Beiträge von Caelyn

    Jetzt saß ich da, neben der Tür und hätte heulen können. Warum nur, musste mir so was immer passieren? Jedesmal landete ich in der tiefsten Scheiße, egal was ich machte. Als der Kerl vor der Tür sagte, ich müsse mir keine Sorgen machen, sah ich auf. "Wie meinst´n das jetzt? Lässt du mich doch laufen? Hey, komm, lass mich doch gehen und ich verrate dich nicht. Ehrlich, ich versprech´s. Ich sag einfach, ich wollte abhauen, oder so." Vielleicht hatte der ja so was wie ein Gewissen, nicht so wie die anderen blöden Kerle, die vor ihm Wache gehalten hatten.
    Dann hatte ich eine ziemlich abwegige Idee. "Hey, ich hab´s! Du bringst mich zu meinem Herrn zurück und erzählst ihm, du hättest mich gefunden. Dann kannst du richtig gut Kohle absahnen. Das habe ich schon mal gemacht. Der Typ, der mich zurück gebracht hatte, hat einen ordentlichen Batzen bekommen! In meinem Nacken, in meinem Nacken da habe ich eine Tätowierung. Daran sieht man, wem ich gehöre. Dem Kerl, der mir das damals verpasst hat, dem hab ich dann auch eine ganz ordentlich verpasst! Der hatte dann ein schönes blaues Auge." Ich laberte und laberte. Damit konnte ich mich ein bisschen ablenken und hatte nicht mehr so schreckliche Angst.

    Mit meinen Fäusten trommelte ich gegen die verschlossene Tür. Meine Hände begannen bereits weh zu tun. Aber der da draußen machte sich nicht die Bohne krumm, um mich rauszuholen. Dummerweise kam er auch nicht rein, was das ganze mit dem Abhauen noch komplizierter machte. Irgendwie stand ich auch auf dem Schlauch, wenn es drum ging, was die eigentlich von mir wollten. Wenn die mir an die Wäsche wollten, hätten die es doch schon längst getan. Dann hätten sie mich auch nicht einsperren müssen, sondern hätten mich wieder laufen lassen oder hätten mir schlimmstenfalls die Kehle durchgeschnitten.
    "Die Typen haben nur blödes Zeug gequatscht und haben sich gegenseitig mit schweinischen Kraftausdrücken aufgestachelt. Eben so, wenn Blödmänner, wie die, auf einem Haufen sitzen." Das war schon immer ein Phänomen gewesen, wenn Kerle mit wenig Hirn unter sich waren. Wenn man sie dann einzeln antraf, waren sie meistens ganz anders. Das konnte man auch gut an dem Typen vor der Tür sehen.
    "Kunststück! Was soll ich den sonst anderes machen, als hier zu bleiben. Durch das Schlüsselloch pass ich ja nun ich!" Wenn ich nur gewusst hätte, auf wen ich warten sollte! Hoffentlich suchte schon jemand nach mir. Ursus war bestimmt verärgert darüber, dass ich nicht zurückgekommen war. Der würde mich nie wieder alleine losziehen lassen!
    Ich hatte aufgehört zu klopfen und zu schreien. Es brachte mir ja doch nichts. Langsam ließ ich mich an der Wand zu Boden gleiten und saß neben der Tür. Es machte mich einfach verrückt, eingesperrt und alleine zu sein. Dass der Kerl vor der Tür saß, war nur ein schwacher Trost. Aber wenigstens war einer da, der mir zuhören könnte und vielleicht auch mit mir sprach. "Wenn ich nicht zurück komme, krieg ich großen Ärger! Mein Herr vermisst mich bestimmt schon. Dabei war er so großzügig, weil er mir erlaubt hat, mir eigenes Geld zu verdienen, damit ich irgendwann aus dieser Scheiße herauskomme und wieder frei sein kann! Ich will wieder nach Hause! Nach Gallien!" Meine Stimme klang jetzt gar nicht mehr laut und gereizt, eher ruhig und verzweifelt.

