Beiträge von Decima Seiana

    http://img261.imageshack.us/img261/6518/raghnall.png Und wieder zurück. Aber das war ja zu erwarten gewesen. Und immerhin: die Chancen standen wohl gut, dass es diesmal die letzte Tour sein würde, die er für heute machen musste... hoffte Raghnall jedenfalls. Ziemlich schweigsam – für seine Verhältnisse eher ungewöhnlich, aber naja, sonst sagte auch kaum einer was – lief er also wieder zurück, und diesmal bildete er das Schlusslicht ihrer kleinen Gruppe, während Álvaro selbst jetzt noch, wo der Senator seine eigenen Custodes um sich hatte, versuchte dem Auftrag seiner Herrin gerecht zu werden. Dem vermeintlichen Auftrag, so hatte sie das ja gar nicht gesagt – hatte gar keine Gelegenheit dazu gehabt, das so ausführlich zu formulieren. Der Gallier war einfach nur davon ausgegangen, dass sie das gemeint hatte, warum sonst hätte sie einen ihrer Leibwächter mit ihm mitschicken sollen... aber egal. Raghnall würde einfach nur froh sein, wenn das hier war vorbei war und er sich endlich mal ausruhen konnte.


    Kurz bevor sie ankamen, gab der Gallier den paar Klienten der Decimi, die sie begleitet hatten bisher, zu verstehen dass sie gehen konnten. Die brauchten sie nun definitiv nicht mehr, die waren besser aufgehoben bei den anderen... Und dann waren sie da. Und durften tatsächlich mit reinkommen! Willkommen, sagte der Senator, und auch wenn es nur an den Decimus gerichtet war, fühlte der Gallier sich einfach mal mitwillkommen geheißen. Und dann gab der Kerl endlich mal Auskunft darüber, wer er eigentlich war – ein Flavier also! Ein paar von denen hatte Raghnall schon gesehen, aber so gut kannte er die Familie dann doch nicht, sie waren nicht so eng mit seiner Herrin befreundet... und er kein Nomenclator. Nun ja. Egal. Hauptsache, er war hier willkommen, Hauptsache, er konnte sich erst mal ausruhen... und: kümmert euch um die Sklaven der Decima, das klang hervorragend in seinen Ohren.





    SKLAVE - DECIMA SEIANA

    http://img853.imageshack.us/img853/2552/rheavilica.jpg Im Triclinium war mehr zerstört als im Atrium, trotzdem war der Anblick hier nicht so schlimm, jedenfalls in Rheas Augen – was an den Unmengen an Blut lag, die hier fehlten. Die hölzernen Einrichtungsgegenstände waren wie im Atrium allesamt zerstört, manche mehr, manche weniger; der Tisch war umgeworfen, schien aber ansonsten unzerstört zu sein, von ein paar Kratzern abgesehen; Statuetten, Büsten und Vasen waren auch hier umgeworfen worden und je nach Material, nach Stabilität und Masse alles von unbeeinträchtigt bis hoffnungslos kaputt; und aus den Mosaiken am Boden und an den Wänden waren große Teile heraus gebrochen worden, ob nun in der Hoffnung oder dem Irrglauben manche der Bestandteile mochten wertvoll sein, oder einfach nur um den eigenen Kindern ein paar bunte Steine zum Spielen mitzubringen. Im Nebenraum zum Triclinium, wo Geschirr, Besteck, Tischtücher und Dekoration untergebracht gewesen war, sah es ähnlich aus: der Boden war übersät mit Scherben, Regale waren umgekippt und Truhen umgeworfen, und das, was nicht kaputt war, war verschwunden. Rhea wusste zunächst nicht recht, was sie sagen sollte, versuchte es dann aber dennoch nach einem Räuspern. „Die Truhen und Regale sind noch ganz. Der Tisch scheint noch verwendbar zu sein, aber er muss erst umgedreht und begutachtet werden, ob die Platte ohne Kratzer geblieben ist, das habe ich gestern Nacht nicht mehr gemacht.“ Abgesehen davon, dass der Tisch viel zu schwer war, um von ihr allein umgedreht zu werden – und die Sklaven hatte sie angewiesen, neben dem Atrium zuerst die Cubicula der Herrschaften sauber zu machen, damit diese möglichst bald wieder halbwegs bewohnbar waren. „Mit den Statuetten und Büsten ist es wie im Atrium... vielleicht können die Klinen noch repariert werden“





    VILICA - GENS DECIMA

    http://img853.imageshack.us/img853/2552/rheavilica.jpg „Ich denke schon, dass manche zu reparieren sind...“, entgegnete Rhea überlegend. „Aber man wird die meisten Bruchstellen wohl trotzdem noch sehen können.“


