»Also, ich find die gar nicht mal so schlecht«, sagte Caius eben vernehmlich, als er sich die Öllampe noch mal genauer anschaute. Er drehte sie hin und her und sah sich jedes kleine Mosaiksteinchen genaustens an. Die schillerten in verschiedenen Grün- und Blautönen.
»Weißt du, ich glaub, das könnte Scamander auch. Vielleicht ist das eine Marktlücke«, überlegte Caius vor sich hin.
»Sind die Steinchen eben ein bisschen kleiner. Wobei...verflixt, schau mal, das ist Glas!« Caius hielt die Lampe ein bisschen höher in die Sonne. Das Licht brach sich in und auf den Splittern.
»Was kostet die eigentlich?« wandte er sich jetzt ein bisschen lauter an den Händler.
»Zwei«, knarzte der Kerl.
»Zwei? Zwei was?« Denare? Asse? Caius mochte solche Leute nicht. Das war ja, als würde man gleich selber raten.
»Sesterzen. Was sonst.« Und unfreundlich war der Mensch auch noch. Caius sah Axilla an.
»Was meinst du?«
Beiträge von Caius Aelius Archias
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Caius blieb stehen und scheuchte mit einem bösen Blick die Leibwächter zur Seite. Gut, fünf waren wirklich etwas viel. Da musste man ständig aufpassen, dass man denen nicht in die Hacken lief oder die nicht im weg standen, so wie eben. Caius zierte sich nicht, mit Axilla Hand in Hand zu gehen, wie jetzt.
»Schau mal, ein Hauslehrer und Schreiber«, sagte er zu seiner Frau.
»Könnten wir eigentlich gut gebrauchen. Der könnte unsere Läden verwalten. Besonders wenn du wieder arbeiten willst...« Was Caius zwar nicht so gut fand, weil er genug für sie beide verdiente, aber wenn sie dafür ihren Seelenfrieden hatte... Und solange sie ihre Wachen mitnahm, war er auch damit einverstanden.
»Wobei fünfhundert schon ein wenig mehr ist als der Halsabschneider sonst für seine Ware nimmt, findest du nicht?« -
Kommt einer in ein Ledergeschäft, wo er zwei identische Portemonnaies sieht. Das eine kostet 20 Euro, das andere 500 Euro. Als er nach dem Grund für den Preisunterschied fragt, antwortet die Verkäuferin: "Das Billigere ist aus Rindsleder, das andere aus Penisleder. Darauf der Kunde: "Und was ist das tolle an jenem aus Penisleder?" Verkäuferin: "Wenn sie dreimal drüberreiben, haben Sie eine praktische Reisetasche!"
:D:D:D
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Nein, ganz offensichtlich verstand Caius das wirklich nicht. Das war der Moment, an dem er aufgab. Als ihm klar wurde, dass Axilla ihn wohl nicht überreden, sondern überzeugen wollte. Und dass sie es gut fand, wenn ein Mann seine Familie verteidigen konnte....gegen wen auch immer und wann auch immer. Caius glaubte nicht, dass es jemals dazu kommen würde. Nicht in ihrer Zeit und nicht so, wie sie lebten. Hier würden wohl kaum irgendwelche Germanen einfallen oder welche Barbaren auch immer. Und gegen die feigen Angriffe aus dem Verborgenen sollten sie ja die Leibwächter schützen. Caius konnte eh nicht immer überall mitlatschen und aufpassen, erst recht nicht in einer Rüstung und mit Schwert. Und außerdem, wen sollte er denn fragen, ob er ihm das beibrachte? Er konnte ja schlecht einfach zu den Stadtkohorten gehen und darum bitten, dass er private Übungsstunden bekam. Doch nicht mit über dreißig! Die lachten ihn ja aus!
Aber nein, er hielt den Mund. Er hatte echt genug von dem Thema. Und überhaupt.
»Hmmm... Duhu, ich hätt langsam echt Hunger....« sagte er zu Axilla und strich ihr über die Wange. Dass er damit ziemlich abrupt und demonstrativ das Thema wechselte, war ihm selber nur allzu klar. Aber wenn er jetzt darüber nachdachte, dass Axilla die Bemühungen des buddelnden Zimmermanns als dümmliches Gegrabe ansah, dann zog er vielleicht Parallelen zu sich selber und wurde nur wieder wütend. -
Axilla ruckelte herum und drehte sich dann zu ihm um. Caius nahm seine Hand weg und schob die statt auf Axillas Bauch unter seinen Kopf. Und dann lagen sie sich gegenüber und konnten sich ansehen, was im Klartext hieß, dass Gedanken und Gefühle wieder besser erkennbar waren, weil man die Mimik dabei hatte und nicht aus der Stimme raten musste. Caius machte jetzt ein frustriertes, fast quengeliges Gesicht und seufzte.
