Beiträge von Caius Aelius Archias

    Ganz langsam beruhigte sich Caius' Herz wieder und puckerte nicht mehr so heftig und nachhaltig wie vorher. Seine Kehle brannte, aber er wusste, dass Wasser jetzt nicht besonders gut war. Bei ihm wegen dem schrecklichen Kratzen im Hals, bei Axilla, weil sie sich ausruhen musste. Das hatte Crios ihm noch gesteckt, ehe er sie entführt hatte. Deswegen stieß er sich von der Wand ab (mit der Sandale, die auch einen Dreckfleck hinterließ) und tigerte zum Tisch, wo das umsichtige Personal Wein und Wasser hingestellt hatten. Caius nahm den Deckel vom Krug (nichts war schlimmer als ersoffene Fliegen im Wein) und schenkte einen Becher halbvoll. Den gab er Axilla, als er sich neben sie setzte.


    »Trink das. Und dann versuchst du, dich auszuruhen. Mach dir keine Sorgen, ich kümmere mich um alles.« Sobald Axilla eingeschlafen war. Caius rutschte ein Stückchen zurück und zog Axilla dann vorsichtig an sich dran. Er legte seine Arme um sie und ignorierte den schlechten Geruch ihrer Haare, als er seinen Kopf an ihren legte.
    »Du musst jetzt etwas schlafen, Axilla. Stell dir Ägypten vor. Da ist es ganz warm. Da blühen bestimmt viele Blumen jetzt...« murmelte er. Irgendwie musste sie sich doch entspannen...

    »Äh....richtig, ja. Außerdem hatten wir ja vorher beschlossen, dass wir uns gar nicht... also, dass wir nur Freunde sind. Und dann ist sie mit diesem Duccier auf der Hochzeit da aufgelaufen. Und das ging gar nicht. Da hab ich gemerkt, dass das doch irgendwie anders ist.« Caius sah Serrana von der Seite her an und wackelte wieder mit den Zehen.
    »Axilla und ich kennen uns doch schon seit Jaaaah-ren«, bemerkte er dann und dachte nicht daran, dass Serrana womöglich denken konnte, dass gewisse andere Dinge auch schon seit Jahren so liefen.
    »Und Seiana... Also, Decima Seiana, das war meine Verlobte, bis ich Axilla gefragt hab. Seiana und ich verstehen uns auch sehr gut.« Caius war eben ein unerschütterlicher Optimist. Sicher, Seiana hätte ihn letztens wohl am liebsten achtkantig rausgeworfen, aber nur weil sie sich gerade mal nicht grün waren, hieß das ja noch lange nicht, dass sie sich immer und ewig schlecht verstanden. Was wiederum hieß, dass sie sich gut verstanden. Im Großen und Ganzen.
    »Wir haben sogar mal was zu dritt veranstaltet«, fügte Caius dann an und wackelte vielsagend mit den Augenbrauen. Dass er sich damit direkt in Plutos Küche befördert hatte (sofern Serrana zwei und eins zusammenzählte und auf einen Dreier kam), daran dachte er natürlich nicht. Er grinste breit. Und meinte natürlich die Inspektionsreise.

    Sie tauschten also kurz einen ziemlich verwirrten Blick. Und Caius sah sich genötigt, sich etwas deutlicher zu erklären.
    »Also ich mein, ja, ich war verlobt.« Ob das jetzt was an ihrer verwirrten Miene änderte, würde er gleich rausfinden. Irgendwie war die Unterhaltung an sich ja schon komisch. Aber Caius sah noch keinen Grund, abzulenken. Was er bisher gesagt hatte, hätte Serrana schließlich auch anders rausfinden können.


