Beiträge von Albin

    http://www.kulueke.net/pics/ir…manen-maenner-jung/53.jpg Es war ein Handlanger einer nicht unbekannten Sippe hier in Mogontiacum, der die Abweisung zufällig mitbekommen hatte als er sich selbst für den Kurs anmelden wollte... und da er von eben jener Sippe das Geld nicht nur für sich, sondern auch einen anderen Mann aus dem Dunstkreis eben jener Sippe bekommen hatte, und dieser sich kurz zuvor in einem Vicus das Bein gebrochen hatte, waren gerade 100 Sz übrig die ein gewisser Spender für die Förderung der germanisch-/keltischstämmigen Teilnahme in der Civitas gedacht hatte. Zwar kannte er die Beweggründe des Mannes nicht, und auch nicht ob es sich überhaupt lohnte für diesen Kerl Geld auszugeben, aber heute war Freya diesem Mann einfach hold... und so landete genau eben jene Münze für eben jenen Mann in den Händen der Schola-Mitarbeiter, bevor dieser unverrichteter Dinge wieder abziehen musste.


    Sim-Off:

    Für Haakon überwiesen. Die SimOn-Erklärung ist natürlich hanebüchen und an den Haaren herbeigezogen... aber: mei, watt soll's. :D

    "Ahjo.", brummte Albin kopfschüttelnd, als der junge Audaod sich heillos verzettelte und den Rückzug antrat bevor die Schlacht überhaupt ernsthaft losgebrochen war, "Wenn de Jung et net emo hinkrich, sine Rut oppn Desch zu leje wenn sine Bas lui neckt, sei ik schwatt fö lui. Wi sull datt blot wern, wenn lui ma vehirotet is? To use tiet wör datt niet so jeloofn.. Audaod, pakk di ma anne Klötn! Do hess do witte, or? Zeich de Wieb mo, watt in ju steckt.. suns ens noch as Rich vonne Pantoffels!", zog der alte Mann in breitem Dialekt der Amisia vom Leder und wies den jungen Mann zurecht. Natürlich wusste er selbst, dass die Wolfrikstöchter ein spezieller Fall waren... aber das hier gerade war ja geradezu handzahm! Das durfte man auf keinen Fall dulden!

    Albin selbst hatte das Gerede der jungen Leute nur mit halben Ohr verfolgt, saß er doch am anderen Ende des Tischs und drückte gerade ob der Kälte hartgewordenen Schmalz auf ein Brot, dass er mit germanischer Beharrlichkeit auf der Stulle verteilte. Das Geschnatter der Jungen zu ignorieren hatte er sich schon vor langer Zeit angewöhnt, doch als der Ton schärfer wurde horchte er auf... und bekam gerade noch mit, wie Audaod und Eldrid Narreteien austauschten, die sich wohl nur hormonüberflutete Kindsköppe an ebensolche werfen konnten.
    Schon wollte er einfach nur den Kopf schütteln und sich die Stulle zwischen die Kiefer schieben, als Eldrid noch einen oben drauf setzte und sogar für einen alten Mann wie Albin offensichtlich den jungen Audaod mit Zweideutigkeiten provozierte, hielt die Hand kurz vor dem Mund inne und Albins Blick wanderte misstrauisch zwischen Streithenne und -hahn hin und her...

    http://img850.imageshack.us/img850/3856/eldrid.png Eldrid zog nur eine Augenbraue hoch, als Audaod meinte, sie blöd anmachen zu müssen. Dass er sie Kleine nannte, wo sie doch ein paar Jährchen älter war als er, fand sie schon etwas dreist... aber über so was stand sie ganz eindeutig drüber. Anstand also beleidigt zu sein, grinste sie nur umso genüsslicher und nahm sich den Rest dessen vor, was ihr Vetter so von sich gegeben hatte. „Consul also, ja? Warum so bescheiden? Nimm dir doch gleich vor Kaiser zu werden, ich mein, wenn du dir schon große Ziele setzt, warum dann nicht gleich nach dem höchsten greifen?“ Sie stützte einen Ellbogen auf den Tisch legte ihr Kinn in die Handfläche – und grinste noch breiter, als Audaod nun einen mehr als doppeldeutigen Kommentar vom Stapel ließ. „Was genau soll ich erleben, wenn du erst mal ein Mann bist?“ Das wollte sie jetzt sehen, wie ihr Vetter sich da raus wand.

