reich sind aber die Runen entstanden], und du wirst dich an dein neues Leben gewöhnen... und dann wirst du wissen, wie aus dem kleinen Mädchen Sontje irgendwann die Frau Sontje wird, die ihrer Familie viel Ehre machen wird."

    Zitat

    Mit einer Geste führte Witjon den Jungen ins Kaminzimmer, wo er ihm einen Platz in einem der Sessel anbot. Von Albin nahm er außerdem dankend Bier entgegen und antwortete auf die Frage des Besuchers.
    "Ich bin keineswegs der Führer meiner Verwandten. Das ist Lando, Sohn des Landulf. Er hat die Leitung der Familie übernommen, seit Dagmar Brandolfdottir in den fernen Süden gezogen ist."
    Er machte eine Pause, während der er einen fragenden Blick aufsetzte.
    "Aber sag, von welchem Schicksal sprichst du? Oder ist dieses nicht für meine Ohren bestimmt?"
    Fast unmerklich gab er Albin ein Zeichen, er würde wissen wo Lando zu finden war.


    Albin war kurz versucht, mürrisch zu knurren als er Lando suchen sollte. Was durchaus Stunden dauern konnte, immerhin war Lando mal hier, mal da, und selten dort, wo man ihn vermutete. Doch pflichtbewusst machte sich der alte Mann auf die Socken, zu suchen, und hoffentlich auch zu finden...

    Auch wenn Albin in der Casa und in der Familie einen Status innehatte, der es ihm durchaus erlaubte ungezogenem Nachwuchs den Hintern zu versohlen, oder durchaus Entscheidungen der jüngeren Familienmitglieder einfach zu kolportieren, war sein offizieller Status doch immernoch der des Hausdieners. Und so reizten die Worte des jungen Adalinga Reflexe in ihm, die immer dann hervorstachen wenn es darum ging den Status der ganzen Familie zu unterstreichen: er tat einfach das, was ihm aufgetragen wurde.


    So schlich der alte Mann durch die Gänge, hängte den schneeverkrusteten Mantel des Jungen in eine Ecke, und sorgte dann für warme Verköstigung.

    Zuerst lächelte der alte Mann noch amüsiert, als der Junge sich lang und ausführlich vorstellte, und es bestand kein Zweifel daran, dass der Junge von adeligem Geschlecht war. Als er jedoch kund tat, wen er sprechen wollte, und vor allem VON WEM er geschickt worden war, wurde Albin kreidebleich.


    Er glotzte den Jungen einige Momente lang an, bevor er ihn mit einer stummen, zitternden Geste hereinbat.


    "Hier lang, bitte."


    Schon fast automatisch nahm er ihm den Mantel ab, und bat ihn zu warten, während er mit zitternder Hand und benommenen Blick den erstbesten der Herrschaften herschleppte, der sich finden ließ.

    Albins Verwirrung löste sich mit Sontjes Worten wieder auf, und seine Gesichtszüge wurden wieder milde.


    "Ach, so ist das...", er kratzte sich am Kinn, als er überlegte wie er die folgenden Dinge am besten zu erklären waren, "Nun. Ich denke sie hat dir erzählt, dass wir früher in einer Gegend weiter im Norden lebten, jenseits des großen Stroms, an der Amisia. Diese Casa hier, in der du jetzt lebst, gehörte vor einigen Sommern noch einem Bauern, der sie schließlich an Leif verkaufte. Dieser baute daraus das Heim für die Familie, die nach den schrecklichen Angriffen auf unsere Heimat so weit verstreut war. Deine Mutter hat sich mit ihrem Mann dafür entschieden im freien Germanien zu bleiben, die Gründe dafür kennt sie allein. Eigentlich konnte sie garnicht wissen, wer alles überlebt habt, wie wir alle."


    Albin stoppte, und fegte gedankenverloren ein wenig weiter durch den Schnee. Er selbst hatte es auch nur durch Zufall hergeschafft, beharrliches Fragen nach Überlebenden von Wolfriks Stamm hatte ihn hergeführt, schließlich war die Enkel des Ahnherrn der Duccii nicht unbedingt unbekannt in diesen Landen.