    Serrana stellte daraufhin mal eine genauere Frage, und Caius blinzelte durcheinander. Er hatte ihr doch gerade gesagt, dass er verlobt gewesen war. Mit wem anders, und nicht mit Axilla. Wieso fragte die Iunia ihn dann jetzt trotzdem ihre Frage? Die Antwort war doch ziemlich klar. Caius zog die Augenbrauen kurz zusammen, zuckte mit den Achseln und schüttelte gleichzeitig den Kopf.
    »Naja, weil's nicht eher ging, halt?« antwortete er.
    »Oder wie meinst du das?«

    Caius legte die andere Hand auf Axillas linke Wade. Die Decke war ganz runtergerutscht, als sie sich zu ihm gekuschelt hatte. Er seufzte nur tief zur Antwort auf die ziemlich unglaubwürdige Versicherung, dass es ihr sonst ganz gut ging. Dann küsste er sie auf die Stirn. Er würde sie durch das halbe Imperium tragen, wenn es sein musste. Aber vorerst sollte der Weg nach Hause genügen.
    »Gleich, Liebes. Ich muss nur noch... Einen kleinen Moment. Ich bin gleich wieder da. Ja?« Caius brauchte erst noch ein paar Informationen. Axilla ging es vielleicht nicht gut, aber sie war unverletzt bis auf ihre Seele. Sie würde einen kurzen Moment noch ausharren können, ehe er sie fort brachte.


    Caius befreite sich sanft von Axilla und zog ihr dann die Decke wieder über den zerschundenen Leib. Nach einem kurzen Lächeln ließ er sie allein und suchte Crios. Diesmal allerdings brüllte er nicht, sondern guckte einfach nur. Er entdeckte den Griechen etwas abseits bei einem Regal voller Tiegel und Döschen.
    »Du. Was ist mit dem Sklaven passiert? Den habt ihr ja wohl nicht liegenlassen.« Das war mehr Feststellung als Frage, und Caius gab sich auch nicht besonders viel Mühe, freundlich zu sein.
    »Und sie sagt, da wär ein Kerl gewesen, der sie gerettet hätte. Kennst du den? Weißt du wie der heißt oder wie der aussieht?«

    Caius stand der Schweiß auf der Stirn, als ihm ein Sklave die Tür zu seinem Zimmer aufmachte. Axilla war nicht schwer. Zumindest, wenn man sie kurz mal hoch hob. Aber er hatte sie den ganzen Weg vom Trajansmarkt hierher getragen, den ganzen Palatin rauf, an der Wache vorbei und zur Tür des domus Aeliana, wo ihm der ianitor aufgemacht hatte, nachdem er mit dem Fuß dagegen getreten hatte. Und jetzt legte er Axilla auf sein Bett und seufzte erleichtert. Seine Arme schmerzten und an seinem Rücken lief Magma runter, zumindest fühlte sich das so an. Caius ahnte nicht, dass Firas in seiner Abwesenheit nach Hause gekommen war. Er hatte allerdings auch ganz anderes im Kopf.


    »Jetzt bist du zu Hause«, sagte er total platt zu Axilla, die eigentlich was ganz anderes gedacht und außerdem wohl eher das Haus der Iunier vermutet hätte. Aber für Caius war das hier schon ihr zu Hause. Ob gleich oder später war doch egal, und sie wollte sicher nicht mit Fragen bombardiert werden. Da war sie hier eher in Ruhe als bei sich daheim. Caius hatte kurzerhand die Decke aus der taberna mitgehen lassen. Axillas Tunika war eh ruiniert gewesen. Matt lehnte er sich an die Wand neben dem Bett und sah auf Axilla runter (und hinterließ dabei einen Fleck an der hellen Wand).

    Ach herrjeminee, da war aber jemand etwas begriffsstutzig. Caius grinste albern. Er fragte sich immer noch, warum sich Axilla mit ihrer Cousine zerstritten hatte. Er selber fand sie ganz witzig. Und sie konnte definitiv besser rot anlaufen als Axilla. So einen Farbton hatte er nämlich bei ihr noch nicht gesehen. Oder vielleicht musste er sie nur mal in absolute Verlegenheit bringen. Wobei...eine absolutere Verlegenheit als bei seinem Auftritt auf der Patrizierhochzeit war wohl nicht möglich. War Serrana nicht auch dabei gewesen? Ohje, sicher hatte sie dann davon Wind bekommen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass überhaupt nicht darüber gesprochen worden war.


