Beiträge von Flavia Celerina

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    Diomedes kniff die Augen zusammen. Der Neue fragte genau das, worauf er eigentlich gar rihtige keine Antwort kannte. Die Flavia hatte erst seit Chimerions Flucht seine Dienste in Anspruch genommen. Davor hatte er nur das gehört, was man so über sie erzählte. "Ja, also weißt du, ähm..." Er räusperte sich, um Zeit zu gewinnen und die richtigen Worte zu wählen. "Also die Herrin hat eine schlimme Zeit hinter sich. Vor einigen Monaten wurden sie und ihre Leibsklavin von Piraten entführt und als sie nun vor einigen Wochen zurückkam, sah sie ganz schön übel zugerichtet aus. Deshalb schmiert sie sich auch so viel Schminke ins Gesicht. Aber mal ganz ehrlich, ich glaube, die Kerle haben noch viel Schlimmeres mit ihr angestellt, als sie nur zu grün und blau zu schlagen. Auf jeden Fall ist sie seitdem ganz schön trübselig und seitdem dieser Thraker weg ist, ist es noch schlimmer geworden." Der Sklave wirkte ganz betroffen. Wie die Herrin den neuen Sklaven behandeln würde, konnte niemand ahnen. Selbst zu den altgedienten Sklaven in der Villa hatte sich ihr Verhältnis geändert.
    "Am besten, du gibst ihr keinen Anlaß dazu, sich ärgern zu müssen. Rede nie, ohne gefragt worden zu sein und widersprich ihr niemals. Dann kannst du nichts falsch machen. Na ja, sie kann ganz schön launisch sein. Aber das ist ja kein Wunder, sie ist eben eine Frau! Ihrem alten Sklaven hat sie sogar ein Pferd geschenkt." Womit er dann auch geflohen war. Im Grunde war sie unberechenbar.
    Dem Neuen schien der Moschusduft zu gefallen. Diomedes fand ihn dagegen furchtbar. "Was für ein Zeug ist das? Moschus, aha! Viel wert, weiß nicht, ob das viel wert ist." Hauptsache der Neue roch gut! Dann hatte er vielleicht auch bessere Chancen bei Celerina. Weswegen er ihn nun so vorwurfsvoll ansah, verstand er nicht. Aber dann verstand Diomedes. Der Neue glaubt wohl, weibisch zu wirken, wenn er nach dem Zeug roch. "Glaub mir, mit dem Zeug, wird sie dich mögen!"
    Er beobachtete ihn noch eine Weile, wie er das reinigende Naß genoß. Ein lustiges Kerlchen war das, dacht er sich und schüttelte grinsend den Kopf.
    "Wenn du fertig bist, hier ist ein Handtuch für dich." Diomedes deutete auf das bereitliegende Handtuch.

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    Selbst einem Klotz, wie Diomedes, war dieser Ausdruck von schwindender Hoffnung in dem Gesicht des Neuen nicht entgangen. Für einen, der die Freiheit kannte mußte es ganz schön schlimm sein, in eine solche ungewohnte Situation zu kommen. Aber auch der Parther würde es lernen, so wie die meisten hier, oder früher oder später untergehen, wie manch einer in der Sklavenschaft. Die Flavier waren nicht gerade berühmt für menschenfreundliche Art gegenüber ihren Sklaven. Aber trotz allem konnte man mit ihnen auskommen. Früher, als der alte Senator Flavius Felix noch in Rom weilte, war es besonders schlimm gewesen. Diomedes kannte die Flavia nicht näher und konnte so auch nur wenig über ihre Eigenheiten berichten, nur das, was man so über sie herumtratsche, war ihm wohl vertraut.
    "Kopf hoch Kleiner! Die Flavier haben noch nie einen ihrer Sklaven unschuldig zu den Löwen geschickt! Du wirst sehen, wenn du deine Herrin erst mal kennen gelernt hast, dann sieht die Welt wieder anders aus!" Wenn er da so an den Thraker dachte, konnte er es immer noch nicht verstehen, warum er getürmt war. Er schüttelte schweigend den Kopf und behielt seine Gedanken für sich.
    Das Plätschern des Wassers holte Diomedes ins hier und jetzt wieder zurück. "Ist gut, nicht?" Der Sklave hatte den erquickenden Ausdruck in Phraates Gesicht entdeckt. "Ja, ja, das Wasser ist ganz frisch! Hast Glück gehabt, daß das Wasser von heute Morgen schon weggekippt wurde! Warte mal, ich hab was für dich!" Der Sklave ging zu einer schäbigen Holztruhe, die schon weitaus schönere Tage gesehen hatte. Er öffnete sie und holte ein kleines Fläschchen heraus, dann ging er damit zum Bottich, in dem der Parther saß. Dieses Fläschchen hatte er durch Zufall entdeckt. Er wusste nicht, woher es stammte oder ob es einer der Sklaven gestohlen hatte.
    Diomedes öffnete das Fläschchen und goß von dem duftenden Inhalt ins Wasser. Ganz schnell hüllte sich der Raum in eine, nach Moschus duftende Grotte "So, danach stinkst du, wie ein Wiedehopf." erklärte Diomedes feixend. Er persönlich hielt nicht davon, wenn Männer auf solche Duftwässerchen zurückgriffen, doch in Rücksichtnahme auf das empfindliche Riechorgan der Flavia, fand er, dies sei eine gute Idee.

