Beiträge von Caius Aelius Archias

    »Und vermutlich ein Segen für die Sklaven, denn sie wird ja sicherlich in Germanien bleiben, bis es dem Vinicier überdrüssig wird«, fügte Caius an und ließ dabei aus, ob er mit dem Überdruss Paulinas Anwesenheit oder dessen Amtsausübung meinte. Caius überlegte einen Moment, entschloss sich dann aber dazu, Callidus' Angebot abzulehnen.


    »Ich danke dir, geschätzter Vetter, aber ich glaube, ich sollte besser allein vorsprechen. Ich denke, das wirkt besser. Entschlossener. Selbstständiger, meinst du nicht?« Natürlich wollte Caius Callidus nicht kränken, aber er glaubte, dass es sinnvoller wäre, allein um eine Anstellung zu bitten. Immerhin war er siebenundzwanzig Jahre alt, da sollte er nicht mehr begleitet werden müssen. Oder nur noch im Notfall. Aber er war energisch genug, es zuerst allein zu versuchen.


    »Hm.... Weißt du, es wäre ja auch für mich allmählich mal an der Zeit, mich nach einer Frau umzuschauen. Für dich eigentlich auch, aber du hast ja deine Liäsons mit Büchern, das ist ja bekannt«, stichelte Caius und grinste breit.
    »Im Ernst - könntest du mich vielleicht über die momentane politische Lage in Rom aufklären? Wer ist oben mit dabei, welche Familie wäre angemessen, um sich eine Braut zu suchen?«

    »Siehst du, da könnte ich dir helfen, denn wo die ist, weiß ich« , entgegnete Caius und grinste breit.
    »Nur gibt es da nichts zu essen, weswegen wir zumindest einen kleinen Abstecher in der Küche machen sollten. Sofern wir sie finden.«


    Er setzte sich einfach in Bewegung und ging den Gang hinunter, irgendwann würde man entweder auf die Küche stoßen oder einen Sklaven finden, der wusste, wo sie lag. Währenddessen konnte man sich bestimmt nett unterhalten, was mit Fhina gewiss möglich war, da sie einen erfrischenden Humor besaß, wie Caius fand. Entsprechend lachte er auch, als sie ihren Scherz machte. Und Caius war immer schon jemand gewesen, der oft und gern lachte.


    »Ein schwacher Trost«, sagte er dann.
    »Aber wenigstens wird man dein Verschwinden bemerken, wohingegen man mich wohl eher nicht vermissen wird. Ich plane auch gar nicht, lange hier zu bleiben, weißt du. Wo kommst du eigentlich her? Dein Latein ist nicht so gut.«

    Schon mal gut, dass sich auch der Senator an Callidus erinnerte. Caius meinte, Callidus hätte gesagt, dass Avarus für die schola arbeitete, aber genau wusste er das nicht mehr. Vielmehr war ihm die Erwähnung der Beziehungen im Gedächtnis geblieben.


    »Ich habe während meines Aufenthaltes in Germanien Einblick in die Verwaltungsgrundlagen gewinnen können, als ich scriba personalis des praefectus portuensis von Brigantium war«, erzählte Caius, der sich nicht so sicher war, ob Avarus tatenlos oder tadellos meinte. :D


    »Zurück in Ravenna, wo meine Familie lebt, habe ich mich während der letzten anderthalb Jahre in der Geschäftskorrespondenz geübt. Ich stelle meine Fähigkeiten gern unter beweis, Senator, und ich bin sicher, dass ich dich und den Kaiser nicht enttäuschen werde.«


    Nun ja, zumindest würde sich Caius bemühen, kein Fiasko zu veranstalten. Aber er glaubte auch nicht daran, dass der Postdienst ungeheuer schwierig zu bewältigen sei - trotz der mangelnden Beamten, die bereit waren, für das Gehalt die Arbeit zu leisten. Aber wenigstens würde er sich einen Namen machen können, hoffte er zumindest. Und dann galt es, sich einen gescheiten Patron zu suchen, der seine Interessen durchboxen konnte. Aber damit würde er wohl warten, bis Quarto wieder zurück war.

    Ehemalig. Natürlich. Caius unterdrückte den Drang, mit den Zähnen zu knirschen - das hatte er vollkommen vergessen, immerhin war Avarus inzwischen Aedil, auch wenn er vorher der Postlegat gewesen war und wohl auch nach der Amtszeit wieder sein würde. Er entschloss sich dazu, sich nicht beirren zu lassen, und überdingg das kleine Wörtchen mit der großen Wirkung einfach.


