Beiträge von Gnaeus Iulius Labeo

    Die fast Rauferei hatte sich natürlich unter den Nautae herumgesprochen. Einen Vorteil hatte das ganze, dachte sich Labeo, als er wiedereinmal bei Dienstschluss in die Barracke kam - jetzt kannten ihn alle. Nicht nur in seiner Contubernie, ja nicht mal nur in seiner Centurie. Auch wenn einige sicherlich nicht nur positives murmelten - ob sie wohl bemerkt hatten, dass Labeo ein paar Tuniken mehr hatte als die anderen? Auf Dauer ließ es sich wohl nicht verbergen - er würde mit dem Decimer mal sprechen müssen, wie er mit seinem neuen Reichtum umgehen sollte.


    Aber das beschäftigte ihn jetzt weniger, da der Gallier Vercorix sich zu ihm gesellte.


    Salve, amice. Lust auf was gutes zu Essen? Ich habe Hase a la Lutetia gemacht - wie in meiner Heimat.


    Labeo hatte noch keine Erfahrung mit der gallischen Küche, also stimmte er zu - zumal er keine große Lust hatte selbst etwas zu machen.


    Also gingen sie zur Kochstelle. Wo tatsächlich schon ein leckeres Hasenragout köchelte, das - wenn man den Geruch trauen durfte - mit einigen Gewürzen versetzt war. Dazu hatte der Gallier frisches Brot besorgt.


    "Ein Festschmaus! Mich wundert es", sagte Labeo durchaus schmatzend, "das Jupiter so wenige Kinder in Gallien gezeugt hat. Als Gott müsste man doch in Gallien ganz gut leben können!


    So schmausten sie. Vercorix - man konnte es spüren - wollte Labeo etwas fragen, also ermunterte ihn Labeo:


    "Vercorix, was denn los, ist irgenetwas...?


    Naja. Eigentlich nicht, oder doch. Weißt Du...die Kameraden "Komm schon, Freund, raus mit der Sprache, was sagen die Kameraden" Na also. Ähm. Sie fragen sich, woher Du..nun ja...man merkt halt schon, dass Du jetzt auf anderem Fuß lebst, seit Du aus Rom zurückgekommen bist. Sie fragen sich warum


    "Du weißt doch, warum ich in Roma war, oder? Mein Vater ist gestorben und ich habe einiges von ihm geerbt. Land zum Beispiel. Und das wirft was ab."


    Ja. trotzdem einige sind neidisch. Sie meinen..


    "Was meinen sie..?", Labeo merkte, dass eine kleine Wut in ihm aufstieg, die er versuchte zu unterdrücken, da ja schließlich der arme Vercorix nichts dafür konnte - im Gegenteil wahrscheinlich.


    Also sie meinen Du solltest ein Fest schmeißen.


    "Achso, wenn es weiter nichts ist. Das mach ich nur zu gerne. Sag ihnen, wenn die Trauerzeit vorbei ist, will ich mit unserer Truppe und den anderen, die mit uns die Probatio gemacht haben ein kleines Fest zu ehren meines versotrbenen Vaters machen. Und jetzt laß uns Dein Hasentier genießen.",


    dann klopfte er seinem Kameraden auf die Schulter und sie beendeten das Mahl. Labeo holte noch etwas Wein und sie ließen den Abend gemütlich ausklingen.

    Doch zu diesem Wort des Optios kam es nicht. Ob die Briganten das Abwarten des Optios als Unsicherheit gedeutet hatten, ließ sich nur vermuten. Faktum war jedenfalls, dass auf ein "Aufi!" von einem der Gauner ein allgemeines Gebrüll der Banditen erscholl und diese zum Angriff übergingen.


    Spätestens jetzt war die kleine Contubernie froh mit dem gesamten Gepäck - einschließlich Pila und Schilden unterweg zu sein. Da der Decimer etwa ein einhalb Schritte vor seinen Leuten stand, deutete Labeo auf ihn und sagte - "Den Optio in die Formation aufnehmen."


