Oxyntas, ein weißhaariger aus Numidia stammender Sklave, öffnete die porta der villa rustica. Seit mehr als dreißig Jahren schon war das seine Aufgabe und sie würde es wahrscheinlich auch noch die nächsten Jahre bleiben. Routiniert sah er nach, wer da geklopft hatte. Die Jahre an der porta hatten ihn gelehrt, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen, was das Äußere der Besucher anging. Auch wenn der Mann, der vor der Tür stand mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Sklave war, war er ihm doch freundlich gesinnt und stellte seine Frage, die er immer stellte, sobald es klopfte mit einem freundlichen Lächeln. "Salve, was kann ich für dich tun?"
Beiträge von Caelyn
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Wieder neigte sich ein Tag seinem Ende. Die Sonne ging hinter den Bergen unter. Die Nacht brach langsam herein.
Ich war kein Freund der Nacht. In der Nacht war alles ruhig und man hatte zu viel Zeit zum Nachdenken. So manche Nacht hatte ich einfach nur raus gemusst. Ich hielt es drinnen nicht aus. Dann hatte ich zu den Sternen hinauf geschaut und zum Mond. Aber dann fühlte ich mich auch dort draußen gefangen. Ich war gefangen in dieser Haut, in diesem Leben und es gab keine Chance mehr, eines Tages auf etwas Besseres zu hoffen. Es gab niemand mehr, mit dem ich das hätte teilen können.
Der nächste Tag war dann immer wieder wie eine Erlösung, bis ich aber dann wieder erkennen musste, dass auch er nur ein Trugbild war. Ich sollte hier Erholung finden, so hatte es Ursus ausgedrückt, als er mich weggeschickt hatte. Erholung! Ich fand hier keine Erholung, jedenfalls nicht, solange ich ständig alles vor mir sah, was passiert war. Erholung war das nicht. Sie wollte auch nicht enden, diese Erholung. Woche um Woche hatte ich gehofft, er würde mich zurückholen. Ich hatte mir sogar eingebildet, er würde eines Tages persönlich hier vorbei kommen, um mich abzuholen. Aber er kam nicht. Niemand kam! Es kam auch kein Brief. Nichts kam. Nichts!
Vielleicht war ich ja auch eine von den Unliebsamen geworden und war hierher abgeschoben worden. Die Wochen und Monate vergingen und langsam wurde es zur stillen Gewissheit. -
Meine Hände zeugten von Arbeit. Sie waren rau geworden und die Haut hatte Risse bekommen. Nicht nur das hatte sich verändert. Wenn ich mich nach getaner Arbeit wusch und sich mein Bild im Wasser spiegelte, bemerkte ich, wie müde meine Augen geworden waren. Kein Glanz spiegelte sich mehr darin. Der Mund hatte schon lange nicht mehr gelacht. Überhaupt war er sehr verschlossen gegenüber dem anderen. Ich erzählte nicht viel. Behielt meinen Kram für mich, wie auch die anderen ihren für sich behielten. Wer hier landete gehörte entweder zu den Feldsklaven, die speziell für die Arbeiten auf der Villa rustica oder dem Feld gekauft worden waren. Oder es waren unliebsamgewordene Gestallten, die irgendwann einmal in der Nähe der Herrschaften dienen durften aber dann in Ungnade gefallen waren. Bei meiner Ankunft brodelte die Gerüchteküche und sie kochte über, als ich mich dazu entschloss, stumm zu bleiben und keinerlei Fragen zu beantworten, warum ich hier war.
Ein bisschen mehr Farbe hatte ich bekommen, weil ich ja fast den ganzen Tag draußen war. Ich war gerne draußen. Erinnerte mich irgendwie an früher, zu Hause in Augustodunum.
Wenn ich damals hier gelandet wäre, statt nach Rom zu kommen, dann wäre vermutlich mein Bruder noch am Leben. Wenn, wenn, wenn! Wenn ich nicht so furchtbar eitel gewesen wäre und partout meine verdammte Freiheit zurückhaben wollte, dann wäre vieles nicht passiert. Ich hasste mich dafür. Immer war ich im Leben auf die Nase gefallen, aber diesmal hatte ich alles mit mir gerissen, was mir wichtig war.Ich begann die Olivenbäume zu mögen. Sie stellten keine dummen Fragen und ich musste mich nicht vor ihnen rechtfertigen. Wenn der Wind durch ihre Blätter und Zweige blies, entstand ein Rauschen, als ob jemand mir etwas zuflüsterte. Vielleicht war das Louan.
