Beiträge von Fhionn

    Nichts geschah. Die Stille war zurückgekehrt. Fhionns Herz raste vor Aufregung. Ihr Atem ging schnell. Ihr starrer Blick hing an der Tür, die einen Spalt weit geöffnet war. Sollte sie sich wieder getäuscht haben, so wie draußen im Hof? Ihre Anspannung wurde immer unerträglicher. Offenbar trieb hier jemand seinen Spaß mit ihr, oder war es doch etwas … anderes? Etwas Übernatürliches. Sie selbst hatte noch nie einen Geist gesehen. Aber sie hatte Geschichten gehört. Eigentlich hatte sie solchen Geschichten nie Glauben geschenkt. Eigentlich!
    Plötzlich begann sich die Tür wie von Geisterhand zu bewegen. Fhionn traute kaum ihren Augen. Sie wollte schreien, bekam aber keinen Ton heraus.
    Die Tür öffnete sich noch etwas weiter, blieb dann stehen. Fhionn fixierte sie mit aufgerissenen Augen.
    Mit einem schüchternen Miau huschte eine graugetigerte kleine Katze ins Innere der Küche. Sie war auf der Suche nach etwas freßbarem. Einige der Sklavenkinder hatten sich mit den Mäusefängern der Villa angefreundet und fütterten sie unerlaubterweise mit Essensresten aus der Küche. Meistens wurden Katzen und Kinder von der Köchin fortgejagt. Irgendwie mußte die Katze es geschafft haben, unbemerkt ins Haus zu gelangen.
    Fhionns Anspannung fiel schlagartig von ihr ab. Sie atmete erleichtert auf, lachte über sich selbst. Wie töricht sie doch war! Natürlich gab es keine Geister! Erleichtert legt sie das Messer zurück und ging auf die Katze zu, um sie zu streicheln. Die Katze strich schnurrend um ihre Beine herum. "Warte, ich gebe dir was zu fressen!" Sie ging zur Speisekammer, um kurze Zeit später mit einem Stück getrockneter Wurst wieder herauszukommen. "So hier habe ich…" Sie stockte. Die Katze war wie vom Erdboden verschluckt. Eigenartig, dachte sie kopfschüttelnd. "Dann esse ich die Wurst eben selbst!" Als sie das Stück Wurst zu ihrem Mund führte, war ihr, als hörte sie leise ihren Namen flüstern.
    "Fhiiioooonnnn!" Wieder ergriff sie die Angst. Das konnte kein Zufall mehr sein! Irgendjemand erlaubte sich mit ihr einen bösen Scherz. Jetzt war es genug! Zornig riß sie die Küchentür auf, um freie Sicht auf den Gang zu haben. "Wer ist da? Komm raus!"

    Fhionn trat hinaus auf den Hof. Wehmütig betrachtete sie die Pferde und deren Reiter, die sich gerade für ihren Aufbruch bereit machten. Etwas in ihr regte sich. Wie gerne hätte sie an diesem Ausritt teilgenommen. Seit der Rückkehr aus Germanien hatte sie auf keinem Pferd mehr gesessen. Reiten und jagen waren einst Dinge für sie gewesen, denen sie gerne nachgegangen war. Solche Späße gehörten aber der Vergangenheit an. Sie wußte, warum. Der Tod des maiordomus hatte für sie weitreichende Konsequenzen gehabt.


    Sie trug eine Tasche mit Proviant mit sich, die ihr Niki mit dem Hinweis in die Hand gedrückt hatte, sie solle dies noch den Ausflüglern mitgeben. Wie immer war die Köchin um das leibliche Wohl der Hausbewohner besorgt. Nicht auszudenken, wenn einer der Herrschaften Hunger leiden mußte!
    Fhionn lief zu dem Pferd, das mit dem Proviant beladen war. Sanft strich sie ihm über sein Fell und packte schließlich die Tasche in eine der Satteltaschen. Dann entfernte sie sich wieder von dem Pferd und blieb noch einen Moment stehen. Wenigstens wollte sie sehen, wenn sie davon ritten, wenn sie schon nicht mitreiten durfte!