    Serrana versuchte dann, irgendwas auf dem Boden wiederzufinden. Zumindest wirkte es so, so krampfhaft wie sie die Fugen zwischen den Steinen anstarrte. Aus Solidarität starrte Caius kurz mit, richtete den Blick dann aber wieder auf die eigenen Sandalen und sah seinen Zehen beim Wackeln zu, während Serrana probierte, sich zu artikulieren. Caius lehnte sich ein bisschen zurück und stützte sich mit den Händen hinterrücks auf der Bank auf. Die Sonne schien ihnen beiden in den Rücken, und Caius wurde ganz schläfrig.
    »Ja, stimmt«, sagte Caius dann nur und sah Serrana verwirrt an. Irgendwie hatte er nicht ganz gerafft, was sie wissen wollte.

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    Und der Koch grinste zurück, allerdings hintergründig, denn der war andersrum.
    »Öh, bist du sicher? Wenn da was verschütt geht... Archias reißt uns beiden den Kopf dafür ab. Wobei...hm...wenn wir das geschickt anstellen, merkt er nicht mal was von. Also, was soll's...« Katander winkte ab und der Koch platzierte ein Brettchen mit zwei geschmierten Brotscheiben vor Firas. Zwei kleine Tomätchen und eine stattliche Gurke waren direkt dazwischen zu einem Phallus zusammengelegt worden. Der Koc zwinkerte Firas zu und ging dann zum Herd zurück, um in einem Topf zu rühren.


    »Ich glaub, die wirst du nicht so mögen«, bemerkte Katander murmelnd und schüttete sich und Firas Wasser ein.
    »Und dir war gar nicht schlecht?« erkundigte sich Katander dann noch mal genauer.
    »Archias hat den Zwieback immer gleich wieder ausgekotzt, den ich ihm gegeben hab. Kannst echt froh sein, dass du nicht dabei warst... Naja, die Möwen hat's gefreut.« Zumindest in Landnähe. Irgendwann drehte ja auch die hungrigste Möwe ab. Katander hatte den Kopf auf seine Handflächen gestützt und sah Firas zu, wie der kaute. Wieder seufzte er. Und dann machte er ein peinlich betretenes Gesicht, als Firas behauptete, dass der Kaktus Ophelia war.
    »Öh... du meinst...die Ophelia?« Die Sklavin von Archias, die irgendwann das Schicksal ereilt hatte und die Firas zum Anbeißen gefunden hatte? Katander sah den Kaktus mit anderen Augen an. Mit skeptischen Augen. Konnte es sein, dass Firas verrückt geworden war?
    »Oh. Äh....öhm...chaire, Ophelia?« versuchte sich Katander und redete mit dem Kaktus. Mit einem Kaktus! Hilfesuchend wandte er sich dann zu Firas.
    »Aber sonst gehts dir gut?« fragte er ihn.