    Bei den folgenden Worten starrte Rhea den Decimus allerdings ein wenig erstaunt an. „Eh“, machte sie etwas hilflos. Hatte er ihr nicht zugehört? Oder hatte ihn der Anblick härter getroffen, als er ihr weismachen wollte – war er vielleicht so beeinträchtigt, dass er nicht mehr klar denken konnte? Sie hatte doch gesagt, dass sie eine Übersicht über alle Schäden angefertigt hatte, und er hatte sie auch gehört und verstanden, er hatte sie ja los geschickt, um genau diese zu holen. Und deswegen stand sie nun da mit der Hand voller Tabulae. Was glaubte er, was auf diesen stand? „Ich... habe schon alles aufgeschrieben, Dominus. Hier.“ Sie hob nochmals die Tabulae hoch und hoffte, dass er nicht zu einem jener verrückten Herren mutierte, die von ihren Sklaven verlangten aufs Wort zu gehorchen – egal wie unsinnig der Befehl sein mochte oder ob Arbeiten dann doppelt und dreifach ausgeführt werden mussten. Bisher waren die Decimi eigentlich immer vernünftige Herrschaften gewesen... und die meisten von ihnen sogar sehr freundlich zu ihren Sklaven. Aber wer wusste schon, was so ein Erlebnis im Kopf eines Menschen anrichtete? Und, daran erinnerte Rhea sich plötzlich auch wieder, als sie ins Triclinium gingen – Dexter war der Sohn eines der wenigen Decimi, die mit den Sklaven alles andere als freundlich umsprangen.





    VILICA - GENS DECIMA

    Das Treffen mit Faustus hatte Seiana mehr erschüttert, als sie hätte zugeben wollen. Es hatte so unendlich gut getan, ihn wieder zu sehen, ihn in die Arme nehmen zu können, einfach Zeit mit ihm zu verbringen... aber wie er ausgesehen hatte, und wie er gewesen war, seine Hoffnungslosigkeit und dass er erst hatte überredet werden müssen von ihr, nicht aufzugeben – das hatte sie schockiert. Sie hatte sich vorher keine Gedanken darüber gemacht, wie es ihm wohl gehen mochte, sie hatte ja noch nicht einmal damit gerechnet, dass sie ihn treffen würde. Ihr war schon klar gewesen, dass es ihm nicht gut gehen konnte, aber dass er so hoffnungslos sein würde... Und dazu das Wissen, das da nach wie vor an ihr nagte: es bestand die reelle Gefahr, dass er zum Tod verurteilt werden würde. Und dass er noch nicht einmal die Chance bekommen würde, das Exil stattdessen zu wählen. Sie musste das verhindern, irgendwie, um jeden Preis. Gerade jetzt, wo sie Faustus wenigstens dazu bekommen hatte, dass er durchhielt, und gerade weil er das um ihretwillen tat, und weil sie ihm versichert hatte dass sie das schaffen würden... sie musste einen Weg finden. Oder zumindest mehr Möglichkeiten Einfluss zu nehmen zu seinen Gunsten. Flavius Gracchus war eine dieser Möglichkeiten. Der Hinweis auf die Verdienste ihrer Familie unter vorangegangenen Kaisern, jenen, in deren Tradition der Cornelius sich wohl – hoffentlich! – zu stellen gedachte. Livianus, der Faustus adoptiert hatte, der immer schon gegen den Vescularius gewesen war, der sich wegen ihm zurückgezogen hatte. Oder vielleicht alte Weggefährten ihres Bruders aus der Prima... vielleicht fand sich da der ein oder andere, der bereit war für einen Kameraden zu bürgen, sein Wort für ihn zu verwenden.
    Aber keine dieser Möglichkeiten konnte sie auch nur angehen, geschweige denn umsetzen, so lange sie hier drin war. Und wenn sie endlich heraus kommen würde, konnte es schon zu spät sein, viel zu spät, ein möglicher Prozess gegen ihren Bruder schon in vollem Gange oder vielleicht sogar schon abgeschlossen. Die einzige Möglichkeit, die sie hatte, wenn sie jetzt handeln wollte, war der Duccius. Er war im Moment ihre einzige Verbindung zur Außenwelt, ihre einzige Chance, wenigstens ein paar Dinge ins Rollen zu bringen. Ihr blieb nichts anderes als ein weiteres Mal mit ihm zu reden, und ihn diesmal zu ein paar Zugeständnissen zu bewegen. Dazu, dass er mit ein paar Leuten sprach, dass er sich einsetzte für ihren Bruder. Sie hatte es Faustus versprochen... hatte es ihm so lange versprochen, so lange versichert, so lange auf ihn eingeredet, bis er endlich zugestimmt hatte, nicht aufzugeben. Sie musste einfach etwas tun. Also öffnete sie die Tür und bat eine der Wachen: „Bitte richte dem Tribun aus, dass ich ihn gerne sprechen würde... wenn er später irgendwann Zeit für mich erübrigen kann.“