    Kein Wort. Nichts. Nur der Wind strich ihr leicht durchs Haar. Fhionn stand wie angewurzelt da, die Augen geweitet, harrend auf ein weiteres Geräusch, wartend auf eine Antwort. Sie fror. Es konnte fatal sein, wenn man sich nachts um diese Jahreszeit zu lange draußen aufhielt. Sie zitterte. Erlaubte sich hier jemand mit ihr einen Spaß? Oder war es einfach nur der Wind? Ja, so mußte es sein! Der Wind war es! Ein heftiger Windstoß mußte die Tür zugeschlagen haben.
    Langsam und vorsichtige setzte Fhionn einen Fuß vor den anderen und als sie sich sicher genug fühlte, wurde ihr Gang schneller. Schnell eilte sie über den Hof. Die Gliederschmerzen waren auf einmal wie weggeblasen. Nur noch hinein, ins sichere Haus, dachte sie sich. Schließlich erreichte sie die Tür zum Haus. Ihre Hand griff nach dem Türgriff. Sie drückte ihn schnell hinunter, wollte die Tür aufschieben. Etwas klemmte. Die Tür wollte nicht aufgehen. Einen unglaublich kalten Windstoß spürte sie plötzlich auf sich zukommen. Verängstigt sah sie sich um. War da etwas? Nein, da war nichts. Da durfte nichts sein!
    Wieder versuchte sie hastig mit aller Kraft die Tür zu öffnen. Sie klemmte noch immer. Nun hämmerte sie verzweifelt dagegen. Irgendjemand mußte sie doch hören! Oder war sie die Letzte, die noch wach war. "Hilfe!" schrie sie. In ihrer Verzweiflung quollen die Tränen aus ihren Augen und dann… sprang die Tür auf.
    Beinahe wäre sie in den Eingang gefallen. Gerade noch rechtzeitig konnte sie sich abfangen. Eilig schloß sie die Tür hinter sich. Jetzt erst einmal aufatmen! Nun mußte sie nur noch die Lichter im Haus löschen und dann konnte auch sie sich zur Ruhe legen. Doch auf den Schreck hin, brauchte sie erst etwas zu trinken.
    Da Fhionn sich im Hause in Sicherheit wähnte, schlurfte sie langsamen Schrittes zur Küche. Mit einer Öllampe in der Hand fand sie schnell den Weg dorthin.
    Die Küche wirkte einsam und verlassen. Dort wo sich vor Stunden noch die Köchin und ihre Gehilfen tummelten, herrschte nun totenstille. Lediglich die erlöschende Glut im Ofen kündete von dem Feuer, welches tagsüber hier zu brennen pflegte. Sie holte sich einen Becher und füllte ihn mit Wasser. Hastig trank sie daran.
    Das Haus war nachts so ungewohnt still, fast schon gespenstisch. Manchmal hörte man Geräusch, die tagsüber in der Hektik des Alltages zwar auch gegenwärtig waren, allerdings dann eher untergingen. Ein Quietschen war es schließlich, was Fhionn wieder aufmerksam werden ließ. Wieder beschlich sie die Angst. Langsam stellte sie ihren Becher ab und suchte nach etwas, womit sie sich notfalls verteidigen konnte. Sie fand etwas Schmales, Langes. Etwas aus Holz und Metall. Sie sah auf ihre Hand und fand das Küchenmesser darin. Sie erschrak. Wie ein Blitz fuhr es durch ihre Glieder. Ein Messer! Seit der Sache mit Matho hatte sie kein Messer mehr in Händen gehalten. Was sollte sie tun? Es wegwerfen oder sich daran festhalten? Sie entschloß sich für das Letztere. "Wer ist da?" fragte sie vorsichtig. "Komm raus und zeig dich!"


    Sim-Off:

    Für alle offen! :)

    In Fhionns Leben hatte das Schicksal schon einige Wendungen genommen. Der Weg ihres Lebens, der sich ihr als junges Mädchen noch gradlinig und überschaubar vor ihr aufgetan hatte, war im Laufe der Zeit mehr und mehr verworrener geworden. Fern der Heimat und ihrer Freiheit beraubt, hatte dieser Weg einmal mehr die Spur gewechselt und war in eine unbestimmte Zukunft abgebogen. Sie hatte lernen müssen, stark zu sein. Nur die stärksten überlebten. Auch wenn ihr Leben ihr nach dem Tod ihrer Kinder nicht mehr viel wert war, wollte sie dennoch nicht einfach aufgeben. Längst war sie nicht mehr das lebenslustige Mädchen von einst, das lachend und sorgenfrei umher sprang und das Leben genoß.
    Die Menschen, auf die sie dabei traf und mit denen sie zu tun hatte, beeinflußten auch ihren Weg und hatten sie manchmal zu Handlungen bewogen, die den Gang ihres Schicksals von neuem verändern sollte.


    Der Tod des alten maiordomus lag nun schon viele Monate zurück. Ruhe und Frieden waren wieder in die Villa Aurelia eingekehrt. Fast hatte man schon die Umstände von Mathos Tod aus den Augenwinkeln verloren. Nur noch ganz selten erinnerte man sich seiner. Meist dann, wenn man auf seine Bosheit und Überheblichkeit gegenüber den anderen Sklaven zu sprechen kam. Im Grund war man froh, daß er weg war. Die, die ihn vom Leben in den Tod befördert hatte, betrachtete man von jenem Tage an, aus einem anderen Blickwinkel. Fhionn war nicht die stille verängstigte Sklavin gewesen, für die man sie vielleicht gehalten hatte. Es eine Art von Mißtrauen gepaart mit einer Briese Bewunderung für ihren Mut, auch wenn das niemand zu sagen gewagt hätte, was immer im Unterbewußten mitschwang, wenn man mit ihr zu tun hatte oder mit ihr sprach. Fhionn, die Mörderin! Niemand sprach es aus, aber so mancher dachte es. Fhionns Tat war schändlich und verabscheuungswürdig und mit nichts zu entschuldigen. Und doch hatte sie Gnade erfahren!
    Fhionn selbst, war von diesem Tage an noch verschlossener den anderen gegenüber. Meist sonderte sie sich ab und nur ganz selten verließ sie noch das Haus. Selten wechselte sie ein Wort mit ihren Mitsklaven. Stattdessen vergrub sie sich in die Arbeit, die man ihr gab. Es waren meist die schweren und unangenehmsten Tätigkeiten, vor denen sich die anderen am liebsten drückten. Dies war ihre Strafe und sie leistete sie Tag für Tag ab, ohne dagen aufzubegehren.