»Das ist doch keine Strafe. Ist halt ne etwas festere Tunika. Sozusagen.« Caius zuckte mit der Schulter, auf der er nicht drauf lag.
»Ich weiß nur nicht so richtig, wann ich die dann anziehen soll. Ich mein... Wenn es wirklich mal hart auf hart kommt und ich dich vor einer Horde reißerischer Barbaren beschützen muss, kann ich ja schlecht sagen Wartet mal. Ich hol mir nur schnell meine Rüstung. Ja?.« Caius machte ein fast hilfloses Gesicht. In so einer blöden Sodalität war er ja auch nicht, also konnte er auch nicht da eine Rüstung anziehen.»Und der Vergleich mit dem Zimmermann hinkt, mein Schatz!« Caius stupste ihr kurz die Nase.
»Einem Zimmermann würdest du nämlich auch keine Pflugschar in die Hände drücken und sagen Mach du man. Da würde er dich auch komisch angucken. Und selbst wenn er pflügen wollte, müsste er das erst lernen. Nur warum, wenn's doch genug Bauer gibt? Und wenn es wirklich mal nötig wird, könnte er auch einfach Bohnen auf die Erde schmeißen und die mit den Händen eingraben. Da braucht er keinen Pflug zu, um sich da über Wasser zu halten.« Caius sah Axilla an. Ganz bestimmt hatte er sie damit überzeugt.»Ich weiß. Ich find nur nicht, dass ich eine Rüstung brauche, verstehst du? Oder ein Schwert. Ich mein, ich werd dich bestimmt eh nie verteidigen müssen, und wenn doch, krieg ich das trotzdem hin. Ohne Schwert.« Er stupste sie noch mal auf die Nase. Wieso redeten sie jetzt eigentlich über Rüstung und Schwert? Eigentlich hatte Caius doch über den Duccius....aber gut. Dann war der Streit vielleicht doch irgendwie zu Ende.
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Caius sah Firas von der Seite her an. Bona Dea, der wirkte ja, als wär er auf Opium! Caius hob eine Hand und wedelte kurz damit vor Firas' Gesicht herum.
»Öhm, alles klar bei dir?« erkundigte er sich sicherheitshalber mal. Nicht dass der Kerl plötzlich umfiel, so selig wie der lächelte. Und dann folgte Caius dem Blick des Syrers zum Podest und schnallte augenblicklich, was Firas wohl dachte. Gut, dass ihm nicht auch noch Sabber aus dem Mund lief. Caius begann zu grinsen.»Hast du das gehört? Fügsam und kann mit Kindern umgehen. Das ist doch was. Axilla und ich werden mal eine ganze Horde Kinder haben«, sagte er zu Firas.
»Und sie freut sich bestimmt über ein bisschen Gesellschaft. Obwohl... Wenn ich mir dich so anschau, ist sie nicht die einzige, die sich darüber freuen wird... Sag mal, ist keine für dich dabei? In der domus, mein ich?« Immerhin hatten die Aelier schon die ein oder andere Sklavin. Konnte ja nicht sein, dass die alle Haare auf den Zähnen hatten.
»Oh Moment. Ihr Latein ist ausreichend? Sag dem mal, dass sie was sagen soll«, sagte er zu Firas und deutete mit dem Kinn auf den Sklavenhändler.
»Man will ja nicht die Katze im Sack kaufen.« -
»Weiß nicht«, erwiderte Caius. Er hatte doch keine Ahnung! Für ihn wär das noch am sinnigsten gewesen, die Erklärung mit dem Stolz, alles andere verstand er nicht so. Er konnte sich schon wehren, und bestimmt konnte er auch wem den Arm abhacken, wenn man ihm ein Schwert in die Hand drückte (notfalls sich selber). Nur ob Axilla das dann toll fand, wagte er zu bezweifeln.
Axilla antwortete erstmal nicht. Und dann sagte sie, dass er sich keine Rüstung kaufen musste. Weiber! Versteh die einer! Vor vier Sekunden hatte sie ihm noch eine aufschwatzen wollen! Caius war echt ratlos. Vielleicht war Axilla ja wieder schwanger. Dann hatten die Frauen es ja bekanntlich nicht so mit den Gefühlen und so... Trotzdem stöhnte er.
»Soll ich nun oder soll ich nicht? Ich weiß manchmal echt nicht, ob ich nun richtig lieg oder nicht, Axilla«, sagte er und verpackte da so wenig Vorwurf wie möglich drin. Er sah an Axillas Wange vorbei mit gerunzelter Stirn zum Fenster.
