Beiträge von Tiberiana Crista

    "Aber klar, wegen angenehmer Dinge stehe ich vor dieser Tür..." dichtete Crista spontan und musste zugeben, dass sie in diesem kunstsprachlichen Metier nicht besonders gut war. Egal.. hauptsache sie kam hinein beziehungsweise wurde zu der unbekannten Dame geführt, die Durus zum Diktieren eines Briefes sowie zum Auftrag eines Blumenstraußes veranlasst hatte. Sie trat mit dem rechten Fuß zuerst ein, strich ihre dunklen Haare hinter die Ohren und folgte dem Türsteher hinterher. Die Spannung stieg mit jedem Schritt.. ganz bestimmt war sie hübsch und jung. Vielleicht noch jünger als sie selbst ? Hm, das wäre mal was ganz neues, aber sowas konnte Crista nicht gutheissen und würde es mit Sicherheit auch sagen wollen. Ihre Hand wanderte zum Sack Pistazien, knobelte eine Pistazie heraus. Diesmal aber liess sie die Kerne nicht fallen sondern steckte sie zurück. Da vorne waren schon einige Türen in Sicht. "Da sind wir ja..." und riet lieber nicht hinter welcher Tür die Adressatin wohnte.

    Vom Markt wanderte sie wieder ins Villenviertel zurück, fragte nach der Dame, denn sie wusste nicht wo sie wohnte. Crista folgte der mündlichen Wegbeschreibung eines älteren Mannes und erreichte die Villa. Diese war nicht minder prächtig als die vom Hausherrn der Tiberianer. Die junge Sklavin verzehrte noch eine Pistazie, steckte den kleinen sack weg und machte sich auf den Weg bis zur Tür. Sie klopfte an das Holz, trat einen Schritt zurück, wartete lächelnd auf dessen Gesicht sie gleich sehen würde. Die ehemals weissen Rosen und den Brief hielt sie sichtbar im angewinkelten Arm, beides übermittelte eine stumme und doch so klare Botschaft. "Salve.. ich überbringe zwei angenehme Dinge und möchte zu Caeciliae Calenae." lautete Cristas erster Satz, den sie selbstbewusst von sich gab.

    So, sie sollte sich wohl selbst um die Münzen kümmern, um die Blumen für die Dame bezahlen zu können. "Sehr wohl.." brummte Crista, näherte sich Durus und nahm die Schreibutensilien mit, um sie wieder dahin zurückzulegen, wo sie sie hergenommen hatte.


    Die Tinte brachte sie auf eine Idee und sie lächelte vergnügt in sich hinein. Ja... so würde es gehen!! Sie füllte ein bisschen Tinte in ein kleineres Gefäß um, verschloß es mit einem Korken und marschierte zum Aufseher der Sklaven, um diesen ihren Auftrag zu erklären und die nötigen Münzen zu bekommen. Der Mann kümmerte sich und recht bald erhielt sie des Geldsäckchen, in dieses tat sie das Tintenfaß hinein und verliess die Villa Tiberia. Auf dem Markt fand sie die Blumenart die sie suchte und verhandelte mit dem Händler, der aber beharrte auf den zuletzt erwähnten Preis, sodass sie diesen bezahlte. Zuletzt bat sie den Händler um etwas Wasser, das zu der Tinte gemischt werden sollte. Crista überredete ihn mit einem besonders freundlichen Lächeln. Klar... es waren auch ganz besodnere Blumen und sollten auch ein ganz besonderes Begleitgeschenk zum Brief werden. Die restlichen Münzen gab sie für einen kleinen Sack Pistazien aus, die sie unterwegs verzehrte und die Kerne fallen liess, während die Blumenstengel dem Tinte-Wasser-Gemisch ausgesetzt waren.


    Post für die Dame

    Gehorsam nahm sie die nächsten diktierten Worte auf dem papyrus auf und schrieb den gesamten Brief noch einmal ordentlich und ohne durchgestrichene Sätze sowie Fehler ab.


    Tiberius Durus Caeciliae Calenae s. d


    Ich danke dir für deinen Brief und deine Sorge um mich.


    Ich bin wohlbehalten zu Hause angekommen, habe aber offensichtlich ein wenig zu lange mit dem Kühlen gewartet. Ich hatte ein paar kleine blaue Flecken. Mir geht es allerdings bereits wieder gut. Dank der Kühlung habe ich kaum Schaden davongetragen.