    Man stand noch in einer recht offenen Formation, die große Gruppe der Gauner vor ihnen war etwa 8 Schritt entfernt. Also eigentlich fast schon zu nahe für die Pila. Dennoch begannen sie - seit dem Manöver auf dem Schiff versuchte Labeo sich an die eingeübten Züge zu halten - mit den Pila - es musste schnell gehen.
    "Tollite Pila!"
    Daher gab Labeo den Befehl. Sie hatten nur wenig Platz und so fiel es allen genauso schwer wie Labeo den Pilumwurf mit gutem Schwung anzusetzen.


    "Mittite"


    Und sie warfen. In den winzigen Sekunden zwischen Abwurf und Auftreffen wurde Labeo schlagartig bewusst: Dies waren keine übungspila - und das waren auch keine übungsziele. Und dies - dann hörte er auch schon das dumpfe Geräusch wenn eine Metallspitze sich in einen Körper bohrt. Einmal zweimal, dreimal. Schreie. Verwünschungen. Schmerzensschreie! Labeo wurde schlecht. Nein - jetzt nicht dachte er - bei Mars.


    Einige der Gegner waren getroffen. Jetzt wurde es aber Zeit in eine geschlossene Formation zu gehen.


    "Corpora premite... Aciem dirigite..Gladiis stringite!",


    ließ es Labeo über die Straße hallen. Die Nebel verdichteten sich - Labeo hoffte, dass dieses omen eines für die Briganten war. Dann hörte er auf zu denken. Denn sie waren im Nahkampf.


    Die Schilde - leider waren es nur die ovalen Schilde der Flotte - konnten eine Menge von den ungelenken und im letzten ungeübten Hieben der Briganten abwehren, die zwar zu Anfang des Kampfes deutlich in der Überzahl waren, diesen Vorteil aber zu verlieren begannen. Einen Nachteil hatten die tapferen Marineinfanteristen allerdings: Ihre stärksten und besten Männer standen alle in der ersten Reihe. Das könnte Probleme ergeben.


    Labeo dachte aber, wie schon erwähnt nicht nach, sondern kämpfte. Stich um Sitch versetzte er seinem Gegner, der allerdings die meisten Hiebe parieren konnte. Labeo bemühte sich zu konzentrieren. Er nahm sein Schild hoch - bis zur Nasenspitze - seinen Gladius positionierte er auf die Höhe, die ungefähr dem hals seines Gegners entsprach, er drehte die Klinge in die waagerechte. Der Bandit vor ihm hatte ein zweimal auf sein Schild geschlagen, das inzwischen schon reichlich ramponiert sein müsste. Jetzt aber zog es Labeo nach unten und im gleichen Moment stach er zu - mit voller Wucht und traf den Banditen - am hals. Blut spritzte. Es bespritzte Labeo - dem das Ekelgefühl wieder hochkam. Er bemühte sich zum einen sich nicht zu übergeben - was ihm gelang - und zum anderen seinen Gegner nicht anzuschauen, was ihm nicht gelang.


    Er sah den Tod in seinen Augen.


    Ein Schauer überkam ihn - doch es blieb keine Zeit - und so war es nur ein Reflex, der ihn sein Schild wieder hochreißen ließ, der ihn vor dem Hieb des nächsten rostigen Gladius eines Briganten rettete. Und der Kampf ging weiter.

    "Salve, Redivive Evander!",


    sagte Labeo und schaute sich das Schreiben an. Als er es als vom Annaer selbst unterzeichnet fand, gab es für den Nauta keinen Grund den Rediviver nicht durchzulassen. Daher sprach er freundlich:


    "Du darfst passieren! Du findest den Präfekten in den Principia. Melde Dich doch am besten in seinem Vorzimmer an!"


    Natürlich deutete er dem Gast auch den Weg an.

    Labeo hatte an dem Schauspiel des Stapellaufes teilnehmen wollen. Und ein Schauspiel war es geworden.


    Er und seine Kameraden der Marineinfanterie standen auf einem anderen Ausleger, so dass sie alles gut hatten sehen können. Den guten Anfang und die Katastrophe. Nun lag das Schiff auf der Seite und alle am Stapellauf beteiligten Kräfte versuchten sich an der Bergung. Die gaffenden Marineinfanteristen verzogen sich langsam, nur Labeo blieb stehen.


