Beiträge von Caius Aelius Archias

    Caius, der gerade entnervt gestöhnt hatte und eben entgegnen wollte, dass man doch keine Ehe brauchte, um Schmuck zu tragen, Klappte den Mund wieder zu, als sich plötzlich jemand einmischte. Mit einem Stirnrunzeln wandte er sich um und entdeckte ein Gesicht, das er nirgends einordnen konnte. Katander spähte an ihm vorbei und nickte dem Fremden kurz und knackig dankend zu. Immerhin vertrat er dieselbe Meinung wie er. Zufrieden verschränkte er die Arme vor der Brust. Caius hörte sich an, was der andere zu sagen hatte. Dabei rutschte eine Augenbraue immer weiter nach oben. Der hatte doch glatt gelauscht!


    »Ähm. Und wer bist du fragte Caius noch mal nach, weil er den Mann einfach nicht einordnen konnte. Was das mit den Bädern sollte, dahinter stieg er auch nicht. War ja auch eine Ewigkeit her, dass sie sich flüchtig getroffen hatten, und Caius ging als Römer ziemlich oft in die Thermen. Vorsorglich legte er den Ring erstmal wieder zurück. Die Anspielung auf die Geldbörse fand er....keine Ahnung. Er sah ja nun nicht aus wie ein Bettler oder so. Gut, vielleicht auch nicht wie ein Patrizier, aber arm war er nicht, das sah man auch. Katander wartete siegessicher.


    »Ich geh eigentlich ganz gern einkaufen. Nur ist es blöd, wenn man nicht weiß, was wem anders gefällt. Beim Geschenkekaufen, mein ich«, fügte er noch hinzu.

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    Katander kam rein und fand eine ziemlich fertig aussehende Seiana vor. Er sah sie zerknirscht an. Irgendwie fühlte er sich verantwortlich für den Mist, den sein Herr baute. Auch wenn ihm das jetzt leid tat. Elena war auch da. Ihr lächelte der Sklave flüchtig zu und sah dann wieder zu Seiana. Katander räusperte sich.


    »Ähm. Danke.« Er setzte sich. Zwischen ihm und ihr türmte sich ein Häufchen mit Dingen auf. Die meisten davon erkannte Katander wieder, weil er sie entweder selbst gekauft hatte oder dabei gewesen war. Er sah erst den Geschenkeberg mit hochgezogenen Augenbrauen an, dann Seiana.
    »Also, ich weiß, dass dir das nichts bringt und dir das vielleicht auch egal ist. Aber es tut ihm leid, was er gesagt hat, auch wenn er das nicht zugeben würde. Er hat's nur mir gesagt, und ich finde, du solltest das wissen«, sagte er und griff dann nach einem Muschelarmband. Er war sich nicht ganz sicher, was er nun eigentlich machen sollte. Kurz warf er Elena einen Blick zu, dann wandte er sich wieder an Seiana und wartete.



    LEIBSKLAVE - CAIUS AELIUS ARCHIAS

    »Brauch ich denn eine?« fragte er direkt zurück und grinste sie frech an. War ja niedlich, wie sie sich gegen ihn lehnte. Als wenn eine Windbö versuchte, einen Baum umzuwerfen. Caius legte ihr die Hände rechts und links an die Oberarme.
    »Das kann überhaupt nicht passieren«, sagte er zu ihr.
    »Viel eher dürfte Venus neidisch werden, weil ich ihr dauernd übers Gesicht latsche, um mich zu dir ins Bett zu legen.« Caius grinste breit und lehnte sich dann vor, um Axilla zu küssen. Dabei rutschten seine Hände nach hinten auf ihren Rücken und hielten sie fest. Verdurrich, wie gemein. Die Frist war immer noch nicht rum. Deswegen war Caius auch dankbar, als Axilla wieder etwas ablenkte. Und im nächsten Moment sah er sie ungläubig an.
    »Weil wir der beste Stall sind und die besten Pferde auf dem Platz haben!« konterte Caius gleich mal automatisch.
    »Du weißt nicht, ob... Tsss... Na, ist eh egal. Natürlich begleitest du mich, und wir stehen immer bei den Blauen.« Caius lächelte souverän. Hoffentlich ging das nicht wieder genauso in die Hose wie bei Seiana... Die hatte er auch nicht von den wahren Meistern des Rennsports überzeugen können.