»Glaubst du, ich könnt dich nicht verteidigen, wenn ich müsste?« halte er mal nach. War ja irgendwie ein starkes Stück, wenn sie das dachte. Er sah zwar nicht aus wie ein Streichholz, aber was er an Masse vorzuweisen hatte, war eben nicht alles labberig! -
Caius machte ein bedröppeltes Gesicht. Ob schon wieder oder immer noch, wusste nicht mal er. Jedenfalls hatt er ein ganz arg schlechtes Gewissen, weil er Piso nicht noch mal extra eingeladen hatte, wenigstens zu den Rennen.
»Das war scheiße«, kommentierte er selbst.
»Ich mein, ich hätt dich wirklich einweihen sollen und alles.« Caius ließ die Schultern hängen. Er hatte Piso enttäuscht, und deswegen fühlte er sich schlecht. Auch wenn die Umstände eben besonders waren. Caius hoffte nur, dass Piso ihm das nicht irgendwie heimzahlen würde. Indem er ihn auf seine eigene Hochzeit nicht einlud oder sowas, obwohl er doch bestimmt pompös feiern würde.Piso war genauso entrüstet wie Axilla wegen der Wachengeschichte, und Caius konnte das echt nicht nachvollziehen.
»Ja, fünf! Und? Ich mein, sie bedeutet mir halt viel. Und als Magistrat oder hohes Tier im Götterkult wirst du auch irgendwann mal mit Calatoren und Wachen und einer Traube Sklaven rumlaufen, Pi.« Caius war ja nicht ganz so auf den Kopf gefallen. Gut, für eine Frau waren fünf Wächter vielleicht eher ungewöhnlich, aber zu viel fand er das nicht!
»Naja. Ich hab mich schon auf drei runterhandeln lassen.« Oder sowas in der Art zumindest.
»Die hatten wir schon«, murrte er leise. Auch wenn's nicht deswegen gewesen war.
»Ja....hab ich. Ich weiß nicht, ich will eigentlich nicht so sein wie er, Pi. Und ich müsste das Axilla sagen. Ich will sie nicht anlügen. Ich glaub kaum, dass sie das gut findet... Aber ich hab da eine andere Idee, pass auf.« Caius lehnte sich ein wenig vor und flüsterte Piso etwas zu.* Anschließend lehnte er sich zurück und betrachtete seinen langjährigen Freund.
»Und? Was denkst du?« fragte er angespannt und wartete auf eine Reaktion.»Und wie, eine Pat... oh... nee« Caius bekam große Augen. Eine Aurelierin! Caius sah sich selbst von der Liste der Hochzeitsgäste streichen, wenn Piso die heiratete! Er machte ein unglückliches Gesicht.
»Oh Pi!« Caius schüttelte den Kopf. Was musste sich der Kerl auch unglücklich verlieben! Erst eine plebejische Decima, dann eine Patrizierin, die dummerweise eine Aurelia war. Es war zum Haareraufen! Das mit dem Tutor war allerdings ein Silberstreif am Horizont. Bestimmt war das dieser Ursus, der hatte Haare auf den Zähnen. Aber Piso nannte einen anderen Namen. Seianas Patron.
»Nicht wirklich. Aber ich weiß, dass das Seianas Patron ist. Wieso denkt der denn das? Was hast du denn gemacht?« Irgendwas musste er ja gemacht haben, überlegte sich Caius. Obwohl...so Patrizier mussten ja keinen Grund haben für ihre Launen. Da sollte einen ja nichts mehr wundern. Und im nächsten Moment war der komische Aurelier schon vergessen und Caius sah Piso kritisch an.
»Äh...sie seinlassen?« wiederholte er.
»Ich hab gar nichts mit ihr gemacht, seitdem ich...hmmm... Wie meinst du das, Pi? Und...Moment, und wieso war sie bei dir und hat sich ausgeheult?!«Sim-Off: * PN
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Es dauerte schon ziemlich lange, bis Axilla überhaupt was sagte. Erst streichelte sie nur seine Hand.Nur deswegen dachte Caius nicht, dass sie eingeschlafen war. Er selber müsste bals aufstehen und den hungrigen Löwen mit den drei Ziegen in seinem Magen füttern.
