Beiträge von Duccia Helena

    Sie bestaunte mit großen Augen das Treiben in der Küche, nickte nur kurz und griff nach den Kräutern und gab sie Marga.


    „ Ja ich bin Dagny, Tochter von Yngve und Lanteruna aus der Sippe Audaot, hier nennt man mich Helena. Ihr seid sicher Marga„


    Sie lächelte, sie hatte etwas geübt um das so hinzubekommen und sie war stolz darauf jetzt eine wirkliche Familie zu haben. Sie zog die Luft durch die Nase ein und schnupperte.


    „Wen man das alles hier riecht bekommt man Hunger, egal ob man ihn schon vorher hatte. Was brodelte den da?“


    fragte sie neugierig und sah zu den Töpfen auf dem Feuer.

    Als sie ein paar Stunden später zurück kamen hoffte sie das niemand ihre Abwesenheit bemerkt hatte.
    Sie rieb mit Stroh ihr Pferd ab und gab ihm noch einen Apfel.
    " Das hast du sehr gut gemacht. Ich wusste das aus dir noch etwas wird aber das bleibt unter uns, oder?" flüsterte sie ihm noch ins Ohr und streichelte seinen Hals.

    Sie ging nicht weiter auf das Thema Männer ein. Bis jetzt gab es niemanden der sie auch nur annähernd interessierte. Sie möchte es seit einiger Zeit sie zu verwirren und mit ihnen zu spielen aber zu mehr war es noch nie gekommen und es war für sie auch noch eher ein Spiel als ernst.
    Als er den Hof ansprach sah sie sich genauer um, er sah ganz anders aus als sie es kannte.


    „ Was genau macht ihr hier. Ich sehe kaum Vieh und auch keine Speicher.“

    Sie lachte wieder als er auf das „schauen“ kam.


    „Nein die Augen verbindet er mir nicht und verboten hat er es mir auch nicht. Er ist ja auch nicht mein Vater, wobei ich ihn schon als so was wie meinen großen Bruder sehe. Ich will ihn nicht in Verlegenheit bringen und ich weis auch was sich gehört. Dagmar sagte mir auch dass ich mich vor Gerede in acht nehmen soll, nicht nur weil wir Germanen unter Römer sind auch wegen der Familie. Mein Onkel wurde in letzter Zeit auch so komisch wenn ich mich zu sehr mit meinen Freunden rum trieb. Ich glaube langsam muss ich lernen eine junge Frau zu sein.
    Was das aussuchen betrieft, das ist Sache der Familie oder ist das hier anders?“


    Sie sah ihn fragend an, waren die römischen Frauen wirklich so frei selbst und auch gegen die Familie, sich eine Mann auszusuchen? Das würde sie niemals tun, egal wie es hier war.


    „Ich glaube schon dass es mir Spaß machen würde, allein schon weil ich auch so am besten etwas über das Leben hier lerne würde. Ich werde ihn frage. Doch wenn er nein sagt werde ich es akzeptieren, das wirst du doch verstehen oder?“

    Jetzt hatte sie so viel von Marga gehört, und sie wurde neugierig auf die Frau die vor allem Loki soviel angst einjagte. Dagmar hatte ihr gesagt das man sich mit ihr gut stellen sollte, da sie so was wie die gute Seele der Familie war. Außerdem war Marga schon lange bei der Familie, vielleicht erfuhr sei von ihr etwas über ihre Eltern und Geschwister. Sie hungerte fast nach Informationen, sie hatte das Gefühl das es etwas war was sie zu dem machte was und wer sie war.
    So machte sie sich auf den Weg zur Küche. Schon von weiten hörte sie das klappern von Töpfen und es roch einfach nur herrlich. Sie leckte sich über die Lippen und bog um die Ecke.

    Sie legte den Kopf etwas schief und man sah ihr an das es in ihr Arbeitet. Sie hatte kein eigenes Geld, das hatte sie bis jetzt auch nicht gebracht doch erinnerte sie sich noch deutlich an Loki, der sie immer wieder damit aufzog das er ihr beim Würfeln das Geld vorlegte. Irgendwie ärgerte sie das schon. Sie griff an ihren Hals, die Kette und noch ein oder zwei Schmuckstücke besaß sie aber sie deswegen veräußern? Nein das hatte sie wirklich nicht vor.


    „ Wir haben über so etwas nicht gesprochen, ich denke dass er mir bestimmt irgendwann einen Mann aussuchen wird aber bis jetzt meinte er …“


    Sie grinst ihn an und ihre Augen blitzen schalkhaft auf.