    Draußen vor der Tür war es ruhig geworden. Ich hatte mich also nicht getäuscht! Die beiden Armleuchter, die mich die ganze Zeit bewacht hatten und derbe Sprüche geklopft hatten, waren nicht mehr da. Statt ihrer war ein anderer da, der mit Sicherheit nicht wirklich mehr in der Birne hatte, wie seinebeiden Vorgänger. Oder täuschte ich mich da? Er schenkte sich wenigsten zu Anfang sein unsauberes Vokabular und versuchte mich mit etwas tiefsinnigerem einzuschüchtern. Das war wohl ´ne neue Masche von den Typen!
    "Hä, was? Ey du Penner, wie meinst´n das? Wenn du was von mir willst, dann komm doch, wenn du dich traust!" Ich hatte ja keinen blassen Dunst, was die wirklich von mir wollten! Vielleicht war der ja wirklich so blöd und kam zu mir rein. Mit etwas Glück konnte ich ihn überwältigen und dann abhauen.
    "Außerdem suchen die bestimmt schon nach mir! Wenn ich nämlich nicht zurück komme, wird einer tierisch sauer! Und wenn der erst mal sauer wird, dann könnt ihr Drecksäcke euch warm anziehen!" Ich war mir fast sicher, diese Art von Drohungen würde nicht viel bringen. Aber man konnte es ja mal versuchen. Vielleicht gab es ja dem Kerl die Gelegenheit, mal darüber nachzudenken, was er hier machte.

    In diesem dreckigen Sack wäre ich beinahe draufgegangen. Aufgeregt herumzappeln, mit ´nem Knebel im Mund versuchen zu schreien und dabei auch noch durch die Nase zu atmen, war verdammt schwierig. Ich hatte keinen blassen Schimmer, wo die Drecksäcke mich hinbrachten. Es musste ein Haus oder ein Stall sein. Dann zogen sie mich aus dem Sack und das erste, was ich sah, war ein Messer, das auf mich gerichtet war, bereit, mir die Kehle durchzuschneiden. Meine Augen weiteten sich vor Schreck. Mit solch einem Gesindel hatte ich zu Hause in Augustodunum fast täglich zu tun gehabt, aber hier in Rom, war ich das einfach nicht mehr gewöhnt. Ein Zeichen dafür, wie gut es mir jetzt ging, trotz der Unfreiheit?
    Ich traute mich nicht, auch nur einen Laut von mir zu geben. Die Kerle lösten wenigstens meine Fesseln und dann sperrten sie mich in dieser Kammer ein, in der es kaum Licht gab. Nur durch eine kleine Öffnung kam ein wenig Tageslicht nach innen. In der Tür war eine Klappe, durch die manchmal einer nach mir guckte, besonders dann, wenn ich wie ´ne Irre schrie und fluchte. "Ihr scheiß Mistkerle! Lasst mich sofort hier raus! Das könnt ihr nicht machen!"
    Natürlich fragte ich mich auch, was die mit mir vorhatten. Die sperrten mich doch hier nicht einfach so ein und das war´s dann. Da steckte mehr dahinter. Aber die blöden Kerle grölten nur, je lauter ich schrie und äfften mich nach.
    Irgendwann hörte ich Stimmen vor der Tür, ein kommen und gehen. Wieder begann ich zu schreien und zu klopfen.
    "Lasst mich hier raus! Was wollt ihr denn von mir? Ich will hier raus!"