    "Sic transit gloria..", murmelte er vor sich hin, als der den im Wasser schwimmenden Seemann entdeckte, um den herum sich Blut ergoß und der ins Meer hinausgetrieben wurde. Niemand anders schien ihn bemerkt zu haben - oder war es tatsächlich so, dass die Rojer und die Nautiker nicht schwimmen konnten? Labeo überlegte nicht lange, sondern sprang ins Wasser.


    Er war ein guter und schneller Schwimmer und die letzten Wochen härtesten Trainings hatten ihn auch seiner Konditionsschwäche beraubt, so dass er - entsprechend der relativ großen Entfernung zwar Zeit brauchte, aber nicht zu viel. Außer Atem kam er bei dem Seemann an. Kurz schwamm er auf der Stelle, und besah sich die Verletzungen - "O Neptun" - entfuhr es ihm. So vorsichtig wie es ging - der Seemann hatte Verletzungen am Bein und - Minerva hilf- am Kopf - drehte er den bewusstlosen - vielleicht sogar leblosen Körper - um und erkannte den Gubernator Anchi..irgendwas Niger, unter dem er einige Male im Bautrupp gearbeitet hatte. Er griff unter den Schultern Nigers durch und hielt so seinen verletzten Schädel über Wasser - auf das Bein konnte er nicht viel Rücksicht nehmen, da es auch um die Zeit ging - und schwamm rückenschwimmend zum nächsten Ausleger. Dabei versuchte er ein gutes Mittel aus Eile und Vorsicht an den Tag zu legen. Wobei Eile den Vorrang hatte.


    Nach einigen Momenten, die Labeo wie Stunden vorkamen, erreichte er einen Anlegesteg, wo glücklicherweise andere Nautae hingeeilt waren, die ihm halfen den Gubernator vorsichtigst an Land zu heben. "Er lebt noch. Nicht mehr lange und ein Medicus kommt", sagte einer der Nautae, die Labeo geholfen hatten - das beruhigte Labeo, der gerade noch genug Kraft hatte um sich auf dem Ausleger hinzulegen und zu schnaufen.

    Der kleine Trupp blieb stehen, als einige Banditen auf die Straße sprangen. Labeo selbst nahm seine Hand zum Gladius, damit er es schnell ziehen können würde, falls es nötig werden würde. Er überließ - entsprechend dem üblichen Vorgehen beim Militär die Initiative allerdings dem Optio und wartete ab.


    Die Gruppe der Banditen zählte etwas genauso viele Köpfe wie die der Contubernie der Marineinfateristen - es wäre also wahrscheinlich ein Sieg der Truppe um Verus und Labeo zu erwarten, wenn es zum Kampf käme. Deshalb wunderte es Labeo nicht, dass der Decimer sehr forsch auftrat. Auf die Frage "Was sucht ihr hier" des Optios kam Gelächter von seiten der Gauner. Einer sprach:


    Wir machen hier gerade einen kleine Nachtwanderung durch unser schöne Campania. Und Ihr?


    Die Situation, schien dem Labeo, war ziemlich unklar. Würde es zu einem Scharmützel kommen, würden die Banditen die Flucht ergreifen, oder würde man ohne einen Konflikt auseinandergehen. Das letzte war eigentlich auszuschließen. Schließlich war der Beruf "Wegelagerer" im römischen Reich nicht toleriert.


    Also machte sich Labeo auf einen Kampf gefasst oder eine Verfolgung. Die Hand am Gladius war er bereit diesen zu ziehen und einzusetzen, als auf einen Pfeifen nicht nur die zehn Banditen, die schon auf der Straße standen, ihre Waffen zogen, sondern auch noch etwa zehn weitere am Straßenrand auftauchten. "Zwei zu eins. Fimum", dachte sich Labeo und machte seine Pila bereit - die sicherlich auch zum Einsatz kommen würden.


    Nur ein Wort vom Optio und die kleine Contubernie hätte ihren ersten Kampfeinsatz.

    Es war wieder einer dieser Tage. Labeo kam durchaus erschöpft vom Dienst - zu erschöpft sogar um die Thermen zu besuchen, oder sich mit den Dingen zu beschäftigen, die vor seinem Eintritt in die Classis wichtig gewesen waren.