    Zum Dank für Deine Hilfe bitte ich Dich, diesen Strauß mit Blumen anzunehmen. Es ist gut, dass es noch Menschen wie Dich gibt, die einander helfen.Ich hoffe, Dir auch eines Tages etwas Gutes tun zu können!


    Vale!


    Schliesslich erhob sich die Sklavin, um Durus die Utensilien für das Unterschreiben zu reichen. "Achja.. welche Art von Blumen sollen es sein.. ein einfacher bunter Herbstblumenstrauß oder mehrere Sonnenblumen auf einmal?" fragte Crista noch schnell, um ein bisschen mehr zu wissen. "Und ich brauche Münzen..."

    Crista gab das Lächeln gerne an Philogena zurück. "Oh.. ich meinte Herrin Tiberia Arvinia. Sie ist wie ihr genauso interessiert in solch häuslichen Veranstaltungen und schätzt eine gesellige Runde." flunkerte Crista vor und hoffte Arvinias Interessen gut eingeschätzt zu haben. "Verzeiht ihr bitte, dass sie noch nicht da ist." entschuldigte Crista sich nocheinmal.


    Dann endlich hörte sie Tiberias Stimme und atmete erleichtert auf. "Da ist sie ja!! Das ist meine neue Herrin!" tat sie kund. Crista erhob sich von ihrem Platz und eilte zu der jungen Frau, die aber von Durus schon angesprochen und den anwesenden Herren vorgestellt wurde. Crista machte sich mit einem dreimaligen Zupfen an Arvinias Ärmel bemerkbar, nickte zu Philogenas Richtung. "Die junge Frau fragte gerade nach Euch..." flunkerte sie erneut und stob im nächsten Augenblick davon um Arvinia ebenfalls mit einem Teller vom zweiten Gang sowie einem Becher süßen, verdünnten Honigwein auszustatten. Jetzt hatte sie eigentlich alles erledigt... nur eines fehlte noch. "Verzeiht.. aber wie soll ich euch ansprechen?" fragte sie atemlos Philogena, neben der sie schon wieder Platz nahm. "Ich bin Crista."

    Sie zuckte zusammen, als Durus so aufbrauste und schlug die Augen nieder, blickte auf den Brief. "Einen Blumenstrauß für die Dame..." flüsterte Crista und nickte. "Ja.. ich kann die Blumen besorgen. Inzwischen gehe ich so oft auf den Markt, da bin ich bei den Händlern inzwischen gut bekannt." erzählte sie noch und blickte nochmal auf die Schreibtafel. "War es das für den Brief oder kommen noch ein paar Zeilen dazu?!" Crista selbst schrieb den Brief und fragte sich kurz, ob Durus nicht selbst schreiben konnte. Aber dann wäre er ja kein anerkannter und angesehener Senator! Oder er war es inzwischen gewöhnt zu diktieren...

    "Hmm... ein taubenblaufarbenens Kleid... ein perlmuttbesetzter Kamm." fiel Crista spontan ein."Oder ein wunderschönes Set zum Briefe schreiben... hmm.. eine bestimmte Blumensorte zum Strauß binden lassen. Hm.. was gibt es noch? Oder ihr schickt ihr einen Gutschein für Catos Laden und sie sucht sich auf eure Kosten etwas aus was ihr gefällt? Ich meine, in so einem Laden kann man sich eigentlich immer wieder mal begegnen." plapperte Crista. "Natürlich nicht als immerwährender Treffpunkt sondern einfach so bis sich ein neuer Treffpunkt ergibt. Also ein Ort wo der jeweils andere weiss, dass man Euch oder sie dort antreffen kann. Mhm.. die Bibliothek.. ein Tempel.." Sie blickte auf den Brief nieder. "..und dann später gemeinsam und ganz gemütlich zum See außerhalb Roms fahren." schlug sie außerdem vor. Musste sie immer soviel reden?! Crista sah verlegen zu Boden, strich das Schreibpapier glatt. Hoffentlich hatte er jetzt nicht wieder vergessen, wie sie hiess!