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Noch immer glaubte ich, den beißenden Rauch in meiner Nase zu spüren. Wenn ich die Augen schloss und so da lag, sah ich wieder die züngelnden Flammen, die Louans Leichnam verzehrten. Was mir am Ende geblieben war, war die Asche. Mit meinen eigenen Händen hatte ich sie in ein Urnengefäß gefüllt und es dann sorgfältig verschlossen. Dann hatte ich sie vor der Stadt unter einer Esche vergraben. Louan hatte Eschen gemocht. Unser Großvater hatte immer erzählt, Eschen seien mächtige Bäume, die viel Schutz boten. Keiner unseres Volkes würde es wagen, je eine Esche zu fällen.
Für seine Reise hatte ich Louan einige wichtige Dinge mitgegeben. Da waren seine Pinsel, mit denen er so gerne gemalt hatte und das bronzene Pferdchen, das ich als Anhänger um meinen Hals getragen hatte. Sein Dolch, den er in seiner Hand gehalten hatte, als er starb, legte ich als letztes zu der Urne in das Grab. Einer der Sklaven hatte ihn zuvor unbrauchbar gemacht, indem er die Klinge mit einigen gezielten Hammerschlägen verbog.
Ich allein hatte mit meinen Händen das kleine Erdloch aufgegraben und ich war es auch, die es wieder mit Erde verfüllte, nachdem ich noch einige Gebete gesprochen hatte. Mochte Louan eine gute Reise haben und ein langes Leben auf ihn warten, dort, wo er jetzt war.Ich weiß nicht, wie viele Tage seitdem vergangen waren. Ich hatte sie nicht gezählt. Genauso wenig konnte ich sagen, wie lange ich schon hier war. Hier war ein Tag, wie der andere. Ich stand morgens, kurz vor Sonnenaufgang auf, aß eine Kleinigkeit und ging mit den anderen zur Arbeit. Der Aufseher hatte gemeint, ich müsse das nicht tun. Aber wenn ich es nicht getan hätte, dann wäre ich verrückt geworden. Ich konnte nicht einfach nur dasitzen und nicht tun.
Es gab immer etwas zu tun. Man meint, Oliven machen wenig Arbeit. Aber das stimmt nicht. Im Winter beginnt die Ernte und dann beginnt die Weiterverarbeitung. Die meisten Früchte werden zu Öl gepresst. Die besonders guten werden eingelegt. Und den Rest des Jahres verbringt man damit, die Bäume und die Felder auf denen sie stehen, zu pflegen. Nur dann wird die Ernte im Winter wieder reichlich sein.
An guten Tagen erinnerte ich mich kaum noch an Rom. Denn dann hatte ich gar keine Zeit zum Grübeln. Die Arbeit ließ das nicht zu.
An manchen Abenden hatte ich mir schon oft überlegt, nicht doch einmal einen Brief nach Rom zu schreiben. Aber dann verwarf ich den Gedanken wieder, weil ich mich im Grunde schämte, noch am Leben zu sein. -
Zitat
Original von Caelyn
Macht´s gut und danke für den Fisch!
Öhm, ich meine, ich geh jetzt erst mal für zwei bis drei Monate ins Exil und bin dann hoffentlich spätestens im Oktober wieder bei euch.
Bis dann!Tach!
Ich wär dann wieder hier und würd gern mitmachen, wenn´s recht ist! -
Macht´s gut und danke für den Fisch!
Öhm, ich meine, ich geh jetzt erst mal für zwei bis drei Monate ins Exil und bin dann hoffentlich spätestens im Oktober wieder bei euch.
Bis dann! -
Ich erstarrte, als ich plötzlich Stimmen und ein Schreien hörte. Soeben hatte ich endlich begriffen, dass jemand da war, der mich retten wollte und dann das. Die Angst kam wieder in mir hoch. Ich sah erst zu Ursus und dann zu der Tür hinter der sich irgendetwas Furchtbares abgespielt hatte.
