Beiträge von Flavia Celerina

    Mit allem hatte ich gerechnet nur damit nicht! Verstand er nicht, was ich sagte? War es denn so mißverständlich? Lag das nicht offen auf der Hand? Ich sah auf und meine Augen trafen auf seine. Nein, er hatte nicht ergründen können, was ich meinte. Womöglich war es ein Segen, daß er das nicht tat! Was hätte er nur von mir gedacht, hätte er es erfahren? Er durfte es nicht erfahren. Nicht aus meinem Mund. Vergessen, genau das mußte ich! Es einfach vergessen, dann war es wie weggespült. Nicht existent. Niemals geschehen. Ja, so sollte es sein!


    "Ja. Niemals mehr," entgegnete ich, fest in seine Augen blickend. Ich fühlte mich in diesen Augen gefangen, wie in einem Vakuum. Ein sicherer Platz, an dem mir nichts geschehen würde, von dem ich aber auch nicht los kam.
    Da kam mir die Ablenkung gerade recht. Etwas Zerstreuung brachte mich und auch ihn auf andere Gedanken. Ja, bereits vor meiner Entführung hatte ich angefangen zu planen. Die Frage nach der pronuba stand da ganz oben auf meiner Liste und wäre es nicht zu diesem bedauernswerten Zwischenfall gekommen, hätte ich wahrscheinlich Antonia schon darauf angesprochen.
    "Ich dachte auch schon Antonia. Ich werde sie fragen, bald schon. Und ja, die Planung unserer Vermählung sollte keinen Aufschub mehr haben. Ich würde vorschlagen, nach den Saturnalien sollten wir es angehen, meinst du nicht auch? Es wird eine exorbitante Hochzeit werden, von der die Leute noch lange sprechen werden."
    Die dunkle Stimmung meiner Gedanken erhellte sich zusehends. An die Zukunft denken, das mußte ich und nicht in der Vergangenheit verharren. Zunehmend fühlte ich mich besser. Ich konnte es kaum erwarten, wieder vollständig hergestellt zu sein, denn im mir brodelte der Tatendrang.

    Ich hoffte, diese Sache würde schnell von statten gehen, ohne mein weiteres Zutun. Meine größte Angst bestand darin, diesem Kerl noch einmal gegenübertreten zu müssen, wenn man ihm den Prozeß machte. Nur den Augenblick, in dem er sein Leben aushauchte, den wollte ich um nichts in der Welt verpassen. Vielleicht würde ich danach wieder meinen Frieden finden und könnte nachts wieder ruhig schlafen. Wenn ich wußte, daß er tot war, dann ließen vielleicht auch die Alpträume nach. Doch noch war er am Leben.
    "Ich habe mit meinem Onkel noch nicht richtig spreche können. Sie nehmen alle sehr viel Rücksicht auf mich und wollen mich schonen." Doch an diesem Gespräch führte kein Weg vorbei. Nach den Saturnalien war wohl der beste Zeitpunkt dazu. Bis dahin hoffte ich, auch wieder einigermaßen hergestellt zu sein, um mich in die Öffentlichkeit zu wagen.
    Es beruhigte mich zu hören, daß es für ihn selbstverständlich gewesen war, herzukommen. Auch wie sehr er um mich besorgt war, empfand ich als rührend und nicht zuletzt die Anteilnahme am Tod meines Bruders, der mich zusätzlich noch belastete. Das zeigte mir, daß sich nichts geändert hatte, zwischen uns und daß ich ihm noch etwas bedeutete.
    "Ja, er war noch sehr jung. Aber schon vor Monaten hatte ihn eine mysteriöse Krankheit befallen. Die Ärzte waren ratlos und die letzten Wochen soll er auch nicht mehr ansprechbar gewesen sein, so sagte man mir." Es war in der Tat einfach nur traurig, wie schnell ein junger Mensch in der Blüte seines Lebens dahin gerafft wurde.
    Ich lächelte, auch wenn mir nicht nach nach einem Lächeln war, doch im gleichen Moment empfand ich wieder diesen Schmerz, der meine Erinnerungen zu dieser dreckigen Hütte in jener Lagune bei Corsica zurückführte. "Marcus, nachdem die Piraten fort waren und ich alleine auf dem Boden dieser Hütte lag, als ich glaubte, dort sterben zu müssen, da habe ich an dich gedacht, Marcus." Der Druck meiner Hand wurde fester. Der Hand, an der mein Verlobungsring hätte stecken müssen. "Sie haben mir den Verlobungsring abgenommen." Auf diesen Ring war ich so stolz gewesen. Nun war er weg und würde wahrscheinlich auch nie wieder auftauchen. Ich schluchzte. "Marcus, da gibt es noch etwas. Der Anführer dieser Piraten. Er hat… er hat mich." Nein, aussprechen konnte ich es nicht, es war einfach zu ungeheuerlich. Ich sah ihn immer wieder vor mir, wie er sich, einer wilden Bestie gleich, auf mich stürzte. Mein Blick ging wieder ins Nichts. Ich war so verloren.