    Sie war wieder aufgestanden ,ala klar wurde, dass Durus keine weiteren Dienste benötigte und wieder zur einzigen Dame dieses Treffens hinübergehuscht. Still und schweigend blickte sie immer wieder zu ihr hin, wartet auf Zeichen ob sie mehr vom ersten Gang haben wollte oder etwas anderes. Ein Tippen auf ihrer Schulter veranlasste sie sich umzudrehen... sie sah den Aufseher der Sklaven winken und nickte ihm zu. Gewandt stand Crista auf, erledigte Philogenas Wünsche und reichte ihr den Teller vor allen anderen. Mit einem entschuldigenden Nicken wollte sie sich von ihr entfernen, um Durus Wünsche zu erfüllen, doch der wurde schon von einem anderen Sklaven bedient. Schulterzuckend blieb Crista stehen und überflog Philogenas Geschirr. Mit einem Krug in der Hand kehrte sie zurück. "Möchtet ihr noch etwas verdünnten Honigwein?" fragte sie leise. "Kann ich noch etwas für Euch tun?" Mit braunen Augen suchte sie die Türen ab, die von diesem Raum abführten.. warum bloß tauchte Tiberia Arvinia nicht auf? War ihr schlecht oder war sonst etwas vorgefallen? "Ich kann nach schauen, wo Eure Gesellschaft bleibt..." fügte sie nachdenklich dreinschauend hinzu.

    Sie drehte sich strahlend und lächelnd zu ihm um. "Meinst du das wirklich? Ich würde mich freuen, wenn du mich genauso wie in der Casa Annea unterstützen würdest... so ein paar Kunden mehr genügen mir, um ein Opfer bezahlen zu können. es soll für meinen Vater sein. Sicher ist er schon stinksauer auf mich. Er soll mir bloß verzeihen... und... ich denke, er hätte dich sicher gemocht." Crista vergrub ihr Gesicht in seiner Schulter. "Ein Jahr beinahe bin ich schon hier... und nie schaffte ich es für ihn zu opfern. Ich nehme den Tempelbesuch samt Opferung und Gebet immer wieder vor.. und doch kommt immer wieder etwas dazwischen. Der Umzug nach Mantua und Aufenthalt dort.. dann wieder hierher zurückziehen. Der Tod meines alten Herrn und die Erleichterung darüber nicht Iuvenalis oder diesem schrecklichen Antoninus dienen zu müssen." Sie legte die Schläfe auf seine Schulter, küsste seinen warmen Hals. "Du weisst sicher schon längst, dass ich Tiberia Arvinia angeboten habe zu dienen. Sie hat mir prompt befohlen, 'Du' zu ihr zu sagen, wenn wir alleine sind." brachte Crista zwischen sanften Küssen hervor, hievte sich hockend auf die Bettkante und zog mit einer Hand die längeren Tunikateile über die Knie. Weil es so bequemer war oder weil sie Lust auf ein Vorspiel mit Cato hatte.

    Tiberius Durus Caeciliae Calenae s. d
    Ich danke dir für deinen Brief und deine Sorge um mich.Ich bin wohlbehalten zu Hause angekommen, habe aber offensichtlich ein wenig zu lange mit dem Kühlen gewartet. Ich hatte ein paar kleine blaue Flecken. Es hat sich aber nichts entzündet. Mir geht es allerdings bereits wieder gut. Dank der Kühlung habe ich kaum Schaden davongetragen.


    Crista las gehorsam alles vor, legte den Kopf schief. "Hmja.. die Dame hat Euch wohl sehr weitergeholfen. Vielleicht etwas Schönes dem Brief beilegen? Wenn sie Euren Ring gefunden hat, dann würde sie sich sicher über einen einfachen Ring freuen. Die Beigabe erinnert sie sicherlich an die Begegnung mit Euch. Vielleicht seht ihr sie ja wieder.. sie wünscht Euch sogar den Beistand der Götter." sprach die junge Sklavin.

    Crista besorgte für die junge namenslose weiblichen Gast den ersten gewünschten Imbiss, legte ein Stück Tuch dazu. Freundlich lächelte sie die Frau an und hockte sich in ihrer Nähe auf den Knien nieder, um bei weiteren Wünschen wieder aufzuspringen. Schweigend nahm sie die Neuankömmlinge wahr und versuchte niemandem im Wege zu stehen. Die anderen Gäste wurden des übrigen durch die anderen ebenfalls anwesenden Sklaven versorgt.


    Sie entdeckte die winkende Hand vom Hausherrn, eilte zu ihm und hörte seinen Befehl. Na hoffentlich winkte er nicht schon allzulange nach ihr. "Sehr wohl..." nuschelte Crista, schnappte sich einige Mitsklaven und setzte durch, dass diese beim Auftragen der Vorspeise mithalfen. Da sie eben diesen Befehl von Durus bekommen hatte, servierte sie ihm freundlich lächelnd seinen Vorspeisenteller, legte ebenfalls ein Tuch dazu und hockte sich kurzweilig bei ihm nieder, um die Zutaten in mundgerechte Häppchen zu schneiden.