Es wär ihr also nicht lieber, wenn er Soldat wär, aber beschützen können sollte er sie schon? Caius runzelte die Stirn, und wieder war er froh, dass Axilla seinen Gesichtsausdruck nicht sehen konnte. Wenn er genauer darüber nachdachte, dann hatte ein Gespräch durchaus was, wenn man es so führte. Weil man den anderen dann nicht ansehen musste in heiklen Situationen, und wenn man seine Stimme einfach ganz nett verstellte, dann merkte der andere vielleicht auch gar nicht, das man es anders meinte als gesagt. Wobei das ja auch irgendwie fies war. Caius seufzte. Eigentlich war er ganz froh, Axillas Vater nicht zu kennen. Der war Soldat gewesen, und die waren meistens etwas seltsam. Zackig und herrisch und so, zumindest stellte sich das Caius meistens so vor, gerade, wenn es um das Wort Heirat bei der eigenen Tochter ging. Und Decimus Meridius war ja auch nicht anders gewesen, damals. Und der war auch mal ein Legat gewesen oder sowas.
»Du willst stolz sein können?« schoss er einfach mal ins Blaue und lag damit vielleicht richtig, vielleicht aber auch völlig falsch. Zumindest hörte sich das so an, was Axilla sagte. Oder sie hatte recht und konnte es einfach nicht erklären. Wieder seufzte er und zuckte mit den Schultern, was Axillas Kopf kurz rucken ließ.
»Na wenn du willst, kaufe ich eben eine Rüstung. Was soll's, dachte er sich. Ob er das Geld nun dafür ausgab oder für andere Kinkerlitzchen. Das war ja eigentlich schnurzpiepegal. -
»Oh, klar, machen wir. Stellen wir ins atrium!« versprach der Sklave und winkte zwei Kumpanen, die das Geschenk reintrugen. Was immer es auch war.
»Gut, dann komm doch rein!« Er winkte den Besucher herein.Und auch der nächste Besucher wurde recht unkompliziert und schnell ins Speisezimmer gebracht. Der Türsklave war auch nicht besonders verwundert, dass beide Männer alleine waren, denn Sklaven wurden von den Prätorianern nie mit reingelassen unten am Tor.
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»Mh.« Caius nickte hinter Axilla, was sie ja nicht sehen konnte. Irgendwie war das alles blöd. Das mit Leander war gar nicht so schlimm gewesen, verglichen damit. Caius sagte sonst nichts weiter. Er dachte trotzdem weiter drüber nach. In so einem Satz lag schließlich auch Wahrheit drin, auch wenn sie noch so klein war. Und in Caius baute sich ein Gedanke auf, Stein für Stein und ganz langsam. Wieder verging eine ganze Weile, in der er nachdachte.
»Und du willst wirklich, dass ich mir eine Rüstung und ein Schwert besorge?« fragte er ohne große Motivation, dafür aber mit Unglaube in der Stimme, nach. Denn Caius war zu dem Schluss gekommen, dass Axilla sich von Soldaten angezogen fühlte. Und ja, dabei dachte er auch wieder an Vala. Zu dem ihm beim Hühnchenessen eine Idee gekommen war. Caius schob die weg. Darum würde er sich später kümmern.
»Dir wär's lieber, wenn ich Soldat wär. Oder?« fragte er sie leise. Und er war froh, dass er sie dabei nicht angucken musste. -
Als der Sklavenhändler jemanden anpries, der heiß sein sollte, blieb Caius so abrupt stehen, dass Firas vielleicht ihn ihn rein laufen würde. Das war der erste Nachmittag, an dem Herr und Sklave allein unterwegs waren. Katander hatte den Auftrag bekommen, ein Auge (oder besser noch zwei) auf Axilla zu werfen. Und Caius hatte Firas mitgeschleppt.
»Kuck mal die da«, sagte Caius und deutete auf das Mädchen, das in einiger Entferung auf dem Podest stand. In Anbetracht der Tatsache, dass die Sklavin eine Frau war und Axilla auch, empfand Caius diese Mischung schon mal als kompatibel.
»Kosmetik kann sie machen und singen, ist ja interessant«, sagte er zu Firas und verschränkte abwartend die Arme vor der Brust.
»Wär vielleicht was für Axilla, meinst du nicht?« -
Als Axilla seine Hand so platzierte, schob sich Caius noch ein wenig näher an Axilla ran. Es hätte bestimmt kein Blatt Papyrus mehr zwischen sie gepasst. Er seufzte. Ihr Scherz war genauso unlustig wie seiner, also ließ er das besser so stehen und hängte nicht noch was hinten dran.
»Bitte«, sagte er nur. Er würde sich einfach wohler fühlen, wenn sie nicht ganz alleine war und keine ganz so perfekte Angriffsfläche für mordende Germanen bildete. Sie vielleicht nicht. Er schon. Dann sagte er ein ganze Weile gar nichts und versuchte, einfach nur die Nähe zu genießen und dass er das Hirn weitgehend abschalten konnte. Der Tag war lang gewesen, das Hühnerbein hatte inzwischen seinen Hunger erst so richtig angefacht. Nur deswegen pennte er nicht halb ein, nicht mal zu einem Fünfzigstel.
