Beiträge von Caius Aelius Archias

    »Ach ja, Tarentum war das«, erinnerte sich Caius und nickte. Auffällig unauffällig musterte er Axilla. Sie schien ihm nicht eben glücklich zu sein, mehr nachdenklich und zurückhaltend. Caius würde später mit ihr über den Sklaven reden, nahm er sich vor. Und der fragte auch gerade, was sie sich für ihn ausgedacht hatten. Oh, Caius war dazu eine ganze Menge eingefallen! Nur die Hälfte davon mochte er nicht sagen, wenn Axilla dabei war, weil das nämlich sie betraf, also, indirekt. Und er wollte nicht, dass sie dachte, er würde ihren Leander mit Perisander ersetzen wollen. Obwohl das ziemlich nah an die Überlegungen dran kam, die Caius sich gemacht hatte. Caius richtete den Blick wieder auf Perisander.


    »Ja, da haben wir uns schon Gedanken gemacht«, sagte Caius. Denn sonst hätten sie ihn ja nicht gekauft.
    »Du kannst uns bei der Verwaltung der Betriebe helfen. Also, mir vermutlich mehr als meiner Frau«, fügte er hastig hinzu und sah schnell zu Axilla.
    »Ich habe in der Kanzlei einiges zu tun. Und das wär auch das nächste. Ich brauche hin und wieder jemanden mit Verhandlungsgeschick, der kleine Wege für mich erledigt.« Die meisten nahmen dafür einen der namenlosen scribae, aber Caius hatte das immer schon anders gehandhabt. Er schickte lieber Leute, die er kannte und denen vertraute.


    »Irgendwann kommen sicher auch ein paar Kinder dazu, die du unterrichten kannst«, bemerkte er dann lächelnd.
    »Ansonsten fänd ich's gut, wenn wir...äh... Naja, ich hab damals mehr Quatsch gemacht als aufzupassen, wenn ich ehrlich bin. Ich bin nicht besonders gut im Redenhalten und sowas. Und Axilla freut sich bestimmt, wenn ihr Koine nicht einrostet.«

    Caius wartete, nachem der Sklave ihm recht gegeben hatte. Aber Perisander sagte sonst nichts, und das irritierte Caius. Er war es nämlich von Firas und Katander gewohnt, dass da mehr kam als nur eine Bestätigung, und gerade das machte doch ein gutes Verhältnis zwischen Herr und Sklave aus. Zumindest seiner Ansicht nach. Caius kaute kurz nachdenklich auf der Unterlippe, tauschte einen kurzen Blick mit seiner Frau und lehnte sich dann schräg neben den beiden an eine der Säulen. Bestimmt war Perisander nur noch etwas schüchtern.


    »Alles klar. Also. Du bist Grieche? Zumindest hast du einen griechischen Namen. Wir beide waren einige Zeit in Ägypten, musst du wissen«, sagte er, und da war die Amtssprache ja griechisch. Caius konnte das auch immer noch ziemlich gut, vielleicht nicht so gut wie Axilla, aber immerhin.
    »Ich weiß jetzt nicht, was meine Frau dir schon alles erzählt hat, aber wenn ich du wäre, hätte ich eine Menge Fragen. Deswegen fang ich einfach mal an, was über uns zu erzählen.« Caius räusperte sich.


    »Axilla und ich sind erst seit zwei Wochen verheiratet. Ich bin momentan als procurator a memoria am Kaiserhof beschäftigt. Außer uns beiden wohnt hier sonst noch Lucius Quarto, das ist mein Vetter zweiten Grades und der Bruder des Kaisers. Allerdings hält er sich gerade in Misenum auf, er kränkelt ein bisschen. Deswegen kümmere ich mich derzeit um seine Klienten und so weiter.« Mehr oder weniger zumindest. Caius kratzte sich mit dem Zeigefinger an der Stirn.
    »Öhm, ja. Das wäre erstmal das wichtigste, denk ich. Achso, mein Leibsklave heißt Katander, der ist auch Grieche. Und Firas wird dir bestimmt auch noch mal über den Weg laufen, ist ein lieber Kerl.« Die anderen Sklaven waren nicht so sehr erwähnenswert, eigentlich, deswegen verschwieg Caius die erstmal.
    »Schlafen wirst du erstmal bei den anderen. Hast du denn noch Fragen? Du kannst ruhig offen reden, Perisander. Wir sehen das nicht so eng.« Und vielleicht entstand dann auch eine Art nettes Gespräch.