    "Theater? Ach tatsächlich? Oh wie schade!" stellte ich überrascht fest. Das war aber nun in der Tat jammerschade, wo ich doch eine Liebhaberin des Schauspiels war! Nun ja, das war leider nicht zu ändern. Zudem machte sich das kleine Wesen im Käfig immer mehr bemerkbar. Dies war ganz und gar nicht seine gewohnte Umgebung, was der Affe durch seine stummen Proteste kundtat. Auch Epicharis hatte das merkwürdig rappelnde Paket erfasst und sah gleich nach, was sich unter dem Tuch verbarg.
    Als das Äffchen wieder dem Tageslicht ausgesetzt war und von nahem das menschliche Antlitz erblickte, welches zukünftig seine neue Herrin sein sollte, begann es fürchterlich zu schreien. Ach herrje, hatte ich mich womöglich doch falsch entschieden? Doch der Sklaven der den Käfig getragen hatte, gab dem Affen schnell eine süße Kleinigkeit zu fressen und ehe man sich versah, herrschte wieder Ruhe im Käfig.
    "Nicht wahr? Es hat mir so gut gefallen! Da dachte ich mir einfach… Ich hoffe, ihr mögt doch Tiere, insbesondere dieses hier?" Unschlüssig sah ich zu Marcus. Wenn jemand seinem Sohn einen Löwen schenkte, so mußte er doch auch ein Herz für Affen haben.
    Bei Epicharis war ich mir von vorneherein sicher. Wie auch ich, mochte sie kleine haarige Wesen, mit Knopfaugen, keinen Näschen und kleinen Öhrchen, wie es bei dem Äffchen war und auch bei meiner Katze.
    Aber das Beste kam ja noch! Ich gab dem Sklaven ein Zeichen, der daraufhin den Käfig öffnete und das Äffchen herausholte. Eigens für das Tier, hatte er eine lederne Leine dabei, die er ihm anlegte. Dann setzte er das Tierchen auf den Boden ab und bedeutete ihm mit dem Finger, sich im Kreise zu drehen. Nachdem der Affe tat, was er sollte, bekam er erneut ein Stücken von dem süßen Leckerli.
    "Möchtest du es auch einmal versuchen, Epicharis?" fragte ich die frischgebackene Flavierin.

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    Was für seltsame Namen manche Leute doch hatten! Diomedes, der in der Villa nicht unbedingt für seine Begabung für Sprachen bekannt war, versuchte sich im Nachsprechen, des sklavischen Namens "Fra… Fates, nein Fra ates. Stimmts so?"Es war ganz verständlich, daß auch nun der Sklave wissen wollte, mit wem er es zu tun hatte. Zwar war Diomedes nicht unbedingt das, was man als redselig umschrieb, aber den Parther dumm sterben lassen, wollte er auch nicht. "Man ruft mich Diomedes, und woher ich komme? Na von hier! Ich bin hier geboren. Meine Mutter war Sklavin und mein Vater, na ja, ich nehme mal an, der war auch Sklave. Keine Ahnung, ich hab die beiden nie näher kennen gelernt. War wohl ´ne Griechin, meine Mutter." Diomedes hatte sich noch nie viele Gedanken um seine Herkunft gemacht, einfach deshalb, weil es noch nie jemand von ihm verlangt hatte.


    "Die gefällt dir, was?" bemerkte Diomedes gleich, nachdem die Sklavin wieder gegangen war. Das war dem armen Kerl ja auch nicht zu verdenken! Von Parthien bis hier war es schon ein Stück und der Krieg war ja auch schon einige Zeit vorbei. Wie lange der Parther schon keine Frau mehr hatte lag da ja auf der Hand! "Na ja, wenn du dich nicht so blöd dran stellst, kriegst du vielleicht mal eine von denen für ´ne Nacht!" sagte Diomedes grinsend. Er selbst mußte sich da weitaus weniger Gedanken machen. Er war in dieser Beziehung sehr etabliert.
    "Ja, Exoten. Sklaven aus fremden Ländern, mit dunkler Haut, langen Haaren oder sonst was! So wie auch dein Vorgänger!" Ohoh, ob das wirklich so klug gewesen war, dem Neuen gleich etwas über Chimerion zu erzählen, gleich an seinem ersten Tag? Ach was! Er erfuhr es ja doch früher oder später!
    Nun begann der Parther ihm von seiner Herkunft vorzuschwärmen und dass er Katafdingsbums war! Ehrlich gesagt, hatte Diomedes keinen Schimmer, wovon er da sprach und es interessierte ihn auch nicht wirklich, aber er fand, es war an der Zeit, den Burschen mal wieder auf den Teppich zu bringen.
    "Hör mal Jungelchen, das ist ja alles schön und gut. Am besten fährst du aber, wenn du das alles vergisst! Du bist jetzt Sklave und deine Herrin heißt Flavia Celerina. Sie alleine sagt dir, ob du essen, schlafen oder, na du weißt schon, machen darfst. Hast du das kapiert?" Das waren harte Worte für den Neuen! Aber besser kurz und schmerzlos ins kalte Wasser geworfen, als ewig um den heißen Brei geschlichen, dachte sich der Sklave, der nun wieder einen versöhnlichen Gesichtsausdruck hatte.
    "Na los Kleiner! Geh schön baden! Dann zeig ich dir, wo du ab heute schläfst!"
    Er nickte dem Parther aufmunternd zu und beobachtete, was er jetzt machte.