    Es war schon spät, als sie müde über den spärlich beleuchteten Hof schlurfte. Ihre Glieder schmerzten höllisch und das einzige, wonach sie sich noch sehnte, war ihr Schlafplatz.
    Es war bereits still geworden. Die meisten Sklaven hatten längst die letzten Wünsche ihrer Herren erfüllt und hatten sich danach selbst zur Ruhe gelegt. Fhionn blieb einen kurzen Moment stehen und richtete ihren Blick gen Himmel. Der Mond leuchtete auf sie herunter. Der sternenklare Himmel kündete von der herbstlichen Kälte der Nacht. Früher hatte sie gerne die Sterne beobachtet, doch nun schien es ihr so, als blickten die Himmelskörper voller Spott auf sie hernieder. Sie ging weiter, blieb aber kurze Zeit später wieder stehen, als die von einer krachenden Tür erschreckt wurde. "Ist da jemand?", kam es zögernd über ihre Lippen.



    Manchmal, wenn es so scheint, als hätte uns das Schicksal verschont, wenn wir uns in Sicherheit wiegen, glauben, noch einmal davon gekommen zu sein, dann schlägt es doch eines Tages ganz unverhofft zu. Meist geschieht dies in einer Form, mit der wir nicht im Entferntesten gerechnet hatten, glaubten wir doch, seit langem schon das rettende Ufer erreicht zu haben.
    Es erfaßt uns dort, wo wir am verwundbarsten sind. Alles, was wir für längst abgeschlossen hielten und getrost zur Seite gelegt hatten, trifft uns in diesem Moment, wie ein Schlag mit all seiner Härte und diejenigen, von denen wir uns bereits vor langer Zeit entledigt geglaubt hatten, sind mit einem Mal wieder unter uns…

    Die Tür hatte sich hinter Fhionn geschlossen. Sie hörte noch, wie Brix sie mit dem Schlüssel abschloß, um sicher zu gehen, daß Fhionn nicht flüchtete. Wohin hätte sie noch flüchten sollen? Ihre Lage war mehr als aussichtslos und ihr Schicksal besiegelt. Nein, sie hatte mit diesem Leben abgeschlossen. Mit ihrem Aufbegehren hatte sie nur erreicht, daß ihr Warten auf den Tod noch verlängert wurde. Sie glaubte nicht daran, damit etwas für ihr Überleben bewirkt zu haben. Sie war zum Tode verurteilt. Das Warten war fast noch schlimmer als alles andere.

    Um das Warten etwas erträglicher zu machen, sah sie sich in dem Zimmer um, in welches Brix sie gesperrt hatte. Es war eines der feinen Zimmer für die Gäste der Herrschaften. Die Ausstattung war edel und teuer. In solche Zimmer kam sie nur, um dort sauber zu machen. Doch nicht die Möbel waren es, die ihre Aufmerksamkeit erregten. Es war das Fenster, durch das die Sonnenstrahlen drangen und das Zimmer in ein warmes gelbes Licht tauchten. Sie blickte zum Fenster hinaus und entdeckte einen kleinen Vogel, der in einem Ast eines Baumes saß. Er hatte dort sein Nest gebaut und versorgte nun seinen Nachwuchs, indem er ständig hin und her flog, um Nahrung für seine Junge zu fangen. Er tat das ohne Unterlaß, den ganzen Tag, bis sein Nachwuchs eines Tages flügge wurde. Ja, so war der Lauf der Dinge, von Generation zu Generation, doch manchmal geschahen unvorhergesehene Dinge, die diesen Lauf unterbrachen.

    In Tillas Zeichen konnte Fhionn deuten daß es auch andere Menschen in ihrem Leben gegeben hatte, die ihr gar nicht wohl gesonnen waren. Sie sprach von einem alten Herrn, der sie geschlagen haben mußte. Was konnte sie da noch sagen? Welche Worte konnten da noch trösten? Sie waren zu einem Leben verdammt, in dem sie auf das Wohlwollen von anderen Menschen angewiesen waren. Für manche von diesen Menschen waren sie nicht mehr, als der Staub unter den deren Stiefeln.
    Fhionn drückte die kleine Tilla noch einmal leicht an sich und strich ihr sanft über das Haar. So konnte sie sie am besten trösten. Es bedurfte nicht vieler Worte, um dem Mädchen ein wenig menschliche Wärme zu geben. Vielleicht würde die Zukunft den ersehnten Tag der Freiheit bringen, der Tag, an dem sich alles erfüllt wurde, was sie sich wünschten. Bis dahin half nur die Hoffnung, die sie nie verlieren durften! "Ich weiß nicht, Tilla, ob sie kommen wieder. Aber du nicht geben Hoffnung auf." Sie hielt sie noch eine Weile und schwieg, bis Stimmen an ihre Ohren drangen, die von Jenseits des Zaunes stammten. Fhionn löste die Umarmung und sah Tilla nach als, sie den Eimer mit den Münzen zurück in ihr Versteck brachte und wie sie sich anschließend wieder ganz auf atemberaubende Weise in das Heu fallen ließ. Ihr Lächeln gab auch ihr wieder Hoffnung. Es war wohl besser, wenn sie nun wieder zurück gingen.