    "Es ist nicht schwer zu verstehen, dass deine Eltern sich dafür entschlossen haben, die Existenz der Familie hier im Reich zu verschweigen. Nicht alle von Wolfriks Ahnen waren damals Rom gegenüber freundlich gesinnt, immerhin hatten die Römer unserem Stamm schon einmal das Leben in diesen Gestaden verwehrt, und uns mit Waffengewalt wieder zurück in die gefährliche Heimat getrieben. Dein Vater Gunnar, als engster Vertrauter Audaods, war einer derjenigen, die sich immer dagegen ausgesprochen haben Kontakt zu den Römern zu suchen, und immer auf die Traditionen unserer Väter pochten. Letztendlich wurde unsere Sippe ja zerschlagen, viele getötet, ein ganzer Stamm zerstört. Da wäre nicht viel mit Besuchen gewesen..."

    Als er Sontje so reden hörte, hielt der alte Mann verwirrt inne. Was sprach das Mädchen da? Er wandte sich ihr nun genauer zu, mit fragendem Blick: "Sontje, was genau hat dir deine Mutter von ihrer Sippe erzählt?"

    Albin war derjenige, der schließlich die Tür öffnete, und erst einmal ins nichts starrte. Als er sich nach links und nach rechts gewandt hatte, sah er schließlich runter, und erblickte einen kleinen Jungen, der noch schmächtiger schien als Ragin. Das zweite was ihm auffiel, war dass der Junge definitiv frei von Dingen war, die ihn als Bewohner des Reichs erwiesen.


    "Heilsa, junger Mann. Was führt dich zum Heim von Wolfriks Stamm?", war daher die Begrüßung, die der alte Mann dem Jungen zuteil werden ließ.

    "Puh, Ferun.", atmete Albin angestrengt aus, und überlegte einen Moment lang angestrengt, "Die Nacht in der sie geboren wurde, war verdammt kalt. Arschkalt, um nicht zu sagen. Die kälteste Nacht seit Jahren, uns sind mehrere Stück Vieh erfroren, die zu lange draußen geblieben waren... wir siedelten zu der Zeit noch an der mittleren Amisia, nicht weit von den Frisi entfernt, doch schon lange nichtmehr da, wo Wolfrik geboren wurde. Es waren harte Zeiten... nun, wo war ich? Achja, die Nacht. Sie war wirklich verdammt kalt.. so kalt, dass selbst Signe, deine Großmutter, die wirklich viele starke Kinder geboren hatte, beinahe in Hels Reich eingegangen wäre, bevor sie Ferun auf die Welt brachte. Wir wärmten sie mit allem was wir hatten, dein Großvater Audaod, eigentlich ein Bär von einem Mann, war so kreidebleich wie der Schnee, der vor dem Langhaus lag, in dem wir alle hockten und warteten, dass etwas geschah. Alle beisammen... und dann war sie da, und Signe fiel ihn Ohnmacht. Gerade rechtzeitig, die Schmerzen müssen unglaublich gewesen sein... nun, deine Mutter war da, und sie schaute in die Gesichter der anwesenden Familienmitglieder, es waren ja längst nicht alle da, und erst als sie deinen Urgroßvater, Wolfrik, sah, fing sie an zu schreien.. was haben wir gelacht. Später, als sie aufwuchs, ging sie unter der Schar an Kinder oft unter, ein sehr, sehr stilles Mädchen, aber sehr besonnen. Sie holte ihre Geschwister nicht selten aus dem schlimmsten Ärger, in den sie sich wirklich oft brachten. Dein Großvater Audaod nannte sie... wie nannte er sie noch? Seine kleine Lofn nannte er sie, glaube ich. Es ist so lange her... nun, wir siedelten also noch an dem Fluss, der uns Nahrung und Heimat war, aber es waren düstere Jahre, die dort kamen. Später sollte sie Gunnar gegeben werden, weil er der erste Krieger an der Seite deines Großvaters war, und für sein überragendes Temperament bekannt. Es war kein Geheimnis, dass sie ihn ein wenig bändigen sollte... was sie irgendwie auch geschafft hat. Eine sehr starke Frau, einen Berserkir wie ihn zu bändigen, wenn du mich fragst. Er konnte Männer mit einem Schlag inzwei hauen, ob Römer oder Friese!"


    Albin schmunzelte in sich hinein, als er in Gedanken an die alte Zeit versank...

