Beiträge von Iunia Varilia

    "Die Fahrt von Italia nach Aegyptus habe ich genossen. In Hispania konnte ich ab und zu mit einem Freund meines Vaters fahren. Zwar ging es nur die Küste entlang, aber es war einfach schön. Gerudert wurde nicht. Es waren einfache Handelssegler, aber trotzdem."


    Vielleicht bekam ich doch einmal die Möglichkeit ein Kriegsschiff nicht nur von weitem und von aussen anzusehen. Diesen Satz von Qunitus werde ich mir merken, ich meine den in dem er von der Chance einer Besichtgung spicht. Bei Gelegenheit wird er daran erinnert. Ganz bestimmt.

    Hmm ich dachte nach, ob ich den Comes oder den Procurator vielleicht kennen würde. Doch verkehrte ich nicht in diesen Kreisen, vor allem nach dem Tod meiner Eltern nicht.


    "Haben Dir Vater und Bruder nie geschrieben, wie schön Hispania ist? Ich habe gern dort gelebt, aber als meine Familie dort fast ausgestorben war, hielt mich nichts mehr.".


    Er war also kein "echter" Octavier, sondern ein Germanica. Interessant.


    "Hat es Dir bei der Classis nicht mehr gefallen oder warum bist Du nicht mehr dabei? Ich liebe nämlich Schiffe und ich hab noch nie ein Kriegsschiff von innen gesehen."

    Kann sein das ich in Vorurteilen ganz gross bin. Aber hatte mich der Offizier am Eingang zum Wohnbereich schon sehr an die alten Soldaten erinnert, die bei meinem Vater zu besuch waren, so konnte das genauso für den jungen Offizier an meiner Seite gelten. Irgendwie kommen die nicht aus ihrer Haut. Dieser Gedanke ließ mich lächeln.


    "Ich bin erst ein paar Tage hier. Dafür waren diese Tage aber schon ganz schön aufregend. Was das Klima angeht ... ich bin in Tarraco aufgewachsen, dort ist es im Sommer nicht viel kühler. Vielleicht macht es mir deshalb nicht ganz soviel aus, hier zu leben."


    Immer noch etwas muffelig, wegen dem Vorfall eben, schaute ich mir auf den Weg, als zu ihm.


    "Du kommst aus Germania? Ist es da wirklich so finster, kalt und ungemütlich wie man sagt?".

    Scheinbar kannte sie die Sippe. Mir sagte der Name eigentlich nichts. Urgulania machte sich aber unnötig Sorgen.


    Schmunzelnd sah ich sie an.


    "Mach Dir mal keine Sorgen, liebe Cousine, ich habe nicht vor die Ehre der Familie zu beschmutzen oder einfach so zu heiraten. Sollte ich den Mann meiner Träume finden, werde ich trotzdem nichts überstürzen. Wer weis, vielleicht kommt noch Silanus mit einem passenden Ehemann um die Ecke. Mit einem der unserer Gens zur Ehre gereicht. Doch wie gesagt, ich überstürze nichts und habe noch nicht vor zu heiraten."


    Mit 20 Lebensjahren wurde es zwar langsam Zeit, aber eine alte Jungfer war ich deshalb noch lange nicht. Man durfte nur den richtigen Zeitpunkt nicht verpassen. Genau den Zeitpunkt der aus einer reifen Frucht, Dörrobst machte.

    An einem so schönen Tag wollte ich mir die Laune nicht durch zwei paarungswütige Legionäre verderben lassen. Quintus winkte mit einem Ölzweig, ich beschloss ihn anzunehmen.


    "Nach dieser Aufregung hab ich mir etwas Ruhe und Frieden verdient. Kennst Du ein gemütliches Lokal, wo ich etwas kühles zu trinken bekommen kann?".

    Vermutlich konnte sie sich nicht an den Centurio erinnern. Bei dem was Urbulania durchgemacht haben musste, keine Wunder.


    "Er hat sich ziemlich zackig als Quintus Octavius Augustinus Minor vorgestellt. Offensichtlich noch ein sehr junger Offizier.".


    Und stattlich sah er auch noch aus. Dachte ich so bei mir.

    Mit dieser Antwort war ich nicht ganz zufrieden.


    "Das ist sicher Richtig, Quintus Octavius, aber dafür gibt es doch sicher die entsprechenden Häuser. Ehrbare Frauen auf diese unverschämte Weise anzusprechen, ist mehr als nur ungehörig. Wenn alle Legionäre so wären, könnte man sich als Frau nicht mehr vor die Tür wagen! Sie können von Glück reden, das sie nur mich angepöbelt haben. Was würde passieren wenn sie die Frau deines Kommandeurs oder gar die Frau eines Senators auf diese Weise belästigen? Würde das nicht ebenso deine Karriere schneller beenden als Dir lieb sein kann?".


    Jetzt hatte er mich da wo er mich vermutlich nicht haben wollte, nämlich auf der Palme.

    Auch mir war nach etwas Ruhe. Da Varus nicht viel gesagt hatte, ging ich davon aus der er schon fast mit offenen Augen schlief.


    "Ihr müsst sicher früh raus, wenn ihr ins Legionslager wollt. Dann werde ich mich jetzt schon von euch verabscheiden ... und Dir Varus, wünsche ich einen guten Einstieg in dein neues Leben."