    Fhionn lächelte gütig, so wie sie es getan hatte, wenn ihre Kinder mit ihren Fragen kamen. Tilla war fast noch ein Kind. Äußerlich mochte sie schon eher einer jungen Frau gleichen, doch tief in ihr drinnen, war sie noch ein Kind. "Menschen kommen und gehen, Tilla. Sie manchmal bleiben eine Zeit mit dir und dann sie gehen weiter. So auch mit Freunde. Du aber nicht traurig sein! freunde manchmal kommen wieder und wenn nicht, dann andere kommen und man kann sein Freunde."
    So war leider das Leben. Auf der Straße des Lebens, machte man viele Bekanntschaften. Manche dieser Bekanntschaften, konnten ein ganzes Leben anhalten. andere wiederum, gingen nach kurzer Zeit wieder auseinander. Fhionn hatte in ihrem Leben bereits oft Abschied nehmen müssen. Manchmal war es ein Abschied für immer.
    "Du mache das Beste daraus! Nimm aus Freundschaft und gib zurück Freundschaft. Dann du nie alleine. auch dann, wenn Siv weg oder Caelyn weg oder ich weg. Sie alle sind da drin!" Fhionn deutete auf ihr Herz. Gleich, wohin Straße des Lebens Tilla hinführen würde, wenn sie stets offen war, für andere Menschen und die Menschen die ihr lieb und teuer waren, im Herzen behielt, dann war sie niemals mehr allein.
    Sanft legte sie ihre Arme um das Mädchen und drückte sie.

    Innerlich noch so sehr aufgewühlt, von dem, was sie soeben gewagt hatte, zitterte sie am ganzen Leib. Das Zittern verstärkte sich noch, nachdem Corvinus seine Stimme erhoben hatte. Kein einziger Laut war im Atrium mehr zu vernehmen. Alles starrte erschrocken und zugleich gespannt auf den Herrn und seine Sklavin.
    Fhionn hatte mit allem gerechnet, nur nicht mit dem, was nun geschah. In Corvinus Kopf musste ein Schalter umgelegt worden sein, denn allmählich begann sein Bild von Matho zu bröckeln, so hatte es jedenfalls den Anschein. Hätte er sonst angeordnet, mit jedem sprechen zu wollen? Fhionn wagte nicht zu hoffen, mit einem blauen Auge aus der Sache herauszukommen. Sie wusste, die Römer versprachen viel, hielten aber nur wenig davon ein.
    Als sich Corvinus schließlich von ihnen abwandte und Alexandros zu sich rief, fiel eine große Last von Fhionns Schultern. Auch bei Brix konnte sie ähnliches erkennen. Er hatte, wahrscheinlich zum ersten Mal in seinem Leben, die Stimme gegen seinen Herrn erhoben. Ihm musste das außerordentlich viel Kraft gekostet haben.


    Fhionn folgte ihm still, so wie es Corvinus angeordnet hatte. Er brachte sie in eines der Gästezimmer und wollte sie schon einschließen. Doch bevor er die Tür zuzog, sah sie zu ihm auf. "Bitte! Du noch bleiben…. Ich sagen wolle, du sehr stark. Danke für das!"

    Fhionn hatte ihren Blick wieder ins Nichts abschweifen lassen nachdem sie Corvinus geantwortet hatte. Sie war sich sicher, ihre Antwort würde ihn nicht umstimmen. Wie sollte er auch jemals ihr Handeln verstehen! Er hatte seinen ehemaligen maiordomus nicht wirklich gekannt. Wahrscheinlich hätte er ihn auch nicht aufgehalten, hätte er ihn gekannt.


    Das Geräusch der ausgepreßten Luft und dann seine Ankündigung, er habe seine Meinung geändert, ließ sie wieder aufschauen. Ein kurzer Anflug von Hoffnung schien sich auf ihrem Gesicht abzuzeichnen. Dieser erlosch allerdings so schnell, wie er gekommen war. Erdolchen nicht kreuzigen. lautete sein neues Urteil. Nein, sie hatte sich keine Hoffnungen gemacht. Sie würde nicht mit dem Leben davon kommen. Wenigstens würde es schnell gehen. Das war jetzt noch ihr einziger Trost. Was sie aber besonders schmerzte, war seine Wahl des Vollstreckers. Brix sollte es tun. Wie konnte er nur so etwas von ihm verlangen? Sie hatte Brix als einen loyalen Sklaven kennengelernt, der gut zu seinesgleichen war und treu seinem Herrn ergeben war. Als er sich jedoch nun gegen das Wort seines Herrn stellte, wegen ihr, kehrte wieder das Leben in Fhionn zurück. Nein, das konnte sie nicht zulassen! Er durfte sich wegen ihr nicht auch noch ins Unglück stürzen! Sie sah erneut zu Corvinus, wollte schon dazu ansetzten, etwas zu sagen, als ihr Blick abgelenkt wurde. Tilla war es, die ihre Aufmerksamkeit errungen hatte. Die junge Sklavin versuchte ihr etwas mitzuteilen. Angestrengt versuchte sie zu erschließen, was das Mädchen gebärdete. Nein.. nicht so!


