Caius war eigentlich gar nicht der Redetür. Er redete zwar viel und oft und auch mal lang, aber eigentlich war ihm vieles sogar lieber, wenn man nicht drüber redete. Die Sache mit Piso und Axilla zum Beispiel. Wenn er da genauer drüber nachdachte, dann würde ihn das nur Sauer machen. Also ließ er es bleiben und umschiffte das Thema, wo immer es ging. Dass es auch für Axilla solche Themen gab, verstand er zwar, aber.... Das hier war doch was anderes! Caius hörte Axillas Worte zwar, aber er sah sie nur bedröppelt an. War ja nicht immer nur sie gewesen, die zu ihm gekommen war, sondern auch andersrum. Aber das hatte er gar nicht gemeint, sich nur wieder etwas trottelig ausgedrückt. Caius seufzte und strich erfolglos die rüstungsquetschungsbedingten Falten seiner Tunika glatt.
»Naja, ich mein... Ach, du weißt doch, wie ich das mein.« Er zuckte unbeholfen mit den Schultern und seufzte. Man konnte ja auch kuscheln, so war das ja nicht. Caius war auch ganz sicher nicht abgeneigt davon. Aber das konnte er gar nicht wirklich erklären, weil Axilla ihn mit den nächsten Worten regelrecht aus den Socken haute. Unläubig und schon auch ein wenig traurig sah er sie an und stand da wie der berühmte Ochs vorm Berg. Eingesperrt fühlte sie sich? Aber warum nur? Klar, unten standen Wachen vor dem Tor, aber die waren auch vor ihr da gewesen und ja nicht nur wegen ihr da (auch wenn Caius es schon gut fand, dass sie da standen). Den Seitenhieb mit dem Rausgehen verstand er auch augenblicklich, aber da würde er nicht mit sich reden lassen. Natürlich wusste er, dass Axilla ihre Leibwächter immer wieder abwimmelte, und deswegen hatte er schon überlegt, die drei auszutauschen gegen Männer, die sich nicht mehr abwimmeln ließen. Er hatte Angst um sie, warum verstand sie das nicht? Und es war ja nun nicht so, dass die drei um Axilla kreisen sollten wie die Sonne um die Welt. Caius sah bedrückt aus. Er ließ das Entknittern sein und setzte sich auf Axillas Bett, sah dann zu ihr hoch. Aber Axilla war noch nicht fertig. Sie sprach von Alexandrien, und dass sie da jemand gewesen war, und dass überhaupt wohl alles besser war als hier in Rom. Mit ihm. Wo sie ja nur seine Frau war. Und Caius klingelte das ziemlich in den Ohren. Nur eben die Frau von einem Aelier hatte sie gesagt. Klang, als wär er ein Dahergelaufener Irgendwer. Caius wollte einwenden, dass es ihn interessierte. Dass erstolz auf sie war. Aber irgendwie steckten die Worte in seiner Kehle fest und wollten nicht rausflutschen. Als Axilla sich neben ihn setzte, heftete er den Blick an die Tür und schwieg. Axilla sprach ja auch eh gleich weiter. Von ihrem Vater, und dass er in dieser Rüstung gestorben war (was Caius nicht gewusst oder verdrängt hatte und es deswegen nicht mehr wusste, und unter diesem Aspekt kam ihm die ganze Aktion mit dem Anprobieren sogar selbst ziemlich hirnlos vor). Und dass sie nichts tun konnte, um das Erbe ihres Vaters zu erhalten. Er sah nur leder und Nieten, wenn er die Rüstung ansah. Für Axilla war das anders. Und sie hatte wohl wegen Silanus nach seiner Arbeit gefragt. Weil sie nicht noch mehr Gerede haben wollte. Caius wusste nicht, wovon sie sprach, aber er fühlte sich sehr schlecht. Und er hatte keine Ahnung, was er dazu sagen sollte. Die Worte waren schwer wie Steine, und er fühlte sich wie ein Idiot. Dabei hatte er nie schlechte Absichten gehabt.
Er schwieg und starrte die Tür an. Alle Worte waren aus seinem Kopf gewichen, da war nichts mehr als heiße Luft drin. Was sollte er jetzt sagen? Er hatte das Gefühl, dass er irgendwas sagen musste. Nur was? Irgendwie schien alles falsch zu sein. Er war traurig und sauer zugleich, fühlte sich ohnmächtig und missverstanden und überhaupt. Als sie noch nicht verheiratet gewesen waren, war alles anders gewesen. Nicht so....kompliziert. Nur schwierig, aber noch irgendwie in Ordnung. Das hier jetzt... Caius hatte einfach keine Ahnung, wie er da rauskommen sollte. Und Axilla. Und über allem hing dieser Germane und wartete wie ein Geier auf frisches Aas, dass er einen Fehler machte. Davon war Caius felsenfest überzeugt.
Irgendwann stieß er einen tiefen Seufzer aus. Ihm war unbehaglich, weiter sitzen zu bleiben. Hinstellen wollte er sich aber auch nicht. Rumlaufen erst recht nicht. Also bleib er, wo er war, und fühlte sich halt unbehaglich.
»Willst du wieder zurück?« fragte er die Tür angestrengt, um nicht zu verraten, wie schwer ihm die Frage eigentlich fiel.
»Nach Alexandrien, meine ich.« Würde er sich eben da eine Arbeit suchen. Man musste ja nicht im Palast wohnen. Oder arbeiten. Gab ja noch vieles andere. Und der größte Vorteil, den das hatte, war dass sie damit außer Reichweite von Vala war, und Caius die Aufpasserei damit begründen konnte, dass Axilla eben mehr war als jetzt und hier, in Rom. Er wandte den Kopf und sah sie an.