    http://img850.imageshack.us/img850/3856/eldrid.png Eldrid grinste nur wissend, sagte aber nichts mehr zum Thema Schmackhaftigkeit. Was aber auch nichts ausmachte, weil Audaod generell gerade angefressen zu sein schien von ihrer Reaktion. Und er ließ sich so viel besser frotzeln wenn es um etwas ging, das auch etwas bedeutete... wie beispielsweise, von er träumte. Eldrid war eigentlich nicht gemein, und sie überschritt nie gewisse Grenzen – aber es ließ sich eben auch nicht leugnen, dass sie zwei Brüder hatte. Und noch eine rotzfreche Schwester. Auf den Mund gefallen war sie sicher nicht, auch wenn sie unter ihren Geschwistern noch die Vernünftigste war – oder es zumindest lange Zeit gewesen war, bis Hadamar in der Legion etwas Vernunft eingeprügelt worden war.


    „Aber es ist nur noch ne Frage der Zeit, bis er Senator wird. Und du, Kleiner, hast gerade so geklungen als wärst du dann der erste Wolfrikssohn, der jemals einen Fuß nach Rom setzt...“ Ein weiterer Löffel Eintopf wanderte in ihren Mund. „Dabei hast du noch nicht mal dein Sax bekommen.“

    http://img850.imageshack.us/img850/3856/eldrid.png Eldrid sah ihren Vetter kaum an, als der über ihrer Frage grübelte, sondern aß weiter von dem Eintopf. War nun eher wenig überraschend, dass Audaod ins Stottern kam und auch danach eher Allgemeinplätze von sich gab. Seine Schwärmerei klang mehr danach, wovon so viele junge Burschen hier schwärmten... Rom. Rom! Die ewige Stadt, das Zentrum des Reichs. Eldrid hatte immer ein wenig Mühe das ernst zu nehmen, wenn ihr einer so kam, und Audaod war da keine Ausnahme. Sie kratzte sich kurz am Ohr, in einer Geste, die die gleiche war wie die, die Hadamar immer machte. Nur mit dem Unterschied, dass ihr Bruder sie machte, wenn er verlegen war – und sie, wenn sie gerade eher desinteressiert war oder zweifelnd. Aber ganz ehrlich: Kaufmann, Eques, Senator, damit klapperte er doch gerade alles ab, was es so an Möglichkeiten gab in Rom, jedenfalls nach allem was Eldrid so wusste. „Unserem schmackhaften Met?“ Sie konnte nicht anders, als sie das hörte musste sie grinsen. „Das hast du jetzt nicht gerade ernsthaft gesagt. Unser schmackhafter Met, äffte sie ihn nach, ihre Stimme verstellt, so dass sie tiefer klang. „Kaufmann in Rom wär was Neues, als Senator trittst ja doch nur in Alriks Fußstapfen“, frotzelte sie ihn, und es wurde ziemlich deutlich, dass sie ihm nicht wirklich glaubte dass er seine Schwärmereien ernst meinte.

    http://img850.imageshack.us/img850/3856/eldrid.png „Wie der letzte Dorftrottel, also“, feixte Eldrid. „Und ich kann mir schon denken, was du damit machen würdest... Du hättest das Zeug wahrscheinlich schneller verschleudert, als Hadamar dir was abgeben könnt.“ Sie grinste ihren Vetter freimütig an, bevor sie nach ihrem Becher griff und einen Schluck trank. Sie hoffte ja, dass er bald nach Hause kam... allein schon wegen ihrer Mutter, mit der es dann sicher wieder etwas leichter werden würde, aber auch, weil sie ihn vermisste. Seit er damals ins Stadthaus der Duccii gezogen war, hatte sie ihn zwar generell nicht mehr so häufig gesehen, aber nicht mehr so häufig war eben doch um einiges häufiger als gar nicht.


    Als Audaod dann mit der Faust auf den Tisch schlug, zog Eldrid nur spöttisch eine Augenbraue hoch. „Der Herr im Haus hat gesprochen“, neckte sie ihn. „Hadamar wird dir zu Füßen liegen und dir alles haarklein berichten, was du wissen willst... Was willst du denn in Rom?“

    "Herr Witjon", sagte Albin gelangweilt, nachdem er angeklopft hatte und hereingebeten worden war. "Ein gewisser Wolfram hat einen Brief von einem gewissen Asius abgegeben." Womit er den Brief auf den Schreibtisch legte und sich zum gehen wandte. Albin brummte ein deklaratorisches "Habe dann noch zu tun" und verließ den Raum wieder.



