Beiträge von Iunia Varilia

    Warum hielt er dann an dem Mann fest? Der gehört verkauft!


    "Gut. Sollte ich erfahren, das er seine Wut über den Rüffel an Lioba oder anderen Sklaven ausläßt, würde ich gerne sehen, das wir ihn zumindest wieder ins zweite Glied stellen und ihm den Posten als Maiordomus abnehmen."


    Eine Traube essend, schaute ich zu dem scheuen Wesen am Tisch. Sie ist wirklich noch zart, jung und unerfahren. Welch ein Bissen für die älteren Herrn im Haus. Ich würde aufpassen müssen, das sie nicht untergeht.


    "Doch reden wir von etwas anderem. Was hast Du in Zukunft vor, lieber Silanus?"

    Schwach klang ihre Stimme. Krank und unendlich Müde sah sie aus.


    "Ja ich bin es, Varilia."


    Erstaunlich das sie mich erkannt hatte, obwohl wir uns schon länger nicht mehr gesehen und gesprochen hatten.


    "Sprich nicht, erhol Dich. Dir soll jeder Wunsch erfüllt werden. Wir haben später, wenn Du wieder Gesund bist, noch soviel Zeit uns zu unterhalten. Aber jetzt musst Du dich schonen. Der Medicus hat Dir Ruhe verordnet.".


    Nur mühsam konnte ich meine Neugier unterdrücken. Was war gesehen? Wer hatte ihr so etwas angetan? Ich kannte Urgulania nur als gütiges Wesen. Obwohl wir Cousinen sind, hätte sie vom Alter her meine Mutter sein können. Daher hab ich Urgulania immer mit Respekt behandelt.

    Tatsächlich war ich nun verwundert. Vertraute er diesem Mann so sehr?


    "Wenn ich jetzt sagen würde, frag sie, dann könnte es sein, das sie aus Angst lügt. Das will ich nicht. Somit will ich Dir aus eigener zufälliger Anschauung berichten: Scheinbar hat dein Maiordomus deinen Willen nicht verstanden oder aber es bereitet ihm ein spezielles Vergnügen, jungen hübschen Sklavinnen den nackten Hintern zu versohlen! Da ich deinen Standpunkt bis eben nicht kannte, habe ich nicht eingegriffen."

    Klipp und klar. Anfauchen ist erlaubt, aber nicht anfassen! Nur weis das offensichtlich nicht Jeder!


    "Mein lieber Silanus, dann weist DU nicht was in deinem Haus vorgeht! Ich könnte Lioba schon gleich als Beispiel anführen!"

    Freundlich prostete ich zurück und nahm ebenfalls einen guten Schluck.


    "Du kommandierst deine Legionäre und ich das Personal. Von den Sklaven habe ich bisher einen guten Eindruck. Aber eine gelegentliche verbale Pflichterinnerung hat noch niemandem geschadet.".
    Grinsend dachte ich an meine Mutter, die hatte eine gewaltige Stimme, wenn sie einen Sklaven zusammen stauchte, hatte das einen unheimlichen Merkeffekt.
    "Wie hälst Du es mit der körperlichen Züchtigung der Sklaven, lieber Silanus?"
    Darauf war ich nun wirklich gespannt. Immerhin war er ein Mann UND ein Soldat. Die haben da oft andere Vorstellungen.

    "Das ist eine gute Frage. Vielleicht einen Gatten suchen? .... Nein, jetzt im ernst, für Aufgaben in der Öffentlichkeit eigne ich mich nicht. Schüchtern wie ich bin, könnte ich keine Reden halten oder religiöse Zeremonien vor Publikum durchführen. Wenn es den Herrn recht ist, würde ich gern, den Haushalt führen. Dafür sorgen das unser Haus ein Heim ist. Es ist nicht so, das ich nichts zum Unterhalt der Familie beitragen will. Es ist vielmehr so, dass ich der Auffassung bin, das eine Frau INS Haus gehört und für die Familie da ist. Ich weis dass dies nicht unbedingt die Auffassung von meinen Cousinen ist, aber ich denke nun mal so."


    Urgulania und vor allem Attica hatten Karriere gemacht oder waren dabei eine zu machen. Ein Drang der mir völlig fremd ist.

    Mit todernstem Gesicht, richtete ich mich etwas auf und beugte mich in seine Richtung. Ich tat so als ob ich schnüffelte, lehnte mich anschliessend wieder bequem zurück.


    "Heute nicht!"


    Dabei schaute ich ihn mit den unschuldigsten Augen an. Feixend warte ich nun auf seinen Konter.

    "Das ist eine gute Frage. Aber ich geh mal davon aus, das es sehr weit weg ist. Zu weit und zu unbequem für eine Frau, die eben erst in Aegyptus angekommen ist und sich noch von der letzten Reise zu erholen versucht."


    Dabei war die Reise gar nicht so unangenehm gewesen. Wetter und See ruhig, was will man mehr. Doch hatte ich entschieden keine Lust mich auf ein Kamel oder sonst ein Reittier zu setzen, vielleicht auch nur den Nil raufzufahren, um noch mehr alte Steine zu sehen. Nein, erstmal Alexandria und dann mal sehen.