    Mir schwante, er könne vielleicht schon andere Arrangements für den Abend getroffen haben, da er erst zögerte. Vielleicht wollte er sich mit seinen Freunden treffen, falls er denn welche hatte. Als er jedoch einwilligte, war ich sehr erfreut. "Oh, das ist sehr nett von dir. Übrigens habe ich ein besonderes Geschenk für dich!" Meine Augen blitzten, als ich, wie aus dem nichts ein kleines hölzernes Pferdchen hervor zauberte. "Das ist für dich!", sagte ich lächelnd und musterte ihn, da mich seine Reaktion interessierte. Wahrscheinlich dachte er, ich wolle mich über ihn lustig machen, da ich mit einem Kinderspielzeug gekommen war. Aber die Überraschung kam erst noch!
    "Keine Sorge! Im Stall steht das Original. Mein Onkel wäre sicher nicht entzückt gewesen, hätte ich das Pferd mit ins Triclinium gebracht. Der neue schwarze Hengst im Stall, stammt aus meinem Gestüt. Sein Name ist Sirius. Er steht zu deiner Verfügung, in deiner freien Zeit. Vielleicht möchtest du ja schon morgen mit ihm ausreiten." Ich zwinkerte ihm zu. Damit hatte er mit Sicherheit nicht gerechnet. Aber angesichts dessen, daß er sich beinahe für mich hätte töten lassen und da ich ihm ja auch voll und ganz vertraute, hatte er ein solches Geschenk verdient.

    Unterschwellig machte ich mir doch Sorgen, da mein Sklave in diesen Dingen so viel wusste. Wenn diese Christianer den Sklaven auf ein Leben in Freiheit Hoffnung machten, dann war es wirklich nicht verwunderlich, dass so viele ihnen folgten.
    "Das ist doch alles Mumpitz! Ich hoffe, du fällst auf solche Dummheiten von diesen Scharlatanen nicht herein!" Ich hatte keine Lust mehr, mich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Vielmehr war ich müde.
    Ich sah Chimerion nach, wie er die Lichter löschte und nur noch das, welches mir am nächsten stand, brennen ließ. Dann begann er sich, von der Tunika, die er trug, zu befreien. Während ich ihm so zusah, mußte ich feststellen, dass es vielleicht mit meiner Müdigkeit doch nicht so weit her war.
    "Nein, bleib bei mir!", antwortete ich und deutete auf den Platz neben mir.