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    Katander klopfte, wie es sich gehörte. Insgeheim ging er aber schon mal in Deckung. Er wusste ja nicht, wie Seiana nach der Sache gestern so drauf war...
    »domina Seiana?« rief er parallel zum Klopfen.
    »Ich bin's, Katander!« Vielleicht war sie ja auch gar nicht da. Dann konnte Caius das nächste Mal alleine hierherstiefeln. Aber Marcus hatte gesagt, dass sie da war. Insofern bestand da wohl wenig Hoffnung.




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    »Guten Morgen Marcus. Ich muss zu Seiana, ich soll was abholen. Sie weiß schon bescheid.« Zumindest glaubte Katander das. Er lächelte etwas halbherzig. Für einen kleinen Abstecher bei Elena hatte er leider heute keine Zeit, zumindest heute Morgen nicht. Vielleicht später, wenn Caius arbeitete oder ihn nicht brauchte.




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    Katander fand das alles ja schrecklich albern. Caius hatte ihm alles erzählt und Katander hatte nur mit dem Kopf schütteln können. Er hatte seinem Herrn auch gesagt, wie dämlich es war, Seiana das alles an den Kopf zu werfen, und lustigerweise hatte Archias ihm sogar zugestimmt, wenn auch zähneknirschend. Katander sollte trotzdem hierher kommen und das Geld holen, was er reichlich daneben fand. Aber gut, er kannte Seiana ja auch, und wenn er nicht das Geld holte und...naja, damit tat, was Archias gesagt hatte...dann würden übermorgen die Zulassungspapiere für die Praxis im aelischen Postkasten sein. Also war er hier und klopfte. Sonst wenn er wegen Elena herkam, ging er immer zum Seiteneingang, aber heute war er in offizieller Mission hier, also klopfte er auch offiziell.




    LEIBSKLAVE - CAIUS AELIUS ARCHIAS

    Wenn es nach Caius gegangen würde, hätte er Axilla nicht mehr aus den Augen gelassen. Nur leider ging es nicht nach ihm. Auf seinem Schreibtisch türmten sich Berichte und Anfragen und hundert Dokumente, die einsortiert und archiviert werden mussten, und dass er sich zwei volle Tage freigenommen hatte, um sich um Axilla zu kümmern, das hatte sich bald gerächt. Er hatte sich trotzdem mehr bei den Iuniern aufgehalten als auf dem Palatin, und Axilla hatte so oft geweint, dass man mit ihren Tränen bestimmt das iunische impluvium hätte füllen können. Irgendwer hatte dem armen Kerl die Halswunde vernäht und geschminkt, damit es nicht ganz so fürchterlich aussah, wie er da aufgebahrt lag. Und Caius hatte zuerst gedacht, dass es vielleicht doch ein bisschen viel war für nur einen Sklaven. Aber wenn Katander sterben würde, würde er wohl nichts anderes machen. Katander hatte das erst nicht glauben wollen. Und sogar er hatte geheult, auch wenn er sich dafür geschämt hatte. Nur Caius nicht, aber der war auch immer mit trösten beschäftigt gewesen und hatte Axillas Sklaven so eng gar nicht gekannt.


    Am dritten Tag dann trugen die anderen ihn aus dem Haus und durch Rom. Caius ging an Axillas Seite und warf ihr immer wieder einen kurzen Seitenblick zu. Er mochte es nicht, wenn sie weinte. Und wenn er das Wegwischen bemerkte, drückte er immer kurz ihre Hand. Das Stadttor kam in Sicht und wurde passiert. Da lagen so einige Grabmäler und Mausoleen rechts und links der Straße, die sie lang liefen, und Caius überlegte, wann er zuletzt beim Grab der Aelier gewesen war. Seinen Cousin hatte er noch gar nicht besucht, nicht mal zu den Parentalia. Daneben war schon alles vorbereitet, ein Scheiterhaufen ragte auf, und die Sklaven blieben bald daneben stehen, um Leander dort rauf zu heben. Axilla blieb stehen und griff wieder nach seiner Hand. Caius drückte sie kurz, entwand sich ihr dann aber und legte ihr den Arm um die Schultern. Er drückte sie kurz an sich, küsste sie auf die Stirn und gab ihr mit der anderen Hand dann eine blank polierte Münze. Das musste Axilla machen, genauso, wie sie die Fackel nehmen musste, die inzwischen ein wartender Sklave in der Hand hielt. Caius drückte noch mal ihre Schulter, dann ließ er den Arm sinken.