»Sag mal... Denkst du das wirklich? Das mit dem Posten am Kaiserhof?« fragte er sie dann unvermittelt. Das hatte ziemlich gesessen, und Caius dachte eben immer noch darüber nach.
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Caius saß da und registrierte natürlich, dass Axilla neben ihm zu einem Häufchen Elend zusammenschrumpelte. Er seufzte leise. Sie sah ziemlich klein und verloren aus, so wie sie da jetzt hockte. Und sich dann wegdrehte. Caius hatte das ziemlich bedrückende Gefühl, ein grober Klotz zu sein. Deswegen gab er sich einen Ruck, drehte sich rum und legte sich direkt hinter Axilla auf ihr Bett und an sie dran. Den Arm legte er über ihre Taille, so dass die Hand vorn lose runterbaumelte. Er sagte gar nichts. Dann steckte er einfach seine Nase in ihre Haare.
»Drei. In Ordnung? Wenn schon nicht für jede Seite einer...« murmelte er zähneknirschend. Das war sein letzter Kompromiss. Immerhin waren das zwei Sklaven weniger als er eigentlich haben wollte für Axilla.
»Du kannst sie dir aussuchen. Sie müssen ja auch nicht immer bei dir sein. Nur wenn du raus gehst, in die Stadt. Ja? Und jetzt sei mir nicht mehr böse. Ich hab doch nur Angst, dass dir was passiert, Liebes. Und stell dir mal vor, was das dann für ein Chaos in meinen Betriebsunterlagen wär«, versuchte er einen matten Witz, über den er selber allerdings auch nicht lachen konnte. -
Caius schüttelte bestätigend den Kopf, als Piso den Fehlschlag wiederholte. Piso war irgendwie seltsam schockiert darüber, wie ihm auffiel. Aber das war ja eh egal, eigentlich, mit dem Kind. Also, es hätte keine Schande gebracht, weil er und Axilla ja jetzt eh verheiratet waren. Bestimmt hatte Piso das erst vergessen. Allerdings war sich Caius da nicht mehr ganz so sicher, als sein bester Freund die Augen aufriss und ihn gerelrecht in Grund und Boden starrte. Wie, nicht November? Welcher Faun? Wieso redete Piso nu auch von Faunen und Nymphen? Caius kniff verwirrt die Augen zusammen und vergaß dabei ganz, gehörig zerknirscht auszusehen.
»Äh«, machte er zum Auftakt der Erkenntnis. Und dann war er selber es, der Piso in den Boden starrte, und zwar entsetzt.
»Wen wem denn sonst? Ich mein, natürlich! Ach, du dachtest... Moment. Das dachtest du nicht wirklich....« Caius blinzelte ungläubig. Jeder Schuss ein Treffer oder wie? Caius war ja schon irgendwie baff. Und er tauschte noch einen Blick mit seiner Frau, ehe die sich wenig originell verabschiedete und davonrauschte. Caius sah ihr nach und seufzte dann tief, als sie verschwunden war. Piso plapperte derweil einfach weiter, und Caius hörte mit anderthalb Ohren hin.»Och Pi, es tut mir wirklich leid... Dafür, äh, also... Wir wollten eh noch Juno opfern. Magst du uns da vielleicht helfen? Du kannst das doch. Und die Hochzeit war nicht mehr als eine ganz einfache deductio in domum, das war echt alles. Wär natürlich noch toller gewesen, wenn die Blauen gewonnen hätten...« Caius zuckte mit den Schultern und sah Piso dann hoffnungsvoll an. Er war doch jetzt so ein Götterfutzi, dann würde er sich bestimmt doch besänftigen lassen mit dem Opfern. Oder? Sonst war seine spontan-gewitzte Erfindung mit der Opferei einfach umsonst.
Caius seufzte. Wieder mal. Und sah dann nach, ob Axilla nicht vielleicht doch noch zuhörte...
»Weißt du, das macht mich echt krank. Die Sorge, mein ich. Ich hab ihr fünf Leibwächter besorgt. Aber damit ist sie einfach nicht zufrieden! Sie redet von einem goldenen Käfig und so, und dass sie ihre Freiheit braucht. Ja Mensch, aber wenn doch sie das eigentliche Ziel war! Das versteht sie einfach nicht. Sie sagt, sie mag ihn. Und dass ernett wär!« Caius schüttelte ärgerlich den Kopf.
