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Für einen winzigen Augenblick hatte Raghnall sogar die Luft angehalten. Dann stutzte er. Der sprechende Prätorianer drohte zwar, aber sonst – kam nichs. Dabei hatte er diesmal wirklich, wirklich, WIRKLICH damit gerechnet, eine aufs Maul zu kriegen, und zwar richtig. Er tanzte mit dem Kerl ja schon seit heute Morgen beständig auf diesem dünnen Grat, und der war einfach humorlos, zumindest was gallische Sklaven betraf, wie es schien. Und wenn schon nicht von dem, dann von diesem anderen, dem neuen, dritten im Bunde, der so ein wenig brutal dreinsah. Ganz wenig. Minimal. Der beschäftigte sich in seiner Freizeit sicherlich mit so etwas angenehmem wie Sticken oder so
Raghnall ließ seinen Blick von einem zum anderen wandern, ein wenig misstrauisch, ein wenig forschend – und dann begann er sich zu entspannen. Wenn sie ihm da jetzt noch keine reingehauen hatten... na ja, man konnte kaum sagen dass er auf der sicheren Seite war, aber wenigstens ließen die Jungs noch mit sich reden. Und nachdem sich nun auf so überraschende Weise gezeigt hatte, dass doch noch nicht alles verloren war, beschloss er, wieder ein wenig vorsichtiger und ganz vielleicht sogar zuvorkommender zu werden. Wenn die Schwarzröcke den Eindruck hatten, dass er kooperierte, ließen sie ihn vielleicht sogar laufen, ohne dass die Decima erst kommen und ihn irgendwie auslösen musste.
Die Frage, die der Bursche allerdings dann stellte, war knifflig. Nun, nicht so sehr die Frage an sich – vielmehr die Frage, was Raghnall darauf antworten sollte. Es gab da nämlich mehrere Varianten. Aber nun, es konnte ja nur eine werden. „Als ich ankam... da sind die Leute rumgelaufen wie aufgescheuchte Hühner, weil ein paar Prätorianer dabei waren das Haus auf den Kopf zu stellen.“ Hach ja. So eine schöne Antwort. Leider keiner da, der sie wirklich zu würdigen wusste, davon war der Gallier felsenfest überzeugt. Er grinste erneut, diesmal aber nur ganz leicht, und nach einer winzigen Pause, die nicht lang genug wurde, als dass der Prätorianer etwas hätte einwerfen können, tat er kurz so, als müsse er überlegen – und fügte noch etwas an. In etwa so, als wäre ihm in diesem Moment klar geworden, dass es vielleicht besser war, die ganze Wahrheit zu sagen. „Äh. Aber, hm, als ich das erste Mal heute ankam, war noch nicht so viel los... aber wer... puh, keine Ahnung wen ich da gesehen hab. Im Redaktionsraum waren einige, ich hab nicht so wirklich darauf geachtet, wer da alles war. Und ich kenn auch nicht alle.“ Beides entsprach der Wahrheit, und ein gutes Lügengeflecht hatte immer auch etwas Wahres an sich. Um genauer zu sein: je mehr Wahrheit man mit verbraten konnte, ohne sich die Finger zu verbrennen, desto besser wurde die Lüge. In diesem Fall würde die Lüge, die er vorhatte zu erzählen, nicht auffliegen, nur weil irgendein Acta-Trottel den Prätorianern erzählte, er hätte Raghnall schon vorher gesehen, weil: das hatte er ja nun gerade zugegeben.
SKLAVE - DECIMA SEIANA