    Das brauchte er mir nicht zweimal zu sagen. Ich ließ dem Griechen den Vortritt und folgte ihm. Eigentlich hatte ich ja gedacht, der Laden seines Herrn sei in unmittelbarer Nähe. Aber anscheinend war er das doch nicht. Tatsachlich war der Laden weit weg vom Markt. Das hätte mir eigentlich schon zu denken geben müssen, aber in dem Moment dachte ich nicht soweit!
    Die Gegend, in die wir kamen, wurde immer schäbiger und die Gassen enger und düsterer. Hier war ich noch nie gewesen. "Ganz sicher, dass wir hier richtig sind?" fragte ich vorsichtig. Aber anscheinend waren wir das. Diese Gegend war wirklich unheimlich. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass..
    "Ahhh, was soll das? Lass mich.. du Dreckskerl! Nimm die.. auaaaa! Finger weg!" Wie aus dem Nichts kommend waren da diese beiden Kerle da, die sich auf mich stürzten. Die waren richtig grob und gemein. Gegen die hatte ich keine Chance! Wo war eigentlich der blöde Grieche? Hatte sich wahrscheinlich aus dem Staub gemacht, der Mistkerl!
    Die zwei Dreckskerle fesselten und knebelten mich und … das ging alles so wahnsinnig schnell! Irgendwie fand ich mich in einem staubigen alten Sack wieder. Ich versuchte mich zu wehren, so gut es ging. Aber die hatten mich so fest gebunden, dagegen konnte ich nichts machen. Wenn ich diesen scheiß Knebel nicht im Mund gehabt hatte, hätte ich laut geschrieen. Stattdessen wimmerte ich vor mich hin. Wo brachten die mich nur hin und was hatten sie mit mir vor? Wäre ich doch nur in der Villa geblieben!

    Der Grieche gab schön brav Antwort auf das, was ich wissen wollte. Bei dem, was er sagte, war ich mir erst nicht sicher, ob das wirklich was für mich war. Als er mir dann aber versicherte, sein Herr wäre eigentlich ein ganz umgänglicher Typ, den man nur zu nehmen wissen musste, fielen die letzten Zweifel von mir ab. Ein paar Macken hatte schließlich jeder. Sogar Ursus! Sein ewig penibler Ordnungswahn ging mir manchmal ganz schön auf die Nerven. Er konnte manchmal so richtig spießig und furchtbar eingebildet sein, echt grausam! Aber ansonsten war er ein ganz netter Kerl. Naja, ich sollte jetzt nicht lang rumfackeln, sonst drehte der Grieche womöglich mit seinem Superangebot noch die Kurve und war weg. Aber hatte nicht Ursus gesagt, ich solle zuerst ihm…ach was! Nur wegen so einer läppischen Kleinigkeit sich eine prima Gelegenheit durch die Lappen gehen lassen? Ich konnte mir den Laden ja erst mal angucken und dann sagen, ich bräuchte Bedenkzeit, oder so was. Dann konnte ich Ursus immer noch fragen. JA! Genauso machte ich’s!
    "Naja, kann ja jedem mal passieren, dass er´n schlechten Tag erwischt, oder so! Also ich würd mir das schon mal gerne anschauen, was dein Herr so zu bieten hat, was natürlich nicht heißen soll, dass ich auch gleich ja sage!" Logisch, ich war ja nicht so blöd und sprang auf das erstbeste Angebot. Nachher stimmte vielleicht die Bezahlung nicht, oder so was!

    Ich kriegte ja gar nicht mehr den Mund zu, vor lauter Staunen! Mannomann, das musste aber ein ganz schön betuchter Kerl sein, wenn er x Läden hatte, die alles mögliche anboten. Am liebsten hätte ich gleich ja gesagt und Nägel mit Köpfen gemacht, wenn da nicht die mahnende innere Stimme gewesen wäre, die ständig auf mich einredete und mir riet, erst mal vorsichtig zu sein und das vorher in aller Ruhe mit Ursus zu besprechen. Ach ja, Ursus! Mist, dann musste ich dem Griechen auch noch verraten, dass ich auch ´ne Sklavin war. Ach wenn schon, Ursus musste ich sowieso zu erst fragen, bevor ich eine Arbeit annahm. Aber was würde denn schon groß passieren, wenn ich mich noch etwas mehr informierte und mir einen dieser Läden sogar mal ansah? Der Grieche schien ein ehrliches Kerlchen zu sein. Er war überhaupt nicht aufdringlich und warnte mich sogar! Er warnte mich? Ich kratze mich am Kopf, weil ich das nicht so verstanden hatte, was er damit meinte. "Öhm, wie eigenbrötlerisch? Wie meinstn das? Kann man dem Kerl etwa nicht trauen?", fragte ich vorsichtig. Das machte mich jetzt noch neugieriger. Ich hätte mich ja am liebsten selbst von dem Kerl überzeugt. Oder sollte ich doch besser die Finger davon lassen? Ich hatte ja Ursus mein Wort gegeben, mich nicht in krumme Geschäfte ziehen zu lassen. Aber der Grieche war ehrlich. Mal sehen, was der dazu meinte.