Beherzt griff ich zur Türklinke und drückte sie hinunter. Ganz vorsichtig öffnete ich sie einen Spalt. Dabei fiel mir ein lebloser Körper ins Auge. Ich erkannte die kleine Mistkröte. Hoffentlich war er tot, dieser Mistkerl!
"Das war nur Celsus. Er ist anscheinend tot.", berichtete ich Ursus und öffne dann ganz getrost die Tür. Dieser Mistkerl hatte seine gerechte Strafe erhalten. Ich wollte zu ihm gehen, um nachzusehen, ob er auch wirklich tot war.
Kaum war ich aus dem Zimmer getreten, erstarrte ich schon wieder. Der ganze Flur war voller Blut. Nicht nur Celsus war tot auch der Nubier lag leblos da. Die beiden Männer, die Ursus hierher begleiten hatten, waren auch da. Sie versuchten den Leichnam des Nubiers wegzuschaffen. Es gelang ihnen schließlich auch. Aber dann kam ein weiterer lebloser Körper zum Vorschein.
Mir blieb das Herz stehen, das war mein Bruder! "Louan!" schrie ich und kniete mich zu ihm hin. Er röchelte leise. In seiner Brust klaffte eine tiefe Wunde, aus der das Blut herausrann.
Ich nahm ihn in meine Arme und drückte ihn an mich. Immer wieder schrie ich seinen Namen und begann jämmerlich zu heulen. Für meinen Bruder gab es keine Rettung mehr, das wusste ich. Er wurde immer schwächer und schwächer.
So verharrte ich. Nichts und niemand konnte mich von meinem Bruder trennen. -
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Den zweiten Becher leerte ich gleich hinterher. Danach begann es mir besser zu gehen. "Befreien? Ich muss wieder zurück. Man vermisst mich bestimmt schon und dann bekomme ich Ärger. Halt, Moment! Du bist es! Ursus!" Endlich war der Groschen gefallen. Ich wusste doch, das sich ihn kannte!
"Ich konnte nichts dafür!", begann ich mich zu entschuldigen. "Da war dieser Grieche. Der hat mich reingelegt. Er sagte, er hätte Arbeit für mich. Als ich mit ihm gegangen bin, wurde ich von mehreren Männern überwältigt."
Nachdem ich genug getrunken hatte stand ich auf. Jetzt erst merkte ich, was ich für einen Fummel anhatte. "Meine schöne neue Tunika ist kaputt! Die kleine Mistkröte hat sie mir vom Leib gerissen!" Mir war einfach nur noch zum heulen. Aber dafür war jetzt keine Zeit. Wir mussten hier weg! -
Ich hatte mich so klein gemacht, wie es nur ging, um nicht aufzufallen und weil ich furchtbare Angst hatte. Der Nubier kam noch einmal und brachte die Getränke und das Obst. Als er gleich wieder ging, atmete ich auf. Aber dieser Mann war noch da. Er kam zu mir und gab mir zu trinken. Wieder sprach er mich mit meinem richtigen Namen an. Langsam verstand ich gar nichts mehr! Wenn mir nur das konzentrieren nicht sch schwer gefallen wäre. Ich hatte so schlimme Kopfschmerzen.
"Danke!" Hastig trank ich den Becher auf einmal aus. Seitdem ich hier war, hatte ich nichts zu trinken bekommen. Das klare Wasser war eine Wohltat. Ich hielt ihm den leeren Becher wieder entgegen, denn ich wollte mehr. "Woher kennst du meinen Namen? Ich kenne dich! Ich…ah mein Kopf! Bitte tu mir nicht mehr weh ich mache auch alles, was du willst." -
Wasser! Dieser Mann versprach mir Wasser. Mein Mund fühlte sich so ausgetrocknet an. Ich musste nur mitgehen. Er legte sanft seinen Arm um meine Schultern und er nannte mich Caelyn. So nannte mich hier niemand. Verwundert schaute ich noch einmal in das Gesicht des Mannes. Diese Augen kannte ich! Wenn ich nur gewusst hätte, woher!
Der Nubier fasste mich an meinem Arm und zog mich mit sich hinaus. Ich befürchtete schon, er wolle mich diesem Mann wegnehmen. Deshalb sah ich mich nach ihm um. Aber er war noch da.
