Beiträge von Caius Aelius Archias

    Etwas unschlüssig darüber, wie Caius nun weiter vorgehen sollte (immerhin hatte er nicht mit diesem Trauerfall gerechnet), schwieg er einn Moment. Erst, als der Senator ihn nach der Familie fragte, setzte er wieder zu einer Antwort an. Er glaubte kaum, dass seine eigenen Eltern gemeint waren. Jene waren nur hinlänglich bekannt und lebten zudem in Ravenna. Vielmehr war wohl die Familie aus Rom gemeint.


    »Danke der Nachfrage, gut soweit. Wir alle hoffen auf baldige Antwort von Quarto, besonders Adria. Marcellus wird demnächst nach Ägypten reisen, so wie ich auch. Er hat in Alexandria eine Stelle als iuridiculus angenommen. Und Callidus ist wie immer sehr eingespannt in seiner Arbeit. Er ist mein Vetter.« Es schadete wohl nichts, dies zu erwähnen. Immerhin war Callidus nicht unbedingt unbekannt in Rom.

    Caius wirkte erleichtert, wie Katander feststellte. Der Aelier setzte sich, während Katander unscheinbar an der Wand nahe der Tür Aufstellung bezog und wartete.


    »Danke, gern«, entgegnete Caius auf die Frage nach dem Wein hin. Sonst ein eifriger Actaleser, hatte er doch die letzte Ausgabe nicht hinlänglich studiert und war daher nicht über die Beziehung des Verstorbenen zu dem vor ihm sitzenden Senator informiert.
    »Mein Beileid, Senator.«
    Damit wäre er zumindest nicht vollkommen unten durch, immerhin sah der Senator abgespannt und müde aus, zudem trug er Trauer. Welchen nahen Verwandten es wohl getroffen hatte? Vielleicht des Krieges wegen? Caius nahm sich - wie so oft - vor, Callidus über die bedeutenderen Senatoren Roms auszufragen. Er sah inzwischen ein, dass Informationen wichtig waren.

    Wenig später erreichten Caius, Katander und der ianitor das Büro des Senators. Caius warf Katander einen fragenden Blick zu, dieser zeigte ihm einen Daumen nach oben und dann warteten sie, bis der ianitor sie angekündigt hatte. Erst dann trat Caius ein, gefolgt von Katander.


    »Ave, Senator Decimus«, grüßte er und nickte dem Senator zu.
    »Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen...?« fragte er und spielte damit auf den Kranz an der Tür an. Der Senator selbst trug ebenfalls Trauer, wie er zerknirscht feststellen musste.

    »Das ist sehr freundlich. Vielen Dank«, erwiderte der wohlerzogne Sklave und wandte sich Caius wieder zu.
    »Meinst du, wir kommen ungelegen?« fragte er, als der ianitor verschwunden war.
    »Hm«, machte Caius und kratzte sich am Kopf.
    »Wir können nur hoffen, dass kein allzu naher Verwandter des Senators gestorben ist«, entgegnete er dann mit Blick auf den immergrünen Kranz an der Tür.
    Leider sollte Caius mit seinem Wunsch nicht sonderlich viel Erfolg haben.

    »Du hast gewonnen!« rief Katander erstaunt und sah Caius mit großen Augen an.
    »Ich hab...?« echote dieser, selbst erstaunt.
    »...den zweiten Platz gemacht!« beendete Katander den Satz und klopfte Caius auf die Schulter.
    »Öööh...«
    »Noch vor dem Präfekten der Prätorianer, hihihi«, fügte Katander an und kicherte.
    »Das ist ja ein Ding. Äh... Siegerehrung. Ja. Bis gleich«, erwiderte Caius und seilte sich ab. Ob Decima Seiana vielleicht unter den Zuschauern weilte und ihn gesehen hatte? Das wäre äußerst trefflich gewesen, überlegte er.


    Caius stellte sich zwischen den Präfekten und den Flavier auf, nickte ersterem zu und gratulierte schließlich letzterem.
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagte er. Dem Sieger sei ein Trulala wäre wohl nicht ganz angebracht gewesen.