    Caius war überhaupt nur wegen Axilla auf noch nen Triton gekommen. Außerdem hatte er in Alexandrien oft solche Meersachen legen lassen. Die Alexandriner fuhren echt ab auf solche Motive. Caius schmunzelte nur und ließ Axillas Knuffen diesmal ungestraft.
    »Verstehe«, kommentierte er nur, vermeintlich total sachlich, aber eigentlich doch grinsend. Fische gefielen ihr also nicht. Auch gut. Er selber mochte das Meer ja eh nicht so. Zumindest, was über das Angucken hinaus ging. Das war ja in Ordnung. Nur bei Schifffahrten war's das dann nicht mehr.


    »Pferde sind doch auch gut. Wobei man dann echt gleich ein ganzes Rennen legen könnte.... hierhin die Blauen, die natürlich gewinnen. Und da die Roten. Da drüben die Weißen und die Goldenen. Und die Lilanen bekommen da ihren Fahrer. Die Grünen da hinten. Was meinst du? Und wir gewinnen natürlich.« Caius grinste breit und zufrieden. Die Venus passte da nicht so recht ins Bild. Caius lachte kurz auf und schob seine Nase an Axillas Ohr.
    »Die legen wir besser in dein cubiculum« flüsterte er ihr ins Ohr und kniff ihr dann in den Hintern. Dann zog er sie weiter.

    »Hallo C...Germanica. Germanicus...« Caius kam das ja schon komisch vor. Er lächelte trotzdem. So machte man das, gute Miene zum bösen Spiel. Wieder hatte er den Arm um Axilla gelegt. Zwar sahen sich die beiden als verlobt an, aber eingetragen war nichts. Weder Caius noch Axilla störte das, nur vielleicht wen anders, der das wusste. Wenn das jemand wusste. Aber bald wär das ja eh egal. Caius grinste kurz vor sich hin und suchte Katander, der heute ganz besonders wichtig war für ihn. Er sah ihn ein wenig abseits stehen.


    »Tja also, ich war mal Postpräfekt«, erzählte er betont locker und mit einem kurzen Seitenblick auf Axilla.
    »In Ägypten. Inzwischen bin ich procurator a memoria, ja.« Er lächelte höflich. Heute konnte ihm nichts die gute Laune verderben. Naja, fast nichts.


    »Och NÖÖÖÖÖ!« rief er nämlich plötzlich und starrte gebannt in das Rennrund.
    »Jetzt guckt euch das an, der Penner zieht einfach vorbei! Mensch!« Caius zeigte anprangernd zum Ort des Frevels, schlug sich dann frustriert auf den Oberschenkel und musste sich zwingen, sitzen zu bleiben und nicht aufzuspringen. Axillas Seitenhieb ließ ihn dann leise seufzen.
    »Weiß nicht was du meinst«, sagte er zu ihr und glaubte sich selbst kein Wort. Zur Entschädigung küsste er sie auf die Wange.
    »Du siehst toll aus«, flüsterte er ihr ins Ohr und drückte sie noch etwas mehr an sich. Caius wandte sich dann wieder an alle.


    »Alter! Jetzt winkt der auch noch! Fass ich's denn?« er sah fragend zu Sedulus und den zwei Mädels.
    »Oh Mann. Ich glaub, das sieht nicht gut aus für uns.« Caius machte ein bedröppeltes Gesicht.
    »Ähm...wollt ihr was trinken oder so?« fragte er einfach mal. Irgendwie fühlte er sich in der Rolle des Gastgebers, und der Senator war ja eh ziemlich stille bisher.