    Seiana nickte leicht, bevor ihr auffiel, dass das vermutlich kaum zu sehen war. „Ich habe ihn getroffen, in der Bibliothek, kurz nachdem...“ Sie ließ den Satz unvollendet, als ihr aufging, dass Faustus noch einiges mehr nicht wusste: dass sie geschieden war, beispielsweise. Wie die Trennung gelaufen war. Oder dass sie schwanger gewesen war – auch wenn das etwas war, worüber sie nicht mehr sprechen wollte, mit niemandem, sehnte sich ein Teil von ihr dennoch danach, wenigstens Faustus die Wahrheit zu erzählen, die ganze Wahrheit. Sie sehnte sich danach, endlich mit jemandem sprechen zu können... aber sie war sich nicht so sicher, ob das klug war, und so oder so war das hier nicht der richtige Ort oder die richtige Zeit dafür. Trotzdem dachte sie zum ersten Mal seit Tagen wieder an das Kind. Das sie geboren hatte. Das noch immer keinen Namen hatte, keinen richtigen jedenfalls, keinen, das es nicht von Sklaven bekommen hatte, sondern von seinen Eltern. Seinem Vater.
    „Ich hab ihn erkannt“, sagte sie übergangslos, ohne auch nur zu versuchen ein Ende für ihren vorigen Satz zu finden, und für Momente ein wenig abwesend, während sie sich fragte, was die Amme wohl damit anfangen würde, dass sie nun schon seit Wochen nicht erreichbar war. Vielleicht hatte sie einfach beschlossen, dem ursprünglichen Plan zu folgen, und Rom zu verlassen, sobald das Kind stabil genug war... aber war es das? Mit zwei, drei Monaten? Seiana hatte keine Ahnung.


    Faustus' Fragen holten sie schließlich wieder in die Realität zurück, und sie bemühte sich, die Gedanken zu verdrängen. Es hatte keinen Sinn, sie hatte ohnehin keine Möglichkeit, herauszufinden was los war. Bei allem anderen was ihre Familie betraf könnte sie den Duccius vielleicht fragen, ob er ihr den Gefallen tat und jemanden schickte, um sich zu erkundigen... aber nicht dabei. Was ihr Bruder fragte, war allerdings nicht dazu angetan, dass sie sich sonderlich besser fühlte. Sie wusste nicht, was genau passiert war, sie konnte ihm das nicht beantworten, und obwohl sie ihn nicht anlügen wollte, wollte sie ihm eigentlich auch nicht die Wahrheit sagen... aber spätestens jetzt hatte sie nur noch die Wahl zwischen dem einen und dem anderen. Sie rieb sich kurz über ihre Stirn und zögerte noch einen Moment, dann gestand sie: „Ich weiß es nicht. Varenus ist wohl auch hier, aber sonst... weiß ich nicht, was passiert ist.“ Seiana wich seinem Blick aus, sah nach unten auf ihre ineinander verschlungenen Finger, die sie in dem düsteren Zwielicht heller schimmern sehen konnte. „Aber an dem Tag war einiges los. Nicht nur wegen der Soldaten, es haben sich auch so Menschen zusammen gerottet und versucht zu plündern. Ich mach mir da keine Hoffnungen, dass sie ausgerechnet unser Haus verschont haben.“ Ein bitteres Lachen entfuhr ihr, und dann erinnerte sie sich daran, was sie eigentlich wollte: ihm Mut machen. Damit er einen Sinn darin sah, durchzuhalten. Also fügte sie schnell an: „Aber ich habe Klienten unserer Familie angeheuert, das Haus zu schützen, falls das möglich ist... und wenn schon das nicht, dann alle darin in Sicherheit zu bringen. Unser Vermögen und die wichtigsten Wertsachen habe ich schon Wochen vorher fortbringen lassen.“

    Sie hielt ihn fest, so fest sie konnte, und flehte lautlos zu den Göttern, dass Faustus irgendwo in sich einen Funken Lebenswillen finden würde, etwas, was ihn dazu bringen würde weiter zu machen. Sie wollte ihn nicht gehen lassen. Sie wollte nicht, dass das hier womöglich das letzte Treffen war. Und wenn er sich selbst schon aufgegeben hatte, dann wusste sie wirklich nicht ob es noch eine Chance gab ihn zu retten. Sie würden ihn befragen, spätestens wenn der Cornelier hier eintraf, da hatte er Recht. Und was auch immer dann auf ihn zukam... es war wichtig, dass er dann den richtigen Eindruck machte. Nicht überheblich, nicht trotzig, nicht feindselig... aber auch nicht so, als hätte er längst mit allem abgeschlossen.


    Seiana hätte nicht sagen können, wie lange sie so blieben, sich gegenseitig umarmend, aber als von ihm schließlich ein na gut kam, fiel ihr ein so schwerer Brocken vom Herzen, dass sie fast meinte man müsste es hören. „Ich und tapfer? Du hast ja keine Ahnung.“ Ihre Stimme war eine Mischung aus Schluchzen und der Andeutung eines erleichterten Lachens. Sie neigte ihren Kopf zu seiner Hand, als er sie berührte, aber er zog sie schon wieder zurück. Seiana griff stattdessen wieder mit ihrer danach und verschränkte ihre Finger mit seinen. So wie er sich gegeben hatte bisher, hatte sie fast schon nicht mehr damit gerechnet, dass er ihr zustimmte, dass er es versuchen würde, und obwohl ein Teil von ihr immer noch ein schlechtes Gewissen hatte und sie selbstsüchtig schimpfte, war der weitaus größere Teil doch einfach nur froh. Faustus versuchte durchzuhalten, das war die Voraussetzung dafür, ihn überhaupt retten zu können. Und dass er sich tatsächlich dazu entschlossen hatte durchzuhalten, wusste sie spätestens als er nun selbst anfing Ideen einzubringen. „Ja, an ihn habe ich auch schon gedacht“, antwortete sie, ohne daran zu denken, dass Faustus gar nicht wusste, dass sie über Aton, seinen Aufenthalt bei ihnen und vor allem seine wahre Identität mittlerweile Bescheid wusste. „Ich konnte nicht mit ihm reden, seit sie Rom eingenommen haben, ich...“ Sie hatte ihm vorhin nicht bestätigen wollen, dass sie auch gefangen war, und sie wollte es auch jetzt nicht. Also versuchte sie erneut, das Thema zu umgehen. „Ich habe zwei meiner Sklaven zu ihm geschickt, an dem Tag, damit sie bei ihm bleiben, um ihn zu schützen. Unsere Casa war an dem Tag wohl nicht allzu sicher...“