    Der letzte Sprung. Das hatte etwas endgültiges. Naja, zumindest der Satz als solcher. Springen würde man später schließlich immer noch können. Caius jedenfalls löste sich von dem wartenden Grüppchen der Athleten und ging erneut zum Anfang der Startbahn. Wieder lief er gemäßigt los und legte erst in die letzten Meter all seine Schnelligkeit herein. Er sprang ab, brachte Beine und Arme vor den Körper und landete schließlich im Sand. Wieder glaubte er, nicht allzu schlecht abgeschnitten zu haben.


    Nach dem Sprung gesellte er sich wieder zu den anderen. Katander reichte ihm Wasser.
    »War doch gar nicht so schlecht.«
    »Nicht?«
    »Nein.«
    »Naja, werden wir sehen.«
    »Ja. Jetzt müssen nur noch die drei anderen Flitzpiepen springen. ich drück dir die Daumen.«
    »Danke.«
    »Nicht dafür.«
    »Nein, nicht dafür. Für das Wasser.«
    »Ahso.«

    »Die toga?«
    »Sitzt.«
    »Frisur?«
    »Perfekt.«
    »Hm... Mundgeruch?« Ein Hauchen.
    »Ööh.. Ähm, ja. Ich meine: nein. Nix zu riechen.«
    »Sehr gut. Dann klopf mal.«


    Drinnen war ein Klopfen zu vernehmen, welches von draußen kam. Katander ließ die Hand wieder sinken und warf seinem Herrn merkwürdige Seitenblicke zu. Caius versuchte, sich gezwungen ganz ungezwungen zu geben, auch, als die Tür geöffnet wurde und Katander ihn dem ianitor vorstellte.
    »Salve. Caius Aelius Archias möchte gern den Hausherren sprechen.«

    Caius nickte zufrieden, als Lucanus ihm zustimmte. Cleveres Bürschchen. Und Seianas Lächeln bewies doch eindeutig, dass sie ihn mochte. Oder nicht? Caius' Lebensgeister jedenfalls tanzten fröhlich im Kreis herum, und sein manchmal etwas vorschneller Verstand formulierte bereits die ersten Worte für das Werben um eine ganz bestimmte junge Dame. Jetzt musste er nur noch herausfinden, ob sie aus Rom stammte und ob ihr Vormund hier wohnte...
    »Über den Markt schlenden, um ihn kennenzulernen? Dann kommst du gar nicht hier aus Rom?« Klasse, Caius. Das war der erste Schritt.
    »Aber deine Familie lebt schon hier, nicht?« Numero Zwo. Caius schüttelte sich innerlich selbst die Hand.


    Zurück zu Lucanus, der immer noch neben Caius herging.
    »Deswegen fragte ich auch, ob du näher mit ihnen verwandt bist«, betonte Caius und grinste breit.
    »Großonkels also. Und willst du ihnen nacheifern? Politik und so? Oder vielleicht eher Priester werden, so wie dein Großonkel? Also, dein Großonkel Gracchus?« fragte Caius seinen neuen Freund mit den vielen Großonkels aus. Vielleicht, überlegte er, nannte Lucanus einfach jeden entfernten Verwandten Großonkel. So der Einfachheit wegen. Eigentlich eine gute Sache, zumindest kam man da nicht so schnell durcheinander wie bei Vettern weißdergeierwievielten Grades oder Großcousins. Praktisch.