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    ANFEUERER VOM DIENST - FACTIO VENETA

    Caius kniff die Augen zusammen und nickte herablassend.
    »Oh klar, natürlich. Du hast dich nicht bewegen können, sicher. Komisch, dass das anders ausgesehen hat. Wir können das alle bezeugen, da kommst du nicht raus aus der Nummer, Seiana!« Wär ja noch schöner, wenn sie sich da jetzt als Unschuldslämmchen hinstellte und Axilla als die verhexte Zauberin, die allen ihren Bann aufdrückte. Er hatte ganz genau gesehen, wie sie den Mund aufgemacht hatte, jawohl, und Piso und Imperiosus und Vera waren auch Zeugen davon!
    »Das war der einzige Moment in der ganzen Zeit, in dem ich dich mal nicht so schrecklich verklemmt fand, weißt du das?« Caius schnaubte sauer. Er mochte es nicht leiden, wenn sie die ganze Schuld auf Axilla schob. Das war ungerecht, und Seiana musste das auch wissen. Caius konnte zu einem gewissen Punkt nachvollziehen, warum Seiana das tat, aber dass sie das ihm gegenüber so offen präsentierte, machte ihn nur wütend und weckte in ihm das Bedürfnis, Axilla zu beschützen. Zumal sie sich selbst ja nicht verteidigen konnte, weil sie nicht da war.


    Und bei dem, was Seiana dann als nächstes sagte, platzte Caius der Tunikakragen. Er endkutzelte seine Arme und machte mit zeigendem Zeigefinger ein paar Schritte auf Seiana zu.
    »Das nimmst du zurück!« polterte er.
    »Sie ist kein Miststück! Sie ist nur nicht so frigide und...und verklemmt und...und überhaupt!...wie du, Seiana. Es kann halt nicht jeder so ein kalter Eisklotz sein, es gibt da draußen auch noch Leute, denen nicht nur irgendwelche beschissenen Traditionen und der Status in der Gesellschaft wichtig sind, wenn sie heiraten wollen!« Caius schnappte nach Luft und wurde immer lauter. Er ließ Seiana keine Zeit zum Antworten.
    »Gut, war ich dir halt nicht gut genug oder nicht...keine Ahnung, würdig genug, mal über deinen Schatten oder über den deiner Leute zu springen. Das akzeptier ich. Aber dann stell dich nicht hierhin wie die Schneekönigen in ihrem Schloss und beschuldige einfach alle anderen, nur weil die nicht so sind wie du!« Caius schnaubte grimmig, drehte sich auf dem Absatz um und stiefelte trotzig zur Tür. Wenn Seiana jetzt nicht irgendwas Stichhaltiges sagte, wär er weg. Er war gerade auf Hundertachtzig, und er hatte Sachen gesagt, die er eigentlich so nie wirklich gedacht hatte. Aber Seiana hatte schlecht über Axilla geredet, und er hätte damals genauso reagiert, wenn jemand so über Seiana gesprochen hätte.

    »Eben drum, aber du wolltest ja nicht hören. Selber schuld!« Caius grinste sie noch kurz an. Axillas Quieker und das Lachen klingelten immer noch in seinen Ohren. Der fröhliche Blick, den sie ihm danach dann zuwarf, freute ihn selber auch. Der bedeutete einerseits, dass sie nicht mehr so tieftraurig wie vorhin war und andererseits, dass sie sich auf den Ausflug freute.
    »Ach, da gibt's sicher einiges, was man so erregen könnte«, bemerkte er und grinste anzüglich.
    »Nur ob die sich das anschauen wollen, weiß ich nicht...« Caius würde wohl nicht mal Katander mitnehmen, zumindest was seinen momentanen (leichtgläubigen) Stand anging. Wenn der Ausflug dann stattfinden konnte, würde Caius neben der Picknickdecke wohl auch eine ganze Horde Beschützer einpacken (sofern er überhaupt stattfand), aber das wussten beide noch nicht.