Ich wurde in ein Zimmer geschoben, das auf den ersten Blick eigentlich einen ganz gemütlichen Eindruck machte. Da war diese breite Liege, auf der eine rote Matte und einige Kissen lagen. So bereitwillig war ich mitgegangen und dachte mir nichts dabei. Der Mann wollte mir doch helfen. Jetzt aber kapierte ich endlich, was hier vorging. Niemand wollte mir helfen! nicht mal dieser Mann. Der wollte in Wirklichkeit etwas ganz anderes! Deshalb war er so freundlich gewesen.
Ich flüchtete mich in eine Ecke und kauerte mich auf den Boden. Der Kerl sollte es nicht so einfach mit mir haben, auch wenn er mich dafür vielleicht schlug. -
Zitat
Original von Titus Aurelius Ursus
Als sie endlich gebracht wurde, hielt der junge Aurelier unwillkürlich die Luft an. Wie sie aussah! Und ihr Blick war stumpf und teilnahmslos. Sie schien sie nicht mal zu erkennen! Langsam trat Ursus auf sie zu. Er legte seinen Zeigefinger unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht leicht an, damit sie ihn anschaute. Seine andere Hand hob sich zu ihrer Schulter und er drückte sie leicht. Vielleicht würde sie merken, daß er sie zu beruhigen versuchte. "Nun, Mädchen. Sag mir erst, ob Du noch unberührt bist." Sie war so erschreckend teilnahmslos! Hoffentlich würde sie verstehen, was er damit meinte! "Denn das beeinflußt natürlich den Preis", erklärte er ruhig.Durch eine leichte Berührung an meinem Kinn und einem sanften Druck an der Schulter, wurde ich kurz aus der Lethargie gerissen. Ein dunkles Augenpaar sah mich an. Wieder hatte ich das komische Gefühl, diese Augen, diese Stimme und den passenden Kerl dazu zu kennen. Ich kannte mal einen, der so aussah und so sprach. Aber das war so lange her und soweit weg.
Der Mann fragte mich etwas aber die Bedeutung der Worte drang nicht zu mir durch. Meine Lippen, bewegten sich lautlos.
Er stand jetzt ganz dicht bei mir, so dass ich ihm ganz mühelos etwas zuflüstern konnte.
"Bitte.. Hilfe… Wasser… ich bin so … so durstig!" Flehend sah ich in dieses Paar Augen. Ich fühlte mich einfach so furchtbar. So etwas wie Hoffnung hatte ich schon lange verloren. -
Ganz dunkel nur konnte ich mich an die vergangene Nacht erinnern. Ich sah noch diese Visage vor mir, von diesem Zwerg, der mir an die Wäsche wollte und dessen Augen beinahe übergegangen waren, nachdem er mir die Klamotten vom Körper gerissen hatte. Diesem Mistkerl hatte ich´s gezeigt, dass er mich nicht einfach so haben konnte. Ich hatte ihm ordentlich seine miese Visage zerkratzt. Vor lauter Schmerzen hatte er aufgejault wie ein räudiger Köter. Dummerweise hatte er mir dann ein paar Mal ziemlich übel in meinen Bauch geteten. Mein Gesicht hatte er sich ausgespart Schließlich wollte er es ja auch nicht verschandeln, sonst war ich ja nix mehr wert.
Der Nubier nahm mich dann draußen in Empfang und brachte mich zu einem kleinen Verschlag. Dort gab er mir etwas zu trinken. Irgend so ein komisches Zeug. Er sagte, davon gingen meine Schmerzen weg und ich könnte ein bisschen schlafen.
Anscheinend hatte er die Wahrheit gesprochen. Das Zeug machte mich richtig müde und betäubte die Schmerzen in meinem Unterleib. Ich war wie benebelt. wie ´ne Wolke fühlte ich mich und genauso leicht war ich.
Ich weiß nicht, wie lange ich so da saß. Als dann wieder die Tür zu dem Verschlag aufging, war es bereits wieder hell. Ich erkannte schemenhaft den Nubier wieder, der mich nach draußen brachte. Dann fummelte er an mir herum. Ich machte aber nichts dagegen. Mir war´s egal, außerdem fühlten sich meine Arme an, als wären sie bleischwer.
Dann ging es wieder einige Schritte weiter, ins Haus hinein.