    »Gehen wir also erstmal zu den Lampen«, verkündete Caius und beschloss damit das Ziel ihres gemeinsamen Bummels. Sie passierten den Stand mit den bunten Wimpeln und Fähnchen und steuerten auf einen zu, der verschiedenartige Lampen anbot. Katander führte sie dorthin, schließlich hatte jener den Stand auch zuvor entdeckt gehabt.
    »Hmmmm«, machte Caius und besah sich die Auslage mit aufgesetzter Kennermiene. Katander ahnte bereits Schlimmes, zog es jedoch vor, die Sklavin zu beobachten und sie zu fragen, was sie mit ihrem gemurmelten Satz meinte. Er stellte sich im gleichen Atemzug als Katander vor, langjähriger Sklave des Caius Archias, und bot seine Dienste an - wie auch immer die wohl ausfallen mochten. Caius indes bekam von alledem überhaupt nichts mit, denn er hatte eine Lampe in der geschwungenen Form eines nachempfundenen Frauenkörpers entdeckt.
    »Schau dir die mal an«, sagte er zu Lucanus und drehte die Lampe unter kritischen Blicken des Verkäufers in den Händen.
    »Mit der hättest du bei der Arbeit auch immer einen netten Ausblick«, witzelte er und grinste von Ohr zu Ohr.
    »Sag mal, Katander - braucht Callidus nicht mal ne neue Lampe? Die hier wär doch perfekt!« Katander tauschte einen Blick mit der Sklavin der Decima und seufzte schließlich.
    »Na ich weiß nicht«, murmelte er hilflos und zuckte mit der Schulter.
    »Eigentlich steht er ja nicht so auf sowas.« Und das war noch vorsichtig formuliert.
    »Hm«, machte Caius und runzelte die Stirn, ehe er von Lucanus zu Seiana sah und wieder zurück.
    »Was meint ihr? Also ich find die gar nicht so schlecht.« Plus: Callidus hatte keine Frau, die ihn für das Aufstellen einer solchen Lampe würde verhauen können.

    Nun war es an Caius, zum ersten Mal seit diesem Zusammentreffen etwas irrtiert dreinzuschauen. Meinte sie das nun wie sie sagte oder sagte sie es, weil sie es so meinte? Leicht zertreut blinzelte der Aelier, und Katander erwiderte unterdessen entzückt den Augenaufschlag der Decimabegleitung.


    »Jaaah...« gab Caius in Ermangelung einer besseren Reaktion von sich und legte die Hand in seinen Nacken - eine Geste, die er meistens zeigte, wenn er nachdenklich war oder in eine Bredouille geriet. Dann allerdings sagte sie etwas, das ihn schlagartig alle Unsicherheiten vergessen ließ und den Kavalier hinauskehrte, der in gewisser Weise selbst in Callidus stecken musste. Und das, obwohl er sich hinter seinen Büchern vergrub.


    »Na selbstverständlich«, intonierte er und strahlte die Dritte im Bunde an.
    »Ist auch viel zu gefährlich für eine edle Dame wie dich, so ganz allein auf dem Markt.« Die Sklavin zählte nicht, entschied er. Obwohl er sich durchaus vorstellen könnte, dass sie einem allzu hartnäckigen Verehrer zähnefletschend an die Kehle gehen würde, sollte es nötig sein, die ihr Anvertraute zu schützen.
    »Nicht wahr, Flavius?« suchte er nach Unterstützung bei ebendiesem.


    Katander unterdrückte indessen nur mit Müh und Not ein Augenrollen. Es gelang ihm nur, weil der Blick der fremden Sklavin noch auf ihm ruhte, doch kaum sah er genauer hin, blickte sie bereits wieder fort.
    »Da hinten gibt's Lampen«, erwähnte Katander und deutete auf einen Stand, der sich irgendwo hinter jenem mit den bunten Wimpeln befinden musste.
    »Dann wäre das ja geklärt«, fasste Caius zusammen und deutete auf den Wimpelstand.
    »Sag mal, Flavius. Bist du eigentlich näher mit Flavius Gracchus oder Flavius Felix verwandt?« Man konnte schließlich nie früh genug damit anfangen, Kontakte zu knüpfen. Verstohlen musterte Caius Seiana. Eine wirklich anmutige Schönheit. Ob ihr vielleicht eine Strähne aus dem Haar fiel, wenn sie merkte, dass er sie ansah?
    »Oh, nichts bestimmtes eigentlich.« Katander verdrehte die Augen.
    »Ich wollte mich nur mal informieren, was derzeit so los ist in Rom. Die Märkte sind dafür ja bestens geeignet«, erzählte er und setzte sich in Bewegung. Katander schwieg und trug den Korb. Körbe brauchte man schließlich immer, um herauszufinden, was so los war in Rom. Für den Fall, dass man plötzlich an Schnäppchen vorbeikam...