    "Aha!?", gab ich ungläubig zurück. Das war natürlich höchst bedauerlich für die beiden. Wobei nach meiner Ansicht der Trubel um meine Person für dieses Versäumnis auch eine Mitschuld trug. Im Geiste überschlug ich die nächsten Tage und kam schließlich zur Einsicht, es sei wohl besser, mich für die nächsten Tage in der Villa Aurelia einzuquartieren. :D
    Kaum hatte ich meine Planung für die Saturnalienwoche abgeschlossen, überraschte mich Epicharis auf ein Neues. Gänzlich ohne Worte sah ich sie an. "Deine Sklavin, aha!? Nun ja, nicht jedem ist der Sinn für Eleganz gegeben, nicht wahr." Ich vermied es einfach noch mehr über diese seltsam anmutende Sklavin zu sprechen, denn ich sah, wie Epicharis darunter litt. Es war ihre Sklavin und ihre Sache, sie sich nach den Feierlichkeiten einmal ordentlich zur Brust zu nehmen.
    Umso mehr interessierte es mich, welchen kosmetischen Rat mir die ehemalige Claudia gab. Es war doch einfach erfrischend, neben Antonia noch eine weitere Frau im Hause zu haben. Wenn ich mich erst einmal richtig erholt hatte, dann konnten wir drei noch viel zusammen erleben und unternehmen.
    "Bleiweiß? Nein, das habe ich noch nicht probiert. Meinst du, das paßt zu meinem Teint? Wenn die Feiertage vorbei sind dann werde ich Ylv…" Nein, Ylva würde ich nie wieder losschicken können! "...dann werde ich jemanden losschicken, um mir dieses Bleiweiß zu besorgen." Wieder einmal war mir schmerzlich bewusst geworden, wie sehr sie mir fehlte, meine Ylva. Doch dies war nicht der richtige Ort und die richtige Zeit zum trauern.
    Stattdessen legte ich mein Augenmerk auf die Sklavin, die gerade mit einem Tablett beladen zur Tür herein kam. Moment, eine Sklavin? Ja, das war doch die Kleine von Aquilius, die sein Kind ausgetragen hatte! Wieso bediente sie heute Abend? Während meiner Abwesenheit war wohl mehr geschehen, als ich geahnt hatte. Nun gut! Was sie brachte, sah recht annehmlich aus. Ein Beweis mehr, daß Flavier zu allem Fähig waren! :D


    Während sich nun Epicharis wieder diesem ungehobelten Parther widmete, wandte ich mich zu Chimerion, der mir urplötzlich einen Becher mit Wein reichte. "Aber das ist doch meine Aufgabe heute Abend. Du musst nichts tun!" Ich wusste ja, er hatte es gut gemeint und ich war ihm auch dankbar, dass er auf mich Rücksicht nehmen wollte.
    "Auf den Wohl, Chimerion!" Auch ich erhob meinen Becher und trank, nachdem ich den ersten Schluck den Göttern geopfert hatte.
    "Danke, das weiß ich sehr zu schätzen. Aber ich hätte dennoch eine Bitte. Nach der cena möchte ich gerne noch meinem Verlobten einen Besuch abstatten. Sicher denkt er nicht mehr an mein Versprechen, weil es schon eine Weile her ist, seitdem ich es ihm versprochen habe, ihn zu besuchen. Allerdings gehe ich nur ungern alleine hinaus in der Dunkelheit. Wärst du vielleicht so freundlich und könntest mich begleiten? Als mein Gast versteht sich!"
    Dann fühlte ich mich sicher, wenn er bei mir war. So wie ich ihn kannte, würde er mir diesen Wunsch nicht abschlagen.

    Es schüttelte mich alleine schon bei der Vorstellung, was diese Sektierer so alles trieben. Und es stimmte, was Chimerion da sagte, es wurden immer mehr! War die Welt denn verrückt geworden?
    "Ja, ich hörte, besonders Sklaven schließen sich ihnen an. Was findet ihr nur an diesem Chrestos, oder wie immer er auch heißen mag?", fragte ich auf einmal und konnte den leicht arroganten Unterton nicht unterbinden. Natürlich wußte ich, Chimerion war keiner von ihnen und sicher würde er auch so schnell keiner von ihnen werden. Aber es interessierte mich schon, was an dessen Leuten so besonders war.


    Er schätzte sein Leben in Freiheit ganz realistisch ein und mußte schließlich wie ein Kind, welches aus seiner Unwissenheit heraus etwas behauptet hatte, zugeben, daß es Unrecht hatte. "Na, siehst du! Dein Platz ist hier, bei mir und nicht in einem Schmutzloch in der Subura. Und solange du aufrichtig bist, wirst du alle diese Annehmlichkeiten, die du bei mir hast, auch behalten können." Gönnerhaft lächelte ich ihm zu.
    "Nichts anderes habe ich von dir erwartet, Chimerion!"