»Was soll ich denn machen? Ich will sie ja auch nicht anlügen und sagen, dass ich ihr keinen mitschick, aber dann die Leute versteckt hinterher schicke. Das wär ja mies, das will ich nicht. Aber ich kann halt auch nicht überall mitgehen, ich muss ja auch arbeiten und so.« Caius wippte ahnungslos mit den Schultern und strich sich dann wieder durch die Haare.Zum Junggesellenabschied nickte Caius nur. War sicher witziger, mit den anderen dabei, das würden sie machen. Wär's halt ein Frischverheiratetenwillkommen. War doch egal, wie man das nannte! Caius hörte Piso dann aufmerksam zu. Die Informationen waren fast ein paar zu viel.
»Schmarrn mit Ämtern? Und und und...wieee jetzt, verliebt? Und was ist mit Seiana?« stammelte Caius vor sich hin und sah Piso begierig an. -
Axilla rutschte herum und kam näher, aber Caius saß nur da und sah sie an. Ihm war gerade nicht nach kuscheln, deswegen kam er erst gar nicht auf die Idee, sie in den Arm zu nehmen. Klar, für etwas mehr war er meistens zu haben, und es versöhnte sich auch ganz prima beim Sex (oder mit Sex). Aber irgendwie... Nee. Caius saß da lieber da und sah Axilla nur an. Ihr passiert nichts. Aha, tolles Versprechen. Caius schnaubte nur zur Antwort. Als ob sie ihm das einfach so versprechen konnte!
»Ich trau dir doch. Nur anderen nicht«, nörgelte er ein wenig rum. Was sollte er denn machen, wenn der Kerl seine Drohung doch wahr machte und Axilla einfach abmurkste? Er könnte sich das nie verzeihen. Und ihr übrigens auch nicht, wenn sie einfach so über den Jordan sprang. Und dieser Rehblick machte alles noch schlimmer. Bei Seiana hatte Caius sich selten so gefühlt, als müsste er sie beschützen. Bei Axilla fühlte er sich irgendwie dauernd so. Nicht dass ihm das nicht gefiel! Es war nur manchmal anstrengend. Besonders, wenn das zu beschützende Objekt sich so vehement dagegen wehrte. In dem Moment entdeckte Caius den Schwachpunkt in Axillas Formulierung. Er wandte den Kopf und sah sie wieder an.
»Dann such dir halt iunische Sklaven aus, Axilla. Aber ich will einfach nicht, dass du alleine rumläufst. Von mir aus auch nur vier statt fünf«, argumentierte er. -
Caius seufzte tief.
»Was hättest du denn auch machen können? Er wär auch gestorben, wenn du ihm die Hände auf die Wunde gedrückt hättest«, beharrte Caius. Er konnte nicht nachvollziehen, was Axilla hätte anders machen können. Und klar wurde jeden Tag wer überfallen. Aber wegen Geld oder Schmuck oder was auch immer. Axilla trug doch keine Klunker zur Schau! Sie machte sie Vorwürfe, weil sie schneller zum Palast hatte kommen wollen. Gut, das war auch blöd gewesen, aber eben nicht mehr zu ändern!Caius' Gesicht wirkte alt bei Axillas nächsten Worten. Und er fühlte sich auch alt. Das hörte sich so an, als wär ihr das alles zu viel. Nach nicht mal zwei Wochen Ehe. Und Caius wusste nicht mehr weiter. Er sah weg. Auf eine Kerbe in einer Fliese am Boden. Da guckte er ziemlich lange hin, ohne dass er was sagte.
»Kannst du denn gar nicht verstehen, dass ich deinetwegen will, dass du bewacht wirst?« murmelte er dann und blinzelte ein paarmal und sah Axilla erst danach wieder an. Er wirkte bestimmt traurig.
»Du willst nicht, dass mir was passiert. Aber das schlimmste, was mir passieren kann, ist dass dir was passiert. Was mach ich denn dann?« Caius zog die Augenbrauen zusammen und zuckte mutlos mit den Schultern. -
Caius hatte einen Schluckauf. Und zwar, weil er das Hühnchen viel zu hastig verschlungen hatte. Obwohl er nicht mal Hunger gehabt hatte! Aber so war das immer schon gewesen. Andere machten Sachen kaputt oder heulten oder machten Sport. Caius aß halt was. Sein Waschbärbauch kam eben doch nicht von ungefähr. Und jetzt hatte er zwar Schluckauf, aber wieder einen klareren Kopf. Nur wenn er an Vala dachte, schäumte es gleich wieder. Deswegen entscheid er, dass es gut war, erst noch mal zur Latrine zu gehen. Und das dauerte. Das dauerte so lange, bis Axillas Augen rot vom Heulen und ihr Kissen ganz nass war. Aber dann, dann war Caius gefühlte zwei Kilo leichter und sah auch nicht mehr dunkelrot, wenn er an Vala dachte. Nur noch hellorange, aber das musste eben irgendwie gehen.