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    Nach der Rückkehr in der Villa, nahm sich Diomedes des neuen Sklaven an. Der Kerl hatte unbedingt ein Bad nötig und ein paar neue Kleider konnten ihm auch nichts schaden. So jedenfalls konnte man ihm kaum zur Herrin vor lassen. Den meisten Sklaven in der Villa war die Empfindlichkeit der Celerina bekannt. Sie hasste Schmutz und üblen Geruch.
    "So Freundchen, du kommst erst mal mit mir! Wie heißt du gleich nochmal? Ich kann mir diesen komischen Namen nicht merken!" Diomedes führte den Parther zum Bad der Sklaven. Hier stand allesbereit, damit der Neue sich waschen konnte. Eine junge Sklavin mit blonden Haaren huschte schnell an der Tür vorbei und riskierte einen Blick auf den neuen Sklaven. Genau diese Sklavin war es auch, die kurze Zeit später mit einer frischen weißen Tunika unter dem Arm und einem Paar ledernen Sandalen ins Bad trat, um die frische Kleidung auf einem Hocker abzulegen. Dann verschwand sie auch schon wieder, allerdings nicht ohne noch einmal einen Blick auf Phraates zu werfen.
    "Parther bist du also! Kriegsgefangener, hm? Man sagt, die Herrin hat eine Schwäche für Exoten, wie dich." sinnierte der Leibwachter, während er den Neuen musterte. was sie nur an diesen Kerlen fand? Ihr letzter Sklave, der Thraker, war ausgerechnet an den Saturnalien geflohen. Dieser Idiot, dachte Diomedes. Hoffentlich bedeutete das keine Repressalien für die Sklavenschaft an den kommenden Saturnalien.
    "Brauchst du noch was, oder hast du alles?", erkundigte er sich, dieweil der neue Sklave die Gelegenheit hatte, sich zu waschen.

    Oh, welch schreckliches Odeur mir da entgegen schlug! Ein Königreich für ein parfümiertes Tuch! Unglücklicherweise hatte ich keine Sklavin mit dabei, die mit ein solches hätte reichen können. Wie sehr mir doch Ylva fehlte! So blieb mir nichts anderes übrig, als standhaft zu bleiben, die Luft anzuhalten oder mich weg zu beugen, um dem schlechten Atmen des Gehilfen zu entgehen. Ich entschied mich für eine Lösung, die alle drei Optionen beinhaltete.
    Ich verwies auf Cleomedes, der meinen Geldbeutel bei sich trug. "Gib ihm das Geld, schnell!" Der Sklave folgte meinen Anweisungen und so ging der Parther nun endgültig in meinen Besitz über.


    Nun hatte ich auch Gelegenheit, den Sklaven erstmals direkt aus der Nähe betrachten zu können. Zugegebenermaßen, sein Aussehen war nicht ganz so spektakulär, wie das, des flüchtigen Thrakers. Aber dennoch war da etwas an ihm, was meinen Blick auf ihn zog und nicht mehr loslassen wollte. "Mach ihm die Fesseln los, ich nehme ihn gleich mit!" Ich wandte mich zu Diomedes, der direkt hinter mir stand. "Du wirst ein Auge auf ihn haben!" Der Sklave verneigte sich kurz. "Ja Herrin."
    Bevor ich aufbrach, wollte ich noch einige Worte an mein neu erworbenes Eigentum richten. "Wie war noch einmal dein Name, Sklave? Nun, wie er auch sei, du wirst dich ab jetzt meinen Anweisungen fügen,sonst wirst du meinen Zorn spüren! Hast du mich verstanden?" Um ehrlich zu sein, war ich mir da gar nicht so sicher. Nun gut, einige einschüchternde Worte hatten noch keinem Sklaven geschadet.
    "Du hast das große Glück, dich ab heute als meinen Besitz bezeichnen zu dürfen. Enttäusche mich nicht!" Damit wandte ich mich von ihm ab. Jetzt wollte ich nur noch nach Hause! Ungeachtet der anderen Angebote, die er Markt zu bieten hatte steuerte ich, gefolgt von meinen Sklaven, meine Sänfte an, die mich auf direktem Wege zur Villa Flavia bringen sollte.

    Ich wußte, mit diesem Geschenk hatte ich meinem Sklaven einen Herzenswunsch erfüllt. So etwas, wie gefühlte Freiheit, war es. Auch wenn sie nicht ganz echt war, so gestand ich ihm aber doch die Möglichkeit zu, sie wenigstens für einige Stunden zu spüren. Insgeheim war dies auch noch eine Möglichkeit, ihn noch fester an mich zu binden.
    Ich wollte noch etwas entgegnen, da trat Aristides, bewaffnet mit einer Patte an unsere Kline heran und schichtete einige der, auf der Platte befindlichen Eier auf meinen und Chimerions Teller.
    "Oh, Marcus! Ja danke! Respekt, hast du das etwa alles selbst gemacht?" Ich besah die Eier auf meinem Teller, die ehrlich gesagt recht untalentiert in viel zu dicke und unförmige Scheiben geschnitten waren. Wären Sklaven dafür verantwortlich gewesen, hätten sie wohl mit Schlägen rechnen müssen! "Ja, ich bin sehr froh, wieder unter euch weilen zu dürfen." Dann folgten auch noch einige Würstchen, die auf meinem Teller Zuflucht suchten. Offenbar waren sie auf der Flucht vor dem Herd gewesen. Doch ganz hatten sie es nicht geschafft, denn sie waren bereits leicht verbrannt. Eines wußte ich, dieses Mahl ruinierte nicht nur meine Figur!


    Nun war auch Antonia noch zur rechten Zeit eingetroffen. Sie lächelte mir freundlich zu und auch ich erwiderte ein Lächeln. An den nächsten Tagen wollte ich sie fragen, ob sie mir wohl den gleichen Dienst erweisen wollte, den sie auch Epicharis zu ihrer Hochzeit erwiesen hatte.
    Kurz darauf kam auch Manius aus der Küche mit einer dampfenden Schüssel in Händen. Ich hatte noch immer mit den Eiern und den Würstchen zu kämpfen, ganz zu schweigen von den Pflaumen im Speckmantel und den Oliven. Doch schien es, als bliebe mir an diesem Abend nichts erspart. So erntete auch ich etwas von dem mysteriösen cucurbitas more Flaviano. Wardas tatsächlich Kürbis oder doch etwas anderes?