    Seine Contubernie - und er mit ihr - hatte heute Wachdienst und Fitnesstraining gehabt. Seit dem "Kleinen Übungsmarsch" waren sie so richtig zusammengeschweißt worden. Vor allem Labeo und Vercorix. Im Normalfall war das eine gute Sache - kameradschaft und so - an diesem Tag allerdings...


    Labeo merkte beim Betreten der Barracke, dass etwas nicht stimmte. Wie so oft war er nach dem Dienst noch kurz bei Verus - dem Optio "seines Vertrauens" gewesen - eine Freundschaft übrigens die nicht alle Kameraden gerne sahen, seine Contubernie schon - weil sie ja wussten, dass bei Labeo und Verus Schnaps und Dienst zwei unterschiedliche Dinge waren, die anderen sahen das aber nicht immer so.


    An diesem Tag jedenfalls, an dem Labeo - wie schon bekannt - den Ärger fast riechen konnte, als er die Barracke betrat, an diesem Tag kam gleich einer - der offensichtlich schon dem Feierabendwein zugesprochen hatte -
    auf Labeo zu und sagte:


    So, wahste wieda bei Deinem schwuchteloptio?


    Labeo hatte gerade nicht die große Lust auf diese Provokation einzugehen, und ging mit einem milden Lächeln an ihm vorbei. Doch der Provokateur hatte gerade erst angefangen.


    Oh, der Libbenfisch is' jetz watt bessers. Seit sein dummer Vater gestorben ist, besitz er ja Land. Hört Ihr der Lippenfisch besitzt ne Menge Land..ha, ha.


    Anscheinend hatten sich da einige Dinge herumgesprochen, die Labeo nur wenigen gesagt hatte. Aber das war ihm jetzt gerade egal. Dieser provizierende Misthund hatte einen von Labeos wunden Punkten getroffen die Familie, darum drehte er sich um und sprach äußerlich ruhig, innerlich aber kochend:


    "Du wagst es. Meinen ehrenwerten Vater, den Ritter Roms Caius Iulius Seneca, dessen ruhmreiches Leben ihn auf die elysischen Felder geführt hat zu beleidigen? Du wagst es einen Ritter des Kaisers zu beleidigen ? ? ?"


    Während des Sprechens wurde Labeos Tonfall immer lauter und energischer.


    "Dir ist wohl der Wein in den Kopf gestiegen!",


    er begann auf den provozierenden Nauta zuzugehen,


    "Komm wieder runter Kamerad, sonst",


    Sonst was? Vepetzt Du mich? Das ich nicht lache. Oder willst Du mich etwa angreifen? Häh?


    Labeos Stimme wurde wieder ruhiger, was sicherlich nicht schlecht war denn inzwischen hatten sich einige Kameraden um sie herum gesammelt:


    "Ich käme doch nicht auf die Idee mit Dir zu kämpfen - schließlich wärst Du selbst fürs Aufwärmen zu schwach.",


    sagte Labeo mit einer gewissen Süffisanz - die ein bisschen Arroganz in sich trug - schließlich war der Procokateur angetrunken und Labeo kein so schlechter Ringer.


    Dieser arrogante Unterton war es wahrscheinlich, die den Nauta provocans in eine unüberlegte Raufsituation 'herausrief'. Er stürmte nämlich auf Labeo zu und landete innerhalb weniger Sekunden in einem Schwitzkasten.


    "Jetzt beruhig Dich mal. Es ist alles in Ordnung - du hast verloren, ich habe gewonnen und alles ins gut.


    Lass mich los Du mieses Schwein. dann zeige ich Dir...,


    dabei versuchte der angetrunkene Nauta sich zu befreien - mit allen Mitteln aber ohne jeglichen Erfolg. Nach einigen - gefühlten 10 Minuten - Versuchen, hörte er auf und machte eine Pause um Kräfte zu sammeln, dies nutzt Labeo um ihm einen Vorschlag zu machen.


    Leise flüsterte er:


    "Hör mal. Ich könnte Dich jetzt hier vor aller Augen fertig machen. Das hilft aber keinem. Also ergib Dich einfach und ich lass Dich los, dann trinken wir einen Becher Wein und alles ist vergessen.


