Beiträge von Maximus Decimianus Gallus

    Ich trat ein und wartete. Den Brief legte ich auf den Tisch.


    Maximus Decimus Meridius
    Castra Legio IX
    Colonia Claudia Ara Agrippinensium,
    Germania


    Geliebter Maximus


    Erkennst du noch meine Handschrift oder musstest du erst nach dem Absender sehen um zu wissen, wer dir diesen Brief schreibt?


    Wir, also Maximian, Romanus, Valeria und ich sind inzwischen nach Tarraco zurückgekehrt, im Grunde sind wir im Moment auch die einzigen richtigen Bewohner der Casa dort, denn auch den Rest der Familie hat es inzwischen aus beruflichen Gründen nach Tarraco gezogen. Es ist schade euren Familiensitz so leer zu sehen, kenne ich ihn doch nur von zahlreichen Familienmitgliedern belebt und ich kenne ihn schon eine ganze Weile. Für mich gehörte eure Familie immer mit zu Tarraco. Aber zur Gesellschaft hast du mir ja nun eine Sklavin geschenkt, für die ich dir ehrlich danke, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich sie nicht eher als Zeichen dafür werten soll, dass es noch lange dauern wird bis ich dich wieder sehen werde.


    Aber zu dem, was dich sicher am meisten interessieren wird, meine Entscheidung bezüglich der Adoption. Ich habe lange darüber nachgedacht und ich werde ihr zustimmen, weil es mein Wunsch ist dich zu heiraten. Ich weiß, dass ich es dir, deinem Namen und deiner Stellung verdanke, dass sich eine solche Gens wie die der Iulier bereit erklärt hat mich aufzunehmen und du kennst mich gut genug um zu wissen, dass dies ein Grund war, der mich zögern und nachdenken ließ, der einzige um genau zu sein. Aber es gab ja mehr als gute Argumente die mich zu einer Zustimmung bewogen.


    Maximian sehnt schon ungeduldig den Tag herbei an dem er zum ersten Mal die Männertoga tragen wird und ich muss gestehen mir geht es nicht anders aber aus einem anderen Grund. Ich hoffe dich dann endlich wieder zusehen, endlich wieder mit dir reden zu können und mich nicht nur mit den Bildern und Worten in meinen Erinnerungen und Träumen zufrieden geben zu müssen. Manchmal wünschte ich, ich könnte den ganzen Tag träumen....Auch die Worte deines letzten Briefes habe ich schon längst verinnerlicht.


    Natürlich würde sich auch Maximian sehr über deine Anwesenheit freuen. Er widmet sich hier in Tarraco auch wieder mehr seinen Pflichten und dem Unterricht, allerdings habe ich das unbestimmte Gefühl, dass zwischen ihm Valeria noch immer ein besonderes Verhältnis besteht, nunja es ist nur ein Gefühl mehr nicht...


    Mit diesem Brief sende ich dir auch Grüße von deiner Familie hier in Tarraco und sei gewiß dass du nicht nur jetzt in meinen Gedanken bist. In der Hoffnung dies bald alles nicht nur in Briefen teilen zu können.



    Iulia Severa





    Es war noch früh am Morgen, die Sonne war noch nicht aufgegangen und die Kälte der Nacht lag noch über dem Haus, als ich erwachte und in die Dunkelheit starrte. Der Arm Nylas lag auf meiner Brust und ich sog mit meiner Nase den Duft ihrer Haut ein. Es war schön, sie neben sich zu wissen. Sanft legte ich mich auf die Seite und ihr Atem strich über mein Gesicht. Sie schlief noch und ich wollte sie auf keinen Fall wecken. Zärtlich drückte ich ihr einen Kuss auf die Nase und umfasste ihre Hüfte mit meiner Hand. Sie war so wunderbar warm. Draussen war es kalt und Nyla war so warm...

    Ich hatte die beiden Herren mit einem Kopfnicken gegrüsst und dann weitergefegt. Als Maior von Wohnortwechsel sprach blickte ich kurz auf. Würde schon wieder jemand die Casa verlassen und nach Rom ziehen? Rom schien der Familie nicht gut zu tun. Alle gingen und das Haus wurde leer...

    Ich kam wieder, hatte ich doch meine Schlüssel auf dem Tisch liegen lassen. Die jungen Herrschaften tanzten immer noch um meine Nyla und den Kochtopf herum und schienen keine Anstalten zu machen aufzugeben.


    "Ja, was gibt das denn hier? Los, ab jetzt. Lasst doch Nyla arbeiten. Oder wollt ihr ihr in der Küche helfen? Draussen könnte noch jemand Holz spalten für das Herdfeuer..."


    Ich zwinkterte den beiden zu und wurde dann etwas ernster.


    "Euer Lehrer kann jeden Moment kommen. Also macht euch fertig. Ihr werdet im Tablinum lernen. Ich habe schon alles vorbereitet..."

    ... trat ich in das Atrium, um wie immer den Raum auszufegen, bevor die Bewohner der Casa ihre Zimmer verlassen würden. Mit einem skeptischen Blick sah ich zum Himmel über dem offenen Dach. Es wurde Herbst und war morgens schon ziemlich kalt.

