Nun war es an Caius, zum ersten Mal seit diesem Zusammentreffen etwas irrtiert dreinzuschauen. Meinte sie das nun wie sie sagte oder sagte sie es, weil sie es so meinte? Leicht zertreut blinzelte der Aelier, und Katander erwiderte unterdessen entzückt den Augenaufschlag der Decimabegleitung.
»Jaaah...« gab Caius in Ermangelung einer besseren Reaktion von sich und legte die Hand in seinen Nacken - eine Geste, die er meistens zeigte, wenn er nachdenklich war oder in eine Bredouille geriet. Dann allerdings sagte sie etwas, das ihn schlagartig alle Unsicherheiten vergessen ließ und den Kavalier hinauskehrte, der in gewisser Weise selbst in Callidus stecken musste. Und das, obwohl er sich hinter seinen Büchern vergrub.
»Na selbstverständlich«, intonierte er und strahlte die Dritte im Bunde an.
»Ist auch viel zu gefährlich für eine edle Dame wie dich, so ganz allein auf dem Markt.« Die Sklavin zählte nicht, entschied er. Obwohl er sich durchaus vorstellen könnte, dass sie einem allzu hartnäckigen Verehrer zähnefletschend an die Kehle gehen würde, sollte es nötig sein, die ihr Anvertraute zu schützen.
»Nicht wahr, Flavius?« suchte er nach Unterstützung bei ebendiesem.
Katander unterdrückte indessen nur mit Müh und Not ein Augenrollen. Es gelang ihm nur, weil der Blick der fremden Sklavin noch auf ihm ruhte, doch kaum sah er genauer hin, blickte sie bereits wieder fort.
»Da hinten gibt's Lampen«, erwähnte Katander und deutete auf einen Stand, der sich irgendwo hinter jenem mit den bunten Wimpeln befinden musste.
»Dann wäre das ja geklärt«, fasste Caius zusammen und deutete auf den Wimpelstand.
»Sag mal, Flavius. Bist du eigentlich näher mit Flavius Gracchus oder Flavius Felix verwandt?« Man konnte schließlich nie früh genug damit anfangen, Kontakte zu knüpfen. Verstohlen musterte Caius Seiana. Eine wirklich anmutige Schönheit. Ob ihr vielleicht eine Strähne aus dem Haar fiel, wenn sie merkte, dass er sie ansah?
»Oh, nichts bestimmtes eigentlich.« Katander verdrehte die Augen.
»Ich wollte mich nur mal informieren, was derzeit so los ist in Rom. Die Märkte sind dafür ja bestens geeignet«, erzählte er und setzte sich in Bewegung. Katander schwieg und trug den Korb. Körbe brauchte man schließlich immer, um herauszufinden, was so los war in Rom. Für den Fall, dass man plötzlich an Schnäppchen vorbeikam...
»Pssst, federnde Äste für zum Zwillenmachen gibt es hinter dem Mars-Ultor-Tempel - aber das hast du nicht von mir!« sagte er im Vorübergehen zu dem Sklavenjungen und warf ihm ein Grinsen über die Schulter zu, während die anderen bereits auf den schreiend bunten Stand zuspazierten. Da kam Katander eine nette Idee. Etwas, woran sein Herr mal wieder nicht dachte. Er steuerte die neue Bekanntschaft an und nahm die Tüte mit Konfekt herbei.
»Möchtest du etwas Naschwerk, domina?« fragte er liebenswürdig - und hoffte, damit bei der Sklavin der Dame punkten zu können.