    Ich stand auf, gab zuerst Silanus und dann Varus einen zärtlichen Kuss auf die Stirn und verabschiedete mich in mein Schlafzimmer.

    Sie war so lieb und zärtlich. Auch wenn ich sie so lange nicht mehr gesehen hatte, hatte ich trotzdem das Gefühl, das wir uns gut verstehen würden.


    "Na ja, ein Kandidat hat sich wohl schon vorsichtig angemeldet. Du hasst ihn vielleicht schon gesehen. Der Centurio der Dich hierher brachte, will unbedingt wieder kommen. Den Blick dabei hättest Du sehen sollen."


    Ich erinnere mich daran, das er fast flehentlich geschaut hatte, damit ich nur ja nicht nein sagte.

    Wie nervös der stramme Centurio doch auf einmal war. Schmunzelnd ging ich darüber hinweg.


    "Soviele Fragen auf einmal, Quintus? Nun ich will versuchen, sie zu beantworten. Danke, ihr geht es gut. Urgulania ist meine Cousine und ich hatte nur vor, mir die Agora und die Tempel anzusehen. Tja bis die beiden Rüpel meinen schönen Vormittag versauten. Jetzt ist an mir zu fragen: gehören die zu deiner Centurie?".


    Völlig unbewandert in militärischen Dingen, hoffte ich es korrekt bezeichnet zu haben.

    Vermutlich hatte ich mich verändert, zumindest hatte ich keine Pickel mehr.


    "Silanus ist hier, genau wie Varus. Beide sind aber bei der Legion und selten im Haus. Bisher war ich oft alleine, aber jetzt bist Du hier. Ich freue mich so Dich hier zu haben."


    Sanft streichelte ich ihre Hand.


    "Was die heiratswilligen Männer angeht ... die können warten. Soooo schnell will ich nicht heiraten. Und Schlange stehen die Herrn keineswegs."


    Lachend dachte ich daran, das ich eigentlich nur den Octavier kennegelernt hatte. Von dem Blick des Statthalters sprach ich besser mal nicht. Genauso wenig wie davon, das seine Gattin diesen Blick bemerkt hatte.

    Als Varus das Thema auf den neuen Kaiser brachte, wurde mir etwas mullmig.


    "Für mich hat es immer nur einen Kaiser gegeben. So lange ich denken kann war der göttliche LUCIUS ULPIUS IULIANUS unser Kaiser. Jetzt wo er Tod ist macht es mir Angst an die Zukunft zu denken. Man hat aus der Vergangenheit soviel Schreckliches gehört. Ich bete zu den Göttern, das uns solche Dinge erspart bleiben."

    Leicht schockiert, wollte ich gerade zu einer wortreichen Antwort ausholen, als die beiden frechen Kerle auch schon ihre Kopfnüsse bekamen. Mein "Retter" machte den beiden Unholden schnell klar, das sie zuweit gegangen waren. Daher machte ich keine weiteren anstalten mich in diese "Legionsangelegenheiten" einzumischen. Ich fragte mich nur entsetzt, sah ich wirklich aus wie eine ... wie eine dieser käuflichen Frauen? Fragend schaute ich an mir herunter. Schlichte Tunika, bequeme Sandalen, nichts auffälliges. So noch meinen Gedanken nachhängend, erkannt ich erst jetzt wer mich da von den Bürschlein gerettet hatte.


    "Oh das ist aber eine Überraschung. Quintus Octavius!", brachte ich fast fröhlich heraus.

    Nach all der Aufregung zu Hause, musste ich einfach einmal vor die Tür. Meine Cousine war auf dem Weg der Besserung und wieder so ungeduldig wie eh und je. So konnte ich es wagen, das Haus zu verlassen, zumal ich den Sklaven eingeschärft hatte ein Auge auf Urgulania zu haben.
    Ich ließ mich treiben und stand dann plötzlich auf dem großen Platz der Agora. Wieder war ich von der größe und der Pracht fasziniert. Um einen bessern Überblick zu haben, ging ich auf den Tempel in der Platzmitte zu. Schlendernd und mit mir zufrieden, genoss ich den schönen Tag.

    Mit Freude sah ich, das es Urgulania zu schmecken schien. Das machte Appetit. Von dem bereitstehenden Obstteller, nahm ich mir ein Feige.


    "Erst ein paar Tage. Dafür ist die Aufregung aber schon riesig.", ein Lächeln umspielte meinen Mund, "Wir haben uns tatsächlich zuletzt in Hispania gesehen. Ich glaube das war ich noch pikelig und mit langen Zöpfen.".
    Die Feige war sehr saftig und schmeckte hervorragend.

    Sofort war ich bei Urgulania. Half ihr hoch und sorgte mit ein paar großen Kissen dafür, das sie gut, sicher und vor allem bequem saß.


    "Ich freu mich das es Dir langsam besser geht. Wenn Du etwas gegessen hast geht es bestimmt noch einmal so gut."

    Die bereitstehende Sklavin nickte und meinte, dass der Koch eine kräftige Fleischbrühe gekocht habe. Ob das recht wäre.


    Mir erschien das genau richtig.


    "Dann also die Brühe und etwas Fleisch, aber nicht zu kräftig gebraten!", so schickte ich die Sklavin zum Koch, "Ich hoffe das ist Dir recht? Möchtest Du dich besser etwas aufrichten?"