    Procurator Civitatium
    Numerius Duccius Marsus
    Casa Ducia
    Mogontiacum
    Provincia Germania



    Salve Numerius Duccius Marsus,


    Ich schreibe dir aus dem Flottenstützpunkt der classis Misenensis in Misenum um mein plötzliches Verschwinden zu erklären. Ich habe mich wie du weißt zum Magister Vici wählen lassen. Mein Ziel war es, eine kleine Karriere in der Stadtverwaltung zu beginnen. Leider ist mir dabei ein Fehler unterlaufen, genau genommen sogar zwei. Ich habe bei der Anmeldung im Büro des Duumvir beim Scriba Pacatus nicht angegeben, dass ich den Cursus Res Vulgares nicht abgelegt habe. Ohne diese Ausbildung darf ich meines Wissens gar nicht zur Wahl antreten, was mir damals nicht klar war. Ich befürchte also, dass meine Wahl, aufgrund dieses formellen Fehlers ungültig ist. Darüber hinaus habe ich erfahren, dass man ohne diesen Kurs selbst gar nicht stimmberechtigt ist. Zum Wahltermin wusste ich das nicht, und habe daher damals meine Stimme abgegeben. Um allen Beteiligten, also dem Scriba, den Wahlhelfern, dir Patron, dem Duumvir und letztlich mir Unannehmlichkeiten zu ersparen, dachte ich, dass es besser sei Mogontiacum zu verlassen. Ein öffentlicher Skandal bleibt der Stadt so erspart.
    Ich beabsichtig der Flotte in Misenum beizutreten, um dann eines Tages ehrenvoll nach Mogontiacum zurückzukehren.
    Ich weiss natürlich, dass du unter diesen Umständen kein Interesse daran haben kannst, weiter mein Patron zu sein.
    Vale,


    Asius
    ~~Magister Vici Mogontiacum~~
    [Blockierte Grafik: http://pages.imperiumromanum.net/wiki/images/5/5d/Siegel_Administratio_Impera.gif]


    Und es war wie immer der alte Albin, der dem Boten die Tür öffnete. "Ja?", fragte Albin und musterte den Mann mit einem leichten Stirnrunzeln. "Wer bist du und was möchtest du?" Er schien heute ausnahmsweise mal ganz gut Laune zu haben.

    "Lass das!", fauchte Albin gereizt. "Ich ziehe diesen Mist nicht auf, Thorgall. Vergiss es!" Der Stallbursche versuchte schon den ganzen Tag lang, die römische Saturnalienfilzmütze auf Albins trotzigen Kopf zu ziehen. Der alte Hausverwalter der Casa Duccia wehrte sich bisher jedoch vehement und sehr erfolgreich gegen derlei Unternehmungen. "Geh' mir weg mit dem blöden Römerzeug! Das sieht doch lächerlich aus. Wenn ihr euch zum Gespött machen wollt, in Ordnung. Aber lasst mich damit in Ruhe..." Albin verzog sich schnell ans andere Ende des Tisches und machte es sich neben Marga bequem, wo sich beide dankbar vom Hausherrn und dessen Sohn bedienen ließen. Das musste man den Römern lassen: Die Saturnalia hatten etwas überaus angenehmes für die Sklavenschaft und Bediensteten an sich.
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    "Und Heil den Toten", verkündete Albin im Anschluss an die fröhlicheren Trinksprüche recht griesgrämig. Er fühlte sich plötzlich an alte Zeiten erinnert und an die vielen jungen Söhne und Töchter Wolfriks, die schon vor Audaod und noch viel früher vor Witjons Zeit in Mogontiacum ein viel zu frühes Ende im Römischen Reich und in grauer Vorzeit in der alten Heimat gefunden hatten.
    Von Marga erntete er jedenfalls einen kräftigen Ellenbogenstoß in die Rippen, so dass Albin sich ordentlich beim Trinken verschluckte. Der ebenso alte Hausdrache hatte nämlich relativ gute Laune und wollte die Stimmung nicht gleich versaut sehen. "Still. Heute feiern wir das Hier und Jetzt. Und die ganzen jungen, fidelen Leute im Haus. Du solltest dich glücklich schätzen, Mann."

    "In Ordnung, Augenblick eben", entgegnete Albin auf die Erklärung hin, schloss die Tür einfach wieder und verschwand für einige Momente, in denen Pacatus weiter zugeschneit wurde.