    Mein lieber Schwan, das war ja ein riesiges Paket, was Ursus da für mich hatte. Sorgfältig eingepackt, in feines Papier, fast zu schade, um es einfach so aufzureißen. Wenn ich es aber zu ließ, dann erfuhr ich niemals, was drinnen war. Also weg mit dem Papier! Boah! Ich war ja ganz schön von der Rolle als ich den tiefblauen Stoff der Tunika sah. Das war kein einfacher billiger Stoff! Das war was Besseres! Dann noch neue Schuhe aus ganz weichem dunkelrotem Leder und ein Beutelchen, in dem schon etwas drin war. Ein paar Münzen, zu denen sich vielleicht demnächst noch ein paar mehr gesellen konnten. Ganz aufgeregt sprang ich auf und hielt die neue Tunika an mich. Sie war wunderschön. Mit so vielen schönen Sachen hatte ich gar nicht gerechnet!
    "Danke! Vielen Dank! Das passt alles!", rief ich voller Freude aus.


    Mein Bruder hatte auch ein Päckchen bekommen. Er öffnete es auch gleich. In seinem Päckchen waren zwei Bögen Papyrus und zwei Kerzen. Er freute sich darüber fast wie ein kleines Kind, was ich eigentlich gar nicht so nachvollziehen konnte. Was war denn an Papyrus nur so toll? Naja, er wusste sicher, was er damit anfangen konnte.
    "Danke Ursus!", sagte er nur und lächelte in sich hinein.

    Der Typ hinter der Theke sah mich mit seinen großen Kulleraugen ganz schön belämmert an. In einem Zeitlupentempo, in dem selbst eine Schnecke schneller gewesen wäre, öffnete er seinen Mund. Dabei kamen die Überbleibsel seiner Beißerchen zu Tage, die wahrlich schon bessere Tage gesehen hatten. Aber nicht nur das, auch ein Fäulnisgestank kam mir entgegen als er "Hä?" fragte. Ich war schon kurz davor, mich aufzuregen, doch dann gestand ich mir ein, dass es auch für solche Heudeppen einen Platz geben musste. Der Kerl war schließlich nur dafür da, um Suppe und Eintopf auszuschenken und nicht um dummen Fragen zu beantworten. Trotzdem wollte ich noch einen Anlauf starten. Vielleicht sollte ich mich diesmal einfach noch etwas einfacher ausdrücken und die passende Zeichensprache dazu machen.
    "Ich" Ich deutete auf mich. "Suchen" Ich sah mich um… und plötzlich sah ich diesen abgefahrenen Typen, der wie ein wichtigtuerischer Grieche aussah und mich ansprach. Beinahe hätte ich mich ja bepisst vor Lachen, aber auch nur beinahe. Nein ich grinste nur dämlich, wie ein Honigkuchenpferd. Der Typ hinter der Theke wartete immer noch auf mehr Text von mir. Den hatte ich aber längst vergessen, denn der Grieche faselte was von Unterstützung. Ich spitzte meine Öhrchen und konnte es kaum fassen! Mann, das war ja einfach!
    "Echt? Das is ja.. öhm toll! Also, öhm, ich kann so ziemlich alles! Was für Geschäfte hat denn dein Herr?"