    „ ich bin noch zu jung dafür auch nur einen Mann genauer anzusehen, Du hättest ihn mal vor ein paar Tagen im Garten erleben sollen. Ein Römer hatte sie verlaufen und machte mir ein paar Komplimente. Ganz harmlos meine ich.“


    Sie lachte als sie daran dachte, der Römer der aus dem Fenster sprang, irgendwie fand sie ihn schon süss. Doch auch Dagmar hatte sie gewarnt und ihr zu verstehen gegeben das sie aus einer einflussreichen und höheren Familie stammt und deswegen aufpassen musste um nicht ins Gerede zu kommen.


    „ Ist es den standesgemäß für mich wenn ich zB bei dir arbeiten würde? Was genau müsste ich da tun und kann ich das überhaupt. Ich kann Latein ein wenig sprechen aber mit dem schreiben und lesen, da habe ich wenig Erfahrung. Meine Pflegemutter meinte zwar immer dass es mal wichtig sein könnte aber ich dachte immer das brauche ich niemals. Schon das sprechen musste sie mir manchmal mit sehr drastischen Mitteln beibringen. Sie bestand aber darauf, jetzt weis ich auch warum.“


    Wenig sprechen war jetzt weit übertrieben, sie sprach recht gut nur mit einem germanischen Akzent. Auch lesen und schreiben konnte sie es, doch da hatte sie wirklich nicht viel von gehalten, lieber war sie mit den Jungs des Dorfes zur Jagt gewesen oder hatte mit ihnen auf dem Hof mit Holzstöcken gekämpft. So manchen hatte sie dabei recht ordentlich verprügelt.

    In den letzten paar Tagen hatte sie so vieles neues erlebt, erfahren. Gutes und auch schlechtes, Sie wurde verfolgt, ihre Geschwister grausam ermordet und auch der Rest der Reisegesellschaft, die sie hier hergebracht hatte, waren nicht ohne hälftige Blessuren geblieben. Allein Eila, der Frau ging es noch immer nicht gut und auch die anderen waren verletzt und mitgenommen, sie war die einzige die nicht körperliche Wunden mitgebracht hatte.


    „ Du glaubst gar nicht wie dankbar und froh ich bin hier zu sein. Ich verstehe zwar immer noch nicht warum gerade unser Familie so grausam verfolgt wird, immer noch…“


    Das Bild des Baumes mit Svena und Farold kam ihr in den Sinn und sie musste schwer schlucken, doch dann riss sie sich zusammen und sah unbekümmert auf, nur etwas schimmerte in ihren dunklen grünen Augen, ganz weit hinten.


    „Ich kann mich an niemanden der Familie erinnern, ich wurde ja während dem ganzen erst geboren. Meine Pflegemutter sagte immer das ich wegen dem lodernden Feuer bei meiner Geburt diese Haare habe.“
    Sie griff sich in ihre wilden Locken und trotz der Tragik musste sie schmunzeln.
    „ wahrscheinlich kommt auch meine…“
    sie lachte auf und es war ein klares helles Jungmädchenlachen,


    „…zumindest sagte das mein Onkel wenn er mal wieder zu wütend auf mich war weil ich was angestellt hatte, er meinte in mir sei etwas von Tyr zurückgeblieben.“


    Sim-Off:

    Teiwaz "Gott": Rechts- & Kriegsgott Tyr .Teiwaz (Tyr) dürfte vorerst Gott der Rechtsordnung gewesen sein und erst mit der Militarisierung der Thingversammlung zu einem Kriegsgott geworden sein. Dieser Prozess kann sehr alt, aber auch erst durch die aggressive Politik der Römer verursacht sein.


    „ Ich habe außer dir und Albin noch niemand sonst aus diesem Haus kennen gelernt. Wer ist Marga?“

    Vollkommen verwirrt und etwas unorientiert sah sie zwischen Loki und Dagmar hin und her als sie dieses Zwiegespräch hatten. Bei Lokis Erwähnung des Würfelabends in der Taverne sah sei kurz zu Irminar und schluckte schwer. Doch dann hob sie stolz den Kopf und wollte schon antworten das sie heute NICHTS von ihm brauchte, als schon Dagmar ihm die Regeln erklärte.
    Was jetzt geschah verstand sie gar nicht mehr, von Marga hatte sie schon gehört doch war sie noch nicht bis in ihr Reich vorgedrungen. Loki schien ja wirklich Angst zu haben, dieser Mann der sie alle sicher und einigermaßen gut behalten hier hergebracht hatte, hatte vor einer Frau Angst?
    Sie sah auf ihre Füße, wo noch die Krümel des Talers lagen, sie schob mit dem Fuß so viel sie konnte unter den Tisch und setze sich dann.
    Auch sie dachte sich, einfach der Tagesordnung folgen und Augen zu und durch.