    "Nun, weißt du Chimerion, das war es mir wert!" entgegnete ich schließlich lächelnd meinem Sklaven.

    Dieser alte Tattergreis schon wieder! Er hatte mich überboten. Was wollte er denn mit dem Parther anstellen? Spätestens in einigen Monaten würde er das zeitliche segnen. Offenkundig hatte er den Parther als Spielgefährten für seine kleine Sklavin auserkoren. Wie freundlich von ihm!
    Das allgemeine Interesse an dem Sklaven stieg weiter im Publikum, je höher der Preis ging. Nun ja, mehr als 2500 Sesterzen war eine Summe, die ich nur ungern für einen Sklaven investieren wollte, von dem ich nur vage Vorstellungen hatte, was er alles konnte und wie zuverlässig er war. Aber dennoch wollte ich auf Diomedes Zusicherung und Fähigkeiten vertrauen, aus dem Parther noch einen guten Sklaven zu machen.
    So besah ich mir noch einmal den Sklaven, der dort oben stand. Ob er es wirklich wert war? Das konnte man erst danach sagen. Mich konnte allerdings wirklich nichts mehr überraschen! Er sah ja ganz nett aus und kräftig schien er auch zu sein. Aber einen Fehler wollte ich auf gar keinen Fall mehr begehen! Mich nur vom bloßen Aussehen des Sklaven leiten zu lassen, diesen Fehler hatte ich bei Chimerion gemacht. Das Resultat daraus hatte ich schmerzlich erfahren müssen.


    Unter den Mitbietern wurde es still und mir schwante, als lasteten alle Blicke auf mir. Auch Cleomedes wartete auf ein Zeichen. Die Auktion neigte sich seinem Ende, wenn… ja wenn ich nicht ein Gebot abgab.
    "2800!" rief ich in letzter Minute. Damit durfte wohl die Sache erledigt sein, wollte ich wohl meinen. Das war auch gut so, denn nichts wollte mich hier länger halten. Ich wollte wieder nach Hause. An meinem ersten Ausflug wollte ich mich nicht gleich überanstrengen. Doch vorher wollte ich noch abwarten, ob es nicht doch noch einen Mutigen gab, der noch mehr bot.

    Mehr gelangweilt, als der Szenerie tatsächlich etwas Interesse abzugewinnen, stand ich, gut abgeschottet von meinen Sklaven inmitten der gaffenden Menge, die für den Parther bieten wollten. Schnell hatten mich einige aus dem Publikum überboten, doch das tangierte mich nur peripher.Fand ich eine Sklavenaution immer recht unterhaltend, so konnte ich heute so gar nichts dabei fiden.
    Hätte mich Cleomedes nicht so fragend angeschaut, wäre ich wohl weitergegangen. Nun gut, noch ein Gebot. Doch bevor ich mich äußerte, wollte ich noch die Antwort des Parthers abwarten. Der etwas ältlich ausschauende, nicht mehr so ganz rüstige Mann, der etwas von mir entfernt stand, verlangte von dem Sklaven, er möge dem Publikum seine Lateinkenntnisse demonstrieren. Was dabei herauskam, war alles andere als annehmbar. "Oh ihr Götter! Auch noch eine Plaudertasche!" murmelte ich, während bereits 20 Aurei geboten wurden. Ja, Parther waren schwer im kommen. Nun denn! Ich nickte Cleomedes erneut zu und sogleich erhob der Sklave seine Stimme.
    "2500!"
    Im Grunde hatte ich keine Probleme, mit dem Ausgeben von Geld, doch wenn man sparen konnte, so war dies auch nicht zu verachten. Mehr als 3000 Sesterzen gedachte ich aber nicht auszugeben. Zumal diesem Burschen erst noch richtiges Latein beigebracht werden mußte. Ganz zu schweigen von den Mühen die es kosten mußte, ihn erst auszubilden. Aber glücklicherweise hatte ich da ja einen Experten mit dabei. "Diomedes, was hältst du von dem Burschen?" Der kahlköpfige custos sah mich überrascht an. Er hatte wohl am wenigsten damit gerechnet, zu Rate gezogen zu werden. "Äh, ja Herrin, durchaus ausbaufähig, von hier aus gesehen!" Er sicherte sich gleich ab, damit man ihm später nicht vorwerfen konnte, er hätte mir den Parther aufgeschwätzt. "Nun gut! Falls er mir zufällt, dann werde ich ihn zuerst in deine Obhut begeben. Du wirst ihn mir formen und die eventuell vorhandene Impertinenz austreiben." Diomedes sah mich ganz perplex an. "Äh..., ja natürlich, Herrin."

    In Begleitung von:


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    CleomedesDiomedes



    Einige Tage nach den Saturnalien war dies mein erster Ausflug in die Öffentlichkeit, den ich seit meiner Rückkehr unternommen hatte. In Begleitung mehrerer Sklaven und beschützt von einem der flavischen Leibwächter, machte ich mich, wenn auch etwas widerstrebend, auf zum Sklavenmarkt. Ich hatte mich zwischen Ajax, dem Thraker oder Diomedes entscheiden können, beides waren langjährige und loyale Sklaven. Da ich allerdings genug von Thrakern hatte, entschied ich mich kurzerhand für Diomedes. Der kahlköpfige, massige Sklave wich nicht von meiner Seite.