    Mit ihren wenigen Sachen folgte sie Hand in Hand Cato in sein Zimmer und legte diese in einer kleinen Wandhöhle ab. Küssend erwiderte sie seine Zuneigung und kraulte seinen Nacken. "Ja, das finde ich auch." fügte sie dem hinzu, lächelte ihn ganz verliebt an.


    "Du hast noch nichts dazu gesagt, wie ich mit dem Annaer Varus gesprochen habe. Du schautest drein, als ob dir eine Maus über die Leber gelaufen ist. Mögt ihr euch nicht? Magst du mir erzählen, ob zwischen den beiden Familien etwas wichtiges vorgefallen ist? Weiss ich irgendetwas wichtiges nicht?" Das wollte sie gerne noch klären und drehte sich in seinen Armen mit dem Rücken zu ihm um, um durch das Fenster die Gegend draussen zu überblicken. Crista lehnte sich an ihn ran, legte ihre Hände vertrauensvoll in die seinen. "Deine Narbe ist gut verheilt..." merkte sie leise an.

    "Klar.. ich bin gleich wieder da." erwiderte Crista und nutzte die Gelegenheit, ihm vorerst aus den Augen zu gehen und ihre feuchten Augen trocken zu wischen. Sie fand mehrere Tafeln und kehrte mit dieser zurück. Gehorsam klopfte sie an und setzte sich auf den dreibeinigen Schemel den sie zudem mitgebracht hatte für eine ordentliche Schrift.


    "Ich bin bereit, Herr." Jetzt war sie aber gespannt auf die Antwort, die er ihr diktieren wollte. Sie schrieb schonmal den Namen der Empfängerin auf. Einem Sklaven war sie begegnet und er fragte sie was sie beim Hausherrn machte anstatt bei Tiberia Arvinis zu sein. Crista zuckte mit den Schultern und meinte, dass ihn dies nichts anginge. Es sollte eine Überraschung sein, schummelte sie hinzu.

    Ihr blieb nichts anderes übrig als zu nicken und sich von Orestes zurückzuziehen. Sie zog sich zum Tisch zurück, wo alle Getränke abgestellt waren und stellte neue Becher aufs Tablett, um diese anschliessend aufzufüllen. Es hatten schliesslich nicht alle Gäste etwas zu trinken in den Händen. Crista stellte zwei Becher mit süßen Honigwein hinzu und wandte sich geschäftig um. Iuvenalis war dazugekommen. Auf ihn war sie immer noch sauer wegen dem Vorfall in ihrem Zimmer und beschloß ihn zu ignorieren.


    Ach.. jetzt rief Durus zum Essen auf. Sie liess das Tablett stehen und blickte sich nach der einzigen Frau um. Vielleicht ihr ein wenig Gesellschaft leisten? Vieleicht es mit einem anderen Getränk probieren. Spontan nahm Crista den Becher Honigwein an sich und versuchte es nocheinmal bei Philogena. "Kommt, ich zeige euch euren Platz.. entweder die Liegen oder einen unserer Korbsessel." bot sie ihr an, lächelte leicht. Die junge Frau sollte einen Eckplatz bekommen.


    "Ich habe Honigwein.. vielleicht sagt Euch dieser zu?" Crista stellte den Becher auf den kleinen Tisch neben Philogena ab. Dieser gegenüber lag der Hausherr, rechts und links zwei weitere Herren. Jeder Gast hatte einen eigenen Sklaven zugeteilt bekommen und sie sollte sich wohl als Frau eben um diese Frau kümmern. "Es gibt Fisch und gebratene Eier, Fleisch, lukullische Würste und Obst." kündigte sie die Gangfolge an. Crista holte einen Teller hervor und war bereit eine kleine Auswahl für die Frau zusammenzustellen und in mundgerechte Häppchen zurechtzuschneiden.

    "Nunja.. ich war früher als Kind sicher genauso frech und schlimm zu den Tieren bis dies plötzlich gar nicht mehr lustig war." meinte Crista. "Ja, diese Vierbeiner können wahre Freunde sein. Wenn man sie gut genug kennenlernt und ihnen das Vertrauen schenkt, geben sie es einem mit Geschnurr und lustigen Faxen wieder."


