Beiträge von Flavia Celerina

    Das Voropfer war nun beendet. Mittlerweile hatte ich mich auch wieder erhoben und wandte mich nach rechts. Ob die Göttin unser Opfer annehmen würde, war noch abzuwarten. Dies würde sich in dem zeigen, was nun folgte.
    Die Priesterin wartete bereits auf uns. Gemeinsam folgten wir ihr. Dabei fiel mir auf, wohin mein Zukünftiger starrte. Natürlich war ich mir der Ernsthaftigkeit der Situation bewußt. Mein Gesicht blieb ausdruckslos, doch innerlich grinste ich. Ich dachte mir, wenn ich es bemerkt hatte, wohin Corvinus starrte, dann konnten das auch andere tun. Deshalb versetzte ich ihm mit meinem Ellenbogen einen leichten Stoß in die Seite. Allerdings war der Allerwertete der rundlichen Priesterin auch zu einladend!
    Draußen wartete bereits das geschmückte Opferlamm. Ich kam neben Marcus zum stehen und verfolgte den weiteren Fortgang des Opfers. Marcus weihte das Lamm, indem er es mit der Salzlake benässte. Dann sprach er noch ein Gebet. Er bat noch einmal die Göttin, mich in Zukunft unter ihren Schutz zu stellen. Erst vermisste ich die Fürbitte für unsere bevorstehende Ehe. Doch nach einer kleinen Pause fügte er sie noch an. Nun war es an mir, noch einige Worte zu sprechen.
    "Oh erhabene Iuno, große Göttin, Herrscherin des Himmels, nimm unser demütiges Opfer an und schenke uns deine Gunst. Verleihe uns die Stärke, alle Höhen und Tiefen unseres Lebens zu meistern und spende uns deinen Segen für unsere Verbindung. Bitte schenke uns Fruchtbarkeit. Wir bitten dich nimm unser Geschenk als Zeichen unserer niemals versiegenden Dankbarkeit an."Nun strich Marcus mit dem Opferesser über den Rücken des Tieres. Damit war das Tier bereit, geopfert zu werden. Die Priesterin stellte die obligatorische Frage, die wir beide, mittlerweile Hand in Hand nacheinander beantworteten. "Age!"
    Nun ging alles sehr schnell. Es beunruhigte mich etwas, wie wenig Blut das Tier verlor. Inständig hoffte ich, Iuno würde das Opfer trotzdem annehmen. Die Priesterin indes hatte alle Hände voll zu tun, als sie sich an dem Lamm zu schaffen machte. Wieder war ihr enormer Podex zu sehen, den sie nun in die Höhe streckte. Diesmal wichen Marcus´ Augen diesem Anblick aus. Auch ich ersparte ihn mir.

    Begierig sah ich zur Tür, die sich wieder öffnete. Eine blaße, dunkelhaarige Frau mit einem Kind im Arm kam zum Vorschein. Sie kam mir bekannt vor. Auch die Stimme hatte ich schon einmal vernommen. Ich grübelte, woher ich sie kannte. Zweifelsohne gehörte sie zum flavischen Sklaveninventar. Aber der Kleine, den sie im Arm trug, war nicht Antonias Kind. Er schrie immerfort.
    "Das macht nichts!" entgegnete ich auf ihre Entschuldigung. Im Augenblick war ich für jede Ablenkung empfänglich. Außerdem konnte ich so auch meine Neugier stillen und herausfinden, woher ich sie kannte. Ich fragte mich, wessen Kind das war. Sie war natürlich die Mutter, aber wer war der Vater?
    "Nein, du störst nicht. Komm näher! Noch näher!" Mit einer auffordernden Geste gebot ich ihr, an mein Bett heranzutreten, damit ich mir ihr Kind betrachten konnte.
    "Ist es krank, dein Kind? Oder warum schreit es so?"
    Je länger ich mir sie betrachtete, desto schneller kam meine Erinnerung zurück. Wir waren uns in der Tat schon einmal begegnet und zwar hier, in meinem cubiculum. Damals war sie noch schwanger gewesen.
    "Du bist Aquilius´ Sklavin, nicht wahr?" Dann war der Kleine augenscheinlich auch der Bastard meines Onkels. "Setz dich!", wies ich sie an und deutete dabei auf die Bettkante rechts neben mir.