    »Was Heroisches? Fröhliches? Öhm...« Caius kratzte sich nachdenklich an der Schläfe. Kein Schiff also. Caius schmunzelte und sah Axilla liebevoll von der Seite her an.
    »Das kam bestimmt nicht vom Schiff«, sagte er und drückte sie kurz an sich. Dann musste er lachen.
    »Ja, klar... Bei Hunden erschrecken sich die Besucher und bei wilden Tieren mit Jägern nicht?« Er grinste.
    »Was hältst du von Fischen und so? Vielleicht passt da dann auch da ein Triton hin.«

    »Naja weißt du, am Anfang ist es auch leichter, aber je länge rman verlobt ist, desto besser lernt man doch einander kennen und da dachte ich halt, dass du vielleicht manches...keine Ahnung, anders siehst halt!« verteidigte sich Caius. Klar, er hatte ja immer gewusst, dass sie ziemlich viel Wert auf sowas legte, aber er hätt halt auch angenommen, dass er sie in der langen Verlobungszeit irgendwie hätte erweichen können. Und es war ja nun nicht so, als wär er ein Hurenhüpfer oder sowas. Aber er war eben auch ein Mann, und das hätte Seiana auch klar sein müssen. Immerhin hatte er öfter mal so eine Bemerkung fallen lassen. Am Anfang weniger, am Ende mehr. Und ein paarmal hatte er sich schon siegessicher geglaubt, bis Seiana dann doch verschwunden war. Das war noch in Alexandrien gewesen. Da wo alles noch einfacher gewesen war. Caius seufzte melancholisch.


    Das blieb er allerdings nicht lange, weil Seiana die Pompeijerfeier ansprach. Caius erinnerte sich noch ziemlich gut daran. Seiana wohl nicht mehr. Unheilvoll zogen sich die aelischen Augenbrauen zusammen.
    »Sie hat halt was getrunken, ja und? Sie ist eben empfindlich bei Wein.« Das kam etwas plump und nur wenig pfiffig, weil Caius an den Ausrutscher mit Piso dachte, der ja auch nur wegen dem Wein stattgefunden hatte.
    »Aber du hast da auch nicht den Anschein gemacht, als hätte dir irgendwas nicht gefallen, weißt du!« konterte er dann umso schärfer.
    »Axilla war nur betrunken, sie ist ja sogar eingeschlafen. Aber du nicht, und du hast sie zurückgeküsst, das hab ich genau gesehen. Das haben alle genau gesehen, Seiana.« Caius hob die Achseln.


    Die anderen Sachen waren da schon schwerer zu verteidigen. Caius starrte Seiana finster an.
    »Sie hat Arbeit gesucht«, sagte er dann.
    »Und du hast mit deinen Betrieben schon genug zu tun, das hast du ja immer wieder gesagt.« Gut, das war nicht unbedingt originell, erschien Caius allerdings ziemlich logisch in dem Moment. Er zog eine Schnute und grollte leise.
    »Ich steh zu meinem Wort«, schnappte er trotzig. Und das hätte er wirklich, wenn sie drauf bestanden hätte. Nur wär eben alles sehr viel schwieriger geworden. Noch mehr als jetzt schon.


    »Ja, hab ich, und ich sag sowas nicht, wenn ich das nicht so mein!« brauste er dann auf. Das kratzte an seinem Ego, dass Seiana ihn jetzt als Lügner hinstellte.
    »Ich hab das immer so gemeint wenn ich das gesagt hab! Aber du hast das ja fast nie gesagt, was glaubst du, wie das für mich war? Da denkt man doch automatisch dran, dass es bei dir halt nicht so ist. Obwohl du immer gesagt hast, dass du mich nicht wegen dem Namen willst.« Caius schmollte kurz und drehte sich jetzt mit dem Rücken an die Wand.
    »Klar denkt man dann, dass man gar nicht gewollt wird. Wenn der andere immer nur lächelt und nichts sagt, nicht mal ich dich auch oder so.« Er zuckte mit den Schultern.