    Ich sah die Neue an und beschloss sie vorerst in Ruhe zu lassen. Sie würde in dem Haushalt noch genug Arbeit bekommen und da alles neu für sie war, sollte sie sich erstmal an alles gewöhnen.


    "Wenn Du was brauchst, komm einfach zu mir."


    sprach ich und ging.

    Ich setzte den Deckel wieder auf den Topf und und nickte mit dem Kopf. Die Delikatesse, welche ich gerade in meinem Mund hatte verschwinden lassen, war wirklich vorzüglich. Heiß und gut, genau das richtige für einen Mann, der schwer zu arbeiten hatte.


    "Der junge Herr, wird es selbst herausfinden müssen, allerdings hüte er sich vor der Köchin. Sie wird ihre Töpfe wie eine Löwin bewachen."


    Ich lachte und machte, dass ich aus dem Zimmer kam.

    Ich war in der Zwischenzeit an den Herd getreten und hatte in einen Topf gespickt. Was ich sah, sah wirklich gut aus und wieder einmal würde Nyla sich übertreffen. Zu dumm, dass nur die Herrschaften etwas davon abbekommen würden. Ich blickte sie fragend an.


    "Hast Du etwas mehr gekocht? Du weißt der junge Herr hat einen riesigen Hunger..."


    Ich zwinkerte dem Jungen zu und naschte aus dem Topf.

    Ich betrat mit Niobe die Sklavenunterkunft.


    "Dort hinten kannst Du Dir einen Schlafplatz raussuchen. Wir schlafen alle in dem selben Raum. Die Frauen auf der einen Seite, die Männer auf der anderen, ich direkt an der Türe. Vorsichtshalber..."


    Ich grinste.


    "Falls Du irgendwelche Privatsachen hast, lass Dir ein Kästchen geben. Die Wäsche wird dort hinten in den Truhen verstaut. Der Wassereimer in der Mitte des Raumes ist zum Waschen und Erfrischen gedacht. Essen gibt es Morgens nach dem Aufstehen, Mittags und Abends. Nyla ist in der Küche und versorgt den ganzen Haushalt, so dass auch für uns immer wieder mal Leckerbissen anfallen."


    Ich blickte sie an.


    "Brauchst Du sonst noch etwas?"


    Dann fiel mein Blick auf Hraban.


    "Hraban. Aufwachen. Die Pferde in der Stallung brauchen neue Eisen.
    Kümmer Dich darum. Ach, und wenn Du Juba siehst, sag ihm, dass er dem griechischen Lehrer Bescheid geben soll, dass seine Schüler eingetroffen sind."


    Sim-Off:

    Hufeisen - mit Riemen befestigt! Nicht genagelt! Das wurde erst später erfunden!

    ... betrat ich erneut das Balneum, ließ das Wasser ablaufen, reingte das Bad und gab die verbrauchte Kleidung der Herrin in die Wäsche. Zufrieden mit meinem Werk blieb ich kurz stehen, atmete den Duft ein, welcher noch im Raume lag und lächelte. Der Herr hatte wirklich eine schmucke Herrin aufgerissen, ganz ohne Zweifel.


    Mein nächster Gedanke war, dass ich vielleicht etwas von dem Öl für Nyla abzweigen könne. Doch ich verwarf ihn. Das Zeugs war viel zu teuer und nichts für uns Sklaven.


    Ich trat nach draussen...

    ... betrat ich das Balneum, reinigte die Wanne und sorgte für frische Handtücher. Dann füllte ich warmes Wasser ein, fügte Duftessenzen, einige Öle und Blütenblätter hinzu, etwas Stutenmilch und trat wieder aus dem Bad. Die Herrin des Herrn hatte nur das Beste verdient...

    Ich sah die Herrin hinzutreten.


    "Ja, Herrin. Ich werde mich umgehend darum kümmern."


    Dann fiel mir ein, dass ich sie gleich mit ihrer Gesellschafterin bekannt machen könnte.


    "Ach, Herrin. Ich werde ein neues Zimmer für Dich herrichten lassen. Es stehen seit dem Umzug von Mercator und seiner Familie ja einige Zimmer frei... Das Gästezimmer wäre nicht mehr angebracht.."


    Ich hielt kurz inne.


    "Und Niobe wird sich ebenfalls um Dich kümmern. Es war der Wunsch des Herrn, dass sie als Deine Kammerdienerin und Gesellschafterin in diesem Haushalt tätig würde..."


    Ich blickte zu Niobe.

    Ich atmete tief durch. Was war der letzte Stand, den er hatte?


    "Nun, zuerst ist der Halbbruder von Meridius hier eingezogen und mit ihm folgte seine halbe Familie. Dann kaufte Mercator eine Casa in Rom und zog mit seiner Familie nach dort. Und Iulia wohnt jetzt hier. Du kennst doch sicher noch die junge Frau von damals. Die Jugendfreundin Deines Bruders. Sie wohnt hier zusammen mit Maximian, dem Sohn meines Herrn. Du bist Onkel."

    "Ja, sie ist im Hause. Du bist mit ihr gereist.
    Sie weiß nur noch nichts von ihrem Glück..."


    sprach ich und lächelte. Dann blickte ich mich um.


    "Vielleicht zeige ich Dir aber vorher noch die Sklavenunterkunft."