    Wenig später, nachdem Phelan Ragins Zimmer betreten hatte, stapfte Albin mit einigen hausratstechnischen Dingen im Kopf durch die Gänge... er hatte es bellen gehört, und war davon ausgegangen, dass der junge Ragin im Hof mit seinem neuen Hund spielt, von dem Hartwig ihm erzählt hatte.


    Als er an Ragins Zimmer vorbeikam hörte er den jungen Phelan, der vor ein paar Tagen aus Rom wieder gekommen war. Und er knurrte! KNURRTE! Dazu hörte er noch Schnaufen und Hecheln, und undeutliches Stimmengewirr.


    Albin hielt einen Moment inne, und legte die Stirn in Falten. Was bei Loki?
    Das Knurren und Hecheln ging weiter, irgendwas da drin nicht mit rechten Dingen vor... kurz war er versucht die Tür zu öffnen und Ragin und Phelan zur Rede zu stellen, beließ es dann aber doch dabei. Vielleicht fand er dann Dinge heraus, die er garnicht herausfinden wollte! Vielleicht hatten die Römer den beiden Jungen noch viel schlimmere Sachen eingetrichtert! Albin hatte von sehr merkwürdigen Angewohnheiten der Südländer gehört...


    Er nahm die Hand wieder von der Klinke, trat einen Schritt zurück und ging dann wieder seines Weges, mit dem seltsamen Bild von zwei knurrenden und hechelnden Duccii im Kopf. Kein Wunder, dass die junge Sontje so verstört auf Ragin reagierte... wer weiß was der Junge ihr gegenüber schon für.... Sachen... gemacht hat.


    Eins war klar: das Leben im Reich setzte den jungen Leuten nur Flausen in den Kopf!


    :D

    "Ich zu alle dem beigetragen?", Albin stand in der Versuchung zu lachen, schluckte es jedoch einfach herunter um das junge Mädchen nicht noch mehr zu verunsichern, "Ich stehe in den Diensten der Familie, seit ich denken kann. Ich habe deine Mutter aufwachsen gesehen, junge Sontje, und den Vater deiner Mutter. Ich mache mir keine Gedanken darüber wie ich der Familie dienen kann... ich tue es einfach."


    Hier bei den Römern hätte man ihn vielleicht einen Sklaven genannt, doch bei den Germanen war dies anders, und da war Albin auch sehr stolz darauf. Der Bund zwischen Herrn und Leibeigenen war von besonderer Natur..
    .
    "Du solltest dir keine Gedanken darüber machen. Deinen Esel kannst du getrost behalten, er gehört dir. Um Reit- und Lasttiere müssen wir uns nun wirklich keine Sorgen machen. Wenn du etwas tun willst, dann tue es einfach, hier hat bisher jeder seinen Weg gefunden.", und manche auch nicht, was Albin mit einem ernsten Blick in Richtung des schneebedeckten Gartens feststellte, in dessen Windungen sich die Gräber derjenigen befanden, die ihren Platz auf Midgard nicht halten konnten.

    "Dann hast du ja noch ein ganzes Stück zu erkunden...", prophezeite ihr der alte Mann lächelnd, während er die junge Frau musterte, sie sah ihrem Bruder wirklich ähnlich, "Ich soll dir über das Haus erzählen? Hmh, lass mich nachdenken..."


    Er begann wieder zu fegen, die Schneewehen, die sich mittlerweile auf dem Balkon gebildet hatten fegte er langsam und gemächlich zusammen, und ignorierte das Angebot herein zu gehen. Wer war er denn? So alt sicher noch nicht...


    "Nun, wo soll ich anfangen? Viel kann ich nicht erzählen, die Casa wurde gebaut bevor ich hier her kam. Aber das was ich weiß, ist dass der Teil hier, auf dem wir gerade stehen, anfangs noch garnicht existierte. Der junge Leif hat sie bauen lassen, nachdem er ein wenig Geld zusammengekratzt hat, soweit ich weiß. Eine einfache Bauernkate, und das Land das du hier siehst gehörte noch nicht einmal dazu. Lando hat die vor wenigen Jahren ausbauen lassen, als sich abzeichnete dass die Familie hier ihren Hauptsitz finden würde, und nichtmehr überall verstreut weiterleben. Im Vergleich zur vorigen Casa ist dies ein Palast... oder verglichen mit dem, was wir aus der Zeit Wolfriks gewohnt waren. Aber es zeigt auch, wie sehr die Familie für dieses Heim gearbeitet hat... dies ist das Ergebnis von jahrelanger Arbeit, nicht das von großem Reichtum..."