    Ich spürte, wie mich die Müdigkeit schleichend überkam. Es war sehr spät geworden. Aber trotz allem war es ein außergewöhnlicher Abend geworden. "Ich bin müde, lösche die Lichter und dann… nun, das bleibt dir überlassen." Ich wollte ihm noch eine letzte Chance geben, falls er es sich doch anders überlegt hatte und die Nacht doch lieber in der Sklavenunterkunft zubringen wollte.

    Nach meiner Rückkehr wartete auch noch die Nachricht vom Tod meines Bruders Gnaeus Lucanus auf mich. Er war seiner schweren Krankheit erlegen. Einige Tage später setzte ich dann ein Scheiben auf, welches ein Sklave zur Villa Aurelia brachte.



    Flavia Celerina
    Villa Flavia Felix
    Roma



    Ad
    Tiberius Aurelius Avianus
    Villa Aurelia
    Roma



    Salve Aurelus Avianus,


    vielen Dank für dein Schreiben. Der Tod meines Bruders geht mir sehr nah und deine tröstlichen Worte konnten ein wenig mein Leid mindern.


    Hiermit möchte ich dir mitteilen, ich bin bereit, das Erbe meines Bruders anzutreten.


    Mögen die Götter dir gewogen sein.


    Vale,


    Flavia Celerina

    Hallo, hier hätte ich noch was zum Kalten Krieg.
    Vielleicht hilft das auch, wenn ich dir mitteile, daß ich in den letzten zwei Jahrzehnten des kalten Krieges aufgewachsen bin (Jahrgang 1970). Ich kann mich noch gut an die 80erJahre erinnern. Ich und auch manche Mitschüler hatten die atomare Bedrohung immer im Hinterkopf. Die Bedrohung vor einem Atomkrieg war mehr oder weniger immer präsent, in den Nachrichten oder auch im Unterricht. Besonders gut kann ich mich an die Diskussionen um SDI erinnern. Reagans Krieg der Sterne hat uns damals sehr bewegt! :D
    Mir hat es Angst gemacht, daß Deutschland eines der ersten möglichen Ziele sein könnte, die bei einem Krieg betroffen sein könnten.


    Damals hatten wir auch solche Pins an unseren Jeansjacken. Da stand z.B. drauf Atomkrieg - nein danke! oder sowas hier :D.

    Ich hatte die letzte Träne fort gewischt und schniefte noch etwas. Meine Augen mußten nun auch noch häßlich gerötet sein. Ein Wunder nur, daß Marcus nicht Reißaus genommen hatte. Marcus war meines Erachtens sehr zurückhaltend. Ich warf einen flüchtigen Blick zu dem Sklaven, den ich erst jetzt richtig wahrgenommen hatte. War das nicht Gracchus´ Schatten? Man hatte ihn Marcus offenbar als Aufpasser hinterhergeschickt. Schließlich war es ja schon gewagt, wenn ein Mann, der nicht der Ehemann war, das cubiculum einer Dame betrat, auch wenn es seine Verlobte war. Ich konnte mir vorstellen, wie sehr Gracchus mit sich gerungen haben mußte. Doch diese Situation ließ nichts anderes zu! Aber war dies der einzige Grund, was seine Zurückhaltung und Befangenheit erklärte? Ich hatte mir nie wirklich die Frage gestellt, wie viel Marcus für mich empfand, denn dies war allerhöchstens zweitrangig.
    Ich versuchte wieder Fassung zu erlangen. "Ja, ich habe bereits einen Sklaven mit einem entsprechenden Schreiben losgesandt. Auch ich möchte, daß dieses Subjekt bestraft wird. Möglichst langsam sollte er sterben, damit er…" Ich verstummte und dachte ernsthaft darüber nach, ob ich ihm nicht doch erzählen sollte, was mir zugestoßen war. Würde er mich dann noch wollen? Nein, ich brachte es nicht über mich! Wieder sah ich zu dem Sklaven, der völlig teilnahmslos da stand.