    „ Drei Würfel? Der höchste zählt?“

    fragte sie direkt und griff wie selbstverständlich nach Met.

    Dagny hatte nach den Talern gegriffen und wollte einen gerade in den Mund stecken als sie erschrocken ihn fallen lies, er zerbrach und tausend Stücke.


    „ Oh nein, das….oh es tut mir leid.“


    Sie war mal wieder zu vorschnell gewesen. Die sahen aber auch zu lecker aus um nicht gleich nach ihnen zu greifen. Ihr ganzes Gesicht war jetzt so rot wie ihre Haare.

    „Ich weis dass du nicht mein Vater bist, doch finde ich es richtig dass du, als mein einziger Verwandter, mir bei meinen Entscheidungen hilfst. Ich möchte nichts gegen deinen Willen tun, das fände ich falsch. Rechtlich hast du vielleicht nicht das Recht und die Möglichkeit aber Moralisch? Ich bin nur eine Frau, dazu noch eine die nicht hier aufgewachsen ist. Ich würde mich viel besser fühlen wenn ich wüsste dass jemand über mich wacht. Ich bitte dich also darum mich zu führen und zu helfen.“


    Man sah ihr sehr genau an das sie es sehr ernst meinte. Für sie war es ohne Frage dass jemand für sie die Verantwortung übernimmt, das war schon immer so gewesen und in ihrer Vorstellung des Lebens war es einfach so. Sie konnte sich auch nicht vorstellen das es mal anders sein würde, irgendwann würde man jemanden für sie finden den sie heiraten würde, auch dann würde ein Mann die Verantwortung für sie tragen. Das war ganz normal. Es hatte nichts mit Bequemlichkeit zu tun oder damit dass sie keine eigenen Entscheidungen treffen könnte, nein das hatte sie oft genug gemacht. Oft genug auch deswegen Ärger bekommen. Nein, für sie war es etwas was sie nicht anders kannte und das für sie auch richtig war. Vielleicht musste sie auch erst lernen selbständiger zu sein, selbstverantwortlich, aber bis es soweit war sollte und wollte sie das jemand das für sie tat.

    „ Du weist nicht was ein Duumvir macht? Aber wie kannst du dann so etwas werden?“


    Siie war doch sehr erstaunt über seine Antwort, auch die vielen fremden Bergriffe waren für sie verwirrend.


    „Was ist den LAPP und ein Comes oder ein Scriba?
    Was meine Zeit betrifft, ja es ist manchmal schon sehr langweilig, ich habe im Dorf immer etwas zu tuhen gehabt. Auch wenn ich es nicht immer mochte meiner Mutter zu helfen aber, um ehrlich zu sein, so ohne etwas ist es auf daure schrecklich langweilig. Selbst im Haus kann ich nichts helfen, es gibt soviel Sklaven und Angestellte. Könnte ich den etwas arbeiten, ist das erlaubt?“


    Jetzt wurde sie wirklich neugierig, auch dieser Ausflug war eine Flucht aus der Langeweile.

    Dagny betrat den Raum. Sie war neugierig auf das was hier stattfinden sollte. Ein Spielabend, - Würfeln. Sie freute sich riesig, sie hatte gedacht das sie auf diese Abwechslungen hier verzichten müsste, doch immer wieder wurde sie überrascht wie viel doch von ihren ihr bekannten Traditionen sie hier wiederfand.
    Sie hatte sich für diesen Abend zurecht gemacht, ihre Locken waren durch ein Band gebändigt und einige bunte Bände schmückten es noch zusätzlich. Sie trug ein naturweißes Kleid mit grüner Borte und einem breiten Gürtel. Die römische Kleidung war ihr zu unschicklich und auch zu leicht für das raue Klima, obwohl es im Haus immer angenehm warm war.


    „Heilsa“


    grüsste sie die beiden anwesenden und ging auf den Tisch mit den Kissen zu.

    Helena hörte ihr aufmerksam zu, ihr wurde es dabei gar nicht besser. Wie sollte sie das alles schaffen. Doch als Venusi die Männer ansprach musste sie doch schmunzeln.