Ich hörte Stimmen und sah flüchtig einige Männer die um mich herum standen aber ich erkannte ihre Gesichter nicht. Es war so schwierig, ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Irgendwann erhob ich meinen Blick. Ein unscharfes Bild eines Gesichtes fing ich ein. Mir war, als hätte ich dieses Gesicht schon einmal gesehen. Es kam mir irgendwie bekannt vor. Ich konnte es aber nicht zuordnen. Resigniert sah ich wieder in eine andere Richtung. -
Mein schlimmster Albtraum war gerade Realität geworden. Diese Mistkerle hatten mich doch tatsächlich zu so einem verruchten Schuppen gebracht.
Der schwarze Muskelmann, der mich in Empfang nahm, sah ja auch ganz schön zum fürchten aus. Zum Umgucken hatte ich nicht besonders viel Zeit. Nur dieser eklige Geruch brachte mich fast zum würgen. In diesem Drecksloch sollte ich also den Rest meiner Tage verbringen! Na toll!Auf mich hatte anscheinend schon einer gewartet, der kleine fette Kerl nämlich, der beinahe bei meinem Anblick in die Luft gesprungen wäre. Echt, wenn ich nicht gefesselt und geknebelt gewesen wäre, hätte ich mich mal kurz tot gelacht, als ich den Typen sah. Momentan war ich aber echt nicht zum Lachen aufgelegt.
Der Kurze hatte wohl hier was zu sagen. Er befahl gleich mal dem Muskelmann, meine Fesseln und den Knebel weg zu machen. Das machte ihn fast schon sympathisch, aber auch nur fast. Seinen Bonus verlor er nämlich gleich wieder, als er fragte, ob ich Erfahrung hätte. Dieses Sackgesicht, sah ich etwa aus wie ´ne Hure? Ich wollte schon was sagen, ließ es aber dann besser.
Einer von den Kerlen, die mich her gebracht hatten,gab dann Antwort.
Widerborstig nannte er mich! Hey, widerborstig war gar kein Ausdruck! Aber das würde der kleine Fette schon noch merken. -
Die Fleischbeschau war wieder zu Ende. Zwei der Kerle verdünnisierten sich und einer von den Kerlen, die auf mich aufpassen sollten, kam mit einer Schüssel Wasser und einem Lappen zurück. Das sollte für mich sein, damit ich mir damit den Dreck aus dem Gesicht wischen konnte. Dazu hatte ich überhaupt keine Lust. Diesen Dreckskerlen auch noch zu helfen, damit sie für mich ordentlich Kohle absahnen konnten. Viel lieber hatte ich mir mein eigenes Gesicht zerkratzt. Aber dann würden die wahrscheinlich keine Minute zögern, mich kalt zu machen. Wie ich es also machte, war es Kacke!
Ach Mist, dann wusch ich mich eben!
Die Typen ließen mich wieder zurück in meine Zelle und schlossen wieder die Tür. Seltsamerweise war keiner von denen scharf drauf, mir dabei zuzugucken.
Als ich fertig war, knebelten und fesselten sie mich wieder und brachten mich fort.
So beschissen wie es mir in diesem Augenblick ging, ging´s mir noch nie. Nicht mal damals in Augustodunum, als sie mich beim Klauen erwischt hatten. -
Der Kerl, der mich raus gelassen hatte, fauchte mich gleich an. Daraufhin wich ich einen Schritt zurück. Aber das nützte mir nichts. Der Kerl, den ich eigentlich angesprochen hatte, hüllte sich in Schweigen. Stattdessen begann nun diese andere Schleimkröte zu sprechen. Wenn ich mich nicht irrte, war das der Anführer von den anderen. Der laberte etwas von aufbrezeln und einen guten Preis bringen. Die Drecksäcke wollten mich doch tatsächlich an dieses Lupanar verhökern!
Plötzlich griff mich einer von denen am Arm und drehte mich im Kreis, damit man auch ja alles von mir sehen konnte. Ich kam mir vor, wie damals auf den verdammten Sklavenmarkt. Nur war das hier noch schlimmer. Damals hatte ich nicht gewusst, was auf mich zukommen würde. Hier war es traurige Gewissheit. Ich wollte hier nur noch weg und hoffte, dass bald alles vorbei war.Die Hoffnung auf Befreiung hatte ich mittlerweile abgeschrieben. Das war es wohl. So sollte mein beschissenes Leben also weiter gehen. Als Hure in einem heruntergekommenen Puff. Wenn einer für seinen Laden Frauen von der Staße klauen musste, dann war das bestimmt ein ganz schön verkommener Laden.