    "Marcus, ich… Es ist schön, daß du gekommen bist. Ich hatte gehofft, du würdest einmal vorbei schauen. Und nun bist du hier!" Ich nahm einen erneuten Anlauf und lächelte. "Ja, ich habe mich schon Epicharis anvertraut. Ich muß darüber sprechen, Marcus. Vielleicht kann ich so vergessen." Das war nur ein Wunschgedanke. Wahrscheinlich würde es mich mein Leben lang verfolgen.
    "Ich hoffe darauf, bald mein cubiculum verlassen zu können. Dann könnte ich vielleicht doch an den Saturnalien…" Wieder verstummte ich, nicht ohne vorher auf den Sklaven zu schauen und kehrte zurück zu einem völlig anderen Thema, was mich auch sehr getroffen hatte. "Während ich fort war, ist Gnaeus, mein Bruder verstorben."

    Langsam gewöhnten sich meine Augen an die neuen Lichtverhältnisse. Die Sklavin hatte die Blumen auf dem Tischchen abgestellt. Wie schön sie waren! Er mußte tatsächlich ein kleines Vermögen dafür ausgegeben haben, um sie zu dieser Jahreszeit zu beschaffen.
    "Sie sind wunderschön, deine Blumen! Danke!"
    Natürlich hatte ich ihn nicht täuschen können! Wer mich ansah, wußte sofort, wie es mir gehen mußte. Aus diesem Grund hatte ich mein cubiculum seit meiner Rückkehr auch nicht mehr verlassen. Hier war ich sicher vor den Blicken der Sklaven, die durch meine Rückkehr eh schon aufgewühlt waren. Hier war ich allerdings auch mir selbst überlassen. Gelegentlich bekam ich Besuch, so wie jetzt auch. Um mich zu schonen, vermieden meine Besuche, mich direkt darauf anzusprechen, was geschehen war, obwohl sie über das Geschehene nur mutmaßen konnten. Dabei hätte ich mich gerne erleichtert. Ich hätte mir gerne alles von meiner Seele geredet, wenn ich gekonnt hätte. Doch wie hätte Marcus reagiert, wenn er gewußt hätte, was dieses Monstrum mir allesangetan hatte? Nun, früher oder später würde er es doch erfahren, wenn denn das Verfahren gegen den Piraten eröffnet wurde.
    Dieses seltsame Lächeln, was ich mir selbst aufgezwungen hatte, war verflogen. Er hatte mich gänzlich durchschaut und so blätterte der letzte Rest meiner zerbröckelten Fassade gänzlich ab. Was übrig blieb, war der zerschundene Körper einer einst hübschen Frau, die nun mehr wie ein Häufchen Elend wirkte und der die Tränen in den Augen standen.
    "Nein, mir geht es nicht gut, Marcus.", schluchzte ich. "Was ich erlebt habe, wünsche nicht einmal meinem ärgsten Feind!" Die Tränen rannen mir übers Gesicht und mischten sich mit der Kohle, die meine Augen umrandete. Nun mußte ich noch häßlicher wirken. Ich wischte die Tränen beiseite.
    "Ylva ist tot!", sagte ich auf einmal nach einer kleinen Pause. Seitdem sie nicht mehr da war, wußte ich erst, wie sehr wichtig sie für mich gewesen war.