    Wir näherten uns einem Stand mit allerlei Firlefanz. Billiger Schmuck, der zwar golden glänzte aber nur aus Bronze bestand. Ohrringe, Armreifen und die verschiedensten Anhänger die an einem Lederbändchen befestigt waren.
    Zugegebenermaßen gefiel mir sogar das eine oder andere Stück. Aber meine Ylva war mir mehr wert, als so ein paar billige Ohrringe.
    Es war mir ein Trost, diese ermüdende Suche nach passenden Geschenken nicht alleine tätigen zu müssen. Der Decimer erwies sich als ein unterhaltsamer Zeitgenosse, der sich sogar mit Haarnadeln auskannte. Ich dachte nicht länger darüber nach, woher sein Wissen herrührte. Wahrscheinlich war er als einziger Sohn mit einer Hand voll Schwestern aufgewachsen oder vielleicht verband ihn eine innige Beziehung mit seiner Mutter, die der Grund dafür war.
    "Oh, nein!" antwortete ich auf seine Frage. "Ich gehöre zum hispanischen Zweig meiner Familie. Geboren wurde ich in Flavioriga. Aber aufgewachsen bin ich in Taracco.", fügte ich noch lächelnd hinzu. Dabei vermied ich, zu erwähnen, dass es eine Pflegefamilie war, bei der ich in Taracco aufgezogen wurde.
    Den Stand mit dem Schmuck ließen wir hinter uns, der nächste, einer der mit allerhand kleinen Phiolen bestückt war und von dem ein exzessiver süßlich-herber Duft der verschiedenen Inhalte ausging. Wie wäre es mit einem Duftwässerchen? Ich griff zu einem der kleinen Gefäße, welches mit der Beschriftung lilium versehen war. Ich roch kurz daran und reichte es Serapio. Möglicherweise war er ja auch in diesem Fall ein Kenner der Materie. "Was hältst du davon, Decimus Serapio?"

    Um nichts in der Welt wollte ich mir dieses Schauspiel entgehen lassen! Zwar war ich eher eine Freundin der schönen Künste, doch empfand ich einen Tag mit Gladiatorenspielen als Abwechslung von dem Herkömmlichen. In Begleitung meines Sklaven betrat ich die Ehrenloge. Das flavische Theater war bereits wohlgefüllt. Zu meiner Erleichterung stellte ich fest, daß ich nicht die einzige war, die noch nicht ihren Platz eingenommen hatte.
    Unten in der Arena konnte ich Marcus und Manius erblicken, die mit dem Opfer zugange waren.
    Genüßlich ließ ich mich auf meinen Platz nieder. Ich liebte es, von hieraus die die Anwesenden um mich herum zu beobachten. Das hatte etwas voyeurhaftes.
    Einige Zeit später erreichten die beiden Ausrichter der Spiele, die ihr Opfer erfolgreich zu Ende gebracht hatten, ebenfalls die Ehrenloge und nahmen Platz, sodaß es nun nicht mehr lange dauern konnte.
    An das einfache Volk wurde Brot und verdünnter Wein gereicht, während man in der Ehrenloge mit süßen Früchten Nüssen und einem weitaus besseren Wein verköstigt wurde.
    Ein Sklave reichte mir einen Becher mit Wein und eine Schale mit dem Obst. Von beidem nahm ich und verkürzte mir so die Wartezeit, bis die Spiele eröffnet wurden.


    Die erste Paarung betrat die Arena, begleitet von johlenden Rufen der Menschenmassen. Die Namen der beiden Gladiatoren sagten mir nicht viel. Ich wohnte solcher Unterhaltung nur bei besonderen Gelegenheiten, wie dieser bei. Ansonsten interessierte es mich nicht, welcher Gladiator momentan den meisten Ruhm einfuhr. Der den sie 'die blonde Bestie' nannten, kam mir bekannt vor. "Kennen wir diesen Mann dort unten nicht? Mir kommt es so vor, als hätte ich den schon einmal gesehen!"