    »Senator, mein Vetter Marcus Callidus, der den amtierenden Präfekten von Ägyptus gut kennt, empfahl dich mir. Ich habe vor, selbst einige Zeit in der Provinz im Süden zu verbringen und wollte mich in die Dienste des cursus publicus stellen. Deswegen bin ich hier, ich möchte mich bei dir bewerben.«

    Gespannt hatten Caius und Katander den letzten Teil des Rennens verfolgt. Eigentlich hatte Caius selbst teilnehmen wollen, doch er war aufgehalten worden und dementsprechend hatte er den Anfang schlichtweg verpasst. Nun aber wollte er wenigstens den nächsten Wettkampf aus der Sicht eines Aktiven erleben, deswegen drängte er sich durch die Menge und suchte nach jemandem, der aussah, als hätte er etwas zu sagen.


    »Entschuldigung - kann man bei den nächsten Wettkämpfen noch teilnehmen?« fragte er hoffnungsvoll.

    Es war Nachmittag, bald würde es Zeit für die cena sein, und Caius war mit seinem Leibsklaven Katander auf den Märkten unterwegs. Wie beinahe alle Männer, die nicht regelmäßig selbst einkauften sondern vielmehr ihre Lakeien schickten, wollte er eigentlich nur mal gucken. Doch der geneigte Leser wird wissen, dass selbst der Mann bisweilen nicht umhin kommt, vollkommen unnützes Brimborium zu erstehen, nur weil es günstig ist. So befanden sich Sklave und Herr also gerade am Tresen eines ansonsten einsamen Standes für Wechselsand aus dem Kriegsgebiet für Sanduhren.


    »Und der ist sicher vom Schlachtfeld aus Parthien?« hakte Caius nach. Der Händler indes nickte bestätigend.
    »O ja, Herr, gewiss! Ambrix Leo verkauft keine Mogelpackungen! Ich mache dir einen guten Preis.«
    »Also ich weiß nicht recht. Sieht für mich aus wie stinknormaler Sand«, sagte Katander und zuckte mit den Schultern.
    »Na weil du noch nie in Parthien warst«, erwiderte Caius und ließ sich abermals die feinen Körnchen durch die Hände rieseln. Katander seufzte derweil ergeben und beobachtete den siegessicheren Händler.
    »Nur siebzehn Sesterzen, mein Herr. Dreißig, wenn du gleich zwei Nachfüllsets kaufst.«
    »Ist ja Wucher«, murmelte Katander und warf einen Seitenblick zu seinem Herrn.
    »Dreißig!« entfuhr es jenem.
    »Na fein, dann nehme ich gleich zwei davon. Einmal von diesem und einmal von dem schwarzen Sand hier.«
    »Du hast doch nur eine Sanduhr. Und die hat nicht mal zehn gekostet", wandte Katander ein.
    »Na und? Jetzt stell dir mal vor, die geht kaputt. Und außerdem hat keiner den ich kenne eine Sanduhr mit parthischem Sand


    Der Händler indes füllte zweimal die gleiche Menge Sand ab, band die Säcklein zu und reichte sie Katander, der sie missmutig entgegen nahm und dreißig Sesterzen zahlte. Mit einem Seufzer legte er den Sand in einen Korb, der bereits eine geschmückte stola in Jadegrün enthielt - »Falls ich mal heirate, damit ich gleich ein passendes Geschenk habe.« - und eine Schachtel mit Süßigkeiten. Katanders Herr steuerte nun bereits den nächsten Stand an.


    »Guck dir das mal an, Katander. Die haben hier sogar Wagenräder mit dem Abzeichen der factio veneta! Was denkst du, Quarto würde sich doch sicher darüber freuen, meinst du nicht?«
    Katander schwieg. Seine Miene war Einspruch genug.

    Scheinbar irritierte die Sklavin Caius' Gruß, denn sie wirkte leicht angespannt. Oder bildete er sich das nur ein? Er lächelte breit, als sie zurückgrüßte. Es war vielleicht von Vorteil, wenn man wusste, dass Aelius Archias seit jeher ein Mensch war, der von Kindheit an gelernt hatte, dass Sklaven unersetzlich waren und bisweilen auch Freunde sein konnten. Sein Leibsklave Katander beispielsweise war unersetzlich zu nennen, und die beiden Männer verband auch eine Art Freundschaft, waren sie doch Seite an Seite aufgewachsen. Katander befand sich zudem seit annähernd vierzehn Jahren auch im Besitz des Archias, denn dessen Vater, Aelius Calvaster, hatte seinem Sohn den Sklaven zum Geschenk gemacht.