    Den Tag hatte ich lange herbei gesehnt. Mein erster freier Tag, an dem ich mir eine Arbeit suchen konnte, bei der ich selbst etwas verdienen und das Geld für mich behalten durfte. Schon Tage vorher hatte ich mir überlegt, wie ich da vorgehen wollte. Ich dachte mir, es müsste doch eigentlich genügend Läden oder Werkstätten geben, in denen man eine Aushilfskraft gut gebrauchen könnte. Ich war zu allem bereit, naja zu fast allem! Bestimmte Ecken Roms wollte ich meiden, nicht nur um mir keinen Ärger mit Ursus einzuhandeln, auch aus Prinzip wollte ich mich nicht für alles hergeben.


    Der Tag war noch jung. Ich hatte also noch ganz viele Möglichkeiten, was Passendes zu finden und so stürzte ich mich in den ersten Laden, den ich sah und der mir zusagte. Das war ein Schneiderladen, der alle möglichen Stoffe feilbot und auch Kleidungsstücke vor Ort herstellte. Naja, Nähen gehörte nicht wirklich zu meiner Lieblingsbeschäftigung, aber vielleicht hatte der Schneider ja noch andere Arbeit für mich.
    "Salve, ich suche Arbeit!" Der Schneider musterte mich erst mal von oben bis unten, schüttelte dann den Kopf und meinte dann nur, er hätte nichts für mich. Etwas enttäuscht, aber noch lange nicht entmutigt, zog ich weiter. Weshalb hatte der mich denn nur so angeglotzt? Stimmte etwas nicht mit mir? Nö, eigentlich war alles in Ordnung mit mir. Ich war sauber gekleidet, meine Haare waren ordentlich und ich hatte mich auch frisch gewaschen. Ich sah also wesentlich gepflegter aus, wie die meisten, die mir heute Morgen schon begegnet waren. Das gab mir echt zu denken! Vielleicht war das ja der Grund.
    Beherzt verschwand ich mal kurz um eine Ecke und machte mich "straßentauglich", zerzauste dezent meine Haare und hüllte mich in eine Wolke aus Staub und siehe da, ich unterschied mich in keinster Weise mehr von den anderen Leuten, die unterwegs waren.
    Auf ein Neues, dachte ich mir und sprach einen Kerl an der hinter einer Theke stand, die zu einer Garküche gehörte. "Salve, hör mal, ich suche Arbeit. Hast du was für mich? Ich mach so ziemlich alles!"

    Dem kann ich mich nur anschließen! :dafuer:
    Nicht nur aus spielerischen Gründen,die ein Sklavenleben noch etwas attraktiver machen, auch des historischen Hintergrundes wegen. ;)


    Vielleicht kann man ja so vorgehen, sobald ein Sklave sein Wisim- Konto beantragt, muss sein Herr erst zustimmen. Außerdem würde wahrscheinlich auch nichts dagegen sprechen, wenn der Herr auch Zugriff auf dieses Konto hätte.

    Ich sah Chimerion lächelnd an. Mit dem konnte mansichrichtig gut unterhalten. Ich hatte das Gefühl, er mochte mich und ich fand ihn auch nicht übel. "Ja, Pferde sind für uns sehr wichtig. Epona, die Pferdegöttin habe ich immer schon gemocht. Ich hab mir immer schon ´n Pferd gewünscht. Aber ich hab nie eins gekriegt, außer dem hier." Wahrscheinlich würde ich auch nie eins kriegen. Aber das war nicht so tragisch.
    "Echt, du warst schon mal in Gallia? Das ist ja ´n Ding!" Bestimmt war er nicht in Augustodunum gewesen. Da kam sowieso nie einer hin. Ich hatte gar nicht richtig mitbekommen, weshalb er in Gallia war und raffte auch gar nicht, was er damit meinte, als er auf dem Rückweg in seine Heimat war.
    Auf einmal bekam er dann auch noch Bauchschmerzen und wollte gehen. Das war ja echt schade! Aber man konnte ihm das nicht verdenken. Außerdem würde ich Chimerion ja demnächst häufiger sehen, wenn er erst mal hier wohnte.