    In aller Frühe war ich aufgestanden und hatte mich von Charis waschen und ankleiden lassen. Heute war ein wichtiger Tag. Unsere Hochzeit stand kurz bevor. In wenigen Tagen würde ich wieder vermählt sein. Mir war es ein großes Anliegen, daß diese Ehe glücklich und gleichermaßen erfolgreich wurde. Nach meinen schlimmen Erlebnissen sehnte sich mein Herz nach Schutz, Nähe und Geborgenheit. Um all das wollte ich die ehrwürdige Göttin bitten. Den Termin, den wir für unsere Opferzeremonie gewählt hatten, war daher auch mehr als geeignet. Er war einfach perfekt!
    Mittlerweile war auch mein kleines Problem gelöst, dem ich mich nach meiner Befreiung aus der Gewalt der Piraten, hatte stellen müssen. Das einzige, was mir noch Sorgen machte, war meine derzeitige Abneigung, die ich gegenüber dem anderen Geschlecht empfand. Ich redete mir ein, dies würde sich nach gegebener Zeit wieder legen. Doch nichts von dem geschah. Die Angst, niemals wieder sich einem Mann, meinem Mann hingeben zu können, beängstigte mich.


    Zur Opferung ließ ich mich von meinen beiden Sklaven Charis und Phraates begleiten. Ohne einen Leibwächter verließ ich nur ungern das Haus, auch wenn ich von meinem zukünftigen Gemahl begleitet wurde.
    Meine Sänfte reihte sich in die kleine Prozession ein, die sich ihren Weg zum Tempel der Iuno durch die Menge bahnte. Natürlich waren wir an solch einem Tag nicht die Einzigen, die der Göttin opfern wollten.
    Entschlossen erklommen wir die Stufen des Tempels. Marcus´ Klienten hatten uns eine Opfernische im Voraus reserviert, wodurch wir nicht lange warten mußten. Die Pristerin, die uns schon zu erwarten schien, kam uns entgegen und begrüßte uns. Auch ich nickte ihr freundlich zu. Aus der Hand des Klienten empfing ich das Körbchen mit den Opfergaben. Dann ließ ich mich auf meine Knie herab und entnahm einige der Blüten. Ich hatte außerdem noch ein kleine Beutelchen mit Weihrauch dabei. Die abgezupften Blütenblätter und die Weihrauchkörnchen ließ ich in das klimmende Kohlebecken rieseln, woraufhin sich der markante Duft des Weihrauchs sofort entfaltete und mir meine Sinne vernebeln wollte.
    "Oh Mater Iuno Februata, ich möchte dir danken für meine Errettung aus der größten Not und Bedrängnis! Nimm unser bescheidenes Opfer als Dank an und erhöre unsere Bitte für die Ehe, die wir in wenigen Tagen miteinander eingehen möchten. Bitte schenke uns deine Gunst, auf daß diese Ehe glücklich wird und Früchte trägt."
    Nachdem ich mit meinem Gebet geendet hatte, legte ich noch einige Kekse und eine Lilie vor dem Bildnis der Göttin ab.

    Marcus kam mir entgegen und bot mir den Platz neben sich selbst an. Er stellte mich seiner Familie und den Sklaven vor. Ich nahm mir vor, im Laufe des Abends alle miteinander kennenzulernen. Wenigstens wollte ich mit jedem einige Worte wechseln.
    Einige der Anwesenden waren mir allerdings schon wohlbekannt. Da war zum einen Ursus, den ich kurz nach seiner Rückkehr aus Germanien kennengelernt hatte und natürlich die blonde Sklavin, die gerade im Haar einer anderen jungen Frau wühlte und deren Name mir entfallen war. Von der ich aber noch wußte, wie unverschämt sie sich mir gegenüber verhalten hatte. Doch das spielte an diesem Abend keine Rolle. Auch für sie hatte ich ein Geschenk besorgt. Den beiden jungen Damen, die aufgesehen hatten, als ich erschienen war,dieich allerdings noch nicht kannte, nickte ich freundlich zu. Auch Prisca, die Ärmste, war anwesend. Offenbar nahm sie Aquilius´ Entscheidung, hinsichtlich ihrer Verlobung, sehr gefaßt auf.
    Einge der Aurelier vermisste ich allerdings. Minervina war nicht zugegen undauch nicht die beiden Sklavinnen, die vor einiger Zeit Chimerion zu mir gebracht hatten.