    Und da kam er auch schon. Ein frischer Lavendelduft begleitete ihn. Das war Firas' Idee gewesen, dieses Duftsäckchen auf der Latrine, und das war gar nicht so schlecht!
    »Oha, er ist ja schon da«, begrüßte er mehr oder weniger den neuen Sklaven. Er ging zu Axilla und Perisander und reichte letzterem dann die Hand.
    »Tja, also, herzlich willkommen in der domus Aeliana. Öhm... Perisander war das, richtig? Ich bin Caius Archias.« Caius schüttelte dem Sklaven die Hand, ließ ihn los und sah dann an ihm runter.
    »Ach je, ich seh schon, ein Bad wär wohl nicht schlecht.« Sein Blick huschte fragend zu Axilla. Ob sie ihm das schon gesagt hatte? Caius wusste ja gar nicht, was die zwei schon besprochen hatten.
    »Naja, da kümmern wir uns gleich drum. Hunger hast du doch bestimmt auch?«

    Während Caius noch nach einem Alternativstand Ausschau hielt, kramte Axilla ihre Börse raus und zählte zwei Münzen ab. Erst als die Alte sich in einer murmelnden Dankeshymnen erging, von der man eh kaum ein Wort verstand, wandte sich Caius wieder um und passte auf. Axilla nahm da gerade die zwei Fibeln, was einen missmutigen Ausdruck auf Caius' Gesicht entstehen ließ.


    »Komm«, sagte Caius verdrießlich und hakte Axilla wieder bei sich ein. Mürrisch stapfte er weiter. So eine blöde alte Kuh! Und Axilla kaufte den Kram dann auch noch. Sie stapften an einem apfelessenden Jungen vorbei, erst Axilla und Archias, dann in ein paar Schritt Abstand der Wächter. Alleine ging ja schließlich niemand auf den Markt.


    Caius sah Axilla brummelnd von der Seite an.
    »Wieso hast du das bei der gekauft?« fragte er sie leicht anklagend.
    »Wir hätten bestimmt noch nen anderen Stand gefunden.« Caius stapfte weiter voran und achtete nicht mehr so sehr auf die Stände rechts und links. Ein Laden kam in Sicht. Draußen standen verschiedene Schuhnägel in kleinen Holzkistchen herum, und Lederriemen und caligae.

    Na gut, das wollte Caius natürlich nicht. Den Schwanz einziehen. Er war ja nicht irgendwer! Allerdings fiel ihm auch nichts besseres ein oder was anderes, als Vala zu bestechen, damit er Axilla in Zukunft in Ruhe ließ. Er sah Piso ein wenig hilflos an und seufzte. Er hatte doch keine Ahnung! Und das Schlimmste daran war, dass Axilla ihm einfach nicht glauben wollte. Wenn doch, würde das alles ziemlich viel einfacher machen. Nur so... Pisos Hand war echt beruhigend.
    »Meinst du«, fragte Caius, der immer noch dran zweifelte, dass das so eine gute Idee war. Aber das hörte sich eher zaghaft und unentschlossen an und so, als würde sich der Schwanz tatsächlich schon bereit machen, eingezogen zu werden. Caius drückte den Rücken ein wenig durch und seufzte. Wieder mal.


    Piso machte das genaue Gegenteil von ihm, denn der sackte gerade ein wenig zusammen. Caius legte ihm jetzt die Hand auf die andere Schulter, so dass sie sich irgendwie gegenseitig stützten. Und dann hörte er seinem Freund zu, was er so erzählte. Hin und wieder kommentierte er Pisos Worte mit einem oh oder einem tiefen Luftholen, einem Seufzer oder einem Kopfschütteln. Und seine Augen wurden als größer dabei.
    »Also, du knutscht sie, sie knutscht dich zurück, und dann kommt der Aurelier und dann haut sie dir eine?« vergewisserte sich Caius, dass er auch alles richtig verstanden hatte. Er verschränkte die Arme vor der Brust und nickte fachmännisch.
    »Klare Sache, das«, behauptete er.
    »Das musste sie doch machen! So eine Patrizierin muss nach außen hin doch unnahbar wirken und sowas. Und ich mein, gerade wenn da noch wer dabei ist. Hat der denn da was zu entscheiden?« fragte Caius nach. Er konnte sich ja nicht mal ans Gesicht dieses Corvusdingsbums erinnern, geschweige denn daran, dass dem seine Frau sogar mit Piso verwandt war.


