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„Raghnall“, soufflierte der Angesprochene hilfreich, „Ragh… ja, genau. Nall. Raghnall.“ Und kaum war ihm das über die Lippen gekommen, wurde er auch schon hochgerissen und quasi halbwegs zur Tür geworfen. So langsam… also, vielleicht sollte er sich doch ein wenig zusammenreißen. Ein wenig. In seinen Augen funkelte es immer noch verschmitzt, aber er bemühte sich nun wenigstens für einen halbwegs ernsthaften Gesichtsausdruck. Die Prätorianer machten nicht den Eindruck, als sei mit ihnen gut Kirschen essen, und auf eine Tracht Prügel war er nun beim besten Willen nicht aus. Wenn ein wenig grob mit ihm umgesprungen wurde, hatte er kein Problem, aber seine Zähne wollte er schon noch behalten, und es wäre ihm auch unrecht, wenn andere wichtige Körperteile in den nächsten Tagen nur eingeschränkt nutzbar waren. Für seine Verhältnisse recht brav also führte er die beiden Schwarzröcke zur decimischen Bibliothek. Allein, der Prätorianer machte es ihm schon wieder schwer, nicht amüsiert zu grinsen. Und das wieder aus einem Grund, den er gar nicht wissen konnte. Ob die Decima ihn gut behandelte? Natürlich tat sie das. Sie behandelte ihre Sklaven generell nicht schlecht, aber er hatte noch mal einen Sonderstatus bei ihr, und das wusste er. Nach Elena, die sie fortgeschickt und freigelassen hatte, war er derjenige, der sie am längsten kannte. Der auch noch ihre Mutter gekannt hatte – wichtiger noch: der das Vertrauen ihrer Mutter genossen hatte, trotz mancher Eskapaden. Und das war ein Schwachpunkt bei der Decima, den er für sich zu nutzen verstand. Er war immer noch Sklave, daran gab es nichts zu rütteln, aber seine Grenzen waren deutlich laxer gesteckt als bei den anderen, und er war auch der festen Überzeugung, dass er das verdiente. Immerhin konnte er ihr auch Dienste leisten, die andere nicht bringen konnten, und damit meinte er nicht nur, dass er es ihr gelegentlich besorgte.
Nach einem kurzen Moment des Zögerns also, der hauptsächlich dem Kampf um Selbstbeherrschung geschuldet war, nickte Raghnall. „Ja, tut sie. Man kann’s als Sklave deutlich schlechter treffen als hier“, antwortete er recht neutral, während sie nun die Bibliothek erreichten, wo er ihnen sogar die Tür aufhielt.
SKLAVE - DECIMA SEIANA