    »Nein, es geht dir nur um deine Familie, Seiana. Wie oft hast du mir in den Ohren gelegen mit den anderen! Dass du in Rom heiraten willst, damit sie dabei sein können. Dass ich mich mit deinem Bruder aussprechen soll, dass ich deinen anderen Onkel auch noch fragen soll und das alles. Wenn's dir um dir ginge, wär das egal gewesen. Dann wären wir schon längst verheiratet. Weil wir das in Ägypten gemacht hätten und weil es dann egal gewesen wär, ob da irgendwer was gegen hat oder nicht. Du bist sui iuris, aber du benimmst dich, als wärst du jedem eine Erklärung schuldig.« Und das mit der Reise nach Ägypten ließ er einfach unter den Tisch fallen. Er glaubte, dass sie einfach nur neugierig gewesen war.

    Gut, Caius wusste nämlich auch nicht mehr, was Serrana eigentlich hatte wissen wollen. Er grinste ein wenig schräg und wartete dann. Sicher würde sie gleich wieder was sagen, nachdem sie ja jetzt ihre Stimme wieder gefunden hatte. Ha, und siehe da, sie entschuldigte sich. Natürlich. Aber sie machte ihm mit dem gleichen Atemzug doch einen Vorwurf. Caius runzelte die Stirn und verschränkte unbewusst die Arme vor der Brust, während er sich ihre Worte anhörte. Und dann sah er sie überrascht an. Moment...war sie? In den? Caius' Augen nahmen die Form eines Balls an, also kreisrund. Naja, annähernd zumindest. Dann lächelte er selbstbewusst und schüttelte den Kopf.


    »Achwas«, sagte er und winkte ab.
    »In den war sie nicht verliebt.« Klang ziemlich überzeugt, aber in ihm war da jetzt der Zweifel gesäht. Er würde Axilla direkt fragen, wenn es passte. Sie konnte doch nicht in diesen Arsch verliebt sein, der sie umbringen wollte! Caius wusste es noch nicht, aber bald würde er sich näher damit befassen müssen.


    »Und was das angeht... Naja, es hat sich so ergeben. Wir haben's ja nicht drauf angelegt, dass es gleich ein Kind gibt.« Er zuckte mit den Schultern und bezweifelte, dass Serrana das überhaupt nachvollziehen konnte.
    »Beim ersten Mal war's Zufall. Ich wollt mich ja nur verabschieden, weil sie ja noch in Alexandrien geblieben ist, als ich nach Rom musste«, bemerkte er dann und grinste dabei. Natürlich hatte er keine Ahnung, was genau Serrana wusste und was nicht.

    »Würd ich aber machen«, sagte Caius ganz ernst und stand dann behutsam auf, um Axilla die Hand hinzustrecken.
    »Kommst du gleich mit oder willst du erst rüber gehen, wenn alles fertig ist?« fragte er sie. Offensichtlich wollte sie gleich mitkommen, denn kurze Zeit später verließen sie beide Caius' Zimmer, um im Bad dem Füllen des Beckens zuzusehen. Caius tützte Axilla beim Gehen, und da ließ er auch nicht mit sich reden.
    Da musste sie jetzt durch.

    Katander und Caius standen nebeneinander und diskutierten über den perfekten Ring.
    »Ich hab doch gar nicht gesagt, dass ich sparen will!«
    »Aber das wird sie denken, wenn du mit so einem Billigteil daherkommst!«
    »Das glaub ich nicht. Ich glaub viel eher, dass sie gar keinen Risenklunker haben will.«
    »Alle Frauen mögen Glitzerdinge. Da ist sie bestimmt keine Ausnahme«, gab Katander zu bedenken, und damit verunsicherte er Caius dann doch. Er runzelte arg die Stirn und nahm unter den strengen Augen des Verkäufers einen Ring mit einem eingefassten Saphir hoch, der so groß war wie der Nagel an seinem kleinen Finger. Zweifelnd beäugte er das Schmuckstück.
    »Naja ich weiß nicht«, sagte er.
    »Ich glaub nicht, dass sie sowas tragen würde. Ich hab auch noch nie sowas an ihr gesehen.«
    »Na, ist doch klar! Sie hat ja auch noch niemanden geheiratet. Wer sollte ihr denn dann so was schenken?« Caius grübelte Katander an. Den Mann, den er damals in den Thermen kurz mal gesehen hatte, bemerkte er gar nicht. Dafür war er zu vertieft in das Finden des richtigen Schmuckstücks.