    Schwester heiraten? Ein Bild von Vera schwebte vor Caius' Augen. Aus der wurde Nigrina, als Piso die erwähnte. Nigrina...au Backe. War die etwa nun auch in Rom? Caius sah Piso ein bisschen besorgt an. Wen die heiraten wollte oder sollte, war ihm eigentlich egal. Vera hatte man damals ja noch ärgern können, aber Nigrina hatte es entweder gleich ziemlich fies zurückgezahlt oder war petzen gegangen. Und sowas blieb in der Seele verankert!
    »Mhmh...« machte Caius also nur und nickte nachdenklich. Die Chancen standen gut, dass er sie gar nicht sehen musste, wenn sie eh bald weggeheiratet wurde. Nur auf der Hochzeit vielleicht.
    »Oh, wie? Du sollst das verhandeln? Mit dem Aurelier? Scheiße, Pi!« Caius schwieg kurz und füllte die entstandene Pause mit einem mitfühlenden Kopfschütteln und einem betrübten Blick. Aber nicht, weil's um den Aurelius ging, der Piso wohl sauer war, weil er die Kleine mit dem Pisokuss lieber für sich selber haben wollte (was auch immer da lief...). Sondern wegen Pisos Paps.
    »Dann will er bestimmt, dass du aufläufst. Oder nicht? Ich mein, warum macht das nicht dein Onke Crassusl?« fragte Caius und zuckte mit den Schultern. Welche Asse Piso meinte, wusste er auch nicht.


    »Sie hat WAS?!« blökte Caius dann los und fabrizierte wieder Bertbrauen.
    »Ist ja nen Ding. Ich hab ihr gesagt, dass ich ihr Geld nicht will. Wieso denkt sie sich dann so einen Mist aus? Und wenn sie den Leuten Brot bezahlt, dann tut sie wenigstens was Gutes damit, statt es mir zu geben. Ich brauch ihr Geld nicht!« echauffierte siech Caius und grummelte weiter vor sich hin.
    »Nichts mehr zu schaffen haben. Pah. Ich hab ihr gesagt, dass sie nach wie vor meine Freundin ist. Aber sie muss sich ja unbedingt so blöde anstellen. Verlobungsgeschenk, dass ich nicht lache... Mann, Mann, Mann...« Caius schien Piso gar nicht mehr so richtig zuzuhören. Vielmehr nörgelte er herum. Und deswegen ging der Kommentar auch ziemlich unter, dass er sie in Ruhe lassen sollte. Der Rest aber nicht.
    »Gefallen schuldig? Hähwie? Welchen denn?« fragte er verdutzt.

    Caius sah Axilla eben noch begeistert an. Bei ihrer Antwort dann nicht mehr. Die Mundwinkel hingen so komisch runter und der Ton war auch nicht gerade begeistert. Caius seufzte. Hätte er eben bei den Zahnstocherdolchen doch einen kaufen sollen? War sie deswegen so seltsam drauf? Oder... Ach du Schreck! Es fiel ihm in siedendheißen Schuppen von den Augen, sozusagen! Frauen waren komisch und launisch, wenn sie schwanger waren! Caius, der sie eben noch ein wenig frustriert gemustert hatte, strahlte Axilla jetzt an. Sie fragte eben nach dem Preis.


    »Ein Sesterz für eine, ein Sesterz und drei Asse für zwei«, leierte die Alte aus dem FF runter.
    »Für dich ein Sesterz und zwei Asse.« Sie sah Axilla mit wässrigen Augen an, da mischte sich Caius ein.
    »Und für mich? Ich möcht sie ihr schenken!« bemerkte er mit Freude im Gesicht und einem neckischen Zwinkern. Die Alte wandte den Blick zu ihm. Sie lachte nicht, sondern sah aus, als hätte er sie eine alte Fledermaus genannt.
    »Für dich zwei Sesterzen«, scharrte die Alte. Und Caius blinzelte verdutzt. Boah! Das war ja...nen Ding! Reserviert sah er die Alte an, dann Axilla, die immer noch nicht wirklich begeistert aussah. Nicht dass Caius es nicht wert gewesen wär, die zwei läppischen Sesterzen auszugeben. Nur das, das war... Unverschämt. Er hielt in der näheren Umgebung nach noch einem Stand wie diesem Ausschau, sah aber keinen. Gegenüber gab es Tongefäße und Honig, direkt neben an wieder mal einen Weinausschank. Caius seufzte. Er war kurz davor, Axilla weiterzuziehen.