    Während er so vor sich hin erzählte, fegte er weiter beharrlich den Balkon, immer einen kleinen Schritt vorwärts durch den Schnee...

    Zitat

    Original von Duccia Vera
    "Uiuiuiuiuiuiui...." Mit anerkennendem Nicken trat sie hinaus auf den großen Balkon und streckte ihre Nase der Sonne entgegen. "Dies hier ist ein schönes Plätzchen, hier könnte ich mich wohlfühlen." sprach sie zu sich selbst, während sie sich umsah. Sontje belegte eines der bequemn aussehenden Stühle und breitete die mitgenommene Mahlzeit aus der Küche auf dem Tisch aus. Herzhaft bis sie in den Imbiss hinein und sah sich kauend nach den verschiedenen Topfpflanzen um. Irgendwann kamen ein paar neugierige Piepmatze dazu, flatterten auf dem Boden vor ihren Füßen herum. Schmunzelnd warf sie den Vögeln Brotkrumen zu und genoß den Ausblick über das Balkongeländer hinaus... wenn es hier bis auf die Vogelgezwitscher immer so ruhig war, dann könnte sie glatt noch ein Nickerchen machen, dachte Sontje für sich.


    Albin war gerade dabei den Schnee von den Flächen des Hauses zu fegen. Das Atrium hatte er gerade vom Neuschnee befreit, und nun war der Balkon dran, den er persönlich wegen der Aussicht über die Ländereien der Familie schätzte. Er fegte einige Momente vor sich hin, bis er schließlich das junge Mädchen entdeckte, das sich hier wohl ebenfalls niedergelassen hatte. Er stütze die Hände auf den Besen, und sah Sontje schmunzelnd an: "Na, junge Dame, die letzten Ecken der Casa am erkunden?"

    Marga:
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    Welche dann auch sehr bald kam. Mit würdevollen Schritten und einfacher, aber schwarz gehaltenem Kleid trat die alte Frau zu den anwesenden Angehörigen und Freunden der Familie, die in einem Halbkreis um die beiden Steine herum verharrten.
    Vor den Urnen mit der eingesperrten Asche angekommen, wartete Marga wenige Momente darauf dass Ruhe einkehrte, und nurnoch der heulende Wind zu vernehmen war...


    Dann begann das Ritual.


    "Ihr Götter, hört uns an.", sie breitete die Hände aus, und blickte konzentriert ins Leere, "Wir sind zusammen gekommen um zwei der unseren zu schicken an eure Seite. Ihr Götter, hört uns an. Wir sind zusammen gekommen um euch zu erweisen, was euch gebührt. Unsere Toten übergeben wir in eure Hände."


    Sie nickte Albin zu, der die Urnen mit ernstem Blick in die Löcher unter den Steinen drehte, so dass die Asche herausfiel ohne im Wind verstreut zu werden.


    "Ihr Götter, hört uns an.", sprach Marga mit fester Stimme weiter, "Wir übergeben euch Gero, Sohn des Gunnar, Sohn der Ferun, der im Felde starb im Kampf, das Schwert in der Hand.", es bedurfte keinem Wink, so dass Albin die Spata des Reitereisoldaten Gero in das Grab legte, "Und wir übergeben euch die Güter, die einmal die seinen waren, mögen sie euch als Opfer gefallen, wie sie ihm als Heim dienten.", mehrere kleinere Gegenstände aus der kleinen Habe des Gero fanden ebenfalls ihren Platz in dem Grab.


    "So übergeben wir euch Gero, der in Ehrerbietung für euch gekämpft und gelitten hat, und nun in euer Reich einkehren möge um an eurer Seite und an der seiner Ahnen trinken möge bis Heimdalls Horn erklinge. Bis in die Zeiten Ragnaröks! Bis in die Tage Sigrblots!"


