Beiträge von Sertorio

    "Ne" sagt Sertorio. Vater war ihm zwar schon innen Ohren gelegen, von wegen Familie gründn un' so, aba irgn'wie hatter noch keine Lust dazu gehabt.


    "Bislang ging's imma ohne" meint er etwas schief grinsend zur Erklärung. Die blödn Hühna im Dorf, da war eigntlich keine drunter, mit denen er sich zu so gut wie mit sei'm Kumpl vastand.

    Sertorio beobachtet das Schauspiel von sicherer Entfernung aus, er hat nich'n Eindruck, daß da 'ne Gesunde herumgetragn wird.


    "Da" sagt Sertorio un' stellt, als Tilla wieda im Bett is', sein Tonschälchn auf Tischchen beim Bett. "Kla'e Fischsuppe mit Ga'neln. Stärkt un' schmeckt." Daß die acht Ga'neln jetz' inner Suppe fürde cena der Herrschaftn fehln, war Sertorio völlig egal. Zählt ja keina nach.


    Schnell zieht er sich wieda retour, ihn eklt leicht.


    "Mit dem Zeug auffa Haut kommtie mir nich' inne Küche. Nich' ma inne Nähe, kla'? Un' ihr solltet Euch heiß waschn, sonst kriegta auch das da, wenigstns." Sertorio weiß nich', was diese Schuppn un' Bläschen sin', aba gesund schaut's nich' aus. Krätze oda so.

    Mit zwo PS im Schrittempo üba 'ne Ausfallstraße is' kein Vagnügn. Die ganzn Pendla, die in Roms Speckgürtl ihre villachen un' Landgüta hattn un' täglich ins officium pendltn un' jetz zurück, warn die reine Seuche.


    "Ey, guck' ma' hintn nach was zu trinkn, ja?" Auch wenne Straße prächtig geplflastat war, vonnem Rand her war's imma staubig.

    Sertorio glotzt'n bißchen.


    "Vaarschn kannich mich selba. Sowas weiß jedes Scheißkind.- Wa brauchn Gewü'ze, Gemüse, 'ne Ziege un' Taubn. Mehl un' Getreide ham'wa ja schon,"


    Sertorio dreht sich um zum Karrn, hält aba nochma inne:
    "Weil's noch nich' wa'm genug is', Samn sterbn, wemma se zu früh innen Bodn reintut." Wenns das war, wasse Tilla wissn wollt'. Sah so aus.

    'Etz geht das schon wieda los. -.^ Kaum war man'n paar Augenblicke ausser Stadt, fingse wieda mit'm Redn an. 'Bis'wa da sin'' zu sagn, hatte wenig Sinn, war sich Sertorio sicha.


    "Bei dem Scheißvakehr? Stunden." Sertorio überholt'n schweren Lastkarrn mit Baumaterial für'n Grabmal treibt kurz'e Ferde an.


    "Blöda Saturnalienlenka, blöda! Schleich' auffa Lastspur, nich' mittn im Weg!" Sertorio schlägt sich auf Obaarm un' läßt 'n Untaarm mita zur Faust geballtn Hand hochschnelln. "Lauta Trottln, die ihre Lenkerlizenz inner Tombola gewonn' ham. Lebsngefäh'lich, diese Schleicha", erläutat Sertorio.

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    MATHO


    Matho nimmt sein Gesicht in beide Hände und schüttelt seinen Kopf leise wiegend hin und her.


    "Quo usque tandem, quo usque tandem ... wie lange noch, wie lange noch wollt ihr meine Geduld mißbrauchen ...?" murmelt er.


    "Hört mir auf mit Eurern idiotischen Schmierenkomödie, jeder von Euch hat hier etwas zu tun, und zwar das, wozu ich Euch einteile. Darüber wird nicht abgestimmt und Eure Meinung dazu interessiert auch niemanden. Ihr seid ja alle völlig durchgeknallt, bis repetita non placent: ich wiederhole mich nicht. Sertorio, Tilla: Küche; Hektor: raus hier, Siv: Wäschekammer - und Caelyn: raus hier, hol' Putzzeug und mach' hier sauber."


    Matho dreht sich um, schiebt Caelyn und Sertorio beiseite. "Nehmt Euch ein Beispiel an Sertorio: der denkt nicht und hält keine Maulaffen feil, sondern tut, was man ihm sagt." Womit er erhobenen Hauptes das Zimmer verläßt und den Gang hinuntereilt.