    http://img853.imageshack.us/img853/2552/rheavilica.jpg „Wie du wünschst, Dominus“, erwiderte Rhea mit einem weiteren Nicken und zeigte ihm die Tabula, die zuoberst lag – sie hatte bereits die für das Atrium zurecht gelegt, davon auszugehen dass sie hier beginnen würden, war nicht allzu schwer gewesen. Sie blickte ebenfalls kurz darauf, auch wenn sie das eigentlich nicht brauchte... zu sehr hatten sich ihr die Bilder eingebrannt. „Hier im Atrium gab es nicht allzu viel, was sie zerstören konnten. Eine Statuette ist zu Bruch gegangen“, wie auch immer sie das geschafft hatten, „ein paar Büsten haben etwas abgekriegt. Die Holzbänke allerdings sind kaputt... und das Schwierigste dürfte der Boden werden.“ Sie warf einen kurzen Blick zu den Sklaven, die dabei waren den Boden zu schrubben. „Ich bin mir nicht sicher, ob sich das Blut wirklich ganz aus dem Mosaik entfernen lässt.“






    VILICA - GENS DECIMA

    „Werden sie nicht.“ Seiana blieb gar keine Wahl als sich wider besseren Wissens daran festzuklammern, dass Faustus nicht zum Tod verurteilt werden würde. „Hörst du, das werden sie nicht, wir finden ein Weg...“ Gebetsmühlenartig wiederholte sie das inzwischen, hatte sie das Gefühl. Sie strich weiter über sein Gesicht, und als er sie weinend umarmte, konnte sie ihre Tränen auch nicht mehr unterdrücken. Heiß, aber nahezu lautlos rannen sie über ihre Wangen hinunter, während sie ihre Arme um ihren Bruder legte, ihn an sich drückte und ihr Gesicht an seine Haare legte. „Ich kann das“, erwiderte sie. „Wenn ich nur weiß, dass du nicht aufgibst, dass du durchhältst hier drin... dann kann ich das, dann schaff ich das irgendwie. Egal was mit mir ist, ich... ich tu alles.“ Seiana versuchte sich selbst einzureden, dass das reichen würde. Dass alles, was sie tun konnte, genug war...
    Und dann sagte er, dass er Angst hatte. Angst. Er. Es war völlig verständlich... und trotzdem erschütterte es sie. Für lange Momente kniete sie einfach da und hielt ihn fest, sprachlos, sie wusste nicht was sie hätte erwidern sollen. Es gab nichts zu sagen, nichts jedenfalls, was ihm seine Angst hätte nehmen können. Oder ihr die ihre. „Ich auch“, wisperte sie. Angst um ihn. Und Angst, ohne ihn sein zu müssen.

    http://img853.imageshack.us/img853/2552/rheavilica.jpg Rhea nickte, mit einem professionellen Gesichtsausdruck, auch wenn sie sich immer noch über Komplimente der Herrschaften freute. „Ja, Dominus“, antwortete sie. „Domina Seiana hat mir eine Liste gegeben mit den Aufenthaltsorten.“ Die Decima hatte die Wertsachen ihrer Familie nicht an einem einzigen Ort untergebracht, sondern an verschiedenen – falls einer davon gefunden werden würde, wäre immerhin nicht alles weg. „Ich dachte, so bald Rom eingenommen und tatsächlich gesichert wurde... so bald es keine Unruhen mehr gibt, keine Gefahr einer weiteren Plünderung, könnte ich Sklaven losschicken, um die Wertsachen der Familie nach und nach zu holen. Wenn du einverstanden bist, Dominus.“ Rhea wollte lieber noch etwas warten, sagte das aber nicht so direkt, weil sie dem Herrn nicht widersprechen wollte. Besser war es einfach zu erwähnen, was sie im Grunde als Voraussetzung für eine sichere Rückkehr des Familienschatzes sah. Das hier war das Haus einer Familie, die als Verräter angesehen wurde im Moment... und sie hielt es sowohl für möglich, dass sich noch mal ein Mob zusammenrottete hier, als auch dass die Soldaten noch mal wieder kommen würden. Lieber ein bisschen länger in Trümmern hausen, als zu früh alles zurückzuholen und in einer weiteren Plünderung auch das noch zu verlieren, fand sie.