Früher hätte ich mich wahrscheinlich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt. Aber jetzt konnte ich nicht mehr. Die Kerle waren sowieso viel stärker als ich und es gab keinen Ausweg.
Ich vermied es, keinen dieser Typen mehr anzusehen. Ihr hämisches Lachen und die dämlichen Kommentare, die sie von sich gaben, wollte ich auch nicht mehr hören. -
Irgendwann hatte ich das Schreien und gegen die Tür klopfen aufgegeben. Die dreckigen Mistkröten ignorierten mich ja sowieso. Ich konnte echt nicht mehr. Wie benommen lag ich in der Ecke. Die Tränen rannen an meinen Wangen runter und vermischten sich mit dem Dreck, den ich an mich geschmiert hatte. Ich musste echt zum fürchten aussehen. Das war mir aber egal. Ich versuchte, nicht daran zu denken, was mir noch bevor stand. In einem Lupanar zu enden, war nicht wirklich das, was ich mir für mein Leben gewünscht hatte. Ob Ursus und Louan mich jemals finden würden in dieser riesigen Stadt? Die Chancen dafür standen sehr gering. Die wussten ja gar nicht, wo sie nach mir suchen sollten.
Wäre ich doch nur in der Villa geblieben! Scheiß auf die Freiheit, wenn der Weg dann direkt ins Lupanar führte!
Ich fasste mir an den Hals, um nach meinem Pferdchen zu greifen. Das war ein kleiner bronzener Anhänger, der auf einem Lederbändchen aufgefädelt war, den mir Ursus einmal geschenkt hatte. Das Band mit dem Anhänger trug ich jeden Tag. Aber oh Mist! Das Bändchen samt Anhänger war weg! Ich hatte ihn bestimmt verloren, als diese Dreckskerle mich überwältigt hatten.
Das gab mir den Rest. Ich rollte mich zusammen und blieb wimmernd liegen.
Keine Ahnung, wie lange ich so liegen blieb. Irgendwann hörte ich vor der Tür wieder Stimmen und dann wurde auch noch ganz unerwartet die Tür aufgerissen. Einer der Drecksäcke forderte mich auf, heraus zukommen.
Ich war ja schon erschrocken, als die Tür aufgerissen worden war, aber jetzt hatte ich noch mehr Angst. Mir blieb nichts anderes übrig, als heraus zu kommen.
Das Licht, das in mein Gefängnis drang, blendete mich. Ich sah erst nichts, als ich durch die Tür ging. Dann, als sich meine Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, erkannte ich einige Männer. Dieser Drecksgrieche, der mich so reingelegt hatte, war nicht dabei. Allerdings stand da noch dieser Schösel im Raum, der anscheinend auf mich wartete. Irgendwie wollte der nicht so zu diesem Pack passen. Ob das der Kerl vom Lupanar war, der nun kam, um mich zu holen?
Ängstlich sah ich um mich und sah in die Gesichter dieser Kerle. Von denen hatte ich keine Gnade zu erwarten. Aber vielleicht hatte dieser andere Kerl ja Mitleid.
"Bitte… bitte! Lass mich gehen! Ich werde euch auch nicht verraten. Bitte!" wimmerte ich und die Tränen begannen, wieder zu kullern. -
Zitat
Original von Catubodus
Ich heulte und jammerte vor mich hin. Ein Lupanar! Das war ja noch schlimmer, als alles, was ich erwartet hatte. Selbst damals in Augustodunum, als es meinem Bruder und mir richtig dreckig ging, wäre das wirklich das allerletzte gewesen, was ich gemacht hätte. Mich an ein Lupanar zu verkaufen. Pfui!
Wie aus heiterem Himmel, ging wieder die Klappe auf. Diesmal stellte mir der Kerl einen Becher hin und ließ noch einen dummen Spruch ab. Dieser Blödmann, diese Mistkerle! Wie konnte ich nur so saublöd sein und auf diese Drecksäcke hereinfallen?! Den Becher hatte ich schon ins Visier genommen. Es fehlte nicht viel und ich hätte ihn dem Teller hinterher geworfen. Aber ich hatte wirklich Durst! Ich nahm den Becher und roch daran. Der Essiggeruch war unverkennbar. Ich trank das Zeug, auch wenn es widerlich schmeckte. Mannomann, wie verweichlicht ich doch geworden war, seitdem ich in Rom war. Nachdem der Durst vorerst gestillt war, bekam ich Hunger. Der Käse und das Brot lagen noch da. Ich musste alles nur aus den Scherben fischen. Das machte ich dann auch und aß.