    Schließlich öffnete die Tür sich wieder, diesmal zur Gänze. Albin bat den Scriba nun mit einer knappen Geste herein. "Du kannst eintreten, Matinius. Der Herr Duccius empfängt dich." Im Eingangsbereich würde Albin dem Gast nun anbieten seinen Mantel abzunehmen und die vermatschten Schuhe gegen trockene Haussandalen einzutauschen, um ihn dann ins Arbeitszimmer zu führen, wo der Hausherr ihn bereits erwartete.

    Als Albin an die Tür zum Arbeitszimmer anklopfte und im nächsten Augenblick auch schon eintrat, fand er den Herrn Witjon lesend und zugleich essend vor. "Äh...Herr Witjon, da ist ein Scriba Matinius von der Curia. Will was wegen einer Marktordnung...", informierte der Vilicus. Mit hochgezogenen Augenbrauen beobachtete er, wie der Hausherr Schinkenbrot und Oliven in sich hineinstopfte, während er mit fettigen Händen eine Wachstafel studierte und auf einer anderen Anmerkungen notierte.

    Albin runzelte kurz die Stirn, während er den Matinier mit einem Blick zu durchdringen versuchte, der es in sich hatte. Dann schloss sich abrupt der Sehschlitz. Wenige Sekunden später wurde die Türe entriegelt und halb geöffnet.


    "Scriba Matinius also", brummte Albin mürrisch. Bei diesem Mistwetter hasste er es an der Tür inhaltloses Gerede mit Fremden zu betreiben. "Und worum geht's?" Dass er mit dieser Frage die Wartezeit, während derer der Mann weiter im schneienden Wind ausharren musste, nurmehr verlängerte, war Albin bewusst und derart auch beabsichtigt.

    http://img850.imageshack.us/img850/3856/eldrid.pngEldrid lächelte Witjon kurz zu und nickte auf seine Worte hin, aber sie stellte sich lieber nicht vor, wie ihre Mutter die Neuigkeit wohl aufnehmen würde... und sie war ganz froh, dass sie nicht da war. Ihre Mutter war nahezu unerträglich gewesen in der letzten Zeit, immer unerträglicher, je länger ihr Bruder fort war, und je länger sie keine Nachricht bekommen hatten. Es war einfach zu sehr wie damals mit ihrem Vater, und so war es definitiv nicht leicht mit ihrer Mutter momentan. Wenn sich die Anspannung aufgrund der Sorge um ihren Erstgeborenen jetzt plötzlich löste, dann stand zu erwarten, dass das auch nicht unbedingt leicht zu ertragen sein würde... Eldrid konnte sich gut vorstellen, dass sie erst mal einen halben Zusammenbruch kriegen würde. Sie hatte zwar durchaus ein schlechtes Gewissen wegen dieser Gedanken... aber ihre Geschwister waren ja da und konnten sich um ihre Mutter kümmern.


    Kriegsheld, hörte sie von ihrem Vetter. „Ich stell mir vor wie blöd du gucken würdest, wenn Hadamar mit all dem Zeug heimkäm... Aber er wüsst wahrscheinlich gar nichts damit anzufangen.“ Hadamar war schon immer ziemlich genügsam gewesen und hatte wenig gebraucht, sah man mal davon ab, dass wie die meisten Kerle gerne was trank... und dass er gern spielte, aber da gewann er häufiger als er verlor. Als er noch hier in Mogontiacum gewesen war, hatte er öfter mal Teile seines Solds gebracht und ihr gegeben, für sie und ihre Geschwister. Die Duccier brauchten das ganz sicher nicht zum Leben, wie es in vielen anderen Familien der Fall war, aber natürlich bekamen gerade die Jüngeren von ihnen kaum mal etwas, was sie völlig frei ausgeben durften – haushalten, nicht verschwenderisch sein, so was halt. Was Hadamar aber regelmäßig torpedierte, zu ihrer Freude, der ihrer Geschwister, und auch der der anderen jungen Leute, weil Hadamar seinen Sold durchaus großzügig verteilte an alle, die geldmäßig unter der Fuchtel der Großen standen. „Rom? Ja, sicher, das wär was... Bin gespannt was Hadamar erzählt davon.“

    Das Klopfen verhallte in den Gängen der Casa und gut eine halbe Minute rührte sich einfach gar nichts. Dann irgendwann konnten spitze Ohren ein leises Schlurfen hinter der schweren Türe der Casa Duccia vernehmen. Ein Sehschlitz wurde geöffnet und aus Albins Augen schoss der kritische Blick, mit dem der alte Hausverwalter im Wege jahrelanger Erfahrunng mit Bittstellern und Nervtötern seit jeher Klopfende zu mustern pflegte.