    Das verblüffte den Nauta ziemlich, aber nach kurzen weiteren Befreiungsversuchen, gab sich der Nauta geschlagen, so dass er sagte:


    Bene. Victor es. Und jetzt lass mich los.


    Labeo ließ ihn los und man klopfte sich auf die Schulter und trank einen Wein. Der Nauta hieß Spurius Lyso.

    Unsere Familien...wir müssen hier bald raus...,


    sagte der Anführer der Bande einige Tage später.


    Die haben jetzt sicherlich eh alles gefunden. Wir sollten ihnen eine Geschäft anbieten. Was meint Ihr?


    Was für ein Geschäft meinst Du? Ah ich weiß schon - wir sollen sie beteiligen?


    Nein, natürlich nicht Du Dummkopf. Wir sollten sie zu unserem afrikanischen Freund führen, wenn sie uns dafür nur wieder rauslassen. Also was denkt Ihr?


    Zustimmendes Gemurmel. Wenn sie noch viel länger von zu Hause wegblieben bräuchten sie gar nicht mehr wieder zu kommen. Mit einer echten Matrona war nicht zu spaßen.


    Wärter, Wärter - wir haben es uns überlegt. Wir wollen Euch ein Angebot machen...!!,


    rief der Anführer schließlich und alle machten Lärm, damit einer der Wärter schließlich doch endlich mal kommen sollte.

    Was bloß mit Verus los war, fragte sich Labeo - er war so schweigsam geworden. Naja - er würde ihn zu gegebener Zeit darauf ansprechen.


    "Richtig. Dennoch könnte es ja auch Zeiten geben, in den die Marineinfanterie nicht auf Schiffen zu kämpfen hat. Denn wenn die Prima nicht im Land ist, sind die Flotten die wichtigsten militärischen Einheiten auf italischem Boden. Ein Tribunat - ja das wäre natürlich angebracht - auch wenn Dich das in die weite Welt verschlagen würde - nach Germania zum Beispiel. Auch nicht schlecht. Über kurz oder lang wird ja wohl ein Aurelier ein gutes Tribunat bekommen."


    Labeo griff noch einmal zu dann blickte er zu Verus, ob dieser nicht die Frage nach der bisherigen dienstzeit beantworten wollte, nach einer kurzen Pause fuhr er aber dann doch selbst fort:


    "Wir beide haben erst vor kurzem die Probatio abgelegt. Verus als geborener Burokrat ist aber schnell zum Optio und zum Scriba des Präfecten ernannt worden."


    Sie unterhielten sich noch eine Weile, schließlich sagte Labeo:


    "So. Für mich wenigstens wird es langsam Zeit. Ich muss heute noch zum Tempel des DIS PATER. Um für meinen Vater zu opfern. Vielen Dank für den Imbiss - ich denke zumindest ich werde Dich als guten Gastgeber in Erinnerung behalten und die andere Sache werden wir alle vergessen!"


    Labeo stand auf und war im Begriff sich zu verabschieden.

    Es wurde immer dunkler und schießlich versank die Sonne hinter dem kampanischen Horizont. Zuerst - so schien es Labeo - würde sie der Optio wieder zurück zur Straße führen, da sie sich wieder durch die Hügellandschaft kämpften. In den Talsenken zog schon der Nebel, der in dieser Jahreszeit noch häufig war, auf.


    Glücklicherweise war ihnen nicht aufgetragen worden ihren "Freund" wieder mit zu zunehmen, dafür gingen sie aber ein zügiges Marschtempo als...



    Sim-Off:

    Zeit für ne Zufallsbegegnung oder?

    Der Blick an den Horizont verwandelte die Ankündigung des Optios in eine Tatsache - selbst wenn sie direkt zurückkehren würden, wäre es dunkelste Nacht, bis sie ankämen.


    Welch ein Glück, dachte Labeo, dass sie nicht alles gegessen hatten, sonst wären sie jetzt zu müde für den MArsch, so würde es aber wohl noch gehen.


    In kürzester Zeit waren sie marschbereit.

    Nach nicht allzu langer Zeit duftete das Schwein und das Fett triefte - die Haut war knusprig, die Schwarte war durch. Kurz - das Schwein war soweit.