    „Meine Mutter sagte immer das erwachsene Männer viel schlimmer sind als kleine Jungs. Sie benehmen sich wie sie und man darf sie dafür nicht mehr rügen sondern muss sie sogar bewundern. Also sind sie hier wohl nicht anders als bei uns Im Dorf.“
    Sie schmunzelte doch dann wurde sie wieder ernst.
    „Ich werde versuchen mich aus Rederein herauszuhalten doch, so vieles ist anders hier als zuhause…“ sie lachte auf als sie an den Römer im Garten dachte „…doch auch sehr auffregend. Ich danke dir auch das du mich in deinem Haus aufgenommen hast.“

    „Ich werde sie niemals vergessen, das verspreche ich dir Irmiar. Ich habe etwas angst, ich kenn mich nicht aus unter diesen Römern. Zwar ist es hier fast wie zuhause aber…“
    sie stockte etwas, wie sollte sie es ausdrücken, ihre nicht zu erklärende Unsicherheit, ihre Angst wieder etwas falsch zu machen. Doch auch ihre Neugierde auf etwas Neues und aufregendes.
    Zögernd löste sie sich von ihm

    „Ich verspreche dir zugehorchen. Du bist jetzt mein einziger Verwanter.“

    Zuerst war sie etwas erstaunt über seine Reaktion doch dann verstand sie.


    „Ich will nicht vergessen, ganz bestimmt nicht. Ich kannte zwar meine Eltern und auch meine Geschwister nicht aber sie sind ein Teil von mir. Wenn sie von mir gewusst hätten, bestimmt wären sie schon früher gekommen um mich zu holen. Nein vergessen will ich sie nicht.“


    Eine Träne hatte sich in ihr Auge gestohlen und sie wischte sie mit dem Handrücken weg.


    „ Zurück werde ich wohl niemals mehr gehen, oder?“

    Dagny hörte ihm zu, aufmerksam beobachtet sie auch sein Minenspiel dabei. Als er von ihrer Mutter sprach und das sie ihr ähnlich war, spürte sie einen Stich im Herzen. Wie gerne hätte sie ihre wahren Eltern gekannt. Mit ihren gesprochen, gelacht und gescherzt. Gesehen was sie miteinander gemeinsam haben.
    Sie seufzte auf, es war nicht möglich. Ihre Vergangenheit war mit den Überfällen untergegangen, so wie ihre ganze Familie. Nur noch der Mann neben ihr gehörte noch dazu.


    „Ich bin genau damals geboren worden, meine Mutter sagte immer es war im schein der Flammen das ich auf die Welt kam, darum sind auch meine Haare so rot und mein Name stammt auch daher, der neue Tag.“


    Sie strich sich einer ihrer Locken aus der Stirn, die immer wieder dahin zurückfiehlen.


    „ Alleine das wird mich immer an die Geschehnisse erinnern. Doch du hast recht, es ist Vergangenheit und vielleicht sollte ich die einfach ruhen lassen und jetzt ein neues Leben beginnen.“

    Etwas führsorglich sah sie zu seinem Bein als er das Gesicht verzog.


    „Du solltest das ganze nicht zu leicht nehmen, nimm dir jetzt die Zeit zur Erholung.“


    Interessiert sah sie sich jetzt auf den Hof um, er war so ganz anders als sie es aus ihrem Dorf gewohnt war. Sie wusste schon das hier alles anders war, nicht mehr so wie auf der andern Seite des Flusses und genau das interessierte sie.


    „Erzähl mir von deiner Arbeit bitte. Was genau machst du als Duumvir? Ich bin gespannt auf die Stadt, etwas vom Umland habe ich ja schon gesehen“
    Sie lacht auf.

    Sie schenkte ihm ihr schönstes lächeln.

    „ Du sucht aber auch jeden Ausweg um dich hier zu entziehen? Nein, nein das kann warten bis du wieder fitt bist.“


    Ihr Blick war voller jugendlichem Schalk.


    „ Brauchst du noch eine Decke, soll ich dir etwas holen?“

    Sie hörte ihr aufmerksam zu und dachte über das gesagte nach. Wahrscheinlich hatte sie recht, wenn sie zurück dachte hatte ihr ne an etwas gefehlt, ihre Pflegemutter hatte sie geliebt, da war sie sich sicher.


    „ Ja.“


    Sie war etwas nachdenklich.


    „Ich kann mich kaum an den Überfall erinnern, ab und zu habe ich Träume. Ich dachte das sind einfach nur Träume aber jetzt weis ich das es nicht so ist. Du hast sicher Recht. Vieles hat sich verändert. Ich bin jetzt sehr gespannt auf das Leben hier.“


    Sie schob die etwas traurigen und düsteren Gedanken auf die Seite, so viel war passiert und noch mehr würde sie wohl jetzt erleben. Das wichtigste aber war, sie hatte jetzt eine wirkliche Familie.