    Langsam tauchte sein Gesicht aus der Dunkelheit auf. Noch vor einigen Tagen hatte ich geglaubt, dieses Gesicht nie wieder sehen zu dürfen. Ich hatte noch einige andere Schritte wahrgenommen, die nach Marcus eingetreten waren, die sich allerdings mir nicht genähert hatten, sondern irgendwo in der Dunkelheit verharrte. Ich nahm an, es handelte sich um einen Sklaven. Doch nur eines war für mich wichtig: er war da! "Marcus!" Was mußte in ihm vorgegangen sein, als er in mein abgedunkeltes Zimmer betrat. Die Sklavin trug etwas zu mir und als sie fast direkt neben mir stand, erkannte ich, daß es Blumen waren. Ich gab ihr ein Zeichen, damit sie etwas mehr Licht ins Zimmer ließ.
    Marcus hatte sich einen Stuhl herbeigezogen und Platz genommen. Ich konnte seine förmlich seine Befangenheit spüren. Auch ich wußte nicht recht, wie ich mich geben sollte. Die Freude, die ich empfand konnte ich nicht richtig zeigen, was alleine an meiner Angst lag, was er sagen würde, wenn er mich erst einmal sah.
    "Ja, das bin ich auch," entgegnete ich ihm verhalten, obschon ich mir manchmal gewünscht hatte, ich hätte an jenem Tag die Reise in den Hades angetreten.
    Die Sklavin öffnete die Läden und das grauanmutende Tageslicht begann sich Schritt für Schritt vorzuarbeiten, bis es auch mich traf. Es blendete mich Start, so daß ich mein Gesicht abwenden mußte. Das Licht gab nicht nur die Schönheit der mitgebrachten Blumen preis, sondern ließ auch erahnen, was mir zugestoßen war. Unter einer dichten Schicht Kosmetik hatte ich versucht, die Male meiner Entführung zu verstecken. Stellenweise war dies nur unzulänglich geschehen, so daß das eine oder andere Hämatom sichtbar geblieben war.
    "Es geht mir gut", versuchte ich mit gespielter Heiterkeit zu entgegnen. Aber mir ging es nicht gut! Weder die Schmerzen, die meinen Körper heimsuchten waren verschwunden, noch die seelischen.

    Stimmt, die habe ich vor Jahren mal gesehen! :dafuer:
    Aber wenn wir mal ganz ehrlich sind, sind das ja auch Literaturverfilmungen. Die müssen, bez. sollten der literarischen Vorlage folgen.
    Aber du hast recht, alleine schon wegen dem höheren Unterhaltungswert, ist das Remake, incl. Ton besser. Allerdings der Stummfilm an sich ist auch sehr sehenswert!

    Wie seit Tagen, so war auch heute mein cubiulum abgedunkelt. Lediglich der Schein einer Öllampe, die auf einem Tischchen nahe meinem Bette stand, erhellte ein wenig den Raum. Durch eine Sklavin war ich informiert worden, über das Eintreffen meines Verlobten. Einerseits bebte mein Herz, denn so lange hatte ich warten müssen und diesen Augenblick herbeigesehnt, doch andererseits war da das Gefühl der Scham, die mich zurückhielt, erfreut aufzuspringen und ihm entgegen zu rennen. Was würde er denken und was sagen, wenn er mich sah, übersät mit blauen Flecken. Wahrscheinlich war der Tratsch der Sklaven bereits an seine Ohren gedrungen. Das schlimme war nur, es entsprach der Wahrheit, was sie munkelten.
    Die Sklavin hatte mir noch geholfen, wenigstens die ärgsten Stellen, die nicht von meiner Kleidung abgedeckt waren, mit einer speziellen deckenden Kosmetik zu behandeln, damit man sie nicht sehen konnte. Wenigsten wollte ich meine äußerliche Unversehrtheit wahren, auch wenn es in mir ganz anders aussah.
    Einigermaßen zurechtgemacht wartete ich nun auf das Klopfen, das ewig nicht kommen wollte. Wieder war es meine Ungeduld, die mich glauben ließ, er könne mich vielleicht doch vergessen haben. Doch nach einer gefühlten Ewigkeit, kam es doch, das Klopfen an meiner Tür.
    Ich gab der Sklavin ein Zeichen, damit sie die Tür öffnete. Es dauerte eine Weile, bis ich den Eintretenden erkannte. "Marcus?"

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    "Ja, Piraten! Die domina ist in Ostia in einen Hinterhalt geraten," fügte Cleomedes noch hinzu. Über die näheren Umstände war ihm nichts bekannt. Die Flavia hatte über die Zeit ihrer Gefangenschaft so gut wie kein Wort verloren. Wohl war ihm aber der Name des Centurio bekannt, den er von fern aus im Atrium gesehen hatte.
    "Der Centurio hieß Decimus Verus, dominus!", entfuhr es ihm. Er sah in das Gesicht des Aureliers, der vor ihm auf der Kline saß und versuchte zu ergründen, was in ihm jetzt vorging. Böse Zungen in der flavische Sklavenschaft vermuteten, der Aurelier könne das Verlöbnis nun lösen, da die Flavia wohl nicht nur mit Schlägen malträtiert worden war.
    "Da ist noch etwas, dominus. Die domina würde es erfreuen, wenn sie dich in den nächsten Tagen empfangen könnte." Das hatte sie ihm zwar nicht direkt gesagt, aber sie hatte es einer Sklavin gegenüber erwähnt, die sich nach ihrer Heimkehr um sie gekümmert hatte.

