Sertorio klappert mit'm Geschirr herum, hantiert mit den Töpfel und Töpfchen, die wie ein Haufe ungeordneter Hilfstruppen nach geschlagener Schlacht auf'm großn Tisch beim Spülbottich stehn un' darauf wartn, nach ihrem Tagwerk ins heiße balneum springen zu dürfn. Mit Zitronenscheiben weicht Sertorio die hartnäckig anhängenden Speisereste ein, kratz und schabt, schubbelt mit Lappn und auch'm aus dem balneum der Herrschaftn ausrangiertn Schwamm herum.
"Du bis' Sertorio?" sagt eine Stimme vom Eingang.
Sertorio dreht sich um, sucht nach einem festern Gegnstand, den Eisntopf, mit dem er dem Kerl da im hellen Türeingang den Schädl glattklopfn kann. Ein Zwerk, der ihm bis zur Schulter geht, mit'm Kopf, glatt wie'n gepelltes Ei, schweiglänznd, miefig bis zum Spülstein.
"Und wenn" grunzt Sertorio unbeteiligt.
"Locker blei'm, ich bin hier, um Dir was zu stech'n" sagt der Zwerk. "Bin Armin" fügter hinzu.
"Soso, 'n Zwerk, der'n echta Stecha is', wa'?" Sertorio grinst: "Armin da Stecha".
"Nee, Alabasta-Armin nennen'se mich, weg'n meina Alabasta-Haut"" Armin streichelt über seinen sonnengräunten, schokoladigen muskulösn Arm.
"Jo, Mann, dann mach' ma los. Da is' Feuer, zum reinign der Nadln, keine scheiß Drecksnadln, keine scheiß Dreckstinte, klar?", sagt Sertorio.
"Seh ich aus wie'n Amateur? Bin ich Amateur-Armin oda was, biste Sertorio der Scheißkluge oda wie?" Armin schnaubt und grinst.
"Locka bleib'm, wärst nich' der erste, der mi'm großn Maul seine Nadln fressn mußte" weist Sertorio ihn grinsend auf das Schicksal mancher Schlamper hin, die ihren Kunden neben schlechten Tätowierungen auch Infektionen gemacht hattn.
Armin nickt, packt seinen Lederbeutel aus, nimmt die Nadln aus'm Etui, stellt die Gläschen mit der Tinte hin.
Nachdem Armin und Sertorio so Freundschaft geschlossn haben, die Nadln überm Feuer desinfiziert und danach abgekühlt sind, die schwarzblaue Tinte bereits offen steht, um in die genadelte Haut getropft zu wer'n, setzt sich Sertorio in eine helle Ecke der Küche umgekehrt auf'n Stuhl, Brust anne Lehne, Rücken zu Armin.
"Un, wohin willste, Süßer, das Schmuckstück? Auf'n Arsch, damits Dein Liebster jede Nacht un' jedn Morgn bewundern kann?" fragt Armin.
"Du mich auch" sagt Sertorio und zieht am Rückn die Tunika runter, sodaß ein Stück Hals oberhalb der Schulterblätter sichtbar is'.
"Ne, ausziehn, Süßer, so funzt des nich'" schüttelt Armin den Kopf. "Wenn der Stoff hochschnalzt, isses im Arsch."
Sertorio nickt leicht, na, in Ordnung, er will nix Drittklassiges un' nix Versautes auf sich. Er steht auf, zieht die Tunika über seinen Kopf, wirft sie von sich und setzt sich mit nacktem Hintern und nacktem Oberkörper wieder hin. "Los, direkt über'n Halsansatz, oberhalb der Schulterblätter, genau inne Mitte. Exakt Zentrum, klar?"
Stille. Man hört das Feuer prassln, irgendwelche Geräusche von irgendwelchn Lebndn draußn, Armin atmet. Sonst Stille.
"Das, das, das is, das is'n ..."
"Ja, das is'n Tarraco-Ole. Fang' an."
"Du, Du hast'n Scheiß-echtn Tarraco-Ole auf Deinem verficktn Rückn'! Wer zum Geier bis'n Du?!"
"Jeman', der Glück hatte, Tarraco-Ole über'n Weg zu laufn. Sons niemand. Kam einfach zu uns ins Wirtshaus, soff sich'n Schädl voll und machte mir zum Lohn dafür das da inner Woche auf'm Rückn. So. Un' jetz' mach hinne."
"Es is' mir eine Ehre. Was'n Teil. Sieht aba 'n bißchn rechtslastich aus."
"Is' auch nich' komplett. Fehlt 'was, ging nich', später mal. Is'ne lange Geschichte für meine Enkl un' für sons' kein Arsch. Danke für die Blumen un' gut is'". Sertorio grunzt. Zufrieden, weil er einen Kenner hat. Die Aurelier war'n keine Scheiß-Knauser, guter Griff, mußte man ihnen lassn.
In den nächsten zwei Stunden, während derer das Licht immer spärlicher wurde, saßen Sertorio und Alabasta-Armin da und Sertorio bekam sein neuestes Motiv. Jedes Motiv hat seine Geschichte un' dieses wird von der Geschichte bei'n Aureliern erzähln.