Caius schlappte zu Axillas Zimmer und horchte. Alles still. Als ob sie gar nicht mehr da wär! Vielleicht war sie ja wirklich weg. Abgehauen, wegen ihm. Weil seine Theorie für ihn so logisch war. Und weil er Vala nicht nur nicht leiden konnte, sondern weil er ihn auch gar nicht leiden wollte. Nicht mal Axilla zuliebe. Caius drückte die Klinke und schob die Tür auf. Dabei machte es merkwürdige Geräusche, als würde das Holz irgendwas erfassen und vor sich her schieben. Auf den Fliesen vor Caius Füßen waren staubige Flecken. Er hatte nicht geklopft, aber rein ging er trotzdem. Und Axilla lag auf dem Bett zusammen gerollt da und knautschte ein Kissen. Caius presste die Lippen kurz aufeinander und zog die Mundwinkel hoch. Süß war sie ja schon. Eigentlich auch, wenn sie sauer war. Aber wenn sie ihm sauer war, das mochte er nicht.
Er machte die Tür zu, entdeckte dabei verwundert Axillas Schminkregalinhalt auf dem Boden und ging dann zum Bett, um sich mit verschränkten Armen neben sie auf die Kante zu setzen.
»Also gut. Ich kann ihn nicht leiden. Ich mag ihn einfach nicht. Und zwar, weil du ihn so anhimmelst. Und weil du ihn verteidigst, was immer ich auch sag. Aber er hat mir gedroht, Axilla, das hab ich nicht geträumt. Und zwar mit deinem Tod. Nicht mit dem von Leander oder wem anders, sondern mit deinem. Und nicht mal drei Wochen später stirbt Leander dann, als er ganz alleine mit dir unterwegs ist. Aus Versehen? Einfach so? Ich glaub das einfach nicht. Und praktischerweise ist der Mörder auch gleich mit hin. Ich mein, wer ermordet schon einfach einen Sklaven? Und warum?« Caius zuckte mit den Schultern, hob aber einen Zeigefinger, damit Axilla ihn erstmal ausreden ließ.
»Ich kann das nicht beweisen. Also, dass er das war. Aber das macht mir Angst. Und deswegen die Leibwächter. Weil ich Angst um dich hab. Weil ich nicht will, dass Leander umsonst gestorben ist, denn ich glaub, dass er dich gerettet hat. Weil der Mörder eigentlich dich wollte. Und weil ich das glaub, musst du damit leben, dass die Wächter dir hinterherlaufen.« Caius sah sie ernst an und gleichzeitig auch ganz offen. Vala hatte erreicht, was er wollte, dachte er. Er hatte eine verdammte Scheißangst um Axilla. -
»Na an die Römer!« Immerhin waren das Germanen, und die hatten sich irgendwann das Bürgerrecht gekauft. War ja auch egal, es ging hier ja ums Prinzip! Caius hob die Arme kurz und ließ sie dann fallen, wie ein übergroßes Schulterzucken. Axilla war noch schlimmer als Seiana im Streit. Seiana war nur abweisend und kalt, aber Axilla... Die konterte genauso unüberlegt wie er, was das Streiten nicht unbedingt einfacher machte, sondern schwieriger. Seiana hatte immer irgendwann nachgegeben (zumindest hatte Caius den Eindruck gehabt, auch wenn sie sich eigentlich nur noch ihren Teil gedacht, aber nicht laut gesagt).
Axilla war halt anders. Und was sie in dem Moment laut sagte, ließ ihm einfach nur den Mund offen stehen. Weil sein Vetter Kaiser war. Caius klappte den Mund zu und presste ihn auch gleich zu einem dünnen Strich zusammen. Dazu sagte er nichts mehr. Er drehte sich einfach rum und stapfte weg. Weg von Axilla, weg aus dem Zimmer, weg vom Streit.
»Ach und übrigens«, sagte er gehässig, als nur noch der Kopf kurz im Zimmer war.