    »Fhina also? Und du bist neu hier? Ah, welch Zufall, ich bin auch erst gestern hier angekommen. Es ist ein Weilchen her, dass ich hier war, musst du wissen. Gerade versuche ich mich daran zu erinnern, wo die Küche war. Ich fürchte, ich war etwas spät für das Frühstück, und nun habe ich Hunger wie ein Wolf«, sagte er und schummelte dabei ein wenig. Zwar hatte er noch nichts gegessen, aber unbedingt auf der Suche nach der culina war er nicht gewesen.


    »Möchtest du mir vielleicht Gesellschaft leisten auf der Odyssee nach der Küche?« fragte er sie und unterdrückte nur mühsam und nicht gerade besonders gut ein freches Grinsen.

    Auf dem Weg durch das Haus hatte sich Caius gut umgesehen. Alles war ordentlich und hübsch anzusehen gewesen, was darauf hindeutete, dass der Senator eine Frau hatte, die sich um alles kümmerte. Als der Sklave ihn nun schnurstracks auf eine Tür zuführte, keimte die Unruhe etwas in Caius, und er versuchte, sie niederzudrücken. Dann ging die Tür auf und sie traten ein. Hinter einem schicken Schreibtisch saß der Senator und schien in Arbeit vertieft. Der Sklave stellte ihn vor.


    »Ave, Senator Germanicus. Hab Dank, dass du etwas Zeit für mich erübrigen kannst«, grüßte er zuallererst und nickte dem Mann hinter dem Schreibtisch zu.
    »Ich suche dich in deiner Funktion als legatus augusti cursu publico auf.«

    Da Caius den Namen des älteren Wassermannes, der scheinbar von einem Schüler begleitet wurde, gleich zweimal vernahm, konnte er ihn sich auch gleich bestens einprägen. Noch ehe der Aelier einen kleinen Plausch anfangen konnte, öffnete sich jedoch ein kleines Sichtfenster, und Ennius trug sein Anliegen vor. Schließlich war auch Caius an der Reihe, und er trat einen Schritt näher an die Tür.


    »Salve. Ich bin Caius Aelius Archias und würde gern den Senator Germanicus Avarus in einer Geschäftlichen Angelegenheit sprechen.«

    Caius blieb stehen und ließ die Sklavin näher kommen. Entweder, dachte er sich, sie hatte sich seit seinem letzten Besuch vor gut sieben Jahren vom Kind zur Frau gewandelt, oder aber, sie war einfach noch nicht im Haus gewesen, denn er erkannte sie nicht. Andererseits konnte man auch nicht jeden Sklaven kennen, und wiedererkennen nach sieben Jahren wohl auch nicht.


    »Guten Morgen«, sagte Caius also und grinste schief.
    »Wie heißt du?«


    Vermutlich, so dachte er sich, war sie neu. Sie wirkte nämlich so. Caius verschränkte die Arme vor der Brust, lächelte jedoch aufmunternd.


    »Ich bin Archias.«

    Am Vormittag des Tages nach seiner Ankunft im domus Aeliana fand man Caius im Peristyl, wo er versuchte, sich den Stammbaum der Aelier einzuprägen, um einer erneuten peinlichen Situation zu entgehen. Er spazierte durch den Säulengang, der Schatten und Licht im Wechsel auf den Boden zeichnete, hielt ab und an inne und sprach manchmal mit sich selbst. Konzentrieren aber konnte er sich nicht recht, dazu müsste er wohl erst den Besuch bei Senator Germanicus Avarus hinter sich gebracht haben, denn der spukte ihm im Kopf herum. Zumindest solange, bis er Schritt hörte und aufsah - zuerst in die falsche Richtung, immerhin kannte er sich nicht mehr so gut aus in dem fremden Haus auf dem Palatin - dann in die richtige. Er entdeckte eine junge Sklavin und warf einen interessierten Blick zu ihr hinüber.

    Als Caius am späten Vormittag das domus der Germanier aufsuchte, um Senator Germanicus Avarus zu sprechen, standen bereits zwei Männer vor der Tür, von dem einer gerade klopfte. Das zweite Mal, wie er allerdings nicht wusste. Er erklomm die wenigen Stufen und stellte sich einfach dazu.


    »Salve«, grüßte er höflich und nickte den aquarii freundlich zu.
    »Regt sich nichts?« fragte er gut gelaunt und deutete mit dem Kopf zur Tür.