    "Dies ist das Heim der Duccii, wer da?", sprach er in stark akzentuiertem Latein.

    http://img850.imageshack.us/img850/3856/eldrid.pngEldrid traute ihren Ohren kaum, als Witjon beim Abendessen die großartigen Neuigkeiten verkündete. Ihr Bruder lebte. Sie saß einfach nur da, während Witjon weiter erzählte, dann zu den Göttern betete, stumm, und versuchte zu realisieren, was sie gehört hatte. Hadamar war am Leben, und nicht nur er, auch Sönke – den Eldrid fast ebenso gut kannte wie ihren Bruder – lebte noch. Und der dritte, Alrik, den sie zwar nicht sonderlich gut kannte, war er doch schon seit Jahren fort aus Mogontiacum, der aber ein Verwandter war und allein deshalb schon wichtig.
    Erst jetzt, wo sie wusste dass Hadamar noch lebte, wurde ihr bewusst, wie viel Angst sie um ihn gehabt hatte, seit er in den Krieg gezogen war. So verschieden sie auch waren, so oft sie sich auch gegenseitig geärgert hatten, aneinander geraten waren, er war ihr Bruder, und sie liebte ihn, und in gewisser Hinsicht war ihre Beziehung auch etwas Besonderes, anders als die zu den anderen, waren sie beide doch die Ältesten und hatten ihrer Mutter nach dem Tod ihres Vaters schon früh auf eine Art unterstützen müssen, die von den Jüngeren nicht verlangt worden war.


    Sie saß immer noch schweigend und regungslos da, hatte das Essen noch nicht angerührt, als Audaod sie plötzlich ansprach. Der Knoten aus Angst, der ihr erst jetzt so wirklich bewusst wurde, hatte sich bisher kaum lösen wollen in ihrer Brust, aber als sie Audaod hörte, und die Worte Kriegsheld in Verbindung mit ihrem Bruder, musste sie plötzlich lachen, und der Knoten... war weg. „Großartig. Auch wenn ich das noch gar nicht glauben kann... mein Bruder, ein Kriegsheld.“ Sie schüttelte grinsend den Kopf und holte sich nun auch etwas Eintopf, während sie sich gleichzeitig an Witjon wandte: „Weiß meine Mutter schon Bescheid?“

    Albin stockte für einen Moment vor Freude der Atem. Er hatte zwar schon erkannt, dass Alrik leben musste, denn sonst hätte er wohl kaum den Brief schicken können. Dass Hadamar und Sönke ebenfalls überlebt hatten, war dagegen eine besonders positive Nachricht. Und dann wurde er von Witjon schon mit Fragen und Bemerkungen bombadiert und sah sich für einen Moment leidlich überfordert.


    "Äh...der Bote wird in der Küche bewirtet, natürlich", gab Albin seinem Sippenoberhaupt erstmal patzig zu verstehen. Das war doch eine Selbstverständlichkeit.

    Der Hausgeist hatte nur wenige Minuten zuvor einen Reiter empfangen, der es nicht mehr bis zum Einbruch der Dunkelheit pünktlich nach Mogontiacum geschafft hatte. Statt jedoch so kurz vor dem Ziel irgendwo in der Landschaft wenige Meilen vor der Civitas das Nachtlager aufzuschlagen, hatte der Bote sich dafür entschieden weiterzureiten und war aus diesem Grund erst bei der Casa Duccia angekommen, als es draußen schon pechschwarz war und in der Casa so ziemlich jeder schlief...bis auf Albin.


    "Ein Brief, Herr Witjon", verkündetete dieser nun seinem Sippenoberhaupt bedeutungsschwanger und hielt ihm die Wachstafel hin. Die einzigen Anzeichen für Aufregung war ein leichtes Zittern seines Finger. Albin hatte viel erlebt, aber die elend lange Geduldsprobe, wenn ein Heer so unglaublich weit weg von der Heimat Schlachten schlug, hatte er nie mitmachen müssen. Bisher zumindest.
    "Von Alrik", konkretisierte er im Anschluss, um Witjon die Brisanz dieses Schreibens zu verdeutlichen. Erwartungsvoll hielt er diesem die Wachstafel quasi direkt unter die Nase.