    Die letzten Worte wurden von den Anwesenden wiederholt, und so fand das Begräbnis Geros sein Ende, womit das des Sigmar begann, und seine Zeit später ebenfalls abgeschlossen wurde.


    "Ihr Götter, hört uns an.", beschwor Marga die Götter ein letztes Mal, "In eure Hände übergeben wir unsere Toten, euch zu Ehren und euch zu preisen ist unser Los. Bis in die Tage der nimmerkehrenden Dunkelheit."


    Damit schloss sie das Ritual ab, und die Gemeinde begann mit fester Stimme den Totengesang anzustimmen:


    Wir hieben mit dem Schwerte,
    das hat sich mir erwiesen
    Dass wir dem Schicksal folgen,
    niemand entweicht der Norne
    Wohl dacht' ich nicht, dass Ella
    des Alters Ziel mir setzte
    Da ich Blutfalken äzte
    den Bord zum Strande treibend
    Wohl gaben wir den Wölfen
    ihr Teil in Scotlands Buchten


    Wir hieben mit dem Schwerte,
    das schafft mir immer Freude
    Dass Baldurs Vater Bänke
    bereit ich weiß zum Trinkmahl
    Bald werden Bier wir trinken
    aus krummen Schädelbäumen
    Nicht schmerzt der Tod den Helden
    in Fjölnirs hehrem Haufe
    Nicht tret' ich mit dem Worte
    der Angst zu Bidrirs Tische.


    So wünsch' ich denn zu enden,
    Heim laden mich die Disen
    Die mir von Herjans Hallen
    herabgesandt hat Odin
    Froh werd' ich Bier mit Asen
    dort auf dem Hochsitz trinken.
    Ab sind des Lebens Stunden
    und lachend werd' ich sterben.


    Damit endete das Ritual, die Gräber wurden geschlossen, und die Steine gerichtet, so dass sie die letzte Ruhestätte der sterblichen Überreste der beiden Duccier bis in alle Zeit wiesen.

    Albin stapfte, kaum dass er gehört hatte, dass Lando die Casa betreten hatte, schnurstracks zu dessen Zimmer und klopfte in der Gewissheit an, Lando auch eben dort vorzufinden.


    *klopfklopf*

    Sim-Off:

    Lassen wir es so, man soll uns nicht vorwerfen können uns nicht um unsere Leute zu kümmern... ;)


    Albin nickte ernst, als er von Marga aus dem Zimmer gewunken wurde, damit das Mädchen in Ruhe schlafen konnte. Vor der Tür verfinsterte sich seine Miene noch weiter, als seine Gedanken sich auf das konzentrierten was Sveija zugestoßen war. Dem zufolge, was sie erzählte, waren es Römer gewesen. Im besten Falle irgendwelche Veteranen, welche sich aus bestimmten Gründen an der Gens rächen wollten, sich aber nicht direkt an die Familie wagten, im schlimmsten Falle Legionäre mit höherem Auftrag.
    Der alte Mann hielt von den Römern sowieso nicht viel, und noch weniger von der Entscheidung seiner Familie in Mogontiacum zu verweilen, doch sein Schwur hielt ihn hier.


    Es bedurfte eines ernsten Wortes...

    Marga:
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    Nachdem die alte Frau Sveija untersucht hatte, begann sie diese erst einmal ein wenig zu säubern. Die verletzten Stellen mussten sauber sein wenn sie diese verband und vorher die Heilpaste drauf gab. Marga schnürte es das Herz zu das Mädchen so zu sehen. Ja, für Marga war alles was halb so alt wie sie war ein Mädchen. Die alte Frau hatte schon viel gesehen und viele Verletzungen behandeln müssen. Doch so etwas hier ging ihr immer sehr nahe. Über all die Jahre, die sie dieser Familie schon angehörte und all die Wunden, Verletzungen und sonstigen ihrer Hilfe bedürftigen Vorgänge konnte sie sich daran nicht gewöhnen.


    Vorsichtig versorgte sie Sveija und als sie endlich fertig war, lächelte sie diese an.
    "Nun ruhe dich etwas aus und ehe dich jemand zu Gesicht bekommt, wird es morgen sein. Vorher lasse ich keinen zu dir."
    Kurz blickte sie zu Albin, lächelte Sveija noch einmal kurz an und verließ dann mit ihren Sachen den Raum.