    »Pssst, federnde Äste für zum Zwillenmachen gibt es hinter dem Mars-Ultor-Tempel - aber das hast du nicht von mir!« sagte er im Vorübergehen zu dem Sklavenjungen und warf ihm ein Grinsen über die Schulter zu, während die anderen bereits auf den schreiend bunten Stand zuspazierten. Da kam Katander eine nette Idee. Etwas, woran sein Herr mal wieder nicht dachte. Er steuerte die neue Bekanntschaft an und nahm die Tüte mit Konfekt herbei.
    »Möchtest du etwas Naschwerk, domina?« fragte er liebenswürdig - und hoffte, damit bei der Sklavin der Dame punkten zu können.

    Decima...war das nicht einer der Namen gewesen, die Callidus Caius als geeignet genannt hatte? Caius sah die junge Dame unverwandt an, die zu ihnen gestoßen war. Wie alt mochte sie sein? Keck ging sie auf seinen Spaß ein, was Caius erfreute, immerhin saß der Schalk ihm so sehr im Nacken, dass er selten bierernst sein konnte. Bisweilen kam es gar vor, dass er über seine eigenen Witze mehr lachte als eventuelle Zuhörer. Der junge Flavier an seiner Seite holte sogleich zum Gegenschlag aus, und Caius zog nach, um nicht minder höflich zu erscheinen.


    »Dann sei dir verziehen, edle Decima. Ich bin Caius Archias von den Aeliern« sagte er und deutete eine Verbeugung an, nicht ohne dabei ein Schmunzeln unterdrücken zu können. Katander schien inzwischen enttäuscht, dass die Begleitung der Decima vielmehr an dem Lausebenge interessiert zu sein schien als an ihm.
    »Flavius und ich sind uns gerade zuällig begegnet. Ich wollte eben vorschlagen, doch gemeinsam anzusehen, was der Markt noch so bietet. Hättest du nicht zufällig Lust, uns zu begleiten?« fragte Caius recht dreist und deutete wahllos in eine Richtung. Ganz in der Annahme, dass auch Lucanus mitkommen würde.


    »Es soll dort hinten einiges an Sonderangeboten geben«, bemerkte Katander nun und deutete auf einen Stand, der über und über mit bunten Wimpeln und Fähnchen behangen war. Zwischen grünblau-gestreift und gelbpink-mit mauvefarbenen Punkten schien sich ein dürrer Herr mit Hakennase zu bewegen. Was genau dort angepriesen wurde, war von ihr leider nicht zu erkennen, so sehr sich Caius auch bemühte.

    Ein Flavier also. Der gute Katander verlor etwas an Farbe, verbeugte sich leicht und schwieg dann, wie man es von einem guten Sklave erwartete. Dass er den kleinen Lausebengel nicht so mochte, stand ihm aufs Gesicht geschrieben, während er ihn fortwährend anstierte. Caius indes fiel das gar nicht weiter auf. Die Familie der Flavier war fortwährend in aller Munde, und als jemand, der die acta aufmerksam verfolgte, kannte man die wichtigsten Persönlichkeiten dieser Familie sowieso. Ein Lucanus aber sagte Caius rein gar nichts.


    »Freut mich«, erwiderte Caius und reichte Lucanus die Hand. Kur darauf hoben sich seine Mundwinkel zu einem schelmischen Grinsen an, als der Flavier seinen Sklaven verscherbeln wollte.
    »Ah, nein, ich bedaure... Das gibt mein Kontingent leider noch nicht her«, entgegnete Caius und schmunzelte.
    »Wohl eher nicht mehr«", korrigierte Katander murmelnd mit einem vielsagenden Blick in den Korb, den er herumtrug.


    In diesem Moment schienen die Götter eine Begegnung arrangiert zu haben, mit der Caius schon gar nicht mehr gerechnet hatte: Sie schickten eine Frau in seine Nähe. Sie sah Caius an, Caius sah sie an - und er hoffte inständig, dass kein kleiner Quälgeist an ihrem Rockzipfel verborgen hing, gleich hervortreten und sie Mama nennen würde.
    »Das, werte Dame, ist leider nur möglich, wenn du uns deinen Namen nennst«, erwiderte er freundlich lächelnd. Natürlich war das Quatsch. Ihr hätte er vermutlich alles verziehen. Ob sie noch zu haben war? Katander hatte inzwischen ein skeptisches Auge auf seinen Herren. Zumindest, bis er die hübsche Leibsklavin entdeckte, von der die holde Maid begleitet wurde. 8)