    Eigentlich hatte ich kein großes Verlangen, mir einen neuen Sklaven zuzulegen, doch die Vernunft gebot es. In gut einem Monat sollte die Hochzeit stattfinden. Danach würde ich die Villa Flavia verlassen, um den Platz an der Seite meines Gemahls einzunehmen. Bis dahin, so suggerierte man mir, brauchte ich einen neuen Sklaven, der nach und nach Chimerions Aufgaben übernehmen konnte. Wobei ich bei einem neuen Sklaven nicht die gleichen Fehler begehen würde, wie ich sie offensichtlich bei Chimerion getan hatte. Dieser elende Sklave hatte mich mehr als enttäuscht! Hatte ich ihm nicht alle Privilegien geboten, die man einem Sklaven bieten konnte? Dieser Nichtsnutz! Er war geflohen. Wehe ihm, wenn man ihn wieder einfing! Nein, dies war nicht nur der Verlust an Eigentum. Dies war eine grobe Verletzung meiner Empfindungen. Gerade jetzt, wo ich ihn am nötigsten gebraucht hätte, war er einfach geflohen!


    "Herrin, wenn du es wünschst, kann ich mich schon einmal umschauen" flötete mir Cleomedes in mein Ohr. Ich nickte, mehr desinteressiert, und schaute mich gelangweilt um. Der Sklave lief los und sah sich bei den verschiedensten Händlern um.
    Der Sklavenmarkt war heute eher überschaubar. Nur an manchen Standen scharrten sich ein paar mehr Kaufwillige. Ich hatte einen guten Zeitpunkt abgepaßt, um nicht in den größten Trubel zu geraten.
    Nach einiger Zeit kam Cleomedes wieder und berichtete mir, was er an brauchbarer Ware entdeckt hatte. "Herrin, der alte Tranquillus hat noch einen Thraker und einen Germanen. Aber letzterer ist nicht mehr besonders frisch." Bei der Erwähnung des Wortes Thraker, belegte ich den Griechen mit einem vernichtenden Blick. "Was gibt es sonst noch? Ich warne dich, langweilige mich nicht, Cleomedes!" Dass ich ungehalten war, konnte man mir wohl kaum verübeln. Dem Sklaven allerdings, wurde es heiß und kalt zugleich. "Äh, ja. Also da wäre noch ein Parther, den ich weiter vorne entdeckt habe. Ein Kriegsgefangener, Herrin." Cleomedes stockte, als er feststellte, daß es ein Parther war, mit dem Chimerion geflohen war.
    "Ein Parther, sagst du?" Trotz meiner bisher nicht sonderlich guten Erfahrungen mit Angehörigen dieses Volkes, übte der Begriff 'Parther' immer noch eine gewisse Faszination auf mich aus. "Nun gut, dann laß ihn uns einmal anschauen."
    Ich ließ mich von Cleomedes zu dem Stand führen, auf dessen Podest gerade jener Parther gehandelt wurde, von dem der Sklave mir berichtet hatte. Der Sklavenhändler pries gerade den Sklaven in den allerhöchsten Tönen an. Darin unterschied er sich keineswegs von den anderen Vertretern seiner Zunft. Mich jedoch ließ das völlig unbeeindruckt. Ich verließ mich gerne darauf, was ich sehen konnte. In der Tat, der Sklave machte einen guten Eindruck. Aber einen Kriegsgefangenen? Womöglich war er auch so ein Aufrührer, wie dieser Cassim. Natürlich konnte ich mich da auch täuschen. Jedenfalls würde ich diesmal nichts aber auch gar nichts durchgehen lassen! Und mit gewissen Privilegien würde ich auch sehr, sehr sparsam sein. Ich hatte erleben müssen, wohin das führte.
    Ich dachte noch darüber nach, ob ich ein Gebot abgeben sollte, da taten es bereits andere. Offenbar war nicht nur ich davon beseelt, einen Parther zu besitzen. Mittlerweile stand das Gebot bei 800 Sesterzen. Endlich gab ich Cleomedes ein Zeichen, damit er in meinem Namen bieten konnte.
    "Die ehrenwerte Flavia Celerina bietet 15 Aurei!"

    Noch ein Ägyptenliebhaber, dachte ich lächelnd. Aber das war auch kein Wunder! Seit jeher faszinierte dieses Land die Menschen. Umso mehr steigerte dies mein Interesse an dem jungen Mann, der mich über die Märkte begleitete. Offenbar bestand bei ihm, oder zumindest bei einer seiner Verwandten, Bedarf für die exotischen Tuniken aus Parthien. "Nun, wenn ich mich recht erinnere, war es ganz in der Nähe. Fronto hieß der Händler, wenn ich mich nicht irre. Ach ja, deine Tante hat wohl ein Gespür für exzellente Mode? Na, dann solltest du unbedingt Frontos Laden einmal aufsuchen!"


    Doch in der Tat, er hatte mich inspiriert, als er das kleine Tonpferdchen in Händen gehalten hatte. War es zu vermessen, einem Sklaven ein Pferd zu schenken? Chimerion war in den letzten Wochen für mich mehr, als nur ein gewöhnlicher Sklave geworden. Ich vertraute ihm voll und ganz und ja, ich mochte ihn, vielleicht sogar etwas zu viel, als es für die Herrin eines Sklaven wohl gebührlich war.
    "Dieses kleine Tonpferdchen! Ich werde es mit nehmen!" Ich sah mich nach dem Händler um und winkte ich zu mir her. "Du, pack mir dieses Pferdchen ein! Ich möchte es kaufen. Was kostet das?" Der Händler trat sofort in Aktion und griff nach dem Pferdchen. "Du hast gut gewählt, Herrin! Das Pferdchen kostet nur für dich 20 Sesterzen." Mir war natürlich bewußt, daß dies alles nur Schmäh war. Jedem anderen würde der Händler auch 20 Sesterzen abknöpfen. Aber ich hatte keine Lust auf´s Handeln und reichte ihm einige Münzen mehr. "Stimmt so!", sagte ich und schlenderte mit dem Decimer weiter.