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    »Ja«, entgegnete Caius treudoof und konkretisierte sich dann.
    »Zumindest meistens.« War ja auch so gewesen. Die ersten Male waren echt Zufall gewesen. Und dann hatten sie weitergemacht, weil es einfach gut gewesen war und sie sich prima verstanden. Caius zuckte mit den Schultern, dann runzelte er die Stirn, und schließlich verdrehte er die Augen.
    »Oh Mann, du machst aber auch ein Theater daraus. Wir waren nicht verheiratet, das ist halt so, ja und? Natürlich wusste ich, dass du das nicht toll findest, aber wir - waren - eben - nicht - verheiratet!« Caius schüttelte den Kopf. Und Seiana bestätigte, dass es gut war, dass sie nicht verheiratet gewesen waren.
    »Seiana, echt. Mit der Einstellung findest du doch keinen, der so lange warten will! Wir waren eine halbe Ewigkeit verlobt, und da war nie mehr als ein Kuss hier und einer da. Das ist doch vollkommen egal ob man dann zu einer lupa geht oder zu jemand anderem.« Vor allem, da es bei Caius ja nicht mal wirklich nur darum gegangen war. Er und Axilla waren ja auch vorher schon eng befreundet gewesen. Caius stöhnte entnervt, seufzte dann tief.
    »Na, egal. Ich wollte dich nicht zum Streiten besuchen«, sagte er zu ihr.


    »Und wenn du unbedingt willst, dass Geschenke zurückgegeben werden müssen, dann bitte. Soll mich dein Hanswurst eben kostenlos behandeln, wenn ich ein Problem hab«, schlug er ihr vor. Hingehen würde er zu diesem Futzi eh nie.

    Caius begann zu lachen, als hätte Serrana einen Scherz gemacht. Dann, als er Serranas Gesicht sah, wurde er immer leiser und verstummte schließlich in einem Räuspern. Da hatte sie wohl keinen Scherz gemacht. Hatte sie nicht? Caius sah sie prüfend an.
    »Ähm. Er ist der stellvertretende Vorsitzende der Veneta«, sagte er anklagend, als könnte Serrana etwas dazu. Aber Caius war eben niemand, der bei Farben irgendwelche Kompromisse machte.


    Serrana überlegte einen Moment, den Caius nutzte, um unverhohlen stolz seinen Kinderholzschuhsarg anzuschauen. Als sie dann antwortete, sah er wieder zu ihr hin.
    »Oh, echt? Einfach so? Und ich hab gedacht, dass er wenigstens euch was gesagt hätte, wenn schon nicht im Palast. Da weiß auch keiner warum er weg ist, und das, ohne eine Übergabe zu machen.« Caius zuckte mit den Schultern.
    »Naja. Vielleicht meldet er sich ja wirklich.« Irgendwie glaubte Caius das zwar nicht, aber vielleicht starb ja Serranas Hoffnung irgendwann nach seiner.


    »Maaal« echote Caius auch gleich auf Serranas Aufforderung hin. Er grinste albern und räusperte sich dann noch mal.
    »Klar, frag ruhig«, bot er ihr an. Konnte ja eh nichts Schlimmes sein.

    Da hatte Crios wohl doch noch mal Glück, denn Caius hatte gerade echt mehr mit sich selbst zu tun als mit ihm. Deswegen gelang ihm auch die Flucht so problemlos. Und Caius konnte nur noch an die Drohung denken, die der Duccier ausgesprochen hatte. Axillas Worte blubberten deswegen mehr an seinem Verstand vorbei als dass er sie richtig wahrnahm. Sie sagte was davon, dass sie nichts getan hatte, was ja irgendwie auch logisch klang, immerhin würde sie wohl kaum ihren einen Sklaven umbringen. Caius allerdings dachte an was ganz anderes. Vielleicht hatte man es eigentlich auf Axilla abgesehen gehabt, die nur nicht erwischt? Und Leander war der arme Zwurbel gewesen, der sie gerettet hatte. Irgendwie.


    Caius hielt seine Axilla fest und streichelte immer weiter ihren Rücken. Dann wandte er langsam den Kopf und sah sie an, ganz rot verheult war sie.
    »Ich kümmer mich drum«, hörte er sich sagen, und das einzige was ihm einfiel, war ein Besuch bei Piso. Der würde ihm helfen können. Und der...ach due grüne Neune, der wusste ja noch nicht mal was von der Ent-und-Wiederverlobung! Irgendwie fehlte ihm die Zeit in letzter Zeit.
    »Möchtest du nach Hause? Ich bring dich dahin, wenn du magst. Du musst nicht hier bleiben. Du...« Caius warf wieder einen Blick auf die Laken und das alles.
    »Aber dir geht es gut, ja? Ich mein, es ist nur...es ist nicht mehr da, aber dir geht es gut?« fragte er sie zugleich hoffnungsvoll wie traurig.