    Einen Aufstand... Caius hatte von keinem gehört, abgesehen von dieser Sache, in die der Terentier verwickelt gewesen war. Angeblich. Aber das war noch nicht so lange her, dass man das als früher bezeichnen konnte. Der Decimus konnte den deswegen bestimmt nicht meinen.
    »Ich war da unten Postpräfekt«, sagte Caius. Er wollte nicht dastehen wie ein Junge, der gerade seine bulla los geworden war. Nur irgendwie fühlte er sich so, wenn we neben dem alten, bärtigen Mann saß, der auf ihn wirkte wie Großonkel Cnossos immer. Nur dass der immer dann so gegrinst hatte, wenn er gerade klammheimlich einen fahren gelassen hatte. Caius lächelte gekniffen zurück. An den alten Cnossos zu denken, war jetzt nicht unbedingt das Beste, was er tun konnte.


    »Nun?« echote Caius und sah den anderen mit gerunzelter Stirn an.
    »Ähm. Naja, was ich sagen wollte, ist... Wenn du dir das zutraust, warum solltest du dich nicht bewerben? Ich mein, ich würd vorher den Bart abrasieren...aber wieso nicht?« Caius zuckte mit den Schultern.

    »Äh, nö, das nicht...« sagte Caius schnell. Axilla rettete die Situation dann irgendwie, und zwei Sklaven machten sich auch gleich auf den Weg, um noch eine cline reinzuholen, weil ja jetzt neun gebraucht wurden statt acht. Ein dritter schob ein wenig die Liegen rum, auf denen noch keiner saß oder lag, um ein bisschen mehr Platz zu machen für die zusätzliche, die grad reingeholt wurde. Wobei, Moment, das war gar keine Liege, sondern...


    »Oh wau«, machte Caius, als das Geschenk von Imperiosus enthüllt wurde. Das war ihm ja fast schon peinlich. Imperiosus hatte ja nur von der Verlobung wissen können, und da schon eine Sonnenuhr.... Wau. Caius stand gleich mal wieder auf und ging näher an das schicke Teil ran. Mit dem Zeigefinger fuhr er durch die Vertiefung eines Schnörkels und bestaunte die Götterabbildungen vorne. Und dann sah er den Zeiger und grinste seine Frau an.
    »Hah, guck mal, A wie Axilla!« freute er sich. Dann sah er Imperiosus an. Axilla knautschte ihn grade, und als sie fertig war, tätschelte Caius ihm die Schulter.
    »Danke, Mann. Das ist echt ein tolles Teil.« Und sie konnten sich sogar aussuchen, wo sie das hinstellten, denn Quarto war ja gerade gar nicht da!
    »Hast hast denn du da eigentlich?« wollte er dann von Axilla wissen und zeigte auf das Bild auf der Sonnenuhr, das Axilla da hingelegt hatte.


    »Äh, ja, genau, alle Mann setzen«, kommentierte Caius Axillas Aufforderung.
    »Und alle Frau natürlich auch«, fügte er hinten dran und legte Axilla eine Hand auf den Rücken. Er selber setzte sich dann wieder da hin, wo er eben schon gesessen hatte. Und dann kam Ahala reingeschneit und Caius sprang wieder auf.
    »Cel...ach verdammt, Ahala!« grüßte Caius. Was hatte der verrückte Spinner auch so einen beschissenen Namen aussuchen müssen. Konnte sich ja keiner merken! Caius ging auf ihn zu und klopfte ihm kurz auf die Schulter. Natürlich war klar, dass er die Aufmerksamkeit direkt auf die Rolle lenkte, statt von ihr weg.
    »Na gut, dann sei dir verziehen. Was ist es denn? Hast du mir nen Liebesbrief geschrieben?« Caius lachte keckernd und grinste den Tiberier dann an. Nur am Rande hörte er Merulas Frage. Klar hatte sich Piso entscheiden! Was gab's da auch groß zu entscheiden, immerhin waren sie alle im Herzen blau! Abwartend sah er Ahala an. Geschenke waren toll.