    Ich nahm neben Marcus Platz und gab Chimerion zu verstehen, sich auch zu setzen.
    "Danke! Ich freue mich sehr, heute Abend hier sein zu dürfen! Ursus! Nun ja, eigentlich habe ich bereits gespeist. Aber wenn ich es mir recht überlege, könnte ich den einen oder anderen Bissen noch vertragen." Ich wollte nicht sofort mit der bitteren Wahrheit über die flavische Saturnaliencena herausrücken.
    Kaum hatte ich die Tasche mit den Geschenken unter der Kline verstaut, kamen auch schon die ersten Rufe nach Geschenken. "Geschenke? Gibt es hier etwa Geschenke?", entgegnete ich mit gespielter Entrüstung. Marcus ließ sich dies nicht zweimal sagen und verschwand. Doch kam er schon bald zurück.

    Ich folgte Leone ins triclinium, aus dem bereits ein lautes Stimmengewirr drang. Offenbar war hier die cena noch nicht zu Ende. Hoffentlich kam ich nicht ungelegen, dachte ich.


    In der Tür blieb ich erst einmal stehen und warf einen Blick in die illustre Runde, ehe ich richtig eintrat. Die meisten der anwesenden kannte ich, wenn auch nicht alle Sklaven. Glücklicherweise hatte ich genug kleine Geschenke für die Sklaven besorg hatte. Denjenigen, die ich bereits kannte, hatte ich etwas Persönliches gekauft. Für die anderen mußten Einheitsgeschenke genügen. Marcus´ Familie gedachte ich mit etwas größeren Geschenken zu überraschen. Doch vorerst wollte ich mich erst einmal bemerkbar machen.
    "Io Saturnalia!", rief ich allen zu und trat näher. Mein Blick fiel sofort auf Marcus. "Oh, ihr seid noch beim Essen? Bin ich zu früh?" Vielleicht war dieser Umstand ein Glückstreffer. Die flavische cena war eher desaströs ausgefallen. Die Speisen hier sahen wesentlich schmackhafter aus.

    Zu meinem Erstaunen war es Leone, der mir aufmachte. Er hatte mich auch gleich erkannt und brachte einige kaum verständliche Worte hervor, was alleine nur an seinem, mit Hühnchenfleisch gefüllten Mund lag. Da heute und auch die nächsten Tage Ausnahmezustand herrschte, pikierte mich dies nicht. Ganz im Gegenteil! Ich lächelte ihm sogar noch heiter zu, als sei dies überhaupt kein unverzeihlicher Fauxpas, den er gerade begangen hatte. "Io Saturnalia! Du hast es ganz richtig erfaßt, mein Guter! Das hier ist Chimerion. Er begleitet mich heute als mein Gast!" Ich deutete kurz auf meinen Sklaven, der neben mir stand.
    Der Höhepunkt dieser surrealen Szenerie war schließlich das Fleischstückchen, das sich aus Leones Mund löste und zu Boden fiel. Ich wartete eigentlich nur noch darauf, daß er sich anschickte, dieses Stückchen aufzuheben und anschließend noch zu verspeisen. Glücklicherweise sah er davon ab. Stattdessen kickte er es mit seinem Fuß weg.
    Der Aufforderung doch einzutreten, ging ich sehr gerne nach, denn die Freude des Wiedersehens war ganz auf meiner Seite.
    "Danke, Leone! Ach, bevor ich es vergesse! Dies hier ist für dich!" Aus meiner Tasche angelte ich ein kleines verpacktes Geschenk, indem sich ein Schnitzmesser befand. Ein Ianitor konnte sich damit die Zeit vertreiben, wenn er den ganzen Tag an der Tür sitzen und auch Besucher warten mußte.