    "Gut" sagt Sertorio un' nickt. Dann sagter noch "Danke - Vale.", bedankt sich so fürs Geld, was er sich am Gürtl befestigt, die Rolle unterrm Arm - un' übahaupt. Er verbeugt sich un' geht 'raus.


    Wer auch imma's leisteste bißchn Neid Sertorio gegnüba äußern würde, wegn dem Auftrag, dem würd' er die näxtn aufs Auge drückn. Auf'm Ferderückn durch die Szene zu galoppln, war so ziemlich's bescheuertste, was er sich vorstelln konnte. Aba man muß ja mobil sein heute, wie manche diesa Sofistn annen Straßnecken erklärtn. Also rauf aufs Ferd, runta vom Ferd, rauf aufs Ferd, wieda runta.


    Sertorio hatte keine Ahnung, wie weit Mantua von Rom entfernt is'. Vielleicht eine Nacht oda so. Er packte sich'ne zusammngerollte Decke, 'n Laib Brot, Wasserschlauch un'n Beutl Obst hintn auf Luna un' macht sich dann davon. Daß er drei Tage nach Mantua hin un' wohl drei Tage zurück brauchn würd', wenner Luna antrieb, das ahnte er nich'mal , als er später kurz nacher Stadt 'n Meilnstein miter Aufschrift sah:



    MANTVA CCCXXVII M P


    "Decimus Annaeus Varus, Duumvir von Mantua. Bom Sertorio nimmte Rolle un' vaneigt sich leicht.


    "Hüm. Wo ist Mantua? Süden oder ...? Wann soll ich wieder da sein?" Solange Mantua nich' üba de Alpn lag, wars ihm wurscht. Kälte kanner nu' jetz' nich' brauchn. Un' das mit'm Ferd ... naja, würd' er halt'n Tag nich' sitzn könn'n.

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    MATHO


    Matho dreht sich nochmal zu Hektor um.


    "Lieber Junge. Kriegst ein Fleißbildchen dafür, wenn ich daran denke. Naächstes Jahr lernst Du dann bis vier zählen, das wird Deinen Wiederverkaufswert ungemein steigern. Um gut ein Drittel."


    Ein Grieche, der aussah wie ein Wanderprediger, der von der judäischen Volksfront übriggeblieben war. Oder war's die Volksfront von Judä? Egal. Matho schüttelte den Kopf.


    "Das Problem ist, daß in diesem Hause zu wenig gearbeitet und zu viel Händchen gehalten und herumgeschwoft wird. Tilla ist hiermit wieder gesund und wäre schon gestern wieder gesund gewesen, wenn ihr hier nicht alle andauernd herumhocken würdet. Und jetzt alle raus. Alle. Tilla: zweieinhalb Minuten!"


    Matho geht zur Tür und schlägt sich beinahe die Stirn an der inzwischen halboffenen Tür an.


    "Vazeihung", sagt Sertorio, der inner Tür steht unne kleine Schale mi' Deckl inner Hand hält.


    "Wunderbar. Großartig. Phänomenal. Der Junge hat ein Gespür für die richtigen und wichtigen Momente im Leben. - Tilla, Dein Abholkommando ist da. Sertorio, Tilla hilft ab heute wieder in der Küche beim Backen." Matho lächelt ohne zu lächeln.


    "So" sagt Sertorio, immernoch die Schale inner Hand.

    Sertorio schon sein Gestell innen Raum un' dachte, jetz' hätta gerne 'n paar Nüsse in Honig, beruhigt ungemein, wenn's ma wieda länga dauert. Offnsichtlich wollte sich Aurelius Ursus untahaltn, war wohl'n bißchn einsam hier innem Büro.


    "Ja" sagte Sertorio teinahmsvoll und nickte. Wozu auch imma.

    "Sä'm Aprilis-Maius, dann fangse im Iulius an mi'm bühn." sagt Sertorio un' will sich umdrehn.


    Hat'e Tilla jetzt gered't oda was war los? Wieso hatter's letzte vastandn, ohne nachzudenkn. Oda lager völlig falsch? Sertorio zieht kurz'e Stirn kraus.