    :D

    Die Broschen am nächsten Stand stießen wohl auch nicht so auf Anklang bei seiner Frau. Jedenfalls fasste sie nur ein paar der schillernderen Exemplare an und ging dann weiter. Caius richtete sich nach ihr von der Geschwindigkeit her. Die Augen hatte er schon auf den nächsten windschiefen Marktstand gerichtet, wo ganz bestimmt auch Fibeln verkauft wurden. Neben den Lederbändern mit Schutzamuletten und den etwas armselig wirkenden, geflochtenen Armbändchen musste es da doch welche geben. Aber Axilla blieb da plötzlich stehen und drehte sich ein wenig zur Seite. Caius stellte den Fuß wieder hin, den er gerade zum nächsten Schritt hochgehoben hatte, und sah in die Richtung, in die Axilla deutete: Messer. Aha. Ein wenig runzelte sich seine Stirn. Er hatte ja kaum Ahnung davon, aber die Auslage sah selbst für ihn eher aus wie bessere Zahnstocher.


    »Naja...meinst du wirklich?« fragte er sie daher zweifelnd. Sie dachte bestimmt wieder an diesen Verteidigungsquatsch, zu dem es eh nicht kommen würde. Aber damit konnte man nicht mal ein Brot gescheit erdolchen. Axilla meinte das bestimmt nicht ernst, und Caius spielte das Spiel mit.
    »Das ist doch kein pugio«, bemerkte er fachmännisch.
    »Die gibt's zwei Gassen weiter, mein Schatz. Kommen wir schon noch vorbei.« Caius setzte sich in Bewegung und zog Axilla nachdrücklich mit sich zu dem Fibelstand nebenan. Von Kitsch bis Klunker war hier alles dabei. Mit Steinchen, ohne Steinchen, mit Prägung oder Bemalung oder ohne alles und nur hübsch geformt, bot die alte Frau hinter dem Stand doch schon eine ordentliche Auswahl. Caius' Blick fiel auf ein Paar silberfarbene Fibeln mit nettem Schnörkel drauf.
    »Guck mal, sind das nicht so welche, wie ich dir kaputt gemacht hab?« sagte er zu Axilla.

    Axilla als Mitarbeiterin der Kanzlei? Caius sah Imperiosus zweifelnd an und warf dann Axilla einen kurzen Blick zu. War ja schön und gut, aber dann würden sie sich ja quasi dauernd sehen... Sogar während der Arbeit. Er grinste. Klar wär das eine Lösung für Axillas Beschäftigungsdrang. Aber irgendwie glaubte Caius nicht dran, dass das so gut sein würde.


    »Naja. Äh, wir müssen dann auch weiter. Wir sehen uns ja dann zur cena, Imperiosus. Bis morgen dann!« Caius hakte sich bei Axilla unter, wartete noch einen kleinen Moment, und bugsierte sie dann mit sich selbst hinter den Leibwächtern her zum Rand des Marktes.
    »Die liefern ihn heute Abend«, erklärte er ihr.
    »Bis dahin haben wir also noch genug Zeit, um ein bisschen rumzuschauen...« Sprach's und steuerte mit Axilla am Arm auf den ersten Stand zu.


    8)

    Zitat

    Original von Marcus Vinicius Hungaricus
    Den Herrschaften der Gentes Decima und Prudentia (ev Aelia) würd ich nahelegen, sich zu überlegen, ob sie nicht die von mir obig genannte Lösung annehmen möchten oder sich etwas ähnliches ausdenken. Aber auf diese bis jetzt geführte Art wird das Grabmalsystem komplett ad absurdum geführt.