    Das war ja interessant, dachte ich! Gerne hätteich gewußt, wie die parthischen Oliven mundeten. Vielleicht gab es ja auch welche hier in Rom zu kaufen.
    "So? Sie schmecken anders? Wie denn? Wenn du morgen auf dem Markt welche finden solltest, dann kannst dusie mir mitbringen!"


    Die letzten Bissen verschwanden in meinem Mund. Ich war satt. Mit einem Tuch wischte ich mir meinen Mund ab und gab Charis ein Zeichen, damit sie abräumen konnte. Sie folgte meinem Zeichen sofort und entfernte das Geschirr und die restlichen Speisen. Dabei spielte es keine Rolle, ob Phraates bereits fertig war, oder nicht. Als sie den Teller des Parthers nahm, schenkte sie ihm für einen kleinen Moment einen Blick. Leicht verzog sie ihr Gesicht zu einem sanften Lächeln, ehe sie wieder zu Boden schaute und dann mit dem benutzten Geschirr verschand.
    Nachdem ich auch den letzten Schluck meines Weines geleert hatte, bemerkte ich, wie mich ein Schatten von Müdigkeit überzog. Ich befand, Phraates könne sich nun zurückziehen. Ich nahm an, Diomedes hatte ihn bereits mit seinem Schlafplatz vertraut gemacht.
    "Du darfst nun gehen, Phraates. Man hat dir bereits gezeigt, wo die Sklaven nächtigen?" fragte ich nach. Anderenfalls wollte ich Charis damit beauftragen, ihm die Sklavenunterkunft zu zeigen.

    Längst schon war die Dunkelheit herein gebrochen. Die flavische cena, anläßlich zu den Saturnalien, die einige sehr gewöhnungsbedürftige kulinarische Kreationen hervorgebracht hatte, war zu Ende gegangen. Ich war aufgebrochen, um den Aureliern, Marcus im speziellen, einen Besuch abzustatten. Für mich war es seit meiner Rückkehr die erste Gelegenheit, die Villa zu verlassen. In einer Tasche trug ich die Saturnaliengeschenke mit mir, die ich am Abend noch verschenken wollte. Da die Villa Aurelia nicht allzu weit entfernt war, hatte ich mich entschlossen, den Weg zu Fuß zu gehen.
    Seit meinen schrecklichen Erlebnissen, die ich während meiner Entführung erfahren mußte, fiel es mir sehr schwer, mich alleine in dunklen Räumen aufzuhalten. Noch weniger wollte ich mich mutterselenallein des Nachts auf der Straße bewegen. Chimerion, hatte sich bereit erklärt, mich zu begleiten. An diesem Abend allerdings nicht als mein Sklave, vielmehr als mein Gast. In seiner Nähe fühlte ich mich wieder sicher.


    Bald war die Villa Aurelia erreicht. Ich nahm an, der Ianitor würde heute nicht seinen Dienst versehen. Doch wie ich Marcus mittlerweile kannte, hatte er höchstwahrscheinlich für Ersatz gesorgt.
    So klopfte ich an der porta und hoffte einfach darauf, daß jemand mir öffnete.

    Es war wirklich bemerkenswert, wie viel ein Mensch in kürzester Zeit in sich hineinstopfen konnte! Ich selbst sah ihm erstaunt dabei zu und schwang dazwischen, ob ich amüsiert oder doch eher schockiert sein sollte. Es grenzte schon fast daran, unappetitlich zu werden. Doch dieser Mann hatte ganz offensichtlich Hunger! Doch nachdem die ersten Bissen in seinem Rachen verschwunden waren, erinnerte er sich wohl daran, wo er sich befand.
    Mir war auch nicht ganz entgangen, welche Art von Blicken er Charis zuwarf. Der arme Kerl, er mußte in jederlei Hinsicht gänzlich ausgehungert sein. Charis ihrerseits kümmerte sich augenscheinlich nicht um seine Aufmerksamkeit. Sie war mit vollkommen ergeben und bestrebt, mir jeden Wunsch zu erfüllen.
    "Nun, ich glaube, es wäre sinnvoll, wenn du morgen auch Charis mitnimmst, wenn du zum Markt gehst. Übrigens, hier in Rom gibt es auch einen Laden, in dem man Kleidung im parthischen Stil kaufen kann. Der Eigentümer hat eine parthische Sklavin, die exzellente Ware herstellt. Alles parthische ist derzeit en vogue, mußt du wissen. Ich möchte, daß man dir dort einige Tuniken kauft, die du in Zukunft tragen wirst." Das machte ihn noch authentischer.