    „Wie du wünschst, Dominus.“ Mit einem Nicken verschwand sie ein weiteres Mal und kam kurz darauf zurück, diesmal mit einigen Tabulae in der Hand. „Wo möchtest du beginnen, Dominus?“





    VILICA - GENS DECIMA

    http://img261.imageshack.us/img261/6518/raghnall.png Und wieder ging es durch Rom. Das war aber auch ein hin und her heute... Wenigstens schien sich mittlerweile zumindest ein bisschen der Tumult gelegt zu haben, hatte er den Eindruck. Oder hatte er sich nur vorübergehend verlagert, in andere Teile der Stadt? Raghnall hoffte ja so oder so, dass sie endlich mal irgendwo ankommen würden, wo sie auch ein bisschen bleiben könnten, vor allem: wo er ein bisschen bleiben könnte, und nicht ein weiteres Mal durch Rom geschickt wurde um irgendwas zu erledigen oder so. Er gehörte ja generell nicht zu den fleißigsten Sklaven, zumindest nicht was derart stupide Arbeit anging – dafür hatte er einige andere Qualitäten, die die Decima kannte und zu schätzen wusste, was Informationsbeschaffung anging beispielsweise und einiges mehr –, aber an einem Tag wie heute fand Raghnall, dass es nun wirklich nicht zu viel verlangt war, es einfach mal gut sein zu lassen und auch den Sklaven zuzugestehen, dass sie in einem sicheren Unterschlupf bleiben konnten. Jetzt allerdings ging es erst mal erneut durch die Straßen und Gassen, bis sie wieder an jener Tür angelangten, zu der der Senator sie vorhin geführt hatte... und wo Álvaro stand. Auch so einer von der Sorte Custos. Der Iberer ließ sie kommentarlos hinein, wo Raghnall verkündete: „Da wären wir.“





    SKLAVE - DECIMA SEIANA

    http://img261.imageshack.us/img261/6518/raghnall.png Na, zumindest irgendeine Regung bekam er, jedenfalls glaubte Raghnall zu sehen, dass da irgendwas in der Miene des anderen aufblitzte. Wenn er mehr Zeit gehabt hätte, hätte es ihn durchaus gereizt zu versuchen, ein bisschen mehr Emotionen rauszukitzeln aus seinem Gegenüber... aber er dann doch vernünftig genug um zu wissen, dass das jetzt nicht die Zeit oder der Ort dafür war. Mal ganz abgesehen davon, dass der Ianitor ihn nun quasi einfach stehen ließ, als wäre er gar nicht mehr da. Stattdessen brüllte er Namen ins Innere der Villa, und kurze Zeit später tauchten zwei Muskelprotze der Sorte Custos auf. „Eh“, machte Raghnall und grinste erneut. „Dann folgt mir mal, ihr zwei Hübschen.“







    SKLAVE - DECIMA SEIANA

    Seiana versuchte, nicht allzu sehr auf Faustus' Reaktionen zu achten, aber natürlich tat sie es trotzdem – und sie fachten ihr schlechtes Gewissen nur noch an. Es war so selbstsüchtig von ihm zu verlangen, stark zu sein und standhaft, und das nur um für sie da zu sein. Damit sie nicht allein war. Damit sie nicht unterging. Aber so war es nun mal... so war sie. Um selbst stark sein zu können, brauchte sie ihn, sie konnte sich nicht vorstellen wie sie ohne ihn weiter machen sollte. Selbst Seneca, der ihr so viel bedeutete, der ihr so wichtig geworden war in einer Zeit, als sie schon nicht mehr daran geglaubt hatte jemals jemanden zu finden, bei dem das so sein würde – selbst Seneca nahm nicht diesen Stellenwert ein. So sehr sie ihn liebte, sie konnte sich dennoch ein Leben ohne ihn vorstellen, vermutlich deshalb, weil sie ja im Grunde ihr Leben ohne ihn lebte, nur manchmal unterbrochen von wenigen, kostbaren Stunden, die sie zusammen verbringen konnten. Sie wollte ihn nicht verlieren, aber sie würde es überleben, sie würde klar kommen, wenn es dazu kommen sollte. Aber Faustus? Nein. Faustus war ihr Halt, ihr Fels in der Brandung.


    Sie klammerte sich mit einer Hand an der ihres Bruders fest, und ohne es zu wollen stiegen auch ihr immer mehr Tränen in die Augen, auch wenn sie nach wie vor versuchte, sie zurückzuhalten, und ihr nur ein paar entwischten, die lautlos über ihre Wangen rannen. Sie senkte ihren Kopf ein wenig und drückte ihre Lippen auf den Rücken der Hand, die ihre hielt. „Du...“ Was sollte sie ihm denn sagen? Sei stark. Halt aus. Bleib standhaft. Und was war mit ihr? All das schien sie ja nicht zu können, nicht ohne wenigstens die Hoffnung, dass auch er durchhielt. Dass er auch in Zukunft noch da sein würde für sie. „Bitte“, wisperte sie erneut, mit tränenerstickter Stimme, und berührte mit ihrer anderen Hand über sein Gesicht, in einer fahrig, zitternden Bewegung. „Versuch... versuch einfach durchzuhalten. Ich find einen Weg. Ich tu alles was ich kann, um dich irgendwie hier heraus zu holen, hörst du? Bis dahin... Fortidudo. Bleib stark, für mich, und sei stolz. Du hast doch nie aufgegeben, Faustus, du... kannst das nicht ausgerechnet jetzt machen.“