    Das muss warten, bis Quarto wieder da ist. Der hat das gemacht, da möcht ich ihm nicht reinreden. :)

    Caius kam sich langsam, aber sicher veräppelt vor. Gut, er sah nicht so alt aus wie sein Gesprächspartner. Aber ein junger Mann war er auch nicht mehr wirklich, zumindest nicht nach römischem Maßstab. Und wie der Decimer das sagte, fühlte er sich knappe zwanzig Jahre jünger. Caius wusste einfach nicht, was er davon und von dem Kerl halten sollte.
    »Nein. Ich war allerdings auch eine ganze Weile in Alexandrien beschäftigt. An Nachrichten aus Rom kommen da meistens nur die größeren an. Wahlen und sowas.«
    »Man ist so alt wie man sich fühlt. Das sagt Quarto auch immer«, sagte Caius.
    »Ich finde ja, dass man sowas probieren sollte, bevor man von vorne herein sagt, dass man zu alt ist oder es nicht kann. Aufgeben kann man immer noch. Ich mein, mir liegt das Militär eh nicht, aber wenn du mal Offizier warst...«

    Caius Sah den Fremden ein wenig befremdlich an., als der sich so seltsam benahm. Fast so, als wär Quarto sein Vater. Caius sagte erstmal gar nix und runzelte nur die Stirn.
    »Er flucht hin und wieder, so schlimm kann's also nicht sein«, bemerkte er dann zögerlich und immer noch etwas skeptisch. Quarto hatte ihn nur allein hier gelassen, weil er ihm vorher eine ellenlange Liste mit Aufträgen und Anweisungen gegeben hatte. Erst das hatte ihn beruhigt und er war gefahren. Caius hatte noch nicht mal den ersten Punkt abgehandelt, nämlich seine Klienten zu informieren. Irgendwie kam er zu nichts.


    »Bist du denn ein Soldat?« fragte er gleich mal postwendend zurück. Wobei, bei der Familie wär das kein Wunder.
    »Also, die haben Decimus Serapio nach Süden zur XXIIten versetzt, als ritterlicher Tribun. Ob sein Platz bei den CU noch frei ist, kann ich dir nicht sagen. Äh... Und soweit ich weiß, hat die Prima auch einen. Oder meintest du was anderes?«

    Caius sah Imperiosus an und grinste schief.
    »Ich glaub dir, Freund. Es gibt ein paar Leute, die das nicht gedacht hätten«, sagte er und spitzte dann die Ohren. Geschenk? Ein Sklave trollte sich und wollte es wahrscheinlich holen. Statt damit gleich zurückzukommen, platzten Centho und seine Frau rein. Und noch wer. Caius brach ein wenig der Schweiß aus. Dass Centho einfach noch jemandem mitbrachte, hatte keiner gerechnet. Sonst hätte er ja auch Ahala zugesagt, dass er noch wen mitbringen konnte. Caius sah ein wenig hilfesuchend zu Axilla. Sie mussten jetzt noch eine Liege ranschaffen oder ein Stuhl oder...halt irgendwas!
    »Centho!« rief Caius und stand auf.
    »Schön dass ihr da seid... Äh... Aber du hättest vielleicht doch mal bescheid sagen können, dass du noch jemanden mitbringst... Iulia Corona, freut mich. Das sind...« Er stellte reihrum jeden vor und dann sich selber.
    »Fehlt nur noch Ahala. Ich hoffe, der kommt bald. Ich hab einen Bärenhunger....« In dem Moment kamen die Sklaven zurück mit dem Geschenk, das sie für Imperiosus holen sollten. Caius reckte den Hals und versuchte zu erkennen, was es war.

    Dea Dia, das wurde ja immer schlimmer! Jetzt klang er schon wie sein Großvater, die Götter haben ihn selig. Mit Philosophie hatte Caius leider auch nicht mehr gemein als mit einem Apfel. Von seinem Interesse ganz zu schweigen.
    »Quarto? Eigentlich geht es ihm ganz gut, soweit. Er hat eine schlimme Erkältung, fürchterlichen Husten und so. Die Ärzte haben ihm empfohlen, ans Meer zu fahren. Da hat er sich für Misenum entschieden, seine Familie lebt ja da«, erklärte Caius, der eigentlich kein bisschen hektisch war, sondern vielmehr chaotisch.