    Mein Blick fiel wieder auf Phraates, der sich nun an den Oliven gütlich tat. Ihm schien es zu schmecken, wie er sagte. "Ja, das sieht man." antwortete ich schmunzelnd. "Die Oliven stammen aus meinem eigenen Olivenhain auf Sicilia. Gibt es in Parthia auch Oliven?" Oder mußten sie die Früchte erst importieren?

    In Bezug auf die Ereignisse im Anmeldeforum gestern Abend, gemeint ist die Anmeldung von Eilean, würde ich vorschlagen wollen, daß man dem Spieler, der sich neu anmelden möchte die Info gibt, auch hier nachschauen zu können. Einem Spieler, der vielleicht ganz neu ist und sich hier noch nicht auskennt, sollten alle Optionen aufgezeigt werden, die er hat, also auch die Stellenangebote! ;)

    Nun nahm die Hochzeit langsam, aber fortschreitend richtige Gestalt an. Dadurch hatte ich etwas wieder gewonnen, woran ich mich festhalten konnte und das mir auch die nötige Abwechslung brachte, um endlich von meinen schrecklichen Erlebnissen loszukommen.
    "Aber ja, um die Stoffe kümmere ich mich gerne! Ich muß mich dann auch schleunigst ans Weben machen. Diesmal soll meine Tunika recta richtig gelingen!" Nur ungern dachte ich daran zurück, als ich damals als junges Mädchen mein Hochzeitsgewand gewebt hatte. Es war nicht besonders ansehnlich gewesen. Wahrscheinlich lag es an der mißlungenen tunica recta, daß meine erste Ehe zu einem Fiasko geworden war.
    Nachdem nun alles besprochen war und ich auch langsam wieder müde wurde, wollte sich Marcus zurückziehen. In wenigen Tagen würde ich ihn ja wieder sehen. Ich hatte mir vorgenommen, ihn an den Saturnalien zu besuchen. "Ja, das werden wir!", antwortete ich ihm lächelnd.
    Doch da gab es noch etwas!
    "Ach Marcus, noch eines! Jetzt nachdem ich gerettet worden bin, würde ich gerne mit dir gemeinsam ein Dankesopfer an Iuno darbringen." Daran lag mit viel, denn ich fühlte mich so, als sei mir mein Leben ein zweites Mal geschenkt worden.

    Phraates hatte sich einen Stuhl genommen und sich zu mir gesetzt. Dann begann er wieder zu erzählen. Um ehrlich zu sein, freute ich mich bereits auf die gemütlichen langen Abende, an dem er mir die Geschichten aus seiner Heimat erzählen würde. Und auch jetzt, was er über die Eßgewohnhweiten seiner Landsleute zu berichten wußte, fand ich äußerst interessant. Besonders hatten es mir die Gewürze angetan! Ich hatte ja schon des Öfteren von der Vielfalt der Gewürze gehört, die es im Orient gab. Leider hatte ich nur wenige davon probieren können. Doch dies schien mir als eine gute erste Aufgabe für meinen Sklaven zu sein. Gleich morgen wollte ich ihn zum Markt schicken, damit er mir die Gewürze, die es in seiner Heimat gab, besorgen konnte. Für solcherlei Finge war ich immer sehr aufgeschlossen.
    Schließlich trat Charis mit einem großen Tablett in der hand ein. Die Speisen die sie mitgebracht hatte, dufteten verführerisch. Seit einigen Tagen hatte ich wieder Appetit und nun konnte ich es kaum noch abwarten.
    Charis stellte das Essen auf einem Tischen ab. Es sah einfach verführerisch aus. Ich griff zu und nahm mir von jedem etwas.
    "Greif nur zu und lasse es dir schmecken! Wer weiß, ob du morgen noch einmal in den Genuß kommst." Im Grund kümmerte ich mich nicht groß, womit die flavischen Sklaven verköstigt wurden. Allerdings war es für mich durchaus vorstellbar, dass man ihnen keine besonderen Delikatessen zukommen ließ.
    "Ach weißt du, du kannst gleich morgen auf die Märkte gehen und mir diese Gewürze aus deiner Heimst besorgen! Diomedes wird dich begleiten.", sagte ich, nachdem einige der gefüllten Oliven in meinem Mund verschunden waren.