    Es war wirklich ein Glück, ihn getroffen zu haben, denn er hatte wahrhaft gute Ideen, was das Schenken betraf. "Mhm, das könnte tatsächlich etwas für sie sein! Aber laß uns doch noch etwas schauen!" Meine Sklavin und apart! Ich konnte mir das Grinsen nicht verkneifen.

    Indem ich bereits wieder plante und an die Zukunft dachte, rückte somit die Vergangenheit ein Stücken von mir ab. Es schien, als könne ich neue Kräfte daraus gewinnen, um wieder die Celerina zu werden, die ich einst gewesen war. Das waren wohl die ersten Schritte zurück in mein Leben, die ich gehen mußte. Und ich ging sie gerne, in der Hoffnung, Gorgus und seinen Mannen eines Tages vollkommen entgehen zu können.
    Ich sah Marcus an und diesmal war mein Lächeln nicht krampfhaft. Diesmal lag soviel Hoffnung darin. Aber glaubte ich, für einen kurzen Augenblick nur, den Hauch von etwas unstetem in seinem Blick zu erkennen? Nein, ausgeschlossen! Er dachte bestimmt, so wie ich. Auch er mußte gelitten haben, als man ihm die Kunde von meinem angeblichen Tod gebracht hatte. Und nun hatte sich doch alles zum Guten gewandt. Nun lag unser gemeinsames Leben direkt vor uns, zum greifen nahe.
    "Ja, ich werde ihn beauftragen, damit er sich mit deinem maiordomus besprechen kann." Wobei ich bei der Planung aktiv dabei sein wollte. Dann nannte er auch schon einen Termin und ich zuckte innerlich zusammen. Die iden des februarius! Das war in nicht ganz zwei Monaten. So schnell schon! Mir war in diesem Moment nicht ganz klar, ob dies gut oder schlecht war. Natürlich war genau dies mein ehrgeizigstes Ziel gewesen, welches ich in den letzten Monaten verfolgt hatte und nun lag es so unmittelbar vor mir. Nein, ich sollte glücklich sein und den Göttern danken, daß ich lebte und daß sie mir einen so stattlichen Bräutigam gegeben hatten.
    "Oh, Marcus, das wäre wundervoll!" entgegnete ich schließlich hocherfreut.

    In Begleitung eines Sklaven, der einen, mit einem Tuch verhüllten Kasten trug, begab ich mich in den Garten, um dem frischvermählten Brautpaar mein Hochzeitsgeschenk zu überreichen. Der schöne sonnige Nachmittag lud gerade dazu ein, sich hinaus zu begeben.
    Natürlich interessierte es mich brennend, wie Epicharis und Marcus mein Geschenk aufnahmen. Ich für meinen Teil, war davon überzeugt, ein besonders attraktives Geschenk gefunden zu haben. Das kleine Äffchen war einfach zu süß! Die letzten Tage hatte ich ja Gelegenheit gehabt, das Äffchen etwas besser kennenzulernen. Nur ungern trennte ich mich jetzt von dem possierlichen Kerlchen, das nun ganz aufgeregt in seinem Käfig herumtobte, während das dazugehörige Weibchen, welches ich für mich selbst gekauft hatte, nun alleine in meinem cubiculum verbleiben mußte.


    Von weitem erkannte ich bereits die Frischvermählten und auch Gracchus und Antonia, während mir ein bärtiger Mann mit einem leeren Jutesack entgegenkam. Ich blieb kurz stehen und sah ihm verwundert nach, dann besann ich mich aber wieder und setzte meinen Weg fort.
    "Salvete", rief ich erfreut, als ich mich der kleinen Gesellschaft näherte. "Mein lieber Marcus, liebste Epicharis, ich würde euch gerne mein Geschenk zu eurer Hochzeit überreischen." Ich winkte den Sklaven zu mir heran, so daß der verdeckte Käfig in den Vordergrund trat. Erwartungsvoll und aufgekratzt, sah ich zu dem Hochzeitspaar, auf das sie ihr Geschenk enthüllten. Ich konnte es kaum erwarten. "Wollt ihr denn nicht einmal nachschauen?" fragte ich mit kindlicher Ungeduld.

    Ich gab mir die größte Mühe, nicht schwach oder gar trübselig zu wirken, auch wenn mir nach guter Laune nicht der Kopf stand. Der pochende Schmerz, der trotz der schmerzlindernden Umschläge, die man mir seit meiner Rückkehr anlegte, noch nicht ganz meinen Körper verlassen hatte, marterte mich. Trotzdem bereitete es mir eine große Freude, Besuch zu erhalten. Ich brauchte jemand, der mir Gesellschaft leistete und mich aus meinen täglichen Alpträumen herauszog und ich bedurfte einem Zuhörer, dem ich mich anvertrauen konnte. Vielleicht war gerade Epicharis die Richtige, die dafür in Frage kam. Erst kürzlich durch ihre Heirat mit Aristides, war sie nun Mitglied meiner Familie geworden. Sie war mir noch nicht so vertraut, wie es Antonia war und gerade deshalb schien sie mir geeignet zu sein, ihr Dinge anzuvertrauen, die ich nur einer Freundin anvertraut hätte.