    Brix, Tilla, Siv und all die anderen, die sich für sie eingesetzt hatten, für sie alle lohnte es sich zu kämpfen! Sie nahm all ihren Mut zusammen und schrie Corvinus das entgegen, was sie ihm auch schon am Abend sagen wollte. "Ich Matho getötet, weil Matho war böse! Sehr böse! Hat Siv an Kette gelegt auf Reise heim, er mich hat gedroht, er tun schlimmes mit mir. Er dich hat betrügen! Er nicht ehrlich! Wir töten Menschen, die sind nicht ehrlich, die betrügen! Wenn du mich müssen töten, dann mir geben Messer und ich töten selber mich!"

    Das Mädchen sah sie verblüfft an, so als wäre ihre Bitte, angesichts der Münzen, so abwegig gewesen. Sie wußte selbst, welche Faszination Münzen auf einen Menschen ausüben konnten, hatte sie doch vor wenigen Augenblicken noch selbst daran gedacht, was man alles mit einem Batzen Geld anstellen konnte.
    Sie wußte nur wenig, eigentlich fast gar nichts über Tillas Vorgeschichte und konnte deshalb auch schlecht beurteilen, was sie damals dazu bewogen hatte, zu stehlen. Doch die Stehlerei hatte auch sie ins Verderben gestürzt und sie konnte von Glück sagen, daß irgendein Gott Mitleid mit ihr gehabt haben mußte.
    Fhionn beließ es dabei. Sie wußte, sie mußte Tilla deswegen nicht mehr ins Gewissen reden. Sie mochte ihre Lektion gelernt haben und würde in Zukunft anders handeln


    Was sie aber dann sagte, berührte Fhionn sehr. Jeder, der irgendwann einmal etwas verloren hatte, sehnte sich danach, es wieder zu erlangen. Das ging Fhionn nicht anders. Sie sehnte sich auch nach den saftig grünen Hügeln ihrer Heimat und nach ihrer Familie, auch wenn sie wußte, daß diese Familie nicht mehr existierte.
    "Du nicht habe Freundin? Du habe mich! Ich nicht Freundin? Was mit Siv und Caelyn und alle andere? Du habe Freundin, wenn du brauchen, immer sein da für dich! Du kann glauben. Ich jetzt weiß!" Das hatte Fhionn auch erst begreifen müssen, als die Sklaven um ihr Überleben gekämpft hatten.

    Der Kampf um ihr Leben, der ausgebrochen war, hatten Fhionns Sinne nur gestreift. Ihr Blick schien noch immer ins Leere zu gehen. Doch er hatte sich an einer Abbildung an der Wand festgemacht. Sie besah sich das Bild genau. Es war die Abbildung einer nackten Frauengestalt in einer seltsamen Haltung, deren Bedeutung sie nicht verstand. Sie versuchte, in der Zeit, die ihr noch blieb, zu ergründen, was es mit der Frau auf sich hatte. Aber das Bild und auch die anderen, die diesem Bild folgten, gaben ihr nur Rätsel auf. Doch sie waren schön anzusehen. So erfreute sie sich einfach an dem Bild und ließ ihre Gedanken schweifen um sich eine eigene Erklärung von der Darstellung zu machen.
    Daß sich nun auch der andere Aurelier zu Wort meldete, registrierte sie nicht. Sie war in die Welt der nackten Schönen vertieft und es bedurfte einiges mehr, um sie von dort abzubringen. Auch als Corvinus selbst zu sprechen begann, berührte sie das nicht. Nein, ihr Augenmerk galt der Geheimnisvollen. Warum nur war sie nackt? Und weswegen stand sie da so? Tanzte sie? Sie hielt seltsame Gegenstände in ihren empor gestreckten Händen.


    In der Ferne hörte sie plötzlich das Rufen ihres Namens. Etwas zog sie zurück, weg von der Schönen, hin zur bitteren Realität ins Atrium. Dorthin wo sie stand und auf den Tod wartete. Alle starrten sie an. Warteten auf ihre Antwort. Was macht man in deiner Heimat mit Fremden, die auf diese niederträchtige Art und Weise das Vertrauen des Hausherrn missbrauchen? Sie war sich erst gar nicht bewußt gewesen, was Corvinus sie gefragt hatte. Doch sie kam rasch wieder zu sich und fand auch bald eine Antwort. Die Antwort war sonnenklar! Die Druiden! Zwar verfolgten die Römer die weisen Männer in ihrer Heimat. Doch sie wirkten weiter im Verborgenen. Ihnen führte man solche Verbrecher zu.
    "Sie geopfert werden, für Götter," antwortete sie ruhig. "Man sie sticht mit Messer in Brust und reißen Herz heraus. Ich nicht heraugerissen Herz. Ich nicht können. " Genau das war die Strafe für jene, die das Vertrauen ihres Herrn missbraucht hatten, so wie Matho.