    Es brach ihr das Herz, ihn so zu sehen. So ausgelaugt, so kraftlos... so ohne Hoffnung. Ohne seinen Widerspruchsgeist. Und ohne diesen Funken an Lebenswillen. Seiana ließ sich fassungslos ein wenig zurück sinken, setzte sich auf ihre Fersen und starrte ihren Bruder an, als ihr das mit einem Schlag plötzlich bewusst wurde. Ohne Lebenswillen. Er wollte sterben. Er sagte nicht nur, dass es seine Pflicht sei, er wirkte auch so als ob er es wollte. „Das ist nicht dein Ernst“, wisperte sie, immer noch fassungslos. Sie sollte es sein lassen? Wie konnte sie das? Wie konnte er von ihr erwarten, dass sie es einfach sein ließ? Seiana begann zu frieren, und sie zitterte – sie merkte es, wenn sie versuchte ihre Hand zu heben und sie einfach nicht ruhig halten konnte. „Zu Pluto mit der Pflicht!“ entfuhr es ihr. Sogar ihre Stimme zitterte, und Seiana konnte spüren, wie ihr wieder Tränen in die Augen stiegen. Lass es einfach sein, hatte er gesagt. Ich bitte dich, hatte er gesagt. Aber sie konnte nicht. Sie konnte einfach nicht. So sehr sich ein Teil von ihr dafür schämte, weil es unrömisch war und nicht ehrbar und vor allem furchtbar egoistisch: aber sie konnte nicht. Sie konnte ihn nicht gehen lassen. Sie brauchte ihn, viel zu sehr, als dass sie das gekonnt hätte. „Du kannst mich nicht allein lassen, Faustus. Ich schaff das nicht ohne dich, du darfst nicht einfach so aufgeben und sterben wollen!“ Sie hob doch wieder eine Hand, immer noch zitternd, und tastete vorsichtig nach ihm, nach seinen Fingern. Sie war selbstsüchtig, sie wusste das. Sein Wunsch nach Selbstmord war zutiefst verständlich nach dem was passiert war. Nach der Schmach, wie er selbst gesagt hatte. Jeder Römer würde das verstehen. Aber sie konnte nur daran denken, wie ihr Leben aussehen würde ohne ihren Bruder, den letzten, den sie noch hatte, und der ihr zugleich immer der liebste gewesen war, der, der ihr am nächsten stand. Viel zu nah, um ihn ohne Schaden für sich selbst verlieren zu können. Allein schon der Gedanke daran – den sie bisher nie wirklich zugelassen hatte, und es selbst jetzt noch nicht wirklich tat – schnürte ihr die Kehle zu. „Bitte, Faustus, ich brauch dich. Du hast keine Ahnung wie sehr...“

    http://img853.imageshack.us/img853/2552/rheavilica.jpg Rhea wartete wortlos, bis der Decimus sich wieder etwas gefasst hatte, und nickte ebenso stumm, als er nach etwas zu trinken verlangte. Für gewöhnlich erledigte sie keine derart gewöhnlichen Aufgaben wie etwas zu trinken holen mehr – für gewöhnlich wurde sie nach so etwas gar nicht gefragt. Sie war zu gut ausgebildet, in sie hatten die Decimi zu viel investiert, als dass sie sie für so etwas noch einsetzten. Dafür hatten sie einfach Haussklaven. Aber die Situation war besonders – und davon abgesehen waren alle außer ihr beschäftigt. Es wäre lächerlich gewesen, einen der anderen Sklaven von den Aufräumarbeiten jetzt abzuhalten für etwas, was sie, die ja sowieso schon unterbrochen worden war, auch genauso gut selbst erledigen konnte. Also brachte sie dem Decimus wie gewünscht etwas zu trinken und war doch etwas erleichtert darüber, bei ihrer Rückkehr zu sehen, dass er sich nun wieder deutlich besser im Griff hatte. Es war leichter, wenn die Herrschaften nicht selbst die Nerven verloren. „Ja, Dominus. Domina Seiana hat schon vor Wochen dafür gesorgt. Sie hat auch viele andere Dinge in Sicherheit bringen lassen, alles was wertvoll und halbwegs gut zu transportieren war“, antwortete die Vilica. „Was hier blieb... man kann es im Grunde auf den Nenner bringen: was zerstört werden konnte, wurde zerstört. Sogar die Möbel sind teilweise kaputt... die Leute müssen unglaublich wütend gewesen sein, als sie herein kamen und gesehen haben, dass sie nicht die ersten waren und hier kaum noch etwas zu holen ist“, versuchte sie das Ausmaß an Zerstörung zu erklären – nicht nur dem Decimus, sondern ein bisschen auch sich selbst, weil sie es immer noch nicht so ganz fassen konnte. Sie funktionierte im Moment einfach nur. „Ich habe gestern Nacht, als wir zurück gekommen sind, noch eine Übersicht angefertigt, die ich dir holen kann. Im Moment sind wir dabei, alles auf den Hinterhof zu schaffen, was so kaputt ist, dass es nicht mehr repariert werden kann... um sauber zu machen und etwas Platz zu schaffen, für...“ Ja, für was eigentlich? Alles hier wirkte im Moment so trostlos. So als ob es einfach keinen Sinn machte, irgendetwas zu tun. „Für den Wiederaufbau“, schloss sie schließlich dennoch. „Reparaturen und Renovierung.“