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    MATHO


    Warum eigentlich kaufen die Domini immer solche Ware? Later Problemfälle, schnell im Krankwerden, langsam bei der Arbeit, grottenschlechtes Latein, wie direkt aus dem Lupanar ausgebüxt, oder überhaupt nicht reden könnend. Es war zum Haareraufen, die villa Aurelia ist ein einziges Findlingsheim, wahrscheinlich denken sie die domini Corvinus und Ursus, 'ha, da macht jemand bestimmt Ärger, ist faul, dum und guckt treudoof, den müssen wir haben." Wie in einer Sozialstation, wenn es mal sowas gibt, dann ist die villa Aurelia sicherlich ein leuchtendes Vorbild.


    "Ja, Du sein Pause. Du sein vielleicht mal zur Abwechslung Arbeit, was?" Matho wendet sich erst garnicht zu Siv. Wozu auch?


    "Und wenn Madam Tilla nicht in drei Minuten in der Küche steht, kann komme ich mit einen großen Wassereimer und ..." Matho hält inne "Saubermachen könnte man hier vielleicht auch mal. Vielleicht setzen wir die Schweine ins servitricium und die Sklaven in den Koben. Der ist jedenfalls momentan sauberer als das hier" mit der Hand wedelt Matho herum, auch vor dem Kopf, eine Geste, die imperiumweit als 'ihr seid ja total plemplem' verstanden wird. Auch ohne Worte.


    "Also los. Drei Minuten! Tres, Drei, III!" Matho geht zur Tür.

    'Ih' könntmich ma' alle kreuz un' quer' denkt sich Sertorio. Fraun haltn imma zusammn, egal warum, Hauptsache gegn Mann. Null Peil vonnix, aba volles Rohr 'rumnöln. Sertorio kams Kotzn.


    "Die würd' ich nich' anmachn, selbst wennse drum bettlt", sagt Sertorio.


    Sertorio is' doch nich' blöd. Nich', daß'se nich' vielleich' irgenwo unter ihrem ganzn Getue un' Gemache nich' vielleich' doch nett is, aba der Einsatz, nur Ärga zu krieg'n un' sons' nix, war ihm zu hoch. Wenn Sertorio scharf war, ginger inne Stadt, da ging imma was ohen Probleme.


    "Un' Du, Tilla, gehs' nich' allein nach Hause. Ich hab' für Dich de Vaantwo'tung, daßder nix passiert - daß Dich kein alta Fettsack anmacht - " Sertorio ginst ironisch, wenner des kann. "un' damit basta. Ich kannich mit dem Zeug allein 'rumlaufn, des is' hastenixgesehen weg. Un' wennda 'was allein passiert, isses meine Schuld. Un' Du bis Ballast, wennde Dich anstellst wie'n Kleinkind. Jednfalls hamma Sonn'blum'nke'ne jetz'."


    Sertoro macht 'ne Bewegung mitta Hand.


    "Un' wenner jetzt fertiggelabert habt, dann geht's weita. Ich will nich' erst näxte Woche wieder heimkommn. Klar?" sagt Sertorio.

    Sertorio is' üba die Wendung nich' so glücklich. Noch so'ne Jungfrau "Rühr'michnich'an". Völlig abgehobn'e Vorstellung'n vom Fickn. 1, 2, 3, fertig. Was soll' das Gerede darum? Die ganzen Scheißseifentheaterstücke, die 'was von ewiga Liebe, Treue un' sowas unnatü'lichem schwabbern, die vadreh'n de Weiba total'n Kopf. Dabei is' das gegn die Natur des Menschn, Liebe vageht im Alltag, aber Spaß hat man imma gern.


    "Un' wer soll'ma helfn?" Sertorio ä'gert sich. Er is' doch kein Scheißaussätziga oda sower. "Ich machs gnä'e Fräulein schonnich' schmutzig, 's reicht, wennde auf'n Wagn aufpaßt, damit niemand 'was klaut." Eigentlch hatter vorgehabt, der Tilla was üba Gewü'ze beizubringn, wenn'se backn will, dann soll'se das auch richtig tun. So blöd, wie'er dachte, is'se nich', will was tun, sich nützlich machn.


    "Hey Caelyn", sagt Sertorio mit einem Nickn. Na, supa. Jetz' kanner sich einäschan lassn.


    "Einkauf. Vorräte auffülln." Sertorio informiert'se ausfüh'lich.


    "Se hält mich fü'n Arsch. Nix neues also. Alles wie gehabt. Wir' müssn weita. Kommste mit?"