    Caius und Axilla waren trotzdem gekommen, und zwar zusammen mit Firas und Katander und einem Stall voller Sklaven, die Caius mit Axillas Schutz beauftragt hatte. Caius glaubte zwar, dass Axilla sich nach der Sache mit Leander und dem Kind lieber irgendwo verkrochen hatte, aber er hatte sich trotzdem hergeschleift. Und vorher hatte er ihr noch ein ziemlich schickes blaues Kleid geschenkt, eins mit goldenen Fibeln in Löwenform, weil das ja das Wahltier der Veneta war. Axilla wusste auch noch nichts davon, dass sie hier Serrana und ihren Verlobten treffen würden, wenn alles nach Plan verlief. Am Südeingang zum Zirkus gammelte er deswegen extra ein bisschen länger rum, weil er noch keinen der beiden sah. Axilla hatte er besitzergreifend eine Hand in den Rücken gelegt.


    »Magst du Nüsse haben?« fragte er sie. Langsam wurde er nervös... Wann kamen die zwei nur? Vermeintlich unauffällig und doch ziemlich offensichtlich reckte er den Hals und hielt Ausschau. Bald würden sie starten, und das wollte Caius echt nicht verpassen!


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    ANFEUERER VOM DIENST - FACTIO VENETA

    Caius sah sie entsetzt an.
    »Was?!« prustete er los.
    »Noch nie? Echt? Ach du meine Güte... Das muss wirklich geändert werden. Du kannst doch nicht heiraten, ohne schon mal bei nem Rennen gewesen zu sein..« Caius schüttelte den Kopf. Er war ganz überzeugt davon, dass das ein Unding war. Aber immerhin kein Fehler, den man nicht ausbessern konnte.
    »Dann steht das also fest. Ich würde sagen, wir treffen uns dann vor dem Start am Südeingang. Die Rennen finden im Flaminiuszirkus statt, der blaue Bock ist direkt im Südosten, da müssen wir dann auch nicht durchs Gedränge. Gebongt?« Caius lächelte Serrana an. Er war schon schrecklich gespannt auf deren Verlobten. Dass Axilla wohl eher nicht so begeistert sein würde, verdrängte Caius ganz fix mal. Da musste sie durch.


    »Ach, macht doch nichts«, verkündete Caius dann großzügig und winkte ab. Er wär wohl auch ohne Einladung gekommen, wenn Axilla gewollt hätte. Immerhin gehörte er jetzt zu ihr, das mussten dann auch die anderen irgendwann raffen. Und blauäugig wie Caius war, glaubte er Serranas Entschuldigung ohne noch mal drüber nachzugrübeln.
    »Ich hab allerdings gehört, dass Silanus nicht mehr in Rom ist? Scheint ihm ja sehr schlecht zu gehen, wenn er nicht mal bis nach der Hochzeit wartet. Ich hoff, es ist nichts Schlimmes.« Caius beäugte Serrana von der Seite her.

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    Tjaaa.....jedenfalls schien der Prätorianer nicht sonderlich gesprächig zu sein, Firas aber staubig und durstig, also zuckte Katander dann mit den Schultern und winkte seinen Kumpanen rein.
    »Dann komm rein. Ich wusste leider gar nicht, wann du kommst und Archias hat es wohl versemmelt. Kennst ihn ja... Willst du erst was essen und trinken oder dich erstmal schrubben?« Katander räusperte sich. Firas roch nach Meersalz und Schweiß, und sicher klebte er ganz schrecklich. Schon wollte der Sklave die Tür wieder zumachen, da erinnerte ihn Firas an den Prätorianer, der davor stand.
    »Oh, äh, danke jedenfalls, der gehört zu uns«, sagte er noch und machte erst danach die Tür zu. Dann wandte er sich um und sah Firas an.
    »Wieso hast du eigentlich einen Kaktus dabei?« wunderte er sich, schüttelte dann aber den Kopf.
    »Ach komm, wir gehen erstmal in die Küche.« Sprach's und tapste voraus.