    Der Optio hatte auch schon das "Buffett" eröffnet als die ganze Mannschaft sich große Stücke abschnitt und nach und nach verputzte. Auch Labeo ergatterte sich ein paar gute Stücke.


    "So etwas selbst gejagtes ist schon was leckeres, oder?"


    Vercorix - der Gallier - biss gerade in ein saftiges Stück, das er noch mit den Zähnen zerkleinerte als er schon antwortete:


    Das stimmt. Vor allem wenn es gleich so frisch gebraten wird. Das entschädigt dann schon für die Baumschlepperei.


    Und so aßen sie bis sie satt waren. Als alle sich angemessen gefüllt hatten war allerdings noch etwas Wildbret übrig. Sie schnitten es von den Knochen und verstauten jeder noch eine kleine Portion in ihrem Marschgepäck. Dann schauten sie zu ihrem Drill-Optio welche Schweinereien - im übertragenen Sinne natürlich - er noch im Sinn hatte.

    Der Gallier Vercorix begann gleich zu erzählen. Von der Jagd. Das erstaunlichste nach Labeos empfinden war, dass der Gallier nicht nur die ganze Geschichte übertrieb, sondern dass Labeo der Held dieser Geschichte war.


    Und dann hielt der Keiler an. Es schien als wollte er den Moment des Sieges auskosten, bevor er sich auf mich stürzte, doch dann kam Labeo und erschoss ihn. Als ob nichts gewesen wäre, ein großer Mann unser Labeo.


    "Jetzt übertreib mal nicht, Vercorix. Zum einen hätten wir das Wildschweinchen gar nicht gefunden, wenn Du nicht so ein guter Spurenleser wärst - und so schnell wie Du das Viech ausgenommen etc. hast. Das war echt beeindruckend. Da war dieser Blattschuss von mir nichts dagegen, das haben wir ja lange genug geübt.",


    antworte Labeo beschwichtigend.

    "Auf unsere Kameradschaft - und die kleinen und großen heldentaten die wir noch vollbringen werden!",


    prostete Labeo zurück. Dann verabschiedete er sich aber wirklich.


    "Vielen Dank für den Wein - jetzt will ich Dich mal nicht weiter von der Arbeit abhalten :D. Vale!"

    *uff*, entfuhr es einigen als der Stamm niedergelassen wurde.


    Hier Labeo, wenn Du es wieder gut machen willst, solltest Du vielleicht auf die Jagd gehen.,


    sagte einer der Nautae. Das erschien Labeo logisch, er hatte die Sache mit dem Stamm eingebrockt, jetzt mußte er auch was für die Suppe besorgen. Daher nahm er auch sein Gepäck ab, in dem sich - da sie ja zur Marineinfanterie in der Flotte des Annaers befanden, auch ein Bogen und entsprechende Pfeile. Er nahm den Bogen und spannte ihn, da er natürlich in entspanntem Zustand im Gepäck war.


    "So will noch jemand mitkommen?",


    fragte Labeo und einer antwortete auch gleich:


    Klar, wer weiß ob Du das alleine schaffst! -
    und erntete einen Lacher.


    So gingen sie also mit ihren Pila, Pfeil und Bogen, Gladius und Messer ausgerüstet in das kleine Wäldchen. Nach spätestens 10 Minuten war Labeo froh dass sein Kollege Nauta Vercorix - ein Gallier der das Bürgerrecht ersehnte - mitgekommen war, denn dieser fand eine Fährte:


    Sieh mal ein Wildschwein.,


    sagte er deutete auf die Fährte und legte dann den Finger auf den Mund, als ob Labeo nicht wissen würde, dass man auf der Pirsch leise sein müsse.


    Sie pirschten sich also an und Labeo musste anerkennend zugeben, dass dieser Gallier ein geborener Wildschweinjäger war.


    Der Wind stand aber ungünstig und sie würden einen Bogen laufen müssen. Sie beschlossen sich zu teilen - der eine links, der andere rechts herum. Es ging auch ganz gut. Beide standen - etwas von einander entfernt - in guter Schussposition. Vercorix setzte seinen Bogen an zielte, schoss -


    und traf das Wildschwein allerdings nicht richtig, so dass der nicht wirklich kleine Keiler, sich zu ihm umdrehte und auf ihn zu lief, nein stürmte musste man wohl sagen.