    VILICA - GENS DECIMA

    http://img261.imageshack.us/img261/6518/raghnall.png Ha! Tatsächlich. Da war jemand da, der das Verschwurbelte verstand. Die Porta öffnete sich, und durch den Spalt hindurch war ein Scheppern zu hören, wie Metall das auf Stein aufschlug – was Raghnall allerdings zugunsten des Mannes ignorierte, der seinen Kopf heraus streckte. „Eh. Er?“ Ach so, der er. Der Senator. „Wenn wir ihn holen. Er hält sich im Capitolium Vetus versteckt“, antwortete Raghnall. Der Senator hatte ja im Grunde gesagt, dass er dem trauen konnte, der die Tür öffnete – vorausgesetzt dass er die Botschaft verstand. Und das hatte er... also konnte er auch offen sein. Obwohl der Kerl etwas griesgrämig schien, so sehr, dass Raghnall beschloss ihn einfach mal ohne Grund anzugrinsen. „Hat mich erst mal allein vorgeschickt und wartet da.“







    SKLAVE - DECIMA SEIANA

    http://img16.imageshack.us/img16/1551/ephialtesianitor.jpg Einige Zeit war nun schon vergangen seit jenem Tag, an dem die Rebellentruppen Rom eingenommen hatten, und auch wenn die Casa Decima noch weit davon entfernt war, ihren Ursprungszustand wieder erreicht zu haben, hatte sich doch einiges normalisiert. So war die Porta bereits am zweiten Tag nach den Angriffen ordentlich repariert worden, so dass dort nun frisches, massives Holz glänzte. Und so war es nun auch wieder Ephialtes, der die neue Porta hütete – und auch jetzt nach draußen lugte, als er jemanden rufen hörte. „Post? Für wen?“







    IANITOR - GENS DECIMA

    http://img261.imageshack.us/img261/6518/raghnall.png Raghnall wartete mehr oder weniger geduldig. Zwar war hier im Augenblick nichts los, und auch den Weg hierher hatte er es wieder geschafft, möglichen Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen – trotzdem fühlte er sich unwohl, wie er so auf dem Präsentierteller vor der Porta dieses herrschaftlichen Anwesens stand.


    Als sich dann endlich etwas rührte, war es nicht das erhoffte Öffnen der Tür... was aber wohl auch zu viel erwartet gewesen wäre an einem Tag wie diesem. Vermutlich konnte er sich schon glücklich schätzen, dass überhaupt wer antwortete. „Eh. Ich hab eine Botschaft...“ erwiderte er, hoffentlich laut genug, dass er innen gehört werden konnte – immerhin war immer noch niemand um ihn rum, der auf ihn hätte aufmerksam werden können. „Von dem, der die Stadt mit den Toten verlassen hat. Mit seinem wertvollsten Vermächtnis. In, ehm...“ Was für'n Baum war das noch gleich gewesen? Ah ja. „Weiden. Im Weidengeäst.“ Und dann wartete Raghnall wieder... durchaus ein wenig gespannt darauf, ob diese Worte tatsächlich eine Reaktion hervorbrachten – und wenn ja welche.





    SKLAVE - DECIMA SEIANA

    Seiana presste die Lippen aufeinander. Eidbrecher. Auch wenn sie sich nur verschwommen an Senecas Besuch bei ihr erinnern konnte: er war da gewesen. Und das hieß letztlich, dass er einer von jenen gewesen war, die ihren Bruder im Stich gelassen hatten. Die ihren Eid gebrochen hatten. Trotzdem konnte Seiana es nicht über sich bringen, ihn dafür zu verurteilen, sie war viel zu froh dass auch er noch lebte – und angesichts dessen, was Faustus möglicherweise erwartete, wünschte sie sich ja eigentlich, er wäre auch übergelaufen. Hätte alles getan, um sich zu retten. Aber so war er nicht, das wusste sie... er war anders als sie. Er hielt ihr Familienmotto in Ehren, anders als sie.
    Sie wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. Sie konnte nicht sagen, dass sie die Männer verstand, die doch ihn verraten hatten, aber sie konnte auch nicht sagen, dass sie es sah wie er... nicht ohne zu lügen, hieß das. Nicht ohne auch über Seneca schlecht zu reden. Ihr fiel nichts anderes ein als einfach nur da zu knien und seine Hand zu halten – und sogar die entzog er ihr plötzlich. Verblüfft, beinahe ein wenig erschrocken erwiderte sie seinen Blick, als er sich aufrichtete und sie so ansah. Und wirklich erschrocken war sie, als sie hörte was er dann sagte. „Bist du von allen guten Geistern verlassen?“ entfuhr es ihr fassungslos. „Ich werde mich ganz sicher nicht von dir lossagen, so was darfst du nicht mal denken! Wir... wir finden einen Weg.“ Für alles. Um irgendwie damit fertig zu werden. Ihn irgendwie zu retten, erst sein Leben, dann seinen Ruf – wenn es denn irgendeinen Weg gab, würde sie ihn finden. „Und du musst dafür stark sein. Um das zu schaffen, brauch ich dich, hörst du?“