    Caius sah Axilla nur an, als hätte sie eben behauptet, Elefanten könnten fliegen.
    »Aber...« Caius zog eine Grimasse, irgendwas zwischen Hilflosigkeit und Wut.
    »Der hat dich umbringen wollen! Da gibt's nicht den geringsten Zweifel dran, Liebes. Wirklich. Du hast ja nicht gehört, wie der das gesagt hat.« Er schüttelte den Kopf. Dann sagte er sich, dass Axilla einfach nur zu durcheinander noch war, um das richtig einordnen zu können. Er würde einfach trotzdem zu Piso gehen. Und sich beraten lassen, und dann entscheiden. Aber Axilla sagte er davon nichts. Er zuckte nur noch mal mit den Schultern und ließ sich dann von ihr kuscheln. Ihm hing wieder im Kopf, was Serrana ihm gesagt hatte. Dass Axilla in Vala verliebt war. Er sollte sie jetzt nicht danach fragen, obwohl ihm das echt auf der Zunge brannte. Er konnte sich das nur mit ziemlicher Mühe verkneifen und war froh, dass Axilla an seiner Brust hing und das nicht auf dem Gesicht live mitverfolgen konnte.


    »Öhm..ich kann dich direkt rübertragen, wenn du willst. Hab ja geübt. Allerdings sollte ich vorher mal bescheid geben, dass die das Wasser fertig machen und so...« Caius lächelte Axilla schief an.
    »Wenn du magst, komm ich auch mit.« Und er meinte echt nur zum Baden. Es tat Axilla bestimmt ganz gut, wenn sie jemand mit dem Schwamm streichelte, der nicht nur ein SKlave war. Glaubte Caius zumindest.

    »Wohl hab ich das ernst gemeint, wieso denn auch nicht!« blökte Caius zurück und stand jetzt doch auf. Das war ihm zu blöd, im Sitzen zu streiten. Aber er blieb nicht an Ort und Stelle stehen, sondern lehnte sich mit verschränkten Armen an die nächst gelegene Wand (genau unter ein aufgemaltes Stillleben mit Früchten übrigens).


    »So ein Quatsch, das hab ich gar nicht.... würdest du mir vielleicht...red ich mit einer...halloooooo? Hörstdumirjetztendlichmalzuoderwas?!« versuchte Caius zu Seiana durchzudringen, aber die redete ihn einfach nieder. Nur seine letzten drei Silben, ziemlich laut gerufen, standen dann alleine im Raum, als Seiana endlich fertig war.
    »Also, erstens hab ich nicht gesagt dass du zu alt zum Heiraten bist, sondern für die Vestalinnen! Und zweitens hat es dich sonst nie so sehr gestört wie jetzt grade, dass ich eben nicht der supertolle Senatorensohn mit langer Ahnenreihe und Schnöselverhalten bin, der verstaubte Überlieferungen feiert und sich eisern an irgendwelche total dämlichen Regeln hält! Warum stört dich das jetzt auf einmal so sehr? Und wieso hackst du eigentlich als auf Axilla rum? Die kann doch am allerwenigsten dafür! Ich mein, ich hab dich doch nicht umsonst gefragt, ob das klar geht, wenn wir das mit der Verlobung so machen, oder nicht? Du hast doch JA gesagt, oder hab ich mich da verhört? Ist doch total egal wie alt sie ist oder wie alt du bist, raffst du das denn nicht? Das ist mir echt sowas von egal, total scheißegal halt!« Caius gestikulierte inzwischen recht wild herum.
    »Geht's dir echt nur darum, dass deine Familie gut dasteht? Was ist denn mit dir selber? Bist du wegen dir sauer oder wegen deiner Familie? Hörst du dich eigentlich reden? Wann hast du mir denn mal gesagt, dass du mich liebst? Das kann ich an einer Hand abzählen, Seiana! Und lass mich überlegen, wie lange waren wir noch mal verlobt?« Caius tat so, als würde er mit den Fingern zählen, dann machte er eine gleichgültige Geste.
    »Du wolltest mich doch eh nicht. Was soll's also?« sagte er provokatiov und zuckte dann mit den Schultern.