    Jedenfalls ging jetzt alles ganz schnell. Vercorix nahm einen Pilum warf und verfehlte. Labeo sprang auf und ging zwei Schritte zur Seite, dass er freie Schussbahn auf den Keiler hatte. Er nahm einen Pfeil, befeuchtete - so hatte er es einmal beim Präfekten gesehen - die Federn des Pfeiles, legte ihn ein, spannte die Sehne und zielte - etwas vor das Wildschwein - ließ den Pfeil los - und traf! Den Hals des Tieres, ein Blattschuss. Das Schwein fiel zu Boden.


    Etwas bleich aber doch noch gefasst rief der Gallier ihm zu:
    Guter Schuss, Labeo. Ich dachte schon ich müstte auf den Baum klettern. He, he.


    "Ach war wahrscheinlich mehr Glück als Können. Jedenfalls reicht dieser Keiler für unsere Truppe."


    Der Gallier machte sich sofort daran das Wildschwein waidmännisch zu versorgen. Labeo konnte wiederum nur staunen, welche Kenntnisse der Gallier in diesem Bereich mitbrachte.


    Die beiden Nautae transportierten das Schwein zurück zum 'Lagerplatz' was aufgrund des Gewichtes nicht zu einfach war. Schließlich kamen sie aber an und das Gejohle unter den Kameraden war groß.

    Das Beileid des Vigintivir tat Labeo gut, dennoch nickte er nur dankbar auf diese Bemerkung und war erfreut als der Aurelier sogleich das Thema wechselte. Dann kam Caelyn auch schon mit dem angekündigten Imbiss.


    Labeo nahm sich dann aber zuerst einen Schluck Wein und ein paar der angebotenen Kleinigkeiten. Er kostete den Wein und lehnte sich genüsslich zurück:


    "Ah, ein Falerner. Auch wenn wir in Misenum ja nicht so weit von den besten Anbaugebieten Campaniens weg sind, kosten wir in der Flotte so einen Tropfen wahrscheinlich erst ab Dienstgrad Nauarch. Welch eine Freude also, dass er uns heute hier beschert wird."


    Das Thema wechselte auf die Seefahrt.


    "Ja die Liebe zur Seefahrt, ist das eine aber wie der Verus ja richtgi sagte wir sind bei der Marineinfanterie - und auch wenn wir in bestimmten Dingen, wie ausgefeilte Formationen, nicht mit einer Legion mithalten können, sind wir in anderen - wie der Mann-gegenMann-Kampf falls die Formation gebrochen sein sollte oder der Kampf auf engem Raum und ähnliches, mindestens gleichwertig, wenn nicht sogar überlegen."

    *stöhn*


    entfuhr es nun auch Labeo. VI Hügel - von der schlammigen Art. Also ging es abwärts und wieder aufwärts. Abwärts und aufwärts. Abwärts.. - immer schön vorsichtig.


    Und wieder aufwärts - bei diesem Hügel merkte Labeo, dass die kleine Gruppe sich eingespielt hatte und sagte daher:


    "Leute, ich glaube wir können jetzt mal ein bisschen das Tempo erhöhen - die Schlagzahl sozusagen."


    Allgemeines Gegrummel, aber die Nautae zogen mit und im Tempo an. Die nächsten beiden Hügel wurden schon etwas schneller genommen, der letzte im Laufschritt. Als sie oben standen sahen sie den Beginn eines kleinen Wäldchens und meinten ein paar Sonnenstrahlen sich ihren Weg durch die Wolken erkämpfen.


    Nach kurzem Verschnaufen gingen sie weiter, weil sie ja erst unten ihren Freund herunterlassen durften. Der Abstieg von diesem Hügel war allerdings ziemlich schwierig und gestaltete sich eher als Rutschpartie - aber sie schafften es gerade so herunterzukommen - ohne sich flachzulegen.


    Labeo schaute kurz, ob der Optio nachgekommen war und sprach dann:


    "Wir haben die Hügel vorschriftsmäßig überquert, Optio. Wie geht es weiter?"