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    »So, jetzt erzählt mal... Wo ist eigentlich das Gepäck? Steht das noch in Ostia auf dem Kai?« Katander lachte, war sich aber plötzlich nicht so ganz sicher, ob er da nicht genau ins Schwarze getroffen hatte.
    »Hier gibt's ne Menge Veränderungen«, sagte er dann und sah dem Koch dabei zu, wie er Firas zwei Stullen schmierte.
    »Aber erzähl du erstmal. Wie war die Überfahrt? Und warum hast du nun diesen Kaktus dabei? Ist der sowas wie ein Andenken?«



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    »Klar, und du warst der einzige, der ganz zufällig in der Nähe war«, murmelte Caius ätzend, denn seine Aufmerksamkeit ruhte inzwischen wieder auf Axilla, die herzerweichend heulte und immer noch kreidebleich war. Caius' Augenbrauen zogen sich zusammen, als er sie so sah. Er warf noch einen ab- und geringschätzenden Blick zu Crios, dann ließ er den für den Moment unbehelligt und ging die vier Schritte zurück zu Axilla.


    »He...« sagte er und strich ihr das klebrige Haar zurück. So gut der Arzt sie auch gewaschen hatte, so klebrig waren Axillas Haare. Blutrückstände waren noch zu sehen, und sie roch nicht gut. Als hätte sie geschwitzt. Und nach Blut eben. Caius setzte sich trotzdem neben sie auf die Kante und legte ihr eine Hand auf den Rücken. Und als Axilla ihm sagte, dass Leander schon tot war (folglich Caius ihn gar nicht mehr umbringen konnte) und Crios das bestätigte, bekam Caius extrem kalte Füße. Dass Axilla sich die Schuld gab, war echt absurd.


    »Scht, scht...« machte er abewesend, und dazu immer dieselbe Streichelbewegung ihren Rücken lang, während er auf das Bettende sah und versuchte, nicht auf die Tücher und in die Eimer zu schauen, die überall hier rumstanden und die alle gefüllt mit Blutirgendwas waren. Ganz langsam schwante ihm Böses.


    »Ach du....je....« murmelte er.

    Sie setzte sich, und Caius schien seine Theorie der sitzenden Frauen wieder bestätigt. Die meisten fühlten sich sicherer, wenn sie sich setzen konnten. Caius ging zu ihr und setzte sich neben sie. Auf den Abstand achtete er dabei nicht, ihm war sowas immer egal. Vielleicht fand Serrana deswegen, dass er zu dicht bei ihr saß. Caius achtete da gar nicht drauf.


    »Blau wird's«, sagte Caius inbrünstig und nickte.
    »Meine Lieblingsfarbe ist blau. Und deine auch bald, du heiratest doch Germanicus Sedulus, oder? Der ist ja Quartos Stellvertreter bei der factio. He, na, da fällt mir ein... Wie wärs denn, wenn wir zusammen zu dem nächsten Rennen gehen? Ich hab gehört, der Ädil veranstaltet bald eins.« Caius beglückwünschte sich für diesen Geistesblitz. Da brauchten sie dann keine cena, sondern konnten sich im ungezwungeneren Rahmen kennenlernen. Jetzt musste er das nur noch so hinkriegen, dass es aussah, als würden sie sich dann ganz spontan treffen, und dann konnte Axilla auch nichts dagegen schimpfen.