    Sie zauberte, wie aus dem nichts ein Tellerchen mit einem Honigteilchen hervor, welches mit einer Honigkruste überzogen war. Es sah wirklich verführerisch aus. Auch wenn ich niemals Trost im Essen gesucht hatte, diesmal war ich der Versuchen etwas näher gerückt.
    "Danke! Du bist so freundlich zu mir." Mein Blick blieb noch einen Moment auf dem Honigteilchen. Dann sah ich zu ihr. "Ich hoffe, du hast dich gut eingelebt, Epicharis." Die ehemalige Claudia wirkte selbst in meinem dunklen Zimmer strahlend. Die Ehe bekam ihr offenbar gut. Wie gerne hätte ich ihr geholfen, sich in ihren ersten Tagen zu recht zu finden und sie zu unterstützen. Nun saß sie an meinem Bett und unterstützte mich. Der Gedanke allein daran ergriff mich wieder so sehr, daß ich den Tränen nah war.
    Ich gab der Sklavin ein Zeichen, damit sie ein wenig mehr Licht in mein cubicuum ließ. Mich störte die Dunkelheit nicht, doch für Epicharis mußte sie befremdlich wirken. Die Sklavin zögerte nicht lange. Das eindringende Licht breitete sich im ganzen Raum aus und es ließ auch erahnen, was mir zugestoßen war. Einige Verbände waren noch um meine Arme geschlungen. Trotz der vorher herrschenden Dunkelheit hatte ich auf eine hauttönende Kosmetik bestanden, die allerdings nicht alles verstecken mochte. Doch die schlimmste Narbe, für die es keinen Verband und keine Kosmetik gab, befand sich in meinem Inneren- meine Seele.

    Immer wieder eine neue Erfahrung bot der Besuch der unzähligen Märkte dieser Stadt. Die niemals endende Suche nach den neuesten und ausgefallensten Modetrends hatte mich wieder einmal in die Stadt getrieben. Irgendwann, als das Gedränge mir zu viel wurde und meine Sänfte sich nicht mehr ihren Weg bahnen konnte, entschied ich mich kurzerhand, die Sänfte stehen zu lassen und zu Fuß weiterzugehen. Wie immer, war ich in Begleitung meiner Sklaven, die mich in jeglicher Weise zu unterstützen hatten. Ylva übernahm dabei die Farb- und Typberatung, wenn es mich denn tatsächlich zu einem der unzähligen Stände trieb, an denen es Damenbekleidung gab. Meinen Leibwächter hatte ich wieder einmal dazu verdonnert, unter anderem auch als lebendiger, wandelnder Kleiderständer zu fungieren. Es dauerte nur wenige Stunden, bis ich mich mit einigen neuen Tuniken, einer herrlichen Palla und zwei Paar Sandalen aus Ägypten eingedeckt hatte. Auch meine liebe Ylva war nicht ganz leer ausgegangen. Für sie hatte ich eine besonders hübsche Tunika gefunden, die wunderbar zu ihrem blonden Haar paßte.
    Ich war heute wirklich allerbester Laune. Nichts konnte mich heute ins Wanken bringen, nichts jedenfalls, was mir in den Sinn gekommen wäre.


    Ich hatte bereits den nächsten Stand mit seinem großartigen Angebot anvisiert und gemeinsam mit Ylva steuerte ich denselben mit großen Schritten an, nur gefolgt von einem fluchenden Thraker, der nun für alle Welt unübersehbar die Früchte meines Einfaufs trug.
    Ylva und ich waren bereits im Reich eines orientalischen Stoffhändlers verschwunden, während ganz Schreckliches unweit unseres Standortes geschah. Glücklicherweise war ich nicht Zeugin dieses verehrenden Unfalls geworden, bei dem nicht nur eine meiner neuerworbenen Tuniken in Mitleidenschaft geraten waren.

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    Einige Tage waren Vergangen, seit der wunderbaren Heimkehr der Flavia. Da sie sich noch immer unpäßlich fühlte und aufgrund ihrer vielen Plessuren nicht das Haus verlassen wollte, war Cleomedes in geschäftlichen Dingen zu ihrer rechten Hand geworden. Er trug Briefe aus, machte Besorgungen für seine Herrin und handelte auch in ihrem Namen diverse Geschäft aus. Sie war sehr zufrieden mit ihm gewesen, hatte er sich doch als sehr zuverlässig und auch sparsam erwiesen.
    Aus diesem Grund hatte Celerina ihn mit einem Beutel voller Geldstücke losgeschickt, um sich nach einem passenden Ersatz für ihre Sklavin zu suchen, die so tragisch ums Leben gekommen war.
    Drei Dinge sollte er sich merken:
    1. Sie sollte nicht die Welt kosten!
    Damit hatte Cleomedes keinerlei Probleme. Er war ein zäher Hund, wenn es darum ging, den günstigsten Preis zu handeln, oder im rechten Moment die Finger davon zu lassen.
    2. Sie sollte eine Dame bedienen können!
    Was immer das auch hieß. Was war an Damen anders als an Herren? Er kratze sich am Kopf. Nun ja, das würde doch so ziemlich jede hin bekommen, dachte er in seinem jugendlichen Leichtsinn.
    3. Sie sollte unter keinen Umständen blond sein!
    Warum die neue Sklavin nicht blond sein durfte, wußte Cleomedes nicht. Doch Celerina hatte dies nicht ganz unbegründet erwähnt. Schließlich hatte sie ihren Verlobten nun schon einigermaßen gut kennen gelernt und war auch schon einige Male zu Besuch in der Villa Aurelia gewesen. Dabei war ihr aufgefallen, daß Corvinus offenbar einen Faible für blonde Sklavinnen haben mußte, was sie daher zur Vorsicht mahnte. In gewisser Weise war Ylvas Tod vielleicht doch nicht...