    http://img853.imageshack.us/img853/2552/rheavilica.jpg Rhea folgte dem Decimus ins Atrium, wo bereits seit dem frühen Morgen die ersten Aufräumarbeiten begonnen hatten, wie sie sie angeordnet hatte – zwei Sklaven waren dabei, den Boden von all dem Blut zu reinigen, während ein anderer damit beschäftigt war, die größeren Trümmerstücke zusammen zu sammeln. Der Rest war im Haus verteilt und versuchte dort genau das gleiche zu tun: zunächst mal alles, was über jede Reparatur hinaus zerstört war, zentral zu sammeln, damit es fortgeschafft werden konnte. Damit es erst mal wieder sauber war. Damit Platz entstand.
    Die Vilica stand schweigend neben dem Decimus, wartete, bis er sich gefangen hatte. Sie wusste ja aus eigener Erfahrung, wie sehr dieser Anblick schockierte, und dabei war sie gestern dabei gewesen, hatte gesehen, was zumindest die Soldaten hier schon angerichtet hatten, bevor der Mob durchgetobt war. „Dein Vater wurde von Soldaten gefangen genommen, Dominus. Deine Mutter befindet sich in Sicherheit*“, antwortete sie postwendend auf seine Frage. „Domina Seiana wollten sie auch gefangen nehmen... sie haben Melitta mitgenommen, ich weiß nicht, ob sie die Domina mit ihrer Hilfe gefunden haben. Dominus Casca ist an einen anderen sicheren Ort gebracht worden, er ist noch nicht zurück. Und hier...“ Rhea machte eine Geste in den Raum, sah aber nicht hin. Vor allem nicht auf das getrocknete Blut. „Die Soldaten haben einen der decimischen Klienten umgebracht, und... geplündert. Und später ist der Mob durch die Tür gebrochen, der sich draußen versammelt hatte. Was die Soldaten noch ganz gelassen haben, haben sie kaputt gemacht.“



    Sim-Off:

    *Varenus hat Helvetia Esquilina während der Flucht nicht mitgepostet, aber in Sicherheit gebracht worden ist sie von den Veteranen auf jeden Fall.





    VILICA - GENS DECIMA

    Seiana nickte nur, hob ihren Kopf wieder ein bisschen und griff nach seiner Hand an ihrer Wange, legte ihre einfach nur darauf. Es schmerzte zu sehen, wie schlecht es ihm ging, und wie wenig er in der Realität zu sein schien, umso mehr, weil sie die wenige Zeit, die sie in einer der Zellen hier verbracht hatte, und wo sie aus mehr als einem Grund rapide abgebaut hatte, noch so frisch in Erinnerung hatte. „Mach dir keine Vorwürfe“, murmelte sie zurück, auch wenn das vermutlich nichts brachte. Sie kannte ihren Bruder gut genug um zu wissen, dass solche Worte wohl selbst dann nichts bringen würden, wenn da tatsächlich nichts war, was ihm leid tun müsste... und das war diesmal nicht so. Ihm war nicht gelungen, seine Truppen zum Sieg zu führen. Nicht dass Seiana ihm einen Vorwurf deswegen machte, aber sie konnte sich denken, dass er sich selbst welche machte. Und sie konnte ihn verstehen, ging es ihr doch auch so – weil sie nicht darauf gedrängt hatte, dass Faustus sich heraushalten sollte, oder abwarten, um sich der Seite anzuschließen, die am Gewinnen war, oder von Vornherein Cornelius seine Hilfe anbieten. Weil sie ihm nichts von der Last der Entscheidung abgenommen hatte, sondern ihm nur versichert, dass sie hinter ihm stehen würde. Und weil im Nachhinein nun klar war, dass alles so furchtbar schief gelaufen war. „Und mach dir um mich keine Gedanken“, wiegelte sie ab, drückte seine Hand ein wenig fester und strich mit den Fingern ihrer anderen sacht durch seine Haare. „Ich bin in Ordnung.“ Sie hütete sich davor, ihn direkt anzulügen, zu behaupten, sie sei gar nicht gefangen, sondern hätte es irgendwie so geschafft ihn aufzusuchen – aber ein Teil von ihr hoffte, dass er das aus ihren Worten schließen würde. Dass er zu der Überzeugung kam, es gäbe keinen Grund, sich nun ausgerechnet um sie zu sorgen.