    Ich hatte auf einmal so die leise Ahnung, die nette Unterhaltung, die wir hier führten, entglitt uns langsam. Phraates machte auf mich so´nen säuerlichen Eindruck. Keine Ahnung warum! Vielleicht weil ich zu seinem komischen Hut Handtuch gesagt hatte oder weil ich ihn nachgeäfft hatte. Mannomann, war der empfindlich!
    "He, Alter! ich hab´s nicht so gemeint! Nicht böse sein, klar! So einen wie dich hab ich halt noch nicht gesehen. Das ist auch für mich ein gewaltiger Kulturschock!" Mist, jetzt musste ich schon wieder kichern!
    "Ja, ja, Nuala und Siv. Die kannste fragen! Die freuen sich bestimmt, wenn mal einer mit ihnen spricht." Besonders so ´n lustiges Kerlchen, wie der!
    Eieiei! Der schaute noch immer wie Drei Tage Regenwetter! Ich musste mich echt mal zusammenreißen, auch wenn´s schwierig fiel!
    Eines machte mich aber schon nachdenklich, nämlich als er aufzählte, was man für ´ne Flucht brauchte: Ein Karte. Ein Pferd. Und ein Schwert. "Aha!",sagte ich nur nachdenklich. Ob das Chimerion auch gehabt hatte? Das erinnerte mich an das Leuchten in seinen Augen, am Saturnalienabend, als er mir das Spielzeugpferd zeigte, was er als Geschenk bekommen hatte.

    "Ja, danke!" Dahatte er vollkommen recht! Viel Glück brauchte ich, um schnell was Richtiges zu finden, bei dem man auch was verdienen konnte. Meine Ungeduld hatte ich mir ja längst schon abgeschminkt. Ich wusste, es dauerte noch ewig, bis ich soviel zusammen hatte um endlich frei zu kommen. Allerdings kam´s in letzter Zeit öfter vor, dass ich mir wünschte, wieder frei zu sein. Nicht dass ich von hier weg wollte, aber es gab im Leben eine Zeit, da wollte man sein eigenes Ding machen und nicht das von anderen. Genau da war ich jetzt!
    "Ähm, war´s das jetzt? Ich meine, kann oder soll ich jetzt gehen?", fragte ich. Eigentlich war ja alles gesagt und ich war viel besser davon gekommen, als ich je gedacht hatte und dieser blöde Tag hatte doch noch ´ne Wendung zum Guten getan. Was wollte ich da noch mehr?

    Zitat

    Original von Phraates


    Ach nee, jetzt guckte er auch noch so, wie ´n begossener Pudel! Wahrscheinlich weil so lachte.
    "Neiiiin, nicht deine Aussprache. Wo denkst du hin! Du bist einfach so ´n lustiger Typ, weißt du? Sag mal, wo kriegt man denn so Handtücher her, was du da auf deinem Kopf hast?" Nicht dass ich mir auch so ´n Ding aufsetzen wollte. Ich wollte ihm aber auch nicht so direkt sagen, dass ich ihn gerade verladen hatte. Wenn aber auch einer kam und so komische Fragen stellte! Da konnte man doch gar nicht anders.
    "Ja, ja frag anderes Mensch.", äffte ich ihn nach und fing schon wieder an, mich krank zu lachen. "Da drüben, da stehen Nuala und Siv. Die kannst auch mal fragen." Den beiden wollte ich den Typen hier nicht vorenthalten. Die sollten auch was zu lachen haben. Siv sah sowieso ´n bisschen blass um die Nase aus.
    Das mit Chimerions Flucht hatte mich richtig mitgenommen. Da änderte sich auch nix dran, als er meinte, er wäre auch gerne frei und dass seine zeit auch noch kommen sollte. "Na klar. Ich wär auch gern frei. Wer wäre das nicht auch. Aber ich kann nicht einfach so abhauen, verstehste!" Nee, das konnte ich nicht. Ich hatte ja ein Versprechen abgegeben, keinen Blödsinn mehr zu machen.