    »Ahso.« Caius runzelte die Stirn.
    »Ich weiß nicht genau, ob ich dir da helfen kann. Ich weiß zwar von ein paar freien Ritterämtern, aber...« Empfehlen konnte Caius einem älteren Mann wohl kaum was. Außer, sich zu rasieren und die Haare mal wieder zu schneiden. Er glaubte, nicht wirklich eine gute Vertretung zu sein.
    »Ich glaub sogar, dein alter Posten ist noch frei.«

    »Hast nix verpasst«, sagte Caius und zuckte mit den Schultern. Axilla kam ihm still vor. Stumm. Als würde sie was beschäftigen. Als wär sie am liebsten wo ganz anders, alleine, ohne ihn. Sie war einsilbig und nicht gerade gesprächig. Wie schon mal, nur war Caius sich dieses Mal eigentlich sicher, dass er nichts gemacht hatte. Zumindest nicht bewusst. Aber wo er die letzten paar Male von sich aus gekommen war, musste Axilla nun damit von sich aus rausrücken, was los war. Caius merkte das, aber er konnte sie nicht drauf ansprechen. Nicht dieses Mal. Nicht schon wieder. Und hinterher bekam er vielleicht doch wieder eins auf den Deckel. Entweder, weil er nichts gesagt hatte, oder eben, weil er dann doch was sagte. Und dann war er wieder schuld. Er wusste nur eins mit Bestimmtheit zu sagen: Es ging ihm nicht gut so. Langsam tingelten sie also zum nächsten Stand. Und Caius wartete.

    Vor der Zeit gealtert. So kam ihm der Mann vor. Aber sein Alter zu schätzen, war sehr schwierig wegen dem Bart. Caius sah ihn ein wenig skeptisch an, folgte dann der Geste mit einem Blick und setzte sich. Erst als der Hintern den blank polierten Marmor berührte, fiel ihm ein, dass ja eigentlich er hier den Gastgeber spielen sollte. Das war der curator kalendarii? Von dem hatte Caius schon mal was gehört. Irgendwer hatte erzählt, dass er Hals über Kopf getürmt war, weil ihm die Arbeit zu viel geworden war. Und dass er dann als Einsiedler irgendwo im Norden gelebt hatte. Nur Caius hatte nie ein Gesicht mit diesen Gerüchten in Verbindung gebracht. Dafür tat er das jetzt mit einem vor kurzem erschienen Actaartikel.


    »Freut mich, dich kennenzulernen. Äh... Naja, ich müsste lügen, wenn ich dir sagen würde, dass dir das steht. Du wirkst älter als Quarto, wenn ich dir das so direkt sagen darf.« Und das war ja schon nicht mehr möglich. Also, eigentlich. Dabei war Quarto noch nicht so alt wie andere, die Caius kannte. Aber genug der Plauderei! Er musste herausfinden, warum Seiana den Verwandten geschickt hatte.
    »Quarto ist momentan leider nicht in Rom«, sagte er. Das hatten die Ärzte ihm geraten, der Luft wegen.
    »Kann ich dir denn irgendwie helfen?«

    Ach du S-C-H-E-I-S-S-E!!! Caius war erstarrt, als dieser Volltrottel ihm die Nachricht überbracht hatte, dass ein Decimus im atrium wartete. Einer, der eigentlich Quarto sprechen wollte. Einer, der irgendwie nicht gut aussah. Er war sich sicher, dass Seiana irgendwen geschickt hatte. Nach dem was Piso ihm erzählt hatte, konnte alles möglich sein. Und wenn der schon nicht gut aussah, dann war der sicher sauer. Und das konnte ja wohl nur ein bedeuten. Caius hätte sich am liebsten verleugnen lassen. Klo, krank, tot. Irgendwas halt! Aber er konnte nicht. Er hatte Quarto versprochen, hier die Stellung zu halten, solange bis... naja, es ihm halt besser ging. Also raffte er sich schließlich doch auf und schlappte ins atrium. Verstohlen um die Ecke zu linsen, wär wirklich peinlich gewesen, also ließ Caius das und trat mit aller Würde und Ernsthaftigkeit ins atrium, die er aufbringen konnte.


    Und die verpuffte in den Äther, als er sah, dass es ein Landstreicher war, der da auf Quartos Bänklein saß und wartete. Bona Dea, was war denn mit dem passiert? Der Trottel von der Tür hatte sich bestimmt verhört. Das war kein Decimer, nä, der net. Caius ging näher.
    »Salve«, testete er an.
    »Ich bin Caius Archias.« Das und du? sparte er sich, da sah er lieber wie ein Fragezeichen drein und wartete.