    »Vielen Dank, praefectus«, entgegnete Caius und erhob sich.
    »Mögen die Götter auch mit dir sein.«


    Er neigte zum Abschied das Haupt, wandte sich um und verließ das Büro des Präfekten, den er als angenehmen Menschen empfand. Er würde ihn bei der Wahl seines Patrons berücksichtigen, wenn es soweit war, überlegte er sich. Kurz darauf verließ er das praetorium und nur wenig später passierte Caius das Tor, um auf der via Tiburtina Vetus gen Westen wieder ins belebte Rom zu marschieren.

    In Gedanken prägte sich Caius die Worte ein, die gerade gesagt worden waren. Auch den Namen des Hadrianus. Er überlegte, ob er diesen vielleicht aufsuchen sollte, ehe er abreiste, war sich aber noch nicht ganz sicher, zumal ihm auch keine weiteren Fragen einfielen - vorerst.


    »In Ordnung, das hilft mir schon mal weiter, praefectus. Vielen Dank. Das wäre dann auch erst einmal alles. Schließlich möchte ich dich nicht aufhalten, du hast gewiss viel zu tun, und spezifische Fragen kann mir sicherlich auch der Hadrianer beantworten«, sagte Caius höflich. Er ging davon aus, dass das Gespräch hiermit nun beendet sein würde, wartete jedoch trotzdem, bis er entlassen wurde.

    »Noch nicht, aber die culina kann nicht mehr weit sein. Öh, hab ich dich schon gefragt, ob du etwas gegessen hast? Kann mich gar nicht mehr erinnern« sagte Caius und sah fragend zu Fhina.


    »Ja, sowas soll es in Rom geben. Ich hab es selbst noch nicht gesehen, aber in der acta stand was davon und außerdem hat mir ein Händler davon erzählt. Der wollte mir ein grau angemaltes Schwein mit angenähten Hundeohren als hippopotamus verkaufen... Hab den Schwindel aber bemerkt, denn das Vieh hat gegrunzt.« Caius nickte, stolz darüber, dass er (diesmal) nicht hereingefallen war. So wie mit dem Austauschsand für Sanduhren, der sich als Reinfall herausgestellt hatte.
    »Vielleicht siehst du den Senator und seine Frau, wenn sie mit dem Viech mal Gassi gehen. Sofern es denn Gassi gehen muss«, überlegte Caius.


    »Hm? Naja. Mal sehen. Dein Herr hat mir versprochen, sich mal umzuhören. Ich bin leider noch nicht so eingefuchst, was die römischen Verhältnisse angeht. Das ist eben der Nachteil, wenn man vom Land kommt, weißt du. Aber dafür hat man ja die Familie. Ich kann nur hoffen, dass sie mir keine Megäre aussuchen...« Er grinste und zuckte mit den Schultern. Irgendwie musste er mit seiner Zukünftigen schließlich auskommen können. Naja. Wenigstens hatte er schon ein paar Ideen, wie er eine potentielle Heiratskandidatin würde bezirzen können. Was er nicht wusste, war, dass er sie bereits getroffen hatte.


    »Und wie steht es mit dir? Ist dein Herz vergeben?«

    [Blockierte Grafik: http://img251.imageshack.us/img251/905/katandergz5.jpg| Katander



    »Sehr wohl, domina«, erwiderte Katander pflichtbewusst und verneigte sich.
    »Als ich mit meinem Herrn Archias in Brigantium war, hat das Wetter uns ebenfalls übel mitgespielt. Germanien ist kein Ort, an dem ich gern gewesen bin«, erzählte er und besah sich eine der Datteln. Noch konnte er nicht wagen, ebenfalls eine zu naschen, doch wenn Vespa gegangen war...


    Katander nahm das leere Glas an sich und nickte dann.
    »Ich werde es ihm umgehend ausrichten, domina«, versprach er und aß eine Dattel, kaum da Vespa verschwunden war. Erst danach brachte er Glas und Schale zurück in die culina und ging den derzeitigen Hausherren von Vespas Ankunft in Kenntnis setzen.