    Caius zuckte zusammen, aber er quiekte nicht, sondern packte Axilla einfach und kitzelte sie ohne Gnade an die nächste Säule. Da brachte auch ihre verzweifelte Gegenwehr nicht viel. Ganz dicht vor ihr stand er dann da und grinste sie an.
    »Wie war das mit dem Echo, hmmm?« ermahnte er sie, dann lachte er und drückte sie nicht mehr mit dem Rücken an den kalten Marmor, bevor da was anderes raus wurde. Er nahm sie bei der Hand und schlenderte weiter mit ihr den Gang entlang.


    »Machen wir doch eh«, antwortete er auf ihren Vorschlag.
    »Ich schulde dir ja noch ein Picknick. Das hab ich nicht vergessen.« Caius grinste Axilla vielsagend an und wackelte kurz mit den Augenbrauen.
    »Vielleicht sehen wir dann ja Nymphen, wenn wir Zeit zum Gucken haben.« Das Grinsen wurde noch breiter, und er fand dass ihr einfach klar werden musste, woran er dabei dachte. So schnell würde das wohl aber nichts werden, nur wussten das beide noch nicht.


    Axilla lachte schon wieder, was Caius diesmal aber nicht wirklich verstand. Sie hatte doch damit angefangen, warum lachte sie ihn dann aus? Oder hatte er was durcheinander gebracht?
    »Öhm«, kommentierte er geistreich, als sie von irgendwelchen Co-Aeliern redete, die er gar nicht kannte.
    »Wer sind die denn?« fragte er vorsichtig und treudoof nach.
    »Äh, ja. Aber nicht jetzt. Jetzt solltest du mir sagen, was du hier für ein Motiv haben willst. Ich könnt mir ja eine Quadriga vorstellen. So ein Peristyl ist ja irgendwie wie ein circus, findest du nicht. Man könnte aber auch ein Schiff nehmen. Oder Wachhunde, falls ihr keine echten habt.«

    »Klar hat der das. Deswegen waren auch alle angepisst wegen dem blöden Aelier, der die Feier versaut hat. Der tolle Duccier kann ja nichts dafür.« Caius verdrehte die Augen und grummelte vor sich hin.
    »Ist das nicht klar? Der ist doch nur mit dir dahin gegangen weil er sonst nicht zur Party eingeladen worden wär. Wenn du dem was bedeuten würdest, was auch immer, dann hätte er mir doch gar nicht gedroht. Zumindest nicht damit, dass er dich umbringen will.« Caius schüttelte den Kopf und verzog dann das Gesicht. Klar war er Schuld. Noch dazu weil sie ja zu ihm gewollt und den Weg durch die subura abgekürzt hatte. Caius schnaubte abfällig
    »Ja. Klar war der nirgends. So einer wie der macht sich doch die Finger nicht schmutzig.« Davon war Caius überzeugt.
    »Ich geh so schnell wie möglich zu Piso. Der ist vigintivir, der hat sicher eine Idee. Bona Dea, ich könnt den umbringen!« Caius schnaubte.


    »Ja. Oder wo anders hin, wenn du möchtest. Aber du sollst nicht denken, dass ich dich nicht mehr wollen würde. Das stimmt nämlich nicht, und das ist totaler Blödsinn«, sagte Caius und hörte sich ein bisschen traurig dabei an. Das merkte er dann selber, und er räusperte sich. Schließlich wollte er Axilla nicht noch mehr runterziehen.
    »Ich weiß echt nicht, wie du darauf kommst.« Dann fing sie wieder mit Leander an, und Caius musste zugeben, dass er den gerade total vergessen hatte.
    »Ja«, sagte er ganz einfach.
    »Ich hab schon wen losgeschickt. Wir machen das zusammen. Du musst das nicht alleine machen.« Er zog Axilla wieder an sich.
    »Danach«, stimmte er ihr zu (auch wenn er am liebsten sofort zu Piso gegangen wär oder zu irgendwem, der seine Aussage hinterher bezeugen konnte) und atmete tief ein.


    Das brachte ihn auf andere Gedanken.
    »So. Magst du baden? Ich hab dir hier schon ein paar Sachen besorgt.«