    Fhionn hatte nicht ihren Blick gesenkt, wie man es vielleicht von einer überführten und verurteilten Mörderin, oder gar einer Sklavin erwartet hätte. Allerdings vermied sie es auch, einen der Anwesenden direkt anzusehen. Ihr Blick ging vielmehr ins Leere. Sie hatte die Anwesenheit Aurelius Orestes bemerkt, der am Eingang zum Atrium stehen geblieben war. Er war der Einzige, zu dem sie Vertrauen gefaßt hatte, seitdem sie hier war, der ihr aber doch nicht helfen wollte oder nicht helfen konnte.Doch sie nahm es ihm nicht übel. Sie konnte ihn gut verstehen. In seinen Augen hatte sie das Vertrauen mißbraucht.
    In seiner Macht hätte es vielleicht gestanden, Corvinus um Gnade zu bitten. Ihm hätte er vielleicht Gehör geschenkt, nicht aber einer Sklavin.
    Und doch, Siv hatte es wiederversucht. Ohne Erfolg zwar, aber sie wollte Fhionn nicht einfach so gehen lassen. Als nun Brix sich das Wort erkämpft hatte, wurde sie kurz aufmerksam. Brix wußte doch von all dem nichts, was in Germanien vorgefallen war. Aber er wußte, wie Matho war. Er kannte ihn und hatte, wie die anderen auch, unter ihm zu leiden gehabt. Nein, auch das würde ihr nicht helfen. Sie horchte wieder in sich hinein, um das, was um sie herum geschah, nicht wahrnehmen zu müssen. So entging ihr völlig Brix´ Verteidigung und auch Dina, die Corvinus mit Wasser versorgt hatte und in einem ihrer lichten Momente davon berichtete, daß Hektor die Vorfälle in Germanien bestätigt hatte.
    Nein, Fhionn bekam davon nicht allzu viel mit. Sie stand einfach nur da, um zu warten, bis man sie zur Hinrichtung führte. Daran zu denken, wie lange es dauerte, bis endlich der Tod eintrat, vermied sie in diesem Augenblick. Sie wußte, wie lange es dauern konnte. Sie hatte es gesehen, damals in Britannia und sie hatte sich gewünscht, niemals so enden zu müssen. Die Realität hatte sie eingeholt.

    Sie hatte es fast schon geahnt, daß es so war. Tilla war eine Diebin gewesen, früher. In ihrem alten Leben. Und jetzt? Stahl sie auch jetzt noch? Jetzt, wo sie es doch besser hatte? Dieser Gedanke, es besser zu haben, gefiel Fhionn nicht. Sicher, Tilla hatte es nun weitaus besser als früher. Auch Fhionn hatte es in gewisser Weise besser. Die Angst, gut über den Winter zu kommen und immer reichlich Nahrung zu haben, gehörte der Vergangenheit an. Aber was war der Preis dafür gewesen? Ihre Freiheit! Die war ihr wichtig gewesen. Einst war sie frei und stolz und nun? Sie hatten ihr alles genommen und das war es, was sie nicht überwinden konnte!
    Noch ehe Fhionn nachfragen konnte, wie es Tilla heutzutage mit dem Stehlen hielt, folgte bereits die gebärdete Antwort. Der Inhalt lockte sie. Sie würde also ohne zu zögern zugreifen? Ein oder zwei Münzen, mehr nicht. Was machte es schon aus, wenn ein oder zwei Münzen von so vielen fehlten? Wer würde es bemerken? Wieder schwebten ihr die Dinge vor, die man sich davon kaufen konnte. Letztlich konnte man sich sogar Menschen davon kaufen, so wie sie. Nein, sie wollte keine einzige dieser Münzen! Sie schob diesen abwegigen Gedanken sofort wieder beiseite.
    Aber was war mit Tilla? Würde sie zugreifen wollen? Ein oder zwei Münzen nur?
    "Tilla, nicht mehr stehlen heute, bitte!" Fhionn sah sie eindringlich an, so wie sie einst ihre Kinder angeschaut hatte, wenn sie ihnen etwas wichtiges erklärt hatte, was sie nie vergessen sollten.

    Ohne noch länger zu zögern, folgte sie Brix´ Aufforderung. Es gab keinen Hinderungsgrund mehr, der sie noch aufhalten konnte. Ihr war es gelungen, der Zeit zu trotzen, nur einen Herzschlag lang, aber lang genug, um mit sich ins Reine zu kommen. Sie stand zu dem was sie getan hatte und sie würde es auch immer wieder tun, wenn dies notwendig war. Sie hatte es als einzigen Ausweg gesehen. Matho hatte ihr keinen Ausweg gelassen. Er hatte letztlich selbst zu verschulden, was ihm widerfahren war, so wie sie es nun zu verschulden hatte, was ihr nun bald geschah. Sie empfand keine Wut mehr, gegenüber dem Römer, der vor ihr, im Atrium wartend saß.