    "Ach Kassandros, ich wollte Dich nicht ärgern. Irgendwie stammen doch alle Kulturen aus einer Quelle. Sind es nicht immer währende Fortentwicklungen des bereits Bestehenden? Wir sollten nicht so kleinlich sein und es immer nur an einer bestimmten Kultur festmachen. Den Nutzen haben wir doch alle."


    Das klang versöhnlich und war auch so gemeint.


    "Von dem hier bin ich jedenfalls tief beeindruckt. Egal wer es nun gebaut hat. Es ist einfach nur schön."

    Mir wurde sofort mitgeteilt das Urgulania erwacht ist. In ihrem Cubiculum sah ich das Urgulania zwar wach, aber immer noch sehr schwach war. Leise ging ich zu ihrem breiten Bett, setzte mich wieder in den Korbsessel, sah sie schweigend an und legte dann meine Hand sanft auf ihre zarten Schultern.


    "Willkommen daheim.", sagte ich leise und mit einem traurigen Lächeln.

    Amüsiert schaute ich meinen "großen" Cousin an.


    "Und was ist deiner Meinung nach DAS Beste? Ein grober Legionsoffizier? Unrasiert und immer nach Mann riechend? Oder doch lieber einen hohen Beamten der Verwaltung? Der zwar nicht nach Mann, dafür aber nach Langeweile riecht?"


    Genüßlich ließ ich mir ein Stück helles Fleisch schmecken. Zwar war mir bewusst, das ich verheiratet werden konnte, aber so schätze ich meine beiden Männer nicht ein. Also werde ich getrost warten, bis sie mir einen vorstellen, der mir gefällt oder lerne inzwischen selbst den Mann meiner Träume kennen. Kommt Zeit, kommt Gatte.

    Sichtlich stolz auf seine hellenischen Vorfahren, kam mir so in den Sinn. Dabei war mir so in Erinnerung, dass die Pyramiden auch ohne griechsiche Hilfe entstanden waren.


    "Die Ptolemäer sind mir ein Begriff. War nicht die unseelige Cleopatra die letzte Königin aus diesem Hause? Aber sag Kassandros, sind die Städte Memphis und Theben, sind die Pyramiden selbst, nicht älter als Alexandria? Haben da auch hellenische Baumeister gewirkt?".


    Die Fragen mögen ungehöflich sein, aber vielleicht sollte man einen stolzen Hellenen ab und zu daran erinnern, das es Zvilisationen gab und gibt, die der ihren zumindest ebenbürtig sind.

    Mit Argusaugen überwachte ich den Transport meiner Cousine vom Atrium in ihr Cubiculum. Scheinbar hatten meine warnenden Wort gefruchtet, denn die beiden Sklaven behandelten die Trage mit der schlafenden Urgulania wie einen Korb mit rohen Eiern. Ebenso sanft, wie vorsichtig, wurde sie dann von der Trag auf das breite, mit Kissen fast überladene Bett gelegt.


    "Geht, ich will Wasser, etwas Wein, Obst, duftendes Öl und Weihrauch! Dann will ich eine Sklavin die immer hier ist und Jemanden der einen Palmwedel bedienen kann!"


    Flink wie die Wiesel waren dann auch alle verschwunden, um das Gewünschte herbei zuschaffen.


    Einen Korbstuhl zog ich mir an ihr Bett, setzte mich hinein, nahm ihre Hand und began damit sie zärtlich zu streicheln.

    Nach dem uns Quintus Octavius verlassen hatte. Folgte ich den Sklaven die meine Cousine auf der Trage trugen. Wieder beschäftigte mich die Frage, was Urgulania eigentlich bei dieser Karawane zu suchen hatte und vor allem, was ihr wohl zugestossen sein mochte. Trotz meiner Neugier beschloss ich zu warten, so lange bis Urgulania es mir selbst sagen würde.

    Sein Angebot konnte ich schlecht ablehnen. Es war gut gemeint, auch wenn ich meinte seine Hintergedanken erraten zu können.


    "Deinen Vorschlag nehme ich gerne an. Silanus wird das sicher auch gutheißen. Ich freue mich Dich dann bald wieder zu sehen."

    Scheinbar hatte ich mit meinem leichten Wutausbruch, den Octavier etwas verwirrt. Oder warum sah er mich so an?


    "Oh Du musst verzeihen, ich bin eigentlich nicht so, aber sieht man nicht, das hier kein Sack Getreide geliefert wird, sondern ein leidender Mensch vesorgt werden muss? So etwas gleichglütiges macht mich wütend. Also verzeih bitte, meine kleinen Ausbruch, Qunitus Octavius.".


    Mein Lächeln war wieder von der sanften unschuldigen Art.


    "Wenn DU nichts mehr hast? Ich für meinen Teil muss mich jetzt um meine Cousine kümmern. Nochmal vielen Dank dafür das Du sie her gebracht hast."

    "Da für wäre ich Dir sehr dankbar Quintus Octavius. Silanus sollte wissen, das unsere Cousine gefunde wurde."


    Dafür schenkte ich ihm mein schönstes Lächeln.


    Fast Zeitgleich erschienen zwei Haussklaven, die die Trage mit Urgulania etwas unvorsichtig anhoben.


    "Seid vorsichtig ihr Tölpel!", zischte ich die beiden an, "Wenn ihr nicht aufpasst, werde ich euch eigenhändig züchtigen!".