Als ich das letzte Stückchen Brot gerade in den Mund gesteckt hatte, kam draußen etwas Bewegung ins Spiel. Ich hörte den Kerl, wie er zwei Namen rief. Titus und Murcus, oder so was. Ich hörte auf zu kauen und versuchte an der Tür zu lauschen, konnte aber nichts weiter hören. Dann schluckte das letzte Brot hinunter und begann wieder zu schreien. "Bitte, lasst mich raus hier! Ich verspreche euch, ihr kriegt jede Menge Kohle, wenn ihr mich laufen lasst!" -
Mit einem Krachen öffnete sich plötzlich eine Luke am Boden der Tür. Der Kerl, der mich bewachte, schob mir einen Teller mit Brot, Oliven Käse durch. Wer konnte denn jetzt ans Essen denken? Ich nicht, obwohl ich schon eine ganze Weile nichts mehr gegessen hatte.
Endlich begann mein Bewacher wieder zu mir sprechen. Ich musste ihm ganz schön auf die Nerven gegangen sein, mit meiner Hysterie. Aber er konnte mich beruhigen, glaubte er, indem er mir auf ziemlich gleichgültige Art und Weise sagte, sie würden mich nicht töten wollen. Na dann!
Kurz darauf kam er endlich mit der Sprache raus, was sie wirklich mit mir vorhatten. Die Gewissheit, was mit mir geschehen sollte, ließ mich aber auch nicht jubeln.
"In ein Lupanar? Hä, wieso das denn? Was soll ich denn dort?", fragte ich ganz schön naiv. Blöde Frage! Was machte man als Frau schon in einem Lupanar? "Nee, das ist nicht euer ernst! Ich bin keine von denen! Ich bin keine lupa! Jedem der mir zu nahe kommt, kratz ich die Augen aus!" Ich war wieder total durch den Wind, wurde wieder hysterisch und schrie, klopfte gegen die Tür. Der Teller, der noch unberührt am Boden stand, musste auch dran glauben. Ich hob ihn auf und schleuderte ihn mit samt dem Inhalt an die Wand. Der Teller zerschlug in tausend Stücke. Das Brot, der Käse und die Oliven kullerten auf dem Boden herum.
Ich würde mich niemals freiwillig in so einen Laden schleppen lassen. Niemals! Damit war wohl seine Frage beantwortet. -
Warum denn nicht? Ich wollte es zu ihm hinaus brüllen. Warum konnte er mich nicht einfach laufen lassen? Das kapierte ich nicht. Mit meinem Vorschlag war ich auch nicht weit gekommen, obwohl ich es doch ernst gemeint hatte. Ich hätte ihn bestimmt nicht verraten und wenn Ursus so richtig sauer gewesen wäre, hätte er mir auch nicht geglaubt, wen ich gesagt hätte, ich sei entführt worden. "Hey, ich will dich nicht reinlegen! Wirklich nicht! Er wird mir nicht glauben! Ehrlich. Dafür hab ich einfach schon zu viel Mist gebaut." Als ich merkte, dass der Kerl sich auf keinerlei Diskussionen mehr einließ, begann ich zu heulen und hämmerte erst noch gegen die Tür und jammerte in einem fort: "Er wird mir nicht glauben, er wird mir nicht glauben!" Irgendwann schluchzte ich nur noch. Alles war ruhig. Der Kerl vor der Tür sprach nicht mehr mit mir und auch sonst drang kein Geräusch von außen zu mir. Ich hatte Zeit zum Nachdenken.
Dann kam mir die fixe Idee, die mich auch nicht meht los ließ.
"Ihr werdet mich umbringen! Stimmt´s? Das werdet ihr doch machen, oder? Deswegen habt ihr mich doch gefangen und sperrt mich jetzt hier ein. Gut! Kein Problem! Ich hab keine Angst vor dem Tod. Aber wenn ihr es macht, dann macht schnell, damit es nicht so weh tut."