    »Paulina.... Hm, etwa so groß und etwas fülliger?« fragte Caius und hob die Hand auf eine Höhe, welche die Größe der Paulina in seiner Erinnerung wiederspiegeln sollte.
    »Dann erinnere ich mich. Sie hat bei meinem letzten Besuch einen Sklaven zusammengestaucht. Beinahe hätte ich mich selbst auch schuldig gefühlt... Ja, sie kann einem ganz schönen Respekt einflößen.«


    »Sie hat geheiratet?« fragte Caius einen Moment später und machte große Augen. Er fragte sich, wie ihr neuer Ehemann wohl mit Paulina klar kommen würde. Vinicius...eine Liebesheirat war dies sicher nicht, vielmehr eine arrangierte. Hm. Das lenkte seinen Blick wieder auf seine eigene Situation. Er sollte sich allmählich auch einmal selbst umsehen...


    »Und Vespa... Herrje, Lucius' Nichte war das, nicht?« Caius runzelte die Stirn. Er sollte sich viel mehr mit der Familie auseinandersetzen. Aufmerksam hörte er zu, wie Callidus anschließend mit Namen und Ämtern jonglierte, und davon sprach, wie man diese als Vorteil nutzen könnte. Eine weitere Frage brannte ihm unter den Nägeln, doch er verschob sie noch und stellte vorerst eine andere.


    »Germanicus Avarus... Vielleicht sollte ich wirklich einmal bei ihm vorsprechen, wenn er so gute Kontakte hat«, überlegte Caius laut und kratzte sich hinter einem Ohr.


    »Der cursus publicus, sagst du? Hmm...« Caius überlegte.
    »Das wäre was. Ich denke, das wär ein guter Weg, um die Karriereleiter zu erklimmen und etwas Bekanntheit zu erlangen. Ich meine, Verwaltung ist Verwaltung... Und wenn man sich dadurch ins Gespräch bringen kann, vielleicht durch den Aufstieg zum Leiter einer ganzen Provinz - warum nicht? Was meinst du? Ich würde irgendwann gern eques werden, da wäre das doch sicher förderlich.«

    Was für eine Schnepfe. Caius runzelte verärgert dir Stirn. War es denn zuviel verlangt, selbst einen Plebejer anständig zu begrüßen und sich vorzustellen? Zwar wusste Caius, dass längst nicht alle Patrizier so waren wie diese dort, doch tat ihm der Kerl, der dieses Sonderexemplar abbekommen würde, jetzt schon leid. Nicht einmal ansehen schien sie ihn mehr zu können, dabei musste der Verkauf ihrer unständesgemäßen Betriebe doch vielmehr in ihrem Interesse liegen denn in seinem. Mit ihrem Satz schoss sie allerdings selbst ein pilum auf sich ab, immerhin wusste so gut wie jeder, der den Klatsch in der acta verfolgte, dass diese dort ganz gewiss keine Claudia war. Womöglich nicht einmal eine Patrizierin... Was sie allerdings nicht daran hinderte, sich so unfreundlich wie eine zu benehmen.


    »Und ein Aelius gibt sich nicht der Blöße hin, als Spielball für die Launen einer...Patriziern herzuhalten. Ich lese an deinem Verhalten ab, dass du - solltest du tatsächlich Claudia Deandra sein - ebenso wenig Wert darauf legst, deinen für dich unrühmlichen Betrieb loszuwerden, wie du auf Höflichkeit Wert legst. Nun, ich für meinen Teil wünsche einen guten Tag. «


    Schließlich zwang mich niemand dazu, ausgerechnet ihren Keramikhandel zu kaufen. Ohne ein weiteres Wort deutete ich eine halbherzige Verbeugung an und fand dann selbst wieder hinaus.

    Patrizier waren schon seltsam. Caius hatte dem ianitor doch sein Anliegen erklärt - entweder, der Sklave war unfähig gewesen, diese Anmerkung weiterzugeben, oder aber, die blasse Frau dort wollte ihn einfach nochmals ausfragen. Warum waren Patrizier so kompliziert? Und unfreundlich war die obendrein auch noch. Vermutlich hätte ein einfaches Salve ihren Stolz verletzt, dachte Caius spöttisch. Um ihr ihre Verfehlung zu verdeutlichen, denn er war zudem nicht gewillt, sich ständig zu wiederholen, stellte er vorerst nur eine einzige Frage.