    So schlenderte Cleomedes also über den Markt und blieb vor dem Stand des alten Sklaventreibers Tranquillus stehen. Dort handelte man gerade eine hübsche dunkelhaarige Sklavin. Armes Ding, dachte er kurz. Glücklicherweise war ihm bisher ein solcher Auftritt erspart geblieben. Er war schon immer Sklave gewesen und hatte schon immer den Flaviern gedient und er hoffte, das auch bis an sein Lebensende tun zu dürfen.
    Er sah wieder zu der Sklavin. Zweihundert, das war fast ein Klacks!
    Unglücklicherweise hatte er nicht den Beginn der Versteigerung miterlebt, sonst hätte er gewußt, warum das Mädchen so günstig angeboten wurde.


    Bevor er sich endgültig entschloß, besah er sich die Sklavin ein drittes Mal. Sie war günstig, Damen bedienen konnte jeder und sie war nicht blond! Also die ideale Sklavin!


    "Zweihundert Sesterzen!" rief er ganz stolz. Dies war sein erster Sklaveneinkauf. Die domina würde mit ihm zufrieden sein!

    Ich wollte ihm Glauben schenken. Protestierte er doch so vehement gegen diese Sektierer. Doch sollte ich eines Tages eines ihrer Zeichen bei ihm entdecken, dann gnadeten ihm die Götter! Im Hause einer Familie, die so sehr verbunden war mit dem Dienst an den Göttern, konnten keine Anhänger dieser Christianer geduldet werden. Aber dies sollte mich nun nicht mehr beschäftigen.


    Noch immer beobachtete ich ihn, auch als er sich neben mich legte. Dieses Bett mußte um ein Vielfaches angenehmer und komfortabler gewesen sein, wie seine in der Sklavenunterkunft. Ab und an hatte ich mir bereits überlegt, ihn vor der Tür meines cubiculums nächtigen zu lassen, so wie es für Leibwächter üblich war. Doch dann hatte ich den Gedanken wieder verworfen. Was sollte mir hier im Hause meiner Familie denn schon geschehen?


    Ich spürte nun Chimerions warmen Körper ganz dicht neben meinem. Meine Augen glitten an ihm herab. Ich hatte schon immer eine Vorliebe für schön geformte Körper und dieser hier zählte dazu. Ich wollte ihm auch in Zukunft Gelegenheit dazu geben, ihn so zu erhalten, wie ich ihn mochte. Mit einer gezielten Leibesertüchtigung war das zu bewerkstelligen.
    "Wir werden sehen!" antwortete ich leise auf seine Frage und strich dabei sanft mit meiner Hand über die feste Haut seines Armes. Dann zog ich ihn langsam zu mir her.

    Wahrscheinlich lag es an dem hispanischen Blut, welches in meinen Adern floß, daß ich derartig in Rage geriet. Doch was zu viel war, war zu viel! Dabei bekam ich beinahe schon Mitleid, mir Aristides, dem es schrecklich peinlich sein mußte, wenn es um die Taten seines Sklaven ging. Doch eines wußte ich, kein Flavier, der in diesem Haus weilte, würde ein solches Betragen dulden und ungestraft lassen. Nicht von einem Sklaven!
    "Ja, bedroht! Stell dir vor! Geben wir ihnen denn nicht alles was sie brauchen, Essen, Arbeit, ein Dach über dem Kopf? So bekommen wir es gedankt!" Meine Güte war manchmal unerschöpflich! :D
    Aber ich sah schon, ich war an der richtigen Adresse. Marcus würde keine Sekunde zögern und diesem Sklaven den nötigen Respekt beibringen. Er gehörte nicht zu jenen, die allzu viel durchgehen ließen, wie diese neumodischen Sklavenhalter, die sich womöglich bei ihren Sklaven noch entschuldigten. Jeder Sklave brauchte eine starke Hand, die ihn leitete und gegebenfalls auch strafte.
    "Danke, mein Lieber. Für mich bitte Saft, mit Wasser verdünnt, wenn dies möglich wäre." Schließlich musste frau ja auf die schlanke Linie achten, gerade jetzt, da ich mich erst kürzlich verlobt hatte. Keine Frage, Marcus war ein Kavalier erster Güte! Statt einen Sklaven zu rufen, erhob er sich selbst, um für die Getränke zu sorgen. Epicharis konnte sich wirklich glücklich schätzen, einen solch guten Fang gemacht zu haben. Für einen kurzen Moment fragte ich mich, ob dies auch auf mich zutraf. Aber natürlich, mein Marcus war mindesten genauso gut!
    "Nichts anderes hatte ich erwartet, mein lieber Marcus! Schicke ihn nur zu mir. Ich möchte, daß er sich bei mir demütigst für seine Tat entschuldigt." Das wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen! Wer zuletzt lachte, lachte immer noch am besten.
    Während ich mich schon auf meine Rache freute, gab es wohl Versorgungsschwierigkeiten, was mein gewünschtes Getränk betraf. Nun mußte er doch einen Sklaven rufen lassen. Nun ja, seinen guten Willen hatte er ja gezeigt.
    "Ja," seufzte ich. "Wem sagst du das? Wobei ich sagen muß, mit meinem neuen Leibwächter hatte ich großes Glück." Nur Ylva brachte mich gelegentlich zum Wahnsinn. "Aber laß dir nur nicht dieses neumodische Zeugs einreden! Es gibt nichts besseres, als die Sklavenhaltung. Das war schon immer so und wird auch so bleiben. Stell dir nur vor, man müsste diese Leute auch noch bezahlen? Im Nu wären wir ruiniert!""Äh, Moment, sagtest du Hannibal? Dieser Schuft! Belogen hat er mich also auch noch! Unglaublich!" Die Zornesröte stieg mir wieder ins Gesicht. Was erlaubten sich diese Sklaven!