    Die kleine Gruppe, bestehend aus Sklaven hatte nun das Atrium erreicht und kam vor Corvinus zum Stehen. Ganz vorne stand Brix, der die Gruppe angeführt hatte, dann folgten Fhionn, Siv und noch andere Sklaven ,die sich unterwegs teils aus Anteilnahme, teils auch aus reiner Neugier, der Gruppe angeschlossen hatten. Fhionn wirkte wie apathisch. Auch sie sah übernächtigt aus. Doch sie zwang sich, sich nicht gehen zu lassen. Nicht vor dem Römer! Diesen letzten Gang wollte sie noch meistern und dann blieb ihr die Ewigkeit, um Ruhe zu finden.
    Noch bevor Brix, der neue maiordomus, das Wort ergreifen konnte, stürmte Siv zu Corvinus und beschwor ihn noch einmal. Die Germanin hatte also immer noch nicht aufgegeben. Sie hatte Fhionn noch nicht aufgegeben. Das war sehr lobenswert, doch zwecklos. Fhionn empfand mit einem Mal Trauer. Deswegen, weil sie in der Zeit, in der sie es gekonnt hätte, Siv gar nicht richtig kennengelernt hatte. Wahre Freundschaft erwies sich auch hier erst in der Not.

    So langsam fragte sich auch Fhionn, ob es das Richtge war, was sie hier taten. Sie wollte es Siv schon fast gleichtun, die im Begriff war, aufzustehen und Cealyn ihre gewünschte Ruhe zu lassen. Die Gallierin war unfreundlich zu ihnen, obwohl sie es gut mit ihr meinten, und sie war nicht gewillt, sich helfen zu lassen. Also, warum noch sollten sie bei ihr bleiben und versuchen, zu ihr vorzudringen? Weil sie es versprochen hatten! Dass Caelyn alles andere als glücklich war, war nicht von der Hand zu weisen. Sie jetzt in Ruhe zu lassen, wäre zwar einfach gewesen, doch würde es ihr auf lange Sicht nicht weiter helfen. Es musste doch einen Weg geben, wie man an sie heran kam. "Ich auch einmal geliebt Mann. Sehr geliebt und er mich auch lieben. Doch dann er ist fort gegehen und ich waren sehr traurig. So wie du!" Fhionn lächelte ihr zu und hoffte, Caelyn auf diese Weise zu gewinnen.
    Tatsächlich hatte es diesen Mann gegeben und sie hatte ihn auch wirklich geliebt, genauso wie er sie geliebt hatte. Nur war er nicht fortgegangen, im herkömmlichen Sinne. Er war in den Kampf gezogen und war nicht wieder zurückgekehrt. Sie würde ihn niemals wieder sehen. Nicht in diesem Leben! Ob Caelyn wusste, daß es für sie immer noch Hoffnung gab, eines Tages ihrer Liebe wieder zu begegnen? Fhionn hingegen hatte wirklich alles verloren! "Aber du darfst nicht bleiben traurig! Dann du zerstören dich selbst. Du müssen leben! Du verstehen? Es geben immer neue Hoffnung!" Genau das hätte sie auch zu sich selbst sagen müssen. Es gab immer Hoffnung. Nur wollte Fhionn nicht daran glauben, daß es so war.

    Fhionn fragte sich nicht: Ey Mädel, dasselbe könnte ich auch dich fragen! :D Sie wußte, warum Siv so war, wie sie sich in letzter Zeit gab. Im Grunde hätte man diese Frage Fhionn stellen können. Denn sie offenarte sich auch nicht jedem und überall.
    Wie zu erwarten war, wehrte sich Caelyn gegen Sivs und Fhionns Fragen. Müde waren sie alle! Das war gar keine Frage. Aber sie ließ sie kein Stückchen an sich heran. Nein, Caelyn ging es nicht blendend, so wie sie behauptet hatte. Siv entgegnete ihr mit Ironie. Fhionn wußte nicht, wie sie im ersten Moment darauf reagieren sollte. Aber eines war sicher, Caelyn jetzt einfach sich selbst zu überlassen, wollte sie keinesfalls.
    "Dir nicht geht gut! Sag schon, was los!" Für Außenstehende mußte ihr Ton grob geklungen haben, doch grob wollte sie nicht erscheinen. Vielmehr war sie besorgt um Caelyn.
    Die Gallierin sprach vom Nähen und daß sie es offensichtlich nicht mochte. Dabei hatte sie noch Glück gehabt, nur zum Nähen verdonnert worden zu sein. Siv hatte schon recht, als sie sie fragte, ob sie stattdessen nicht lieber die Latrinen putzen wollte.
    "Du können auch schwere Arbeit in Garten machen, wenn das besser ist als Nähen! Du tauschen morgen mit mir? Nicht mit Siv tauschen! Besser mit mir!" Sie warf dabei der Germanin einen schelmischen Blick zu, sah aber dann gleich wieder Caelyn an, denn sie wollte von dem eigentlichen Problem nicht ablenken.