»Ich war in Mogontiacum!« Dann knallte er die Tür hinter sich zu und stiefelte weg. Wohin, wusste er erst, als er vor dem Koch stand und sich mit zornesroten Ohren einen kalten Hähnchenschenkel reinpfiff. -
Caius hatte es ja versucht. Wirklich. Das hatte man sogar raushören können. Aber TROTZDEM musste Axilla den wieder verteidigen, trotzdem! Und mit welchem Tonfall! Caius kniff kurz die Augen zusammen und gab sich echt Mühe, da jetzt nicht zurückzuschappen. Er sah da lieber Piso an. Und der sah zurück. Und die zwei verstanden sich, auch ohne dass Caius Axilla über den Mund fuhr oder haarklein noch mal darlegte, warum er eben doch der Meinung war, dass es der Germane gewesen war. Das lag denen eben im Blut, zumindest einigen von ihnen. Allen bestimmt nicht. Caius seufzte leise.
»Ja, ich... Achso, das weißt du ja gar nicht. Äh, also, das hat nicht geklappt.« Caius schielte zu Axilla hin, als er das resigniert erzählte. Er hatte ihr eigentlich nicht offenbaren wollen, dass er mit Piso drüber geredet hatte. Aber er war nun mal sein bester Freund! Und mit irgendwem hatte er einfach reden müssen. Caius rubbelte sich mit den Händen kurz übers Gesicht.
»Es war noch da. Bis dahin, jedenfalls.« Und als er das sagte, klang Caius echt kalt-wütend. Axilla wusste ja, dass er nicht dachte, dass das ihre Schuld war. Sondern die von wem anders, aber das war ihr ja auch nicht recht. Jedenfalls war Caius erstmal ein wenig verwirrt.
»Kurze Zeit, huh?« machte er und runzelte die Stirn.
»November ist ja nicht erst gestern gewesen?« Er hob die Schultern und ließ sie dann wieder runterfallen. War ja auch egal. Jetzt war es weg und damit mussten sie leben. Auch wenn Caius die ganzen Sachen nit weggeworfen, sondern in ein leeres Zimmer hatte karren lassen.Und die Verwunderung ging weiter.
»Nicht?« fragte er dann nämlich, als Piso sagte, dass es ihm nicht klar war, warum er Axilla so schnell weggeheiratet hatte.
»Naja, also...« Mann, selbst vor seinem Freund davon zu reden, war echt eine harte Nummer. Wo die meisten doch nichts drauf gaben.
»Ich liebe sie halt.« Das war dann die Erklärung, schlicht und einfach. Und ja, natürlich konnte er auch so besser auf sie aufpassen (lassen)! Aber das war halt nicht der Hauptgrund. Und sie war so traurig gewesen wegen Leander. Caius knirschte mit den Zähnen. Ihm gefiel auch nicht, wie Piso Axilla ansah. Gar nicht so, als würde er sie in die nächste Ecke drängen wollen (gut, das hätte ihm auch nicht gefallen!), aber auch nicht sonderlich nett. Sondern irgendwie...skeptisch und als würde er sie nicht mögen. Was ja angesichts ihres Techtelmechtels nicht wirklich ein überzeugender Eindruck war. Piso sah Caius irgendwie komisch an.»Ich kann's nicht beweisen!« jammerte er dann, bevor Axilla dazu was sagen konnte.
»Mich würde doch keiner ernst nehmen, Pi. Keiner hat die Drohung mitbekommen und keiner hat den Duccius da in der subura gesehen. Ich mein, natürlich hat den da keiner gesehen, so einer macht sich doch nicht die Finger schmutzig.« Caius seufzte entnervt und machte sich schon auf das nächste Theater von Axilla gefasst. Und selbst wenn es zu einer Anzeige gekommen wär, so wie Axilla sich da verhielt als Zeugin und Geschädigte, würde doch kein Richter des Imperiums den Germanan schuldig sprechen. Wo das Opfer doch vehement beteuerte, dass der Kerl ein Lamm war!
»Und Axilla glaubt ja nicht, dass er's war. Hast du ja gehört.« Caius klang wieder resigniert. Ihm ging das alles so auf den Sack. Er wünschte, er hätte nicht mit Serrana darüber geredet! Jetzt musste er immer dran denken, wie sie behauptet hatte, Axilla sei in Vala verliebt (gewesen?).»Ach Mann, Pi. Bockmist. Wir ziehen das durch. Ich wollt heut Abend rumfragen, wer mitmachen will. Wenn du noch magst. Und wenn du willst, dass wir das nicht alleine machen.« Caius hatte inzwishcen tiefe Furchen auf dem Gesicht. Das war der Gram, und außerdem war er es einfach leid, zu streiten. Würde ja ein toller Abend werden. Axilla war ihm ja offenbar auch wieder sauer. Seine hingestreckte Hand hatte er ja unverrichteter Dinge wieder zurückgezogen. Die baumelte jetzt an seinem Körper runter.