Seiana behielt eine ausgeglichene Miene bei, aber ihr war nach einem Schmunzeln, als sie erneut Senecas Erklärung hörte, warum er einfach so drauflos hatte gehen wollen. Sie würden noch genug Gelegenheiten haben, Stadt und Leute kennen zu lernen... und das weniger stressig als in Verbindung mit der Suche nach einem Heim. Fand sie. Andererseits: sie mussten ja nicht sofort etwas finden. Sie jedenfalls hatte ganz sicher nicht vor, sich heute schon für etwas zu entscheiden, erst recht nicht wenn sie vorab keine Informationen hatte einholen können und heute sowieso mehr ein Kennenlernen der Stadt auf dem Plan stand. „Ja... wegen mir muss es auch kein Haus mitten in der Stadt sein.“ Sie waren in Germanien, ein Landgut so weit außerhalb der Stadt wie sie es in den Albaner Bergen gehabt hatte, dabei wäre ihr dann wohl doch etwas unwohl, zumal es hier kaum Klienten-Veteranen ihrer Familie gab, die vertrauenswürdig und die sie verhältnismäßig günstig hätte anheuern können zum Schutz. Aber etwas am Stadtrand oder zumindest in direktem Umfeld Mogontiacums... nah genug, dass die Sicherheitsmaßnahmen nicht überhand nahmen, weit genug, dass sie ihre Ruhe hatten.
„Ja, das wäre großartig“, antwortete sie ihrer Nichte, als diese anbot sie erst mal etwas herumzuführen. „Entscheide erst mal du wohin, wir folgen dir einfach.“ Dann glitt ein Lächeln über ihr Gesicht. „Denk dir nichts dabei, die Hochzeit ist ja nun schon etwas her. Aber danke für die Glückwünsche.“ Verheiratet. Sie. Mit Seneca. Das war immer noch... unbewohnt. Zumal sie bislang noch nicht wirklich im Alltag einer Ehe angekommen waren – in Italia hatte Seneca noch in Mantua gedient, dann hatten sie die Reise vorbereiten müssen, dann war die Reise selbst gekommen... seit ihrer Heirat waren sie im Grunde aus dem Ausnahmezustand nicht heraus gekommen. Nicht dass das schlimm gewesen wäre, bei allem, was sie erlebt hatten bislang, war das nichts gewesen – dennoch freute sie sich darauf, wenn endlich ein wenig Ruhe, ein wenig Normalität einkehrte. „Wir haben in den Albaner Bergen geheiratet. Eher klein... so klein es möglich war, wenn man unsere Familien bedenkt.“ Es gab immer Verwandte, Klienten, Freunde, die man nicht ausklammern konnte, selbst wenn man eine Feier dieser Art noch so klein halten wollte. „Aber schön, nicht wahr?“ Sie lächelte Seneca zu und berührte flüchtig seine Hand.