    Caius konnte seinen Blick erst losreißen, als Katander ihm den Ellbogen unsanft in die Rippen stieß.
    »Tja..äh...also«, stammelte er in Ermangelung einer passenden Antwort auf eine Frage, die er gar nicht mitbekommen hatte.
    »Nein, danke«", erledigte Katander das für ihn, als die üppige Dame eine Braue hob und fragend von einem zum anderen sah und schließlich gekränkt auf einen kleinen Rotzbengel heruntersah, der sie als fetteste Frau der Welt titulierte.
    »Püh!« machte sie beleidigt und rauschte mit ihrem gut gefüllten Unterbrustladen von dannen. Zurück blieb, neben einem ratlosen Katander und einem verdutzt wirkendem Caius, der ungehobelte Junge mit seinem nicht viel älter aussehenden, aber doch gescheiter wirkenden Herrn.


    »Jaah... Was war denn das gerade?« fragte Caius irritiert in die Runde und kratzte sich am Ohr.
    »Weiß auch nicht. Die wollte Räucherzeugs verkaufen, glaube ich. Aber du hast ja noch keine Pfeife«", fügte Katander schnell hinzu, als es Caius dämmerte, dass er eigentlich hätte zugreifen können. Dann fielen dem Aelier die beiden Neuankömmlinge wieder auf, und er grinste breit.
    »Salve - und macht nichts. Im Grunde hat er sogar recht gehabt. Ich hab noch nie eine Matrone mit diesem Umfang gesehen. Auch, wenn das natürlich nicht besonders nett war«, sagte Caius zu dem Nichtsklaven, der eigentlich recht nett aussah.
    »Bin übrigens Archias von den Aeliern«, stellte er sich vor, als er einen entsprechenden, zur Höflichkeit mahnenden Blick von Katander auffing, der manchmal wirklich lästig sein konnte, wie Caius gerade wieder einmal feststellte.

    Caius nickte nochmals und überlegte dann. Die ein oder andere Frage gab es tatsächlich.
    »An wen soll ich mich zwecks der Einarbeitung wenden, praefectus? Soweit ich weiß, ist die Poststelle in Alexandria nicht besetzt und andere stationarii übernehmen den Briefetransfer für diese Poststation mit.« So hatte es zumindest der Senator Germanicus gesagt.
    »Und dann bleibt noch die Frage, ob regelmäßige Statusberichte erwünscht sind«, fügte er an.

    »Ah, Callidus. Du wirst sicher gut mit ihm zurecht kommen, er ist sehr nett. Aber unter uns gesagt - achte mal drauf, dass er sich auch mal entspannt. Er arbeitet schrecklich viel. Irgendwann wird ihn das noch seine Gesundheit kosten«, verriet Caius.
    »Ich denke, er wird auch dafür sorgen, dass dein Latein besser wird. Er ist nämlich der Rektor hier an der Schule, musst du wissen. Und damit man hier einen Sklaven umbringt, muss der schon was ganz Schlimmes gemacht haben. Also mach dir mal keine Sorgen. Wenn du lernwillig bist und hübsch tust, was man dir aufträgt, hast du nichts zu befürchten.«


    Als sie um eine weitere Säule herumgingen, wehte ihnen Bratenduft entgegen, und Caius blieb stehen, um Fhina triumphierend anzuschauen.
    »Ha!« rief er aus.
    »Ich glaube, wir haben die culina gefunden. Jetzt immer der Nase nach«, kommandierte er scherzhaft und reckte den rechten Zeigefinger in die Höhe.


    »Ja doch«, bestätigte Caius Fhina dann.
    »Das Viech soll hippopotamus heißen, oder so ähnlich. Und angeblich hat man einem Senator hier in Rom zu seiner Hochzeit so ein Ding geschenkt, weswegen er nun einen Teich in seinem Garten ausheben lassen muss. Irre, was? Also ausgedacht hab ich mir das ganz bestimmt nicht«, erwiderte er und nickte. Ihre nächste Frage überraschte ihn zugegebenermaßen etwas, und er sah zur Seite und blickte die Sklavin forschend an, ehe er ihr antwortete.
    »Du darfst. Ich habe noch keine Frau, aber diesen Umstand gedenke ich zu ändern, sobald ich weiß, wer dafür infrage käme.«