    So, nun dauerte es nicht mehr lange, bis mir Gerechtigkeit zu Teil werden sollte. Der Parther mußte jeden Augenblick hier erscheinen. Das wollte ich mir nicht entgehen lassen, wenn man ihn zwang, von seinem hohen Ross herunterzusteigen. Bis es aber so weit war, dachte ich ernsthaft darüber nach, ob es nicht wirklich besser war, mir einen ausgebildeten Leibwächter anzuschaffen. Allerdings genoß Chimerion mein Vertrauen. Ein neuer Sklave wäre mir wieder gänzlich fremd. Nein so war es das Beste! Der Parther mußte her!
    "Oh, dafür möchte ich dir vielmals danken. Er wir aus meinem Sklavenschon einen guten.." Die Tür ging auf, der Parther trat ein und schwieg erwartungsvoll. Natürlich stellte ihn Marcus sofort zur Rede und befahl ihm, sich auf der Stelle bei mir zu entschuldigen. Mein Blick fiel auf den Sklaven und ich fragte mich, was er antworten würde.
    Was dann aus dem Parther drang, war ungeheuerlich, andererseits auf eine gewisse Weise auch charmant. Das hörte sich so gar nicht nach einem Sklaven an. Und dann noch dieser Handkuß! Respekt gegenüber seinem Herrn fehlte ihm wohl auch zur Gänze. Ich wußte nicht, ob ich mich geschmeichelt fühlen oder vor Wut platzen sollte. Ich entschied mich, es mit Contenance zu versuchen! Leider fehlten mir da auch die Worte, um angemessen zu reagieren.
    "Äh, ja. Nein, ich… das äh. Wie bitte? Das ist ja…. also nein! Unglaublich!" Ratlos sah ich zu Marcus. Was sollte man davon nur halten?

    Meine Ausführungen hatten hoffentlich die Wirkung, die ich damit beabsichtigt hatte. Ein wenig Angst und Schrecken konnte nicht schaden, umso mehr kam er auch nicht auf dumme Gedanken.
    Das Düstere war längst wieder aus meinem Gesicht gewichen. Noch einmal versuchte ich ihn mit meinen Augen zu durchleuchten, so als ob ich damit wirklich alles an ihm ergründen könnte. Dieser Parther, er war auf seine Art höflich und wahrscheinlich mußte er gerade das durchmachen, was ich in der Hand der Piraten erleben mußte. Vielleicht aus dieser Erkenntnis heraus, tat ich etwas, was ich eigentlich nicht vor hatte, nicht gegenüber Sklaven. Ich empfand Mitleid für ihn.
    "Das glaube ich dir auf´s Wort! Diese Sklaventreiber, lassen ihre Ware fast verhungern! Nun, ich habe auch noch nicht gespeist. Was hältst du davon wenn ich…" Etwas Spitzbübisches blitzte in meinen Augen auf. Ich hatte ganz plötzlich eine Idee, keine fixe, wie ich hoffte. Aber dennoch eine ungewöhnliche Idee. "Charis, bring uns etwas zu Essen. Ich speise heute hier in meinem Raum und vergiß den zweiten Teller nicht!" Wieder sah ich zu dem Parther, der immer noch stand. Im stehen konnte man nicht besonders gut essen. "Setz dich doch! Sag mir,was essen die Menschen in Parthien?" Ich wies auf einen Stuhl, der bei der Kommode stand.