    Jetzt waren die anderen beiden näher gekommen, die junge Sklavin sah sie unverholen an, wusste sie doch noch nicht mit wem sie es zu tun hatte. Offensichtlich war aber, dass der Mann hinter ihr irgendeine Begleitung zur Sicherheit sein musste, so oft wie er sich umsah und die Gegend musterte. Die andere Frau, die sie wegen dem Kater angesprochen hatte, durfte erst nach dem Nicken von Calena den Kater streicheln. Was machten die drei am Rande der Armenviertel? Es sah ganz nach einer Herrin mit zwei Sklaven aus.


    "Oh... diese Frage ist ganz einfach zu beantworten. Senator Manius Tiberius Durus ist der Hausherr der tiberianischen Villa. Ich diene nach dem Tode meines Herrn inzwischen der jungen Tiberia Arvinia." Crista lächelte verschmitzt. "Wenn mich euer Alter nicht täuscht, seid ihr sicher genauso alt wie meine jetzige Herrin. Sie ist erst seit kurzem in Rom und hat noch keine gute Freundin gefunden zum Quasseln und Quatschen." Im neue Kontakte knüpfen hatte sie schon Erfahrungen gemacht und diese waren jedesmal gut ausgegangen. Warum auch nicht jetzt? Crista machte einen kleinen Knicks, senkte für den Moment den Korb und sah zu Boden. "Ich bin Crista." stellte sie sich mit dieser Bewegung vor und erhob sich.

    Crista nickte, dankbar der Antwort aus Philogenas Mund und wandte sich mit dem Tablett um. Huchherjeminenocheins.. beinahe wäre sie mit Durus zusammengestoßen. Eilig brachte sie das schwankende Tablett wieder in die waagrechte, ging weg von den dreien. Puh.. das war knapp gewesen, es hatte nicht viel gefehlt und sie würde sich mit Sicherheit in der Küche wiederfinden zum Abspülen des Geschirrs. Corvinus wollte keinen Wein, dafür aber seine Begleitung Orestes. Mit einem Lächeln überliess sie ihm das Getränk. Natürlich kannte sie die Männer allesamt nicht beim Namen, doch wenn sie die Ohren spitzte, würde sie schon herausfinden, wer wie hiess. Macer war der nächste der ihr das Tablett leichter machte, also zum Tragen. Crista sah sich um, suchte die Gesichter der Gäste ab, ob sie jemanden übersehen hatte, der auch etwas zu trinken haben wollte. Der Hausherr war immer noch mit den Begrüßungen beschäftigt.. schienbar kamen noch mehr Gäste. Doch die junge Sklavin hatte genug Weinbecher auf dem Tablett vorhanden. Sie schritt an Orestes vorbei, schenkte ihm ein Lächeln. "Möchtet ihr noch einen Becher? Oder sucht ihr jemanden?" fragte sie leise, während sie ihm das Tablett hinhielt.

    Das Schweigen bestimmte die Stille im Raum. Crista wartete geduldig, dachte selbst noch einmal über den Brief nach. Baden im See.. in ihrer Kindheit war sie oft mit ihrem Vater in einem See baden gegangen. Wie lange war des schon her? Viel zu lange. Und der Tod ihres Herrn war immer noch allzu frisch in ihrem Gedächtnis haften gebleiben. Crista schluckte, sah zu Boden und schickte ein stummes Gebet an den Himmel hinauf zu den Göttern. Ich bitte Euch für alle, die traurig sind, weil in ihrer Familie oder in ihrem Freundeskreis ein wertvoller, geliebter Mensch gestorben ist. Gib Ihnen und auch mir Kraft, mit dem Verlust umzugehen. Sie hob den Kopf, als sie angesprochen wurde, in ihren Augen schimmerten verdächtige Tränen. "Crista.. ich heisse Crista." presste sie leise hervor. Verflogen waren die Gedanken, wie und mit wem sich der Herr des Hauses vor ihr die Zeit vertrieb. "Soll ich eine Antwort überbringen?"

    Klar, dass er noch im Bett lag, während sie die Eingangshalle aufräumte. Crista klärte ihre Kehle mit einem Räuspern, trat näher zu ihm heran und las alles vor.