    »Claudia Deandra?«

    Und Caius wartete... Es schien ihm gar so, als wollte besagte Dame ihren Betrieb doch nicht loswerden. Man hätte ihn gewiss nicht ins atrium geladen, wäre sie nicht einmal anwesend. Zumal sie ohnehin am ianitor hätte vorbeigehen müssen, dachte er sich. Caius besah sich also die kleinen Statuen und die Masken in dem für seinen Geschmack viel zu üppigen atrium und wartete.

    »Den bescheidenen Aufgaben?« echote Caius und sah erstaunt drein.
    »Du bist viel zu bescheiden, Marcus. Jeder weiß, dass der Kaiser nur seine wichtigsten Aufgaben dem procurator a libellis überträgt. Vermutlich hat er dich genau deswegen ausgewählt, weil er weiß, dass ein Aelier sich nicht auf das forum stellt und prahlt, was das Zeug hält.« Caius war ganz davon überzeugt. Seine Familie hatte in vielen Generationen stets Reichs- und Kaisertreue bewiesen, und an Quarto und Callidus sah man, was der Lohn für diese Treue war.


    »Was ich treibe, ist derzeit leicht zu beantworten... Um ehrlich zu sein, suche ich nämlich nach einer Anstellung. Ich war in den letzten Jahren so gut wie immer unterwegs, die meiste Zeit davon in Germanien. Ein rauhes, unwirtliches Land, sag ich dir. Ich war froh, als ich wieder in Ravenna angekommen bin. Tja, und nun möchte ich Ägypten erobern. Vater schlug mir vor, bei euch um Rat zu fragen.« Genaugenommen hatte Caius' Vater das nicht vorgeschlagen, sondern befohlen, und genaugenommen hatte er auch nicht dies vorgeschlagen, sondern dass sein Neffe Caius organisierte, doch jener war selbst zu stolz, um dies einfach so direkt heraus zu sagen. Caius' Vater war eine Respektsperson. Ihm widersprach man nicht so einfach.


    »Am liebsten wär mir natürlich was in der Verwaltung«, fuhr er fort. Immerhin war er jahrelang scriba personalis gewesen.
    »Ich könnte natürlich auch Soldat werden, aber bisher muss ich das nicht haben, wenn es sich vermeiden lässt. Vielleicht....irgendwann einmal. Hast du eine Idee? Ich möchte eine berufliche Herausforderung.« Ein Posten als scriba war nämlich nicht so das Wahre gewesen.

    Rom war groß. Den Aushang auf dem Markt hatte Caius selbst nicht gesehen, doch hatte ihm zufällig ein Sklave davon berichtet, und er hatte Gefallen gefunden an der Vorstellung, einen eigenen Töpferladen zu besitzen. Noch wusste er nicht, in welchem finanziellen Rahmen sich dieses Verkaufsangebot bewegte, doch war er entschlossen, es herauszufinden. Er ließ also einen der beiden ihn begleitenden Sklaven an der patrizischen Tür klopfen und trug sein Anliegen vor, als der ianitor öffnete.


    »Salve. Ich bin Caius Aelius Archias, und ich würde gern mit Claudia Aureliana Deandra sprechen, es geht um ihr Angebot bezüglich des Töpfers, den sie zu verkaufen gedenkt.«

    Es dauerte gar nicht lang, da ließ man Caius endlich vor. Müde wie er war und müffelnd, betrat er also das tablinum und machte sogleich Callidus aus, welcher ihm sogar ein Stück entgegen kam. Dicker war er wirklich nicht geworden.
    »Marcus?« fragte er verdutzt und musterte seinen Vetter genauer.
    »Tatsächlich. Meine Herrn! Ich würd ja sagen 'bist du aber gewachsen' nur trifft das eher nicht zu. Weder höhen- noch breitentechnisch«, witzelte Caius und grinste von Ohr zu Ohr.
    »Und ich mich erst, Marcus. Ewig ist es her. Beinahe sieben Jahre. Du hast dich gar nicht verändert in all der Zeit.« Was natürlich eine Lüge war, immerhin wuchs da nun ein Gestrüpp unter Callidus' Nase. Caius fand, dass ihm das gar nicht stand. Aber er war es schließlich auch anders gewohnt. Gut gelaunt klopfte Caius seinem Vetter in einer Umarmung auf den Rücken.
    »Wie ist es dir ergangen? Als Vater erzählt hat, dass du die rechte Hand des Kaisers bist, hab ich es nicht glauben wollen. Und dann habe ich die acta gelesen... Es kommt zwar zu spät, aber ich möchte dir trotzdem sagen, dass ich mich sehr für dich freue.«
    Caius steuerte eine cline an und setzte sich.