    Caius nahm die Pergamentrolle und rollte sie auf. Tatsache, ne Doppelhochzeit. Er beschloss, nicht viel dazu zu sagen. Außer...
    »Ui, das wird aber eng.« Und dabei sah er Serrana dann ein wenig grinsend an.
    »Danke schön jedenfalls.« Mal sehen, ob sie kommen würden. Caius würde Axilla wohl die Wahl lassen. Aber da wusste er noch nicht, was mit ihr passieren würde...

    Caius grummelte unwirsch vor sich hin, ließ Crios aber nicht los.
    »Zufall, hah«, machte er, jetzt aber schon nicht mehr so grundwütend, aber immer noch sauer. Dann ließ er Crios mit einem Ruck los, dass er rückwärts an eine Truhe stolperte.
    »Wie, subura?« fragte er verwirrt. Was hatte Axilla denn alleine in der subura gemacht? Dämlicher Sklave. Caius schäumte. Er würde Leander vierteilen und dann an die Hunde im Palastgarten verfüttern, sobald er ihn wiedersah.
    »Also?« bellte er fordernd. Er wollte wissen, was passiert war. Und ob das zu Crios' Verteidigung gereichte.

    Caius ließ sich nur kurz von Axilla ablenken. Er sah zu ihr hin und seine Miene war absolut besorgt, aber er war auch echt stinkig. Auf Crios, den er dann wieder ansah.
    »Ist mir total egal«, knurrte er.
    »Ohne dich wär das alles nicht passiert.« Was auch immer passiert war. Caius wollte das natürlich wissen, aber manchmal war die Devise erst schlagen, dann fragen besser als andersrum. Zumindest besser für Caius' Ego. Außerdem hatte er Angst um Axilla, und die konnte man prima ausleben, indem man jemand anderen verdrosch. Und Caius war echt nah dran. Er griff sich die Tunika des anderen und zog ihn zu sich ran. Und als er was sagte, klang er heiser und tierisch wütend.
    »Und wieso bist das eigentlich immer du, wenn was mit ihr ist? Hah?« fragte er Crios, und beim letzten Wort schüttelte er ihn kurz.
    »Du hast immer deine Finger drin! Ich dachte, ich wär deutlich gewesen?« Caius schüttelte Crios immer noch rhythmisch.

    »Was!« Caius starrte seinen zerknirschten Schreiberling entsetzt an.
    »Wie kann das sein? Ich mein, wenn ich mal was verlege oder vergesse oder mir zufällig was in die Latrine fällt, dann ist das halt so, aber von dir und Plautius erwarte ich da schon mehr Sorgfalt!« Caius sah den armen Kerl grimmig an.
    »Ja aber...«
    »Ja nix ja aber! Ich hoffe für dich, dass du die Tafel da auch wieder rausgeholt hast!« Fulvus zog die Augenbrauen zusammen und schüttelte dann zähneknirschend den Kopf.
    »Ja wieee, hast du nicht?« Caius stöhnte und schlug mit der Hand auf den Schreibtisch.
    »Weißt du wenigstens noch worum es ging? Oder von wem das war?« Er überlegte einen Moment.
    »Und wie ist die die Tafel überhaupt ins Klo gefallen? Oder halt, nein, das will ich lieber doch nicht wissen...« Er seufzte, und Fulvus berichtete.
    »Ja also, es ging um eine Standeserhebung, glaub ich. Und die Tafel war von Senator Purgitius Macer... Aber so genau weiß ich das auch gar nicht mehr, weil...das ist ja...auch schon...[SIZE=7]so...vier Wochen her...?[/SIZE]«
    »Das ist nicht dein Ernst.«
    »Tut mir leid! Ich hab halt gedacht, es fällt nicht weiter auf...« Caius brummte unwillig und schüttelte dann den Kopf.
    »Scheiße. Im wahrsten Sinen des Wortes. Was soll denn der jetzt von mir denken? Häh?« wetterte er.
    »Du gehst auf der Stelle zu diesem Senator und erklärst ihm irgendeine Ausrede! Oder halt, nein... Du gehst da nicht hin! Ich schick Firas. Der ist wenigstens zuverlässig. Mei... wie peinlich... Und du gehst jetzt besser! Du bist ab sofort für das Entstauben der Tafeln im Archiv zuständig. Und wehe, du nimmst dir noch mal was zu lesen mit auf den Lokus!«
    »Jawohl...« murmelte Fulvus und hatte es dann ziemlich eilig, aus dem Raum zu kommen. Caius grummelte immer noch vor sich hin.