    Naja, also mal ganz ehrlich, an sowas hatte ich ja auch nicht gedacht. Da hätte ich ja wirklich sehr verzweifelt sein müssen, wenn ich als lupa mein Geld verdienen wollte oder noch schlimmer, in der Kloake nach irgendwelchem Zeug herumstochern.
    "Also, da kann ich dich echt beruhigen! Sowas hatte ich auch nicht vorgehabt. Ich weiß noch nicht, was ich mache. Am besten ich schau und hör mich mal um. Vielleicht kann ich irgendwo aushelfen, oder so."
    Es war ja echt nett von ihm, dass er mir selbst da helfen wollte. Aber ich wollte es erst selbst mal versuchen, was auf die Beine zu stellen.

    Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus


    Ja, ja, das wusste ich ja alles und trotzdem hatte ich´nen Moment lang daran glauben wollen, dass Louan ´ne Chance haben könnte. Aber ich war töricht! Ich hatte es ja gleich gewusst und trotzdem war ich jetzt so enttäuscht. Seufzend sah ich an mir runter. Ursus hatte ja recht. Louan stand da unten für mich und später, wenn wir wieder zusammen waren, durfte ich mir nichts von meiner Enttäuschung anmerken lassen.
    Jetzt war aber erst einmal Pause, bis zum nächsten Wettkampf. Als Ursus nach etwas zu trinken fragte, dachte ich mir auch, das wäre ´ne prima Gelegenheit, um auf andere Gedanken zu kommen. Aber bevor ich noch aufstehen konnte, sprang Siv auf, so als hätte sie auf diesen Moment gewartet. Mir kam das so vor, als sei das ´ne Flucht. Vielleicht vor Dina. Aber die heftete sich sofort auf ihre Fersen. Echt, Dina konnte einem richtig nerven! Sie hatte ein Talent, sich immer dann einzubringen, wenn man´s am wenigsten gebrauchen konnte. Ich warf Dina einen bösen Blick zu. Aber ich schätzte mal, das raffte sie gar nicht.
    Mir blieb nix anderes übrig, als den beiden nachzusehen und nochmals zu seufzen.

    Mannomann! Louan freute sich wie ein Schneekönig über die Pinsel! Irgendwie konnte ich das nicht nachvollziehen. Aber das lag eben daran, dass ich nicht Louan war. Plötzlich hagelte es nur so von Geschenken. jeder bekam was, nur ich nicht. Sogar Chimerion hatte ´n Päckchen abgekriegt. Neugierig, wie ich halt war, schaute ich zu, wie er es öffnete. Mhhm, lecker! Was Süßes. Er war so nett und gab mir ein Stück von seiner Zuckerstange. Echt, mit so ´nem Süßzeugs konnte man mich ködern!
    Ich war ja mal gespannt, was ich dieses Jahr kriegte. Hoffentlich nicht wieder so ´n Buch, wie letztes Jahr! Mann, das war stinklangweilig! Natürlich hatte ich das niemandem erzählt. Ich wollte ja niemanden kränken. Nur wenn er dieses Jahr wieder mit so ´nem Schinken ankam, konnte ich für nix garantieren!
    Chimerion öffnete seinen kleinen Lederbeutel und holte ein kleines hölzernes Pferd heraus. Er tat so, als wäre ihm das peinlich, ein erwachsener Mann und Holzspielzeug. Alles Quatsch! Ich fand, das Pferdchen sah niedlich aus. Klar, ´n echtes Pferd war viel besser.
    "Hier schau mal!" Ich holte den keltischen Anhänger aus Bronze unter meiner Tunika hervor, der auch die Form eines Pferdchens hatte. "Das ist mein Pferd!", sagte ich und grinste.