    Wenn ich dir einen Tipp geben darf, probiere es doch mal mit Klinken putzen! ;) Geh einfach zu den Herrschaften, bei denen du unterkommen möchtest und überzeuge sie von deinem Können. Oder hänge auf dem Markt einen Aushang auf. Ich persönlich fände aber die erste Variante als vorteilhafter ;)
    Viel Glück! :)

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    Freundlich hatte er ihn nicht gestimmt, eher verblüfft! Wenigstens war aber der Zorn aus seiner Stimme gewichen. Der Aurelier mußte sich erst einmal setzen, bis daß sich auch Cleomedes Nachricht bei ihm setzten konnte. Der Sklave indes blieb reglos mitten im Raum stehen. Dem Römer war es nicht zu verdenken, daß er so reagierte. Er selbst hatte auch erst geglaubt, einen Geist zu sehen, als Celerina vor ihm gestanden hatte.
    Was nun folgte und absolut seine Berechtigung hatte, waren Fragen über Fragen. Allerdings hatte der Sklave sie nicht alle zu beantworten gewußt, da er selbst nicht alles um die Befreiung der Flavia erfahren hatte. Gerüchteweise hatte er einiges gehört, wußte aber nicht, ob dies auch der Wahrheit entsprochen hatte. Deshalb wollte er nur von dem berichten, was er auch wirklich aus erster Hand wußte.
    "Sie hat sehr gefasst gewirkt, allerdings ist die Entführung nicht spurlos an ihr vorbei gegangen." Cleomedes überlegte, ob er das widergeben sollte, was er gesehen hatte. Er fand, die Flavia sah fürchterlich aus, überseht mit blauen Flecken und Platzwunden. Er wollte sich gar nicht erst vorstellen, was die Piraten alles mit ihr angestellt hatten. Er hatte da so seine Vermutungen. Allerdings hätte er es nie gewagt, damit herauszurücken.
    "Die beiden Leichen, die man gefunden hat, das waren nicht die domina und ihre Sklavin. Das waren zwei andere Frauen, die die Piraten auch getötet hatten, um wahrscheinlich die Spur von der domina zu verwischen. Das weiß man noch nicht. Die Classis hat sie durch Zufall befreien können, als sie die Piraten jagten. Wo die domia die ganze Zeit weilte, kann ich nicht genau sagen. Darüber weiß ich nichts. Ich weiß nur, sie wurde von den Piraten verschleppt. Den Anführer der Piraten haben sie gefangen genommen. Er sitzt im Carcer in Misenum."

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    Der Sklave zuckte erschrocken zusammen, als er hinter seinem Rücken eine nicht besonders freundlich klingende Stimme vernahm. Sofort sprang er herum, um den herannahenden Aurelier besser im Blickwinkel zu haben. Warum der Aurelier so zornig war konnte er sich nicht erklären. Vielleicht hatte er einfach einen schlechten Tag!
    "Salve dominus! Ja, das habe ich! Sie lebt! Die domina Celerina, sie lebt! Es ist wahr! Ich habe sie mit eigenen Augen gesehen! Vor wenigen Stunden hat sie ein Centurio der Classis Misenensis zurück zur Villa Flavia gebracht. Die domina hat mich beauftragt, dir die frohe Botschaft zu überbringen!"
    Cleomedes überschlug sich fast, als er begann, dem Aurelier seine Nachricht zu überbringen. Er hoffte, ihn damit etwas freundlicher zu stimmen. Der Sklave war zwar, wie die meisten flavischen Sklaven, von Haus aus nicht besonders zart besaitet. Aber ein freundlicher Herr war allemal besser als ein zorniger.