    Tillas Schmunzeln ließ Fhionn ahnen, daß sich etwas Besonderes im Innern des Eimers befinden mußte. Gespannt beobachtete sie, wie das Mädchen ihn öffnete. Darin befanden sich alle Arten von Geldbörsen und Münzen. Langsam begann es Fhionn zu dämmern, womit sie es hier zu tun hatte. Im Eimer befand sich Diebesgut! Aber war es Tilla gewesen, die all die Sachen gestohlen hatte? Das konnte sie gar nicht glauben. Vielmehr wollte sie es nicht glauben. Die kleine liebe Tilla- eine Diebin? Vorerst wortlos betrachtete sie sich die Münzen, die Tilla aus dem Eimer heraus holte. Fhionn wußte wirklich nicht, was sie davon halten sollte! All ihre Gedanken, an Flucht, an Geld und an Freiheit waren vorerst beiseite gerückt worden.
    Sie wollte die Münzen mit nach Hause nehmen? Natürlich würde Brix sie früher oder später dort finden! Matho war zwar längst tot und sein Nachfolger Brix war ein anständiger Mann gewesen. Doch wenn er Wind von der Sache bekam, war er verpflichtet, zu handeln, auch wenn ihm das vielleicht widerstrebte.
    "Woher das kommt, Tilla?" Ihr Erstaunen konnte man ihrer Fragen entnehmen. Sie erahnte bereits Tillas Antwort, aber inständig hoffte sie, es könne vielleicht doch eine andere Bewandtnis damit haben.

    Auch Fhionn hatte Caelyns Eintreffen bemerkt. Sie hatte sich soeben gewaschen und wollte sich nun auch zur Ruhe legen. Der Tag war lang und arbeitsreich gewesen. So wie alle anderen in diesem Raum sehnte sie sich auch nach etwas Erholung und Stille. Aber sie hatte Louan ja etwas versprochen! Sie konnte sich noch sehr genau an ihren eigenen Wortlaut erinnern.Wir können sprechen mit Caelyn heute Abend. Vielleicht, wenn sie fertig mit Arbeit oder sprechen bei Essen. Dann wenn sie hat Zeit. Jetzt war es Abend und nun hatten sie auch Zeit, notalls sogar die ganze Nacht! Jetzt mußte sie auch zu ihrem Wort stehen, gleich wie müde sie dabei war!


    Zu ihrer Verwunderung, war es Siv gewesen, die als erste zu Caelyn ging und sich auf den Rand ihres Lagers setzte. Heute Morgen hatte die Germanin eher den Eindruck vermittelt, als wolle sie nur ungern diese Aufgabe übernehmen.
    Fhionn näherte sich langsam den beiden Sklavinnen und stellte sich an das Kopfende, neben Caelyns Bett. Ohne, daß es sich die beiden Sklavinnen bewußt gemacht hatten, nahmen sie Caelyn nun sprichwörtlich in die Zange. Für Gallierin gab es somit kein leichtes Entrinnen mehr. Sie musste sich nun Siv und Fhionn stellen, ob sie es wollte oder nicht!


    Den ganzen Tag hatte sich Fhionn schon überlegt, was sie Caelyn sagen sollte oder wie sie sie trösten konnte. Verlust war etwas sehr schlimmes und es bedurfte sehr viel Zeit, darüber hinweg zu kommen. Das hatte sie selbst miterleben müssen. Wer konnte es also der Gallierin verdenken, daß es ihr schlecht ging?
    "Dir geht nicht gut," fügte sie ihre Frage ergänzend zu Sivs Frage an.

    Aha! Das mit den Tieren hatte sie ja schon fast vermutet! Wie konnte man denn nur so dumm sein! So wurde doch das Trinkwasser ungenießbar. Eine grausige Vorstellung, daraus trinken zu müssen!


    Wieder ging Fhionns Blick nach oben zu dem Gebälk und ehe sie sich versah, war bereits Tilla auf dem Weg nach oben. Dort hatte sie ihn also versteckt, ihren Schatz.
    Von unten sah sie ihr gebannt zu, was sie dort oben machte. Ihre Augen folgten dem Eimer, der nun ganz langsam und vorsichtig von Tilla herabgelassen wurde. Fhionn stand auf und griff nach dem Eimer, als der eine Höhe erreicht hatte, in der sie nach ihm greifen konnte. Doch gleich beobachtete sie Tilla wieder dabei, wie sie wieder die Balken hinunter kletterte. Vom letzten Balken aus sprang sie schließlich ins Heu hinein, während Fhionn erschrocken den Atem anhielt. Tilla aber war nichts passiert! Sie lachte und war froh. In ihrem Haar und an ihrer Kleidung war ganz viel Heu hängen geblieben.
    Fhionn war von ihrem artistischen Können begeistert und sie klatschte gebührend. "Bravo! Gut gemacht!"
    Aber noch hatte sie nicht in das Innere des Eimers geblickt!