    In diesem Moment flog die Tür auf. Das Glückchen klingelte, die Kette rasselte, und dann schepperte es, als die Tür ein wenig Putz aus der Wand schlug und die Türglocke über den Boden kullerte. Pluto himself stand auf der Schwelle. Naja, zumindest fühlte Caius sich so. Seine Brust hob und senkte sich ziemlich schnell und er roch ziemlich männlich. Er war den ganzen Weg hierher gerannt. Seine Haare standen wirr in alle Richtungen ab, und abgesehen von seinen Beinen zitterte auch der Rest von ihm (allerdings vor Wut).


    »Crios!« brüllte er bedrohlich, als er durch die Praxis stapfte und den Schuldigen suchte. Und natürlich Axilla. Irgendwer sah ihn nur mit großen Augen an und zeigte dann hastig weiter nach hinten. Weihrauch kitzelte ihn in der Nase. Und als Caius um eine Ecke bog, sah er in einem Eimer einen verbrauchten, blutigen Lappen. Das machte ihm Angst, zumal Katander ja auch weiß gewesen war wie eine Kalkwand, und eben weil dieser Kurpfuscher die Hände mit im Spiel hatte. Und gleichzeitig machte ihn die Angst echt wütend, weil wenn dieser Kerl nicht gewesen wär, dann würde es Axilla jetzt noch gut gehen. So viel stand fest. Caius zog mit einem Ruck einen Vorhang zur Seite. Ein kleiner Junge bekam da grad einen Arm geschient. Auch die Ärztin zeigte nur vorsichtig weiter nach hinten- Caius ging wieder. Und hinter dem nächsten Vorhang entdeckte er Axilla, die unter einer Decke auf einer Liege lag und einfach nur schrecklich aussah. Da war alles voller Blut, ihre ganze Tunika am Boden war voll damit, der Boden selber und die vielen Lappen, die rumlagen. Und dieser Kerl hatte auch Blutreste an sich. An den Armen, auf den Klamotten. Caius' Schreck gewann die Oberhand.


    »Axilla«, stieß er heiser aus und schubste Crios mit Schmackes aus dem Weg, als er zu ihr hechtete. Er setzte sich neben sie und versuchte, dass sie ihn anguckte. Wo war eigentlich ihr nutzloser Sklave, wenn man den mal brauchte? Der hatte ja nun weiß Iuppiter nur eine Sache zu tun, und das war, auf Axilla aufzupassne. Caius war ziemlich besorgt. Er strich Axilla über das verklebte Haar. Und dann fiel sein Blick auf noch einen Eimer. In dem etwas lag, das sein Herz kurz aussetzen ließ. Er starrte das Etwas an und realisierte dann ganz langsam, dass es wohl dann keine Geburt geben würde. Kein Sohn. Nicht mal ein Mädchen. Obwohl es ihm echt egal gewesen wär, was zuerst gekommen wär. Er sah Axilla an und seine Stirn war ganz arg gerunzelt. Und dann drehte er sich zu Crios um und stand auf. Und jetzt hätte er Pluto wohl echt alle Ehre gemacht.


    »Du!« grollte er.
    »Ich mach dich fertig.« Und weil er das sehr ernst rausbrachte, war das umso gruseliger.