    Ihre Wangen glühten wie Feuer, als sie das letzte Wort bzw den weiblichen Namen aussprach und die Papyrusrolle in den Händen sinken liess. Alos diese Zeilen hatte sie nicht gerade erwartet!! Der Mann vor ihr hatte seinen wertvollen Ring verloren sowie eine Frau kennengelernt. Das war ja beinahe so ähnlich wie bei Cato und ihr! Jedoch hatte Durus etwas Schmerzliches aus dieser Begegnung mit dieser Unbekannten mitgenommen.. man sah es an den weniger gewordenen seltsamen blauen Flecken im Gesicht. Er und die Unbekannte in einem See schwimmen gehend.. das war eine tolle Vorstellung. Crista trat stur schweigend, nichts von ihren wirbelnden Gedanken verratend, einen Schritt näher und legte die Papyrusrolle ihm auf die Bettdecke. Bestimmt war ihm darunter schön warm geworden...

    Fisch und gebratene Eier, Fleisch, lukullische Würste und Obst... es war angerichtet und das Gastmahl konnte losgehen. Crista hatte für diese wichtige Angelegenheit eine einfache Tunika übergezogen, die die Farbe ihrer braunen Augen jedoch unterstrich und betonte. Ihren Kopf zierten kunstvoll geflochtete Zöpfe die zu Schnecken über den Ohren zusammengerollt waren. Neulich war auf dem Markt ein Händler gewesen, der Parfüm und Cremes vertrieb. Crista hatte ihm ein Minitöpfchen Creme umsonst abgequatscht und entsprechend gut roch sie nun für diesen Anlass.


    Mit einem Tablett voller Weinbecher bediente sie die Gäste, kredenzte ihnen guten verdünnten Wein direkt ohne noch rumwuseln zu müssen, gar die Gespräche stören zu müssen. Mit einem Lächeln kam sie dem Paar entgegen, welches gerade im Türrahmen wartete und atmete erleichtert auf.. endlich war eine Frau zu sehen. Sie fühlte sich schon ganz einsam. "salve zusammen.. verdünnter Rotwein ist mein Angebot. Greifen sie zu." sprach sie beide freundlich, mit gewisser Unterwürfigkeit in der Stimme, an.

    Crista fand beim Aufräumen der Eingangshalle eine liegengelassene Papyrusrolle und wunderte sich warum diese hier lag anstatt beim Herrn des Hauses. Und an wen war diese Rolle addressiert? Natürlich an den Hausherrn. Schade.. sie wollte einmal in ihrem Leben auch einmal Post bekommen. Und wenn sie schon diese Rolle in der Hand hielt konnte sie diese auch gleich persönlich bei Durus abgeben. Crista klopfte an der Tür und wartete geduldig auf die Erlaubnis zum Eintreten in seine Privaträume.


    "Salve, dominus.. hier ist Post für Euch. Eine ziemlich dicke Rolle die in der Eingangshalle lag und an Euch gerichtet ist. Soll ich diese Euch vorlesen?" Letzterer Vorshclag auch nur, um endlich mal Bescheid zu wissen, was der Herr vor ihr eigentlich den ganzen Tag trieb beziehungsweise mit wem er den Tag verbrachte.


    Manius Tiberius Durus
    Villa Tiberia
    Roma


    Salve Tiberius Durus,
    wahrscheinlich wunderst Du Dich, dass ich Dir schreibe, oder hast mich vielleicht sogar schon vollkommen vergessen. Ich bin die Finderin Deines Ringes welcher meinte mir einfach so vor die Füße zu kullern.
    Ich schreibe Dir weil ich mich nach deinem Wohl erkundigen wollte. Als wir uns sahen hattest Du eine kleine Verletzung davongetragen und da ich weiß, dass aus einem kleinen übel sehr schnell ein größeres werden kann, hoffe ich sehr, dass es Dir gut geht und die Wunde am heilen ist.
    Außerdem wollte ich mich noch für die Wegbeschreibung zur Casa Caecilia bedanken, ohne die ich sicher nicht wirklich dorthin gefunden hätte.


    In dem Gespräch welches wir hatten, kamen wir zu dem Punkt, dass wir beide das Schwimmen sehr mögen und ich habe mich kundig gemacht. Es gibt tatsächlich nicht weit weg vor den Toren von Rom einen See. Mir ist der Name schon wieder entfallen, aber er dürfte nicht so weit weg sein. Ich dachte ich sage es Dir, …..einfach so, vielleicht weckt es ja Dein Interesse.


    Ansonsten hoffe ich, dass es Dir gut geht und Dein Ring nicht mehr auf dumme Gedanken kommt.


    Ich verbleibe mit vielen Grüßen. Mögen die Götter stets an Deiner Seite wandeln.


    Caecilia Calena